Aladin

 
  • Deutscher Titel: Aladin
  • Alternative Titel: Aladdin |
  • Regie: Bruno Corbucci
  • Land: Italien/USA
  • Jahr: 1986
  • Darsteller:

    Bud Spencer (Genie), Luca Venantini (Al Hadin), Janet Agren (Mrs. Hadin), Tony Adams (Monty Siracusa)


Vorwort

Der vierzehnjährige Steppke Al Hadin, genannt „Aladin“, findet eines schönen Tages im Trödelladen, in dem er jobbt, unter dem ganzen Ramsch eine alte Lampe – kaum reibt er in Erfüllung seines Reinigungsauftrags das alte Ding, steht auch schon ein fetter Flaschengeist in Form von Bud Spencer vor ihm. Der wunscherfüllende Djinn kommt Aladin gerade recht – schließlich hat der aus verschuldeter Familie kommende und von seinen Altergenossen bestenfalls als punching ball geduldete Junge echten Bedarf. So läßt sich Al zunächst die notwendigen Kräfte zuhexen, um die anderen Jungs zu verprügeln, manipuliert sein Traummädchen in ewige Liebe und wünscht sich einen Rolls-Royce; vollkommen selbstlose und rein sympathische Wünsche also. Aber es gibt auch noch ernsthaftere Probleme zu lösen – so kommt de Flaschengeist wie gerufen, als Al von einer Bande Kinderhändler verschleppt wird und erweist sich auch als effektive Geheimwaffe gegen den mafiösen Schutzgelderpresser Siracusa, bei dem Als spielsüchtiger und versoffener Opa bis über beide Ohren verschuldet ist und Als hübsche Mama arbeiten muß. Und wenn diese Schwierigkeiten endlich überwunden sind, kümmern Al und Djinn sich auch noch um den Weltfrieden – da gibt’s nämlich noch einen machthungrigen General…


Inhalt

Bud Spencer ohne Terence Hill geht selten richtig gut – vielleicht noch dann, wenn man ihm einen Hill-ähnlichen Partner ähnlicher Kragenweite zuordnet (wie Giuliano Gemma in „Auch die Engel essen Bohnen“) und – eingeschränkt – in den (qualitativ aber arg unterschiedlichen) „Plattfuß“-Filmen. Als die Hill/Spencer-Zusammenarbeit mit dem (zugegebenermaßen eher fürchterlichen) „Miami Cops“ beendet wurde, dem nicht mehr ganz jungen Prügelstar aber zumindest von seiten der allseits gefürchteten Cannon-Group von Menahem Golan und Yoram Globus noch genügend Solo-Zugkraft zugetraut wurde, entstand 1986 unter der Regie des „Altmeisters“ Bruno Corbucci in Miami (wo ungefähr 68,5 Prozent des italienischen Filmoutputs der 80er Jahre entstanden sein müssen) diese, hüstel, „moderne“ Variante des klassischen Märchens aus Tausendundeiner Nacht, die sich, in später (?) Realisierung der Bud-Spencer-treuen Fanschar (leicht zu überprüfen, wenn man in dem noch sehr unterhaltsamen Verwechslungs- und Prügelspaß „Vier Fäuste gegen Rio“, selbst noch im Kino war), an ein sehr jugendliches Publikum richtet.

Das Ergebnis ist, wie könnte es – vor allem bei Cannon-Mitwirkung – anders sein, eher erschütternd. Und das aus vielerlei Hinsicht. Rein formal stört schon einmal die mißratene Struktur des Drehbuchs (und konsequenterweise die des Films) – in Ermangelung einer tragfähigen Story für einen abendfüllenden Film vertändelt sich der Film in zahllosen bedeutungslosen Subplots, die jeder für sich kaum mehr als zehn Minuten Screentime füllen (neben den oben angesprochenen Mafia- und Kindesentführungs-Plots, wobei letzterer stark aus „Pinocchio“ entlehnt zu sein scheint, „muß“ Aladin mit seinen herbeigewünschten neuen Fähigkeiten noch nebenbei eine Wasserskimeisterschaft gewinnen, seinen Flaschengeister diverse Male aus dem Knast befreien etc.), um für’s Finale sogar noch zu allgemeiner Überraschung einen „E.T.“ aus dem Köcher zu ziehen – das wäre bei einer billigen TV-Serie noch akzeptabel, in einem Kinofilm nervt es auf die Dauer und regt nicht unbedingt zu konzentriertem Ansehen an. Richtiggehend ärgerlich sind die ausgesprochen zweifelhaften Moralvorstellungen des Streifens – gut, irgendwie ist es ja mal was anderes, wenn der Held nicht im klassischen Disney-Stil im Filmverlauf „lernt“, seine Probleme ohne übersinnlichen Beistand zu lösen und auf diese gute alte „Moral-von-der-Geschicht'“ wartete ich auch hier – aber vergebens. Der Film scheint es vollkommen in Ordnung zu finden, dass Aladin seinen persönlichen Djinn dazu ausnutzt, um zu einem manipulativen kleinen Bastard zu werden, der alles, was ihm bislang (teilweise verdientermaßen) nicht gelungen ist, mit einem locker dahingesagten „ich wünsche mir“ korrigieren kann. Das halte ich gerade bei einem Film, der sich an ein kindliches Publikum richtet, doch für sehr bedenklich (u.a. vermittelte moralische Werte: „Wenn ein Mädchen dich nicht mag, manipuliere sie soweit, dass sie es tut“, „Löse deine Probleme mit Gewalt“, „Saufen und danach Autofahren ist cool“, „Glücksspiel ist voll okay, solange man gewinnt“, „wenn man arm ist, sollte man wenigstens so tun, als ob man reich wäre“… pädagogisch wertvoll).

