Spaced – The Complete First Series

 
  • Original-Titel: Spaced - The Complete First Series
  •  
  • Regie: Edgar Wright
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Jessica Stevenson (Daisy Steiner), Simon Pegg (Tim Bisley), Julia Deakin (Marsha Klein), Mark Heap (Brian Topp), Katy Carmichael (Twist Morgan), Nick Frost (Mike Watt)


Vorwort

Harte Zeiten für Daisy Steiner und Tim Bisley, zwei Twentysomethings ohne rechten Draht zum Ernst des Lebens – beide sind auf Wohnungssuche. Aber sowohl Möchtegern-Journalistin Daisy als auch Comiczeichner, äh, graphic artist Tim haben keinen Erfolg – bis sie auf die glorreiche Idee kommen, sich zusammenzutun und als Paar auszugeben. Tatsächlich landen sie so den Mietvertrag bei Marsha Klein und ziehen ein – bedacht darauf, die Illusion des ernsthaften partnerschaftlichen Zusammenlebens aufrechtzuerhalten. Was nicht einfach ist – Tim hängt immer noch seiner Ex Sarah nach, die in vor die Tür gesetzt hat und Daisys Boyfriend Richard studiert auswärts. Dazu kommen noch die eher seltsamen Hausbewohnre – Hauswirtin Marsha kloppt sich auf täglicher Basis mit ihrer pubertierenden Tochter Amber und scheint ein unnatürliches Interesse am zweiten Mieter, dem typisch englischen (albeit heftigst erfolglosen) Avantgarde-Maler Brian zu haben. Und dann gibt’s noch die besten Freunde unserer Helden – Daisys weitgehend hirnentleerte Blondinen-Freundin Twist und Tims alten Buddy, den Waffennarr und Armeefetischisten Mike. Zusammen erleben diese lustigen Sechs allerhand aberwitzige Episoden – angefangen von der desaströsen House-Warming-Party, die Daisy sich in den Kopf setzt, Brians Wiedersehen mit seinem Ex-Performance-Arts-Partner Vulva, die Anschaffung eines Hundes, Entführung und paramilitärische Befreiung des selben, Tims Begegnung mit seinem Nachfolger bei Sarah unter Gefechtsbedingungen, durchtanzte Clubnächte und schließlich die größte Herausforderung von allen: Sarahs Versuch, Tim zurückzugewinnen…


Inhalt

Britische Comedy-Serien sind anders (als? Als so ziemlich alles) – das wissen wir nicht erst seit Monty Python’s Flying Circus. Das Inselvolk hat ein eigenes Humorverständnis, das zwar erstaunlicherweise weltweit zu funktionieren scheint, aber auf der anderen Seite wohl von Nicht-Briten nichtreproduzierbar ist, und das, obwohl die Leut‘, die bis heute nicht gelernt haben, auf der richtigen Straßenseite zu fahren, alle Niveaus bedienen können – von zotigem Klamauk a la Benny Hill über böse Satiren wie Black Adder bis hin zur feinen, eher intellektuellen Klinge von Fawlty Towers und natürlich dem Flying Circus, und das auch in jedem erdenklichen Format von der bloßen Aneinanderreihung von Sketchen bis hin zur klassischen Sitcom.

Spaced gehört zur Sitcom-Variante der Comedy, aber wer unter Sitcoms nur die amerikanischen „Couch-im-Wohnzimmer“-Vertreter wie Married With Children kennt, wird nicht nur wegen der fehlenden Lachspur (oh, daaaanke!) Aha-Erlebnisse feiern – Spaced beschränkt sich nicht darauf, 90 % des Geschehens in den ewig gleichen zwei Sets herunterzuspulen, sondern geht auch (gasp) nach DRAUSSEN und hat einen überaus dynamischen visuellen Stil – da gibt’s flotte Schnitte, witzige Einspielszenen und allgemein eben einen erkennbaren Stil, der sich nicht nur auf das bloße Aufstellen einer Kamera und einen gelegentlichen close-up auf einen der Charaktere beschränkt.

Apropos Charaktere – die sind einfach toll. Obwohl sie teilweise absurde Dinge tun und in absurde Dinge hineingeraten, sind sie stets lebensecht und glaubhaft, Figuren, mit denen man sich trotz der Tatsache, dass es sich um eine Sitcom handelt, identifizieren kann; diese Charaktere sind einfach gut geschrieben, tiefgründig, mehrdimensional, keine wandelnden Karikaturen wie in US-Sitcoms (oder den deutschen Versuchen). Gut geschrieben ist das nächste Stichwort – die Serie profitiert allein in schreiberischer Hinsicht ungemein vom auf der Insel immer noch existierenden Qualitätsgedanken – statt 22 bis 25 Episoden beschränkt sich eine gute britische Serie wie diese auf sieben Folgen pro Staffel; klar, das da in jeder Hinsicht erheblich mehr Sorgfalt aufwandt werden kann, nicht nur handwerklich-technisch, sondern auch inhaltlich-konzeptuell (das einzige, was daran ein wenig „stört“ ist, dass Charakterentwicklungen bisweilen etwas abrupt scheinen, aber man halte sich vor Augen, dass die sieben Folgen einen Zeitraum von sechs Monaten schildern).

