Adios Companeros

 
  • Deutscher Titel: Adios Companeros
  • Original-Titel: Giu la testa... hombre
  • Alternative Titel: Ich will deinen Kopf | Ballad of Django | Fistful of Death |
  • Regie: Demofilo Fidani (als Miles Deem)
  • Land: Italien
  • Jahr: 1971
  • Darsteller:

    Macho Callaghan (Jeff Cameron)
    Butch Cassidy (Jack Betts als Hunt Powers)
    Ironhead/Donovan (Gordon Mitchell)
    Buck O´Sullivan (Benito Pacifico als Dennis Colt)
    Sundance Kid (Giancarlo Prete als Philip Garner)
    Reverend Cotton (Klaus Kinski)
    Saloon-Girl (Grazzia Cuivi)
    Lucky McMurray (Luciano Conti)
    N.A. Enzo Pulcrano als Paul Crain
    N.A. Pino Polidori


Vorwort

Wer diese Website nicht erst seit gestern in den Favoriten hat, sondern schon länger, vielleicht schon seit Anbeginn der Zeiten (also seit mittlerweile über vier Jahren) mit dabei ist, hat vielleicht gemerkt, dass ich um ein ganz bestimmtes Genre bislang einen weitläufigen Bogen geschlagen habe (nein, ich meine nicht den deutschen Heimatfilm der 50er Jahre. Auch ich habe meinen Stolz, auch wenn man´s nicht glauben mag, und mit gewissen Dingen mag nicht mal ich mich befassen. Da seh ich noch lieber D´Amato-Pornos) – na, wer kommt drauf?

Richtig, genau, Western. Das hat seine Gründe – vor allem einen, und der ist wichtig (zumindest wichtig genug für mich): ich bin kein Western-Fan. Ich mag die klassischen Hollywood-Western nicht und stelle mich gern auch offen und ehrlich hier hin (zum Glück bin ich sicher hinter einem Computermonitor…), dass ich mit Sergie Leones Italo-Epen nicht viel anfangen kann. Sorry, ist so. Abgesehen von den Spencer-/Hill-Prügelwestern gibt´s kaum Wildwest-Ware, die ich mir guten Gewissens jederzeit ansehen kann.

Aber, mein Gott, man ist ja Chronist und hat als solcher seine Pflicht und da der Italo-Western durch zahlreiche DVD-Releases von allen möglichen Nischenlabels von e-m-s, marketing, Koch bis hin zu X-Rated ja ersichtlich seine Fans unter dem hat, was ich in meinem jugendlichen Leichtsinn mal meine Zielgruppe nennen möchte, hielt ich es irgendwie für nötig, auch diesem von mir ungeliebten Genre mal einen Besuch abzustatten. Da ich aber einen frühen Corbucci kaum von einem späten Leone oder ungekehrt unterscheiden kann, mir also schlichtweg die fachliche Expertise fehlt, schreibe ich dieses (und noch mindestens ein weiteres) Review quasi mal völlig unbelastet als „Außenstehender“. Man wird sehen, was dabei rauskommt…

Für die Auswahl der exemplarisch zu untersuchenden Werke orientierte ich mich schlicht und ergreifend an einem Punkt: Klaus Kinski muss mitspielen. Man kann sagen, was man will, ich mag den ollen Kinski. Der war einfach ein Irrer, wie er dem Kino viel öfter hätte schaden können – schon allein seine offen zugegebene Einstellung, auch den allerletzten Grützefilm mit Freuden zu drehen, sofern die Kasse stimmt, macht ihn irgendwie sympathisch (und erklärt natürlich auch, warum er mehrmals mit Jess Franco drehte, was jeder andere renommierte Akteur nach Möglichkeit vermeiden würde). Und da´s Italo-Western mit Klaus Kinski wie Sand am Meer gibt, war die Suche also nicht sooo schwer.

Der erste Streich von „The Doc Rides West“ (Doc Holiday?) wäre dann also Adios Companeros, wie der Film in seinem Best-DVD (ja, ich bin ein Sparschwein. Sue me) fälschlicherweise heißt (wie Ihr obigem Header entnehmen könnt, bediente sich der Streifen früher mal des deutschen Titels Es geht um deinen Kopf. Hat mit dem Inhalt nicht mehr und nicht weniger zu tun als der neue Titel, der eigentlich einem anderen Western desselben Regisseurs mit praktisch identischem Cast gehört, ist also auch schon irgendwo wurscht). Fernab der deutschen Landen wurde der Streifen natürlich auch, wie so ziemlich jeder Italowestern, als Django-Film vermarktet (und ebenso selbstverständlich auch als Nachzieher zu Für eine Handvoll Dollar).

Okay, also dann auf zum ersten Review eines Genres, von dem ich nur unwesentlich mehr Ahnung habe als von Anime (also praktisch gar keine) – es kann nur übel ausgehen. Vamos, muchachos!


Inhalt

Also, wer sich jemals darüber beschwert hat, dass der wilde Westen in den Winnetou-Filmen nicht wirklich wild und schon gar nicht west aussah, de sollte sich vor diesem Film hüten. Gegen die Natur- und Landschaftsaufnahmen, die uns hier um die Ohren geschlagen werden, sieht die typische Karl-May-Verfilmung nämlich wie ein Zeitdokument des Time-Travel-Teams des Discovery Channel aus (ich weiß nicht, wie weit das Filmteam vor die Tore Roms gefahren ist, aber allzuviele Kilometer können´s nicht gewesen sein). Na egal, wir sehen ein paar Typen, die zu Fuß durch die, hüstelhüstel, „Prärie“ krauchen und nicht unbedingt bester Laune sind. Klar, ohne Pferd und ohne was Kaubares ist der Cowboy unleidlich. Besonders, wenn es sich bei dem hottehühlosen Haufen um die legendäre Bande von Butch Cassidy und Sundance Kid handelt (uff). Meister Butch muss mit innerparteilicher Opposition kämpfen, denn einer seiner Halsabschneider mit dem schönen Namen „Ironhead“ ist mit der Gesamtsituation unzufrieden und macht Butch wegen seiner „blöden Ideen“ für selbige verantwortlich (womit er durchaus recht haben könnte). Noch allerdings ist Butchens Autorität groß genug, um solche Einwände mit einem bloßen „bah“ abzuschmettern.

Zumal Besserung in Sicht ist, denn was sehen Cassidy und seine Jungs da? Ein paar Reiter, demzufolge auch mit Pferden, und mit vollgepackten Satteltaschen. Es handelt sich um die Carson-Gang und die hat´s auch eilig, will nämlich über die Grenze (nach Mexiko, I suppose). Nach alter Wildwestgangstersitte wär´s nun natürlich die einfachste Sache der Welt, die Carson-Jungs umzuballern, aber, tja, so´n Pech, leider ist der Cassidy-Gang auch noch die Munition ausgegangen (oh damn, die sind aber Echt PlödTM. Aber Butch hat noch einen Plan in Petto: „Wir machen´s auf meine Art“ (und die wäre?).

Die Carson-Bande schlägt ein Nachtlager auf, hinter den nächstbesten Felsen liegen die Cassidy-Jungs und schieben leichten Frust: „Ich kann den Kaffee fast riechen!“ Diese Wildwestganoven werden immer anspruchsloser… Butch enthüllt seinen Geheimplan: Er hat, als weiser, vorausschauender großer Führer, ein paar Patronen unter´m Hut (!) aufbewahrt. Fünf Kugeln sinds, allerdings sechs Gegner. Butch verteilt die Patronen unter seinen Getreuen – jeder kriegt eine und jeder hat einen Schuß. Uns fällt natürlich die leichte Ungleichung auf – fünf Kugeln, 6 Feinde, da ist irgendwo ein kleiner Denkfehler drin. Nein, isser nicht, Butch hat vorgebaut. Sein bester Schütze, Sundance Kid, muss halt mal eben mit einer Kugel zwei Mann erledigen (! Was für Geschosse verwendet ihr, Jungs? Und wartet ihr, bis die Carson-Boys sich in einer Reihe aufstellen?).

