Alarmstufe 1

 
  • Deutscher Titel: Alarmstufe 1
  • Original-Titel: Prime Risk
  •  
  • Regie: Michael Farkas
  • Land: USA
  • Jahr: 1984
  • Darsteller:

    Toni Hudson (Julie), Lee Montgomery (Michael), Sam Bottoms (Agent Yeoman), Keenan Wynn (Dr. Lasser), Clu Gulager (Agent Minsky), Lois Hall (Dr. Holt)


Vorwort

Michael Fox (hmmm…), ein typischer amerikanischer Teenager, hat Probleme (wer nicht?). Seine Eltern wollen ihm sein teures Hobby, den Pilotenschein, nicht finanzieren und seine döselige Hausbank hat seine eingezahlten Ferienjobersparnisse verschlampt (damit kann ich mich schon mal identifizieren). In seiner Not geht Michael auf das Angebot der genialistischen Computer-Superblickerin Julie ein, ein paar unauthorisierte Abhebungen am lokalen Geldautomaten vorzunehmen (sie ist auf die Bank deswegen nicht gut zu sprechen, weil sie einen in Aussicht gestellten Job nicht gekriegt hat). Mit ihren technischen Fähigkeiten gelingt es den Kids tatsächlich, etliche Scheckkarten samt Geheimnummern zu fälschen. Ihr Equipment führt sie aber auf die Spur mysteriösen Mikrowellenverkehrs, der Julie spanisch vorkommt. In der Tat hocken unter der Tarnung einer Autowerkstatt fiese feindliche Agenten, die daran arbeiten, mit Störsendern den gesamten inneramerikanischen Zahlungsverkehr zu blockieren, was in Nullkommagarnix den Zusammenbruch der Weltwirtschaft bewirken würde. Mit ihren brisanten Informationen und verfolgt von den Spionen schlagen sich die Kids nach Washington D.C. durch, doch beim FBI glaubt man ihnen natürlich kein Wort…


Inhalt

Wieder einmal holt mich die Vergangenheit ein. Den Film kenn ich bestimmt schon seit fuffzehn Jahren und bin sogar stolzer Besitzer einer tollen VHS-Originalkassette unter dem Titel „Alarmstufe 1“ aus dem ruhmreichen Hause Bild-am-Sonntag-Video (Ihr wißt ja, der den Lesern der entsprechenden Postille durchaus niveaumäßig nahestehender Videopublisher, der der Welt Kaufvideos von großen Klassikern wie „Space Mutiny“ oder „Galaxy der Zeitlosen“ bescherte). Irgendwo schimmelt das Tape heute noch rum, aber, wo BamS-Video draufsteht, kann Best Entertainment im erklärten Bestreben des Labels, jeden noch so schwachmatigen Grützefilm auf DVD zu pressen, nicht weit sein. Und so flatterte mir „Prime Risk“ nun auch als DVD ins Haus.

Ich denke, die Zielrichtung des Streifens ist klar – nach dem Welterfolg von John Badhams heutzutage zwar rettungslos veralteten „WarGames“ versuchte sich der ein oder andere unabhängige Filmemacher an kostenbewußt, aber möglichst gewinnträchtigen Nachziehern – auch „Prime Risk“ versucht nix anderes, als „WarGames“ für Arme zu sein und teilt sich daher schon mal ein grundsätzliches Problem mit dem berühmten (und, um’s vorweg zu nehmen, xmal besseren) Vorbild: es ist *so* veraltet… Man kann über primitive Computertechnologie in älteren Filmen ja durchaus hinwegsehen, aber halt extrem schwer in solchen Streifen, die elementar auf die prominent ins Bild gesetzte Technik setzen. Wenn in „Prime Risk“ fröhlich mit 5 1/4-Zoll-Disketten (sowas gab’s mal vor 3,5-Zoll-Disketten und die gab’s mal vor CD-ROMs…) und grün-weiß-gestreiftem Endlospapier (die gaaaanz alten unter uns erinnern sich) vor Grünmonitoren hantiert wird und alle Beteiligten die angemessen baß-erstaunt beeindruckten Gesichtsausdrücke ob der geradezu futuristischen Technologie aufsetzen, kann man sich 20 Jahre später (scheiße, wird man alt) einen gepflegten Grinser kaum verkneifen. Ist aber bei Leibe nicht das einzige Problem, dass „Prime Risk“ sich auflädt, und die meisten anderen haben recht wenig mit dem mittlerweile eingetretenen Zeitablauf zu tun. Eines davon ist das hirnamputierte Technobabble, mit dem die Charaktere um sich schmeißen und das jemanden wie moi, der mehr oder minder mit der zeitgenössischen Technik aufgewachsen ist, verzweifelt ins Kissen heulen lässt. Das nächste ist die transusige Handlungsentwicklung, die über die Hälfte der Laufzeit braucht, um aus einer etwas planlosen Teenieklamotte den beabsichtigten Cold-War-Agentenreißer zu machen (wäre nicht irgendwo in der ersten Filmhälfte ein blutiger Mord eines feindlichen Killeragenten zu sehen, könnte man meinen, man wäre in einer x-beliebigen High-School-Gurke gelandet) – in der zweiten Filmhälfte ist zumindest das Tempo recht hoch und es entwickelt sich, aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz, sogar eine gewisse Spannung (für eher anspruchslose Gemüter, versteht sich). Ebenfalls ein Problem sind machen Plotholes von den Ausmaßen eines Jumbojets (die beiden FBI-Agenten, die dafür zuständig sind, ein paar „harmlose“ Geldautomatenknacker wie Julie und Michael dingfest zu machen, sind rein zufällig auch die, die für die Sicherheit des zentralen amerikanischen Supergeheim-Bankverkehrscomputer sind?) – ok, man merkt, der Film richtet sich an ein eher juveniles Publikum und handelt nach der bewährten (und, wie schon bei Filmen wie „IFO Air Racing“ o.ä. angemerkt, nicht unbedingt zutreffenden) Devise „keep it simple“. Da möchte man sich schon fragen, warum die DVD ein blaues FSK-16-Papperl ziert (wenn mich nicht alles täuscht, war bzw. ist meine Tape-Version ab 12) – einfache Antwort, völlig aus dem Nichts und recht unnötigerweise gibt’s zwei für den Kontext dieses Films ziemlich blutige Szenen (IMHO jetzt aber auch nicht so schlimm, dass es zur Not nicht ab 12 durchgegangen wäre, im Zeitalter der Lex Peter Jackson), die, wenn mich nicht alles täuscht, in der alten Videofassung geschnitten gewesen sein könnten (lange her, sorry).

