3 Faces of Terror

 
  • Deutscher Titel: 3 Faces of Terror
  • Original-Titel: I tre volti del terrore
  • Alternative Titel: Die drei Gesichter der Furcht |
  • Regie: Sergio Stivaletti
  • Land: Italien
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    John Phillip Law (Peter Price), Riccardo Serventi Longhi (Marco), Elisabetta Rocchetti (Barbara), Emiliano Reggente (Carlo), Ambre Even (Sandra), Andrea Bruschi (Fabio), Roberta Terregna (Anna), Simone Taddei (Alex), Lamberto Bava, Claudio Simonetti


Vorwort

Ich weiß schon, warum ich nur in Notfällen mit dem Zug verreise. Dort hat man es nämlich zwangsläufig oft und gern mit fremden Menschen zu tun, die man eigentlich gar nicht kennenlernen will und die einen in Gespräche verwickeln. So geht es auch den Bahnreisenden Marco, Carlo und Barbara, zu denen sich ein vierter Reisender in Form von John Phillip Law gesellt – obwohl im Waggon noch ungefähr dreihundertachtundneunzig Plätze frei sind, pflanzt sich Dr. Peter Price unbürokratisch zu den drei (auch nicht weiter miteinander bekannten) Gesellen. Mit dabei hat Dr. Price eine geheimnisvolle goldene Kugel. Dies erweckt Neugier. Price outet sich als Wissenschaftler mit dem Spezialgebiet Hypnose und die Kugel sei ein wichtiger Bestandteil seiner diesbezüglichen Experimente. Natürlich wird Hypnose von dem aufgeklärten Trio für Humbug erster Sorte gehalten, worauf Price den üblichen Vorschlag unterbreitet, es doch einmal selbst auszuprobieren.

Der erste Kandidat ist Marco, der sich sofort in eine Vision verabschiedet. In jener plündert er mit seinem Kumpel eine etruskische (zumindest nehme ich das an, der Film schert sich da nicht weiter um genauere Angaben) Grabkammer, um dort für ihren mysteriösen Auftraggeber (Law again) diverse Reliquien zu mopsen. Angesichts eines besonders schicken Rings am Finger der grabkammerbewohnenden Mumie kann Marco nicht an sich halten und reißt sich das Stück unter den selbstpersönlichen Nagel. Weil Fabio aber ein Erinnerungsfoto geschossen hat und das in des Auftraggebers Fundus wandert, weiß der schnell, dass er nicht den kompletten Grabschatz erhalten kann. Den Ring hätte er nun doch auch gerne zur Vervollständigung der Kollektion (als Sammler befürworte ich dieses Vorgehen). Fabio macht sich also auf zu Marco , dem’s aber, seit er sich den Ring an den Finger geschraubt hat, nicht mehr so ganz gut geht. Bevor Fabio noch näheres erfragen kann, hat ihm Marco schon den Schädel gespaltet. Das ist aber nur der Anfang seiner Verwandlung – unter dem Bann des Rings wird er zu einem vollwertigen Werwolf, der sich auch gleich auf Beutezug macht…

Als nächste probiert Barbara die Kugel aus. Sie, Schauspielerin in einem (von Lamberto Bava dirigierten) Horrorfilm namens „Demons 7“ (Optimisten…) leidet unter den mangelnden Fachkenntnissen des angeheuerten Gore-Experten (this being ironic since Stivaletti is a special-fx-make-up guy…), weswegen der Drehtag vorzeitig abgebrochen wird. So hat Barbara Zeit, ihre Freundin zum angesagten Schönheitschirurgen Dr. Fisher (wieder Law) zu begleiten. Der Skalpellartist bzweifelt zwar die dringliche Notwendigkeit seines Eingreifens, ist Sandra doch ein ausgesprochen steiler Zahn, aber Sandra „hat eine etwas andere Auffassung von Schönheit“, wie sie sich ausdrückt, und möchte gerne mehr aussehen wie Blondie Babsi. Der Frau kann geholfen werden. Als Sandra allerdings die Wartezeit dadurch überbrückt, ein wenig durch die Klinik zu streifen, stößt sie auf eine seltsame „Kühlkammer“, in der Sarkophage mit offensichtlich eingefrorenen Patienten herumstehen. Und dann überhört Sandra noch den Doktor und seine Oberschwester dabei, dass der Schönheitsschnippler ihre Aussage „ich möchte aussehen wie Barbara“ äußerst wortwörtlich interpretiert…

Carlo ist der letzte, der nach der Kugel greift. Er ist mit seinen Freunden Alex und Anna unterwegs auf Camping-Urlaub in der Pampa, und als Übernachtungsspot hat man sich einen malerisch gelegenen See ausgekuckt. Eigentlich ist die Zufahrt und das Herumlungern dort zwar verboten, aber, hey, was kann schon passieren? Auch die Warnung eines geheimnisvollen einäugigen Waldschrats (nochmal Mr. Law) wird in den Wind geschossen. Doch Carlo wird’s ein wenig mulmig – der alte Knacker könnte ja durchaus gewusst haben, wovon er sprach, als er von großen Gefahren salbaderte. Da Anna und Alex sich uneinsichtig zeigen, sattelt Carlo sein Motorhuhn und will von hinnen brausen. Während Anna und Alex sich am Seeufer einer fröhlichen kleinen Rammelei hingeben, glaubt Carlo einen Straßenköter überfahren zu haben – doch der wurde nicht von seinem heißen Reifen, sondern einem Tentakelbiest erlegt. Selbiges macht sich auch über die Liebeswütigen am See her, und weil Anna auf der Flucht ihr eingeschaltetes Handy verliert, kann Carlo mithören und beschließt, Held zu werden.

Nach den Visionen verblüfft Price seine Mitpassagiere mit der Feststellung, dass das Trio Infernale seine Vergangenheit gesehen hat, doch keiner von den Dreien kann sich an entsprechende Vorfälle erinnern. Woran das wohl liegen mag?


Inhalt

Eigentlich passt das ganz gut zusammen – sowohl der Episodenhorror als auch der italienische Genrefilm an und für sich haben ihre besten Zeiten lange, lange, *lange* hinter sich… wobei’s dem Episodenhorror noch etwas besser geht, denn der reckt ja immer wieder mal sein graumeliertes Haupt in unterschiedlichster Ausprägung, von Kram wie der Splatterslapstickfarce „Chillerama“, die vage thematisch verknüpfte britische „Little Deaths“-Kompilation , den teutonischen Beitrag „German Angst“, den aus der mumblecore-Indie-Ecke stammenden „Southbound“, das muntere Regisseursstelldichein „Tales of Halloween“ oder die Ultra-Kurzfilm-Sammlung „ABCs of Death“. Während der Episodenfilm heutzutage also gerne als Sprungbrett von Jungregisseuren genutzt wird, um sich mal auszutoben oder Ideen auszuprobieren, die für einen Langfilm noch nicht reichen, sieht’s in Bella Italia ganz finster aus. Der weitgehende Zusammenbruch der italienischen Kommerzfilmindustrie und der Umstand, dass das italienische Fernsehen, das für ein paar Jahre als Arbeitsbeschaffer für verdiente Italo-Schmodderanten aushalf, kaum mehr Eigenproduktionen stemmt, haben verhindert, dass auf die Fulcis, Lenzis, Bavas, Argentos eine „richtige“ weitere Genre-Regisseurs-Generation nachfolgte. Selbst Leute wie der talentierte Argento-Schüler Michele Soavi, dessen „Dellamorte Dellamore“ in einer gerechten Welt seinen Macher auf den Olymp moderner Regiegötter hätte katapultieren müssen, hat seit 1994 und eben „Dellamorte“ keinen fantastischen Stoff mehr angefasst und dreht heute biedere TV-Krimis für die Italo-Fischkiste. Es ist tragisch.

Man sollte also eigentlich dankbar sein für jeden Versuch vom Stiefel, die Horror- und Phantastik-Kultur, die dort über Jahrzehnte hinweg gepflegt wurde (ob man nun mit ihren Ausprägungen immer glücklich war oder nicht), aber es kommt halt bei den seltenen Exempeln, die sich an dieser großen Tradition orientieren, oft und gern nur unterbelichteter Schwachmatenkram wie „Morituris“ raus. Was also würde uns Sergio Stivaletti, gerade eben Michele Soavis go-to-guy für blutige Make-up-Eskapaden (und auch für Argento bei „Opera“ am Werke) mit seinem zweiten Regiestück nach dem 1997 entstandenen und halbwegs wohlwollend aufgenommenen „Wax Mask“ (immerhin nach Ideen von Argento und Fulci) bringen? Eine Rückkehr zur Form für den Italo-Horrro oder doch wieder nur lächerlichen Firlefanz, der sich bestenfalls mit seinen Effekten zu retten versucht?

Nachdem man sich erst mal davon erholt hat, dass Stivaletti nun wirklich GROSSE Fußstapfen zu füllen gedenkt und seinen Film mehr oder minder als legitimen Nachfolger von Mario Bavas „Die drei Gesichter der Furcht“ (verdientermaßen heiliggesprochen allein für die Wurdalak-Episode mit Boris Karloff) ausgibt, stellt man fest – hm, leider gerät die ganze Chose doch eher… schäbig. Das framing device des Fremden im Zug wird jeden zu Tode langweilen, der nur mal von den Amicus-Episodengruslern gehört hat (und weiß dann natürlich auch die, cough-cough, „Pointe“) – könnte man sich nicht wenigstens *dafür* mal was neues ausdenken? Schon George Stephenson fand das langweilig…

Die drei Geschichten selbst ziehen die Wurst auch nicht vom Teller – nichts davon ist sonderlich originell. Wir haben eine sehr schlichte Werwolf-Geschichte, die nicht mal so tut, als würde sie zum Mythos irgendwelche neuen Gedanken beitragen, eine nicht minder öde Mad-Doctor-Story, die mit ihren mal wohlwollend „satirisch“ genannten Spitzen auf den Schönheitswahn auch nichts anspricht, was nicht schon die gute alte „Twilight Zone“ erschöpfend behandelt hätte (aber zumindest einen halbwegs launigen in-joke zum Italo-Horror und damit Lamberto Bava einen on-screen-Auftritt bringt) und eine Monstergeschichte, die das Wort „Geschichte“ überhaupt nicht verdient, es ist mehr eine Monster-„Szene“. Stivaletti erlaubt sich bei seinen Kurzgeschichten zumindest eine kleine Abweichung zum üblichen modus operandi des Episodenfilms, aber diese „Verbesserung“ – die Geschichten jeweils kurz vor der, hihi, „Auflösung“, auszublenden und die jeweiligen Finales dann geballt am Schluss zu bringen, hilft der ganzen Unternehmung auch nicht weiter, weil wir als schund- und genregestähltes Publikum ja nicht blöd sind, wissen ,was der, höhö, „Twist“ der Geschichten (surprise, you’re dead – das verdient nicht mal ’ne halbseiden hingemurmelte Spoiler-Warnung) ist und werden so lediglich um befriedigende Storybögen gebracht (nicht zuletzt, weil wir ob der mangelnden Memorabilität der Storys längst vergessen haben, worum’s in der ersten Geschichte ging, wenn uns dann endlich die Auflösung präsentiert wird – zumal die jeweiligen „Enthüllungen“ banal sind und, im Falle der mittleren Geschichte, noch nicht mal ins Konzept des Films passen, weil es sich in der eigentlich primär um Sandra geht, wo doch eigentlich Barbara die Protagonistin sein sollte. Der „Gag“, dass es jeweils ein von John Phillip Law gespielter Charakter ist, der den jeweiligen Protagonistne tötet, ist weniger clever, als sich Stivaletti das wohl gedacht hat. Angesichts der generellen Billigkeit, auf die ich gleich noch zu sprechen kommen werde, wirkt das im Endresultat weniger wie gewollte „künstlerische“ Entscheidung, sondern finanzielle Notmaßnahme, weil man sich nicht mehr namhafte Schauspieler leisten konnte…

Wie gerade schon gesagt, ist der Film von äußerst preiswerter Machart – der billige Videolook ist schon erschütternd, gerade wenn man sich vor Augen hält, WEM Stivaletti hier nacheifern will und bei wem er mehr oder weniger „gelernt“ hat. Gurus der Optik, Meister des Visuellen wie Dario Argento, Mario Bava und Michele Soavi. Und Stivaletti schmeißt uns hier einen Film hin, der optisch eher an Andi Schnaas oder Timo Rose gemahnt denn an die großen Visionäre des italienischen Horrorkintopps. Nichts wirkt wirklich „kinematisch“, selbst Shots, denen man zumindest ansieht, dass sie mit gewissem Bemühen um atmosphärische Wirkung konzipiert wurden, sehen einfach nur flach, eindimensional, langweilig aus. Und Stivalettis dramaturgischer Regiestil passt sich der flachen Optik an – konturlos, fade, mit teilweise hanebüchen montierten Schocksequenzen. Wie nicht anders zu erwarten versucht der Maestro über die Spezialeffekte zu retten, was nicht wirklich zu retten ist, und, naja, es ist wohl tatsächlich der Löwenanteil des Budgets in die Make-ups geflossen. Teilweise (wie bei der Schädelspaltung Fabios) hilft Kollege Computer nach. Die Werwolfs-Verwandlung ist immerhin recht hübsch old-schoolig-schleimig gestaltet und die dritte Episode überrascht mit handgemachten stop-motion-Effekten, bei denen Ray Harryhausen zwar sicher kein Tränchen der Rührung verdrücken würde, sich aber zumindest einen Anerkenntnispunkt verdienen (den ich allerdings für den „Effekt“, John Phillip Laws Charakter in dieser Episode ein Monsterauge mit einem schlichten Draufkopier-Trick zu verpassen, wieder wegnehme. So bin ich. Hart und ungerecht).

Mit Ausnahme von John Phillip Law („Gefahr: Diabolik!“, „Barbarella“, „Space Mutiny“), der zwar sicher nicht sein Herzblut an den Streifen verschwendet, aber seine vier Charaktere zumindest unterschiedlich anlegt und mit der Routine eines Veteranen seine Würde hier jedenfalls besser bewahrt als in „Space Mutiny“ oder „Alienator“ (wobei rein vom Unterhaltungswert natürlich ein volle Kanne chargierender Law vorzuziehen gewesen wäre) sind die Darsteller untalentierte Pappnasen, für die der Auftritt in diesem Machwerk ungelogen allgemeiner Karrierehöhepunkt gewesen sein dürfte (Elisabetta Rocchetti, die zumindest so etwas ähnliches wie eine Karriere vorzuweisen hat – undistinguiert, aber zumindest regelmäßig beschäftigt, war „sogar“ mal in einer späten Folge der italienischen „Kommissar Rex“-Version zu sehen). Neben Lamberto Bava gönnt sich auch Ober-Goblin Claudio Simonetti einen Auftritt als Werwolfsmonster am Swimming Pool.

Die zum Ramschpreis verklappte DVD von Great Movies ist von der Bildqualität her so okay, wie’s das schlechte Ursprungsmaterial her gibt. Die deutsche Synchro ist erwartungsgemäß schaurig, mitgeliefert wird auch der italienische O-Ton ohne Untertitel und eine englische Synchronfassung ,die allerdings so leise ist, dass ich meinem Fernseher keine wirklich hör- und verstehbaren Töne entlocken konnte. Desweiteren gibt’s eine „Einführung“ von Dario Argento (ohne Untertitel), ein unkommentiertes Making-of und einen Audiokommentar von Stivaletti (italienisch ohne Untertitel). Lustigerweise meldet sich die DVD im PC-Laufwerk mit der ID „Creepshow 2“. Der wäre immerhin ein wenig besser…

„Ein Film von Dario Argentos Special Effects Meister“ (wie orthographisch und inhaltlich zweifelhaft auf dem Cover prangt) bedeutet hier am Ende nur so viel wie „ein Film von Dario Argentos Schwager seinem Frisör sein Zimmerkumpel“. Man lasse sich nicht von dem halbwegs attraktiven Coverartwork foppen – it’s cheap, ugly crap.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


mm
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