100 Million BC

 
  • Deutscher Titel: 100 Million BC
  • Original-Titel: 100 Million BC
  • Alternative Titel: 100,000,000 B.C. | Prehistoric |
  • Regie: Griff Furst
  • Land: USA
  • Jahr: 2008
  • Darsteller:

    Michael Gross (Dr. Frank Reno), Christopher Atkins (Eric Reno), Greg Evigan (LCDR Ellis Dorn), Stephen Blackehart (Lt. Robert Peet), Geoff Meed (CPO Lopes), Wendy Carter (Betty), Marie Westbrook (Ruth), Dean Kreyling (Chief Bud Stark), Phil Burke (Stubbs), Nick McCallum (Burke), Aaron Stigger (Manriquez), Dustin Harnish (Young Frank Reno)


Vorwort

Ein spektakulärer Auftrag für das härteste und beste Search-and-Rescue-Team der US Navy um Lt. Peet: unter der Leitung von Dr. Frank Reno sollen sie schlappe 66-68 Millionen Jahre in die Vergangenheit reisen, um ein 1949 losgeschicktes Expeditionsteam, dem auch Renos Bruder Eric angehört, zu bergen – Dr. Reno, Beteiligter am berüchtigten Philadelphia-Experiment, hatte die dortigen Erkenntisse zur Konstruktion einer Zeitmaschine (die ein künstliches Wurmloch erzeugt) genutzt, nur leider kamen die tapferen Reisenden nie zurück, sie müssen aber überlebt haben, da man jetzt in Argentinien Felszeichnungen gefunden hat, die eindeutig auf die vermisste Truppe hindeuten.

Frohgemut wird die Reise angetreten – und so mancher stramme Soldat umgehend zum Futter der zahlreich herumstreunenden Velociraptoren, Pterodactylen oder gar des bösen „Big Red“ (den ich der Einfachheit halber mal als T-Rex bezeichne, obwohl Reno einen sicherlich zutreffenden anderweitigen Speziesnamen, den ich mir aber mit Sicherheit nicht gemerkt habe, auf Lager hat). Trotzdem ist die Operation ein Erfolg, werden doch die letzten vier Überlebenden der Ursprungs-Expedition (für die sechs Jahre vergangen sind – der Doktor konnte den exakten Zeitpunkt nicht berechnen) aufgegabelt. Das Angebot, ins Jahr 2008 zurückzureisen, wird – auch wenn diese neue Welt kaum weniger exotisch ist als jene, in der sie die lezten Jahre verbracht haben – dankbar angenommen. Allerdings hat die Sache einen Haken – einer muss zurückbleiben und das Zeitportal schließen, da es sich ansonsten zu einem schwarzen Loch weiterentwickeln und über kurz oder lang die Erde verschlucken würde (mir deucht da ein kleines Paradoxon zu lauern). Dr. Reno hat diesen Posten als „Wiedergutmachung“ für sich persönlich vorgesehen und lässt sich auch nicht davon abbringen…

Kaum haben Eric Reno, seine drei Gefährten und die beiden letzten Mohikaner des Rettungstrupps das 21. Jahrhundert erreicht, folgt ihnen auf dem Fuße… „Big Red“, der Dr. Reno attackiert hat, bevor der das Portal schließen konnte. Nun strolcht ein 20 m langer, mies gelaunter fleischfressender Dinosaurer durch das abendliche Los Angeles. Eric Reno und die Seinen erkennen es als ihre heilige Pflicht, die marodierende Echse zu stoppen, aber sie benötigen dafür unerwartete Hilfe aus der Vergangenheit…


Inhalt

Asylum mal wieder. Damit wäre in einer gerechteren Welt alles gesagt, jeder wüsste, was Sache ist und könnte mit seinem Leben weiter machen. Die Welt ist dummerweise nicht gerecht, d.h. ich weiß, dass meine lieben Leser trotz aller Widrigkeiten ein paar mehr oder weniger weise Worte auch zum drölfazwölfzigsten Asylum-Mockbuster erwarten. Nu, da will ich mal nicht so sein.