Carson, ein gemütlicher älterer Ganove, sinniert dieweil über Kaffee und am Lagerfeuer über seine Absicht, die Rente einzureichen. Kann er sich schenken, denn die Cassidy-Gang greift an und erlegt, da offensichtlich alles Kunstschützen sind, die Bauklötze staunenden Kontrahenten, mühelos – der bewußte 6. Mann ist allerdings nicht hinüber, aber clever, wie der nur leicht Angekratzte ist (möchte eh wissen, wie der angeschossen worden sein soll. Selbst wenn ich dem Film abnehmen würde, dass Kid mit einem Schuß zwei Mann niedermachen kann, passt der Winkel zwischen Opfer 1 und Opfer 2 nie im Leben), spielt er toter Mann. Weil die Cassidy-Gang allerdings wirklich strohdumm ist und nicht mal kurz überprüft, ob die vermeintlich Erschossenen wirklich platt sind (und ich dachte eigentlich, der Wildwestbandit von Welt plündert wenigstens die Taschen seiner Opfer, könnte sich doch lohnen), fällt das nicht auf. Im Gegenteil, eine Szene weiter sitzt der Überlebende schon bei einem barmherzigen Samariter von Einsiedler, der seine Wunden pflegt (eh, hätte man vielleicht wenigstens zeigen können, wie er dahin kommt? Ich seh schon, größeren Wert auf eine nachvollziehbare Handlung scheint der Film eher nicht zu legen. Naja, Italoschmodder…).

Auch die Cassidy-Gang hat sich in gemütliche vier Wände, wo auch immer, zurückgezogen und teilt die reiche Beute. D.h. Butch würde gern zur Teilung schreiten, aber Ironhead ist erstaunlicherweise nicht drauf scharf, seine gierigen Griffel auf seinen Beuteanteil zu legen, sondern will erst mal sein Abendessen in Ruhe mampfen (schon klar, der Bandit von Welt ist Gourmet und kann unmöglich mal seine Bohnen zwei Minuten stehen lassen, könnt´ ja kalt werden, der Fraß). Und er verkündet eben selbiges in eher ultimativem Tonfall, was Butch laut darüber nachdenken lässt, wer denn nun eigentlich der Boss der Bande sei. Scheinbar hat Ironhead auch einen latenten Todeswunsch, denn er hält sich selbst für den Chef im Ring und sagt dies auch so. Keine Frage, solche leichten innenpolitischen Auseinandersetzungen müssen umgehend geklärt werden und Butch Cassidy schlägt nicht ein Duell, sondern eine launige Pokerpartie vor – als Einsatz fungiert allerdings nicht die formelle Herrschaft über die Bande, sondern die komplette Beute (was sagen da eigentlich die anderen Ganoven dazu?) plus sämtliche Revolver der Gang (hä? Jetzt würde ich, wenn ich Sundance Kid wäre, schon mal ein dezentes Veto einreichen). Ironhead wittert foul play seitens seines Bandenhäuptlings und verweigert das Spiel mit dessen Kartensatz, er will lieber mit seinen Karten spielen. Wenn´s denn sein muß… Ironhead entscheidet die Platzwahl für sich und darf deshalb geben. Es wird die Pokervariante gespielt, die sicher irgendeinen gar lustigen Spezialnamen für eingeweihte Profizocker trägt, den ich aber nicht kenne, in der man mit einer verdeckten und vier offenen Karten spielt. Butch erhält als verdeckte Karte eine „10“ – okay, für Pokerspieler ist das vielleicht jetzt wirklich spannend, aber ich hab mir ehrlich gesagt nicht die Mühe gemacht, das Spiel genau zu verfolgen. Ist ja auch nicht wirklich wichtig. Wichtiger ist, dass Butch vor der letzten Karte etwas rumzickt und Ironhead ein Friedensangebot unterbreitet, das der Rivale selbstverständlich ausschlägt, seine Karten aufdeckt und siegessicher grinst. Zumindest solange, bis Butch seine verdeckte Karte ausspielt – ein Ass! Spiel, Satz & Sieg für Butch. Ironhead versteht die Welt nicht mehr (wenn man sich nicht mal mehr auf seine eigenen gezinkten Karten verlassen kann, oder was?), bis ihm einer der anderen Banditen auseinandersetzt, dass genau das Ass, das Butch gerade triumphierend auf den Tisch geknallt hat, noch einmal im Talon steckt. Betrug! „Ich bring ihn um“, knurrt Ironhead und schwört die übliche blutige Rache usw. (Gut, dass ihm Butch vorher den Revolver als Einsatz abgeknöpft hat, sonst würde er dem guten Butch jetzt sicher ein paar zusätzliche Luftlöcher einschenken).

Unser bislang noch namenloser Überlebender der Carson-Gang betätigt sich dieweil als hilfreiche Hand im Haushalt des Einsiedlers – Stichwort „Weißer Mann hacken viel Holz“ (ich hoffe, jeder kennt diesen vermutlich ältesten Wildwest-Witz der Humorgeschichte. Wenn nicht, gimme a note im Forum und ich poste den…). Damit will er´s dann aber auch gut sein lassen und sich vom Acker machen, auch wenn der alte Trapper sich wohl schon Hoffnungen auf einen Ziehsohn gemacht hat und versucht, ihn mit leckerem Bohneneintopf zum Bleiben zu überreden. Der Knabe (nennen wir ihn, bis er vielleicht doch noch einen Namen, und sei´s Nobody, bekommt, einfach mal unseren Helden, ich hab nämlich den starken Eindruck, er wird zu ebenjenem werden) lehnt dankend ab, sagt aber noch artig dankeschön für die erteilte Gastfreundschaft und dafür, dass sein Gastgeber keine Fragen gestellt hat.

Unser Held spaziert in die nächste Stadt (hüstel, ich hab auch schon überzeugendere Wildweststädte gesehen), wo irgendein komischer Typ einen Hufeisenwurfwettbewerb annonciert, für „ganz umsonst“ könnte man tolle Preise gewinnen: einen Sattel, einen Revolver, ein Fass Whiskey (der Mann weiß, was Cowboys wünschen). Nur 1 Dollar beträgt die Teilnahmegebühr (soviel zu „ganz umsonst“, das bezieht sich, wie unser lustiger Schausteller erklärt, aufs Anschauen der Preise – klar, sieht man nicht alle Tage, so wertvolles Zeug [„mit Geld nicht zu bezahlen“, fügt er hilfreicherweise hinzu. I doubt that] – und aufs Zukucken beim Wettbewerb. Sobald der Pastor seine Predigt beendet hat, soll´s auch schon losgehen mit der Werferei.

Der predigende Paster ist niemand anderes als uns aller Lieblingspsychopath Klaus Kinski, hier Reverend Cotton gehannt, der sich gerade den Wolf predigt, Thema „barmherziger Samariter“. Logisch, dass sich unser Held ob seiner eben gemachten Erfahrungen betroffen fühlt und andächtig lauscht (auch wenn er sich einen mehr als indignierten Blick des Reverends einfängt, weil er verspätet zum Gottesdienst eintritt. Soll er halt abschließen, der Bursch, wenn er ungestört salbadern will). Scheinbar stehen Predigten in diesem Gotteshaus unter strengem Zeitlimit, denn mitten in der schönsten Bibelstunde bricht Cotton ab und entlässt seine Schäfchen, nicht aber, ohne schleunigst zur Tür zu sprinten und den Klingelbeutel aufzuhalten. Ohne eine freiwillige Spende verlässt hier niemand die Kirche (wenn ich da als Kirchgänger ins durchgeknallte Auge von Klaus Kinski blicken würde, tät ich vermutlich auch den ein oder anderen Taler locker machen. Das Leben nach dem Tod mag zwar nach kirchlicher Auffassung gar hübsch sein, aber man muss es ja nicht sofort ausprobieren…). Bei unserem Helden ist allerdings nix zu holen, dafür bittet er Cotton um ein Almosen. Großzügig, wie der Gottesmann ist, drückt er dem Helden einen ganzen Dollar in die Hand (boah, festverzinslich auf 280 Jahre angelegt und unter Berücksichtigung von Inflation hat er da sicher anno 2004 schon 3 Dollar…) und bietet ihm relativ unbürokratisch einen Job als „Wachhund“ an, denn die Stadt sei „voller Mörder“ und ein gewisser Buck der schlimmste der ganzen Pest. Der Held lehnt ab, bedankt sich aber für den Dollar.

