Aktion Mutante

 
  • Deutscher Titel: Aktion Mutante
  • Original-Titel: Accion Mutante
  •  
  • Regie: Alex de la Iglesias
  • Land: Spanien/Frankreich
  • Jahr: 1993
  • Darsteller:

    Ramón Yarritu (Antonio Resines)
    Alex Abadie (Álex Angulo)
    Patricia Orujo (Frédérique Feder)
    Juan Abadie (Juan Viadas)
    José Óscar „Manitas“ Telleriá (Karra Elajalde)
    César „Quimicefa“ Ravenstein (Saturnino García)
    Orujo (Fernando Guillén)
    Jamie Blanch (Jamie Blanch)
    Jose „Chepa“ Montero (Ion Gabella)
    Luis María de Ostalanza (Enrique San Francisco)


Vorwort

Behindertensplatter? Aus Spanien?

Na wenn das mal kein Fall für Badmovies ist, dann weiß ich auch nicht.

Verbrech… äh Regisseur des selben ist Álex de la Iglesia, der wohl eher durch seine anderen Werke namens Perdita Durango und „Allein unter Nachbarn bekannt ist. Dennoch hat sich auch diese Altwerk den Weg in so manche DVD-Sammlung erschlichen und auch wenn keiner drüber spricht, so haben es doch viele zumindest schon mal gesehen, was wohl daran liegen dürfte das dieser Film schon einige TV Ausstrahlungen hinter sich hat, was mich persönlich doch etwas verwundert. Ebenso verwundert mich die Freigabe der ungekürzten Version, aber na ja, mich wudnert oftmals so einiges, einfach nicht drüber nachdenken.

Lieber mit dem Film anfangen.


Inhalt

Wir steigen dann auch gleich mitten ins Geschehen ein, mit einem schreienden Schönling (na ja, es soll halt einer sein, Geschmäcker sind halt verschieden), der von einer Gruppe von Menschen mit deutlich sichtbarem Handicap (ja, ich war Zivi auf nem Behinderten-Bauernhof) gefesselt und geknebelt wird. Dabei diskutieren die offensichtlich nicht ganz hellen Burschen, wie fest der Knebel sein darf, damit das Opfer nicht stirbt. Auf die berechtigte Anmerkung, dass der Arme sich immer weniger bewegt, vermutet man dann auch, dass das wohl daran liegen müsse, das der Mann müde sei. Der Versuch in wieder aufzuwecken scheitert aber kläglich und auch unseren Kloppies wird nun klar, dass der Adonis den Löffel abgegeben hat. Da eine Fortsetzung der Entführung jetzt keinen Sinn mehr ergibt türmt die ganze Bande, was wunderbar vom „Mission: Impossible“-Soundtrack begleitet wird (na, wenn da mal ne Lizenz vorlag, ich hab da so meine Zweifel).

Mit ihrer verpatzten Aktion gelangt die Gruppe dann auch in die Nachrichten, was uns einige Informationen über ihre Hintergründe einbringt.

Wir erfahren, dass es sich bei dem leider verstorbenen Entführungsopfer um den Präsidenten der Vereinigung für Gesundheit und Körperkultur handelt und das die Entführergruppe unter dem Namen „Aktion Mutante“ agiert.

Es folgen die Startcredits, die mich irgendwie spontan an eine Rage against the Machine Video erinnern. Sowohl von der Optik als auch von der Musik könnte das durchaus als deren neustes Machwerk durchgehen.

Doch zurück zu den Nachrichten. Die Aktion Mutante ist eine bekannte Terrorzelle, die sich nur aus Behinderten zusammensetzt und schon für viele Anschläge verantwortlich ist. Sie besteht aus Alex und Juanito Abartig, die Siamesischen Zwillinge; Ceasar Ravenstein, der eine 5-Kilo-Bombe in seinem Körper trägt; Jose Oscar Tellria, der Mechaniker der Gruppe; Amancio Gonzales, taubstumm und geistig schwer zurückgeblieben (als ob die anderen die großen Leuchten wären); Jose Montero, ein buckliger Zwerg, Mörder, Freimaurer, Kommunist und vermutlich auch noch homosexuell (*lol*) und last, but not least, Ramon Yarritu, der Anführer und das Gehirn der Gruppe (wohl auch der einzige, der überhaupt eins hat). Dummerweise sitzt er aber grad im Gefängnis, weshalb auch alle Anschläge und Aktionen in letzter Zeit schief gingen. Zum Glück wird er demnächst entlassen.

