1994 – Nur die Starken überleben

 
  • Deutscher Titel: 1994 - Nur die Starken überleben
  • Original-Titel: Survival Zone
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  • Regie: Percival Rubens
  • Land: Südafrika
  • Jahr: 1983
  • Darsteller:

    Ben Faver (Gary Lockwood)
    Lucy Faver (Camilla Sparv)
    Rachel Faver (Zoli Marki)
    Adam Strong (Morgan Stevens)
    Bigman (Arthur Hall)
    Onkel Luke (Ian Steadman)


Vorwort

Neulich stöberte ich mal wieder im Gebraucht-Verkaufsregal der Videothek meines Vertrauens, wo sich gewohnheitsmässig immer mal wieder ein vielversprechendes Filmchen zu kleinem Preis auftreiben lässt. Auch diesmal wurde ich wieder fündig und erstand für 6,45 EUR zwei Uralt-Tapes mit potentiell trashigem Inhalt (auf die Dauer ist das billiger als ebay ;-)). Und da es bekanntlich dem badmovies-Freund schwer fällt, im Jahre 2002 an einem Streifen mit dem hoffnungslos veralteten Titel 1994 – Nur die Starken überleben vorbeizugehen (und die Videothek ihn für nur 50 Cent mehr verhökerte als die alten Captain Planet-Cartoons ohne Box), durfte das Video prompt mit mir nach Hause gehen – für einen soliden Mad Max-Clone, und nichts anderes suggerieren Cover-Artwork und -Text, ist man ja immer zu haben.

Ausnahmsweise sind aber mal nicht gehirnamputierte Italiener oder Philippinos für unser postapokalyptisches Spektakel verantwortlich, sondern Südafrikaner – was natürlich bedeutete, dass der Streifen seinerzeit, also als er neu war, mein ich, für die allgemeine Vermarktung als US-Produkt getarnt werden musste, schliesslich durfte man das Apartheid-Regime ja nicht unterstützen, gelle… Tja, und die Tatsache, es hier mit einem weiteren vermutlich untragbaren (rein qualitativ, versteht sich) südafrikanischen Zelluloidopus zu tun zu haben, verschafft dem geneigten Reviewer das unerwartete „Vergnügen“ eines Wiedersehens mit Zoli Marki. Zoli Marki? Na, Ihr wisst doch – im unerträglichen Leinwanddebüt des Oberschmalzverbreiters Hau-Ab Karpfenteich, eh, Howard Carpendale, „Niemand weint für immer“, hatte Zoli die Rolle (die ich meinem liebsten Feind nicht wünschen würde) der Love Interest für unser aller Lieblingsschlagerbarden. Instinktiv suchte ich im Cast noch nach James Ryan, doch der war wohl gerade verhindert… Dafür dabei: Gary Lockwood, der immerhin einst unter Regie von Stanley Kubrick Probleme mit einem gewissen psychopathischen Bordcomputer hatte… Das hat doch Möglichkeiten, oder?


Inhalt

Quizfrage: Was ist billiger zu drehen als ein postapokalyptischer Endzeitschinken? Ein postapokalyptischer Endzeitschinken, der nach dem Fall der Neutronenbombe spielt. Why’s that? Na, easy – man kann sich sogar die Kohle sparen, das komplette Team in eine menschenleere Ödnis fernab jeder Zivilisation zu schicken – da Neutronenbomben ja schickerweise Gebäude etc. unangetastet lassen, kann man solche Plotten nu sprichwörtlich überall drehen, und sei’s im heimischen Vorgarten! Gut, unser freundlicher Erzähler (wie wir später erfahren werden, übernimmt die Gary-Lockwood-Rolle diesen Part) setzt uns also schnell zu zwei-drei Stock-Footage-Aufnahmen von Atomexplosionen über die basic exposition ins Bilde. The bomb is dropped, der größte Teil menschlichen Lebens ist ausgerottet (scheint also nicht nur ein Bömbchen gewesen zu sein), aber in den sogenannten „Survival Zones“ (vergeßt diesen Ausdruck ganz schnell wieder, wir kommen nie wieder darauf zurück, was es damit auf sich hat) hat sich da und hie noch Leben gehalten, „gute und böse Menschen“, wie uns der Erzähler freundlicherweise berichtet – besser ist das, sonst würde das vermutlich ein recht langweiliges Filmchen (kann’s natürlich trotzdem noch werden).

Ein Musterbeispiel dieses Lebens ist der blonde gut gebaute Athlet, der, wie wir schon kaum eine Stunde später erfahren werden, auf den Namen Adam (sic) Strong (doppel-sic) hört und gerade seine liebe Mama beerdigt (dem improvisierten „Grabstein“ entnehmen wir, daß sich dies im Jahr 1989 zuträgt), womit er seine komplette Sippschaft überlebt hat und damit guten Gewissens die heimatliche Farm verlassen kann, um in die große weite Welt zu ziehen. Die nächste Einstellung zeigt uns einen schwarzen Motorradhelm, auf den oben drauf ein Puppenkopf gepichelt ist – klarer Fall, wir stellen unsere offizielle Bösmannsfraktion vor, denn wer so schändliche Dinge tut wie Puppenköpfe auf seinen Helm kleben, kann natürlich nur einen an der Waffel haben und demzufolge EEE-VIL sein. Der Biker mit dem Puppenfimmel nennt sich unbescheiden, und programmgemäß in ungefähr zwanzig Zentimeter hohen Lettern auf seiner Lederjacke eingemeißelt, „Bigman“, sieht aus wie eine Sparausgabe von Tom Savini aus Dawn of the Dead oder Knightriders, und duelliert sich aus purem Spaß an der Freud‘ mit einem seiner Compadres (natürlich treten böse Biker in Endzeitfilmen bevorzugt im Rudel auf) auf gute alte Ritter-Art, nur anstelle der Lanzen schwingen die Recken Ketten. Bigman fetzt seinen Kontrahenten vom Sattel, begleitet vom Gejohle der übrigen Biker, setzt, da er offenbar seine Moto-GP-Übertragungen auf Eurosport gesehen hat, ein paar hübsche Donuts auf den Asphalt und gibt dem gefallenen Gegner dann kettentechnisch den Rest – dann fallen die anderen Lederkuttenträger über den bedauernswerten Geplätteten her… Wir schalten um zu einer Pinguinfarm, eh, will meinen, zur „Missionsstation mit Schule und Hospital“, die ein paar Pinguine, eh, Nonnen, irgendwo betreiben.

Immerhin scheinen die Pingus zwei Schützlinge zu haben, den kleinen (und unwahrscheinlich „Sixpack“ getauften) Negerjungen und das End-Teenage-Girl Jane (die so aussieht und so agiert, als hätte man sie gerade nach einem dreimonatigen Turkey engagiert). Die Pingus planen zwecks Besorgungen einen Ausflug in die Stadt (?), aber bevor es dazu kommt, stehen die Biker vor der Tür. Bevor Oberpinguin Mary noch ein Ave Maria loswerden kann, schlagen die Rocker sie schon tot. Bigman spottet Jane, die sich zusammenreimen kann, was der Lederhoncho von ihr will, und sich versteckt, aber nicht gut genug… Gerade will sich Bigman über sie hermachen, als seine Kollegen hinzukommen und auch ihren Teil abhaben wollen. Bigman sieht sich kurzfristig genötigt, seine Aufmerksamkeit prügelnderweise seinen Gefolgsleuten zuteil werden zu lassen, was Jane geistesgegenwärtig nutzt, um sich ein Messer in den Bauch zu rammen und sich so den sexuellen Gelüsten der Mordbrenner permanent zu entziehen. Bigman ist darüber nicht glücklich.

Erneuter Szenenwechsel. Idyllisches Familienleben auf einer Farm – und wir lernen damit unsere eigentlichen Protagonisten, die Familie Faver, kennen. Papa Ben (Gary Lockwood) beschäftigt sich mit seiner Funkanlage und versucht, Kontakt mit irgendwem-da-draußen aufzunehmen und wünscht sich außerdem, daß seine siebzehnjährige Tochter Rachel (Zoli Marki) mal eine große Pianistin wird (??? Man sollte meinen, nach dem „Big Bang“ hätten die Leut‘ andere Sorgen…). Da Rachel nicht mal weiß, was Steaks sind (so was hätte Paps Ben nämlich gern mal wieder zwischen die Kauleisten genommen), kombinieren wir, daß 1989 offenbar ein Weilchen her ist (denn daß innerhalb von sechs Jahren vergißt, was ein Steak ist, glaub ich nun nicht mal einem Veganer) und wir uns, ohne daß uns hierüber ein Insert informiert hätte, im titelgebenden Jahr 1994 befinden. Bleibt aber pure Hypothese. Neben Rachel und Ben gibt’s auf der Farm noch Bens Eheweib Lucy, den vielleicht zehnjährigen Mark und den alten Onkel Luke, der sich hauptsächlich um die beiden Pferde der Favers kümmert. Auch die Favers haben einen kleinen Stadtbummel vor.

In der (oder irgendeiner anderen, mit solcherlei banalen Details behelligt uns der Film nicht) Stadt, offenkundig vollkommen verlassen, lungert unser Freund Adam rum, säuft Flaschbier (? 11 Jahre nach der Katastrophe?? Würd‘ ich persönlich nicht mehr trinken…) und quartiert sich in einer unbewohnten, aber möbelierten Wohnung ein. Sein Schönheitsschlaf wird durch ein eindringendes fliegendes Vieh (auch das ist Theorie, da uns leider ein deutlicher Blick versagt bleibt) gestört, das ganz ersichtlich sogar in der Lage ist, poltergeisttypische Phänomene auszulösen, denn angesichts sich wie von Geisterhand bewegender Stühle und Lampen ergreift Adam die Flucht (? Tschuldigung, ich kapier die Szene einfach nicht). Bigman macht indes seine Mannen zur Schnecke. Ihm ist aufgefallen, daß sich in seiner Truppe, seit sie aus dem Knast raus sind (?), Undiszipliniertheiten breit gemacht haben und als großer Führer kann Bigman das natürlich nicht dulden. Und außerdem weiß er ja, was seine Mannen wollen, nämlich Frauen. Nichtsdestotrotz duldet Bigman keinerlei unkontrolliertes Sabbern & Geifern mehr wie in der Missionsstation und auch keine Kämpfe untereinander. Den Bikern kommt kein Wort des Widerspruchs über die Lippen, was insofern nicht Wunder nimmt, als uns Bigman freundlich darüber unterrichtet, daß seine komplette Untertanenschaft aufgrund eines kleinen Betriebsunfalls mit vergiftetem Wasser („Und ich habe Euch damals vor dem Wasser gewarnt! Habt Ihr auf mich gehört?“) stumm ist (eeeehhhh….).

Die Favers machen sich auf in die Stadt und fahren an der örtlichen Mobil-Tankstelle vor (JA! SURE! ARGH!), wo Ben diverse Kanister füllt, während Mark den nächstbesten Comic-Laden plündert, um seinen Bestand an klassischen Marvels aufzustocken (erks) und Rachel und Lucy eine ausgedehnte Shopping-Tour unternehmen – u.a. sind neue Klamotten für Rachel fällig („Das Kleid ist nicht teuer. Wir nehmen beide!“ – EH? Zahlt man noch mit Geld nach der Bombe??? Andererseits sieht man außer den Favers keinen Menschen in der Stadt, vielleicht ist doch alles Self-Service – dann allerdings stelle ich mir die ernsthafte Frage, wo der Sprit herkommt, d.h. die Frage stelle ich mir auch so, aber dann umso mehr – und die Dialogzeile nur ein subtiles Späßchen?). Rachel ist more or less verzweifelt – sie will einen KERL und die Auswahl ist nicht so wahnsinnig groß, bis jetzt nämlich genau zilch. Adam Strong, unser Hero, entdeckt dieweil die Missionsstation und die dort von den Bikern angerichtete schöne Bescherung. Die Station ist verwüstet und neben der Leiche von Jane findet Adam nur noch ein paar dekorativ drapierte Knochen an frischen Feuerstellen (hint-hint). Während die Biker im Formationsflug gottweißwohin düsen, bastelt Papa Ben einen Drachen für Mark, unverschämterweise aber mit Seide, die Rachel gehört, was minor family trouble auslöst und Rachel ihren Papa einen „Chauvi“ schimpfen läßt. Damit wir wissen, daß wir darauf später zurückkommen können, spricht Luke Ben auf seinen Plan an, mithilfe eines Dynamit-Vorrats einen Entwässerungsgraben zu sprenegn. Furthermore nothing happens for a while, Lucy überrascht ihren Göttergatten mit Babywunsch und entweder ist Ben nicht abgeneigt oder ein ziemlich fieses Arschloch, als er darauf antwortet: „Gern, wenn es jemals wieder eine menschliche Gesellschaft geben sollte“ (ganz abgesehen davon, daß das Leben bei den Favers nun nicht wirklich nach entbehrungsreichem Überlebenskampf aussieht). Rachel unternimmt einen kleinen Ausritt und gerät dabei dummerweise vor die Linse von Bigmans Fernglas.

Die Biker blasen zur sofortigen Verfolgung des Girls (wobei man ihnen ins Stammbuch schreiben sollte, daß sie für Querfeldein-Jagden sich besser Enduromaschinen bedienen sollten als reinrassigen Straßenrennern – so wie die Mühlen über den Acker hoppeln, entkommt ihnen eine neunzigjährige Oma mit Gehhilfe ohne gesteigerte Anstrengung). Rachel rettet sich nach Hause, wo Ben sofort seinen Pick-up sattelt und den Rockern entgegenstrebt – die haben sich als Ersatzopfer den alten Luke ausgesucht. Ben fährt einen der Biker ohne viel Federlesens über’n Haufen, ein paar andere Biker sind gerade dabei, dem alten Luke tüchtig den Hintern zu versohlen. Luke rettet sich in den Pick-up und hochgradig intelligenterweise führt Ben die verfolgenden Biker direkt zum Farmhaus. Dort haben Rachel und Lucy aber schon die Gewehre ausgepackt und schießen zwei der fiesen Angreifer von ihren Böcken, worauf sich der Rest erst mal zurückzieht, aber: „Die kommen wieder“, ist sich Ben sicher. Und wo er Recht hat, hat er recht. In Respektsabstand bauen sich die Biker auf und warten auf bessere Zeiten. „Das sind keine Menschen mehr,“ stellt Luke fest, was Ben nicht daran hindert, mit den Belagerern verhandeln zu wollen. Luke weist darauf hin, daß die Gegenseite aufgrund der Tatsache, daß die Favers bereits einige der Biker gen Walhalla geschickt haben, vermutlich nicht wirklich hochgradig verhandlungsbereit sind, was sogar Ben aufgeht. Dann also Flucht.

Bei Nacht & Nebel will man sich in eine nahegelegene Höhle schleichen. Luke ist allerdings Gutmensch genug, um sich um die armen Gäule zu sorgen, die nix zu saufen haben. Trotz des Risikos willigt Ben ein, einen kurzen Ausbruch zu wagen, um die Klepper zu versorgen. Prompt läuft Luke in einen Hinterhalt und fängt sich einen Messerstich ein. Ben kann den Angreifer verscheuchen und den alten Kerl ins Haus schleifen, doch Luke kann nur noch ein „Tut mir leid. Ich hab mir nur um die Pferde Sorgen gemacht“ von sich geben und dann den Löffel reichen. Ben macht sich Vorwürfe. Bei Einbruch der Nacht soll nun die Flucht stattfinden und Ben hat einen geradezu fantastischen Plan entwickelt, um die fiesen Biker zu überlisten. Der besteht schlicht und ergreifen darin, daß er das Radio einschaltet (!!!) und hofft, die billige Rockmusik, die aus den Boxen dröhnt, würde die Biker in den Irrglauben führen, die Family wäre noch zuhause (und Party feiern, oder was?). Gut, der Plan ist blöd genug, um zu funktionieren – die Favers schleichen sich mit ihrer Überlebensausrüstung aus dem Haus und die Bösmänner besetzen prompt das Domizil. In der Nähe der Höhle stürzt sich Ben auf einen vermeintlichen Verfolger – doch es ist unser großer Held, Adam Strong. Nachdem man sich beinahe versehentlich die Lebenslichter ausgeblasen hat, werden die Mißverständnisse schnell aufgeklärt. Adam erklärt, die bösen Rocker schon „seit den 80er Jahren zu verfolgen“ (was seine Effektivität als Verfolger eher fraglich erscheinen läßt) und zuletzt 500 Meilen entfernt die Spuren ihrer Vernichtungsarbeit begutachtet zu haben, nämlich in der Missionsstation. Und er rückt mit dem schrecklichen, finsteren, dunklen Geheimnis der Biker raus – sie sind KANNIBALEN!! SCHRECK!!! Ben faßt jedenfalls Vertrauen zu dem Fremdling und stellt ihn seiner Familie vor – zwischen Adam und Rachel entsteht natürlich sofort Liebe auf den allerersten Blick (angesichts der nicht unbedingt zahlreichen Konkurrenz nicht gar so verwunderlich wie Zolis späterer Crush auf Howard Carpendale): „Magst Du Pferde?“ fragt Rachel. Natürlich mag er.

Während die bad guys das Farmhaus zünftig trashen, schwört Bigman, daß er den „Bauern“ und eigentlichen Farmbesitzer Ben, der früher oder später zurückkehren werde, lebend fassen werde. Tja, und Ben tut ihm ziemlich umgehend den Gefallen. Nachdem er noch Adam mitteilt, daß er nicht wünsche, daß Adam für die Favers sein kostbares Leben riskiere, gesteht er Lucy, daß er vor hat, alleine das Anwesen zurückzuerobern. Adam bietet seine Unterstützung an, aber Ben haut ihn kurzentschlossen k.o. Dann turnt er durch die Nacht, holt sich Dynamit aus seinem Vorrat (ich wußte, wir kommen darauf zurück) und bastelt im Farmhaus, in das er ohne Mühe eindringt, eine Wile-E.-Coyote-mäßige Bombenfallenkonstruktion. Dann geht er in Deckung und wartet, bis einer der Biker blöde genug ist, sich für die plötzlich am Fenster hängende Plastiktüte zu interessieren und schießt das dort gebunkerte Dynamit zur Explosion. Abgang 1 Biker.

Die Rocker satteln ihre Motorräder und schwärmen aus, Ben entert sein trautes Heim, gönnt sich erst mal eine Tasse Wasser und wird von Bigman, der sich heimtückischerweise versteckt hatte, überwältigt. Der Oberrocker hat erst mal eine dringende Frage: „Wo sind die Weiber?“ Selbstredend kann auch angedrohte körperliche Gewalt die Zunge des tapferen Farmers nicht lockern, so daß Bigman sich gezwungen sieht, seine Jungs zurückzurufen, damit die andere Seiten aufziehen. Tja, und als sich die Bikergang gerade daran macht, einige chirurgische Eingriffe am lebenden Objekt Ben vorzunehmen – ta-taaaa – steht plötzlich Adam auf der Matte und schießt mit der Schrotflinte um sich. Auch Lucy hilft beim fröhlichen Bikermetzeln und Rachel betätigt sich pyromanisch mit dem Anzünden der Bikes. Wie üblich in solchen Filmen hält Bigman wenig davon, mit seinen Henchmen gemeinsam unterzugehen, sondern flüchtet mit Papa Bens Pick-up, nicht ohne schnell noch Rachel einzupacken. Der tollkühne Held Adam wuchtet sich auf die Ladefläche des Trucks und versucht, ins Führerhaus einzudringen, wo Rachel bereits mit gespreizten Krallen den armen Bigman bearbeitet. Bigman entscheidet schnell, daß man auch gut ohne weibliche Begleitung auskommt und schmeißt Rachel aus dem Truck. Nach kurzem Handgemenge geht auch Adam fliegen. Bösartigerweise versucht Bigman, den armen Adam zu überfahren, aber GERADE SO EBEN kann sich Adam aus dem Weg rollen (SUSPENSE!!) Eine glückliche Fügung des Drehbuchs, eh, Schicksals hat die wilde Jagd zu dem Verschlag geführt, in dem Ben seine Utensilien für den Entwässerungsgraben verstaut hält (Ihr erinnert Euch? Dynamit?). Adam greift sich einen Hammer und lockt den bösen Bigman. Bigman fällt auf den Trick rein, nimmt mitsamt Truck Anlauf und beabsichtigt Adam nun endgültig zu plätten, doch der springt erneut im LETZTEN AUGENBLICK beiseite, so daß Bigman volle Kanne in die hinter Adam stehende Dynamitkiste rauscht. BUUMMM!

Doch – hahaa – so einfach läßt sich ein B-Movie-Schurke natürlich nicht beerdigen. Bigman ist mehr oder minder unverletzt, doch dafür um so angepißter. Nun zückt er sein Messerchen und möchte Adam gern tranchieren. Selbiger wappnet sich mit einem Spaten (ich ahne, wohin das führt). Man kämpft ein wenig herum, bis Adam mit schwungvollem Spatenhieb Bigmans Rübe vom Rest seiner Anatomie trennt (was gemessen am vermutlichen Budget des Films und Könnens der Tricktechniker passabel gelöst wird). Jubel! Rachel kann ihren angeschlagenen, doch siegreichen Helden erfolgreich abschleppen. THE END.

Falls es noch eines Beweis bedurft hätte, dass Hahn/Jensen, die Autoren der „Standardwerke“ Lexikon des Horror-Films bzw. Lexikon des Science-Fiction-Films einen guten (bzw. einen unterhaltsam schlechten) Film nicht erkennen würden, wenn er sie in die Nase beisst, sei kurz auf den Eintrag des Streifens im SF-Lexikon verwiesen: zwar stellen die Autoren dort durchaus (und berechtigterweise) diverse Schwächen des Streifens und sein dreistes Kopieren erfolgreicher Genre-Motive an den Pranger, um sich aber schlussendlich zur Behauptung zu versteigen, „von allen Mad-Max-Plagiaten ist dies zugegebenermassen das spannendste.“ Uff. Ich hab mich bei nicht nur einem Eintrag aus den beiden Büchern gefragt, ob die beiden Schreiberlinge überhaupt nur mal etwas von dem besprochenen Film gehört haben, aber dieses Statement disqualifiziert die Herren Hahn und Jensen nun wirklich für alle Zeit vom kritischen Rezensieren von Genre-Filmen. Denn eines ist Survival Zone nun mit Sicherheit nicht: spannend.

Im Gegenteil – von allen Mad Max-Derivaten, die seit Anfang der 80er Jahre über Leinwände und TV-Bildschirme flimmern, dürfte dieses Werk als eines der, wenn nicht als das vorhersehbarste und ereignisloseste überhaupt einzustufen sein (ich bitte allerdings zu bedenken, dass mir nur die wie üblich heftigst beschnippelte – wenn man Internet-Quellen glauben darf, läuft der Streifen uncut 90 Minuten – und dennoch ebenso wie üblich indizierte deutsche Videofassung aus dem Hause „Allvideö vor). Was – wie Ihr sicher geahnt habt – nicht heisst, dass der Streifen einen gewissen Unterhaltungswert bietet, aber der ist mit Sicherheit nicht in der spannungsvollen, dynamisch-straff-temporeichen Inszenierung zu begründen, denn über sowas verfügt der Film nun aber so verdammt absolut nicht… da passiert schon mal über fünf-sechs Minuten gar nichts, was irgendeine Relevanz für den, hüstel, Plot haben würde, da werden Handlungsstränge zusammenhanglos aneinandergefügt (und manche Szene hat schlicht und ergreifend nicht den geringsten Sinn, wie die geschilderte Adam-und-die-Poltergeister-Szene), zeitliche Abläufe passen selten bis nie zusammen und Plotholes und schlichte logische Fehler sind Legion.

Die wenigen Action-Szenen (so in der DF enthalten) sind ebenso undynamisch und betulich spannungslos inszeniert wie der Rest des Films und wär da nicht die krude Enthauptungsszene im Finale, hätte der Film rein objektiv betrachtet für den Genrefreund überhaupt keine „redeemin´ values“.

Das Amüsemang muss daher, wie kaum anders zu erwarten, mehr aus der unfreiwilligen Ecke kommen. Und da spielen dann auch wieder die Schwachmatigkeiten des Scripts eine Rolle – würde man ein Drinking Game spielen, dass bei jeder dusseligen Schlampigkeit des Scripts einen Schnaps verlangen würde, bräuchte man schon eine ziemlich alkoholresistente Leber, um den Nachspann des Films bei Bewusstsein zu erleben. Andererseits liesse sich im Suff vermutlich die grauenhafte musikalische Untermalung des Streifens besser ertragen.

Wo wir grade noch beim Drehbuch waren – eigentlich ist es schon eine ziemliche Frechheit, das ganze Spektakel als „postapokalyptisch“ zu verkaufen. Der Film würde ohne den Brimborium um die Neutronenbombe mit einer schlichten handelsüblichen Sträflingsbande, die irgendwo ein abgelegenes Farmhaus belagert, genauso funktionieren (ein klassisches John-Carpenter-Szenario, eigentlich). Aber dann könnte man natürlich nicht den dicken fetten Zaster machen, den man mit einem Mad Max-Klon ja zwangsläufig machen muss, newa?