Wie wird er den wohl investieren? Da wir zum Hufeisenwurfwettbewerb umschalten, können wir´s uns ja denken. Weniger denken konnte ich mir, dass der enthusiastischte Teilnehmer des Events niemand anderes als der Reverend ist (zählt das nicht als Glücksspiel und ist des Satans finsteres Werk?). Cotton macht nicht nur mit, er gewinnt auch am laufenden Meter, so z.B. den Sattel. Es zahlt sich aus, einen Klaus Kinski im Cast zu haben, denn der rastet ob des Triumphs nu aber sowas von völlig aus, dass es eine Freude ist: „Ja, hurra, jubel, ich hab mir schon immer einen neuen Sattel gewünscht“ – Cotton springt rum, als hätte man ihm einen 3000-Volt-Stromstoß verpasst und fällt wildfremden Menschen um den Hals. In der nächsten Runde geht´s um den Revolver und Cotton ist willig, sich den auch unter den Nagel zu reißen, allerdings aus streng christlichen Erwägungen: „Ihr hättet nur sündige Gedanken!“ Ich vermute mal, auch unser Held hegt ebensolche, der sich unter Entrichtung des Ein-Dollar-Obolus als Konkurrent etabliert (nicht ohne Cotton darauf hinzuweisen, woher der Dollar stammt. Schätze, der Kirchenmann wird sich zukünftig genau überlegen, wem er mit einer Spende unter die Arme greift). Großzügig überlässt der Held dem Pfaffen allerdings den ersten Wurf, aber Cotton scheitert kläglich. Nicht so aber unser Held, der sich als glücklicher Sieger den Revolver samt Gurt und Munition um den Bauch schnallen kann. „Die Vorsehung ist nicht immer mit den Engeln“, philosophiert Cotton und zeigt Größe in der Niederlage – „nicht, dass ich mich beschweren möchte“. Immerhin kann er den Sattel packen und das Whiskeyfässchen schultern (das hat er nämlich auch gewonnen. Scheint ein eher, ehm, freigeistiger Theologe zu sein. Na dann Prost).

Im Saloon wird ordentlich gesoffen, gehurt und falsch gespielt (klassischer Wildwest-Dreikampf, newa). Auch uns´ Held macht sich dort ´nen gemütlichen Abend (womit allerdings? Ist doch nicht so, dass er inzwischen Geld hat?). Was fehlt dem Westmann zur Abrundung eines gelungenen Abends mit Wein, Weib & Poker? Die aus irgendeiner Nichtigkeit vom Zaun gebrochene Kneipenschlägerei. Die vollzieht sich auch auch umgehend (und ist eine der eher, naja, wie sollen wir´s sagen, weniger beeindruckenden dieser Sorte). Als finale Teilnehmer der Konfrontation kristallisieren sich unser Held und – tadaa – Buck heraus. Man prügelt sich vor die Tür und auf die Hauptstraße, zur allgemienen Belustigung der Bevölkerung. Spielverderbenderweise wirft sich Cotton in christlicher Mission zwischen die Streithähne und versucht die Botschaft „Liebe deinen Nächsten“ unters Volk zu bringen. Die beiden Kerle, die sich so nett aufs Maul schlagen, sind nicht wirklich empfänglich für solche Vorschläge, auch wenn Cotton sie am Kragen packt, ein paar Backpfeifen austeilt (sehr christlich) und „ICH HABE LIEBEN GESAGT“ brüllt (Kinski at his best). „Bin ich schwul oder was?“ fragt sich da vermutlich der geneigte Westmann. „Manche wollen´s einfach nicht lernen“, seufzt Cotton, „Sonntag ist der Tag des Herren, ihr sollt einander lieben, nicht nur am Sonntag!“ (Vielleicht sollte Cotton erst mal so viel Überzeugungsarbeit leisten, dass der Sonntag prügelfrei bleibt, bevor er zu Grundsatzfragen übergeht). Ganz großes Tennis von Klaus Kinski.

Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, das ist ja klar, Buck und Held laden sich gegenseitig auf ein kühles Blondes im Saloon ein (deswegen hat man vorhin in der Schlägerei auch die Einrichtung sicherheitshalber weitgehend ganz gelassen. Die Stühle werden noch gebraucht). Buck zeigt sich von der soliden Faustarbeit des Helden beeindruckt und macht ihm gleich mal ein Geschäftsangebot – wenn der Held interessiert ist, soll er doch mal kurz zwei Stunden wartet. Tut er doch glatt, und Zeitvertreib gibt´s auch in Form einer örtlichen Saloon-Schlampe, äh, natürlich eines „Saloon-Girls“. Der verrät er sogar seinen Namen: „Macho“. (Macho-Macho Man, I don´t wanna be a Macho Man…). Die rät ihm auch, Buck zu vertrauen: „Er ist ein großes Baby.“ (Ich bin sicher, das ist im Wilden Westen genau das, was man von seine, hm, Geschäftspartner, hofft und erwartet). Macho und Schlampe, eh, „Girl“ verziehen sich auf ihr Zimmer, um dort irgendwelche lustigen Dinge zu tun. Das möchte auch Buck und so muss sich Macho sicherheitshalber im Schrank verstecken (waah, das erinnert mich jetzt an einen Winnetou-/Old-Shatterhand-Sketch vom Frühstyxradio). Buck möchte das Girl bespringen, aber die hat keinen Bock. „Du weißt, wir Frauen müssen in der richtigen Stimmung sein“, doziert sie (auch das ist sicherlich genau das, was der Cowboy mit Samenstau in einer solchen Situation gerne und verständnisvoll hört). Buck grummelt, dass er sich dann ein anderes Weibsstück suchen wird, wozu das Girl seinen Segen gibt – sie ist offenbar schwer progressiv und plädiert für die offene Beziehung. Buck verkündet, dies dann auch entsprechend zu veranlassen. Sauer ist er trotzdem.

Wenig später setzt Buck Macho den Plan auseinander (uns allerdings nicht), nicht ahnend, dass Macho daran schuld ist, dass Buck seine überschüssigen Lusthormone anderweitig abbauen musste. Für Macho wären ein Pferd, Munition und ein kleines Taschengeld drin. Unter solchen unwürdigen Bedingungen ist Macho aber nicht gewillt, zu kooperieren. Halbe-Halbe oder bleiben lassen („und du hast noch Glück“, brummt Macho, „normalerweise nehme ich alles“. Gesunde Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, I bet). Buck gefällt die Attitüde seines neuen Kumpanen und schlägt ein (und zwar nicht Machos Zähne, sondern ins 50/50-Angebot).

Die beiden schwingen sich also auf ihre Klepper und reiten los, beobachtet von Klaus Kinski, eh, Reverend Cotton, der vielsagend grinsend in einen Apfel beißt und sich mit diesem Akt vegetarischer Kriegsführung aus dem Film verabschiedet (Kinski hat sicher alles gespielt, was nicht bei drei auf´m Baum war, aber länger als einen Drehtag konnte sich dieser Film ihn sicher nicht leisten).

Der große Coup, den Buck vorhat, ist vergleichsweise bescheiden – kein Bankraub, keine Postkutsche überfallen, nö, nur ein Notarbüro (von der Synchro als Rechtsanwaltskanzlei interpretiert), möchte er ausnehmen. Einen Bekannten vor Ort rekrutiert Buck zum Schmierestehen, dann schleichen sich Buck und Macho unter Vorspiegelung falscher Tatsachen (Macho gibt an, einen Kaufvertrag für ein Pferd zu benötigen. Die Viecher konnte man auch ehrlich kaufen und nicht nur klauen? Boah. Buck seinerseits will angeblich eine Farm kaufen und benötigt einen Vertrag). Kaum haben sich Notar und sein Gehülfe (ich wußte immer, der Job ist gefährlich) in ihre jeweiligen Aktenschränke vergraben, hauen ihnen die bösen Räuber eins über den entsprechenden Dez. Dann klauen sie aus dem Safe eine Kassette und gehen stiften, d.h. Buck tuts, während auf Macho fieserweise geballert wird. Der feige Attentäter auf dem nächstbesten Hausdach ist niemand anderes als der Knabe, den Buck zum Schmierestehen angeheuert hatte. Macho wittert Verrat, Zeter und Mordio, schießt den Kerl vom Dach und schreitet zur sofortigen Verfolgung des verräterischen Komplizen. So richtig zünftig ist der Verfolgungsritt nicht (vermutlich hatten die beiden Darsteller mehr damit zu tun, überhaupt irgendwie auf dem Pferd zu bleiben, ein kleiner flotter Jagdritt durchs Gelände hätte die Herren vermutlich stark überfordert), aber irgendwann erreicht Macho Buck (sieht zwar mehr so aus, als würden die beiden gemütlich nebeneinander herreiten als nach halsbrecherischer Verfolgung), haut ihn vom Gaul, kloppt sich kurz mit ihm, liegt schließlich nach kurzem Brawl oben und verlangt Antworten. Buck beruhigt den verständlicherweise aufgebrachten Macho: „Jetzt vertraue ich dir. Ich bin ein Einzelgänger, aber ich hab mich bei dir geirrt. Sind wir noch Freunde?“ Anstatt Buck nun gerechterweise mindestens sämtliche vorhandene Knochen zu brechen, anschließend alle Zähne auszuschlagen und ihn dann irgendwo bis zum Hals einzugraben und den Geiern zu überlassen, ist Macho versöhnt und selbstredend noch Bucks bester Freund. Hach, so war das im Westen, da hatten Lächerlichkeiten wie ein kleiner Mordanschlag unter Freunden keine Bedeutung. So gehört sich das auch, newa.

