A Night to Dismember

 
  • Original-Titel: A Night to Dismember
  • Alternative Titel: Doris Wishman's A Night to Dismember |
  • Regie: Doris Wishman
  • Land: USA
  • Jahr: 1983
  • Darsteller:

    Samantha Fox (Vicky Kent)
    Diane Cummins (Mary)
    Saul Meth (Adam)
    Miriam Meth (Blanche)
    William Szarka (Billy)
    Chris Smith (Sam)
    Dee Cummins (Vicki)
    Larry Hunter (Larry)
    Mary Lomay (Ann)
    Rita Rogers (Aunt Bea)
    Nina Stengel (Nina)
    Frankie Sabat (Frankie)
    Alexandria (Nancy)
    William Longo jr.(Timmy)
    Rob DeRosa (Marty)


Vorwort

Wie ist es doch schön, endlich mal wieder ein Langreview zu schreiben. Wie lange ist das jetzt her bei mir? Ist nicht so, dass ich keinen Bock gehabt hätte, aber irgendwie, na ja, kommt halt jeder mal in so eine Phase wo er sich ein wenig sammelt, um nicht irgendwann am eigenen Anspruch zu scheitern. Lange habe ich überlegt, was es diesmal sein soll. Logisch, ich hätte einiges auf Halde, aber irgendwie war mir nicht so recht danach, ich wollte mich mal wieder Richtung „Something Weird“ orientieren, sprich was mit Exploitation 50er/60er/70er. Nun hat dieser Film strenggenommen eher wenig damit zu tun, Doris Wishman hat hingegen eine ganze Menge damit zu schaffen gehabt, ist sie schließlich DIE Exploitation-Queen des amerikanischen Schmuddel-Kinos. Ich weiß, da würde sich natürlich NUDE ON THE MOON presslufthammermäßig aufdrängen, aber gerade den wollte ich mir noch für ’ne bessere Gelegenheit aufheben, kann ja nicht mehr so lange dauern, bis ich Review Nummer 20 im Kasten habe. Also dann eben den hier.

Frauen sind im Exploitation-Fach keine Seltenheit, dass aber eine Frau Regie führt, und das über mehrere Jahrzehnte hinweg, ist schon eigenartig. Doris Wishman ist bekannt für ihre Nudisten- und Sexploitation-Filme (ich verweise an der Stelle auf die beiden Doc-Reviews BLAZE STARR GOES NUDIST und DOUBLE AGENT 73). Dass aber Doris Wishman auch einen Slasher gemacht hat, das wissen nur die wenigsten. In einer sehr späten Phase ihres Lebens und ihrer Karriere, zur Drehzeit sage und schreibe 71 Jahre alt, wollte sie es noch mal wissen, wobei das noch lange nicht der letzte Film aus ihrer Schmiede sein sollte.
Alter schützt vor Trash nicht, darum rede ich auch gar nicht länger drum rum, sondern stürze mich gleich ins Geschehen bei diesem Film, der übrigens, trotz anderslautender Gerüchte KEIN Kastrations-Film ist, und dabei hätte sich der Titel (dismember = verstümmeln, „member“ kann aber auch das männliche Glied bezeichnen) gerade zu angeboten. Trocknet eure Tränen über die vertane Chance und lest, ob das den Film so viel besser macht, über den ich auch abgesehen davon schon so viel schlechtes gelesen habe. Bald werden wir wissen, ob Frau Wishman einfach nur die Jahre der Reife brauchte, um zur vollen Entfaltung ihrer Talente zu kommen.

Vorausschicken möchte ich noch – ohne die Antwort auf die Frage vorwegzunehmen – dass der Film stumm geschossen und das Voice-over erst später eingefügt wurde. Doris Wishman zufolge wurden der originale Sound sowie 40 % an Filmmaterial im Labor zerstört. Wir dürfen uns also darauf freuen, dass ein Großteil der Handlung auf der Tonspur stattfinden wird, das war ja noch nie was Verkehrtes, gell.


Inhalt

Nach der retro-mäßigen title card und ein paar (sprich zwei) Glockenschlägen machen wir uns gleich mit unserem Erzähler bekannt. Der heißt Tim O’Malley (hat Frau Wishman etwa zu viel Aristocats geguckt oder was?) und wird uns erst mal alles Wichtige mitteilen, denn – wie bereits angeklungen – die originale Tonspur ist in eine andere Welt befördert worden (ob das so gut ist?).

Wir sehen ihn nach der guten alten Z‑Film-Schule nur von hinten – wäre ja blöd, wenn man auch noch Szenen haben müsste, wo sich die Lippen unseres Darstellers bewegen, aber immerhin, er zuckt wenigstens ein bisschen im Takt, das muss uns als „Sprechen“ reichen. Gewöhnt euch daran, es wird uns noch öfters begegnen. Er teilt uns mit, dass wir uns im Oktober des Jahres 1986 befinden, was den Film theoretisch drei Jahre in der Zukunft ansiedelt, dazwischen sehen wir einen Stock-Footage-Blitz (seufz) und die Umrisse eines Friedhofs mit Mausoleum und jede Menge Trockeneisnebel.

Was das besondere an dieser Geschichte ist, ist dass die Morde alle an ein und demselben Tag stattfanden – dem 15. Oktober 1986. Was die Story aber NOCH verrückter macht ist, dass fast alle der Morde der Kent-Familie zustießen. Wahnsinn, das wäre nicht die erste Mordserie, bei der die Opfer irgendwie verwandtschaftlich in Verbindung stehen, da muss Timmy noch was besseres einfallen. Wie wär’s damit: alle sind, nachdem die Familie magere 70 Jahre dort gelebt hat, gestorben bis auf einen einzelnen der Family. An der Stelle wird auch ein neues Musikstück eingespielt, da es wahrscheinlich zu unpassend gewesen ist (in diesem Film eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit), wird es nach ca. zwei Sekunden wieder abgewürgt. Da kommt richtiges Horror-Feeling auf.

O’Malley verlässt scheinbar sein Büro und wir sehen irgendjemanden Solitaire spielen, irgendeiner der Familie Kent, dessen Namen ich nicht mit den Credits in Verbindung bringen kann (ich verstehe Feyus oder so was in der Art). Als nächstes sehen wir, wie sich uns seine Tochter (auf die er sehr stolz ist und die er nach dem Tod ihrer Mutter vor vielen Jahren großgezogen hat) im Bad Strumpf-ausziehend, dann oben ohne und schließlich nackt präsentiert, wobei wir natürlich einen Close-up ihrer Käsequanten bekommen. Doris Wishman wäre sonst nicht Doris Wishman.
Doch da – wir sehen wie sich die Axt bedrohlich hebt – selbstverständlich nur als Schattenspiel an der Wand, wir wollen ja unser Budget nicht mit so überschätztem Käse wie Effekten verschleudern –, da wird noch nicht…
Das Ganze wird uns mit feinstem Easy Listening beschallt. Jetzt erfahren wir auch endlich, was Sache ist, Susan ist nämlich der Meinung, dass ihr Vater ihre jüngere Schwester Bonnie (verdammt, habe ich mir wirklich die richtigen Credits abgeschrieben?) bevorzugt und filettiert sie deshalb. Letztere stößt einen selbst von Meister Küblböck an Lächerlichkeit kaum zu überbietenden Quiek-Schrei aus und stirbt – immer noch zu bester Easy Listening Mucke – in der Badewanne. Kommentar O’Malley: „Susan went berserk.“ In einem Tonfall wie wenn er gerade dem Gras beim Wachsen zugesehen hätte.
Doch wie das Leben so spielt, Verbrechen zahlen sich nicht aus, und deshalb erzählt uns O’Malley, als wir nur (ca. drei Sekunden im Bild) sehen wie sie abgekratzt am Boden liegt, dass Susan aus Versehen auf die Axt gefallen und tot ist (!!!).