Ebenfalls erfahren wir auch gleich noch das ebenfalls demnächst die Hochzeit von Patricia Orujo, Erbin der Orujo-Vollkorn-Bäckerei, heiraten wird. Na, wenn das kein Zufall ist. Doch kommen wir zu Ramons Entlassung aus dem Gefängnis, vor dem er schon sehnsüchtig von den restlichen Mitgliedern seiner Gruppe erwartet wird. Eigentlich eine 1-A-Gelegenheit alle festzunehmen, sind doch alle samt gesuchte Terroristen, aber denkste. Kein Ordnungshüter lässt sich blicken. Sehr, sehr merkwürdig. Na ja, so kann also die wiedervereinte Community geschlossen abrücken, was erneut vom „Mission Impossible“-Theme begleitet wird.

Der Boss lässt dann auch während der Fahrt schon durchblicken, dass er sehr wohl über die missglückten Aktionen der Gruppe auf dem laufenden ist, und zeigt sich darüber wenig erfreut (verdammt, warum haben sie Ramon bloß die Synchronstimme von Michael Landon in „Ein Engel auf Erden“ gegeben, ich werd noch verrückt, das macht mich fertig x_x ). Nun ja, wir kommen dann endlich am versteckten Raumschiff der Gruppe an und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen das Set wurde später noch mal für Matrix verwurstet, und wie bei jedem guten Raumschiff dampft es aus allen Ecken und Kanten (lustig auch das Yosemitie Sam T-Shirt, das da rum hängt).

Doch keine Zeit zu verschnaufen, es gibt schon wieder einen neuen Plan, und dessen Ziel ist, wie könnte es anders sein, die Orujo-Hochzeit. Als Tortenlieferanten will man sich zutritt verschaffen, doch das geht schief. Die beiden (extrem lächerlich aussehenden) Securityrobots gestatten nur zwei Mann die Torte reinzubringen und so muss der Rest draußen warten. Der gute Ramon versucht es noch kurz mit Bestechung, aber auch das nützt nichts, also werden die beiden Blechkameraden kurzerhand einfach umgepustet.

Der Plan Ramons ist so einfach wie genial. Sobald die Bäckerstocher ansetzt die Torte anzuschneiden, drücken die beiden Zwillinge einen bestimmten Titel auf der Musikbox, worauf der in der Torte sitzende Jose das Mädchen mit Chloroform betäubt, MA das Licht ausmacht, Ramon sich dann die Kleine schnappt und alle zusammen die Fliege machen. Leider scheinen die restlich Mutanten seinen Worten nicht ganz folgen zu können, was zu einiger Verwirrung führt, aber am Ende geht´s dann doch los. Dummerweise scheitert der Plan schon im Ansatz, denn keiner der beiden Zwillinge hat ´ne Münze und so können sie die Musikbox nicht anwerfen. Nun weiß der arme Jose nicht, wann er aus der Torte kommen muss und bekommt so beim Anschneiden derselbigen das Messer ins Gebein gerammt. Hierauf bricht allgemeine Panik aus und eine wilde Scheißerei beginnt, der unzählige Partygäste zum Opfer fallen. Ramon gelingt es dann aber dennoch, sich die Braut zu schnappen und mit den anderen zu türmen, wobei MA aber leider aufgrund des anrückenden Polizeiaufgebots sein Leben lässt.

Endlich im Weltraum und auf der Flucht vor der Polizei kann Ramon dann auch die Forderungen an den Vater der Entführten stellen. 100 Millionen Ecu (ja, so sollte die europäische Währung mal heißen, lang vor dem Euro) die in einer Woche auf einem abgelegenen Bergarbeiterplaneten in einer Bar zu übergeben sind. Die Polizei darf natürlich nicht eingeschaltet werden, sonst wird, Zitat Ramon: „…ihr Tochter mehr als nur ihre Jungfräulichkeit verlieren.“. Durch die Polizeikontrollen schleichen sich die Entführer, indem sie ihr Schiff als Fischtransporter tarnen (und wie geschickt sie das machen, verteufelt raffiniert).