Anderswo – den Typen kennen wir doch, das ist doch Ironhead? Jo, isser, mittlerweile Chef seines eigenen Gangstersyndikats (jetzt würde mich doch mal stark der Zeitablauf interessieren. Bis jetzt hätte ich gedacht, die bisherige Handlung hätte sich innerhalb einiger weniger Tage abgespielt, aber wenn Ironhead inzwischen eine gut funktionierende Banditenorganisation aufgebaut hat, müssen ja mindestens Monate vergangen sein). Und als solcher hätte er gerne Buck – lieber tot als lebendig und das soll ein gewisser Colbert erledigen. Der wendet ein, dass Buck doch auf Ironheads Lohnliste stehe, aber solche Lappalien stören den schurkigen Oberschuft natürlich nur peripher, schließlich ist jeder tote Bandit einer weniger, mit dem man die Beute teilen muss (also, die Arbeitsbedingungen in Ironheads Gang wären m.E. ein Fall für den Betriebsrat. Da wird man ja seines Lebens nicht froh). Und einen praktischen Ratschlag hat Ironhead auch in petto: Colbert solle Buck doch bevorzugt in den Rücken schießen (ah, ein echter fairer Sportsmann).

Macho und Buck feiern ihren glorreichen Raubzug in einem Saloon somewhere. Colbert späht mit gezogenem Colt durchs Fenster (schön, dass die beiden so einfach zu finden waren). Macho späht zurück und erkennt, dass da draußen einer in finsterer Absicht steht und schießt ihn prophylaktisch tot. Buck ist entsetzt und verwirrt – den kennt er doch. Was hat das wohl zu bedeuten?

Wiederum anderswo praktiziert ein Veterinär. Und der kommt uns auch bekannt vor… hoppla, jetzt beiß ich aber gleich in die Tischplatte. Butch Cassidy hat sich eine Tarnexistenz als beliebter Landtierazrt Dr. Dickinson aufgebaut (der Doktor und das liebe Vieh? Bitte beachtet das professionelle Namensschild auf dem Schreibtisch). Das geht seinem Kumpel Sundance Kid, der als sein Hiwi und Handlanger fungieren muss, ziemlich auf den Keks, denn der hat auf das Herumdoktern an Kühen, Pferden und Hunden nicht wirklich Bock. Klar, Leute totschießen ist lustiger. Und vor allem gewinnbringender, wenn man im Zuge der Totschießerei vielleicht noch die ein oder andere Bank hops nimmt. Tierarzt ist aber sicherer, meint der weise Butch, zumal Ironhead sich mittlerweile amtsbekannt den neuen Namen Donovan zugelegt hat und immer noch nach Rache dürstet. Da kommt Besuch und es handelt sich nicht um einen neuen tierischen Patienten, sondern einen Kopfgeldjäger, der die auf Cassidys Rübe ausgesetzte Belohnung scharf ist. Butch spielt völlig überzeugend den harmlosen Tierarzt und sorgt durch dezente Mimik sogar noch dafür, dass Kid den Bounty Hunter nicht mit einer wichtigen medizinischen Karaffe, sondern anderweitig k.o. schlägt (nachdem Kid sich vorher als Hiwi noch sehr schwer damit getan hat, eine Karaffe als solche zu identifizieren. Comedy, I suppose). Immerhin, dem Kid kann´s recht sein, denn das Auftauchen des Kopfgeldjägers überzeugt Butch dann doch, die Praxis hastig mit einem schnell gemalten „On Vacation“-Schild zu schließen und tiefer unterzutauchen.

Macho und Buck debattieren, was es mit Colbert auf sich hat. Buck muss da nicht lang überlegen, denn er hat eine hohe Meinung von seinem Chef Ironhead: „Er ist schlimmer als ein Wurm, er ist eine Ratte!“ (Und ein Kenner des Tierlebens ist er auch. Bei Butch Cassidy in die Lehre gegangen?)

Der besagte Wurm wundert sich indes, dass von Colbert nix zu hören und zu sehen ist und schickt den nächsten Killer in der Rangfolge, einen gewissen Lucas, los, um nun seinerseits Colbert zu plätten (Weiß er, was er will?). „Buck hat sich an ihm die Zähne ausgebissen“, bindet er Lucas einen gewaltigen Bären auf (also, wirklich, bei Ironhead fang ich nicht an. So gut bezahlt kann das gar nicht sein). Und nach Colbert soll endlich Butch Cassidy ins Gras beißen: „Ich will ihn kriechen sehen“, schnarrt Ironhead und gibt Lucas zu verstehen, dass es sein Schaden nicht sein soll: „Du könntest Millionär werden und dir deinen eigenen Saloon mit hübschen Mädchen kaufen!“ (Ironhead weiß, was Cowboys wünschen). Nur die Mädchen würde Ironhead dann gerne mal probeliegen. Und natürlich bekommt auch Lucas den wohlgemeinten Rat, Colbert in den Rücken zu schießen (ja, ich kapier´s, Ironhead ist EVIL).

Vor Ironheads Hauptquartier lauern aber schon Mach und Buck und schlagen ein paar seiner Henchmen nieder. Buck marschiert dann rein in den Laden, markiert den Strahlemann mit „da bin ich wieder“-Sprüchen, dieweil sich Macho hinter ihm reinschleicht und man gemeinschaftlich einen nach dem anderen aus Ironheads Schlägertruppe ausschaltet, bis die beiden schließlich dem Endgegner, äh, Ironhead gegenüberstehen. Sofortumschalter Ironhead spielt sofort den freudig Überraschten, dass Buck wieder da ist: „Ich hatte schon Colbert losgeschickt, um dich zu suchen!“ (So kann man das natürlich auch nennen). „Der hat den Löffel abgegeben“, informiert Buck seinen Boss. Die Frage nach Lucas lässt Buc unbeantwortet, dafür präsentiert er seinen neuen besten Kumpel: „Er mag keine neugierigen Leute, davon kriegt er Heuschnupfen, und wenn er sich nicht wohl fühlt, schießt er um sich“, stellt Buck die herausragenden positiven Eigenschaften seines Buddies heraus. Macho stellt sich als „Macho Nobody“ (argh) vor. Soll Ironhead auch recht sein, er will wissen, wie der Coup gelaufen ist. Ganz prima, „war einfacher, als einen Lutscher zu kaufen, auch wenn man einen Lutscher normalerweise bezahlt“, (als „großes Baby“ bestimmt) rapportiert Buck hochgradig humoresk (heißt das nicht: „leichter als einen Lutscher zu klauen?“ Das sind doch alles Lutscher…). Ironhead will die geklaute Kassette inspizieren und die darin gebunkerten Reichtümer an sich nehmen, jedoch, April-April, die Kassette ist leer bis auf einen kleinen Liebesgruß. „Schöne Grüße, Butch Cassidy“. Da war wohl einer schneller (wie das allerdings rein sinnvollerweise geschehen sein könnte, würde mich schon interessieren. Steckte der Notar mit Butch unter einer Decke? Wenn nein, wann hat Butch das Ding ausgetauscht und woher, zum Geier, wußte Butch, dass Ironhead die Kassette klauen will?). Das schreit natürlich nach Rache und brüllt nach Revanche. „Was hält dich davon ab, ihn umzulegen?“ erkundigt sich Macho. „Gar nichts“, geifert Ironhead und wetzt die Sporen (meaningful zoom auf eben jene, aber die von Cassidy).

Im nächsten provisorischen Hauptquartier der Cassidy-Gang beömmelt sich die Bande kollektiv über die gelungene Verarschung des Gegenspielers. Butch sieht´s lässig: „Der ist keine Gefahr für mich“ (hä?) – und zwar, weil er weiß, dass Ironhead „immer nur von hinten angreift“ (gerade dann würde ich mir Sorgen machen).

