Fallout – Gefahr aus dem All

 
  • Deutscher Titel: Fallout - Gefahr aus dem All
  • Original-Titel: Fallout
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  • Regie: Rodney McDonald
  • Land: USA
  • Jahr: 1998
  • Darsteller:

    J. J. Jim Hendricks (Daniel Baldwin)
    Capt. Previ Fedorov (Frank Zagarino)
    Amanda McCord (Teri Ann Linn)
    Capt. George Tanner (Scott Valentine)
    General Abrams (John Reilly)
    Pritch (Hannes Jaenicke)
    Peter Colgrove (David Leisure)
    Kormorov (Michael Holden)
    Batavki (Michael Khmurov)
    Ivan Nevski (Krzysztof Pieczynski)
    Ethan (Joseph Ashton)
    Ranger (Paul Terrell Clayton)


Vorwort

Vor ein paar Wochen marschierte ich in den örtlichen Conrad-Laden und wollte eigentlich nicht mehr, als als Geburtstagsgeschenk für einen Kumpel eine USB-Karte kaufen. Ich weiss nicht, wie das bei Euch aussieht, aber hier in Berlin ist Conrad auf dem besten Wege dazu, so was ähnliches wie ein MediaMarkt für Arme, nur ohne Weisse Ware, zu werden (inklusive der DVD-Player für 49,95). Das tangiert mich eigentlich äusserst peripher, da ich sowieso keine Kohle habe, um sie in solchen Etablissements zu verjuxen, aber was steht das direkt an der Kasse? Ein Sonderverkaufsregal mit ausgesuchten Billigvideos aus den von mir bekannt hochgeschätzten Premiumanbieter Madison Home Video (Ihr erkennt doch hoffentlich mittlerweile meine ironischen Bemerkungen, wenn sie Euch ins Gesicht springen, oder?). Ganze 1,99 EUR pro nigelnagelneues verschweisstes Tape wollte Conrad haben. Der sofort vollzogene Kassensturz führte zu dem Ergebnis, das es dafür grad noch reicht und so wanderten zwei dieser hochintellektuellen Filmwerke umgehend mit zu mir nach Hause.

Tja, und so tief bin ich gesunken, den einen erstand ich aufgrund (und nicht etwa trotz, wie das noch vor ein paar Monaten geschildert hätte werden müssen) der Mitwirkung von Frank Zagarino. Was eine positive Überraschung in Form von The Guardian doch ausmachen kann. Da auch Fallout mit FSK 12 kommt, war da vielleicht der Vater Wunsch des Gedanken (Formulierung ausgeborgt bei Dirk Thiele@eurosport), dass wie bei The Guardian etwas mehr als der übliche hirnlose Prügel- oder Ballerfilm der üblichen Zagarino-Sorte dabei rauskommen könne. Andererseits produzieren meine speziellen Freunde Ashok Amritraj und Andrew Stevens (mittlerweile von Stammlesern dieser Seite sicher auch schon gefürchtet), die vor der Desertion zu Phoenician Entertainment unter dem Banner von Royal Oaks Entertainment das tun, was sie schon immer getan haben und vermutlich in alle Zukunft tun werden – billige Actionklopper finanzieren. Dann also mal wieder Low-Budget-Science fiction. Meine letzten Erlebnisse mit billigen Sci-Fi-Filmen waren zwar eher erschütternd (Space Virus, Falling Fire), aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt bis nie. Na denn man tau.


Inhalt

Zunächst mal die wichtigsten Voraussetzungen – wir schreiben das Jahr 2015 (praktisch – kann man einerseits so tun, als wär´s Science fiction, spart sich aber die Kohle für futuristische Gadgets). Die Russen haben Tschetschenien offenbar „befriedet“, sie haben nämlich Zeit, Lust & Militär über, um eine andere Ex-Sowjetrepublik heim ins Reich zu holen, nämlich Tadschikistan. Man vermittelt uns dies mittels ein wenig allgemeiner Panzer-rollen-durchs-Gewölle-Stock-Footage. Anderswo, nämlich in Houston, präsentiert die NASA voller Stolz ihre neueste Errungenschaft, die gemeinsam mit den Russen errichtete Raumstation Gateway, ein Riesenbrummer von orbitaler Plattform, die als Sprungbrett (sic) für Tiefenraumerkundungen dienen soll. Die Gateway besteht, so erklärt uns die attraktive NASA-Wissenschaftlerin Amanda McCord, aus drei separaten Teilen – einem Mittelteil, in dem aufgrund diverser magnettechnischer Tricksereien irdische Schwerkraft herrscht (Fleisskärtchen für immerhin den Versuch einer Erklärung) und einer „oberen“ und „unteren“ Station, die durch eine Liftkonstruktion mit dem Hauptteil verbunden sind (Fleisskärtchen Nr. 2, solche Pläne existieren wirklich), die aber ohne Schwerkraft auskommen müssen. Unterteil und Mittelteil sind bereits fertig und in Betrieb genommen. Nun soll eine Shuttlemission zur Gateway aufbrechen und höchst historischerweise wird erstmals ein russischer Kosmonaut das Kommando über eine NASA-Mission haben (politischer Aufbruch und Annäherung hin oder her, ich glaub nicht, dass jemals ein Russe ein Space Shuttle kommandieren wird, mal ganz abgesehen von der Frage, ob die NASA irgendwann noch mal einen Orbiter in die Umlaufbahn bringt, ohne dass er auseinanderfällt), Previ Fedorov. Der ist heiklerweiser zwar russischer Staatsbürger, aber gebürtiger Tadschike und seine weitschweifenden und gelinde russlandkritischen Äusserungen auf entsprechende Nachfragen in der Pressekonferenz (man kennt das ja… „unser Volk hatte nie eine Heimat und Frieden“ etc. pp.) bringen Amanda soweit ins Schwitzen, dass sie die Pressekonferenz abbricht und der Pressemeute lieber den Simulator der neuesten NASA-Errungenschaft vorführt, X-33, die nächste Generation von Orbitaltransportern, im Gegensatz zu den alten Shuttles in der Lage, von jedem x-beliebigen Flughafen aus zu starten.

