- Deutscher Titel: Alien Convergence - Battle in the Sky
- Original-Titel: Alien Convergence
- Regie: Rob Pallatina
- Land: USA
- Jahr: 2017
- Darsteller:
Caroline Ivari (Emma Harper), Stephen Brown (Benjamin Robbins), Ikaika (Ishiro Tsubaraya, als Cedric Jonathan), Michael Marcel (Freddie), Mishone Feigin (Bruce), Ana Zimhart (Sandrine), Britt George (General Wesley Augustin), Dennis Renard (Doran)
Vorwort
Eines schönen Tages entdecken NASA-Astronom Ben Robbins und sein Gehilfentschakkl drei merkwürdige Meteoriten mit Absturzkurs Erde. Die Entdeckung ist ungewöhnlich, alldieweil die kosmischen Objekte im Anflug massiv an Masse verlieren, dabei aber beschleunigen – eher untypisches Verhalten für schnöde galaktische Felsbrocken. Die Meteoriten schlagen hart, aber ungerecht ein, und zwar, wie’s der Deibel so will, jeder für sich in einem Nervenzentrum des (wie wir alle wissen, infrastrukturell eher mauen) nordamerikanischen Stromnetzes. Folge: Blackout über großen Teilen der USA. So fällt dann auch eher nicht auf, dass aus den gerissenen Kratern etwas seltsam Tentakelartiges herausschleimt…
In einem abgelegenen Winkel der kalifornischen Wüste geht dieweil Emma Harper mit ihrem Team ihrem Tagwerk nach. Emma, ehemalige Klasse-Pilotin, ist nach einem Absturz mittelmäßig traumatisiert und bleibt nun lieber auf dem Boden der Tatsachen, arbeitet allerdings an einem neuronalen Interface, das es behinderten Piloten, die in Ausübung ihres Dienstes Arme, Beine oder sonstige wesentliche Körperteile verloren haben und dadurch nicht mehr flugtauglich sind, ermöglichen soll, wieder ins Cockpit zu steigen und ihre Flattermänner per Gedankenkontrolle zu steuern. Noch beschränkt sich der Einsatz von „Projekt Neuro“ auf Drohnen, die das mehr oder weniger gut gelaunte Quintett teilamputierter Ex-Flieger vom Boden aus steuert, aber der Einbau der Tech in so ein richtig echtes Flugzeug ist nach Emmas Ansicht nur noch eine Frage der Zeit. Aber selbst in der Wüste macht sich der Meteoritenabsturz bemerkbar – Rauchsäulen am Horizont, ausgefallene Handynetze. Emma macht sich Sorgen um ihren Papa – das ist kein anderer als Ben Robbins.
Unter gewissen Schwierigkeiten erreicht Emma das väterliche Observatorium, wo Vater und Tochter sich schon nach wenigen Minuten erstaunlich ankotzen. Vater findet, dass Emma ihr Absturztrauma etwas zu sehr dekorativ spazieren trägt, Töchtling meint, dass ihr (im Rollstuhl hockender) Erzeuger nicht supportiv genug wäre und ihre Forschungsarbeiten ja ruhig auch mal wertschätzen könnte. Man scheidet im Streit.
Ben schreitet zur Inspektion der nächsten Absturzstelle, gesichert doch immerhin von einem (1) Streifenpolizisten. Als blödester Wissenschaftler der Welt stürzt Ben erstmal mit samt seinem Rollstuhl in den Meteoritenkrater, wird aber vom freundlichen Dorfbullen wieder rausgezerrt. Dann packt er mit bloßen Patschhänden Bruchstücke des Meteoriten an, weil er ja Proben braucht. Wenn ihn ein Alien fressen würde, ich würde applaudieren.
Kontakt mit der außerirdischen Lebensform, die, wie wir per Inserts mittlerweile wissen, von den niedergemachen Kraftwerken aus allerlei zerstörerischen Schabernack anrichten, macht aber zunächst Emma mit ihrer Truppe. Sie werden Zeugen, wie zwei Fighterjets vergeblich versuchen, ein fliegendes Monster anzugreifen. Die Operation scheitert, weil das Viech schlicht und ergreifend nicht richtig zu sehen ist. Betrachtet man die Situation aber durch Emmas superspezialen Neuronalhelm, ist das Biest klar und deutlich zu erkennen (und sieht aus wie ein verunglückter mittelalterlicher Drache nach der Wurmkur). Ergo: das Alien strahlt irgendeine Art Welle aus, die die normale optische Wahrnehmung des Betrachters stört, durch die neuronalen Gedankenfilter des Helms aber ist es sicht- und attackierbar.