Als nächstes zeigt uns der Kameramann (auf den Gesellen werde ich sicherlich noch ein wenig spezieller in der Nachbetrachtung eingehen, gelle), dass er ein großer Künstler ist – eine Einstellung durch das Magazin eines Colts (leer, natürlich, und in der Pfote von Ironhead, der dadurch Macho anstiert). Großes Kino TM. Scheinbar hat Ironhead Macho ehrenhaft in seine Gang aufgenommen und ihm schon einen Auftrag erteilt. Da er Macho den Rat gibt, „nicht jetzt mit dem Danebenschießen“ anzufangen, könnte man spekulieren, es ginge um die künstliche Verkürzung der Lebenserwartung von Butch Cassidy. Macho würdigt den Plan seines neuen Chefs als gut (was immer das auch für ein Plan sein mag).

Macho, Buck und die drei McMurray-Brüder (braucht Ihr Euch nicht zu merken), reiten also für Deutschland, äh, Ironhead irgendwohin, aber Macho überrascht seine Begleiter mit dem Wunsch, den Job alleine auszuführen. Ironhead, bekanntlich kein Freund des Fair Play und als ordnungsgemäßer Psychopath generell jedem gegenüber mißtraurisch, hetzt der gerade entsandten Posse einen zweiten Trupp unter dem Kommando von Lucas hinterher, der dafür sorgen soll, dass keiner lebend zurückkommt (eine echte Spaßbremse, der Kerl).

Was immer es auch für ein Job war, den Macho alleine erledigen musste, er ist nach Plan verlaufen, erzählt er zumindest seinen Kumpels, aber „sie sind hinter mir her“ (wer auch immer), deswegen wär´s geschickter, wenn man sich aufteilt. Er und Buck nehmen einen, die McMurrays den anderen Weg. Scheinbar hat Macho Ironheads fiese Finte gerochen, denn die McMurrays werden aus dem Hinterhalt von Lucas und seinen Burschen niedergeschossen, was ihnen aber insofern nicht viel nützt, als Macho und Buck noch viel hinterhältiger sind und ihrerseits wieder Lucas & Co. mit Blei füttern.

Ironhead verbirgt seine Überraschung geschickt, als Macho und Buck auflaufen und das auftragsgemäß geklaute Gold (aha, darum ging´s also, von wegen Cassidy umnieten. So kann man sich irren) ordnungsgemäß abliefern. „Alle Zeugen sind tot, und das ist auch gut so“, gibt Macho durch die Blume zu verstehen, dass er Lucas und die anderen aus dem Weg geräumt hat. Ironhead sieht sich genötigt, eine klare Ansprache zu erteilen und verweist Buck erst mal des Raumes. Dann nimmt er sich Macho zur Brust – er fürchtet Amtitionen des Neuen auf den Bossposten und gedenkt ihm selbige prügelnderweise auszutreiben.

Dieweil hat sich die Nachricht vom Goldraub und dem anschließenden Gemetzel – wie auch immer – zu Butch Cassidy durchgeschlagen und sorgt dort für Irritationen. Aus unerfindlichen Gründen stellt die Tatsache, dass Ironhead einen ganzen Eimer seiner eigenen Henchmen hat umlegen lassen, für Butch eine persönliche Bedrohung dar, der man sich durch sofortige Abreise entziehen will. Scheinbar rechnet Butch sich aus, dass Ironhead jetzt auf ihn losgehen wird – aber der wird sich wundern, der Eisenkopf, denn „wir werden vorbereitet sein“ (verstehen muss ich das alles mal wieder nicht).

Ironhead kloppt sich dieweil immer noch mit Macho, muss aber letztlich kapitulieren. Offenbar hat er vorhin gespickt, wie sich Buck zurück in ein freundschaftliches Verhältnis mit Macho geschleimt hat, denn er ist auch ganz friedlich, bekundet, dass Macho „in Ordnung“ und das alles gerade selbstverständlich „nur ein Test“ gewesen sei. Macho ist sichtlich naiv genug, wieder darauf reinzufallen (entweder wird es ein böses Ende mit dem Kerl nehmen – in einem echten Western hätte der eine Lebenserwartung von ungefähr fünf Sekunden – oder der hat eigene Pläne).

Butch und seine Gang sind an einer Weggabelung angekommen (man ist offenkundig immer noch auf dem generellen Weg gen Mexiko). Butch spekuliert, dass Ironhead sicher davon ausgehen werde, dass er DIESEN Weg nehmen wird und nimmt daher, haha, wie clever, den ANDEREN. Und klopft sich vor lauter Begeisterung über diesen teuflischen Plan selbst auf die Schulter (kann man im Westen wirklich so doof gewesen und trotzdem eine solche Landplage gewesen sein?).

Womit Butch aber nicht gerechnet hat, ist die Cleverness von Macho, der angesichts der bewußten Gabelung knallhart kombiniert, dass Butch darauf rechnet, dass Ironhead glauben wird, er hätte DIESEN Weg eingeschlagen und daher der felsenfesten Überzeugung anhängt, Butch habe deswegen den ANDEREN genommen. Wow, das sind echte Superhirne. Ironhead glaubt der fachmännischen Expertise und ordnet für den nächsten Tag den großen Angriff mit einem Dutzend Männer hat (dass er noch so viele hat, wo er doch täglich welche umpusten lässt, wundert).

Die Cassidy-Gang hat dieweil eine „Geisterstadt“ (die beim besten Willen mehr wie ein verkommener italienischer Bauernhof aussieht als eine authentische Westernstadt) erreicht und beschließt, sich dort auf die Lauer zu legen und die sicher bald eintreffenden Verfolger in einen Hinterhalt zu locken (äh, Meister Cassidy, war der Plan nicht, dass Ironhead gar nicht auf diesem Weg folgt, weil er ja durch die ominöse Gabelung auf die falsche Fährte gelotst werden sollte? Wenn der Plan geklappt hätte – was er ja dank Macho nicht tut – könnten Cassidy und seine Jungs aber lange warten…). Einer von Cassidys Leuten vermisst die vom Boss versprochenen Mädchen (man soll halt nicht alles glauben, was in den Recruitment-Prospekten steht). Geistesgegenwärtig drückt Butch dem potentiellen Rebellen eine glücklicherweise griffbereite Spielzeugpuppe in die Hand, die der taffe Cowboy auch prompt knuddelt (jaaa, langsam fängt dieser Film an, Sinn zu machen, jaja. Trullala).

Während der langweiligen Warterei auf Ironhead konsultieren Cassidy und Kid eine Karte, die verdächtig nach einer Straßenkarte des italienischen Automobilclubs aussieht (jedenfalls nicht wie eine zeitgenössische Landkarte des späten 19. Jahrhunderts) und loten mögliche Wege nach Mexiko aus. „Wir nehmen uns einen Führer“, beschließt Cassidy, der sichtlich wenig Vertrauen in seine eigenen navigatorischen Fähigkeiten hat (und das ist eine Geißel des Westens? Mann, hat dieser Peckinpah übertrieben). Außerdem macht er sich vor Ironhead doch so ins Hemd, dass er eine Verstärkung der Wachtposten befiehlt (wie war das mit „keine Gefahr für mich“?). Dann sperrt er sich selbst in eine Zelle des Geisterstadtknasts, will sagen, er lässt sich dort nieder. Kid leistet ihm Gesellschaft.

Macho beäugt indes durch ein recht modern wirkendes Fernglas die Geisterstadt (und da wird richtig deutlich, wie un-geisterstädtisch die aussieht). Ironhead versucht dieweil schon wieder, Keile zwischen seine sich privat gut verstehende Belegschaft zu treiben (kenn ich aus eigener Erfahrung. Chefs mögen das nicht, wenn die Angestellten sich vertragen) und versucht Buck zu überreden, Macho aus dem Spiel zu nehmen, weil´s dich durch zwei doch auch einfacher teilen lässt als durch drei. Buck allerdings stellt fest, dass er Macho sein Leben anvertrauen würde (würde ich ganz gewiß, auch angesichts der persönlichen Historie der beiden, auch tun, ja, sure. Und ich verkaufe Gebrauchtwagen).

