A Brush with Death

 
  • Original-Titel: A Brush with Death
  •  
  • Regie: Brad Wiebe
  • Land: USA
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Seanna McDonald (Amber), Missy Sturges (Megan), Lily Vu (Samantha), Nikki Cordell (Hilary), Ali Thurlow (Candice), Ted Esquivel (Walter), Max Taylor (Caleb), Nicholls Melancon (Rankin), Charles Hoyes (Ronnie Rue)


Vorwort

Fünf Cheerleader beschließen, auf dem abgelegenen Landsitz des Onkels einer der Schnepfen ein ordentliches Mädels-only-Wochenende zu feiern. Das ist noch in keinem Horrorfilm seit der Erfindung belichtbaren Zelluloids gut gegangen und wird es auch heute nicht. Dabei sind der schmierige Mechanikus Walt und sein milde retardierter Gehülfentschakl Caleb (den Amber aber ziemlich schnucklig findet), der unter eindeutig-zweideutigen Andeutungen dem trocken gelaufenen Jeeps Hilarys einen Kanister Sprit spendiert, noch das kleinere Übel, obwohl Walts entzückendes Hobby darin besteht, attraktives Weibsvolk, das sich in seine Tanke verirrt, umzubringen und mit den Kadavern unzüchtige Fotos zu schießen…

Nein, das eigentliche Problem schildert Rankin, der attraktive Boy vom Nachbargrundstück, den unsere Grazien, als ihnen aufgegangen ist, dass der grundlegende Nachteil an einer Girls-only-Party darin besteht, dass dort per Definition eine erhebliche Mindermenge begattbarer knuspriger Jungs rumläuft, schnell eingeladen haben (und der speziell auf die schnucklige Asiatin Sam ein bis zwei begierliche Holzaugen geworfen hat) in Form der örtlichen düsteren Legende. Die verfallene Villa zwei Steinwürfe weiter war nämlich in den 50ern Schauplatz eines zünftigen Familienmassakers (dessen Grundzüge wir beneidenswerten Zuschauer bereits in Form von schwer künstlerischen s/w-Flashbacks verfolgen konnten) und seitdem… naja, sagen wir, das Gemäuer steht in einem eher unsympathischen Ruf. Klare Sache – unsere Hupfdohlen halten es selbstverständlich für die beste Idee des Universums, eine Nacht in der Mörderbude zu verbringen. Rankin lässt sich wider besseres Wissen breitschlagen, der von Amber eingeladene Caleb lehnt allerdings dankend ab.

Während Candice sich auf Nimmerwiedersehen zum Jogging verabschiedet und Rankin Samantha auf ein kleines vorzeitiges Schäferstündchen entführt, machen sich Hilary und Megan an die Partyvorbereitungen – Amber hat sich freiwillig bereit erklärt, auf Candice zu warten. Die logische Folge – dem derangierte Familienmörder von anno dunnemals, der selbstredend noch schwer aktiv ist, laufen seine Opfer quasi in mundgerechten Happen zu. Schön für ihn – für seine mit Frischblut gemalten Kunstwerke braucht er nämlich dringend noch Material…


Inhalt

Muss ich mal wieder meine eigenen dummen Ideen ausbaden… Beim Herumstöbern auf amazon UK fiel mir neulich die 12er-Box mit dem schönen Titel „Blood Bath“ unter die Pupillen. Ich bin dem Publisher Mill Creek für diverse erschwingliche Sammlungen mehr oder minder klassischen Kintopps ja schwer verbunden, neuerdings machen die Jungs mit ihren 1000-Filme-auf-10-DVDs-Boxen ja aber auch in aktuelleren (und ordentlich lizenzierten) Releases anstatt nur Public-Domain-Kram neu zu verpacken. „Blood Bath“ ist eine Sammlung relativ neuer Independent-Horrorfilme (überwiegend Baujahre 2004-2008, mit einem Ausreißer von 1993) zum bewährten Mill-Creek-Schmalhans-Küchenmeister-Tarif. Nun bin ich bekanntlich ein ziemlich strenger Verfechter der These, dass neuzeitliche Independent-Horrorfilme zu 99,7 % nix taugen, weil ihre Macher, egal welche Nationalität sie im Pass stehen, nach meinem Dafürhalten überwiegend talent- und fantasielose Nasenbären sind, denen es nicht im Traum einfallen würde, ihre begrenzten Ressourcen in die Verwirklichung eines spannenden, originellen und/oder ambitionierten Filmprojekts zu investieren. Ebenso bekanntlich besitze ich kein Rückgrat, von dem ich wüsste und kann dann auch ein paar Euro auszugeben, um meine Vorurteile bestätigt zu finden.

Naja, das ist jetzt auch wieder unfair. Brad und Jordan Wiebe, die großen Geister hinter „A Brush with Death“ gehen zumindest mal nicht den Weg des geringsten Widerstandes und klatschen ihren Film mit dem Go-To-Monster der meisten Independent-Filmer, dem guten alten Zombie, zu und, auch das ist eine kleine Überraschung, nachdem das Set-up ja auf einen eher klassisch angehauchten Teenieslasher hindeutet, halten sich auch weitgehend von diesem Klischee fern. Letzten Endes wird man den Film sicher in der Slasher-Schublade einsortieren können, wenn’s einem ein Bedürfnis ist, aber die Wiebes versuchen (was ihnen mangels der notwendigen Fähigkeiten nicht gelingt, das ist klar) sich weniger an den Freitagen oder Halloweens zu orientieren, sondern an dem räudigeren und bizarreren „Texas Chainsaw Massacre“ (und vielleicht ein kleines bisschen „Haus der 1000 Leichen“).

Dazu muss ich ein wenig in die oben herzlich unbeachtet gebliebene Motivation des Killers einsteigen (generelle SPOILER-Warnung) – unsere offiziellen weiblichen Protagonisten können wir in der Beziehung völlig vergessen, die sin nett anzuschauendes (überaus nett anzuschauendes, btw.) cannon fodder; die interessanten Ideen finden sich nur bei den Böslingen. Da werden wir zunächst mal mit Walt auf die falsche Fährte geführt (ein Flashback verdeutlicht uns seine Veranlagung), doch dann ist der das erste Opfer des eigentlichen Killers – Ronnie Rue. Der war dereinst mit einem manipulativen und opressiven etwas älteren Bruder gesegnet. Dieser Bruder verlangte von Ronnie unbedingte „Liebe“ und die entsprechenden Beweise hierfür (Spielzeug kaputt machen, Haustier töten) – als er von Ronnie verlangte, den Vater zu töten, tiltete uns Ron allerdings aus und wurde zum Familienauslöscher. Nun versucht Ronnie, erwachsen, tatsächlich auf irgendeine Art und Weise Vater geworden (SPOILER: Caleb ist sein Sohn, was gem. Horrorfilmlogik 101 darauf hindeutet, dass hier Inzest im Spiel sein könnte) und versucht nun, neben dem Ausleben seiner künstlerischen Blutbild-Ader auch eine „ideale Familie“ zu (re-)konstruieren (wo dann seine Opfer ins Spiel kommen- und wenn er diese Opfer am Dinnertisch drapiert, wird „A Brush with Death“ für ein paar Momente tatsächlich unangenehm-unheimlich).

Dass es trotzdem in der Gesamtsicht bestenfalls für ein halbenthusiasmisiertes „meh“ reicht, liegt daran, dass die Wiebes ihre Geschichte nicht um ihren potentiell interessanten Schurken konzeptionieren – man hält uns zwar über ein paar Flashbacks über den Background des Killers unterrichtet, aber sein eigentlicher Einfluss auf den „Plot“ äußert sich nur in den letzten ca. 20 Minuten. Bis dahin tut sich leider so richtig handlungstechnisch nichts wirklich relevantes – „Wahrheit oder Pflicht“ mit drei Mädels und Rankin (der, noch’n SPOILER, der aber nicht wirklich jemanden überraschen wird, natürlich mit Bösbursch im Bunde ist), Poolparty und belangloses Dumpfgelabere regieren die erste Stunde, und wenn man nun angesichts eines schlappen halben Dutzend vorzeigbarer Girls im Cast darauf hoffen könnte, dass wenigstens ein oder zwei zur Hebung des Unterhaltungswerts mal probehalber komplett aus den Gewändern fahren könnte, wird man bitter enttäuscht – weniger als ’nen Bikini oder ein Badetuch haben die Mademoisellen nie an. Cocktease schön und gut, aber wenn man sich in einem Billighorrorfilm nicht mal mehr auf ’nen Satz Brüste verlassen kann, ist es eine traurige Welt…

Von der technischen Seite kann man keine Offenbarung erwarten – wenn das Ding ein Budget im deutlich fünfstelligen Dollarbereich hatte, war das sicher viel, also darf man keinen Kubrick erwarten. Wiebe und sein Team bemühen sich sichtlich, den ein oder anderen wirkungsvollen Shot hinzubiegen (klappt eher selten als öfter) und versuchen, den Flashbacks durch Filter und Farbgebung ein wenig Style-von-der-Stange zu verpassen, aber man merkt auch sehr oft, wie begrenzt die Möglichkeiten sind. Geld für echte Spezialeffekte war nicht vorhanden, deswegen muss die Kamera ab und zu ziemliche Klimmzüge anstellen um zu tarnen, dass das, was dargestellt werden soll, schlicht nicht dargestellt werden kann (obskure Winkel), oder es gleich off-screen halten (und vielleicht noch einen kostengünstigen Soundeffekt draufpacken). Wiewohl ich anerkenne, wenn ein Indiehorrorfilm versucht, seinen Appeal nicht nur aus hektoliterweise Kunstblut und ein paar miese Gore-Einlagen, sondern, wie hier, versucht im Umschiffen plakativer FX ein wenig kreativ zu werden, muss ich sagen, dass hier „weniger“ doch mal „weniger“ war – wenigstens ein-zwei wirklich harte FX hätten nicht geschadet. Es muss kein Blutbad sein (wir erinnern uns, „Texas Chainsaw Massacre“ wirft nicht gerade mit Splatter- und Gore-FX um sich, und wirkt doch durch seine Atmosphäre zigfach härter als er tatsächlich ist), aber der Zuschauer hätte nach der recht zähflüssigen ersten Halbzeit eine kleine Belohnung verdient – so ist die „härteste“ Szene kein Effekt, sondern schlicht ein Shot, in dem eine der Darstellerinen eine Kanüle in den Arm geschoben bekommt. Ich weiß, das ist manch einem schon hart genug… FSK 16 wäre für eine deutsche Veröffentlichung sicher drin.