Darüber hinaus ist der Streifen auch noch recht inhaltlich recht inkonsequent – mal muß Aladin ausdrücklich „ich wünsche“ sagen, mal nicht, mal muß er zum Wünschen die Lampe reiben, mal nicht, da ist keine klare Linie drin.

Auf gruseligem Niveau liegen auch die „Spezialeffekte“ – ich weiß nicht, warum italienische B-Filmer sich immer effektintensive Stoffe aussuchen, wo doch allgemein bekannt ist (und sich auch mittlerweile in Produzentenkreise rumgesprochen haben sollte), dass sie das einfach nicht können. Die Rückprojektionen, die für die viele Effektshots verwendet werden, sind erbärmlich – selbst ein Fred Olen Ray konnte das in seinen „50.000 Dollar-pro-Film“-Zeite besser und einige Rückwärtsaufnahmen sind kaum besser. Sicher legt man bei einer Komödie, noch dazu einer für Kinder, sicher nicht die allerhöchsten Maßstäbe an, aber Spaß macht das Zuschauen da ncht wirklich. Regisseur Corbucci gelingt es aufgrund der Sprunghaftigkeit des Scripts auch nicht, so etwas ähnliches wie einen Spannungsbogen aufzubauen, da die verschiedenen Episödchen von höchst unterschiedlichem Unterhaltungswert sind (die „Kinderhandel“-Vignette ist für kleinere Kinder sicher etwas zu düster, die „Wasserski“-Episode ist schlicht uninteressant und der Schluß, naja, der ist hanebüchen).

Als relativ erschütternd kann man auch die musikalische Untermalung und ganz besonders den schauerlichen Titelsong „I’m the Genie“ (gegen den die geschmacklosesten Italo-Disco-Ohrenquäler der 80er wie klassische Symphonien wirken) einstufen.

Bud Spencer wird vom Script in vielerlei Hinsicht auch zu einem Edelstatisten reduziert – da im Hinblick auf die Kindertauglichkeit des Streifens die Prügelszenen auf ein vertretbares Mindestmaß zurückgefahren wurden (was den Streifen aber nicht daran hindert, den Flaschengeist beim zünftigen Besäufnis und anschließenden – und recht konsequenzenfreien – besoffenem Autofahren zu zeigen…) und auch das zweite klassische Spencer-Film-Trademark, nämlich blöde Sprüche, kaum zur Geltung kommt, wirkt der Star auch nicht voll motiviert und gelegentlich sogar gelangweilt. Als Als Mutter profiliert sich die frühere Exploitation-Queen Janet Agren, die Genrefreunde aus unsterblichen Gassenhauern wie „Eaten Alive“, „City of the Living Dead“ oder „Karate Warrior“ kennen. Luca Venantini gibt einen äußerst blassen Aladin ab und als mafiösen Schurken Siracusa begrüßen wir den langjährigen Soap-Darsteller Tony Adams („General Hospital“, „Crossroads“ – nicht der Spears-Schinken).

Bildqualität: MCP hat schon bei prestigeträchtigeren Cannon-Titeln wie „Quatermain“ alles andere als Ruhmestaten abgeliefert, warum sollte das bei einem Mitläufertitel wie „Aladin“ dann besser sein? Eben. Immerhin wird der Film in einem knappen (aber selbstredend non-anamorphen) Widescreen-Format (ca. 1.66:1) abgeliefert, aber einen verschmutzteren Print muß man erst mal suchen (und wird vermutlich am ehesten im MCP-Programm fündig). Was sich da an schwarzen Schlieren über die Mattscheibe windet, sieht manchmal eher aus wie ein Blick durchs Elektronenmikroskop als ein zeitgemäßer DVD-Transfer. Abgesehen von den grausamen Verschmutzungen ist der Print allerdings recht farbenfroh und mit akzeptabler Detail- und Kantenschärfe ausgestattet, auch die Kompression ist bei MCP schon mal schlimmer ausgefallen. Dumm halt nur, dass das alles angesichts des wirklich dreckigen Prints nichts nützt.

Tonqualität: Wie üblich spendiert MCP gerade mal einen Stereo-Track von zweifelhafter Güte. Die Dialoge klingen sehr blechern, sind aber zumindest gut verständlich. Es beweist sich aber einmal mehr, dass es bei MCP-Discs verlorene Liebesmüh ist, die eigene Dolby-Anlage anzuwerfen, da reicht der gute alte Fernseher-Stereoton völlig aus (und klingt selbst da noch mäßig).

Extras: Nur eine Trailershow auf andere MCP-Titel – dass unter den drei präsentierten Trailern aber der auf Bigas Lunas Erotik-Film „Bambola“ zu finden ist, halte ich angesichts der Zielgruppe für „Aladin“ schon wieder mal für gewagt…

Fazit: Selbst Hardcore-Bud-Spencer-Fans, die noch die dümmste Prügelplotte mit dem dicken Italiener lustig finden, dürften an „Aladin“ nur wenig Freude haben, denn das, wofür Spencer-Filme beliebt sind, fehlt hier weitestgehend – dumme Sprüche und fliegende Fäuste. An allen Ecken und Enden fehlt ein charismatischer Co-Star vom Schlage Terence Hills, das Drehbuch ist doof, langweilig und von schlicht nicht gutzuheißenden Moralvorstellungen geprägt. Da ist mir jede beliebige Folge der Disney-Zeichentrickserie erheblich lieber. Die MCP-Disc ist ein weiteres Exempel der recht gruseligen Umsetzungen des Labels – da geben sich selbst Konsorten wie CTI mehr Mühe…

1/5
(c) 2006 Dr. Acula


mm
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