Ich glaub, warum Ironhead ein wenig miefig auf Macho zu sprechen ist – ganz seinem Namen entsprechend führt sich der nämlich mittlerweile schon ziemlich bossmäßig auf und spielt auch hinsichtlich Angriffsplan und -zeitpunkt den großen Entscheider. Jenseits eines Zeichentrickfilms (und vielleicht der ein oder anderen beabsichtigten Komödie) hab ich allerdings noch nie gesehen, wie Macho und Ironheads Gang sich anschleichen – nämlich getarnt als laufende Gebüsche (bekanntlich gibt es nichts unauffälligeres als laufende Sträucher auf der Hauptstraße und offenen Feldern). Völlig verblüffenderweise und entgegen sämtlicher bisheriger Hinweise erweist sich die Cassidy-Gang als nicht vollkommen hirnamputiert und bemerkt das verdächtige Grünzeug. „Wir sollten sie im freien Feld erwischen“, überlegt Butch (vielleicht wäre es dann clever gewesen, sich nicht in einer „Stadt“ zu verschanzen), und Ironhead will er, bitteschön, höchstpersönlich aufs Korn nehmen.

Der obligatorische große Shoot-out beginnt und Ironheads Leute haben, da die Cassidy-Gang sich strategisch günstig auf Dächer etc. verteilt hat, nicht den Hauch einer Chance und sterben wie Fliegen (auch wenn ich manche Verstecke, wie die rollenden Fässer, aus denen Butch und Kid ballern – würde mich wundern, wenn die irgendwas absichtlich treffen würden –, für wenig praktikabel halte). Die Flucht gelingt mit Müh und Not Ironhead (der als MdEOT durchgeht, wenn er mitten im Pulverdampf auf die grandiose Erkenntnis kommt, dass es sich um eine Falle handelt), Macho und Buck. Nun sollte man angesichts Ironheads eher cholerischem Gemüt vermuten, dass er Macho an die Gurgel geht, aber weit gefehlt…

Erst mal wird aber im Hause Cassidy der glorreiche Sieg gefeiert, auch wenn Ironhead immer noch atmet. Kleiner Kunstfehler, den auch Butch nicht wirklich tragisch sieht (Konsequenz ist seine Sache nicht). Er gratuliert seinen Helfern: „Jeder hat seine Rolle gut gespielt!“ (Ah, ich wußte es, das ist kein Spielfilm, sondern eine Dokumentation über ein Cowboy-Rollenspiel).

Macho verblüfft uns und vor allem Ironhead mit einer gewagten Interpretation der jüngsten Ereignisse: „Mein Plan hat funktioniert!“ Da springt auch Meister Eisenkopp der Draht leicht aus der Mütze, aber Macho hat eine logische (hüstel) Erklärung – der Plan war, alle Ironhead-Gehülfen abknallen zu lassen, damit man nun nur noch durch drei teilen muss (okay, das klingt halbwegs nach dem, was Sicko Ironhead als „vernünftig durchdacht“ akzeptieren könnte, aber ich würde halt doch erst mal die Feinde umlegen und DANN reinen Tisch mit den eigenen Leuten machen).

Butch hat gerade seine melodramatischen fünf Minuten und sorgt sich um die gefallenen Kameraden, die sollte man doch begraben. Kid hält das für zu gefährlich. Könnte er recht haben, denn Macho schnürt bereits ein Überraschungspaket und ist der Ansicht, die Zeit würde für ihn und die seinen spielen (dass der Zeitfaktor eine echte Rolle spielt, ist eine wirkliche Neuigkeit und vor allen Dingen, so sagt mir Future Doc, eine Ente). „Wenn das wieder einer deiner Tricks ist“, warnt Ironhead eher indifferent.

Das Überraschungspaket besteht aus zwei auf Pferden getackerte Strohpuppen, deren Satteltaschen der McGuyver unter den Westernhelden, also Macho, mit Dynamit gefüllt hat (eh, ja. Und nu? Zündschnur gleich angezündet? Und was, wenn die Pferde mal kurz zum Grasen anhalten oder in ´ne völlig andere Richtung rennen? Klingt wirklich sehr, eh, überzeugend). Butch Cassidy, eigentlich gerade beim Kofferpacken, erkennt die Strohpuppen als Dummies (ich hab den Kerl echt unterschätzt) und brüllt ein paar Warnungen. Aber da geht da Dynamit auch schon hoch (die armen Pferde). Boom Boom Boom Boom (I want you in my room… lalala, oh, tschulligung, ging der Vengaboys-Fan mit mir durch, hihi). Es ist mir zwar ein mittleres Rätsel, wie zwei gefüllte Satteltaschen, die doch an EINEM Punkt hochgehen, Explosionen in der ganzen Geisterstadt verursachen können, als sei´s ein Minenfeld an der ehemaligen Zonengrenze, ersatzweise ein Luftangriff aus dem zweiten Weltkrieg, aber sei´s drum. Überall knallts und zischts und Cassidys Kerle werden aufgerieben. Nur ihm, Kid und dem Puppenfreund gelingt die Flucht, doch letzterer bemerkt, dass er sein Püppchen verloren hat, dreht um und BOOM. „Er starb nur wegen dieser Scheißpuppe“, bemerkt Cassidy und macht sich vermutlich gerade ein Memo, in Zukunft seine Gangmitglieder auf infantil-regressive Züge zu prüfen, bevor er sie einstellt.

Macho, Ironhead und Buck (hehe, die „MIB“ sozusagen) inspizieren die Beute, doch da – Ironhead ist nach wie vor gewillt, Macho auszuschalten. Buck versucht sich einzumsichen, aber Macho winkt ab, das will er solo erledigen. Zweikampfzeit. Ironhead würgt Macho, der windet sich aber heraus, wird aber dafür prompt mit einem Beil angegriffen. Macho bewaffnet sich mit einer Holzforke, die sich aus rein materialtechnischen Erwägungen dem Beil als unterlegen erweist. Die Duellisten ringen um die Axt und irgendwie, genauere Einzelheiten können uns die Filmemacher leider nicht mitteilen, gelingt es Macho, es so zu drehen, dass Ironhead sich das Beil selbst in die Plauze rammt und in sich zusammensinkt. Aber schon 1971 war´s ungeschriebenes Gesetz, dass der Bösewicht durch eine tödliche Verletzung nicht soweit gehandicapt wird, nicht noch irgendeinen letzten symbolischen Akt der Niederträchtigkeit zu begehen. Verröchelnd greift Ironhead zu seinem Colt – Buck blökt eine Warnung und spielt Kugelfang. „Das wäre nicht nötig gewesen“, jammert Macho – ungefähr so, als hätte Buck ihm die Saloontür aufgehalten (sieht Buck sicher genauso) und schließt dem mit extrem doofen Gesichtsausdruck Krepierten die Augen.

Macho trägt Buck in klassischer „Warum-musste-mein-bester-Kumpel-sterben“-Pose nach draußen, wo er schon von drei älteren Herren mit Marshal-Sternen erwartet wird. „Auftrag erledigt, Lieutenant?“, fragt der Obermarshal. Nein, was für ein Plotturn – Macho war die ganze Zeit ein Undercover-Agent (was hat er dann ursprünglich bei der Carson-Bande getrieben, wenn sein Auftrag war, Ironhead samt Gang zu eliminieren, vor allem, wenn dessen Bande sich erst in Folge des Überfalls auf die Carson-Bande gebildet hat?). Schon, aber Butch Cassidy läuft noch frei rum. Das muss noch erledigt werden – und so reitet Macho weiter (machten die Filmemacher sich ehrlich Hoffnungen, ein Sequel könnte gefragt werden???).

Na, da hab ich mir für meine Exkursion in das schöne Gebiet des Italo-Spaghetti-Westerns ja gleich das richtige Exemplar ausgesucht. Adios Companeros zeichnet sich eigentlich durch sämtliche Eigenheiten aus, die bis heute dafür sorgen, dass der italienische Billigfilm Millionen von Internet-Trashfilmreviewern über Jahre hinweg beschäftigt: lausiges Drehbuch, miese production values, stümperhafte Inszenierung und abartig schlechtes Schauspiel (mit Ausnahme, selbstverständlich, von Klaus Kinski). Insofern unterscheidet sich dieser Western nur dadurch von einem typischen italienischen Zombiefilm, dass letzterer zusätzlich noch kübelweise Blut und Eingeweide um sich warf (womit ich gleich mal eins verdeutlichen will: wieso dieser absolut blutleere Streifen eine KJ-Freigabe verdient haben soll, würde mich schon interessieren. Gestorben wird in manchem Spencer-Hill-Western, der im Nachmittagsprogramm versendet wird, rein quantitativ ähnlich oder sogar mehr und expliziter. Muss wohl doch daran liegen, dass dieser Film, so unwahrscheinlich es klingen mag, ursprünglich mal ernst gemeint war. Gut, das war mancher Spencer-Hill-Klopper vor der Bearbeitung durch Rainer Brandt auch).