Der Soundtrack von Marc Padgett ist für einen kleinen Indie-Streifen recht gut (auf ein-zwei Hip-Hop-Songs hätte ich verzichten können).

Im Cast, soweit er nennenswerte Rollen umfasst, gibt es genau zwei Leute, die so etwas wie eine echte schauspielerische Karriere haben. Von den Girls gehört keins dazu – aber dafür schlagen sie sich nicht schlecht, ich hab im Indie-Bereich da schon wesentlich grauenvollere thespische Darbietungen gesehen. Wäre ich Indie-Produzent, ich hätte kein Bauchgrimmen, Seanna McDonald, Missy Sturges, Lily Vu oder Nikki Cordell zu engagieren (Ali Thrulow hat zu wenig Screentime, um ernstlich beurteilt zu werden). Easy on the eyes sind sie auch, also in der Hinsicht kein Drama. Ted Esquivel ist ebenfalls ein unbeschriebenes Blatt, aber als Walt angemessen widerlich. Max Taylor („Night of the Living Dead 3D: Re-Animation“, „Finding Hope Now“ und damit schon einer der zwei „actors“ im Cast) gibt den Zurückgebliebenen einigermaßen unpeinlich, Nicholls Melancon ist als Rankin ebenfalls okay für Indie-Verhältnisse. Den fiesen Ronnie Rue gibt mit Charles „Chuck“ Hoyes der einige „Name“ im Ensemble – er ist seit den frühen 80ern fleißiger Fernseh-Akteur und hatte Gastauftritte in „Matlock“, „Der Nachtfalke“, „Die Spezialisten unterwegs“, „Akte X“, „Cold Case“ bis „Criminal Minds“ und scheint gerne Baseballspieler zu mimen (so in „Feld der Träume“ oder „Space Jam“). Er hat wenig Zeit, den erwachsenen Ronnie so durchgeknallt zu spielen, wie man es sich wünschen würde. Ein rares Sonderlob geht an Kinderdarsteller Scott Chedester, der Ronnies sadistischen Bruder Michael beängstigend überzeugend spielt.

Bildqualität: Mill Creek bringt den Film in 2.35:1-Widescreen (anamorph) durchschnittlicher Natur. Angesichts der Low-Budget-Herkunft ist eine gewisse Grobkörnigkeit wohl unvermeidbar, aber zumindest sieht „A Brush with Death“ tatsächlich nach Film aus und nicht nach einem billigen Camcorder-Video, auch wenn die technischen Kompetenzen der Kameraschergen zweifelhaft sind. Kontrast und Schärfe sind mittelprächtig.

Tonqualität: Ausschließlich englischer O-Ton in Dolby 2.0. Da man sich eine Nachsynchronisation gespart hat, wird der Dialogton manchmal schwer verständlich (wenn sich Figuren von der Kamera wegdrehen etc.), aber wesentliche Informationen gehen dabei nicht verloren. Der Musikmix ist schlicht, aber passabel, die Sound-FX eher peinlich (speziell in Verbindung mit den visuals, die sie unterstreichen sollen).

Extras: Nix, aber wer erwartet das bei einer 10-Euro-für-12-Filme-Box.

Fazit: Einserseits möchte ich den Wiebes gratulieren, dass sie für ihr Indiehorrorprojekt eben nicht den offensichtlichen Weg gegangen sind, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchen, etwas viertelwegs Eigenständiges auf die Beine zu stellen, doch sie scheitern andererseits daran, dass sie das Pferd von der falschen Seite aufzäumen. Mit ihrer Killerfigur und ihrem Background hätten sie durchaus Potential für einen verstörenden kleinen Chiller gehabt, aber dadurch, dass sie den uninteressanten Opfern viel zu viel Zeit für ihre letztlich bedeutungslosen Partyspielchen etc. einräumen, beraubt sich „A Brush with Death“ seiner möglichen Wirkung. I’ve seen much, much worse, aber es hätte viel, viel besser sein können.

2/5
(c) 2014 Dr. Acula


mm
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