Regieeintagsfliege Michael Farkas bemüht sich ansonsten um eine angemessen flotte Inszenierung des eigenen Scripts (das, hüstel, action set piece, eine Verfolgungsjagd auf einem Provinzflughafen, ist gar nicht mal sooooo übel) und dank des Kameraaltmeisters Mac Ahlberg (der auch „Re-Animator“ fotografierte und gerüchtehalber auch Stuart Gordon bei der Regie unter die Arme griff) sind die Bilder nicht gerade weltbewegend, aber zumindest von einer handwerklichen Professionalität. Ganz besonders scheußlich ist allerdings die ohrenfolternde Musik von Phil Marshall.

Große darstellerische Leuchten muss man in einer verhältismäßig kleinen Produktion wie dieser nicht suchen. Toni Hudson (Julie) versucht eine gewisse sympathische Natürlichkeit in Einklang mit ihrem rechthaberischen Charakter zu bringen und ist dabei begrenzt erfolgreich. Ihren größten Leinwandauftritt dürfte eine kleine Rolle in „Leatherface: Texas Chainsaw Massacre III“ darstellen. An ihrer Seite ist mir Lee Montgomery (Michael) im zarten Alter von 23 Lenzen einfach zu alt für seine Rolle (da hätte ein Berufsmilchgesicht wie Michael J. Fox oder Ralph Macchio weniger Probleme). Montgomery agierte u.a. im klassischen Curtis-Grusler „Burnt Offerings“ und John Cardos‘ SF-Horror „Mutant“, hat aber die Schauspielerei offenbar seit 1987 aufgegeben. Als FBI-Agent Yeoman präsentiert sich Sam Bottoms, dem entsprechenden Schauspieler-Clan zugehörig, und zuletzt in „Seabiscuit“ am Werk gewesen. Altmime Keenan Wynn („Dallas“) erfüllt die Schurkenrolle relativ entspannt.

Bildqualität: Okay, es ist ’ne Scheibe von Best, ja, aber trotzdem ist es mal wieder eine mittlere Frechheit, was das Label hier auf Silberscheibe klatscht. Nicht nur, dass die Disc offenbar mal wieder so dolle ge-authored ist, dass mein Player nach langer Zeit streikte, nö, der Vollbildtrasnfer ist von einer üblen Grottigkeit, wie sie mir trotz etlicher Best-Sichtungen in den letzten Wochen schon lang nicht mehr vorgekommen ist. Das Bild ist extremst verrauscht, zeichnet sich durch keinerlei Detail- und Kantenschärfe auf, wird durch Nachzieher geplagt und löst sich schon bei minimalsten Zoomstufen in seine pixeligen Bestandteile auf. Was da in der Kompression passiert ist?? Auf jeden Fall bin ich mir ziemlich sicher, dass meine alte BamS-Kassette besser aussieht…

Tonqualität: Und vermutlich auch besser klingt. Wie üblich begnügt sich Best mit einem Dolby-5.1-Split (natürlich nur in deutscher Sprache) – heftiges Grundrauschen ist zu vermelden, die Dialoge klingen matschig-dumpf, die Soundeffekte sind viel zu leise und die Musik zu hell. Kurz: da stimmt gar nix.

Extras: Extras? We don’t need no stinkin‘ extras. Trailershow mit den beliebten Trailern auf „Dune“ und „Der Smaragdwald“. Been there, seen that (dozens of times…).

Fazit: Theoretisch wäre „Prime Risk“ trotz seiner Schwächen ein irgendwie charmant-naiver Low-Budget-Aufguss von „WarGames“, der gerade durch seine vollkommen veraltete Technik und seine hanebüchenen Dialoge (nicht nur im Technobabble wird die Peinlichkeitsgrenze mehr als einmal gestreift) einen soliden Trash-Unterhaltungswert hätte, vor allem für People wie mich, die eben in den 80ern aufgewachsen sind und eine ganz andere Perspektive auf dieses Jahrzehnt haben. Da kann dann auch mal ein solcher Film, wenn er, trotz Anlaufschwierigkeiten wie dieser, recht flott inszeniert ist, Spaß machen. Die grauenerregende DVD von Best Entertainment kann einem aber jeden Spaß am Film verleiden – für einen Joseph-Lai-Film wäre diese Art Filmpräsentation gerade noch akzeptabel, aber in jedem anderen Fall, so auch diesem, ist eine solche DVD-Umsetzung ein Fall für die Mülltonne (es sei denn, man MUSS den Film aus irgendeinem Grund unbedingt haben, denn es scheint derzeit die weltweit einzige DVD-Veröffentlichung des Films zu sein).

3/5
(c) 2005 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments