A Headless Body in a Topless Bar

 
  • Deutscher Titel: A Headless Body in a Topless Bar
  • Original-Titel: Headless Body in a Topless Bar
  • Alternative Titel: Ans Messer geliefert |
  • Regie: James Bruce
  • Land: USA
  • Jahr: 1996
  • Darsteller:

    Raymond J. Barry („The Man“), Jennifer MacDonald (Candy), David Selby (Lumpkin), Paul Williams (Carl), Rustam Branaman (Vic), Taylor Nichols (Danny)


Vorwort

Dienstag um Mitternacht, nix los in Manhatten – auch nicht in der kleinen bedeutungslosen Oben-Ohne-Bar, in der Stripperin Candy das nicht gerade zahlreiche Publikum bei Laune hält. Da ist Carl, der Stammgast im Rollstuhl, Lumpkin, der Firmenanwalt, der vor der Heimreise noch ein wenig Abwechslung sucht, und die Eishockey-Fans Vic und Danny, die nach dem Islanders-Spiel noch ein wenig Party machen wollen. Eine eher trübe Ansammlung, doch Stimmung wird gleich aufkommen, allerdings anders als gedacht. Der fünfte Gast ist nämlich ein kriminelles Subjekt – der geplante simple Raubüberfall gerät außer Kontrolle, als er eher versehentlich den Barkeeper erschießt. Guter Rat ist für den Gangster teuer, aber nicht unbezahlbar. Er nimmt Gäste und Stripperin als Geiseln und schließt den Laden zu. Zunächst sieht’s so aus, als wollte er sich nur in Ruhe Gedanken machen, wie er aus der Sache ohne fatale Konsequenzen wieder rauskommt, aber schnell entwickelt sich die klaustrophobische Situation zu einem bizarren Psychospielchen, indem der launische Räuber seine Geiseln mit ihren vergrabenen und verdrängten Geheimnissen konfrontiert…


Inhalt

Dass manche Filme ihre Anregungen aus Schlagzeilen der Medien gewinnen, ist nichts weltbewegend neues. Manchmal dauert es von Schlagzeile bis Film aber etwas länger. 1983 machte die New York Post mit der Headline „Headless Body in Topless Bar“ (dies auch der Originaltitel des Films) auf – und schon zwölf Jahre später realisierten Regisseur James Bruce und Autor Peter Koper den passenden Film dazu, der die tatsächlichen Geschehnisse (seinerzeit hatte tatsächlich ein Raubmörder ein paar Stripperinnen in einem Oben-Ohne-Schuppen als Geisel genommen und sein Mordopfer von einer seiner Geiseln posthum köpfen lassen, um die Rübe der beweisträchtigen Kugel wegen mitzunehmen) als Aufhänger für eine seltsame Mixtur aus psychologischem Kammerspiel, Thriller und schwarzer Komödie nutzt.

Aktionsgeladen ist der Film nicht – er benützt genau ein Set und läuft zudem in Echtzeit ab. Angesichts dieser Voraussetzungen muss man sich nicht wundern, dass der Streifen ausgesprochen dialoglastig ist; es wird quasi hundert Minuten durchgängig gelabert, wer vor derartigen Wortschwällen also eher abgeschreckt wird, sollte diesen Film meiden. Wer sich aber darauf einlässt, wird durchaus belohnt – „Ans Messer geliefert“ ist nicht hundertprozentig geglückt und nicht alles scheint immer psychologisch sicher fundiert, aber keinesfalls uninteressant. Klar ist jedenfalls, dass Bruce und Koper die vordergründige Thrillersituation wesentlich weniger interessiert als z.B. Rolfe Kanefsky im ähnlich gelagerten Videotheken-Drama „After Midnight“ (ein Film, der sich ebenfalls auf eine Location und einen sehr straffen Zeitablauf als Vergleich aufdrängt). Dem Regie-/Drehbuchteam geht es hauptsächlich um die psychologischen Implikationen. Der Räuber (übrigens einfach nur als „The Man“ bezeichnet) schickt seine Geiseln in ihre tiefsten seelischen Abgründe und entlarvt die scheinbar „normalen“ Menschen – der vergleichsweise fröhliche Carl zerbricht innerlich an seiner Krankheit, Lumpkin flüchtet sich in sexuelle Abartigkeiten, Vic, der mit dem Räuber bis an die Grenze der Aufdringlichkeit kooperiert, ist ein Totalversage (und ich könnte noch mehr spoilern, wenn ich wollte, lege mir aber freiwillie Selbstbeschränkung auf). Die Geiseln werden vom „Man“ mit ihren inneren Dämonen konfrontiert und dazu gezwungen, einen Seelen-Striptease (und manchmal auch auch etwas weitergehend) hinzulegen. Obwohl die Charaktere durch die Bank gerade durch ihre intimen Geständnisse nicht immer sympathisch wirken, entbehrt das nicht einer gewissen Faszination, auch weil die Dialoge teilweise ausgezeichnet sind (es schadet sicher auch nicht, dass der „Man“ mit der deutschen Stimme von Robert de Niro spricht). Das macht den Streifen trotz seines Verzichts auf vordergründige Action ziemlich spannend, wenngleich die Auflösung etwas unbefriedigend erscheint.

Es ist nicht einfach, einen Film, der nur eine Location hat, visuell interessant zu gestalten. James Bruce („The Girl Gets Moe“ gelingt dies durch eine sehr bewegliche Kamera, die oft wie ein Raubtier um ihre Beute, die Schauspieler, kreist. Zwar kann er die ein oder andere kleinere Länge des Scripts nicht völlig durch Regietricks kaschieren, aber das Script ist gut genug, um das Interesse des Zuschauers schnell wieder auf das Geschehen zu richten(zumindest bei mir). Wäre auch gefährlich, wenn die Regie durch selbstgefällige Spielereien vom Inhalt ablenken würde, denn letztlich ist ein Film, der hauptsächlich auf Dialogarbeit basiert, Schauspielerkino und abhängig von der Fähigkeit seiner Schauspieler, die Psychologie ihrer Figuren zu transportieren. Obwohl der Cast ohne die großen Namen auskommen muss, haben Bruce und Koper zumindest routinierte Profis zur Verfügung. Der „Man“ wird von Raymond J. Barry verkörpert („Dead Man Walking“, „Training Day“). Barry kann die vielschichte Figur des Raubmörders mit ihren Stimmungsschwankungen recht überzeugend vermitteln (wie gesagt, die angemessene Synchro durch den De-Niro-Sprecher hilft). Stripperin Candy alias Jennifer MacDonald (übrigens über zwei Drittel der Filmlaufzeit ausschließlich mit einem G-String bekleidet. Dürften nicht unbedingt die lustigsten Dreharbeiten ihres Lebens gewesen sein; zu sehen war sie ansonsten u.a. in „T-Force“, „Project Shadowchaser IV“, und „Dead Weekend“) hat eine etwas undankbare Aufgabe, gegen ihre eigene Nacktheit anzuspielen (ich denke, Ihr versteht, wie ich das meine), erledigt das aber ziemlich gut. Den opportunistischen Vic gibt Rustam Branaman (gerade gesehen in „Toughguy“) ziemlich verachtenswert und damit überzeugend, seinen Kumpel Danny, dem vom „Man“ ganz übel mitgespielt wird, spielt Taylor Nichols („Jurassic Park III“) ebenfalls angemessen. Die besten darstellerischen Leistungen liefern allerdings David Selby (neun Jahre „Falcon Crest“) als Lumpkin und Paul Williams (Country-Komponist und Gelegenheitsschauspieler z.B. in „Phantom of Paradise“ und allen drei „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ als Little Enos) als vom Schicksal schwer gestrafter Carl ab.

Die DVD von Best ist, ohne dass dies zugegeben würde, leicht gekürzt (schon allein daran festzustellen, dass die auf dem Cover großflächig abgebildete Kopfabtrennung im Film nicht stattfindet).

Bildqualität: Wieder einmal erfreut uns Best mit einem 4:3-Vollbildtransfer, der allerdings etwas schwächer ist als vergleichbare Releases aus dem Screen-Power-Lizenzstamm. Das Bild ist ein wenig verrauscht und sowohl in Detail- und Kantenschärfe verbesserungsfähig. Der Kontrast (allerdings gibt es recht wenige kontrastintensive Szenen) ist okay, die Kompression liegt auf dem üblichen (niedrigen) Best-Niveau. Ein paar Bildstörungen durch Störblitze sind ebenso zu verzeichnen wie einige Defekte auf dem Master selbst.

Tonqualität: Auch hier das übliche Bild – der technisch eher schwachsinnige 5.1er-Dolby-Split, der den Besitzern von Surround-Anlagen die Galle hochkommen lässt. Im Stereo-Modus ist das ganze allerdings genießbar. Ein minimales Hintergrundrauschen ist kaum störend, die Dialogqualität klar, Musik und Geräusche wie immer bei Best etwas auf der dumpfen Seite.

Extras: Die Trailershow mit guten alten Bekannten ist das einzige, was Best an Zusatzmaterial auf die Disc gezaubert hat.

Fazit: „Ans Messer geliefert“ ist ein insgesamt recht merkwürdiger, nicht immer geglückter, aber alles andere als uninteressantes Psychodrama mit Thriller- und schwarzhumorigen Elementen. Nix für Leute, die adrenalinintensive Action brauchen, aber wer ein Faible für psychologische Kammerspiele und tiefere seelische Abgründigkeiten hat, sollte mal einen Blick drauf werfen (und wem das ein wenig zu trocken ist, dem bleiben immer noch die nackten Brüste von Jennifer McDonald, die, wie gesagt, über etwa 70 Minuten der Laufzeit im Bild sind). Die DVD von Best ist technisch etwas schwächer als die meisten anderen Kooperationen mit Screen Power.

3/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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