Im sicheren Wissen, eine funktionierende Geheimwaffe gegen die Alien-Brut gefunden zu haben, entscheidet Emma, dass man den nächstbesten Luftwaffenstützpunkt aufsuchen und dort seine Hilfe aufdrängen will. In Tucson, Arizona, wird man fündig. Wider Erwarten gelingt es Emma, den örtlichen vorstehenden General von ihren Kredentialen und Absichten zu überzeugen. Als Aufseher über den größten Flugzeugfriedhof jenseits des Bermuda-Dreiecks erteilt er ihr die Erlaubnis, sich aus den herumstehenden Kisten diejenigen auszusuchen, die ihr am besten geeignet für die Umrüstung auf Neuro-Steuerung erscheinen. Stellt sich nur noch die Frage, wer den ersten Flieger steuern soll.
Da Emmas Team größtenteils aus Idioten besteht und Emma selbst aus erwähnten Gründen nicht fliegen will, braucht es eine Gewissensentscheidung von Ben Robbins, der vor seinem eigenen Unfall selbst ein Meister-Pilot war. Emma verpasst ihm einen Crash-Kurs in Neuro-Jet-Steuerung, und Zeit wird’s, denn die drei Aliens sorgen für ordentlich Budenzauber in der Zivilisation…
Inhalt
Ich könnte jedes meiner Asylum-Reviews mit dem gleichen Satz anfangen – it’s an Asylum movie, you know what to expect. Aber in letzter Zeit hat sich die Irrenhausbelegschaft ja ein bisschen Nerd-Credibility erkauft, zum einen durch den immerwährenden Erfolg des „Sharknado“-Franchise, den man mit Heulen und Zähneklappern akzeptieren muss, zum anderen durch die Syfy-TV-Serie „Z Nation“, von der schöne und intelligente Menschen zutreffenderweise behaupten, sie wäre viel besser als das langweilige „Walking Dead“.
Wer glaubt, dass Asylum deswegen an den Grundfesten seines Geschäftsmodells schrauben würde, sieht sich getäuscht. Neben „Prestigeprojekten“ wie „Z Nation“ und den bewusst als solchen angelegten Kult-Trashern wie „Sharknado“ oder „X-headed Shark Attack“ kloppt der Laden nach wie vor hanebüchene Mockbuster raus, die sich wie seit Jahr und Tag mehr oder weniger eng an brandneues Blockbuster-Kino anhängen. Und wenn Ridley Scott seinen Ruf mit „Alien Covenant“ selbst schon schändet, kann man eigentlich auch Asylum nicht böse sein, wenn sie zu diesem Thema „Alien Convergence“ nachlegen.
Wie man der obigen Inhaltsangabe unschwer entnehmen kann, hat „Convergence“ mit „Covenant“ nicht das Geringste zu tun. Angesichts der, äh, enthusiastischen Aufnahme, die „Covenant“ bei „Alien“-Fans gefunden hat (von der Asylum aber auch nix wissen konnte) mag das nicht die schlechteste Idee gewesen sein, der Haken, und der ist ja immer dran, ist halt, dass Asylum und dem gedungenen Schreibknecht … nichts anderes eingefallen ist. „Convergence“ ist Asylum-Storytelling der unerfreulicheren Sorte – alles, was irgendwie interessant (aber eben auch teuer), spannend (dito) oder wenigstens halbwegs unterhaltsam gewesen wäre, findet zu 99 % off-screen statt, und statt einer fröhlichen Monsterbalgerei, die man unter der (doofen) Prämisse (die Angreifer kommen tatsächlich von friggin‘ Mars. Ein Wunder, dass der Hobel nicht als dritter Teil der hauseigenen „Krieg der Welten“-Reihe vertickt wird) vielleicht noch erhoffen könnte, bekommen wir ein dröges Fliegerdrama mit plombenziehender Father-and-Child-Reunion, die beim Hausfrauensender Lifetime (für den Asylum ja auch schon produziert hat, u.a. das hierzulande als reißerischer Torture-Porn vermarktete Entführungsdrama „Gedemütigt – Nackt in Ketten“) besser aufgehoben wäre als im DVD-Schrank eines actionorientierten SF-Freundes.
Ist schon klar, warum Asylum diesen Weg geht – Gequassel ist nunmal billiger zu filmen als Monster-Rampage und die Wüste kostet auch weniger Geld als ne Stadt, in der man sich um Drehgenehmigungen, Absperrungen und ähnlichen Käse kümmern müsste – man kann ja schließlich auch CGI auf ein paar Archivaufnahmen von Downtown L.A. legen…
Nun sollte ich eigentlich der letzte sein, der sich darüber beschwert, wenn ein SF-/Action-/Horrorfilm auch mal ein bisschen charakterorientierter daherkommt, aber „Convergence“s zentraler Konflikt zwischen Tochter Emma und Papa Ben ist so… „basic“, so „Kreativschreiben 101“… so simpel, dass man mutmaßlich in einer Drehbuchautorenschule in der ersten Stunde lernt, einen solchen Konflikt zu schreiben und in der zweiten, es nie wieder zu tun. Zudem baut … diesen Konflikt dann auch noch miserabel auf – Emmas „Absturz“ wird zwar alle Nase lang von allen möglichen Figuren thematisiert, aber nicht einmal wirklich konkretisiert. Als Zuschauer haben wir also keine Ahnung, ob Emmas Trauma in irgendeiner Form gerechtfertigt ist oder ob sie am Ende doch nur eine whiny bitch ist, wie ihr Vater anfänglich zu vermuten scheint. Möchte man am Anfang auch noch wüst ins Blaue vermuten, dass Emmas Absturz, ihr Trauma und das Herumrollen ihres Vaters im Krankenkassenchopper in Verbindung stehen, aber nix – eine halbe Stunde vor Schluss erfahren wir, dass Paps einen Autounfall hatte, der mit Emma nichts zu tun hatte. Sowas ist einfach schlampiges Schreiben. Andererseits – was erwarten wir von einem Script, in dem ein professioneller NASA-Mitarbeiter ohne jede Ausrüstung zu einem Meteoriten-Crashsite pilgert und dort mit seinem Gehstock und bloßen Händen in den Gesteinsbrocke herumpuhlt…
Für gar nicht mal so schlecht halte ich die Idee, mit der die Neuro-Technik in die Plotte integriert wird. Der Gedanke, dass die Aliens eine Art wahrnehmungsstörendes Kraftfeld ausstrahlen, das durch die Gehirnkontrolltechnologie Emmas neutralisiert wird, ist fast mehr Einfallsreichtum als ich einem durchschnittlichen Asylum-Klopper zutraue. Dass das Gimmick aber letztendlich nicht arg viel zur Sache tut (weil ein Luftkampf mit Gedankentechnik nun auch nicht wesentlich anders aussieht als ein Luftkampf ohne…), wird niemanden sonderlich überraschen, aber Asylum erspart sich damit die Mühe, einige CGI-Sequenzen ordentlich rendern zu müssen. Immerhin, gutwillig kann man dem Streifen ein Herz für die Inklusion behinderter Menschen unterstellen (auch wenn’s am Ende natürlich Emma ist, die den Tag rettet und keiner der Gehandicapten).
Insgesamt hat der Film weniger mit „Alien“ und dort vertretenen Topoi zu tun als mit kaiju-Filmen, insbesondere denen mit „Rodan“, d.h. er hätte es, wenn wir die Zerstörungsszenen mal länger als ein-zwei Sekunden sehen dürften. Dass die Aliens intelligent sind und nicht nur blind zerstörungswütige Monster, muss man den Charakteren einfach glauben (oder auch nicht, denn letztlich sind wir uns als Zuschauer ziemlich einig daran, dass sie allesamt nicht unbedingt den Grand Prix of Common Sense gewinnen würden), und ob man wiederum mit den Charakteren mitfiebert, hängt stark davon ab, wie sehr man weinerliche Halb- bis Vollpfosten leiden kann, für die oft genug ihre persönlichen Problemchen deutlich vor der globalen Apokalypse angesiedelt zu sein scheinen (wiederum andererseits: die drei lausigen kaiju sind eine Bedrohung für die gesamte Welt? Natürlich wieder mal nur insofern, als die Welt nach Ansicht von Asylum aus den USA und nix weiter besteht. Der Donald, der Trump, der Depp, der wird den Film mögen, sofern er ihm geistig zu folgen vermag).
Die FX sind selbst für Asylum-Verhältnisse reichlich meh. Sowohl das langweilige Charakter-Design, das die angeblich so fremdartigen Aliens wie handelsübliche Drachen wirken lässt (man hätte den Film auch als „Dragon Invasion“ verkaufen können und niemand hätte sich beschwert. Zumindest nicht über den Titel), als auch die Animation selbst (oft genug sind die Kreaturen im Flug stocksteif, d.h. außer dem Flügelschlag bewegt sich nichts. Statuen mit Flügeln) sind schwach, das Compositing ist etwas besser als bei vielen CGI-lastigen Asylum-Filmen, dafür ist sich der Film nicht einig, welche Farbe die Bestien denn nun haben.
Regisseur Rob Pallatino, bislang einer der Stamm-Cutter im Asylum-Stall, hat auch nicht wirklich ein Händchen dafür, die unvermeidlichen Schwächen eines Low-Budget-Films zu kaschieren oder dann wenigstens das Tempo so hoch zu halten, dass einem cheap- and shoddyness erst im Nachhinein wirklich auffallen. Da gibt’s durchaus größere Talente im Regiepool der Klitsche, deucht mir.
Der Score von Ridenhour/Cano haut wie üblich mächtig auf die Kacke, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, ob irgendwas auf-die-Kacke-hau-wertes gerade über den Bildschirm flimmert (hint: tut es eigentlich nie). Irgendwelche „Splatter“- oder Horror-FX sind nicht zu vermelden – weswegen die FSK den Streifen korrekterweise auch mit einer 12er-Bescheinigung aus dem TÜV gelassen hat; jetzt spielen die Vertreiber das Spielchen also auch schon mit der 12/16-Kombination (von 16/18 sind wir das ja durchaus gewohnt).
Schauspielerisch wird sehr dünnes Sperrholz gebohrt, zumal unsere irren Freunde sich auch keinen namhaften Ex-Star zum Groß-auf’s-Poster-Klatschen geleistet haben. Stephen Brown ist wohl noch der „größte“ Name, der ist zumindest ein Routinier, der seit langem im Geschäft ist, zwar selten bis nie Hauptrollen abgreift, aber zumindest in kleinen Parts nicht unangenehm aufzufallen scheint. Für Caroline Ivari als Emma stellt „Alien Convergence“ die erste Hauptrolle dar. Ich zweifle ein wenig, dass noch wahnsinnig viele folgen werden, denn für mehr als bessere Komparserie fehlt ihr einfach die Ausstrahlung. Von den diversen Nebendarstellern sorgt praktisch niemand dafür, dass er sich nachhaltig im Gedächtnis hält, eine kleine Ausnahme ist Ana Zimhart als Sandrine, die zumindest sympathisch genug rüberkommt, um ihr tatsächlich zusehen zu wollen.
Bleibt abschließend noch eine Frage zu klären – was hat es mit dem „Convergence“ auf sich, mit dem Asylum sich an „Covenant“ zumindest halbwegs lautmalerisch zu hängen versucht? Nun, die Alien-Viecher können sich durch Ineinanderfließen („to converge“) zu einem Giganto-Alien „vereinigen“. Es ist ein bisschen um die Ecke gedacht, aber mei, wenn’s ein paar Einheiten mehr absetzt…
Fazit: „Alien Convergence“ ist mockbustertechnisch für Asylum ein Rückschritt – praktisch keine Bezüge auf den kopierten Blockbuster, statt dessen ein langweiliges Familiendrama im Pilotenmilieu vor dem Hintergrund einer überschaubaren Alien-Invasion (das hört sich fast an wie einer der Academy-Award-nominierten Filme aus „Die nackte Kanone 33 1/3“) mit schwachen Effekten, langweiliger Schauspielerei und nur wenigen eigenständigen, dafür aber verschwendeten Ideen. Einer für die Hardcore-Asylum-Komplettisten.
(c) 2017 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 8
BIER-Skala: 3
Review verfasst am: 13.11.2017