Doch der olle Ramon spielet nicht fair und will seine Compadres übers Ohr hauen. Er erzählt ihnen, das Lösegeld wäre nur 10 Million Ecu und das würden sie natürlich unter sich aufteilen. Zu dumm nur, dass die anderen Nachrichten schauen und dort von der wahren Höhe der Summe erfahren. Natürlich wird der Chef gleich mit dieser Entdeckung konfrontiert, doch gelingt es ihm seinen geistig eher unterbelichteten Mitstreitern weis zu machen, dass das alles nur ein Trick sei, um sie gegen einander aufzuhetzen. Dennoch ist ihm jetzt klar, das Misstrauen in der Gruppe zurückbleibt und er beschließt einfach alle anderen Gruppenmitglieder zu eliminieren. Dabei gelingt es ihm es immer wieder so hin zu biegen, dass jemand anderes als vermeintlicher Verräter da steht. Das geht soweit das er sogar einen der beiden siamesischen Zwillingen mit einem Beil erschlägt und dann dem anderen weismachen will, dass sein Bruder der Verräter war. Doch der glaubt ihm nicht und so kommt es zur finalen Konfrontation zwischen diesen beiden, inzwischen letzten, Mitgliedern der Organisation. Dabei wird leider auch das Schiff beschädigt, so das es abstürzt. Was ein Glück, dass wir eh schon da sind und damit genau auf dem richtigen Planeten landen. Nur leider nicht geplant gleich vor der Bar, also schnappt sich Ramon die entführte Braut und macht sich auf den Weg dorthin.

Die hat inzwischen das Stockholm-Syndrom erwischt und sie findet die Vorstellung, Ramon ausgeliefert zu sein, gar nicht mehr als so unangenehm, was dem aber eher auf den Zeiger geht. Doch auch der übrig gebliebene Zwilling hat überlebt und schleppt sich nun mit seinem toten Bruder als lästiges Anhängsel durch die Wüste. Dummerweise ist der nicht nur eine Last, sondern lockt auch die Aasfresser an. In letzter Sekunde wird er allerdings von einem Einheimischen gerettet. Der hat eine glänzende Idee und bewart den lebenden Bruder davor weiter mit einer verwesenden Leiche an sich dran durchs Leben gehen zu müssen. Er stopft den toten Bruder einfach aus.

Und weil er so ein hilfsbereiter Mensch ist, will er ihn auch gleich noch zur „Lost Mine“-Bar führen. Nicht ganz uneigennützig allerdings, gibt es auf diesem Planeten doch leider keine Frauen und Ramon hat ja eine im Schlepptau. Dieser bekommt das inzwischen auch zu spüren, denn so ein kleines degeneriertes Kind springt erst die Braut an und führt ihn dann zu seiner Familie, die über den Anblick einer echten Muschi auch ganz aus dem Häuschen gerät. Erst versucht man es noch mit Verhandlungen, doch als das nicht nützt, wird Ramon einfach überwältigt, auf den Tisch gebunden und der Vater mit seinen beiden älteren Söhnen verzieht sich mit der Muschi ins Hinterzimmer. Der Kleine darf da aber nicht mit und so vertrödelt er die Zeit indem er ein bisschen mit einer Rasierklinge an Ramon rumschnippelt und ihn dazu noch mit Essig und Pfeffer traktiert. Hannibal Lecter lässt grüßen.

Der Zwilling und sein einheimischer Führer werden unterdessen auf ihrer Wanderschaft zur Bar überfallen. Der Führer wird getötet und der tote Zwilling an einem Baum aufgeknüpft. Sein noch lebender Bruder hat halt das Pech, dass er mit ihm verwachsen ist. Die Braut unterdessen konnte sich mit dem Kleinen auf einen Deal einigen. Er lässt sie und Ramon frei und gibt ihnen den Wagen der Familie und er bekommt dafür ihre Unterhose zum schnüffeln. Klar, dass sich das sich die anderen ihre Muschi nicht so wegnehmen lassen wollen und so machen sie sich daran die Flüchtigen zu verfolgen. Dabei gabeln sie unterwegs noch den Zwilling am Baum auf, der ihnen seine Hilfe im Kampf gegen Ramon anbietet.

Und noch eine Partei ist inzwischen in der Bar angekommen, der Vater der Entführten, und der hat weniger das Lösegeld als viel mehr Rachepläne im Gepäck. So kommt es zum finalen Endkampf in der „Lost Mine“-Bar.

So, das war nun also meine erster spanischer Film und er lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Angepriesen wurde mir der Film ja als schwarzhumoriger Splatter-Trash, aber das ist nicht die ganze Wahrheit.