„100 Million BC“ ist natürlich der offizielle Mockbuster zu Emmerichs „10.000 BC“ – nur, dass den Asylum-Jungs läppische zehntausend Jahre vor unserer Zeit eindeutig zu banal sind (allerdings übertreibt der Titel trotzdem um schlappe 30 Millionen Jahre, aber wer wird kleinlich sein). Außerdem wissen wir ja alle, was dem Emmerich-Klopper (den ich nicht so übel fand wie’s offenbar die meisten tun, aber auch nicht sonderlich toll) fehlte – Dinos! Ich meine, wozu dreht man einen Steinzeit-Höhlenmenschen-Film, wenn man keine Dinosaurier einbaut (kuckt mich nicht so an – ob so was historisch Sinn machen würde, interessiert Emmerich mit seinem Ägypten-Pyramiden-Fimmel sicherlich keinen Meter Feldweg weit. Apropos Emmerich und Ägypten-Fimmel… unsere findigen Asylum-Set-Designer bauten hier eine Zeitmaschine, die fast gar nicht nach einem „Stargate“ aussieht)…

Nun, die Irrenhausbewohner erkannten jedenfalls den fatalen Flaw des Vorbilds. Wen interessieren Mammuts und Säbelzahntiger (außerhalb des „Ice Age“-Franchise), wenn er Saurier haben kann? Mit diesem Kniff war das kollektive Brainstorming der Asylum-Kreativbrigade augenscheinlich weitgehend erschöpft, das Erdenken einer Story wurde wie üblich bei diesem Verein als überflüssiger Tinnef eingeschätzt. Ein bissl durch die diversen „Jurassic Park“-Teile wildern, vielleicht noch die eine oder andere klassische Fantasy-Abenteuergeschichte plündern und, in einem der zwei beinahe schon intelligenten Kniffe der Geschichte, eine Querverbindung zum verschwörungstheoretikerfreundlichen Philadelphia-Experiment gezogen (wer’s tatsächlich nicht weiß, möge wahlweise bei Charles Berlitz, in der Wikipedia oder im nicht schlechten John-Carpenter-produzierten 80er-Jahre-Film gleichen Namens nachblättern). Ansonsten tut sich nichts in Punkto „Handlung“ im Wortsinne; die Figuren – sie „Charaktere“ schimpfen zu wollen, wäre viel zu viel der Ehre – stapfen durch den Kreidezeit-Urwald (nicht sonderlich überzeugend gemimt von vergleichsweise aufgeräumten Dschungel in Belize, wo Asylum gerne seine exotischen Szenen dreht), haben diverse fatale Begegnungen mit der urzeitlichen Tier- und Pflanzenwelt, finden die Überlebenden, presto. Man könnte es quasi schon als ein „Gimmick“ des Films bezeichnen, dass er sein eigenes Sequel von Haus aus mitbringt, den zweiten Part in der relativen Gegenwart, der dann aber nicht viel mehr ist als ein vergleichsweise sinnfreies Garagen-Sampling von „Jurassic Park II“/“Godzilla (US)“.

Ich verleihe eine kleine Anerkenntnisplakette für den von kaum einem in-die-Urzeit-zurückreisen-Film gemachten Punkt, dass anno x-Mio-vor-Tobak die Atmosphäre eine andere Zusammensetzung aufwies und der sechsjährige Aufenthalt in der Urzeit sich für die Jungs und Mädels anno 2008 faktisch als langjähriges Höhentraining auswirkt (aufgrund des früher geringeren Sauerstoffanteils in der Atmosphäre erweist sich die „aktuelle“ Luft für sie als leistungsfördernd, d.h. sie können ausdauernd rennen, springen etc.). Wie nicht anders zu erwarten muss ich diese Plakette aber umgehend wieder kassieren – der „Twist“ des Finales ist ein so konfus erzählter Schmonz, der weder im deutschen noch im englischen Dialog klar erklärt wird… ich musste in der IMDb nachschlagen und mir dort die Interpretation eines „Fans“ zu Gemüte führen, um ansatzweise nachzuvollziehen, was die Autoren von mir wollen (für SPOILER-Freunde kommt jetzt der IMPERIAL DELUXE… Der „Big Red“ konnte Frank Reno nur schwer verletzen. Reno konnte sich ins Zeitportal schleppen, landete aber unerklärlicherweise im Jahr 1950 und bei seinem „früheren“ Ich. Nachdem er dem die Situation erklärt hat, reicht er den Abschied ein, Reno jr. beamt sich und ein paar Koreakriegssoldaten mitsamt einem Truck nach 2008, rettet den Tag und kehrt mit zwei Mitgliedern der 49er-Expedition – allerdings ohne seine Soldatenkumpels – nach 1950 zurück, was, wenn die Geschichten um Zeitparadoxa halbwegs stimmen, so ziemlich den kompletten Kausaltod des Universums auslösen sollte. Heilige Hirnverschlingung!. ENDE IMPERIAL DELUXE SPOILER). Ich glaube, das qualifiziert die interne „Logik“ des FIlms als drittschlechteste Time-Travel-Logik nach [[Time Shift]] und dem Heisei-Godzilla-vs-Ghidrah, dessen deutscher Titel mir momentan nicht einfällt (halt, „Duell der Megasaurier“ war das, glaub ich).

Regisseur Griff Furst, der für Asylum schon „I Am Omega“ und „Universal Soldiers“ heruntergekloppt hat (und zumindest „Omega“ gilt ja als einer der besten Asylums), tarnt sich sicherheitshalber mit dem Pseudonym Louie Myman und tut ganz gut daran. Okay, seien wir fair – mit dem platten Storygerüst hätte auch Spielberg nicht viel anfangen können und das grundlegende Handwerkszeug bringt Furst mit – die Kameraführung ist nicht spektakulär, aber für B-Movie-Verhältnisse noch im Rahmen des Vertretbaren, er hat die Schauspieler einigermaßen im Griff und man kann ihm mit Sicherheit nicht vorwerfen, dass er trödelt – „100 Million BC“ ist einer der most fast-paced Asylum-Filme, die sich mir bislang vorgestellt haben – es gibt wenig Leerlauf, (theoretisch) einiges an Action und eine ganze Fülle von Effektshots. Fursts Problem: die FX sind, frankly spoken, extrem scheiße. Ausnahmslos sämtliche CGI (und, don’t underestimate this, es gibt hier ‚NE MENGE CGI-Shots) sind schäbig – schlechte Animation, schlechtes Compositing, nicht gerade umwerfendes Creature-Design… zudem werden, speziell im zweiten Part, FX-Shots gerne mal wiederverwendet. Die chronische Geldarmut des Streifens sorgt dann auch dafür, dass selbst „harmlose“ Shots wie Helikopter über der nächtlichen Skyline von L.A. per CGI gelöst werden müssen (und die dazu „passenden“ Innenaufnahmen sehr nach Ed Wood aussehen). Zudem untergräbt die stock footage „L.A. bei Nacht“, in der sich naturgemäß nichts anderes tut als dass sich endlose Wagenkolonnen über die Freeways quälen, die „Illusion“, ein 20-Meter-Dino laufe gerade in der Stadt Amok… Etwas besser als die CGI sind die praktischen Puppen-Effekte – auch noch nicht unbedingt Corman-[[Carnosaurus]]-Klasse, aber doch deutlich über dem Niveau der Digitaltricks.

Nicht täuschen lassen sollte man sich wieder mal davon, dass „100 Million BC“ in seiner Standalone-DVD-Ausgabe in der „Ab-18“-Abteilung des Dealers Eures geringsten Mißtrauens steht – der Film wurde von der FSK ungeschnitten ab 12 freigegeben (was auch absolut berechtigt ist, denn obwohl einige Peoples vom bösen Dino gefressen werden, bleibt der Spaß völlig unblutig; die einzige theoretisch härtere Szene ist so unübersichtlich geschnitten – wohl auch, um die völlig unzureichenden Creature FX der Sequenz zu tarnen -, dass man eh nur raten kann, was passiert). Die BluRay-Fassung (hier teilt sich der Film einen Datenträger mit „2012: Doomsday“) firmiert mit FSK-16-Fregabe. Ziemlicher Etikettenschwindel mal wieder (speziell, weil „Great Movies“ die 18er-DVD-Version mit einem „special uncut edition“-Claim bewirbt).

Ganz passabel ist der Score des ehemaligen Scorpions-Bassers Ralph Rieckermann, allerdings ist der – ähnlich wie bei [[King of the Lost World]] streckenweise recht penetrant und wird fast über die komplette 85-Minuten-Laufzeit gelegt. Interessanterweise gibt’s im Abspann mal einen echten Song (allerdings ohne credits), was mir bei Asylum bislang noch nicht untergekommen war.

Auf der Darstellerseite überschlägt sich Asylum hier förmlich: gleich drei Nasen, deren Namen einem bekannt vorkommen könnten, werden geboten. Greg Evigan („TekWar“) spielt den militärischen Leiter der ganzen Operation – er muss eigentlich nur im „Hubschrauber“ sitzen und diverse Allgemeinplätze von sich geben, erledigt das aber halbwegs routiniert. Christopher Atkins („Die blaue Lagune“, „Shakma“, „Shadowchaser III“) hat zwar wie die meisten seiner Kollegen quasi nix an „character“ mitbekommen, anhand dessen er seine Performance anlegen könnte, aber er bleibt trotzdem (und auch trotz der Tatsache, dass er wie praktisch alle Figuren völlig überflüssig ist, da er in die eigentliche Lösung des Problems nicht hineinspielt) überraschend sympathisch und halbwegs natürlich – im Rahmen eines Asylum-Films schon bemerkenswert. Michael Gross („Tremors 1-4“ plus TV-Serie) ist mittlerweile im Reiche der Altersvorstellungen angekommen – sein Dr. Reno ist keine Glanzleistung, aber noch halbwegs tolerabel. Schlimm wird’s, wie erwartet, wenn wir von den „name actors“ zu den Asylum-Stammleuten kommen. Stephen Blackehart („Death Racers“, „666: The Beast“, „The Land That Time Forgot“, „Mega Shark vs. Giant Octopus“) ist wieder mal ein Paradebeispiel für einen hölzernen Türpfosten, Wendy Carter („Maximum Velocity“) und Mary Westbrook („Titanic 2“, „Hillside Cannibals“, [[Dracula’s Curse]]) dienen ausschließlich – überschaubar erfolgreich – dem eye candy…

Bildqualität: Kann man zumindest auf BluRay nicht meckern. Hübsches anamoprhes Widescreen ohne Blockrauschen, Störungen oder Verschmutzungen, gestochen scharf und kontrastreich, kurz gesagt, als DVD wär das Ding perfekt…

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton, jeweils in Dolby 5.1. Die englische Tonspur ist eindeutig zu bevorzugen, da die dt. Fassung mal wieder in Richtung Pornosynchro tendiert. Könnte insgesamt von den Effekten her etwas mehr Wumms vertragen, der Score hingegen wäre manchmal etwas dezenter wünschenswert, aber insgesamt okay. Untertitel werden leider nicht mitgeliefert.

Extras: Hier muss ich schimpfen. Bei den DVD-Fassungen gibt man sich seitens der deutschen Publisher normalerweise keine Blöße und packt die von Asylum stets gelieferten Making-ofs, Blooper Reels und Trailer mit drauf, aber auf die BluRay passt der Shit dann wohl nicht mehr? I get it, es ist ein Double Feature für nicht viel mehr Öre als eine DVD, aber Herrgott, warum wird man für’s bessere Format *bestraft*?

Fazit: Ob nun Extras oder nicht dabei sind, ist letztlich ein Streit um des Kaisers Bart. „100 Million BC“ taugt nun mal nicht viel – es ist weniger die Schuld des Regisseurs, der sich zumindest bemüht, den ganzen Kladderadatsch forsch voranzutreiben, oder der Stars, die sich für die Verhältnisse eines Asylum-Klopfers regelrecht Mühe geben (speziell Atkins), sondern die des Autors, der gar nicht erst versuchte, eine „Geschichte“ zu schreiben, sondern sich auf ein „worst-of“ des modernen Dino-Films beschränkte, und der schlichtweg erbärmlichen visual FX, die selbst für Asylum grottig sind (aber dafür wenigstens zahlreich). Mit viel Vaterlandsliebe und zugekniffenen Augen lasse ich geraaade eben so ’ne zweite DVD springen (weil „AVH: Alien vs Hunter“ oder „Dragon“ eben doch noch ein oder zwei Ligen unerträgilcher, weil *langweiliger* sind, aber es ist wirklich die schlechtestmögliche 2er-Wertung…


mm
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