The Mummy’s Hand

 
  • Original-Titel: The Mummy's Hand
  •  
  • Regie: Christy Cabanne
  • Land: USA
  • Jahr: 1940
  • Darsteller:

    Dick Foran (Steve Banning), Wallace Ford (Babe Jenson), Peggy Moran (Marta Solvani), George Zucco (Andoheb), Tom Tyler (Mumie), Charles Trowbridge (Petrie), Cecil Kellaway (Solvani)


Vorwort

Wir befinden uns – welch große Sensation – in Ägypten. Ein mysteriöser Fezträger reist in die Wüste (die absolut ober-ägyptischte Wüste, bis sie von „Das Geheimnis des Grabmals am Nil“ von Fred Olen Ray übertroffen wurde) und sucht dort einen noch mysteriöseren Tempel auf, in dem ein mega-mysteriöser Priester vor sich hin siecht. Der Priester weiß, dass er demnächst abnippeln und Osiris besuchen wird, und möchte dem Fezknilch vorher noch nebst der Hohepriester-Bürde das lokale Ober-Spezial-Sonder-Geheimnis vors Knie nageln. Vor dreitausend Jahren verstarb die Prinzessin Ananka, aber der Priester Kharis, verknallt in die gute Royale, wollte sie mit Tana-Blättern wieder ins Leben zurückholen. Das wurde natürlich sehr kritisch beäugt, als Sakrileg betrachtet und der Übeltäter zur Mumifizierung bei lebendigem Leib verurteilt (soweit, so auch bekannt aus der Karloff-„Mumie“). Als besondere Gemeinheit haben die Priester Kharis damals aber in einem nicht-ganz-toten Zustand belassen, auf dass er alle killen möge, die Anankas Grabstätte entweihen. Und die Aufgabe, die Kharis-Mumie regelmäßig mit Tana-Flüssigkeit zu bestäuben, fällt nunmehr Mr. Fez zu – er soll aber aufpassen, weil zuviel Tanazeuch die Mumie in eine unkontrollierbare mordlüsterne Bestie verwandele. Sprach der Priester und ritt ab zu seinen Ahnen…

Unspezifizierte Zeit später – der Archäologe Steve Banning und sein humoristisch veranlagter Sidekick Babe Kenson sind am Ende ihres Küchenlateins – das Geld ist praktisch alle, und niemand will Banning dafür bezahlen, weiter in der großen Sandkiste der Sahara zu buddeln. Auf einem Basar stolpert Banning aber über eine antike Vase, die nach seiner bescheidenen Meinung Beweis für die Existenz einer bislang unentdeckten Grabstätte ist. Mit den letzten Kröten wird die Vase gekauft. Ägyptologe Dr. Petrie teilt Bannings Aufregung, also schleifen sie die Vase zu Mr. Andoheb, der führenden Kapazität für authentisch-altägyptischen Krempel. Mr. Andoheb ist, was wieder kaum jemanden überraschen wird, niemand anderes als der bewusste Fez-Typ aus dem Prolog und daher eher nich‘ so dafür, dass weiße Teufel Anankas letzte Ruhestätte freilegen. Er erklärt die Vase also kurzerhand zur Fälschung und macht sie zudem noch rein versehentlich kaputt. Petrie und Banning deucht Andohebs Verhalten höchst suspekt – sie glauben an die Echtheit der Vase, nur bezahlt ihnen deswegen noch lang keiner einer Expedition.

Comic sidekick to the rescue! Babe Johnson versucht sich an der Hotelbar mit Kartentricks ein paar Drinks zu ergaunern, gerät aber an den falschen Kunden – Mr. Solvini ist „der größte Magier der Welt“, Babe daher in der Disziplin Schabernack mit Karten um Lichtjahre voraus, aber, wie sich beim launigen Gespräch danach ergibt, durchaus willig, nachdem das ägyptische Publikum keinen sonderlichen Gefallen an seinen Illusionen gefunden hat, ersatzweise ein paar Dollar in eine ärchäologische Expedition zu investieren. Andoheb hat allerdings Spione, die ihn über diesen Plan informieren, und setzt daraufhin Solvinis attraktiver Tochter Marta den Floh ins Ohr, Banning und Babe wären gemeine Betrüger, die einen alten Mann über’s Ohr hauen wollen. Marta plant die Kohle mit ihrem Revolver zurückzuholen – das Missverständnis ist aber rasch aufgeklärt, und so steht dem Treck in die Wüste nichts mehr entgegen.

Nach einigem vergeblichen Wühlen im Sand stoßen Banning und seine Helfer tatsächlich auf eine bislang unbekannte Grabstätte. Bewohner derselben ist aber nicht etwa Ananka, sondern ein Typ namens Kharis, der ganz ohne Schatzbeigaben beigesetzt wurde. Ein Hoch auf die Wissenschaft, aber wie jeder anständige Archäologe will Banning mit seinen Funden primär reich werden, und da sieht’s nach wie vor duster aus. Aus Angst vor dem Fluch, der wie auf jeder ordentlichen Ägypter-Grube auch auf diesem Grab lastet, haben sich die meisten einheimischen Wühlmäuse sowieso schon verdrückt. Dafür gibt’s aber einen unerwarteten Besucher – Andoheb, der plötzlich neben Petrie steht und auf einmal ganz dringend sein Geheimnis mit ihm teilen will – nämlich, dass Kharis noch höchst lebendig dafür ist, eine 3000 Jahre alte Mumie zu sein. Von dieser spektakulären Enthüllung hat Petrie aber nur sehr kurzfristig etwas, weil Kharis ihn erwürgt. Banning findet nur noch die schöne Bescherung von plus einer Leiche und minus einer Mumie. Als wenig später noch der letzte verbliebene Einheimische ebenfalls totgewürgt wird, herrscht ein wenig Panik bei unseren tapferen Entdeckern, die nun beim Anbruch des Morgens dringend abreisen wollen. Kharis aber ist weiter auf der Suche nach Tana-Flüssigkeit, die Andoheb und sein Helfershelfer auch bei den zukünftigen Opfern deponieren. Solvani wird nur durch den Umstand gerettet, dass Kharis sein Holzauge auf Marta wirft und sie natürlich sofort als Anankas Reinkarnation begreift…


Inhalt

Als Universal voll dabei war, aus seinen Monsterfiguren taugliche Serien-Antihelden zu stricken, die man in preisbewusst produzierten B-Movies so alle ein bis zwei Jahre wieder in die Kinos bringen konnte, erinnerte sich das Studio auch an den 32er-Klassiker „Die Mumie“ von Karl Freund, eines der großen Karrierehighlights von Boris Karloff. Der Streifen war zwar kein sonderlicher kommerzieller Erfolg gewesen – dafür war Freunds bewusst langsamer Streifen wohl etwas *zu* künstlerisch, um als bloßes Mainstream-Entertainment durchzugehen -, aber wenn man schon ein Monster zur Verfügung hat, das man schon ein paar Jahre nicht mehr ausgebeutet hatte, dann kann’s doch nicht schaden, auch das neu aufzulegen. Es wundert mich bis heute, dass Universal, die aus dem Stoff noch insgesamt vier Sequels herauspressten, nie der Versuchung nachgaben, den wandelnden Wadenwickel in die eh schon munter zusammengewürfelte „Frankenstein/Dracula/Wolfman“-Reihe zu importieren (kommt mir nicht damit, dass das logisch nicht hinzudeichseln gewesen wäre. Das letzte, was Universal bei den Monster-mash-up-Filmen interessierte, war logik), sondern die Mumie streng von ihren anderen Kreaturen getrennt hielt.