Wir lernen Brodderick Kent kennen, der auf Geschäftsreise unterwegs ist und mit unserem Erzähler telefoniert. Komisch, da hätte Wishman doch einiges an Sprech-Footage gehabt, warum hat sie daraus nichts gemacht? Glaubt übrigens nicht, dass der Inhalt dieses Telefonats („he said he went on a one-day business trip yesterday afternoon“) jemals wieder eine Rolle spielen wird. Stattdessen sehen wir ein Mädchen – seine Frau –, das durch einen Garten läuft und uns – wie jeden Tag sonst auch – ganz ungeniert ihre Melonen zeigt (macht aus dieser Info was ihr wollt).
Inzwischen findet Brodderick seine tote Frau im Bad und fragt sich, wie das sein kann, schließlich hat er doch keine Feinde, die ihm so was antun würden. Auf die Idee, dass der Mord vielleicht was damit zu tun haben könnte, dass seine FRAU Feinde haben könnte, kommt er nicht. So ein Depp. Nach einem kurzer Verhör gesteht er aber alles und zwar, dass er einen Ex-Knackie dazu angeheuert hat, sie abzumurksen, als sie sich gerade vor dem Spiegel zurecht machte (so viel zum Thema Garten), da er auf die Versicherungssumme scharf war. Ein paar Stunden (und völlig unübersichtliche Schnitte) später, wird er von der Zimmerdecke baumelnd aufgefunden.
Adam Kent, noch so ein Superman (har-har) mit rotem Pulli und Schnauzer, wusste bislang nicht, was seinen Brüdern widerfahren ist (ähm, bisher ist gerade mal EINEM Bruder was passiert, nämlich Brodderick, der Vater von Susan und Bonnie hat die Chose doch unbeschadet überlebt, nach dem was wir gesehen haben?), schaut aber tief betroffen drein.

Okay, jetzt sind noch nicht einmal vier Minuten vergangen und ich habe jeden Versuch, dem Gezeigten oder dem Handeln seiner Protagonisten auch nur den geringsten Sinn beizumessen oder die Charaktermotivationen zu verstehen , ganz offiziell aufgegeben. So schnell hat mich glaube ich noch kein Film kleingekriegt. Und das soll noch eine Stunde laufen? Argh…

Bevor ich es vergesse, diese beiden Episoden haben mit dem Rest des Film absolut nix nada niente zu tun, abgesehen davon, dass sie eben an diesem ominösen 15. Oktober 1986 spielen. Was an diesem Datum so bedeutsam ist? Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ein flüchtiger Blick bei Wikipedia offenbart, dass an diesem Tag Jack the Ripper seinen berühmten „From Hell“-Brief geschrieben hat, allerdings 1888, nicht ’86 (dann hätt‘ sich#s zumindest zum 100. Mal gejährt), von daher glaube ich nicht, dass Doris Wishman das gewusst hat, und bleibe bei meinem WHAT THA FUCKING FUCK??!!

Fünf Jahre zuvor, im August 1981 (hö, Vergangenheit!) wurde Vicky, seine Tochter, in ein Anstalt für psychisch Kranke gesteckt, da sie zwei Jungen aus der Nachbarschaft umgebracht hat. Das sind offenbar die zwei, die jetzt gerade über den Friedhof laufen, den wir schon in den Anfangs-Credits gesehen haben. Was für eine schöne Beschäftigung für die kleinen Racker. Die beiden wälzen sich erst im Gras und liefern sich dann einen fuckin‘ hilarious Staredown-Contest zwischen den Grabsteinen, während diese ominöse Vicki, von der wir bisher nur die Füße sehen (Kenner von Frau Wishmans Filmographie wissen Bescheid…), sich nähert. Weil’s so schön war, sehen wir die Szene, wo die beiden bergauf laufen, gleich noch mal. Jetzt verstecken sich die zwei Idioten for no other reason because the script says so in einem Keller, Experten des Genres dürften jetzt wissen, was hier passieren wird. Während die beiden an Felswänden (hä?) entlanglaufen, trabt ihnen schon die Killerin hinterher. Wie ist sie ihnen gefolgt, die haben doch die Türe wieder zugemacht und so wie es aussieht, war sie schon vorher drinnen? Einer bekommt das Messer direkt durch den Hals (autsch), der andere wird in einer Art, die sich meiner Beschreibung entzieht, abgestochen – das Messer (oder eher die Machete) wird blutverschmiert vor- und zurückgeführt, während der Junge im Off stöhnt und röchelt und dann abgestochen zu Boden geht. Das war jetzt irgendwie – unmotiviert. Close-up auf das Gesicht der Killerin, wobei die Bildqualität derart schlecht ist, dass man so gut wie gar nix erkennt.

Dann sehen wie die Zeitung, wo wir lesen, dass Vicki Kent aus ihrer Gummizelle entlassen wurde, das gerade einmal fünf Jahre später, ergo 1986, wo wir uns nun befinden. Ächz, bei zwei brutalen Morden wird die nach fünf Jahren wieder entlassen? In Amerika? Soll ich das glauben? Ich kann nur vermuten, dass das Filmmaterial mit den beiden Jungen eben zu stark nach 80ern aussieht, als dass man die Szene ein paar Jahrzehnte nach früher hätte verlegen können (tut es nicht, aber das ist die einzige Erklärung, die mir einfallen würde). Aber wenn sie doch „apparently cured“ ist, wie uns das Voice-over mitteilt. Das bleibt leider reine Behauptung.
Billy, ein Bruder von Vicki, liest die Zeitung und wirft sie angewidert weg, denn die kleine Vicki könnte ja wieder töten (endlich, der erste vernünftige Gedanke in diesem Film, ob ich etwa wieder Hoffnung haben darf?). Wenn ihm doch nur irgendwas einfiele, um sie wieder zurück in ihr gepolstertes Zimmer schicken zu können? Er hat einige Ideen…

Nun wird Vicki aus der Heilanstalt (sprich, irgendwo in der [Wishmans] Nachbarschaft – natürlich hat sich keiner um eine Drehgenehmigung bei einer echten Heilanstalt bemüht –) von ihren Eltern abgeholt. Ihre Mutter begrüßt sie mit „get in dear“. Das wäre nicht weiter bemerkenswert, wenn das nicht DER ERSTE IM FILM GESPROCHENE SATZ wäre, d.h., der wo nicht vom Voice-over kommen tun tut. Meine Fresse, und dabei haben wir schon Timecode 7:30. Coleman Francis hätte diesen Film geliebt.
Weiter im ansonsten nicht vorhandenen Text. Die böse dreinschauende Vicki klaut ihrer Mama das Halstuch, der daraufhin tatsächlich der Satz „Vicki, stop that“ entfährt, das macht jetzt schon einen Satz pro vier Minuten im Durchschnitt. In meinem Alter kann das schon den einen oder anderen Herzkasper verursachen, wenn das in diesem Affenzahn so weitergeht. Wo bleibt mein Doppelherz?

Zu einer offensichtlich geklauten und sehr PSYCHO-mäßigen Mucke starrt Vicki vom Auto aus in die Wolken und bekommt sogleich ihren ersten Anfall (so viel zum Thema „geheilt“). Das Voice-over (schon vermisst?) klärt uns auf, dass nach fünf Jahren die Welt da draußen auf die konfus wirke. Klar, und das, wo wir noch nicht mal wissen, wie es ihr DRINNEN ergangen hat. Die nachfolgende Klaus-Kinski-Performance von Samantha Fox (nein, nicht DIE Samantha Fox) muss man echt gesehen haben. Wobei ich nicht weiß, was schlimmer ist, das Gesichtsarmageddon, das sie veranstaltet, oder der epileptische Anfall des Kameramanns. Mir ist, als ob ich es gleich den Knallchargen im deutschen Amateursplatter gleich tun müsste.
Sie hält es für das Beste, ihren Anfall nicht ihren Eltern mitzuteilen, denn die könnten meinen, dass sie immer noch krank ist (ach?), wobei ich mich frage, warum die das ohnehin nicht mitkriegen, so wie es sie hin- und herreißt auf der Rückbank.

Zack, Szenenwechsel. Mary, Vickis Schwester, möchte dieselbe auch nicht bei sich zu Hause haben und beäugt das ganze kritisch durch die Jalousie. Jetzt hören wir plötzlich, wie aus dem Nichts, einen komplett aus dem bisherigen Rahmen fallenden 80er‑Jahre-Sound, der uns schlagartig daran erinnert, dass wir wieder im Jahrzehnt von Tschernobyl, Mike Krüger, Modern Talking und Boris Becker sind. Bisher wirkte das Ganze dezent anachronistisch und für die 80er seltsam deplatziert, nun sind wir wieder zurück auf dem Boden der Tatsachen.
Auch Mary hat einige Ideen, wie man die Gute wieder zurück in die Klapse schicken könnte. Gähn. Es kommt – zu immer noch derselben völlig unpassenden Mucke – zu der ungeliebten Family Reunion. Jetzt erfahren wir auch, dass Adam Vickis und Marys Vater ist. Na immerhin etwas. Vicki geht nach oben und wirft einen mutlosen Blick in ihr altes/neues/was auch immer, aber auf jeden Fall sehr karg eingerichtetes Zimmer. Hier haben wir noch ein Novum: Nicht nur dass wir den DRITTEN gesprochenen Satz im Film hören, nein, er ist sogar halbwegs lippensynchron. Ich glaub ich steh kurz vorm Herzstillstand.

Sie zieht sich um – doch da, plötzlich kommt ein Dracula-mäßiges, transsylvanisches Geklimper (aufhören, meine Trommelfelle platzen!!!). Sie sieht in den Nebenraum, von wo aus sie ihren Namen hört und ihr auch optisch vermittelt wird, dass hier was im Argen liegt (Licht geht an, Licht geht aus etc.). Anstatt nun auf den guten alten Ratschlag von Dritte Wahl zu hören („und wenn du mal alleine bist und du siehst den hellen Schein, dann suche schnell das Weite, geh‘ nicht in das Licht hinein“), tut sie genau das und begibt sich in den Nebenraum (Füße-Shot, hrmpf), wo es plötzlich stockdunkel ist (???). Dort wird sie von irgendwelchen Händen am ganzen Körper und vor allem an den Titten begrabscht. Schließlich ist sie auch noch blutverschmiert. Sie rennt zurück in ihr Zimmer und beschließt für sich, dass es sich dabei um eine Einbildung gehandelt haben muss. Dann muss sie sich das Blut aber auch eingebildet haben, denn das ist mir nichts dir nichts verschwunden. Jedenfalls hat sie noch keine Ahnung, was für schlimme Dinge Billy und Mary für sie ausgeheckt haben.

Billy sitzt inzwischen auf der Parkbank, frisst einen Apfel und überlegt weiter, was man tun könnte, um sie wieder ins Irrenhaus zu bringen. Ja, ich hab’s geschnallt, so penetrant war noch nicht mal R.O.T.O.R. mit seinem „we`re all living in Texas“. Dafür sucht er nach was brauchbarem in der Zeitung (aber nicht in der Vergnügungsspalte, hehe).
Vicki, inzwischen in ein blaues Kleid geschlüpft und stark geschminkt, sieht sich irgendeinen Typen auf einem Foto an, den sie sogleich anhimmelt. Wer ist der Typ? Wo ist das Voice-over, wenn man es mal braucht? Dafür informiert uns per Dialog (!) eine neue Dame, Sandy, dass es sich um Frankie handelt. Ach so. Lippensynchronität stand auf der Prioritätenliste nicht ganz an erster Stelle. Zusätzlich werden wir auch nie erfahren, wer zur Hölle wieder diese doofe Sandy ist. Zunächst habe ich geglaubt es ist Mary, weil sich die im selben Haus aufhält und uns auch nicht als neuer Charakter vorgestellt wird, aber Mary kann es nicht sein, aus Gründen die euch hoffentlich noch klar (?) werden. Dieser Frankie liebt Sandy und nicht Vicki sagt sie, als sie (Sandy) das Bild zerreißt.
Hier wird uns auch nochmal schmerzlich bewusst, dass in diesem Film keinerlei Umgebungsgeräusche vom Set zu hören sind, nur Voice-over, Musik und alle heiligen Zeiten ein gesprochener, lippen-asynchroner Satz. Heißt also dramatisches Zerreißen eines Fotos ohne Reißgeräusch. Das ist in etwa so furchtbar wie es sich anhört. Halleluja. Und das, wo Vicki doch so mit sich kämpfen muss und chargiert wie im expressionistischen Stummfilm. Die Szene, wo sie nun die Fetzen des Bildes zusammenklaubt und sich die Augen aus dem Kopf heult, wirkt wirklich fast wie in einem solchen.

Ich kann es außerdem nicht fassen, dass dieser Film inzwischen schon 13 Minuten läuft. Woran das liegen könnte? Daran vielleicht: Ihre Eltern setzen sich zusammen und der Vater sagt (!), dass sie nervös aussähe. Das klappt sogar halbwegs mit dem Overdub. Die Mutter erwidert im Off ein karges „she’ll be alright“, sodass es fast schon in der nächsten Szene landet. Ja, genauso müsst ihr euch das vorstellen, die meisten Szenen werden so abrupt abgeschnitten, dass noch nicht mal das Voice-over eine reelle Chance hat, mitzukommen. Die vielen Filmrisse tun ihr übriges. Und muss ich noch erwähnen, dass das Ding eine Tonsprung-Orgie ohnegleichen ist und viele Sätze einfach mittendrin abgeschnitten werden?

Vicki, nun schon wieder umgezogen (die Gute muss sich wirklich alle fünf Minuten eine komplett neue Garderobe verpassen), befindet sich nachdenklich im Garten und läuft, entgegen der Rufe ihrer Mutter, die Straße entlang, wo sie in die Wolken guckt, bis es dunkel ist (äh…). Auf dem Bordstein sitzend wird sie von Frankie bemerkt, der ihr irgendeine Frage stellen will, sofort aber abgewürgt wird. Umschnitte auf Mary, die besorgt aus dem Fenster sieht. Frankie hat fast vergessen, wie hübsch Vicki ist, was Vickis Mimosenmiene deutlich aufhellt. Und das Kompliment hat zur Folge, dass man sich ein bisschen näher kommt.
Und jetzt wird’s ganz unübersichtlich: Sandy scheint den Braten zu riechen und latscht hektisch im Zimmer auf ab, wobei Doris Wishman ihren Schuhfetisch zelebrieren darf (aber von wem sind die Schuhe? Sandy können sie eigentlich nicht gehören, aber sonst ist niemand im Zimmer.) Während noch drei bis vier Mal die Musik mittendrin abrupt wechselt, taucht plötzlich Frankie bei Sandy auf, der mit ihr rumknutscht, während sie auf einmal nackt ist. Jetzt erst erfahren wir übrigens ihren Namen. Dialog des Grauens, Sandy: „What about those camp girls?“ – „I was just having a good time with them.“ Wir werden es nicht erfahren.

Frankie hört von draußen Geräusche und sieht nach. Er läuft irgendwie ins Leere, während irgendein böser Unbekannter irgendeine Treppe, die kaum ihre Wurzeln in diesem Setting haben kann, runtergeht. Frankie erschrickt plötzlich als ihm irgendein Tier (?) entgegen geschleudert wird, das aber nur so kurz im Bild ist, dass ich nicht zu beurteilen vermag, was es war (kann nur Pucki oder irgendein Vorfahre/atomarer Klon davon gewesen sein). Er geht zurück zu Sandy und teilt mit, dass niemand da ist. Aua aua aua aua aua aua…, das sollte wohl darstellen, dass eien Höllenbestie auf ihn zuspringt, aber so doof kann doch nicht mal das Wishman’sche Filmteam sein???

Der Killer schleicht sich an und köpft beide, indem er zuerst ihm, und dann, eine gefühlte Stunde später, ihr die Machete leicht gegen den Hals hält. Einen der Schädel legt der Killer mit einer Zange ins Kaminfeuer (!), damit nur noch deutlicher sieht, dass es sich um die Omme einer Schaufensterpuppe handelt. Davon, dass nicht die geringste Ähnlichkeit zu einem von beiden Protagonisten besteht, brauche ich kaum zu sprechen. Na gut, wenigstens ist damit meine erste Vermutung, dass die Szene ein Flashback ist, widerlegt.

Telefon klingelt bei unserem Privatdetektiv O’Malley, der, so scheint mir, NICHT DAS ALLERGERINGSTE MIT DER BISHERIGEN HANDLUNG ZU TUN HATTE. Stattdessen ist er die letzten fünf Stunden einfach nur so rumgesessen, wenn wir seinen immer wieder eingestreuten Zeitangaben glauben (R.O.T.O.R. again). Eine Stimme, die so gut verstellt ist, sodass man noch nicht einmal ausmachen kann, ob es Manderl oder Weiberl ist, teilt ihm mit einem irren Lachen mit, dass er zu einer bestimmten Adresse gehen soll. Aha. Gut, dass ich mir auf die Handlung schon längst keinen Reim mehr zu machen versuche.
Er betritt das Haus der Bluttat, wo er blitzschnell kombiniert, dass es der Kopf der Frau ist, der im Feuer gelandet ist. Und nach all der Zeit, die vergangen ist, natürlich noch genau so aussieht wie vorher, obwohl das Ding schon längst Verbrennungen des siebenundzwanzigtrölfsten Grades oder so haben müsste. Außerdem hat der Killer ihr dann auch fein säuberlich das Haupthaar abrasiert. Nur ein enttäuschter Liebhaber oder eine eifersüchtige Frau können so etwas verbrochen haben.
Inzwischen wird am Familientisch Käse und Schinken gemampft. Vicki stopft sich den Schinken demonstrativ unmanierlich in den Mund, aber das scheint das Voice-over wohl zu vergessen haben, jedenfalls spielt dieser Punkt keinerlei Rolle mehr, auch dann nicht, als sie ihren Vater mit der Gabel ärgert. Ich kann nur spekulieren, dass das mal für ihre Charakterisierung wichtig war, aber wer wird denn so was rausschneiden, wenn man jeden Schnipsel, den man irgendwo findet, hernehmen muss?
Vicki springt vom Tisch auf und beschließt, ihren Onkel Sebastian (wer?) zu besuchen. Der ist nicht gerade angetan von ihrem unangemeldeten Besuch und lässt sie draußen vor der Türe stehen, nicht ohne sich darüber zu echauffieren, wie böse und verkommen sie doch ist, nebst Billy und Mary. Vicki geht heim und weint sich die Augen aus der Denkmurmel, verständlich bei solchen Gemeinheiten („uncle Sebastian said we’re all crazy“).

Man steigt ins Auto, wobei es angeblich jede Sekunde zu regnen anfangen kann – dargestellt durch Wolken hinter einem Rotfilter. Wenn es in den anderen Einstellungen nicht taghell wäre, würde ich es fast glauben. Ein paar Axtkills später ist es aber schon wieder Abenddämmerung. Der Killer ist sogar so böse, einem seiner Opfer ONSCREEN das Herz rauszureißen. Ich bin beeindruckt. Wäre der Effekt nicht so durchschaubar, könnte man sogar sagen, der Film hält zumindest etwas von dem, was er verspricht.
Dann wird noch die Frau Sebastians (?) überfahren und die Killerin – ich glaube Mary zu erkennen – hackt der bereits Toten die Finger ab. Tricktechnisch wird das dadurch gelöst, dass die alte Dame einfach eine Faust ballt. Kein Witz.
Wieder wird irgendeine Frau, die wir noch nicht kennen, zerhackt (ich geb’s auf, ich habe keine Ahnung, wer wie wann wo warum…) Die Killerin nimmt den Kopf mit. Langsam erkenne ich wenigstens hier ein Muster. Ein Anruf bei unserem Fährtenleser gibt uns die Auskunft, dass es diesmal Sebastian nebst Familie waren, die daran glauben mussten. Gut, dass es noch nicht mal ihn interessiert, wer ihm das verraten hat.

Vicki begibt sich nun zum Fluss, wobei sie exakt dieselbe Kleidung trägt, die die Killerin getragen hat. Aber bevor wir voreilige Schlüsse ziehen: ihre Mutter sagt ausdrücklich, dass es die Kleidung ihrer Schwester sei. Uh oh, hier will uns Doris wohl auf eine falsche Fährte locken.
Plötzlich kommt eine „Figur“ („figure“) aus dem Wasser, zuerst hätte ich gedacht eine Leiche, aber der Typ ist quicklebendig bzw. nicht ganz so lebendig, es ist nämlich ein Zombie (!!!!!), und weil der Auftauchen-Stunt so toll ist, sehen wir ihn gleich zweimal in Slo-Mo.
Vicki läuft in den Wald. Während die Kamera mal wieder out of focus ist, wir wieder Schuhe ansehen dürfen und nette, liebe Easy-Listening-Musik dudelt, packt der Zombie sie von hinten an, Vicki kann sich jedoch befreien und schafft es zurück ins Haus, sodass der Zombie wieder gemütlich in den Tümpel zurücklatscht, aus dem er hergekommen ist. Ich will einfach nicht glauben, dass das wirklich vor meinen Augen passiert. Vicki bekommt zu Hause wieder einen ihrer Anfälle, was dem Kameramann wieder Gelegenheit zu den abenteuerlichsten Schwenks gibt. BITTE AUFHÖREN BEVOR ICH NOCH SEEKRANK WERDE *göbel*. Ach. Das Voice-over traut sich sogar noch zu fragen: „Was she really sick?“ Wenn man mir so eine Steilvorlage liefert, dann will ich mal nicht so sein: Die Macher dieses Films müssen es gewesen sein, und zwar im Endstadium, anders ist das hier nicht zu erklären.

Als sie wieder zur Besinnung kommt, hört sie Billy und Mary diskutieren. Billy wischt sich gerade die Scheiße (im wahrsten Sinne des Wortes) aus dem Gesicht, woraus Vicki schließt, dass er dann der Zombie gewesen sein muss. What a reveal. Wobei, damit hätte ich in der Tat nicht gerechnet, dass die Zombie-Szene noch irgendeinen Sinn machen würde, die wirkte so verdammt because‑we‑fucking‑can-mäßig…
Spitze übrigens die Szene, wo Billy die Lippen bewegt und wir absolut nix von der Tonspur hören, außer seinem Vater aus dem Nebenzimmer (die ähnliche Szene danach mit seinem Vater ist ja immerhin dadurch entschuldigt, dass das Voice-over schon wieder am Sabbeln ist). Billy klaut sich von seinem Alten die Kohle, um sich eine besonders pöse Halloween-Maske zuzulegen, um Vicki noch doller zu erschrecken.
Unser Detektiv will inzwischen mal kurz mit der Familie reden, die ist aber zu stark beschäftigt mit dem Hören von irgendwelchem Easy Listening aus der Konserve (ich kann es nicht mehr hören!!!), schließlich gibt er sein Vorhaben nach gefühlten zwei Stunden Rumstehen vor der Tür der Familie Kent auf und schließt sich am Straßenrand mit Vicki kurz und überrascht sie damit, ihr Halstuch gefunden zu haben. Voller Schreck (hä?) haut sie ab und verzieht sich in ihr Zimmer. O’Malley läuft ihr hinterher und beobachtet sie durch die Jalousie, als sie gerade zu Rock-Klängen nur für ihn einen erotischen Dance für ihn abzieht und auch etwas Haut zeigt (?????). O’Malley sieht sich das Ganze hochinteressiert an, verschwindet aber wieder dorthin, wo er hergekommen ist. Vicki ist sichtlich enttäuscht.
Doch da verschwimmt alles und wir schalten in eine säurehaltige Traumsequenz, bei der Vicki meint, es vogelwild mit irgendjemandem zu treiben. Wäre die Bildqualität nicht gar so mies, könnte ich euch direkt mitteilen, was da vor sich geht. Jedenfalls wechseln sich Blau- und Rotfilter beständig ab (wie bei JIMMY THE BOY WONDER?). Theoretisch könnte das die bisher beste Sequenz des Filmes sein, bloß dummerweise werden hier wieder Shots mehrfach verwendet und ich kann auch nicht die allergeringste Relevanz zur Story erkennen. Aber die Szene hat was, sie ist jedenfalls wesentlich besser abgefilmt als der Rest des Streifens. Ist es Stock Footage aus einem von Samantha Fox‘ Schmuddelfilmen?

Der Traum ist zu Ende. Vicki kuschelt mit einem Stofftier, um sofort wieder traurig zu werden und das Vieh gegen die Jalousie (auch hier ein bisher noch unerkannter Wishman-Fetisch?) zu werfen. O’Malley ist inzwischen abgehauen. Ist sie frustriert, weil er weg ist? Fragt mich was leichteres. Ich war an der Stelle fast versucht eine „Sexual healing“-Message zu konstruieren, kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Wishman das im Sinn hatte (wäre ja auch zu gut).
Sie zieht sich nun SCHON WIEDER um (ächz) und legt sich schlafen. Billy hat sich irgendeine fiese Rübezahl-Maske aufgesetzt und erschreckt Vicki fast zu Tode (verdammt, ist es denn so einfach, in jedes Haus reinzukommen, dadurch wirkt die Szene, wie O’Malley zu Vickis Familie wollte, noch grotesker?) Vicki läuft ungefähr zwanzig Mal an derselben Wand entlang (großes Zimmer!). Billy mit Maske verzieht sich wieder und Vicki will sich wieder schlafen legen.
O’Malley, der nun wohl die letzte Stunde einfach so ziellos durch die Gegend gelaufen ist, entscheidet, dass es vielleicht doch eine gute Idee wäre, wieder zur Wohnung von Vicki zurückzukommen. Was für ein Genie. Und der ist noch nicht Präsident der Privatdetektivenlobby?

Vicki, Mary und ihre Mutter wälzen sich per Parallelmontage kurz vor 10 Uhr (nicht weiter wichtig) im Bett, als plötzlich wieder eine Traumsequenz kommt (stilecht mit Something-Weird-Kreisel), jetzt wird der Film plötzlich negativ (neeeeeeeeeeeiiiiiiiiinnnnnn, unmöglich, neeeeeeeiiiiinnnn!!!!!!) und Mary, von der wir nun schon wirklich länger nichts mehr gesehen haben, erlebt, wie ihr Vater, Mutter und Billy sie umbringen wollen (mit natürlich exakt denselben Waffen, die im ganzen Film schon vorkamen, man muss sparen wo man kann), für sie eine schon fast erotische Erfahrung. Ich korrigiere mich, DAS ist die beste Sequenz dieses Films, anscheinend die einzige, die noch im Ganzen vorlag und man erkennt zumindest ein bisschen was von einem Konzept (d.h. man weiß zumindest diesmal, worauf das überhaupt rauslaufen sollte) und dass die Kameraarbeit zumindest halbwegs hinkommt. Auch ist Diane Cummings aka Marys Schauspiel im Vergleich zum Rest zumindest etwas gelungen und sie wirkt halbwegs natürlich.
Trotzdem gibt sie einige Rätsel auf: Erleben die drei den Traum gleichzeitig? Anscheinend nur Mary, aber was soll dann die (sehr unübersichtliche) Parallelmontage? Was symbolisiert das Negativwerden? Warum brauchen wir überhaupt eine Traumsequenz von Mary, wo doch Vicki die Person ist, die ihre Probleme lösen muss? Stellt diese Szene eine Verbindung zu einer ähnlichen von Vicki vorher her? Hat Mary dadurch irgendeine Läuterung o.Ä. erfahren? Hat die Uhrzeit, die so oft gezeigt wird, irgendeine Bedeutung? Keine dieser Fragen wird mir beantwortet werden.

Mary wacht von diesem Traum kreischend auf. Letztendlich steckt aber doch wieder irgendwie Billy dahinter: der hat Kunstblut auf dem Wachbecken in der Küche verstreut, um Mutter und Vater zu erschrecken. Und da man die vom Schlafzimmer aus natürlich sieht, ist das auch eine valide Erklärung für Marys neuen Wahnsinn. Reine Spekulation meinerseits: Billy wollte damit auch erreichen, dass Mary sich nun auch von Vicki bedroht fühlt und Vater Adam die böse Vicki nun zurück in die Klapse bringt. Das wird zwar etwas dadurch konterkariert, dass in Mary Traum Vicki genau NICHT vorkam, ich sehe aber sonst keine andere Verbindung zwischen Billys Aktion und Marys Traum. Und Marys „there has to be another way, it seems just like a heartless thing to do“, als sie wie ferngesteuert durch Haus marschiert, kann auch nur etwas Unheilvolles bedeuten.

Anruf bei O’Malley. „Professor“ (!) Adam Kent will mit ihm sprechen. Jetzt ist der Trottel auch noch Professor. Das stellt er uns gleich damit unter Beweis, dass er blitzschnell auf die Rückfrage seiner unscharf abgefilmten Frau bemerkt, dass das Licht im Haus ausgegangen ist. Was er nicht sagt. Die beiden steuern etwas ziellos durch die Dunkelheit umher, bis plötzlich der bekannte Blitz aus dem Stock Footage für etwas Horror sorgt. Bisher haben wie die suspenselastige Psycho-Mucke gehört, als plötzlich Adams Frau zur Taschenlampe greift und wir Jazz-Klänge zu hören bekommen. Okay, das hat selbst mich kalt erwischt und ich war wirklich auf so ziemlich jede Hirnrissigkeit gefasst.

Nicht, dass jetzt irgendjemand meint, dass sich plötzlich die Situation für die beiden oder zumindest des Ton des Films sich ändern würde, offensichtlich hat jemand einfach in der Post Production den falschen Knopf am CD-Spieler gedrückt (wobei, die waren ja 1983 auch noch nicht so verbreitet). Macht ja nix, kann man ja drin lassen. Scheinwerferlicht fällt auf die Platte „The Immoral Three“, was natürlich Sinn macht, wenn wir einen Film sehen, in dem die Zahl Drei irgendeine Rolle spielen würde. Aber schadet nicht, zu zeigen, was man hat („The Immoral Three“ ist ein Film von Doris Wishman – schamlose Selbstwerbung!)

Die beiden stapfen immer noch orientierungslos durchs Dunkel, wohlgemerkt, ohne sich bisher gefunden zu haben, Doris Wishman gibt sich wirklich die größte Mühe, ihr Privathaus, in dem die Innenaufnahmen zum größten Teil gedreht worden sind, auszusehen lassen wie eine Präsidentenvilla mit 500 quadratkilometergroßen Thronsälen. Plötzlich geht das Licht wieder unvermittelt an, passieren tut – trotz dramatischem Sound – nix, Adam zieht sich sein Hemd aus und bewaffnet sich mit einem Hammer, wobei er wie von der Tarantel gestochen mit den Augen rollt. Plötzlich greift ihn jemand mit einem Messer an, wobei nicht klar wird, ob er das nun sieht oder nicht, und murkst ihn ab, wobei er mal stehend, mal liegend abgestochen wird. Wir sehen etwas Blut herumsudeln und seine Frau verkriecht sich unter einer Decke, während der Schatten der Axt wieder großformatig an unserem Nervenkostüm zehrt. Brav wie sie ist, unternimmt die Frau keinerlei weiteren Anstalten zur Flucht und lässt sich wie ein liebes Mädchen in Stücke hacken. Blut gibt es viel, Einstellungen wo die Axt wirklich den Körper TRIFFT, natürlich nicht.
Billy beobachtet und kommentiert die Sache mit einem unmotivierten „oh no“ (ungelogen). Wenigstens er ist schlau genug, vom Haus in den Wald zu fliehen, wird aber von der Killerin jäh gestoppt, kann aber noch ein wenig am Boden sich entlangschlängeln.

Und liebe Filmemacher, wenn die Szene mitten in der Nacht spielt, dann zeigt doch bitte nicht so deutlich den Sonnenschein, der auf die Baumwipfel fällt. Dafür würde sich sogar Ed Wood und selbst Jess Franco in KILLER BARBYS VS. DRACULA mit Eselsmütze in die Ecke stellen.
Was jetzt genau passiert, lässt sich nur erahnen. Billy – inzwischen mit bester 70er‑Schlagersänger-Frisur und möglicherweise sogar mit einem ganz neuen Darsteller (hier hat Wishman wohl nachgedreht) – läuft aus dem Haus und wird lebendig begraben. Klar, macht natürlich Sinn, wenn man Messer, Axt etc. alles dabei hat. Außerdem reichen vier, fünf Schaufeln mit Erde (ohne Sarg) da voll und ganz aus, hat ja beim FRAUENLAGER DER NINJA auch gereicht…

Nun sehen wir Mary und nun löst der Film auch das große (schnarch) Rätsel auf, dass sie die Mörderin ist und es nur getan hat, weil sie befürchtete, dass ihre Eltern und Billy sie töten wollen. Ähm, wat? Das hat sie zwar zugegebenermaßen geträumt, aber wenn wir mal ehrlich sind: sie hat, wenn überhaupt, höchstens einen Grund dazu gehabt, VICKI zu töten (und noch nicht mal das). Und wenn sie, wie vorher etabliert, schon was schlimmes anstellen will, um Vicki wieder an den Ort, wo die Leute weiße Turnschuhe tragen, zu verfrachten, wieso killt sie dann nicht einfach irgendwen sondern ihre ganze Familie? Außerdem kam ja der Traum bereits völlig aus dem Nichts. Es wird sogar gesagt, dass es ihr für Billy leid tut, doch den musste sie verräumen, da er sie sonst bei der Polizei angezeigt hätte. Aha, Tötung zur Verdeckung einer Straftat, das wird die Gerichte interessieren und zweitens noch mal aha, eine Polizei bzw. „local authorities“ gibt es also in dieser Filmwelt auch? Aber solange er es O’Malley nicht erzählt… Wir können höchstens vermuten, dass Mary ihre Eltern gekillt hat und Billy zufällig davon Zeuge wurde – ich glaube ich muss nicht ausführen, ob das hinhauen kann oder nicht.
Plötzlich hört Mary eine Stimme ihren Namen sagen (und es soll mich auf der Stelle der Taubert treffen, wenn diese „Stimme“ nicht die von O’Malleys Sprecher ist). Die Stimme kommt aus der Hutschachtel (!), darin befindet sich der Kopf von Vicki – okay, wir haben Vicki schon längere Zeit nicht mehr gesehen, aber wie soll denn das bitteschön hinhauen? Als Vorgucker wissen wir natürlich, dass es nur Marys Illusion ist.
Mary, die nun zunehmend in den Wahnsinn abdriftet, ist jedenfalls so erschrocken, dass sie in den Keller flüchtet, wo sie sich sicher glaubt (Optimistin, elendige). Wir hören dort ein paar Stimmen und sehen wieder gemalte psychedelische Kreisel. In diesem Moment des Horrors kann es von der Tonspur nur ein Signal geben – Easy Listening Time!!! (*klonk* *klonk* *klonk* *klonk* meine Tischplatte ist schon unter dem Niveau vom Erdmantel!) Mary ist in Spinnweben der Psychedelik gefangen, wie die Tonspur sinngemäß vermeldet, sie löst den Konflikt einfach dadurch, dass sie aus dem Haus rausläuft ins helle Tageslicht (ich geb’s auf…)

Sie setzt sich an den Fluss und sieht plötzlich die ganzen Äxte vor ihrem inneren Auge („Mary was confronted by demons, by all of the faces of the people she had killed“), was uns Gelegenheit gibt, Schmoddereien zu sehen, die wir bisher gar nicht kannten, z. B. ein blutender Halsstumpf und auch Morde, die sie gar nicht begangen hat (z.B. den an Bonnie in der Badewanne).
Plötzlich sieht sie ungefähr dort, wo sie Billy verscharrt hat, eine skelettierte Hand. „Was it the hand of one of her victims?“, blödfragt das Voice-over.
„Flag on the moon, how did it get there?“, frage ich zurück.
Billy muss ganz schön schnell verwest sein. In einer Filmwelt, wo ein Kopf stundenlang im Feuer brutzeln kann, ohne dass sich irgendwas tut, braucht einen gar nichts mehr wundern. Kurz gab es wieder horrormäßigen Sound, jetzt wieder Easy Listening (ich sage NIE WIEDER was schlechtes über Club Intim 6, ich verspreche es hoch und heilig!)

Sie geht ins Haus, „a place where the demons couldn’t follow her“ (hallo, jemand zu Hause???). Da betritt auch O’Malley den Tatort und findet neben einer geschmacklosen Wandtapete den toten Adam im Kühlschrank, seine Frau hingegen im Bett (Easy Listening, bitte sei doch jemand so gut und polstere meine Wände). Doch da taucht Vicki (hm…) auf und schnappt sich die Axt, die praktischerweise vor ihr auf dem Boden liegt. Logischerweise läuft sie damit genau O’Malley in die Arme, der sie sofort für die wahre Täterin hält. Sie will fliehen, doch er rennt ihr im Abstand von einem Meter hinterher (klar, ich verfolge unbewaffnet und alleine jemanden, den ich für einen Axtmörder halte, auf Schritt und Tritt) – witzig übrigens, wie sie ein und dieselbe Treppe zweimal hochlaufen.
Schließlich hat er sie doch in die Ecke gedrängt, widerwillig, hackt sie auf ihn ein. Sie scheint nur den unwichtigen Teil seines Herzens erwischt zu haben, denn es gelingt ihm immerhin, sie noch eigenhändig innerhalb von ein paar Sekunden zu erwürgen. O’Malley macht uns noch klar, dass er sie umbringen musste, denn es war eine „Do or die“-Situation (argh). Es dauerte gerade mal drei Monate, um sich von den Verletzungen zu erholen, das heißt im Umkehrschluss aber, dass Mary entkommen ist, die sich für alle Fälle eine Axt in ihr Handgepäck tut (und ich dachte, sie hätte ihre Taten bereut?). Sie begibt sich in die Richtung von irgendeiner Kirche. Unterwegs fragt sie ein Autofahrer, ob sie mittuckern will, einen Staredown-Contest – diesmal sogar in Zeitlupe (ich bin beeindruckt) – naserümpfend braust er wieder in die finstere Nacht ab.

O’Malley hat noch einen parat, für die Leute, die mitdenken (hust). Woher weiß er denn nur so viel über den ganzen Fall? Ganz einfach, alle in der Kent-Familie hatten ein Tagebuch (!!!!) und deshalb weiß er auch, dass Mary die ganzen Morde verübt hat, die Vicki angelastet wurden. Aus dem Grund hat er Vicki auch verfolgt und umgelegt. Und wieso sollten die das in ihr Tagebuch schreiben und wie hat O’Malley es gefunden? Jedenfalls erinnert das an das Finale von R.O.T.O.R.
Er lässt uns zurück mit einem etwas heuchlerischen „poor, innocent Vicki“.

Mary steigt in ein Taxi mit der Aufschrift „Get it done! America“ mit Uncle Sam, der eine Axt hält, sogar mit Stars&Stripes-Klinge! Mary spaltet mit psychopathischem Killerblick den Fahrer und wir hören ein Glockenspiel. Ganz schön mies!
Doch dann ist immer noch nicht Schluss. Über die Schlusstitel (!!) labert Fourth Wall Observer O’Malley, dass die Polizei nach Mary suchte. Wenn irgendjemand was weiß, wo sich Mary aufhält, dann soll er ihm Bescheid geben, damit man sie zur Rechenschaft ziehen kann.

Analyse

Hier haben wir wieder einen Film, mit dem man einem ahnungslosen Zuschauer locker die Lichter ausblasen kann. Waren Wishmans Nudie-Cuties schon nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, dieser Film lässt die dagegen aussehen wie VOM WINDE VERWEHT. Selbst DOUBLE AGENT 73 wirkt dagegen richtig sinnvoll und intelligent konstruiert. Und es sind gerade diese Filme, die ich so sehr liebe – die die Grenzen der normalen Schlechtigkeit locker hinter sich lassen und in derartige Sphären aufsteigen, dass man sie mit Worten kaum noch beschreiben kann. Und siehe da, genau das liefert dieser Film. Wo z. B. über die „Beyond the infinite“-Szene von 2001: A SPACE ODYSSEY geschrieben wird, dass egal was auch immer man an Worten findet zur Beschreibung, es wird immer ein Bedeutungsüberschuss bleiben, so gilt hier dasselbe in die umgekehrte Richtung. Was auch immer ich über diesen Film, seine Bildfolgen, seine Handlungsabläufe usw. aussagen möchte, nichts davon kann einem vor Augen führen, was sich hier über 69 Minuten abspielt.
Und das, wo Doris Wishman Jahrzehnte lang im Geschäft war und wirklich viele Filme gedreht hat, sie scheint wirklich absolut gar nichts dazugelernt zu haben. Im Gegenteil, wie bereits angesprochen sind ihre Nudistenfilme dagegen richtig gut, aber das scheint bei ihr Methode zu haben. Solange sie nur handlungsfreie Bildfolgen zu drehen hat (als Beispiel nehme ich auch die beiden Traumsequenzen, die mitsamt dem Uncle‑Sam-Schluss die besten Szenen des Films darstellen), fühlt sie sich wohl, vorausgesetzt, sie kann genug Schuhfetisch einbauen. Sobald sie aber irgendeinen Spannungsbogen liefern soll, scheitert sie kläglich.

Wobei für dieses Desaster nicht NUR Doris Wishmans schlechte Regie verantwortlich ist. Wie bereits angeklungen war der Film schon fertig, ehe irgendein Dödel im Schneideraum ca. 35 Minuten aus Versehen vernichtet hat. Doris Wishman selbst weist natürlich alle Vorwürfe dahingehend von sich, von daher – so behauptet sie – blieb ihr nichts anderes übrig als aus dem Vorhandenen einen abendfüllenden Slasher zu machen.
Doch da liegt genau das Problem. Zwar war sie vertraglich verpflichtet, was abzuliefern, gut, das kann ich ihr nicht verübeln, das kann aber kein Vorwand dafür sein, um sein Werk von Haus aus vor Kritik abzuschirmen. War ja bei FUTURE WAR auch so ähnlich, wo man versucht hat, Kritik am Werk durch den Hinweis auf irgendeinen nie hergezeigten Director’s Cut unmöglich zu machen. Die Wishman hat diesen Film so veröffentlicht und dann hat der Kritiker auch jedes Recht, das zu bewerten. Grundlage muss immer das sein, was wir sehen, und nicht das, was vielleicht irgendwo mal am Schneidepult liegengeblieben ist. Schließlich wollte die auch für diese Version Geld.
Und abgesehen davon scheint das Filmmaterial auch in seiner kompletten Form nicht viel wert gewesen zu sein. Wir wissen zwar nicht, WIE die Zerstörung zu Stande kam, aber wenn ich mir den holprigen Schnitt ansehe, KANN das im Original nicht viel besser ausgesehen haben. Und der Schnitt. Ich sage es nur ungern, aber es sieht wirklich so aus, als ob man das gesamte Material von der Rolle gerissen, zusammengeknüllt, in eine Dose gesteckt, außenrum abgeschnitten und dann alles mit Uhu übergossen und das Zeug als Grundlage für den Voice-over genommen hätte (da gab’s mal irgendeinen alten Disney-Cartoon ich glaube „Goofy fotografiert“ oder so ähniich, wo das in etwa so abgelaufen ist. Wenn das noch jemand kennt, möge man es mir sagen).

Aber nicht nur der Schnitt. Dass die Handlung zu 95 % im Voice-over stattfindet (ob das Original stumm geschossen wurde, wage ich nicht zu beurteilen, wäre bei diesem Budget aber zu vermuten), habe ich schon angesprochen, da ergeben sich gewisse Parallelen zu Ulli Lommels DUNGEON GIRL. Hier haben zumindest das Glück, dass das, was wir vom Erzähler hören, auch meistens im Film irgendeine Entsprechung hat. Von Kohärenz oder gar Sinn zu sprechen, ist natürlich völlig verfehlt, dagegen spricht schon mal die völlig hanebüchene Erzählweise, bei der man sich immer erst hinterher zusammenreimen kann, was vielleicht gerade passiert ist. Das Voice-over kann mit dem hektischen Schnitt nicht die Bohne mithalten, sodass man sich als Zuschauer mehr als einmal am Kopf kratzen muss, was die ganze Chose eigentlich soll. Schon in den ersten fünf Minuten versucht man so viel Information zu quetschen (die aber letztendlich für den Fortgang der Handlung keinerlei Belang hat), dass es nur so eine Freude ist. Es geht also um diese Familie, um die sich irgendwie ein Geheimnis rankt, diese Tatsache ist aber völlig wumpe, ebenso wie die Daten, die uns immer wieder um die Ohren gehauen werden. Dass das ganze einem TAG spielen soll, haut irgendwie auch nicht so richtig hin, ist aber nicht so entscheidend, da der Film „a NIGHT to dismember“ heißt. Gut, ab der zweiten Hälfte des Film spielt der Schmu tatsächlich bei Nacht, die Morde am Anfang passieren aber bei Tageslicht.

Insgesamt ist die Grundidee der Story eigentlich nicht mal so doof: Psychopath kommt aus der Heilanstalt zurück, es passieren wieder Morde und es ist nicht ganz klar, ob er es war oder ob ihm ein Trittbrettfahrer die Taten unterschieben will. Dass der Trittbrettfahrer dann selbst dem Wahnsinn verfällt, könnte was hergeben, kommt hier leider nur völlig aus dem Nichts. Der Film wurde zwar schon früher gedreht, aber gewisse Ähnlichkeiten mit PSYCHO 2, der im selben Jahr veröffentlicht wurde, lassen sich nicht leugnen. Auch das DVD-Cover erinnert von der Farbgebung her stark an das Psycho 2-Poster.
Insgesamt soll das Ganze ein Spoof auf A NIGHT TO REMEMBER, ein Mystery-Krimi von 1942 sein, habe ich natürlich nie gesehen. Kurzer Blick auf die Handlung offenbart jetzt keine besonderen Gemeinsamkeiten, außer dass im Keller jemand getötet wird und dass es irgendwie um einen Privatdetektiv gehen soll. Mit der gleichnamigen 1958er Verfilmung des Titanic-Unglücks hat die Chose nix zu tun.

Wie auch immer, das Problem um Vickis Geisteskrankheit wird kurz vor Ende über den Haufen geworfen, da sich nun plötzlich alles um Mary dreht und und Vicki faktisch zur Statistin verkommt. Das ist prinzipiell kein schlechtes Gimmick, muss man mal sagen (PSYCHO 1 hatte ja auch einen ähnlichen half-way plotswitch [man sieht, wo man sich hauptsächlich bediente]), wird allerdings von der schieren Unsäglichkeit des Restes überschattet.
Auch andere Plotpunkte verlaufen sich im Sand, wie z. B. die Tatsache, dass die Killerin Köpfe sammelt oder Billys Versuche, Vicki mit schlechten Halloween-Masken zu erschrecken. Die Idee, den Film drei Jahre in der Zukunft anzusiedeln, ist ebenfalls vollkommen für den Arsch.

Ausgedacht hat sich die Handlung noch nicht mal Wishman selbst, sondern ihre Real-Life Nichte Judy J. Kushner, die 2006 bereits verstarb. Sie konnte nur auf Wishman-Filme in ihrer Vita zurückschauen, sowohl als Autorin (davon auch unter dem Pseudonym J. J. Kendall), als auch als Songschreiberin – unter anderem bei dem unvergesslichen Ohrwurm „Going back to nature“, den wir aus BLAZE STARR GOES NUDIST kennen.

Samantha Fox als Vicki ist eigentlich Porno-Darstellerin und eine der wenigen Beteiligten, die sich nicht aus dem näheren Umfeld von Doris Wishman rekrutieren. Sie heißt bürgerlich Stasia Therese Angela Micula, kommt aus New York und sollte im Leben nicht mit Samantha „Touch me I want your body“ Fox werden, die im Jahr 1986 die Weltbühne betrat.
Ihre (also die von unserer Fox) Vita umfasste über 100, zum größten Teil HC-Filme (bis 1984), der letzte Imdb-Eintrag datiert aus dem Jahr 1987, ein Nicht-HC-WIP namens KNASTAKADEMIE (das reimt sich sogar!). Sollte man mal dem Doc vorlegen. 1985 war sie Angeklagte beim sogenannten „Dial-a-porn“-Indictment, was später aber fallen gelassen wurde. Sie liefert im Film eine ziemlich erbärmliche Vorstellung ab, am schlimmsten ihre Villanous-Breakdown Szenen. 2003 wurde sie in die AVN Hall of Fame aufgenommen (AVN = Adult Video News).

Diane Cummins als Mary liefert eine für eine Laiendarstellerin und den Rest des Ensemles halbwegs okaye Performance ab, allerdings auch nicht so, dass sie sich für den Broadway empfehlen würde. Und ihre Szenen als irre Killerin am Ende lassen kaum ein Auge trocken. Sie hat keine weiteren Filmauftritte.
Saul Meth als Adam Kent ist uns bereits als „Wanderwarze“ Igor aus DOUBLE AGENT 73 bekannt. Er war als Schauspieler nur für Wishman am Start, als Make-up Artist allerdings auch für andere, etwa Sindney Lumet (CHILD’S PLAY). Wenn man sein Schauspiel sieht, mag man das für ene gute Idee halten. Nichts liegt ihm ferner als die Schauspielerei, man muss sich nur mal sein Augengerolle – das schlimmer ist als das von Blaze Starr und Chesty Morgan zusammen – zu Gemüte führen.
William Szarka spielt Billy. Meine obige Vermutung, dass Billy den Darsteller wechselt, konnte ich bislang nicht verfizieren. Höchstwahrscheinlich ist er es, hat sich aber optisch extrem gewandelt. Jedenfalls konnte er sich später zumindest einige Director- und Producer-Credits auf die Habenseite schreiben, u. a. PHANTOM BROTHER, MUTTNIK oder den infamosen PLUTONIUM BABY, bei dem Szarka es schaffte, den geplanten 10‑Tage-Dreh nach 5 Tagen abzubrechen und seine komplette Crew zu feuern, aber dafür dankbar war, nicht im Abspann erwähnt zu werden. Dem Vernehmen nach soll dieser tromatischste Nicht-Troma-Film eine Trashbombe sonderhausen sein. Ich sag nur eins: SEHENWILL!!!

Die Kameraarbeit zeichnet sich vor allem dadurch aus, so gut wie immer out of focus zu sein. Erstaunlicherweise wird auf die Wishman-typische Zoom-Orgie verzichtet, und das obwohl C. Davis Smith wie bei DOUBLE AGENT wieder am Werk war. Smith war übrigens seit 1965 (!) Doris Wishmans Kameramann mit SEX PERILS OF PAULETTE und BAD GIRLS GO TO HELL.

Die Effektarbeit erledigte Lester Lorrain. Oft sehen wir die Bluttaten nur im Off; wenn Effekte vorkommen, sind sie zwar auf einem höheren Niveau, als wir sie aus der deutschen Indie-Szene bisweilen kennen, aber doch zumeist durchschaubar. Negativer Höhepunkt ist das Abhacken der Finger.

Den ganz perversen unter euch sei noch gesagt, dass der Film zu Anfang auch einiges an Nudity bietet, zweimal sogar FFN, Samantha Fox bleibt aber angezogen.

Ich habe noch nie einen Film gesehen, der einen so deplatzierten Soundtrack gehabt hat und mir fällt auf Anhieb auch nichts ein, womit ich das vergleichen könnte. Stellt euch vor, ihr seht HALLOWEEN und bekommt nur Fiko 51 zu hören. So und noch viel schlimmer ist das.
Für die Musik war ein gewisser Danny Girlando zuständig, Er ist im Film kurz zu sehen, als der, der Mary eine Mitfahrgelegenheit anbietet. Es blieb seine einzige Arbeit für den professionellen (?) Film.

Für die anderen Akteure blieb es die einzige Filmarbeit.

Und noch ein paar Worte zu Doris Wishman. 1912 in New York geboren, wurde sie Ende der 50er Jahre bereits Witwe, suchte eine Alternative zum Daheimrumgammeln (wie viele andere Witwen der Zeit das taten) und stieg (inzwischen bereits betagt) ins Filmgeschäft ein. Für ihren ersten Film, HIDEOUT IN THE SUN, lieh sie sich die benötigten 10000 Dollar (der Überlieferung nach) von ihrer Schwester. Der Film war offensichtlich erfolgreich genug, um Wishman – in Sachen Film reine Autodidaktin (was grundsätzlich nichts schlechtes sein muss, kommt halt drauf an, WIE man es macht) – den Verbleib im Business zu sichern.

Kurz darauf kam ihr zweiter Film, NUDE ON THE MOON (bald, ich verspreche es), der das Nudisten-Stetting mit Sci-fi verband, was die New Yorker Zensurbehörden sofort dazu veranlasste, den Film zu verbieten. War Nacktheit im Film durch ein Urteil des Supreme Courts im dokumentarischen Zusammenhang (ergo in den Nudie Flics) freigegeben worden, wollte man das in Kombination mit Sci-fi nicht dulden.
Wishman entschloss sich, wieder bodenständige Nudistenfilme zu drehen, u. a. DIARY OF A NUDIST und BLAZE STARR GOES NUDIST, bei dem die alternde Bulesque-Queen Blaze Starr (sich selbst spielend) zur überzeugten Nudistin bekehrt wird (dazu muss ich auch noch einige Worte verlieren, das aber dann an anderer Stelle).
Als der Production Code mehr und mehr gelockert wurde (und das doch eher kurzlebige Nudie-Genre am absteigenden Ast war), sprang sie auf den Sexploitation-Zug auf und hinterlies der Roughie-Szene die Klassiker BAD GIRLS GO TO HELL und ANOTHER DAY, ANOTHER MAN.

In den 70ern sollte sie mit den beiden Chesty-Morgan-Vehikeln DEADLY WEAPONS und DOUBLE AGENT 73 endgültig ihren Status als Schund-Königin zementieren und drehte sogar ein Jahr später den Hardcore-Streifen SATAN WAS A LADY. Angeblich hat sie sich bei den Sexszenen vom Set ferngehalten, später hat sie vehement bestritten, HC gedreht zu haben.
A NIGHT TO DISMEMBER war vorerst ihr letzter Film bis sie im Jahr 2002 – im Alter von 90 Jahren!! – DILDO HEAVEN und EACH TIME I KILL verfilmte. Letzterer – mit keiner geringeren als Linnea Quigley (PSYCHOS FROM TEXAS, CREEPOZOIDS, HOLLYWOOD CHAINSAW HOOKERS, DR. ALIEN) – wurde sogar auf dem Philadelphia International Gay & Lesbian Film Festival gezeigt, wo man den (fälschlich hineininterpretierten) lesbischen Kontext des Films rühmte.

Vorgelegt wurde der Streifen auf DVD aus dem Haus Elite Entertainment (RC 1). Das Bild ist anamorph in 16:9, blow-up zu 35 mm, geschossen wurde der Film mit 16 mm. Erwähnen sollte man, dass der Streifen noch in Mono gedreht ist, somit gibt’s auf DVD nix anderes. Als Sprache gibt es nur Englisch, keine Untertitel. Als Bonus gibt es Trailer. Andere Fassung sind mir nicht bekannt, so weit ich weiß ist das die einzige offizielle Version des Films überhaupt.

Besonderes Schmankerl der DVD ist übrigens der Audiokommentar. Keine geringere als Wishman selbst besorgt diesen, zusammen mit C. D. Smith, den Wishman demonstrativ mit „Chuck“ anredet, obwohl er doch so gerne mit „Charles“ angesprochen werden möchte. Während Smith, der den Film offensichtlich zum ersten Mal in seiner fertigen Form sieht, immerhin den einen oder anderen sarkastischen Kommentar parat hat („a stroke of genius“) und sich sogar traut, die Unlogik/cineastische Minderwertigkeit einiger Szenen herauszustellen, präsentiert sich Wishman ganz und gar als uneinsichtig und rechthaberisch. Kritik an ihrem Film weist sie strikt zurück, stets gedeckt durch die pauschale Behauptung, wie hart doch die Bedingungen waren, unter denen sie arbeiten musste. Aber verdammt noch mal, das ist nicht der Punkt! Es kommt auf das filmische Endprodukt an und da tritt halt nun mal jeder Film gegen jeden an (wenn auch jedes Genre die Höchstwertung erreichen können muss, geschenkt). Mit „eure Kriterien gelten für mich nicht weil“ macht man es sich einfach ein bisschen zu leicht.
Der Audiokommentar ist an sich schon sein Geld wert, absolut hochinteressanter Stoff, dummerweise ist die Sache bei mir nach ca. 20 Minuten abgeschmiert und war nicht mehr in Gang zu setzen. Sobald ich den Kommentar komplett gehört habe, gibt’s ein entsprechendes Update.

Fazit: A NIGHT TO DISMEMBER ist in seiner vorliegenden Form eine absolute Katastrophe, wie man sie nur ganz selten zu sehen bekommt. Das war keine große Überraschung, aber was für ein Trainwreck das Ding nun geworden ist, das ist jenseits der Grenze des Beschreibbaren. Technische Probleme mögen eine Rolle gespielt haben, aber das erklärt noch lange nicht, was für ein Haufen Schund hierbei rausgekommen ist. Sollte sich Doris Wishman tatsächlich erhofft haben, im Slashergenre irgendwelche Akzente setzen zu können, dann glaube ich, kann man nicht mehr kläglicher scheitern (und sich selbst überschätzen). In diesem Film ist alles so bodenlos, so himmelschreiend schlecht, technisch ein solches Schlachtfeld, so visuell niederschmetternd und jede Szene so sehr zum Widerspruch herausfordernd, dass man ihn eigentlich nur als schlechten Witz verstehen kann. Leider ist er es nicht. Wenn jemand also nach einem guten Slasher sucht (gut im Sinne der gültigen Qualitätsstandards der damaligen Zeit), der möge es sich in einem anderen Universum bequem machen.
Der Film ist auch, um nun endlich zum Schluss zu kommen, auch kein normales So‑bad‑it’s‑good mehr (bester Lacher ist sicherlich der Tod von Susan), sondern nur was für Leute, die eine neue filmische Grenzerfahrung suchen. So wie MANOS THE HANDS OF FATE eine Grenzerfahrung war, oder THE BEAST OF YUCCA FLATS, oder MONSTER A‑GO‑GO (bei denen selbst ich an meine Grenzen gekommen bin, bei dem zweiten noch viel viel mehr als bei dem ersten). Diese Filme bilden ein eigenes Genre, in den sich ANTD so nahtlos einreiht, wo wirklich JEDE narrative/technische/dramaturgische usw. Konvention mühelos und ohne Anstrengung gesprengt wird. Auch und gerade solche Dinge, von denen man gar nicht einmal wusste, dass man sie falsch machen kann. So bitte dann auch die sehr subjektive Bier-Wertung verstehen. Aber wer sich von meinen Worten angesprochen fühlt, der darf gerne zugreifen, allen anderen aber werden diese 69 Minuten vorkommen, wie 20 Stunden auf der Streckbank… (es sei denn natürlich, ihr heißt Crook)

(c) 2013 Diamond Bentley


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 5


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