Erst mal würde ich den Film nicht als Splatter bezeichnen. Es gibt zwar eine blutige Szenen, wie z.B. div. blutige Treffer bei Schießereien oder die Szene wo einer der Behinderten von der „Katze“ gefressen wird, aber außer eben Blut sieht man nicht viel. Die heftigste Szene ist da noch die mit Ramon und dem kleinen Bengel, der ihn mit der Rasierklinge bearbeitet, aber auch hier keine Detailaufnahmen, alles aus sicherer Entfernung. So bleibt es zwar bei einigen harten Ideen, die aber nie wirklich ausgelebt werden. Schon eher passt da das schwarzhumorig, denn Witze mit und über die Behinderten sind ja eh immer ein heikles Thema und das wird hier mit Vorliebe angegangen.

Leider zünden bei weitem nicht alle Witze und manche Szene wirkt schon eher nervig und lächerlich als noch komisch. Grad z.B. die Szenen auf der Hochzeit, wo man sich über den Modewahn der „feinen“ Gesellschaft lustig machen will, wirken eher wie von Neid und Trotz geboren, als von Komik. Andere Sachen wiederum, wie die ständig draufprügelnden Bullen kommen zwar platt, sind aber trotzdem immer wieder für einen Schmunzler gut, und dann sind da noch die wirklich lustigen Szenen, wie die Sache mit dem ausgestopftem Bruder oder der perverso-Red-Neck-Familie, die dann auch wirklich schwarzer Humor vom feinsten sind.

Die Story allerdings ist auch mal wieder nur von der dünnsten Sorte. Paar Kloppies entführen nen reiches Gör und werden dann von ihrem Chef betrogen, der das Lösegeld für sich allein haben will. Damit wäre das Grundgerüst in einem Satz zusammengefasst. Die paar Nebengeschichten mit der gescheiterten Entführung am Anfang oder den Erlebnissen auf dem Weg zur „Lost Mine“-Bar sind nur Makulatur und meist auch innerhalb von höchstens 10 Minuten abgehandelt. Dazu kommen noch einige Ungereimtheiten und Logikfehler, wie z.B. die schon erwähnte Szene, in der die Gang ihren Boss am Gefängnis abholt oder das sie nun ausgerechnet über genau dem Planeten abstürzen, zu dem sie eh wollten.

Die Effekte schwanken auch zwischen ganz passabel und absolut grottig. Während das Innere des Raumschiffs sogar noch ganz gut aussieht und mich teilweise wirklich an das Schiff aus Matrix erinnert, sind z.B. die Wachroboter am Anfang einfach nur dämlich hoch Fünf. Man könnte jetzt natürlich mutmaßen das die nur so kagge aussehen, weil das witzig sein soll, aber dann hat es auf jeden Fall nicht funktioniert und ich glaube auch das die Gründe dafür weniger in einer versuchten Komik als im niedrigen Budget liegen. Ansonsten ist der Film eigentlich nur noch mittelmäßig.

Die Schauspieler haben meist nicht wirklich viel zu schauspielern und können sich dementsprechend auch ganz gut durchhangeln, mir fällt hier jedenfalls keiner auf, weder besonders positiv, noch besonders negativ. Einzig und alleine den Überlebenden der Zwillinge könnt ich erwähnen, der hat mir besonders gut gefallen, aber das lag mehr an seiner Rolle als an seinen Fähigkeiten.

Auch über die weitere Optik kann ich nicht wirklich was sagen. Mir sind weder besondern tolle Schnitte noch Kamerafahrten oder sonstiges aufgefallen. Halt alles standardmäßig, dafür aber solide abgefilmt. Einzige noch zu erwähnende Auffälligkeit ist dann die Musik, wegen ihres Wiedererkennungswertes. Ob nun das „Mission Impossible“-Theme oder die Rage against the Machine like Opening Credits, ständig denkt man sich, „das kenn ich doch“.

Im Endeffekt bleibt Aktion Mutante aber doch noch sehenswert, allerdings eher in der „Party-Besäufnis“-Sparte, alleine macht er nicht so viel Spaß. Man darf aber natürlich kein übertriebenes Pietätsbewusstsein haben, sonder muss schon auch mal über Behinderte und Folterungen lachen können. In dem Sinne ist Aktion Mutante dann auch sicher kein Film für jeder Mann, sondern schon für den der eher etwas makaberen Humor mag.

(c) 2003 Df3nZ187


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


mm
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