Suicide Squad

 
  • Deutscher Titel: Suicide Squad
  • Original-Titel: Suicide Squad
  •  
  • Regie: David Ayer
  • Land: USA
  • Jahr: 2016
  • Darsteller:

    Will Smith (Deadshot), Margot Robbie (Harley Quinn), Jai Courtney (Captain Boomerang), Joel Kinnaman (Rick Flag), Viola Davis (Amanda Waller), Adewale Akinnuoye-Agbaje (Killer Croc), Jay Hernandez (Diablo), Jared Leto (Joker), Karen Fukuhara (Katana), Common (Monster T), Adam Beach (Slipknot)


Vorwort

Um der Gefahr durch marodierende Metawesen, die sich vielleicht nicht an moralische Bedenken gebunden fühlen wie der jüngst gefallene Superman, etwas Handfestes entgegensetzen zu können, schlägt ARGUS-Scheffin Amanda Waller wieder einmal ihr Lieblingsspielzeug, „Task Force X“, eine spezielle Spezialeinheit bestehend aus inhaftierten oder sonstwie gefügig gemachten Superschurken, zur Diskussion. Hinsichtlich der Mitglieder denkt sie z.B. an Auftragskiller Deadshot, den „Mann, der nie daneben schießt“, Harley Quinn, des Jokers durchgeknalltes Liebchen, den australischen Einbruchsexperten Captain Boomerang, den Mutanten Killer Croc, den menschlichen Flammenwerfer Diablo und die Hexe Enchantress, die eine Verbindung mit der Archäologin Julie Moon eingegangen ist.

Ironischerweise wird es gerade Enchantress, die Amanda Gelegenheit gibt, die Task Force einzusetzen. Die nämlich seilt sich ab, als in Midway City ein Metawesen auftaucht und Bambule veranstaltet. Der Bambuler ist nämlich niemand anderes als ihr Bruder, und die fröhliche Familienwiedervereinigung soll natürlich nur eine Zwischenetappe auf dem Weg zur Erringung der allgemeinen Weltherrschaft sein.

Waller setzt die Task Force X auf den Fall an – unter dem Kommando von Rick Flag, nebenberuflich aktueller Bespringer von Julie Moon und daher mit persönlichen Stakes, und verstärkt um Klettermaxe Slipknot und Schwertschwingerin Katana tritt die „Suicide Squad“ gegen de von Enchantress magisch geschaffenen „Eyes of the Adversary“ an. Doch das neue Team muss sich erst mal an die neue Rolle und aneinander gewöhnen und als die Squad herausfindet, dass Waller sie eigentlich nur als Sündenbock installieren will, um die unabwendbare Katastrophe den Schurken zuzuschieben, hat das den überraschenden Effekt, die Gruppe zusammenzuschweissen. Und abgesehen davon hüpft noch der Joker durch die Stadt, um sein Liebchen zu befreien.


Inhalt

Ach, DC. Obwohl ich zugegeben seit den 70ern und späten Williams-Verlag-Zeiten staatlich anerkannter Marvellianer mit Stempel auf dem Hintern bin, geb ich jederzeit zu, dass DC auch ein beeindruckendes Helden-Roster zur Verfügung hat (okay, den ollen Schnupie fand ich schon immer langweilig, aber Batman, Green Lantern, Wonder Woman, Flash usw., das ist schon aller Ehren wert), aber mit den Filmen, nee, das wird einfach nix. Nicht nur, dass DC beim Aufbau des eigenen Cinematic Universe offenkundig beschlossen hat, das alles, was an comic book superhero irgendwie fun und comic book sein könnte, zu unerwünschten Elementen zu erklären. Dark and gritty muss es sein, moralisch ambivalent und am besten auch rein farblich in Grautönen. „Man of Steel“ und „Batman vs. Superman“ waren zwar finanziell nicht unerfolgreich, aber während das Fandom nach jedem neuen Marvel-Film jubiliert (und selbst second- bis third-tier-Charaktere wie „Ant-Man“ oder die „Guardians of the Galaxy“ zu Blockbustern wurden) und man beim Lösen der Eintrittskarte eigentlich sicher sein kann, zwei Stunden Spaß zu haben, scheint der Erfolg der DC-Filme irgendwie nach „gehen wir rein, um zu kucken, ob sie das AUCH WIEDER verbocken“ zu riechen (immerhin, das ist ein Stadium, von dem Foxens „Fantastic Four“-Filme nur träumen können).

Dann wurde „Suicide Squad“ angekündigt und viele Fans fassten Hoffnung. Deren Superschurken-werden-Antihelden-Comics sind beliebt, aber gleichzeitig auch nicht SO Mainstream, dass man an die Comic-Lore gekettet ist und durchaus für einen Film die Kreativität spielen lassen kann. Zack Snyder wurde vom Regiestuhl ferngehalten und dafür Action-Spezialist David Ayer („Sabotage“, „Fury“) verpflichtet. Aber – wie man auch den diversen Making-of-Featuretten entnehmen kann – wieder einmal entschied man sich gegen comic book fun und für „dark, gritty and reality based“. Also in den bisherigen DCU-Kanon passend. Und dann kam „Deadpool“, mit seiner knackigen R-Rated-Gewalt, blöden Sprüchen galore, fourth wall breaking – die komplette Antithese zu DCs Herangehensweise, und brach Kassenrekorde (für verhältnismäßig „kleines“ Budget). Und bei DC brach Panik aus. Trailer wurden so geschnitten, dass sie die Humor- und Gewaltattitüde von „Deadpool“ emulierten, Nachdrehs angeordnet. Der Kassenerfolg ließ nicht auf sich warten, aber die Kritiken waren bestenfalls „meh“ und auch die Reaktion des Fandoms blieb einigermaßen verhalten (in der IMDb rangiert der Film bei 6,3. „Deadpool“ zum Vergleich bei 8,1).

Und, was sagen wir jetzt als jemand, der „Civil War“ abgefeiert hat (aber durchaus „Age of Ultron“ für eine Enttäuschung hielt), und Marvellianer zu „Suicide Squad“?

Im Endeffekt genau das, was die Kritiken sagten, nämlich „meh“. Es ist keine totale Katastrophe, aber ein Film, der sein Potential nicht ansatzweise ausschöpft. Reden wir zunächst über das, was der Film gut macht: er hat einen konsistent guten Look und famose Actionszenen, die enorm davon profitieren, dass Ayer einer von der dankenswerten Sorte Regisseure ist, die soviel wie möglich „practical“ machen wolen und lieber drei Wochen dafür verbraten, eine Actionszene mit Dutzenden Stuntmen zu drehen als die Achseln zu zucken und „we’ll do that in post with CGI“ zu murmeln. Garniert mit Kampfchoreographie von Martial-Arts-Legende Richard Norton resultiert das in drei wirklich packenden set-pieces, die sich hinter Marvel nicht verstecken müssen und durch ihre reale „Fassbarkeit“ vielleicht sogar manchen der gigantomanischen Actionszenen bei Marvel überlegen sind. Mit Will Smith als Deadshot, Margot Robbie als Harley Quinn und Jai Courtney als Captain Boomerang hat man drei exzellente Schauspieler verpflichtet, die aus ihren Charakteren das Maximum rausholen und teilweise sogar noch ein bisschen mehr. Und der gediegen zusammengestellte Song-Soundtrack passt zu 99,9 % wie die Faust aufs jeweilige Auge.

Kommen wir zu den Problemen… first and foremost – der Ton (und ich meine jetzt nicht den Audio-Ton). Man bemerkt in fast jeder Sekunde, jeder Szene, wie der Film zwischen seinem ursprünglichen „dark and gritty“-Ansatz und dem von DC verordneten „lasst uns auch ein bissl LUSCHTIG sein“ zerrieben wird. Außer Harley Quinn und Boomerang hat „Suicide Squad“ nämlich keine „funny characters“ und während Boomerang einigermaßen gefällig in den Film integriert ist, wirkt Harley Quinn immer ein bisschen so, als wäre sie vom Set eines völlig anderen Films rübergestolpert und jetzt verblüfft, wo sie hingeraten ist. Ich meine, kein Vertun, Robbies Performance ist grandios, aber es will einfach nicht so recht zum Rest des Films passen (Smith z.B. legt seine Deadshot-Rolle explizit dramatisch an). Dann wäre der Plot itself, der für mich vorn und hinten keinen Sinn macht (ich hab kein Problem mit der Einführung von Magie ins DCU. Wer fliegende Menschen von anderen Sternen akzeptiert, sollte nicht über Magie lästern), abgesehen davon, dass der main plot point (Enchantress‘ Herz) verdächtig an „Fluch der Karibiks“ Davy Jones erinnert (man vergebe mir, dass ich Enchantress‘ Comic-Historie nicht en detail kenne). Gut, ARGUS‘ Aktionen und Pläne machen schon im (unendlich besseren) Arrowverse oftmals nur begrenzt Sinn, aber wie Waller auf die Idee kommt, sie könne Enchantress wirklich kontrollieren (und dass es ein töfter Einfall wäre, sie relativ unüberwacht in einen High-Risk-Einsatz wie den in Midway City zu schicken), soll sie mal dem Pentagon erklären (und auch diese ganze Sündenbock-Geschichte ergibt sich nicht schlüssig aus dem Film. Deadshot behauptet das irgendwann mal und alle, inkl. Flag, nicken eifrig). Die Struktur ist auch alles andere als elegant, was die Einführung der Charaktere (nebst überflüssiger Batman- und Flash-Cameos) und die als Parallel-Plot erzählte Beziehungsgeschichte von Joker und Harley angeht (da konnte ich mich nicht des Eindrucks verwehren, man wollte hier krampfhaft die Parallelstruktur von „Deadpool“ imitieren, ohne sie verstanden zu haben). Trotz dieses Kunstgriffs hat „Suicide Squad“ im zweiten Akt einige Leerlaufstellen, bei denen mein Interesse versucht war, sich dezent zu verabschieden…

Und dann müssen wir natürlich noch über den Joker reden. Die Trailer ließen ja durchaus die Vermutung zu, dass der Clown Prince of Crime ein Mitglied der Squad wäre, aber dem ist natürlich nicht so, und demzufolge hat Jared Leto auch im extended cut eher übersichtliche screen time. Aber das ist gar nicht mal soo schlimm, denn… Leto ist mit Sicherheit der bislang schlechteste Film-Joker (einschließlich Cesar Romero). Ich bin mir nicht sicher, ob irgendjemand, der an diesem Film beteiligt war, die Figur des Jokers auch nur ansatzweise verstanden hat. Ein paar HAHA-Tattoos und grüne Haare sind nicht die Essenz des Charakters. Dieser Joker ist kein larger-than-life-Schurke mit verquerem Humorverständnis, dieser Joker ist einfach nur ein Arschloch mit Feuerwaffen. Ich wusste nicht, was ich vom Leto-Joker erwarten sollte, aber… das wollte ich jedenfalls nicht.

Was ist also das Wort zum Sonntag? Smith, Robbie und Courtney hätten einen besseren Film verdient, Ayer kann Action inszenieren wie zur Zeit kaum ein anderer, und DC… DC, zieht euer dark-and-gritty-Ding einfach durch, diese „Mischform“ hilft keinem. Lasst Fun & Comic Book Attitude im Arrowverse, da gehört es hin und da macht’s auch Spaß (wenn ihr aber Margot Robbie ins Arrowverse integrieren könntet… hüstel…)

2,5/5
(c) 2016 Dr. Acula


mm
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