Mit welchen Prioritäten Universal an das Projekt „Mumien-Revival“ ging, erkennt man schon an den beteiligten Köpfen – Autor Griffin Jay, der für den Rest der Serie die schreiberischen Zügel in der Hand haben sollte, schrieb sonst undistinguierten Kram wie „Junior G-Men on the Air“ (ein Serial mit den „Bowery Boys“) oder „Devil Bat’s Daughter“, Regisseur Christy Cabanne war ein Veteran aus Stummfilmtagen, der viel arbeitete, aber wenig von Bedeutung fabrizierte. Sein interessantester filmhistorischer Beitrag ist Bela Lugosis einziger Farbfilm, der kuriose „Scared to Death“. Für die erste neue Mumie ließt Universal auch keinen seiner üblichen Horror-Stars vor die Kamera – weder Karloff, Carradine oder wenigstens Lon Chaney jr. stürzten sich ins Gefecht, sondern Tom Tyler und George Zucco, und das sind Namen, die dann doch eher nur dem Experten etwas sagen.

Storytechnisch her ist „The Mummy’s Hand“ eins dieser kinda-sorta-but-not-really-Sequel-Remakes, das darauf setzt, dass sein Publikum den Vorgängerfilm gesehen hat und grob weiß, worum’s geht, ihm aber trotzdem über weite Strecken eine ähnliche Plotte vorsetzt und dann auch noch wagt, aufzuhören, als es grad einigermaßen interessant wird. Gut, Universals-B-Horror hat selten viel Zeit zur Verfügung und auch „The Mummy’s Hand“ schleppt sich gerade eben so über die 60-Minuten-Marke und das auch nur mit Hilfe ausgiebiger stock footage aus „Die Mumie“ (um die Hintergrundgeschichte um Ananka und Kharis zu erzählen, d.h. auch, dass ich im obigen Absatz ein wenig geschwindelt habe, denn man sieht Boris Karloff. Nur eben nicht in Material, das für diesen Film entstand). Doch speziell bei einem Film mit einer Gesamtlaufzeit von 66 Minuten ist es schon bedenklich, dass der eigentliche Plot nach 30 Minuten beginnt und der erste Blick auf die Mumie nach 38 Minuten erfolgen kann. Bis dahin haben wir das Vergnügen neben dem üblich steifen Helden (verkörpert von Dick Foran, der wenigstens keine Schnarchtasse vom Kaliber David Manning ist, der so manchen größeren Universal-Horrorfilm ver… „besserte“) und nicht einem, sondern gleich zwei comic-relief-Charakteren in Form von Wallace Ford als Bronx-Boy Babe Jenson und Cecil Kellaway als Meistermagier Solvani, die für, schnorch, viel Spaß und gute Laune sorgen.

Da er nicht mal ’ne halbe Stunde Zeit hat, auf die Jagd nach fiesen Grabräubern zu gehen, ist Kharis‘ Kill-Strecke mit zwei auch nicht sonderlich beeindruckend. Das Bedorhungspotential einer Mumie ist nun mal schon grundsätzlich überschaubar, da die aufrecht gehenden Toilettenpapierspender ja noch langsamer sind als der gemeine Romero-Zombie-Schlurfer und Kharis ist dann auch noch gehandicapped – einen Arm kann die Mumie nicht verwenden und eins ihrer Beine ist zusätzlich noch lahm. Gehört schon viel guter Wille dazu, sich von der mörderischen Meuchelmumie massakrieren zu lassen… Seinen Crush auf Marta muss man dann schlicht als Wiederholung der Reinkarnationsgeschichte aus „Die Mumie“ begreifen, im Film selbst erklärt uns erst mal keiner, warum Kharis das Mädel nicht umbringt, sondern nur abschleppt. Der Showdown ist wie schon angedeutet kurz (und überlässt die entscheidende Aktion tatsächlich dem comic sidekick, was zumindest mal originell ist), ein bisschen wirkt die ganze Operation so, als würde der eigentliche Schlussakt fehlen (ein Mumienfilm, der noch *in* der Grabkammer endet? Wo ein nicht unerheblicher Teil des Reizes eines Mumienfilms darin besteht, die Mumie in ein „moderne“ Umgebung zu transferieren? Dieser Kharis ist praktisch die ganze Zeit zuhause…).

Handwerklich ist der Streifen solide gearbeitet – Cabanne ist „an old hand“, der weiß, was er tut, fern von der visionären künstlerischen Berufung eines Karl Freund, aber auch noch eine Klasse über Konfieren wie William „one-shot“ Beaudine. Das Set des Ananka-Grabmals ist voluminöser und detaillierter als für einen kleinen B-Heuler zu vermuten war, ist aber auch das einzige am Film, das ernstlich nach verbratenem Budget aussieht. „Exteriors“ wie die Basar-Szenen sind erkennbar klaustrophobisch im Studio gedreht, sowas wie „Hotelbar“ oder „Uni-Büro“ hat man bei Universal mutmaßlich als standing sets zum steten Gebrauch. Das Make-up der Mumie ist… okay – nicht so detailliert wie das Karloff-Mumien-make-up, dafür aber muss Tom Tyler sich für seinen gesamten Auftritt unter der Maske quälen. Für 1940 geht’s in Ordnung. Natürlich ist der Film harmlos wie nur sonst was, denn mit Einführung des Hays-Codes hatten sich die Möglichkeiten für Filmemacher, ihr Publikum *wirklich* zu erschrecken/schockieren, fast vollständig verabschiedet.

Dick Foran („Der versteinerte Wald“) ist, wie gesagt, wenigstens keine ganz charismafreie Trantüte, hat aber trotzdem für einen Helden auch nicht sonderlich viel heldenmäßiges zu tun und spielt den Banning, wie es 1940 gute Sitte war, als typisch überheblichen Yankee. Wallace Fords („Freaks“, „Ich kämpfe um dich“) komische Antics sind gewöhnungsbedürftig, Peggy Moran („King of the Cowboys“, „Horror Island“) versandet nach dem ganz vielversprechenden Anfang als temperamentvolle Knarrenlady in der üblichen kreischigen damsel-in-distress-Rolle. Akzente setzt einmal mehr der unterschätzte George Zucco („Black Raven“, „Voodoo Man“) als sinistrer Andoheb, Tom Tyler, Seriencowboy und Superheld („The Adventures of Captain Marvel“), auch späteres Unfallopfer und Kollaborateur von Ed Wood („Crossroad Avenger“) verschleißt sich als Mumie.

Universal hat den Streifen mit dem nächsten Sequel „The Mummy’s Tomb“ für den rest-europäischen Markt (außer Deutschland, of course) auf eine Blu-Ray gepackt. Die Bildqualität ist außergewöhnlich – der s/w-Print sieht aus wie gestern gedreht und heute vormittag aus dem Labor gezogen. Ich weiß, dass Puristen solchen ultrasupermega-Restaurationen kritisch gegenüber stehen, aber ich mag’s schon, wenn ich einen fast 80 Jahre alten Film *sehen* und nicht nur zwischen den Verschmutzungen und Laufstreifen raten muss (solang am Originalmaterial nichts verfälscht wird). Auch der englische Ton überzeugt. Untertitel in einer Vielzahl europäischer Idiome wird mitgeliefert.

„The Mummy’s Hand“ ist kein sonderlich spannender „Horror“- oder wenigstens „Gruselfilm“, aber eine recht unterhaltsame Zeitkapsel (und höchstwahrscheinlich wesentlich unterhaltsamer als die von mir noch nicht gesicherte Cruise-„Mumie“) des Hays-Code-Zeitalters. Immerhin ist die ganze Nummer doch eine Liga seriöser als die mash-up-Filme, mit denen Frankenstein und Dracula verheizt wurden – davor, von Abbott und Costello veralbert zu werden, bewahrte das die Mumie aber auch nicht.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 5


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Thomas Hortian
31. August 2017 19:33

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