A Promise Kept

 
  • Deutscher Titel: A Promise Kept
  • Original-Titel: A Promise Kept
  •  
  • Regie: Daniel Mullican
  • Land: USA
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Sean Patrick Flanery (Ben Simms), Joey Lauren Adams (Daphne Joslen), Mimi Rogers (Eve), Jeff Speakman (Scott Sherwin), Brian MacNamara (Roland), Emma Nicholas (Cassie Simms)


Vorwort

Um Ben Simms‘ Job beneidet ihn sicherlich kaum jemand – in Polizeidiensten stellt er Kindesmißhandlern und -brauchern nach, ohne sich darüber Gedanken zu machen, dass seine Familie selbst einmal zum Opfer werden könnte. Als ein Kinderschänder versucht, seine Tochter Cassie zu entführen, wird seine Frau Lori erschossen. Am Boden zerstört will Ben den Fall selbst übernehmen, doch sein Vorgesetzter teilt ihm einer anderen Aufgabe zu, die sich für ihn wie der blanke Hohn anhören muss: als Assistent der vollkommen unerfahrenen Jungpolizistin Daphne soll er einen Vigilanten stellen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, gerade Kinderschänder der gerechten (was in dem Fall bedeutet: der Todes-) Strafe zuzuführen. Begreiflicherweise ist Ben nicht gerade hochmotiviert. Als es, nicht zuletzt durch beherztes Eingreifen des Vigilanten, gelingt, den Mörder seiner Frau festzunehmen, ist Ben gewillt, Selbstjustiz zu betreiben, doch der geheimnisvolle Racheengel kommt ihm zuvor. Wer ist der unbekannte Rächer? Daphne verdächtigt Scott Sherwin, den Ex-Marine und rechte Hand von Bens schwerkranker Gönnerin Eve…


Inhalt

Ich muß zugeben, ich hab mit diesem Film ein paar ganz grundsätzliche Probleme. Sexueller Mißbrauch von und Gewalt an Kindern ist ein Thema, dass angesichts der zahllosen durch die Schlagzeilen der Gazetten und Fernsehreportagen gehenden Fälle sicherlich wichtig und anzuprangern ist, aber ob es, trotz aller wohlmeinender Intention, das richtige Subjekt für einen Unterhaltungsfilm ist, wage ich mal (kann sein, dass das viele Menschen anders sehen) zu bezweifeln. In Form einer ernsthaften dramatischen Auseinandersetzung mit der Thematik hätte ich mich vielleicht eher damit „anfreunden“ können, aber der Versuch, aus diesem vielleicht widerwärtigsten Verbrechen, das einer Einzelperson einfallen kann, einen Thriller im Fahrwasser von „Schweigen der Lämmer“ oder (besonders bei diesem Film nimmt „A Promise Kept“ viele stilistische und inhaltliche Anleihen) „Denn zum Küssen sind sie da“, tut mir leid, das kommt mir etwas, man verzeihe mir den Gebrauch eines von mir selbst normalerweise als Unwort klassifizierten Terminus, zynisch vor. Das sei mir mal als persönliche Anmerkung gestattet, aus dem restlichen Review versuche ich meine gesunde Skepsis des Umgangs mit dem Thema gegenüber rauszuhalten.

Taugt der Streifen denn als Thriller? Eher nicht, denn er krankt an einem furchtbar überkonstruierten Drehbuch – im Bemühen, dem human-interest-Drama gegenüber der Thriller-Story genug Raum zu bieten, um sich nicht dem Vorwurf eines bloßen exploitation movies auszusetzen, kommt’s zu dem, was kommen muss: der Film funktioniert auf keiner Ebene. Ben Simms‘ persönliche Auseinandersetzung mit seinem traumatischen Verlust reduziert sich hauptsächlich darauf, dass er sich, nasty language ahead, für den Großteil des Films wie ein Arschloch verhält (so richtig differenziert ist das gerade nicht) und viel mehr scheint sich Daniel Mullican (der in sich in, ich will mal sagen, leichter Selbstüberschätzung offenbar für den nächsten Robert Rodriguez hält und für Drehbuch, Regie, Musik und Schnitt des Films verantwortlich zeichnet) nicht für die psychologischen Auswirkungen zu interessieren (vor allem nicht, was die, man sollte meinen doch mindestens genauso traumatisierte Tochter Cassie anget, die aber den kompletten Film über mehr oder minder eindimensional als altklug gezeichnet wird). Diese halbseidene Psychologie raubt aber den Thrillerelementen den nötigen Raum – beide entscheidende Enthüllungen (also sowohl die Identität des Vigilanten, den die deutsche Fassung konsequent irgendwie mir nicht gefällig als „Racheengel“ bezeichnet, als auch die des „wahren“ Kinderschändermonsters) sind genauso an den Haaren herbeigezogen wie sie vorhersehbar sind (was ja auch wieder ’ne Art Kunst ist). Ganz besonders übel stößt mir die weinerliche Moral-von-der-Geschicht auf, mit der der Streifen versucht, seine unverhohlene Sympathie für Selbstjustiz zu relativieren.

Stilistisch erweist sich Mullican als erstaunlich reifer Regisseur (es handelt sich bei „A Promise Kept“ erst um seinen zweiten Spielfilm), einige stimmungsvolle, atmosphärische Sequenzen gelingen ihm durchaus, auf ein völlig überflüssig mit Hi-Def-Video-Look (a la „Der Soldat James Ryan“) aufgepeppte Actionszene hätte ich allerdings gern verzichten können. Relativ lächerlich (da unübersichtlich montiert) geraten auch einige Zweikampfeinlagen (co-choreographiert von Jeff Speakman), aber einem gravierenden Problem kann Mullican nicht aus dem Weg gehen: der Film vermag es nie zu „schocken“, weil er das, was an grausamen Dingen geschieht, aus offensichtlichen Gründen nicht zeigen darf und kann (man stelle sich z.B. vor, ein Serienkillerthriller wie „Sieben“ oder „Denn zum Küssen sind sie da“ müsste auf die eigentlichen Schockszenen verzichten) – das ist dann, um doch noch mal einen Bogen zu meinem Einleitungsabsatz zu schlagen, ein weiteres, rein „filmisches“ Argument gegen das gewählte Thema: wenn ich das nicht zeigen kann, was ich anzuprangern gedenke, verfehlt der Film jegliche Wirkung (um Klartext zu sprechen: das Maximum an Gewalt gegenüber Kindern, das der Film zeigt, ist eine Fesselung und das Sperren in Verschläge wie in „Denn zum Küssen sind sie da“. Nicht, dass ich mehr hätte sehen wollen und müssen,a ber es zeigt auf, was das grundsätzliche Problem ist, wenn man ein heikles Thema in Thrillerform anpacken will).

Auch die Darsteller können nicht durch die Bank überzeugen: Sean Patrick Flanery („Die Abenteuer des jungen Indiana Jones“) schafft es kaum, Sympathie zu erwecken, was einerseits an seinem, wie oben geschildert, nicht gerade differenzierten Charakter liegt, andererseits aber auch an der wohl begrenzten psychologischen Bandbreite seines Spiels. Joey Lauren Adams („Chasing Amy“) kämpft mit einer uneinheitlichen Rolle – wir sind uns als Zuschauer nie wirklich sicher, ob ihre Daphne ein integral wichtiger Charakter für den Film oder doch nur schlichtes Beiwerk ist. Adams tut bis auf wenige Szenen kam etwas dafür, uns tendenziell zur ersten Alternative zu drängen. Mimi Rogers („Wedlock“, „Trees Lounge“) neigt ein wenig zur Übertreibung und B-Minus-Action“star“ Jeff Speakman (deutlich in die Breite gegangen und irgendwie unangenehm an Daniel Baldwin erinnernd) zeigt auch nicht gerade auf, dass mehr in ihm steckt als das Protagnistendasein in minderbemittelten Schlägerfilmen (wobei der Streifen ihm nicht eine einzige Actionszene gönnt).

Bildqualität: Über den Film kann man, wie sich aus obigem Geschreibsel ergibt, sicherlich streiten, über die technische Qualität der DVD-Umsetzung von mcOne schwerlich. Das Label präsentiert den Film in einem feinen 1.85:1-Widescreen-Format (anamorphe Abtastung selbstverständlich), das kaum Wünsche offen lässt. Detail- und Kantenschärfe sind ausgezeichnet, die Kompression nahezu perfekt, der düstere Look des Streifens wird ausgezeichnet umgesetzt, auch in Punkto Kontrast habe ich nichts zu bekritteln. Einzig ein etwas sehr auffälliger Layerwechsel und eine einzige Bildstörung sind als Kritikpunkte zu vermelden.

Tonqualität: mcOne legt den Film mit deutschem und englischen Ton, jeweils ausschließlich in Dolby-Digital-5.1-Mix vor. Beide Tonspuren sind mir einen Tack zu leise, der englische Originalton noch etwas leiser als der deutsche. Beide Tonspuren sind rauschfrei und von kristallklarer Sprachqualität, die Musik ist mir bei der englischen Fassung etwas zu blechern, als Ausgleich dafür in der deutschen Fassung eine Spur zu dumpf. Absolute Höchstnoten sind daher nicht zu vertreten, aber deutlich überdurchschnittlich (besonders, wenn man sonst in letzter Zeit hauptsächlich Best-DVDs zu bekucken hatte) ist’s schon.

Extras: Für einen nicht gerade A-Listen-verdächtigen Release ist die Scheibe recht gut ausgestattet. Neben deutschen als auch englischen Untertiteln findet sich eine sechsminütige Behind-the-Scenes-Featurette inklusive einiger Interviewsequenzen mit Regisseur und Hauptdarstellern, ebenso ein auch gut fünfminütiger Interviewblock (keine Überschneidungen, aber auf der lobhudelnden Seite). Richtig lustig sind gut sechs Minuten Outtakes. Des weiteren findet sich der (eher abschreckende) deutsche Trailer sowie Biographien für Flanery, Adams und Rogers (übrigens aus der Feder von Kollege Carsten Henkelmann von www.senseofview.de). Eine Trailershow mit schlappen 18 Trailern aus dem mcOne-Programm rundet die Bonussektion ab. Für eine Veröffentlichung dieser Kragenweite eine ganz ordentliche Ausstattung.

Fazit: Okay, ich persönlich hätte ohne diesen Film ganz gut weiterleben können. Ich empfinde es einfach als etwas geschmacklos, aus einem unappetitlichen (und auch ohne, dass mir das ein Film erzählen muss, verdammenswerten) Thema wie Pädophilie und Kindesmißbrauch einen reißerischen Serienkillerthriller im stilistischen Fahrwasser von Hollywood-Großproduktionen zu machen (und mein oben gemachter Punkt, dass der Film aus verständlichen Gründen ohne echte shocking imagery auskommen muss, kommt noch dazu). Aber man muss sich nicht grämen – wer aus moralisch-ethischen Gründen auf diesen Film verzichtet, verpasst nicht viel. Als Thriller ist der Streifen zu hanebüchen konstruiert, als psychologisches Drama zu flach und als Kombination beider Elemente unausgegoren. Kann man sich also relativ getrost schenken, schade um eine weitere gutklassige DVD-Umsetzung von mcOne.

1/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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