Es ist ja prinzipiell nichts gegen ein geringes Budget einzuwenden – nicht zuletzt Mad Max selbst ist ja ein Paradebeispiel für einen spottbillig gedrehten B-Film, aber was an Survival Zone tatsächlich Geld gekostet haben könnte, kann man sich an seinen Fingern abzählen – ausser den Bikes der Rockerbande und zwei wenig aufregenden pyrotechnischen Spielereien nämlich sprichwörtlich nichts. Der Film kommt praktisch komplett ohne Sets aus (da ich stark davon ausgehe, dass die Innenaufnahmen der Faver-Farm vermutlich bei irgendeinem Familienangehörigen der Produzenten zuhause erledigt wurden, und ähnliches dürfte für die Missionsstation gelten), aufwendigstes Requisit dürfte Bigmans lächerlicher Puppenkopf-Motorradhelm gewesen sein.

Naja, vielleicht ging das Multi-Millionen-Rand-Budget auch für das Anheuern von Gary Lockwood drauf… okay, wohl eher nicht… aber es tut schon weh, wenn man sieht, wie einer der Stars aus Kubricks legendärem 2001 – A Space Odyssey (oder der nicht minder legendären Star Trek-Pilotepisode „Where No Man Has Gone Before“ [JA, Trekkies, ich weiss, das ist nicht die „wahre“ Pilotfolge… aber es war die, die als erste lief, so shut up]) tief tief tief gesunken ist (Kollege Keir Dullea ging´s allerdings auch nicht wesentlich besser). Immerhin spielt sich Lockwood mit stoischem Ernst durch den ganzen Schlamassel, den er sich da eingebrockt hat – wobei man sich dann aber doch wieder ein bissel overacting a la Oliver Reed gewünscht hätte – so wirkt Lockwood zwar ernst, aber hölzern und emotionslos (fast wie Steven Seagal).

Zoli Marki zieht sich hier besser aus der Affäre als in Niemand weint für immer, was zugegeben keine grosse Kunst ist – und ich weiss nicht, was es für einen Film bedeutet, wenn man feststellt, dass Zoli die beste schauspielerische Leistung abliefert. Vielleicht liegt´s auch nur daran, dass sie relativ wenig zu tun und demzufolge keine grossen dramatischen Herausforderungen zu bewältigen hat.

Morgan Stevens, der tapfere „Adam Strong“, sieht ungefähr aus wie das, was man bekommt, wenn man sich Marc Singer (Beastmaster) nicht leisten kann – ein Action-Held fürs Armenhaus-Department der Filmemacherei. Ungefähr so spielt der Jung auch…

Arthur Hall versucht, einen bösartigen Schurken darzustellen, scheitert aber relativ schmählich. Abgesehen vom Fehlen jeglichen Charismas oder Screenpräsenz liegt das auch daran, dass das Drehbuch sich nicht wirklich um irgendeine Motivation für die Fieslingsfraktion schert. Abgesehen von ihrer „Bösartigkeit“ scheinen die kannibalischen Biker keinerlei sonstigen bemerkenswerten Charakterzüge zu haben, geschweige denn irgendeine Agenda (selbst das mit den „Weibern“ wirkt irgendwie nach Verlegenheitslösung, um den Burschen überhaupt was andichten zu können).

Über den Rest des Ensembles lohnt es sich nicht, viele Worte zu verlieren.

Survival Zone zählt also, objektiv betrachtet, nicht zu den „spannendsten“, sondern eher zu den überflüssigsten aller postapokalpytischen Endzeitactionreissern (selbst das eigentlich eher unverdauliche Patrick-Swayze-Vehikel Steel Dawn wirkt sich nach Genuss von Survival Zone wie ein echter Genre-Klassiker aus), aber bestimmt zu den trashigsten. Das ist „Postapoalypse Light“ – wie anders soll man es nennen, wenn der „Horror der verwüsteten Erde nach dem Atomschlag“ ungefähr so bedrohlich wirkt wie ein autofreier Sonntag und der „knallharte alltägliche Überlebenskampf“ verdächtig nach Familienpicknick aussieht – wer der Ansicht ist, der typsiche Italo-Schundklopper a la The Executor wäre irgendwie zu aktionsreich, spannend und/oder aufwendig, kann bei der filmischen Trantüte Survival Zone auf seine Kosten kommen. Man muss aber schon Trashfan sein…

Wohl relativ uncut ist der Streifen als britisches Video aufzutreiben und dort bei den einschlägigen Versendern zu ordern. Denke aber, da kann man sein Geld sinnvoller investieren…

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 4


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