Der Reihe nach: das Script, basierend auf einer Story des Regisseurs selbst (was man halt so alles Story nennt, wenn man gerade in der Trattoria zwölf Ramazotti gesoffen hat und sich über mögliche Filmprojekte unterhält), ist nix wert, das hat man sicherlich schon obiger Inhaltswiedergabe entnommen. Es ist unlogisch, wirr, widerspricht sich und macht keinerlei Sinn. Ich denke, darauf muss ich gar nicht in Einzelheiten eingehen, denn das erklärt sich von selbst, wenn man die zig Seite, die ich schon dazu verbrochen habe, durchliest. Nach schlüssiger Story, die man sich vorher ausgedacht hat, sieht das weniger aus, mehr nach „lass uns ma irgendwas drehen, fällt eh keinem auf, wenn das nicht wirklich Sinn ergibt“ (eins hab ich oben tatsächlich vergessen, also schreib ich es jetzt: am Schluss sagt Macho, dass wohl Reverend Cotton die Marshals alarmiert habe, zur Geisterstadt zu kommen. Was erstens implizieren würde, dass Cotton und Macho sich kennen müssten und zweitens für Cottons hellseherische Fähigkeiten spricht. Das einzige, was Cotton ernstlich gesehen hat, ist, dass Buck und Macho zu einem gemeinschaftlichen Ding aufgebrochen sind. Wie das folgerichtig dazu führen soll, dass der Pfaffe die Gesetzeshüter zur Geisterstadt dirigiert, kann nur durch übermäßigen Genuß von Meßwein und Weihrauchdämpfen erklärt werden – was ich andererseits einem Klaus Kinski jederzeit zutrauen würde, hehe). Was völlig neben der Spur liegt, sind die Zeitabläufe – normalerweise würde ich davon ausgehen, dass die Ereignisse sich innerhalb weniger Tage, vielleicht Wochen abspielen, aber die Story selbst macht deutlich, dass zwischen den Ereignissen zu Filmbeginn, also dem Überfall der Cassidys auf die Carsons, und Machos Eintreffen in der Stadt, mindestens ein paar Monate, wenn nicht Jahre liegen müssen (Ironhead z.B. sieht wirklich um Jahre gealtert aus, er ist allerdings der einzige), zumindest aber Zeit genug für Ironhead, seine Bande aufgebaut und für Cassidy, seine Tarnexistenz als Tierarzt begründet zu haben (würde mich interessieren, was der Rest seiner Gang eigentlich in der Zwischenzeit getrieben hat. Offenbar stand-by-Banditen).

Für meinen nächsten Punkt gehen Drehbuch- und Regiekritik sozusagen Hand in Hand – dem Film fehlt eine griffige Struktur. Der Streifen plätschert ohne große Höhepunkte, ohne „set pieces“ vor sich hin. Die Actionszenen sind sekundenkurz (abgesehen von den Faustkämpfen, die dafür in bewährter Prügelfilmtradition auf endlose Minuten ausgedehnt werden, was insofern nervig ist, als sie von äußerst schlichter Natur sind. Bud-Spencer-Klopper, ich bitte um Verzeihung, wenn ich inflationär auf dessen Filme zurückkomme, aber es sind so ziemlich die einzigen Referenzpunkte, die ich in dem Genre habe, sind dagegen Meisterwerke der Martial-Arts-Choreographie) und völlig langweilig abgespult (selbst im Showdown, wenn´s mal etwas mehr Shoot-out-Action gibt). Ich habe aufwühlendere Cowboy-Stunt-Shows in Freizeitparks gesehen (nicht nur aufwühlend, sondern auch spektakulärer, aber das ist angesichts eines Films, der nicht mehr als eine Handvoll Lire, um Leone mal zweckentfremdet zu referieren, gekostet haben kann, wohl auch nicht zu erwarten gewesen).

Die deutsche Synchronisation scheint sich darüber hinaus auch nicht im klaren gewesen zu sein, ob sie den Streifen nunmehr, wie wohl ursprünglich von den Machern gedacht, todernst nehmen oder doch lieber humorig auflockern soll – Folge sind einige deplaziert wirkende vermeintlich lustige Sprüche.

Die Inszenierung von „Miles Deem“ ist schnarchig, weil ihm, being an italian hack, kaum etwas einfällt, um den Film visuell interessant zu machen. Ist natürlich schwer, weil die Production Values schon trostlos sind – die italienischen Laubwälder sehen halt nur sehr eingeschränkt nach Prärie aus und auch der nächstbeste Steinbruch mimt halt nur eher wenig überzeugend die weitläufige Westernlandschaft (von der Geisterstadt, die wirklich nix anderes sein kann als ein Bauernhof, und wenn ich mich nicht sehr irre, kann man dort auch die beliebten Reifenspuren im Schlamm begutachten). Die Westernstadt sieht zwar halbwegs nach dem aus, was sie darstellen soll, aber doch auch mehr auf Freizeitpark-Niveau. Möglich, dass man sich für zwei-drei Tage in einem ebensolchen (oder einem auch nicht gerade in Geld schwimmenden italienischen Profi-Filmstudio) eingemietet hat, unter der strengen Auflage, ja nix kaputtzumachen (siehe die Kneipenschlägerei, die vermutlich die erste und einzige solche seit der Stummfilmzeit ist, in der nicht ein Möbelstück zu Bruch geht). Die Schlägereien selbst, die mit Ausnahme eines Dachsturzes wohl auch als einzige ernsthafte Stuntszenen durchgehen dürften, sind, wie schon angedeutet, sehr langweilig. Größtenteils hauen sich die Akteure einfach aufs Maul (bzw. tun so), jeder Schlag in die Magengrube ist schon ein denkwürdiges Ereignis. Dass sämtliche Action- und Gewalteinlagen vollkommen unblutig sind (selbst der Axttod Ironheads vollzieht sich ohne jede rote Suppe), scheinbar konnten die Produzenten sich nicht mal ´nen Eimer Spaghettisoße Napoli leisten, sollte noch mal kurz erwähnt sein.

Wie versprochen, ein paar Takte zum Kameramann – das war Sportskamerad Aristide Massaccesi, auch bekannt und berühmt als Joe D´Amato. D´Amato selbst hielt sich ja bekanntlich für den besseren Kameramann als Regisseur (wobei das nicht die ganz große Kunst ist, IMHO) – während seine hiesige Arbeit durchaus an eigenständige D´Amato-Filme erinnert (es gibt sehr viele Szenen, in denen die Kamera recht starr-statisch steht und die Protagonisten – bevorzugt frontal – durchs Bild eilen, vgl. z.B. Ator II und sehr wenige Szenen mit richtig mobiler Kameraführung glänzen können (was der Film auch mit den meisten D´Amato-Filmen gemein hat. Aktion und Bewegung der Kamera innerhalb einer Einstellung ist Meister Massaccesis Sache nie gewesen), erlaubt unser Freund sich hier auch einige, hüstel, künstlerische Ambitionen. So finden sich Einstellungen in spiegelnden Flächen, durch Möbel, über die Schulter von Schauspielern und als krönender Abschluß durch das Magazin eines Colts, wie man sie gemeinhin nur von Jess Franco, dem Spezialisten in der Disziplin „unmögliche Kameraperspektiven“, gewohnt ist. Ab und an probiert sich D´Amato auch an einem kuriosen Winkel (leichte Froschperspektive o.ä.), was dem Streifen, Ehre, wem sie gebührt, ab und zu wenigstens visuelle Abwechslung injiziert. Minuspunkte verdient sich D´Amato allerdings für einige hektische sinnlose Schwenks zu Ende einer Einstellung (das sieht fast so aus, als hätte man im Endschnitt vergessen, rechtzeitig die Schere anzusetzen und noch Filmmaterial dringelassen, das eigentlich nur versehentlich belichtet wurde, während der D.O.P. schnell die Position änderte).

Noch schnell zu Regisseur Demofilo „Miles Deem“ Fidani: Der Sarde, der sich auch cooler Nicknames wie Dick Spitfire (!), Slim Alone (!!) oder Lucky Dickerson bediente, inszenierte zwischen 1968 und 1971 knapp ein Dutzend billigster Italowestern, von denen einige so taten, als gehörten sie dem Sartana-Zyklus an, andere sich an Django-Motive anhängten (manche sogar an beides). Nach dem Abklingen der ganz großen Italowesternwelle drehte er noch einen Tarzan-Abklatsch namens Karzan mit dem Hauptdarsteller Johnny Kissmuller jr. (!!!) und ein paar Sexfilmchen. Ein Fidani-Kultrevival hat bislang niemand losgetreten, aber eigentlich kann´s nicht mehr lange dauern…

Die Musik von Lallo Gori hält natürlich keinerlei Vergleich zu den großen Themes eines Ennio Morricone, Riz Ortolani oder Pino Donnagio aus, ist aber relativ schmissig, wenngleich wohl nur aus zwei-drei ewig wiederkehrenden Themes bestehend.