Tja, aber nun zur wichtigsten Frage bei einer Sitcom… Ist sie lustig? Aber absolut, funny as hell. Man darf nicht das Gag-Trommelfeuer einer typischen Bundy-Folge erwarten (wenn man in einer US-Sitcom nicht drei Lacher pro Minute bringt, auch wenn sie noch so debil sind, wird produzentenseits vermutet, dass das Publikum wegschaltet), dafür werden die Gags viel sorgfältiger aufgebaut – das sind keine billigen Throwaway-Lines, sondern wirklich Sachen, über die man auch ein zweites, drittes und fünftes Mal lachen kann, und ganz besonders, und damit kommen wir zum Kompatibilitätscheck für diese Seiten, wenn man Film Geek ist. Spaced zitiert Genre-Filme, dass es eine wahre Freude ist, von Star Wars über Psycho bis Dawn of the Dead, manchmal offenherzig, manchmal subtil, manchmal nur durch die musikalische Untermalung (der Soundtrack der Serie ist exzellent), Filmkenner jedenfalls haben ordentlich was zu identifizieren und zu lachen; aber der große Vorteil von Spaced ist, dass die Comedy auch jenseits der In-Jokes funktioniert, d.h. auch wer nicht mit großartiger Kenntnis über Filme, Comics, Videogames und sonstige Popkultur belastet ist, wird die Serie verstehen und sich köstlich darüber amüsieren können (auch wenn ihm vielleicht ein paar der besten Gags entgehen). Resultat: endlos zitierbare Dialoge und bizarre Situationskomik auf hohem Niveau.

Auch die Darsteller leisten ausgezeichnete Arbeit: Jessica Stevenson und Simon Pegg sind nicht nur die Hauptdarsteller, sondern auch die Autoren der Serie, was der Sache sichtlich gut tut, beide leben ihre Charaktere, beide *sind* ihre Charaktere (und als solche dead-on). Aber das soll unter keinen Umständen die Leistung der weiteren Regulars mindern: von Julia Deakins Wirkung kann eine Katey Segal nur träumen, Mark Heaps großartige Darbietung des Brian lebt sowohl von seiner effektiven, akzentuierten und dabei minimalistischen Mimik genauso wie von seiner knochentrockenen Art, teilweise abstruseste Dialoge zu sprechen, Katy Carmichaels mode- und make-up-süchtiges Blondchen ist genauso hervorragend wie Nick Frosts grandioser Mike.

Bildqualität: Die DVD von Channel 4/VCI präsentiert alle sieben Episoden in einem ausgezeichneten anamorphen Transfer von höchster Güte. Kurzes Urteil: Nichts zu meckern!

Tonqualität: Abstriche muss der High-End-Fan im Tonbereich machen, da man senderseits einen Dolby-Mix für überflüssig erachtete und sich auf einen Stereotrack beschränkte. Macht aber kaum was, da die Qualität dennoch ausgezeichnet ist, sowohl was Sprache als auch Musik angeht. Surround-Enthusiasten kucken halt in die Röhre (can’t please ‚em all).

Extras: Neben durchaus hilfreichen englischen Untertiteln (englische Akzente sind doch immer etwas gewöhnungsbedürftig) gibt’s noch einen Batzen weiterer Extras, der die Disc füllt – Audiokommentar, Outtakes, deleted scenes (wahlweise mit Audiokommenter), Biographien sowie Teaser und Episoden-Trailer. So muss das aussehen, Leute!

Fazit: Ich weiß nicht, warum Ihr eigentlich noch am Rechner sitzt und lest und nicht schon längst beim Online-Shop Eurer Wahl (und am allerbesten natürlich bei dem unten verlinkten, dann hat Papa Dr. Acula auch was davon) das Bestellformular ausfüllt. Spaced ist die mit Abstand beste Sitcom, die seit verdammt langer Zeit (vielleicht tatsächlich seit Fawlty Towers und Yes Minister) über Eure Mattscheibe flimmern könnte. Schlagt zu, bevor am Ende noch ein US-Sender auf die Idee eines Remakes kommt und damit das Ansehen der Serie befleckt oder ein deutscher Sender die Show synchrotechnisch verhunzt. Spaced jedenfalls ist jetzt schon Kult, und da sollte man dabei sein!

5/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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Eddie Faun
Eddie Faun
23. August 2017 8:32

Es gibt einen Amerikanischen Versuch Spaced zu remaden .Zum Glück nur als einmaligem Pilotfilm ,produziert vom unsäglichen MG