A Lonely Place to Die

 
  • Deutscher Titel: A Lonely Place to Die
  • Original-Titel: A Lonely Place to Die
  •  
  • Regie: Julian Gilbey
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 2011
  • Darsteller:

    Alec Newman (Rob), Ed Speelers (Ed), Melissa George (Alison), Kate Magowan (Jenny), Gary Sweeney (Alex), Holly Boyd (Anna), Karel Roden (Darko), Sean Harris (Mr. Kidd), Stephen McCole (Mr. Mcrae)


Vorwort

Fünf Freunde auf Bergtour in den schottischen Highlands – die Pärchen Rob und Jenny, Alex und Alison und Ed, den wohl so wirklich niemand gerne dabei hat, aber auch offenbar keinen wirklichen Grund hat, ihn von so einem Trip auszuladen.

Nachdem das Wetter das Quintett dazu zwingt, auf eine schwierigere Tour zu verzichten und statt dessen eine eher langweilige Bergwanderung zu machen, hört ausgerechnet Ed im Wald ein suspektes Geräusch. Man geht der Sache auf die Spur und findet ein rätselhaftes Lüftungsrohr und Klagelaute, die wie von einem Kind klingen. Das ist dann auch völlig richtig – rasch ist eine Kiste ausgehoben und in der hockt Anna, ein kleines Mädchen, das kein Englisch, sondern einen Balkandialekt spricht, und offensichtlich entführt wurde.

Wo eine Entführte, da mutmaßlicherweise auch Entführer, und daher halten es unsere Freunde für eine clevere Idee, sich so schnell wie möglich vom Acker und zu Polizei zu machen. Was nur nicht so einfach ist, wenn man mitten in der schottischen Pampa, ohne Handyempfang, und mit einem Kind, das kaum bergtourtauglich ist, rumsteht. Man trennt sich – Rob und Jenny, die besten Kletterer, wollen die kurze direkte Route zum nächsten Ort nehmen und Hilfe alarmieren, während der Rest den langwierigen, aber dafür einfachen Weg nimmt

Die Entführer allerdings, die sind schon da, und stehen diesem Ansinnen begreiflicherweise eher ablehnend gegenüber. Und weil sie ganz miese Bösburschen sind, machen sie ihren Standpunkt nicht mit freundlichem Zureden deutlich, sondern unter letalem Einsatz von Waffengewalt. Die Seilschaft wird deutlich dezimiert, kämpft sich aber weiter.

Und auch die Entführer haben nicht an alles gedacht, z.B. daran, dass der Vater des entführten Mädels ein ehemaliger serbischer Kriegsverbrecher ist, der nun auch wenig Skrupel hat, die vereinbarte Lösegeldübergabe blutig zu gestalten.


Inhalt

Beim FFF damals habe ich diesen Film ausgelassen (und statt dessen „A Horrible Way to Die“ gesehen. Ähnlicher Titel, aber ziemlich mauer Film). Dabei ist „A Lonely Place to Die“ eigentlich durchaus Vertreter eines Genres, für das ich ein Faible habe. Überlebenskampf in der rauen Natur, verstärkt durch den ein oder anderen Psychopathen, der wildem Wasser und gefährlichem Berg noch ein wenig auf die Sprünge hilft. Seit „Mörderischer Vorsprung“ ist das ein Sujet, auf das ich durchaus abfahre, aber auch eins, das mir vergleichsweise wenig Befriedigung verschaffte. „Vertige“ (aka „High Lane“), der französische Beitrag zum Genre, war so lange exzellent, wie er in der Steilwand blieb, und tötete sich selbst mit seiner Degeneration zum Backwood-Kannibalen-Slasher Nr. 2117 in der zweiten Hälfte, und, naja, ein wenig unterfällt auch „A Lonely Place to Die“ diesem Dilemma.

Auch Julian Gilbey ist nämlich der Ansicht, dass das eigentlich mustergültig aufgebaute Szenario – fünf Normalos stolpern über Entführungsopfer und versuchen vor den fiesen Kidnappern zu fliehen – nicht ausreicht, um seinen Film über 100 Minuten zu tragen. Und so bekommen wir gratis noch den Subplot um Darko, den Handlanger des serbischen Tunichtguts, und der von ihm angeheuerten, eh, „Spezialisten“, die bei der Lösegeldübergabe zuschnappen sollen und einen Schlussakt, der sich von der Prämisse mächtig weit verabschiedet und beinahe schon in einen Ballerfilm umschwenkt.

Ich bin normalerweise der Letzte, der sich über einen gekonnten Stilbruch oder Genrewechsel beschwert, aber es muss dann schon auch gut gemacht sein, und der von „A Lonely Place to Die“ überzeugt mich letztlich nicht richtig. Sei’s, weil die Tonalität des Natur-Dramas und des shoot’em-up nicht zusammenpassen, sei’s, weil wir praktisch einen neuen Satz Hauptfiguren bekommen und die tapferen Überlebenden mit der eigentlichen Auflösung der Plotte nicht viel zu tun haben.

Andererseits ist das auch wieder mehr Negativität als ich wirklich ausdrücken möchte. Die ersten sechzig Minuten sind sehr sehr gut, spannend, und getragen von großartiger Kameraarbeit. Das entspannte Verhältnis des Films zum Thema „Abmurksen von Hauptdarstellern“ sorgt dafür, dass man sich nicht wirklich früh darauf festlegen kann, ob und wer überlebt – es hakt immer dann, wenn der Film über seine präzise Prämises hinaus geht und zusätzlichen Hintergrund bei den Entführern oder den Serben schildern will. Das wäre einfach nicht nötig, der Film würde auf den simplen Survival-Aspekt fokussiert deutlich besser funktionieren.

Die Schauspielerei ist ordentlich (auch wenn die fünf Hauptcharaktere mal wieder solche von der Sorte sind, die im echten Leben keine fünf Minuten miteinander aushalten würden, ohne sich an die Gurgel zu gehen. Ich meine, das tun sie auch im Film kaum, aber wir sollen trotzdem glauben, dass das Best Friends sind, obwohl sich mindestens drei Fünftel der Gruppe gegenseitig nicht riechen können). Ed Speelers, Kate Magowan, Sean Harris, Melissa George, das sind alles keine unbeschriebenen Blätter und so fällt auch wirklich niemand durch den Rost. Karel Roden trägt mir als serbischer Henchman Darko (Donnie?) etwas zu dick auf.

Zusammenfassend: durchaus ein guter Film, dessen Schlussakt mit Genrewechsel mich nicht völlig vom Hocker reißt, aber doch spannend genug und ansprechend gespielt ist, um bei Laune zu halten. Hätte für meine Begriffe aber eben auch noch besser sein können…

3,5/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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