So, noch das übliche Draufhauen auf die Darsteller: Als „Macho Callaghan“ (den Nachnamen spricht im Film niemand aus, zumindest nicht in der DF) begrüßen wir Jeff Cameron, den seine Mama auf den Namen Giovanni Scarciofolo hat taufen lassen. Cameron gehörte zu Fidanis Stammakteuren, war aber auch in Die Drei Supermänner räumen auf, einem der ganz großen Eurotrashklassiker, und einigen Gladiatorenfilmen am Werk. Wie die meisten Italowestern-„Stars“ beherrscht er maximal einen Gesichtausdruck (und den nicht immer überzeugend), hat das Charisma einer Schrankwand Eiche-furniert und wirkt ungefähr so sympathisch wie Darmgrippe.

Auch Benito Pacifico (oder „Dennis Colt“, wie´s sicher nicht in seinem Reisepass steht) machte in den meisten Fidani-Western mit und hatte später Bitparts in Banana Joe, dem Fulci-Thriller Contraband und Lenzis City of the Walking Dead (als Zombie). Für seine Leistung gilt analoges zu Cameron, wobei Pacifico mir vielleicht einen Tacken lebhafter erscheint.

Jack Betts aka Hunt Powers (Butch Cassidy) ist wenigstens ein echter Amerikaner, aber einer, der sich für eine schauspielerische Leistung (gerade mit so einer legendären Figur) schämen sollte (gut, für die Charakterisierung Cassidys als Halbidioten kann er nicht viel). Betts suchte nach TV-Arbeit im General Hospital (1963) früh die Chance in Europa, drehte eine Handvoll Italowestern, kehrte aber dann in die Staaten zurück, um in einem halben Dutzend verschiedener Soaps hauptsächlich Ärzte zu spielen. In Mini-Rollen sah man ihn u.a. in großen Filmen wie Batman Forever, 8 mm und Spider-Man. In Gods and Monsters, dem kritikerseits geliebten Biopic über James Whale, durfte er Boris Karloff mimen. Außerdem, auch wenn man das vielleicht nicht erwähnen sollte, agierte er in einer Staffel der Power Rangers. Bewegtes Leben, also.

Gordon Mitchell (Ironhead) ist ein weiterer echter Amerikaner, der vielleicht sogar manch einem bekannt vorkommen könnte. Er spielte einmal den Maciste in Maciste vs. The Cyclops, den Ali Baba in einem italienischen Sindbad-Film, wechselte sofort bei Aufkommen der Vogue in den Westernsektor, ohne aber in wirklich bedeutenden Vertretern des Genres zum Zug zu kommen. So durfte er auch fast alle Fidani-Western mitmachen, spielte aber auch in trashigen Horrorfilmen wie Frankenstein´s Castle of Freaks, WW-II-Exploitern wie Achtung! The Desert Tigers, und natürlich den obligatorischen billigen Sexfilmen (wobei ein Streifen mit dem offiziellen Titel Porno Erotico Western mit schon irgendwie wieder neugierig macht. Und nein, das ist kein D´Amato). In Evil Spawn, einem Trashhorrorsemiklassiker von 1987, fand er sich in einem stellaren B-Größen-Cast zwischen Richard Harrison, Jay Richardson, Bobbie Bresee, Suzanne Ager, Dawn Wildsmith, John Carradine und Forrest J. Ackerman wieder. Er verstarb 2003, drehte aber bis zuletzt (wenn auch mit dem unterprivilegierten Anarchofilmer Mike A. Martinez). Hier ist Mitchell (neben Kinski natürlich) der Energiebolzen im Cast, der wenigstens ein wenig Ausstrahlung hat und irgendwie mit der gebotenen Mischung aus Gagenscheckeincash-Mentalität und Overacting zur Sache geht. Keine oscarreife Performance, aber – man merkt, der Kerl lebt (und das kann man von Cameron, Pacifico oder Betts nicht immer behaupten).

Als Sundance Kid (nicht, dass die Rolle von Bedeutung wäre, mehr als der bedeutungslose Sidekick von Cassidy ist er nicht), stellt sich Giancarlo Prete (Philip Garner) vor. Ihn sah man an der Seite von James Franciscus und Vic Morrow in Castellaris peinlichem Weißer-Hai-Rip-off L´Ultimo Squalo (The Last Jaws).

Zu Kinski muss man sicher nicht viel sagen – der gibt mal wieder alles, auch wenn es sich nur um eine Fünf-Minuten-Rolle handelt. Sowohl sein völliges Ausflippen beim Hufeisenwerfen als auch seine handgreifliche „LIEBT EUCH GEFÄLLIGST“-Einlage, als Buck und Macho sich kloppen, muss man gesehen haben. Man kann über Kinski sagen, was man will, wenn er irgendwo mitspielte, und sei´s der letzte Heuler gewesen (wie hier) – wer Kinski bezahlte, bekam was für sein Geld, nämlich Einsatz pur. Seine beiden großen Szenen in diesem Film sollten sich auf jedem Kinski-Highlight-Band pudelwohl fühlen. Ganz großes Tennis, wie gesagt.

Die DVD stammt, wie oben angesprochen, von Best Entertainment, ist demzufolge nicht allzuteuer und ebenfalls demzufolge nicht gerade ein Ruhmesblatt für das Medium. Die Bildqualität ist akzeptabel. Da der Streifen allgemein eine ziemlich trostlose Atmosphäre ohne große Farben ausstrahlt (schwarz-weiß wäre da kein großer Verlust), muss die Disc sich schon mal in der Hinsicht keine gesteigerte Mühe geben. Detail- und Kantenschärfe liegen für Best-VÖs im oberen Durchschnittsbereich, Kontrast ist okay, könnte aber besser sein, Kompression brauchbar. Die Qualität des Vollbildprints ist ebenfalls durchschnittlich. Gröbere Verunreinigungen gibt´s wenige, aber mit fortschreitender Laufzeit stellen sich ein paar Defekte ein. Bleibt aber immer ansehbar.

In Punkto Ton gibt´s wie üblich nur deutsche Fassung in einem 5.1er-Split. Wie üblich bei solchen technisch überflüssigen Mätzchen kann man sich das anhören, wenn man die Anlage auf Stereo einstellt. Die Tonspur ist, abgesehen mal von diesem Pseudosurround, gut zu gebrauchen, rauschfrei, von guter Sprachqualität, wobei die Nebengeräusche und die Musik etwas dumpf klingen.

Als Extras gibt´s eine Biographie von Klaus Kinski (drei Texttafeln), einen Abriß über die Geschichte des Italo-Western (drei Texttafeln), eine fürchterliche Still Gallery (manche Bilder sind nicht mal vernünftige Standbilder, sondern sind völlig verwischt) und die übliche Trailershow mit den üblichen Verdächtigen (u.a. „The Fog“ und „Robin Cooks Invasion“). Für eine Handvoll Euro kann man die Scheibe, rein aus technischer Sicht gesehen, mitnehmen. Please note: Es gibt von Best auch eine FSK-16-Version (was immer man da auch rausgeschnitten haben will) – die 18er hat das gleiche Covermotiv, allerdings einen anderen Titelschriftzug und den Claim „KLAUS KINSKI“ anstelle „The Italo-Western-Collection“.

Fazit: Als Einstiegsdroge in die Welt der Italo-Western ist Adios Companeros völlig ungeeignet (ich werde es trotzdem nicht aufgeben). Der Streifen ist ein Exerzizium in Langeweile, der nur für Trashfreunde goutierbar ist. Die haben sicher ihre Freude an den aufgezählten technischen, darstellerischen und inszenatorischen Macken, Goofs und Abartigkeiten. Wer ernsthaft einen harten, zynisch-brutalen Spaghettiwestern sucht, sollte sich dann wohl doch lieber in den entsprechenden Reihen von X-Rated oder Koch umsehen. Der Trashwert allerdings ist nicht unerheblich, und wenn man sich den ein oder anderen Whiskey einlötet, kann man über vieles in diesem Film sicherlich heftigst grinsen…

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 5


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments