Air Speed – Fast and Ferocious

 
  • Deutscher Titel: Air Speed - Fast and Ferocious
  • Original-Titel: The Fast and the Fierce
  •  
  • Regie: Ron Thornton
  • Land: USA
  • Jahr: 2017
  • Darsteller:

    Adrian Paul (Coleman), Dominique Swain (Juliette), Moose Ali Khan (Khalib), Mimi Davila (Donna), Zach Steffey (Benji), Jannica Olin (Alexis), Jason Tobias (Kurt), Joe Chambrello (JC), Shamar Philippe (Matthew), Monique Parent (Harriet), Kyle Butenhoff (Michaels), Jes Selane (Henry)


Vorwort

Hipster-Programmierer Benji sitzt in seinem Hipster-Cafe an seinem Hipster-Laptop und treibt Hipster-Dinge. Naja, momentan wundert er sich, warum sein frisch angetrautes Frauchen Donna von der Hochzeitsreise nach Brasilien, auf die er sie allein geschickt hat, schon wieder zurückfliegt. Donnas Verklickerung, dass Flitterwochen eher doof sind, werden sie nur von 50 Prozent des Ehepaares bestritten, führt zu einem mittelschweren Krach, bis das Kabinenpersonal in Donnas Maschine ultimativ auf Abschaltung der elektronischen Geräte besteht. Benji kann nicht lang über verschüttete Beziehungsmilch sinnieren, alldieweil er von einer hübschen Blondine angequatscht wird. Die will ihn aber nicht anflirten – eher im Gegenteil. Sie wünscht sich von Benji nur die Auslieferung eines gewissen streng geheimen Computercodes, an dem Benji mitgearbeitet hat, widrigenfalls Donnas Aeroplan ein recht unerquickliches Schicksal als kokelndes Wrack ereilen wird. Benji hält das für einen schlechten Scherz, aber Juliette, die Braut des Terrors, teilt ihm mit, dass sie schon der zweite aus seinem Programmierteam ist, den sie fragt, und der erste, nun, der bekuckt sich mittlerweile mitsamt Familie und Kajütkreuzer die Muscheln von unten. Das überzeugt.

Dieweil, im Linienflug Sao Paolo – L.A. Die Stimmung an Bord ist sowohl im Cockpit als auch in der Passagierkabine mit „genervt“ gut umschrieben, weil die Fluglotsin Stevie den Brummer eine Ehrenrunde nach der anderen drehen lässt, dass Captain Khalib sich schon Sorgen um die Spritreserven macht. Gerade als die Maschine endlich Landeerlaubnis erhält, entdeckt Stewardess Alexis in der Bordküche eine Sprachnachricht auf einem MP3-Player o.ä. Eine höfliche Terroristinnenstimme erklärt der Crew, dass die Bordcomputer manipuliert sind – sinkt die Maschine unter 1500 Meter, schaltet sich der Virus ein und eliminiert wichtige Flugkontrollen, bei unter 500 oder über 3000 Metern schaltet das System sogar vollständig ab und dann gibt’s nur noch Geier Sturzflug. Khalib ist geneigt, die Nummer für einen Bluff zu halten, doch Co-Pilot JC reißt die Maschine nach oben – zu spät, um die Aktivierung der neuen Programme zu verhindern

Weil nun ernstlich von einem Terroranschlag ausgegangen werden kann, wird Special Agent Coleman eingeschaltet. Nur kann der vom Boden aus auch nicht viel ausrichten und weil die verantwortlichen Terroristen außer der Sprachbotschaft nichts und insbesondere keinerlei Forderungen oder ähnliches hinterlassen haben, ist die Lage hoffnungslos, aber nicht ernst. In einigen Minuten wird dem Vogel der Treibstoff ausgehen, also können Khalib und seine Crew sich mehr oder weniger nur aussuchen, ob sie wegen Spritmangels oder ausgeschaltetem Bordcomputer abstürzen. Natürlich sind die Passagiere beunruhigt und dank der eher waghalsigen Flugmanöver gibt’s auch den ein oder anderen Verletzten. Als ausgebildete Ersthelferin drängt sich Donna als Unterstützung der Kabinencrew auf – so z.B. als Chaperone für den nervösen Irak-Veteranen Matthew. Während Benji seinen Code kopiert und Coleman ratlos vor sich hin stiert, versucht Khalib den Manipulationen an der Maschine persönlich auf den Grund zu gehen. Er kann im Maschinenraum auch einige dort sicher nicht hingehörende Geräte fotografieren, doch als er ins Cockpit zurückkehren will, findet er die Tür verschlossen vor. Soweit zwar vorschriftsmäßig, aber JC hat zur Meuterei geblasen, da er Khalib nicht zutraut, die Krise zu bewältigen. Und Khalib sieht sich ob seines arabischen Namens und Aussehens vom rassistischen Trump-Wähler-Kontingent in der Kabine angefeindet. Alexis gelingt es, JC zu überwältigen und Khalib ins Cockpit zu lassen, bevor der prophylaktisch gelyncht wird.

Die Maschine fetzt über Downtown L.A., rammt einen Helikopter, einen Baukran und beinahe einen Zeppelin, der über dem Rosebowl-Football-Stadion, in dem heute ein wichtiges Endspiel stattfindet, schwebt. Coleman entdeckt seine Steven-Seagal-Gene und will sich in den Jet bringen lassen – dank der geringen Geschwindigkeit und der niedrigen Höhe sollte das machbar sein, doch die Terroristen untergraben dieses Manöver per Fernsteuerung. Jetzt ist guter Rat endgültig teuer, zumal Benji leidgeprüft herausfindet, dass Juliette überhaupt keine Mittel hat, um den Flieger sicher auf den Boden zu kriegen…


Inhalt

The Asylum! Während der Originaltitel „The Fast and the Fierce“ eher kontraproduktiv versucht, den Streifen als Mockbuster zum gerade aktuellen „The Fast and the Furious“-Sequel auszugeben – und damit hat die Klamotte nun wirklich nix am Hut -, rückt der deutsche Verleihtitel „Air Speed“ die Nummer an den Action-Gassenhauer „Speed“ heran, und das kommt der Sache schon wesentlich näher. Vehikel, das so manipuliert ist, dass es beim Eintritt bestimmter Bedingungen krawumm geht, das kennen wir, das ist ein verhältnismäßig unkaputtbares Konzept (auch wenn’s nach „Speed“ eigentlich nicht unbedingt Epigonen – und ganz besonders nicht den fürchterlich verunglückten „Speed 2“ gebraucht hätte). Nun ist es mit einem Flugzeug halt deutlich schwieriger umzusetzen als mit einem handelsüblichen Bus – mit letzterem kann man praktische Stunts durchziehen, die für Nervenkitzel sorgen, bei ersterem braucht man notwendigerweise visual effects, und damit wird’s schon mal von Haus aus eine Kategorie abstrakter und weniger „real“ für den Zuschauer. Naja, und dann reden wir eben auch über The Asylum, und wir wissen, dass die aus der Auswahl „CGI gut, schnell oder billig“ zielsicher die Optionen „schnell + billig“ wählen (müssen).

Okayokay, das klingt jetzt schon, als würden wir Asylums film-of-the-week ernstlich mit großem Blockbusterkino vergleichen. Tun wir als offizieller Asylum-Fanclub des Internets natürlich nicht. Wie schlägt sich „Air Speed“ also im Vergleich zu hauseigenen anderen „ernsten“ Katastrophenthrillern wie „Flight 23“, „Collision Course“ und Konsorten? Nun, sofern man jemand ist, der auf logische Drehbücher (und die kosten ja bekanntlich erst mal nicht mehr als unlogische) Wert legt, wird man schon ordentlich mit dem Schlucken hässlicher Amphibien beschäftigt sein. *Wie* z.B. die Terroristen das Flugzeug präpariert haben, bleibt sicherheitshalber mal äußerst vage (erst recht, wenn man berücksichtigt, dass sie für die ganze Operation ,wie sich gen Filmende herausstelt, nur einen Tag Vorbereitungszeit hatten) – und da ist die Frage noch nicht mal eingerechnet, ob es technisch überhaupt halbwegs realistisch umsetzbar ist, einen modernen Jet durch Ankoppeln eines Universal-Hack-Geräts (oder was immer es auch sein mag) unter seine Kontrolle zu bringen (okay, „Scorpion“ hat mich gelehrt, dass man ALLES hacken kann, was im 100-km-Umkreis einer Steckdose fleucht. Und ich glaube Fernsehserien selbstverständlich ALLES). Dass die gezeigten Extrem-Flugmanöver des Jets physikalisch-aerodynamisch völlig unmöglich sind, ist mir allerdings auch ohne Zuhilfenahme von studierten Elementen völlig klar, ebenso, dass ein Passagierliner wohl eher nicht einfach einen Hubschrauber abräumen kann, ohne selbst im Geringsten in seiner Flugfähigkeit eingeschränkt zu werden. Und auch abseits des rein technisch-wissenschaftlichen Krams ist das Script in seinem Bestreben, diverse überraschende Twists und Turns zur Whodunit-Frage zu liefern, das wenige an interner Logik, das es aufzubringen weiß, in vielfältiger Weise torpediert. Verhältnismäßig gute Ideen wie die Alpha-Männchen-Rivalität im Cockpit oder der Kniff, dass die Terroristen selbst keine Option haben, ihre Höllenmaschine auch wieder abzuschalten, werden durch die Bruchstellen im Storytelling deutlich untergraben.

Auch in Sachen Charaktere fällt dem Streifen nicht wahnsinnig viel ein – zwei Momente, in denen die allgemeine Terror-Hysterie aufs Korn genommen wird (neben dem Standoff, den Khalib mit einem Passagier ob seiner ethnischen Abstammung hat, gibt’s noch eine Sequenz, in der Coleman an einem übereifrigen TSA-Mitarbeiter verzweifelt, der darauf besteht, dass der vierjährige Junge, dessen Name auf der No-Fly-Liste steht, ganz bestimmt ein Vorstrafenregister von Körperverletzung bis Brandstiftung hat) fallen positiv auf, und generell muss man einem Ami-Film die positive Darstellung eines arabischstämmigen Charakters ja schon mal hoch anrechnen, aber man übertreibt dabei – Khalib ist im Angesicht des Terrors SO cool und unbewegt, dass es die gewünschte Aussage schon wieder ins Gegenteil verkehrt („der muss ja eigentlich ein Böser sein, so eiskalt und unemotional, wie er reagiert“). Donna ist heldenmütig hoch drei, die „featured passengers“ haben maximal eine Eigenschaft (rassistisch, Schluckspecht, etc.). Benji bleibt ein völlig unbeschriebenes Blatt, auch Juliette, seine Peinigerin, hat nicht wirklich etwas, was sie memorabel macht. Und Coleman? Der steht halt im Tower rum, kuckt bedeutungsvoll-besorgt und interagiert praktisch nur über Funk/Telefon mit dem Rest des Ensembles. Wir wissen ja alle, wie solche Rollen zustande kommen…

Ganz interessant ist die Person des Regisseurs. Ron Thornton hat sich bei den nicht puristisch veranlagten NUR-MODELLE!!ELF!-SF-Fans einen ewigen Stein im Brett als Schöpfer der CGI-Effekte von „Babylon 5“ verdient. Einigermaßen verwunderlich, dass ein FX-Stratege ersten Ranges wie er sich für seine erste (und letzte, er verstarb kurz nach den Dreharbeiten nach kurzer Krankheit) Film-Regiearbeit ausgerechnet einen Asylum-Stoff aussuchte und dann noch nicht mal selbst an den FX rumschraubte, sondern das Asylums Stamm-FX-Mann Joseph J. Lawson überließ. Wahrscheinlich ein Fall von simplem „ich will auch mal“, bei dem man keine Fragen stellt. Als Regisseur hat Thornton jedenfalls keine sonderliche Handschrift, das hätte jeder andere von Asylums Lohn-Regisseuren wie Nick Lyon oder Chris Ray auch hinbekommen. Immerhin – Thornton hält das Tempo einigermaßen hoch (auch wenn die Schwenks zur Parallelhandlung mit Benji und Juliette immer wieder aus der eigentlich interessanteren Flugzeug-Geschichte herausreißen).

Auf Darstellerseite ist Adrian Paul das Zugpferd, der wohl mal einen Nachmittag Zeit hatte, um die Coleman-Szenen zu drehen. Der olle Highlander vergießt nicht gerade sein Herzblut an die Produktion – wer will’s ihm verdenken? Zweiter „Star“ ist Dominique Swain („Lolita“, „Nazi Sky“, „Sharkansas Women’s Prison Massacre“), die sich offensichtlich damit arrangiert hat, Grützefilmen recogniseable name power zu verleihen (die IMDb vermeldet nicht weniger als 14 Filme für 2017 und 18 in Pre- und/oder Post-Production und nichts davon müffelt nach „BUDGET“). Hier muss sie nicht viel mehr als mit einem fiesen Grinsen neben „Benji“ Zach Steffey („Awesome Movie“, „Vampires: Rise of the Fallen“) rumstehen und vage Drohungen ausstoßen – dieweil Steffey nicht viel mehr tut, als weinerlich in seinen Laptop zu stieren. Große Kunscht! Moose Ali Khan („Karma Dog“) macht seine Sache als cooler Captain Khalib ganz gut, auch Mimi Davila („Adam Ruins Everything“) als Donna und Jannica Olin („Third Contact“) sind zumindest adäquat für die Handelsklasse Film, mit der wir’s zu tun haben. Einen nicht unbedingt „bedeutenden“, aber ganz amüsanten Auftritt feiert Monique Parent, Softcore-Grütze-Queen der 90er („Midnight Confessions“, „Mirror, Mirror III“, „Masseuse“, „White Cargo“) als Passagierin – hat sich nicht schlecht gehalten, die Gute…

Die Blu-Ray ist, wie fast alle neueren Asylum-Scheiben, standardmäßig auf 3D-Konvertierung eingestellt – selbstredend ist das völlig überflüssig, weil Asylum die Dinger nicht für 3D dreht und sich demzufolge nur minimalste räumliche Effekte einstellen. Aber man kann das Ding ja auch, wie von Gott gewollt, im 2D-Modus seiner Glotze ankucken. Die Bildqualität ist okay, die deutsche Synchro relativ brauchbar.

„Air Speed“ zieht als „Hochgeschwindigkeitsactionthriller“, der er gern sein möchte, die Wurst natürlich nicht vom Teller. Man hat von Asylum aber auch schon Unankuckbareres vor der Flinte gehabt (deutlich besseres allerdings auch). Den ernster gemeinten Asylum-Hobeln fehlt freilich das gewisse Irresein, wie’s „MegaPiranha“ oder die „Sharknado“-Reihe aufweisen. Abgesehen von den Schwachmatigkeiten in Story, technischer Umsetzung und dezentem Pfeifen auf „Realismus“ bekommt man halt einen „gewöhnlichen“ Flugzeug-Thriller geboten, und da kann Asylum mit dem Charme der aus stock footage zusammengesetzten 90er- und 2000er-DTV-Heulern, wie sie Jim Wynorski und Fred Olen Ray im Dutzend billiger auf die Menschheit losließen, nicht mithalten.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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