Im Simulator schwitzt gerade „J.J.“ Jim Hendricks und versucht, die X-33 zu einem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre in komplettem Zustand zu bewegen. Aufgrund leichter Meinungsverschiedenheiten über den korrekten Eintrittswinkel mit seinem Freund und Missionsleiter Pritch (unser aller Hannes Jaenicke!) versaubeutelt Jim das Manöver nach Kräften, zur sichtlichen Schadenfreude des zukuckenden Fedorov – im Ernstfall wäre die X-33 auseinandergefallen. Ich sehe schon, wir etablieren Klischee Nr. 248/d-III und wette hiermit meine gesamte Barschaft von derzeit ca. 2,47 EUR, dass im Finale ein kreuzwichtiger Spannungspunkt sein wird, ob J.J. die echte X-33 heil landen wird können. Pritch macht J.J. freundschaftlich zur Schnecke und schiebt den zum wiederholten Mal verbockten Simulatortest auf die „Arroganz des Piloten“ (der partout nicht auf das hören mag, was Pritch ihm ansagt). „Such dir einen anderen Piloten,“ empfiehlt J.J. und macht sich vom Acker.

Warum ist J.J. so unleidlich? Nun, er hat Flugverbot, weil er einen Unfall verursacht hat und nach Ansicht von NASA-Missionschef Colgrove bei der Aufklärung desselben nicht kooperiert habe. Und den ihm ersatzweise angebotenen Job als Fedorovs Co-Pilot hat J.J. selbstverständlich als mittelschwere Beleidigung verstanden und abgelehnt – „Ich bin Pilot!“ So langsam (und dabei läuft der Film grad mal ein paar Minuten) halte ich Pritchs Arroganzvorwürfe für absolut berechtigt.

Amanda, nicht nur NASAs Pressetante (das darf sie nur deswegen machen, weil sie „der einzige NASA-Wissenschaftler mit Brüsten“ ist, wie sie nicht unzutreffenderweise spekuliert), sondern auch Computerexpertin, wird von Colgrove eröffnet, dass es auf Gateway unerklärliche Computerprobleme gäbe und deswegen beabsichtige er sie mit dem Fedorov-Shuttle raufzuschicken. „Der Start ist erst in zwei Wochen,“ beruhigt er, als Amanda dezent darauf hinweist, dass sie mit Astronauterei absolut zip am Hut habe – selbst Russlands Weltraumtouristen kriegen mehr Training!

Vor der NASA-Center-Tür streiten Pritch und J.J. immer noch über den Simulatortest. J.J. steht auf dem Standpunkt, dass der Simulator defekt sei, an ihm kann´s ja schlechterdings nicht liegen. Zufällig kommt Fedorov des Weges und schenkt J.J. einen dummen Spruch ein a la „ich könnte es besser“. Fast möchten die beiden hochqualifizierten Weltraumjockeys sich hauen, doch Amanda verhindert schlimmeres, in dem sie beide rund macht. Fedorov knallt sie vor den Latz, dass sie von ihm mehr Niveau erwartet hätte und J.J. attestiert sie ein erkleckliches Mass an Komplexen. Nachdem sie sich dann von ihrem Sohnemann Ethan einen Glücksbringer schenken lässt, macht sie sich auf nach Cape Canaveral zwecks Blitzastronautentraining (sollte das eine Anspielung auf Armageddon sein, ist sie lausig). Fedorov gibt sich dort gönnerhaft-entschuldigend und weist sie in die Funktionsweisen des Shuttles ein – glaubt man dem Film, ist das wichtigste, was man bei einem Astronautenlehrgang lernt, die Funktionsweise des Klos – jedenfalls ist das so ziemlich das einzige, was uns vorgeführt wird (naja, man muss schliesslich Prioritäten setzen und „müssen“ muss bekanntlich jeder mal).

J.J. schrottet währenddessen ein ums andere Mal die X-33 im Simulator und hat schlussendlich keinen Bock mehr. Das Space Shuttle „Atlantis“ (Glück für die Producer, dass man sich eins der tatsächlich noch überlebenden Shuttle ausgesucht hat) steckt in den Startvorbereitungen. Fedorov gibt Amanda den wohlgemeinten Ratschlag, während der Startphase an ihren Sohn zu denken, das nimmt die Angst, wie der vierfache Familienvater glaubhaft versichert.

J.J. hockt zu Hause vor der Glotze und zieht sich zur Hebung der Stimmungslage alte Nachrichten-Videos von seinem Unfall rein. Sieht so aus, als hätte unser glorreicher all-American hero einen waidwunden Jet spasseshalber in einem Wohngebiet versenkt und dort eine Miniaturausgabe des Dresdner Feuersturms veranstaltet. Jep, ich verstehe, warum seine Vorgesetzten auf ihn nicht gar so gut zu sprechen sind. Er schaltet um auf die Live-Übertragung des Atlantis-Starts und hierfür bedient sich der Film kostendämpfenderweise Originalaufnahmen eben eines Atlantis-Shuttle-Starts. „Authenzität“ mögen die Produzenten jubilieren, „Sparmassnahmen“, sage ich. Vielleicht aber auch besser so – wer den Effekt des „Rollens“ des Shuttles auf den Rücken für Innenaufnahmen durch schlichtes Auf-den-Kopf-stellen der Kamera bewerkstelligt, scheitert wohl auch an grösseren Aufgaben. Ebenso spassig: die pixeligen C64-Vektorgrafiken, die angeblich den Bordcomputer der „Atlantis“ darstellen sollen. Wann kam noch mal der erste „Wing Commander“ raus?

Die NASA ist von dem reibungslosen Start hellauf begeistert (naja, viel zu feiern haben die Jungs ja nicht mehr) und J.J. poltert in Cosgroves Büro, um ultimativ das Kommando über die nächste Shuttlemission zu verlangen. Man schulde ihm das angeblich. Colgrove lehnt unter Verweis auf J.J.s mangelnde Kooperation bei der Aufklärung seines Absturzes ebenso ultimativ ab, worauf ihm J.J. seine Kündigung überreicht. Ein echter Kotzbrocken, mit dem Typen fühle ich mich schon aufs Innerlichste verbunden. Hallo-o-oo, Autoren!! Vielleicht solltet Ihr auch mal daran arbeiten, Eure Helden sympathisch zu machen – Ecken und Kanten ist ja okay, aber wenn ich als neutraler Zuschauer J.J. spätestens an dieser Stelle mal herzhaft eins in die Fresse schlagen würde, spricht das nicht wirklich für Euch.

Nach ereignisloser Reise dockt die „Atlantis“ an der Gateway an und Stationskommandant Tanner begrüsst die Neuankömmlinge. Wähernd Fedorov sich erst mal aufs Ohr hauen will, stürzt sich Amanda sofort an die Arbeit und überprüft die nichtfunktionierende „Funksteuerungsanlage“. Nevski, der russische Spezialist der Gateway-Besatzung, hält dies für verlorene Liebesmüh. „Ich hab´s hundertmal geprüft – es ist alles in Ordnung, aber es geht nicht.“ Kommt mir sehr bekannt vor, passiert mir praktisch jedesmal, wenn ich mir ein neues elektronisches Gerät anschaffe… Amanda kann Nevski nicht ausstehen.

Und dazu hat sie allen Grund… Fedorov bastelt in seiner Kabine aus mitgebrachten Steckteilen eine Pistole – also wird er wohl der schurkige Schurke sein, und Nevski ist sein Komplize. Nevski petzt, dass Amanda wohl etwas von seinen Manipulationen an der Computeranlage gemerkt hat: „Immerhin hat sie das Ding konstruiert.“ Ja, ich denke, das ist eine Qualifikation. Fedorov ist es wurscht – dann wird eben der Zeitplan vorgezogen.

Amanda erzählt ihre Sabotagetheorie, für die sie selbstredend keinerlei Beweis hat, ausser dass sie mit einem Teil, das wie ein billiger Taschenrechner aussieht (aber vermutlich ein Universal-Diagnose-Kommunikations-Interface sein soll), ein paar Mal über der Funksteuerungsanlage gewedelt hat, brühwarm Tanner und natürlich gibt es nur einen Verdächtigen, Nevski (weil Russe = per se vertrauensunwürdig). Während Amanda aber durch einen Anruf von der Erde (Sohnemann wünscht Gute Nacht… und jetzt alle: „aaaaaaaaaaaaaawwwww!“) abgelenkt wird, füttern Fedorovs finstere Früchtchen die Gateway-Überwachungskameras mit einer Endlosschleife (allerdings mit einer saudämlichen – hättet Ihr Euch mal Speed reingezogen, dort war das wesentlich dezenter, Erklärung folgt gleich) und erschiessen heimtückischerweise ein Gateway-Crewmitglied, das eine fatale Fehlentscheidung bezüglich des zu begehenden Korridors getroffen hat. Die Russen, man sollte genauer Tadschiken sagen, stürmen die Zentrale und nehmen die Crew gefangen, inklusive des russischen Kosmonauten Kormorov.

In Houston merkt man schnell, was Sache ist, denn Pritch enttarnt die Endlosschleife mühelos – ist auch ziemlich dumm von den Tadschiken, eine zehnsekündige Sequenz einzuspielen, in der immer wieder ein Gateway-Crewmember (der Erschossene) durch einen Korridor strolcht (zumal der bewusste Korridor eine Sackgasse ist… der Typ müsste schon teleportieren können, um die Sache glaubhaft zu machen).

Fedorov sperrt seine Gefangenen in ein Lademodul ein und gibt den freundlichen Ratschlag, sich möglichst wenig zu bewegen, dann könnte sogar der Sauerstoff ausreichen. Dann schreitet er zum nächsten Teil seines Plans – die Übernahme eines von der russischen Regierung stets verleugneten Killersatellitensystems, bestehend aus 80 im Orbit herumschwirrenden Atombomben. Die Dinger unter seiner Fuchtel stellt er seine Forderungen an die Amis: die mögen doch bitte dafür Sorge tragen, dass die Russen in zwölf Stunden aus Tadschikistan verschwunden sind, ansonsten lässt er einer US-Grossstadt einen Satelliten auf den Dez fallen. Colgrove ist entsetzt, aber pragmatisch: „Bringt mir ein Telefonbuch!“ (Genauer gesagt eins, in dem alle Regierungsbehörden drin stehen, trotzdem drollig).

Prompt übernimmt General Abrams von NORAD das Kommando in Houston. Er hat schlechte Nachrichten – Nevski ist der Entwickler des russischen Satellitensystems und daher natürlich der absolute Oberexperte. Die NASA braucht schlappe vierunddreissig Tage, um ein weiteres Shuttle startklar zu machen (Kunststück, die ham ja nur noch drei) und Gateway rotiert dummerweise ausserhalb der Reichweite amerikanischer Atomraketen. Und um Nevskis Codes zur Satellitenkontrolle zu knacken, würden ebenfalls flockige zwei Wochen benötigt. Guer Rat ist teuer, doch da fällt Colgrove die X-33 ein – die könnte problemlos sofort starten und drei (in Worten: DREI) Elitesoldaten nach Gateway bringen, um die bösen Terroristen unschädlich zu machen. Abrams ist sofort dabei, schliesslich „üben wir sowas jeden Tag“ (ehrlich???), nur hat eben der einzige X-33-Pilot grade gekündigt.

Ist aber kein grosses Problem, denn als zwei Soldaten in Tarnanzügen J.J. abholen (und sich dabei irrwitzigerweise elektrisch betriebener dunkler Limousinen von Staatskarossenausmassen bedienen, anstatt, wie´s sich für anständige US-Boys gehört, Jeeps), ist der Verkaterte sofort dabei. Fedorov lässt Nevski einen Satelliten starten (freundlicherweise bedient sich das russische Killersatellitensystem eines englischsprachigen User- Interfaces… those russians, exportfreundliche Variante, oder was?), während J.J. pondert, dass die X-33 den Wiedereintritt in die Atmosphäre erwiesenermassen nicht schaffen wird. Kein Problem, meint Colgrove, zum Rückflug steht ja die „Atlantis“ bereit. Fedorov lässt den Satelliten in den höheren Schichten der Atmosphäre detonieren, eine Warnung, wie er sich ausdrückt (denkt der nicht an die Spätfolgen? Schuft!). Der nächste Satellit geht zehn Meilen über einer US-Grossstadt hoch, wiederholt er seine teuflische Drohung. Abrams nölt, dass die Amis doch mit dem Krieg in Tadschikistan nichts zu tun haben, aber Fedorov hat offenbar die US-Aussenpolitik Rumsfeld´scher Prägung studiert – als einzig verbliebene Supermacht sollen die Yankees halt Druck auf die Russen ausüben.

J.J. und drei „Rangers“ entern derweil die X-33 (die allerdings auf ihrer Hülle ein „RX“ als Kennung stehen hat. Was nu?) und der Oberranger führt stolzt seine rückstossfreien Gewehre vor (Fleisskärtchen Nummer 3, da denkt tatsächlich jemand soweit, dass herkömmliche Bleispritzen in schwereloser Umgebung ihren Benutzer vor ziemlich unlösbare Probleme stellen werden). J.J. spielt beim Start gar lustig den Flugkapitän („Leider werden heute keine Getränke serviert“, that kind) und dann hebt die X-33 mittels hochnotpeinlicher wohl am heimischen 386er gerenderter CGI-Effekte ab.

Auf Gateway ist Tanner relativ verzweifelt, aber Amanda stellt in Aussicht, wenn sie an die externe Funksteuerung rankäme, die Codes knacken zu können – dafür bräuchte sie allerdings Konstruktionspläne von der Erde. Kormorov schlägt vor, einen McGyver vorzunehmen und aus ein paar Kabeln und dem Bordfunksystem ein Telefon zu basteln, damit einen Kommunikationssatelliten anzuzapfen und so die NASA zu rufen (ich bin mir ganz sicher, dass das so einfach geht…).

Damit Fedorov nicht merkt, was ihm blüht, parkt die X-33 hundert Meter vor der Gateway, den Rest wollen die Rangers schwebenderweise bewältigen. Die Tadschiken sind allerdings nicht gänzlich blöde. Fedorov schickt seinen Kumpel Batavki im Raumanzug nach draussen und drückt ihm Spezialmunition in die Hand, die als einzige dazu in der Lage ist, Raumanzüge zu durchschlagen (ich hab mir das ehrlich gesagt nicht so schwierig vorgestellt, sind doch nicht aus Kugelsicherem-Westen-Material, oder doch?). Batavki legt sich auf die Lauer und ballert in aller Gemüts- und Seelenruhe die torfnasigen Amis nacheinander mit seinem lasergesteuerten Gewehr ab, dafür braucht er ungefähr dreissig Sekunden. Die Yankees leisten keinerlei Gegenwehr (Elitesoldaten, die sowas jeden Tag üben, ja?). Die Aktion erweist sich somit als totaler absoluter und vollständiger Schuss in den Ofen. Bravo, well done.

Fedorov wird zwar durch diesen US-Fehlschlag nicht entscheidend gestört, ist aber ein wenig angefressen und richtet das Abrams aus. Abrams redet sich drauf raus, dass die Amis den Russen nicht vorschreiben könnten, was sie zu tun hätten (völlig neue US-Politik – ist da wieder ein Demokrat im Weissen Haus?). „Lasst Euch was einfallen,“ rät Fedorov und Abrams entscheidet sich, den Präsidenten zu kontaktieren (JETZT ERST??? Holla, gut, ich verstehe ja, dass man den Präses nicht wegen jedem Scheiss aus´m Schlaf klingelt, aber wenn mir jemand droht, mit Atombomben um sich zu werfen, würde ich das schon als Extremsituation charakterisieren).

J.J. macht sich Sorgen, ob man die armen draufgegangenen Amis im All schweben lässt oder sie zurück auf die Erde holt, für das ordnungsgemässe Heldenbegräbnis (worüber sich Leute in solchen Situationen Gedanken machen… naja, Amis halt, die spinnen doch). Pritch schlägt vor, J.J. solle versuchen, sich zurück zur Erde durchzuschlagen, aber J.J. lehnt heldenmässig ab, sondern beschliesst, selbst einzugreifen (klar, ein ziviler Astronaut, der nicht so aussieht, als hätte er in letzter Zeit alle seine vorgeschriebenen Gymnastik- und Fitnessstunden belegt, hat natürlich nach Hollywood-Logik erheblich grössere Chancen, eine solche Mission erfolgreich abzuschliessen als hierfür ausgebildete Spezialisten. Wenn´s Bruce Willis wäre, könnte ich das ja noch fast glauben, aber bei Daniel Baldwin???). Damit das ganze aber nicht wieder ein Fiasko wie das eben zelebrierte ist, muss ein anderer Plan her. J.J. soll am unteren Teil der Station andocken und dann die restlichen hundertdreissig Kilometer sozusagen per pedes zurücklegen. Da das selbst im Weltraum etwas länger dauern dürfte, soll er sich eines Nottriebwerks bedienen, um sich in Schwung und eine Reisegeschwindigkeit von 800 km/h zu bringen (den vorhandenen Lift kann er nicht nutzen, da Fedorov das natürlich mitbekommen würde – ausserdem bezweifle ich, dass der Aufzug schnell genug wäre). Dieses Nottriebwerk besteht, festhalten, aus einer Flasche von Feuerlöscherausmassen und der Rückstoss kommt in der Tat aus einem klitzekleinen Ventil. Ich hätte mir doch etwas more sophisticated technology vorgestellt…

Unsere gefangenen Freunde haben mittlerweile ihr Telefon zusammengebastelt und rufen Houston an, wo Abrams gerade feststellt, dass die Russen wohl kaum auf die Forderungen Fedorovs eingehen werden: „Die verhungern und erfrieren lieber, als etwas aufzugeben, fragt Hitler!“ (! Das war ja wohl nu doch ein bissl was anderes). Amanda teilt mit, dass sie guter Hoffnung ist, Nevskis Codes zu knacken und bittet Colgrove, Ethan die Wahrheit zu sagen („er verkraftet das“).

Fedorov und seine Kumpane hören im Radio, dass die Russen tatsächlich mit dem Rückzug aus Tadschikistan begonnen haben (soviel zu „lieber verhungern und erfrieren“). Fedorov findet das echt klasse und befiehlt das Einpacken (you see, er ist gar kein Wahnsinniger) und Heimflug, Mission erfüllt. Sogar die Gefangenen will er freilassen, aber da entdeckt Nevski, dass Amanda den Bordfunk manipuliert hat und versucht, an die Codes ranzukommen (ich will nicht wissen, wie, vermutlich hilft ihr Universal-Thingie). Das findet Fedorov nun wieder gar nicht klasse, stürmt in das Lademodul und rupft die improvisierten Kabelverbindungen auseinander. „Glauben sie, mir macht das Spass?“ fährt er Amanda an, die die „ich-hab-doch-einen-Sohn“-Karte ausspielt – Fedorov bleibt unbeeindruckt, schliesslich hat er vier Blagen und für seine Familie tut er das schliesslich alles. Jedenfalls ist er nun tierisch angesäuert, sperrt die Leute wieder ein und dreht ihnen den Sauerstoffhahn ab. Tja, dumm gelaufen, eigentlich könnte man mit dem Typen ja ganz gut Kirschen essen (für einen angeblich gemeingefährlichen Terroristen), aber wie die wenigsten von uns mag er sich verarschen lassen. Als ob das ganze nicht schon Grund zum Ärgern genug für unseren Freiheitskämpfer wäre, stellt Nevski per Satellitenüberwachung auch noch fest, dass die russischen Panzer 80 km vor der Grenze angehalten haben. Fedorov verlangt Aufklärung und Abrams teilt mit, dass den Russen der Sprit ausgegangen ist, was Fedorov für die dusseligste Ausrede der jüngeren Menschheitsgeschichte hält. Entweder sind die Russen in einer Stunde ausser Landes (hm, da müssen die Panzer ganz schön auf die Tube drücken) oder es gibt Ärger.

Was ist eigentlich mit J.J.? Der bremst gerade ab und entert Gateway, schält sich aus seinem Raumanzug und ist blöd genug, seinen Krempel einfach neben der Luftschleuse liegen zu lassen. Dann befreit er die Gefangenen. Tanner soll die Atlantis startklar machen, er will in die Zentrale eindringen und Fedorov das Handwerk legen. Als Hintereingang soll ein Kabelschacht dienen. Tanner drängt sich wg. der Ortskundigkeit als Begleitung auf, dito Amanda, die unbedingt an den Zentralcomputer ran will, um die Satellitencodes zu knacken.

Zeit vergeht und Abrams bettelt um noch mehr davon. Fedorov allerdings hat die Faxen dicke und befiehlt mit einem „Möge Gott mir verzeihen“ (hm, sind Tadschiken eigentlich Christen oder Moslems? Naja, eigentlich wurscht) den Start eines Satelliten. Die Amis setzen Abfangjäger in Marsch und Nevski hat Gewissensbisse: „Was ist mit all den Menschen?“ Aber Fedorov ist, wie wir ja gelernt haben, ein Terrorist mit gutem Herzen – er hat gar nicht vor, eine Grossstadt auszulöschen, der Satellit soll über dem Death Valley detonieren. „Ich will doch niemanden umbringen, sie sollen nur sehen, dass wir es könnten!“ J.J. hat das irgendwie mitgehört und leitet die Info an Houston weiter. Tanner bedingt sich aus, Fedorov persönlich erledigen zu können, „damit sie nicht am Ende allein als Held dastehen.“ J.J. und Amanda nutzen die dadurch gewonnene Zweisamzeit (beabsichtigter Tippfehler) für diverses gegenseitiges Apologieren, und J.J. spielt seinen Oscar-Clip TM, als er auf seinen Jet-Unfall zu sprechen kommt (nicht, dass er uns erklären würde, warum er 300 Meilen ab vom Kurs auf ein Wohngebiet dengelte, sondern nur darüber, dass er weiss, was „Angst“ heisst, seit er in einem brennenden Jet sass. Boah. Mein Mitgefühl war selten grösser).

Dank J.J.s Information können Abrams´ Abfangjäger mühelos den anschwirrenden Killersatelliten abschiessen (bzw. die Jet-Stock-Footage feuert eine Rakete ins Blaue, worauf sich eine recht zufällig aussehende Explosion ereignet, ein Satellit ist weit und breit nicht zu sehen). Batavki entdeckt endlich J.J.s vergessene Weltraumausrüstung und die Tadschiken ziehen die richtigen Schlüsse – dass die Gefangenen versuchen, sich mit der „Atlantis“ abzusetzen. Dies wollen sie verhindern. Realisierend, dass sie unmöglich von Fedorov und seinen Leuten das Shuttle erreichen können, befiehlt J.J. Kormorov, die „Atlantis“ sofort zu starten (was im Umkehrschluss bedeutet, dass wir uns doch auf die antelegraphierte dramatische Rückkehr der X-33 einstellen dürfen). „Jetzt hat er nichts mehr zu verlieren“, düstert Tanner (super, jemanden in die Enge treiben, der noch 78 Atombomben übrig hat, clever-clever). J.J. weiss Rat: man müsste nur die Zentraleinheit ausschalten und Gateway damit den Stecker ziehen, auch wenn das mit der minor inconvenience verbunden ist, dass das Lebenserhaltungssystem nur ´ne knappe halbe Stunde überbrücken kann, danach ist Schicht im Schacht. Amanda weist auf diesen Umstand hin. „Sie haben doch einen Sohn,“ brummt J.J. (tja, und vermutlich würde sie den ganz gern wiedersehen und Selbstmord bringt sie diesem Ziel halt nicht näher). Trotzdem wird der Plan umgesetzt. Nevski ist aber keine hohle Nuss und improvisiert für die Satellitenkontrolle ein Notstromsystem. Fedorov fühlt sich nun endgültig ans Knie gepinkelt und befiehlt den Start aller Satelliten in 15 Minuten (aaargh, suspense!!): „Wenn ich sterbe, sterben Millionen mit mir!“ So kann´s gehen, eigentlich war Fedorov ganz friedlich, aber J.J.s tolle Befreiungsaktion hat ihn nun in den üblichen säbelrasselnden Psychopathen verwandelt. Good work.

Tanner und Amanda sollen sich an den Computer ranmachen (ich dachte, dem habt ihr grad den Saft abgedreht?) und die Codes knacken und ändern, J.J. bietet sich als lebendiges Ablenkungsmanöver und Köder an (hoffentlich erwischt Fedorov ihn… ich weiss, unrealistisch). Showdown-Time!

Fedorov stellt J.J., schiesst ein bisschen auf ihn und drängt ihn schliesslich in eine Kammer, der er die Sauerstoffzufuhr abschaltet. In der Kammer hockt, warum auch immer, Batavki und verwickelt J.J. in einen Zweikampf. J.J. gewinnt (sort-of, er entwindet sich einfach des Tadschiken Zugriff) und schliesst diesen nunmehr in der bald luftleeren Kammer ein. Held. Nevski stolpert über Amanda und Tanner – es kommt zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf Nevski sowohl Tanner als auch sich selbst, letzteres aber bestimmt versehentlich, erschiesst. Immerhin lebt er noch lange genug, um der halbhysterischen Amanda durch Fingertappen den Code für den Countdown-Abbruch verrät (wieso sollte er das tun?).

Während Amanda den Code eintippt und damit die globale Bedrohung erst mal ad acta gelegt ist, stehen sich J.J. und Fedorov zum Endkampf gegenüber. Fedorov will J.J. einfach umschiessen, aber der clevere Ami stellt für eine Sekunde kurz die Schwerkraft ab (dass die passenden Schalter dafür auch an jeder Ecke zu finden sind… öffnet doch practical jokers Tür und Tor) und da Fedorov kein rückstossfreies Gewehr wie die tollen Amis hat, bringt der Schuss ihn etwas durcheinander. Im direkten Handgemenge mano-a-mano ist J.J. erstaunlicherweise (dafür aber realistischerweise) unterlegen und Fedorov tankt sich triumphierend Richtung Zentrale: „Ich muss nur die Codes zurückändern.“ Vorher will er noch schnell Amanda erschiessen, aber da ballert ihm J.J. eine Kugel in den Rücken (wie ich immer sage: was dem Schurken ewige Verdammnis und Höllenqual einbringt, ist dem Helden stets erlaubt). Bleibt nun noch die DRAMATISCHE FRAGE zu klären, ob die X-33 den Wiedereintritt in die Atmosphäre schafft… „Wie oft haben sie das geschafft?“ erkundigt sich Amanda, während sie mit dem Lift zur Raumfähre runterkacheln. „Ich war einmal dicht dran,“ grinst J.J. ermutigend.

Beim Landeanflug traut J.J. der Kiste wieder nicht über´n Weg und will hochziehen, während Pritch dazu rät, durchzuhalten (ganz blöde Frage: Gateway ist doch auf permanente Besatzung eingerichtet und ein Computer, der ausgeschaltet werden kann, kann auch wieder eingeschaltet werden. Warum bleibt ihr nicht einfach oben, bis ein reguläres Shuttle eintrifft?) – doch die Temperatur steigt unaufhörlich und schliesslich salbadert die selbe Computerstimme, die J.J. schon im Simulator zur Weissglut getrieben hat: „FOLGENSCHWERER SYSTEMAUSFALL“ – im Simulator immer das Todesurteil. Schwarzblende…

Doch da ist die X-33 schon gelandet und J.J. und Amanda nehmen die diversen Glückwünsche der Lametta-, Bedenken- und Funktionsträger entgegen. Das nenn ich ja mal wohl Schiebung und Betrug, sich so um eine Klimax zu drücken (wenn ich mich daran erinnere, dass ich bei der Wiedereintrittssequenz bei Apollo 13 förmlich gezittert habe, obwohl ich natürlich wusste, wie´s ausgeht)…
Analyse

Fallout ist ein Paradebeispiel für mein Zagarino-ist-kein-Actionheld-Axiom, will sagen, ein weiterer Beleg dafür, dass Frank Zagarino in Rollen, die über das blosse Hauen, Stechen & Ballern hinausgeht, besser ist als in plumpen Actionfilmen drittrangigen Kalibers – wie schon in The Guardian. Ich will den guten Frank jetzt sicherlich nicht heiligsprechen, aber irgendwo in ihm steckt ein kleiner Schauspieler, der raus will – es ist eigentlich komisch, dass ein Typ, der hauptsächlich auf billiges Actionfodder a la Shadowchaser und Warhead abonniert ist, in diesen Rollen gar nicht überzeugen kann und da, wo ihm mal etwas tiefschürfendere Charaktere angeboten werden, nicht gerade zu thespischen Höchstleistungen aufsteigt, aber sich zumindest passabel aus der Affäre zieht. Woran liegt das nur, dass ich ihn als Mucki-Mann, Fistfighter und Pistolenschwinger nicht ernst nehmen kann und ihm jegliches Charisma für einen soliden Low-Budget-Actionhero abspreche (was selbst ein Michael Dudikoff noch hat, wohingegen ein David Bradley noch nulpiger ist als Zagarino in seinen unterklassigeren Werken), er mich aber in, hüstel, anspruchsvolleren Rollen zu überzeugen vermag? Ich weiss es nicht…

Vielleicht liegt´s wirklich an besser geschriebenen Charakteren, vielleicht braucht der Meister halt ein paar Anhaltspunkte mehr in seinem Script als „bad-ass mofö, „Psychopath“ oder „Held by default“ (wie in Warhead), um eine ansprechende darstellerische Leistung abzuliefern. Hier hat er so einen besser geschriebenen Charakter – sein Fedorov ist kein abgrundtiefer dämonischer Ultraterrorist, sondern ein von seiner Sache überzeugter „Freiheitskämpfer“ (heutzutage ja gerne mal austauschbare Attribute), dem mitnichten daran gelegen ist, soviele Leute wie möglich umzubringen, sondern ganz im Gegenteil darauf aus ist, seine Ziele mit einem möglichst geringen Kollateralschaden zu verwirklichen (natürlich hält das Script diese Charakterisierung nicht ganz durch und verwandelt Fedorov im plakativen Finale dann doch noch in den üblichen wahnsinnigen Killertypen, aber immerhin erst dann, als der Held ihn all seiner Optionen beraubt hat – ein Fall von „die Geister, die ich rief“). Zudem kann man Zagarino den Part auch rein äusserlich abkaufen – er ist zwar ein grosser Bursche, aber bei weitem keine solch eindrucksvolle physische Präsenz wie ein van Damme oder Lundgren. Kosmonaut ist so ungefähr das, was ich mir bei ihm vorstellen könnte – er ist fit, hält sich offenbar in Form (im krassen Gegensatz zu Daniel Baldwin) und hat auch das leicht zerknitterte Gesicht eines Typen, der sich zum Raumfahrtprogramm hochgedient und auf dem Weg wohl allerhand mitgemacht hat.

Wie schon angedeutet, ist Daniel Baldwin das absolute Gegenbeispiel dazu – wieder einmal stelle ich mir die Frage, warum ich den Typen, den er da spielt, sympathisch finden sollte, abgesehen davon, dass er im schlichten Ausschlussverfahren selektiert den Helden geben soll. Sein J.J. ist eingebildet, arrogant, egozentrisch bis egoistisch, ungehobelt und unleidlich (und im Endeffekt auch beinahe durch seine wenig durchdachten Aktionen Auslöser des globalen Holocausts – hier zeitigt das Script typische Ami-Denkweise: man baut sich erst mal einen Popanz auf, um ihn dann heldenmässig niederknüppeln zu können) – wie so ein Kerl sich in die verantwortungsbewusste und team-player-Mentalität erforderliche Position eines Shuttle-Kommandanten hochdienen sollte, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Daniel Baldwin ist auch nicht das, was man im Englischen so schön mit „he looks the part“ bezeichnen würde – der gute Daniel ist sicher nicht in absoluter Top-Verfassung (was man als Astronaut doch gemeinhin annehmen sollte) und ein wenig aus dem Leim gegangen. Natürlich hilft ihm auch nicht weiter, dass das Drehbuch ihm die mit Abstand dusseligsten Dialoge vorschreibt, aber, obwohl ich auch kein grosser Fan des restlichen Baldwin-Clans bin, seine diversen Brüder sind wohl doch eine Nummer talentierter (weswegen seine Filmographie zwar recht umfangreich ist, aber wenig von echter Bedeutung umfasst, das meiste sind billige B-Movies wie dieser oder Active Stealth, The Pandora Project von Jim Wynorski und In Pursuit, garniert mit TV-Ausflügen. Grossformatigeres findet sich höchstens mit Knight Moves, John Carpenters Vampires oder, hüstel, Attack of the 50 Ft. Woman). Baldwin chargiert sich mit minimalem darstellerischen Aufwand und absolut charismafrei durch den Streifen.

Wenn ich eh schon, entgegen meiner sonstigen Angewohnheiten, mit der Darstellerkritik angefangen hab, mach ich auch gleich weiter. Terri Ann Linn haut sich auch nicht gerade wirklich ins Zeug – ihre Schauspielkunst ist auf biederem TV-Niveau angesiedelt (wen wundert´s, fünf Jahre lang zierte sie den Cast von Reich und schön), ihre Rolle ist auch recht undankbar (viel mehr als mit ihrem Universal-Thing über Computerkonsolen wedeln darf sie nicht) und auch als optisch schmückendes Beiwerk kann sie nichts gewinnbringendes leisten (das walte erstens die Jugendfreigabe und zweitens die Tatsache, dass es hübschere Frauen in Hollywood an jeder Ecke geben dürfte). Scott Valentine (Tanner), den Trashfreunde aus Roger Cormans Black Scorpion-Reihe und Güteklasseschund wie The Unborn 2 oder Carnosaurus 3 kennen könnten, fällt nicht weiter auf, da er auch keine gesteigerten darstellerischen Aufgaben zu erledigen hat und John Reilly (10 Seasons General Hospital!) gibt als Abrams einen anständigen Kommisskopf zum besten, der ungefähr auf einem Level liegt mit dem, was der eigentlich für solche Rollen gesetzlich vorgeschriebene Charles Napier abliefern würde.

Die Story selbst ist nicht gänzlich übel, krankt aber natürlich an diversen Ungereimtheiten (wie effektiv kann ein Killersatellitensystem sein, dass die ganzen Satelliten als Waffen einsetzt und die mühelos von einem angreifenden Kampfjet mit einer Rakete ausser Gefecht gesetzt werden können). Bonuspunkte gibt es für die in einigen, oben angemerkten, Bemühungen um realistische Details und den aktuellen zeitgeschichtlich-politischen Bezug. Ganz neu ist die Plotte sicherlich auch nicht (ein zumindest vom Setting her ähnliches Szenario lieferte der ganz passable deutsche TV-Film Der letzte Kosmonaut), aber für den Kontext eines Low-Budget-Streifens aus der Werkstatt Amritraj/Stevens ist das ganze ziemlich erträglich und nicht übermässig abgegriffen.

Rodney McDonalds Inszenierung (hrf, ich bin ständig versucht, Ronald McDonald zu schreiben) ist nicht übermässig flott, aber auch nicht absolut dröge – der Streifen rollt in einem erträglichen Tempo dahin, ohne dass McDonald in die Verlegenheit kommt, irgendwas innovatives oder originelles damit anzufangen. Von jemandem, der Stevens schon länger verbunden ist und u.a. zwei Teile der Night Eyes-Erotikthrillerserie inszenierte (nach Fallout drehte er mit Sonic Impact und Deep Core zwei Werke, die Fallout in Budget und Stossrichtung wohl kuam nachstehen), war vielleicht nichts anderes zu erwarten. Grösstenteils solides Handwerk ohne Kniffe. Der Look des Streifens ist für einen Film seines Budgets in Ordnung – die Raumstation Gateway besteht sicherlich aus nicht mehr als drei Sets, aber die werden relativ geschickt eingesetzt und erwecken den Eindruck räumlicher Grösse. Die Computereffekte für die Raumstation selbst sind akzeptabel, grausig dagegen ist die Animation des X-33-Raumgleiters, die dankenswerterweise aber äusserst sparsam (für vielleicht insgesamt sieben oder acht Sekunden) eingesetzt wird.

Summa summarum ist der Streifen relativ schmerzlose Unterhaltung – es gibt bei weitem üblere Methoden, sich einen Abend um die Ohren zu schlagen, aber natürlich auch einiges an besseren. Von Optik und Machart her rangiert Fallout sicher einen Tacken über dem üblichen Phoenician-Billigklopfer (zumal Stock Footage nicht im Übermass und wenn, dann recht sinnvoll verwendet wird), Frank Zagarino bietet eine seiner besseren Performances. Wenn Zagarino nun sowohl was den Charakter als auch den Darsteller einen, äh, „more involving“ (Ihr versteht hoffentlich, was ich meine) Konterpart als J.J./Daniel Baldwin gegenübergestellt worden wäre, würde der Streifen vielleicht sogar richtig Spass machen, so fühle ich mich aber versucht, den eigentlichen „Bösen“ anzufeuern. Letztendlich ist Fallout sicher nicht weltbewegend, aber auch nicht so abgrundtief schlecht, dass man eine Warnung loswerden müsste – ein Feuerwerk des unfreiwilligen Humors ist´s auch nicht. Wer den Film für 2 Euro einsacken kann und ein Faible für Near-Future-Science-Fiction hat, kann sich damit einigermassen gut unterhalten. Mehr aber auch nicht.

Die Videoveröffentlichung von Madison, inzwischen auch auf DVD erhältlich, bietet den üblichen vermurksten grobkörnigen Bildtransfer mit einigen groben Aussetzern, wie man ihn von diesem Label gemeinhin gewohnt ist. Mehr als 2 Euro ist das Tape von einem technischen Standpunkt her gesehen nicht wert…

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


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