Rexosaurus

 
  • Deutscher Titel: Rexosaurus
  • Original-Titel: Doctor Mordrid
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  • Regie: Albert Band, Charles Band
  • Land: USA
  • Jahr: 1992
  • Darsteller:

    Dr. Mordrid (Jeffrey Combs)
    Samantha Hunt (Yvette Nipar)
    Tony Gaudio (Jay Acovone)
    Adrian (Keith Coulouris)
    Gunner (Ritch Brinkley)
    Kabal (Brian Thompson)
    Sara Golden (Pearl Shear)
    Mr. Berstein (Murray Rubin)
    Det. Levitz (Jeff Austin)
    Morrie (John Apicella)


Vorwort

Abt. Charles Band (ja, der füllt seine Abteilung ganz alleine…)

Nachdem ich Charlie ja vor einigen Wochen interviewt hatte, fiel mir doch wieder auf und ein, dass es noch einen ganzen Haufen Full-Moon-Filme gibt, die ich trotz aller Bemühungen noch nicht gesehen habe (und „damals“ dachte ich, ich hätte mir alles, wo „Full Moon“ draufstand, unbürokratisch als Laserdisc zuschicken lassen… weit gefehlt). Und aufgrund der immer noch reichlich verqueren Rechtesituation um den 90er-Output des Studios ist es leider nicht ganz leicht, versäumtes nachzuholen.

Auf DVD haben sich noch die wenigsten Klassiker aus Charles Bands güldener Epoche (soweit man wertvolle Edelmetalle im Zusammenhang mit Full Moon & Empire nennen will) verirrt, der geneigte Fan muss also darauf hoffen, alle heilige Zeiten mal eine Videocassette abzustauben. Neulich hatte ich dann endlich mal wieder Glück – bei ebay lief mir Rexosaurus vor die Flinte – ungeachtet des doofen deutschen Titels, mit dem der dämliche Verleiher nur auf den damals grade mächtig angesagten Dino-Zug aufspringen wollte, gilt der Hobel allgemein als eines der besten Full-Moon-Produkte und kann darüber hinaus, da ungeschnitten FSK 16, auch ohne Konsequenzen auf ebay verhökert werden. Startpreis plus Porto wurde gerne von mir abgedrückt – was tut man nicht alles für einen Jeffrey-Combs-Film?

Gut, dann richten wir´s uns doch mal gemütlich vor der Glotze ein, schließlich muss jetzt „nur noch“ der Film auch wirklich was taugen. Zuständiger Drehbuchautor war zwar C. Courtney Joyner, und der steht, wie wir hartgesottene Full-Moon-Vielkucker wissen, mit wirklich schlüssigen Scripten deutlich auf Kriegsfuß, aber das allein muss ja noch keine Spaßbremse sein. Wie schon der Kaiser sagte: schau´ mer mal.


Inhalt

Zum Vorspann streift die Kamera durch ein Studierzimmer – naja, vielleicht doch eher eine mittlere Bibliothek, vollgepackt mit alten Schmökern, diversem okkulten Kokolores (bzw. dem, was der Production Designer für vage okkult hielt, also alles, was im Bereich „ägyptische Bast-Statue und besser“ liegt) und dem, wie Terry Pratchett schon korrekt anmerkte, gesetzlich vorgeschriebenen (lebendigen) Raben aus dem Magier-Grundausstattungskasten. Eine Wanduhr, die von einem hellblauen Neonring umgeben ist, scheint eine tiefere Bedeutung zu haben (die uns natürlich kein Mensch verraten wird), der Samowar scheint mir eher weltlichen Zwecken zu dienen (andererseits – wie diese Teile aussehen, glaub ich ohne weiteres, das man damit auch Dämonen beschwören kann). Der Inhaber dieses magischen Sammelsuriums steht aber durchaus auch modernen Medien aufgeschlossen gegenüber, wie die eindrucksvolle Monitorwand belegt. Die wandtapetengroße Weltkarte, die das Ensemble geschmackvoll abrundet, hat zwar noch vermutlich der gute Martin Behaim persönlich gemalt, aber alle wesentlichen Kontinente sind immerhin drauf. Was braucht der Mensch mehr? In diesem sanctum sanctorium würde sich Dr. Strange sicherlich wohl fühlen…

Verlassen wir den Vorspann und wechseln direkt in den Film, wo uns zwei Augen aus dem Weltraum ansehen. Nein, ich halluziniere nicht, es sind wirklich nur zwei Augen in einem Weltraum-Sternenfeld. Und die überbringen unserem Helden, Dr. Mordrid, dessen Kopf ebenfalls in diese mysteriöse Dimension lugt, schlechte Kunde: Das „Oberhaupt des Todes“ (macht sich bestimmt gut im Perso) sei unterwegs, um Mordrid zu finden. Weil die Augen (die später noch auf den Namen „Der Überwacher“ hören werden) zwar der omnicogniszenten (uff, ist das jetzt richtig geschrieben?), aber auch der typisch fiesen „ich-weiß-was-was-du-nicht-weißt“-Fraktion angehören, wollen sie Mordrid nicht verraten, wann der Todesscheffe den einzutreffen gedenkt (auf die bewährte „selbst-wenn-ich-es-wüsste-würde-ich-es-dir-nicht-sagen“-Masche). Mordrid (natürlich uns aller Jeffrey Combs) gibt sich trotzig-kampfeswillig, was dem Überwacher Respekt abnötigt. Aber Mut allein wird nicht reichen, düstert das höhere Wesen vertrauenseinflössend.

Dieweil, in Rio de Janeiro – etabliert durch Zuckerhut- und Jesus-Statuen-Stock-Footage nebst einer ungefähr eine Minute lang im Bild befindlichen knallgelben „RIO DE JANEIRO“-Einblendung. Yes, it gets the point across. Auch wenn ich nicht glaube, dass eine Full-Moon-Produktion sich einen Auslandsausflug nach Brazil leisten kann und ich daher ganz vorsichtig spekuliere, dass die nachfolgenden Szenen nicht unbedingt on location entstanden sind…

Ein fahrbarer Panzerschrank tuckert über eine Nebenstraße. Der uniformierte Fahrer wünscht sich von seinem Kollegen, der die Wertsachen im Laderaum bewacht, eine „cigaro“. Es scheinen gewisse Kommunikationsprobleme vorzulegen, denn anstelle der erwünschten Tabakware bekommt der Fahrer eine blaue Bohne in den Schädel (vielleicht will der wohlmeinende Mörder ja dem Fahrer nur das Siechtum an an Lungenkrebs o.ä. ersparen). Dafür, dass der Fahrer hops ist, kommt die Kalesche recht zivilisiert zum Stillstand und der irgendwie leict geistig abwesend wirkende Pistolero lädt sorgfältig zwei Kisten ab und stellt sie mitten auf die Straße. Dies nicht, um damit eine böse Falle für nachfolgende Autofahrer aufzustellen, nein, der Abnehmer der Ware kommt sofort mit einem Jeep und entpuppt sich als generic movie villain – ein blonder Hüne mit cooler Sonnenbrille, also so ungefähr die Preisklasse, wenn man sich einen Star wie Matthias Hues nicht leisten kann. Evil Blonde Guy öffnet seinen Agentenkoffer – anstelle der üblichen Gadgets wie Raketenwerferkugelschreibern, Armbanduhrkameras und Laserzahnspangen findet sich im Köfferlein ein buntes Allerlei an Fläschchen und Zaubertränken, auf das Miraculix sicher neidisch wäre. Evil Blonde Guy nimmt die größte Flasche (die lustigerweise mit diversen bunten Sternchen dekoriert ist), schüttet sowas ähnliches wie einen Kreis um die Kisten und murmelt dazu eine gar grausige Beschwörungsformel („lass es ausbrechen und eindringen“, „der Blutstrahl der Erde“ und ähnliche blumige Umschreibungen, die mich eigentlich erwarten liessen, dass dadurch mindestens ein blutrünstiger Dämon herbeigerufen wird). Das Resultat ist für den betriebenen Aufwand eher unspektakulär – ein schlichter visueller Effekt und die Kisten beamen sich selbsttätig weg. Der Mohr bzw. Brasilianer hat seine Schuldigkeit getan – Evil Blonde Guy entlässt den Kerl aber nicht einfach so aus dem Arbeitsverhältnis, sondern sorgt dafür, dass der arme Mann sich mit seiner eigenen Dienstpistole das Gehirn (off-screen) rausbläst. Mächtig spooky bis hierher…

Mit Hilfe einiger, hüstel, spektakulärer Luftaufnahmen des nächtlichen New Yorks, hinsichtlich derer ich Leib, Leben, Hof, badmovie-Kater und mine Joe D´Amato-Filmsammlung verwette, dass die nicht für diesen Film entstanden sind, projizieren wir uns in Mordrids santum, wo der titelgebende Okkultdoktor meditierend in seinem Ohrensessel hockt, aber bei dieser gewinnbringenden Tätigkeit energisch durch eine heftige Streiterei auf dem Flur des Appartmenthauses gestört wird. Merke: wer solche Nachbarn hat, braucht keine anderweitigen Feinde mehr. Stein des Anstosses ist ein Köter von kalbsähnlichen Ausmaßen, der seine große Klappe nicht halten kann und eine Schreckschraube von Kaloderma-maskenbewehrter alter Schachtel um den Schlaf bringt. Der Hundeeigner wird mit finsteren Drohungen bedacht: „Mein Neffe studiert in zwei Jahren Jura, der wird´s ihnen da zeigen!“ (Dafür müssten die Streitparteien bis dahin überhaupt noch leben…). Mr. Berstein, der Hundehüter, klopft eine weitere Nachbarin aus dem Schlaf, auf der Basis, dass Samantha Hunt als Polizistin über Recht & Ordnung Bescheid wissen und den Streit zu allgemeiner Zufriedenheit, speziell zu seiner, schlichten müsste. Sam Hunt erweist sich als wirklich nettes bebrilltes Mädel, das meine „Girls-with-Glasses-are-cute“-Theorie eindeutig und nachdrücklich bestätigt, und klärt zunächst mal ein Mißverständnis. Sie arbeitet zwar für die Polizei, ist aber keine Polizistin, sondern in der Forschungsabteilung tätig (was es nicht alles gibt). Dann verdonnert sie Berstein dazu, den Hund des Nächtens zum Schweigen zub ringen. Die alte Zicke triumphiert, doch nur für einen Moment, denn Sam erinnert sich daran, dass sie deren Fernseher als deutlich zu laut empfindet. „Das sag ich dem Hausmeister“, keift die Alte. „Ach, dem Unsichtbaren?“, lächelt Sam. Dann halt dem Eigentümer, knurrt die Olle. Aber den kennt keiner. Man zerstreut sich und Sam erblickt Mordrid, der sich das allgemeine Gekeife semi-amüsiert von seiner Wohnungstüre aus angehört hat. „Vor hundert Jahren muss es leichter gewesen sein, in New York zu leben,“ seufzt Sam und Mordrid verplappert sich: „Ja, das war es.“ Samantha wittert eine günstige Gelegenheit, sich an den offensichtlich in strenger Zurückgezogenheit lebenden Mordrid ranzuschmeißen und schaltet auf Smalltalk um. Darauf hat der sichtlich vielbeschäftigte Dottore keinen Bock und einen schlappen Spezialeffekt später steht Samantha leicht irritiert, dafür aber auch verdächtig allein im Flur. Magier müsste man sein – solche Fähigkeiten hab ich mir im Treppenhaus auch schon manchmal gewünscht, und sei´s bei lästigen Drückerkolonnen.

Mordrid seufzt seinen Raben an, der – wie könnte es anders sein – auf den Namen „Edgar“ (sogar „Edgar Allan“, wie wir noch erfahren werden) hört: „Sie hat Recht, vor hundert Jahren war es wirklich einfacher!“ Der Rabe hat dazu keinen Standpunkt. Mordrid pflanzt sich vor seine Monitorwand und lauscht der simultanen Übertragung eines soliden halben Dutzends verschiedener Nachrichtensender und macht in dem allgemeinen akustischen Kuddelmuddel tatsächlich eine Sendung aus, die seines Interesses würdig ist. Damit wir langsam mal in die Nähe eines Plots kommen, berichtet ein Sender über einen mysteriösen Platinraub in Brasilien (das also war in den Kisten. Sicherlich schockierend, insbesondere wenn mit zwei Leichen garniert, aber der Stoff, aus dem die Nachrichtenkanäle ihre Breaking News machen? I doubt it). „PLATIN?“ entsetzt sich Mordrid und hüpft wie von der Tarantel gestochen zu seiner antiken Truhe der Schriftrollen, packt eine aus, fiedelt mit einem magischen Gerät, das irgendwie aussieht wie eine Mischung aus Zirkel und Sextant, herum, schließt jeden Zufall aus und markiert in der Überzeugung, das „erste Anzeichen“ gefunden zu haben, den Tatort auf seiner Weltkarte.

Ihr habt es sicherlich schon vermutet – Samantha Hunt ist unsere weibliche Hauptfigur, daher sehen wir mal nach, was die (am nächsten Tag) so treibt. Nämlich sich von ihrem Vorgesetzten, einem eher widerlich aussehenden Typen namens Tony Gaudio, schlecht behandeln lassen. Obwohl ihre fachfräuische Expertise, die Analyse von ägyptischen Hieroglyphen, die an Tatortwände geschmiert wurden, zur Dingfestmachung eines Serienkillers beigetragen hat, spielt Tony ihre Mitwirkung an der Aufklärung bis zur Nichtexistenz herunter („wir hätten ihn auch so geschnappt“). Der windige Cop ist, wie das halt in aufgeklärten und emanzipierten Zeiten wie diesen so ist, weniger an ihrer fachlichen Qualifikation denn an einer eingehenden Untersuchung ihrer anatomischen Reize interessiert, was allerdings auf keinerlei Gegenseitigkeit beruht. Sam entzieht sich den Flirtversuchen, um zu einem wissenschaftlichen Vortrag zu spät zu kommen. Das Thema lautet „Das kriminelle Bewusstsein und das Übernatürliche“ und der Referent heißt… Dr. Mordrid, wer hätt´s gedenkt. Mordrids fundierte Ausführungen lassen sich dahingehend zusammenfassen, dass man Behauptungen kriminellen Gesindels, von übernatürlichen Mächten zu ihren Taten getrieben worden zu sein, nicht nur deswegen außer Acht lassen sollte, weil sie nicht in unser modernes Weltbild passen. Das mehrhundertköpfige Auditorium bedenkt diese unter strafrechtlichen Gesichtspunkten eher bedenkliche Predigt mit donnerndem Applaus. Alles liberale Kommunisten, I tells ya.

Nach diesem fulminanten Erfolg kehrt Mordrid in sein Appartment zurück, betrachtet wieder seine TV-Wand und spielt mit einer (magischen?) Taschenuhr. Wieder erregt eine auf den ersten Blick eher belanglose Meldung seine Aufmerksamkeit. Ein südafrikanischer Diamantenhändler hat sich entleibt, nachdem er seinen eigenen Diamantentransport überfallen hat. Die Klunker sind spurlos verschwunden. Nachdenklich markiert Mordrid den nächsten Ort auf seiner Weltkarte.

Samantha möchte Mordrid besuchen, der tut aber überzeugend so, als wäre er nicht da, denn er hat wichtigeres okkultes zu tun. Er legt seine blaue Magier-Robe an, greift sich sein magisches Amulett (dessen Prägung mich irgendwie an Hammer & Sichel erinnert. Ich sag doch, Kommunisten!) und packt seine Kristallkugel aus (der hat seine Ausstattung wirklich bei Wizards-R-Us bestellt). Mit der Glaskugel nimmt er Kontakt mit dem „Überwacher“ auf (den bereits bekannten Weltraum-Augen) und berichtet, dass die ersten beiden „Zeichen“ sich eingestellt hätten – wertvolle alchimistische Elemente wurden gestohlen, ein sicheres Zeichen dafür, dass der „Kopf des Todes“ entkommen sei (war´s vorhin nicht noch das „Oberhaupt“? Schön, wenn ein Übersetzer so deutlich versagt). Der Überwacher, bekanntlich allwissend und nicht besonders hilfsbereit, bestätigt dies und verklickert Mordrid, dass er „überwechseln“ müsse. Was immer das auch heißen mag, Mordrid ist nicht besonders motiviert: „Meine Fähigkeiten sind begrenzt!“ (Selbstvertrauen mangelhaft, so wird nie ein Superheld aus dir). Der Überwacher drängelt: „Du MUSST aber!“ Was so ein im Weltraum raumschwebendes Augenpaar befiehlt, wird selbstverfreilich auch getan. Mordrid vollführt ein wenig Magie (d.h. ein paar Blitze-Strahl-Visual-FX) und die Weltkarte schiebt sich auseinander, um ein Portal freizugeben, auf dessen anderer Seite außer vage bläulichen Nebels nicht wirklich etwas erkennbar ist. Todesverachtend (aber nicht wirklich schnell oder entschlossen… feige Socke!) stapft Mordrid hindurch, ungeachtet der innenarchitektonischen Maßnahmen, die das Portal per heftigen Windstößen und plötzlich auftretenden Bücherfeuern in den Regalen veranstaltet. Da hat die Putze was zu tun.

Jenseits des Portals befindet sich eine andere Dimension, in der eine auf einen Felsbrocken gepichelte Burg vor sich hin schwebt. Selbige ist das Mordrids Reiseziel. Die Burg entpuppt sich als eher ungastlich-düstere Stätte und Mordrid wird sofort von einer wüst aussehenden und gewaltsam erblindeten Kreatur ins Visier einer Flinte genommen. Mordrid identifiziert sich und den Blinden als seinen alten Kumpel Gunner. Gunner wäre zu Tränen gerührt, hätte er noch etwas, womit er heulen könnte, und umarmt den Freund (der ist aber recht vertrauensselig). Unser Held begehrt Auskunft über den Sachstand – die Burg wurde angegriffen, und zwar von Kabal. Das ist in diesem Fall weder ein falsch geschriebener badmovies.de-Forums-Regular noch der neue spirituelle Mentor von Madonna, sondern eben der Oberkopf des Bösen bzw., ich will´s ja nicht unerträglich spannend machen, Evil Blonde Guy aus Brasilien. Kabal wollte seine höllischen Dämonenheerscharen befreien und in die „Welt der drei Dimensionen“ (ergo unsere gute alte Erde) führen, um dort erstens Mordrid den Garaus zu machen und nebenbei allerlei sonstiges Ungemach über die Menschheit zu bringen. Im Zuge der Kampfhandlungen habe Kabal die komplette Burgbelegschaft massakriert und Gunner mit einem Feuerstoß geblendet. Trotz dieses Handicaps ist es Gunner gelungen, die Dämonen in ihrem Gefängnis (hinter einem massiven runden Stahltors) festzuhalten. Damit erzählt Gunner dem Doktor nur bedingt Neues, und auch die Warnung, Kabal und dessen magischen Kräfte nicht zu unterschätzen, beeindrucken Mordrid nicht sonderlich (war er vor drei Minuten nicht noch der Ansicht, seine Fähigkeiten wären begrenzt? Tss… Wendehals). „Ich habe auch Macht“, grinst Mordrid und gibt Gunner durch simples Handauflegen funktionierende Glubscher zurück, denn „der Wächter sollte sehen können“ (in der Tat kein übler Gedanke). Damit hätte sich die extradimensionale Episode erledigt und außer dem ein oder anderen passablen Effekt hat sie uns, so rein handlungstechnisch betrachtet, nicht wesentlich weitergebracht. Ich würde ja schimpfen, wüsste ich nicht, von wem das Script stammt…

Samantha kann man indes nicht den Vorwurf machen, nicht hartnäckig genug zu sein. Sie steht immer noch – im entzückenden Schlafanzug – vor Mordrids Tür und wartet scheinbar auf bessere Zeiten. Zumindest bis sie die Türklinke angriffelt, das aber besser hätte sein lassen, denn die ist scheinbar reichlich heiß und verbrennt ihr die Pfote. Das kann nach ihrer bescheidenen Ansicht nur eins bedeuten: Feurio! Die Brandbekämpfungsbrigade wird alarmiert und möchte sich gerade mit geschwungener Axt zum vermeintlichen Brandherd durchschlagen, als Mordrid mit zerstreut-erstauntem Gesichtsausdruck die Tür öffnet (wuaah, da hat er Glück gehabt, dass Herr Feuerwehrmann nicht durchgezogen hat… Axt im Kopf dürfte selbst für Magier ungesund sein). Mordrid gibt zu Protokoll, dass alles bester Ordnung sei und von einem Feuer überhaupt keine Rede sein könne. Ein Streifenpolizist kündigt Samantha wegen mutwilligen Fehlalarms eine Anzeige an – Sammy ist zerknirscht und entschuldigt sich bei Mordrid für den Hassel. Der Doktor entdeckt seine romantische Ader und bittet zu ihrer Verblüffung Samantha zu sich herein. Sammy ist angesichts der beeindruckenden Bibliothek angemessen aus dem Häuschen. „Ich sammle schon eine ganze Weile“, hüstelt Mordrid und stellt ihr seinen Raben vor, „meinen Leibwächter!“ Samantha richtet ihr Augenmerk auf das von Mordrid unvorsichtigerweise einfach nur auf ein Tischchen gelegtes Amulett und vermutet druidischen Ursprung. Da hat´s unser Doktor eilig, den Anhänger als neumodische Eigenkreatiopn zu bezeichnen und völlig elegant das Thema zu wechseln. Wieso war Samantha doch gleich bei seinem Vortrag? Samantha erklärt, dass sie als Polizeiberaterin arbeitet und den Ordnungshütern bei allen satanistisch-okkult angehauchten Straftaten mit Rat und Tat zur Seite steht. Mordrid, der für meine Begriffe in dieser Phase schwer aus dem Charakter fällt, bietet ihr an, beruflich gerne seine Hilfe in Anspruch nehmen zu dürfen.

Dieweil, anderswo. In einer Kapelle rocken zwei Möchtegern-Goths zu einem vernachlässigenswerten Song ab. Adrian und Irene sind in Feierlaune, weil Kabal sich in Adrians (anzunehmenderweise recht leerem) Hirn gemeldet und die beiden als Helfer für seine Sache rekrutiert hat (man muss nehmen, was man kriegt. Und ich denke überhaupt nicht darüber nach, wie diese Verbindung überhaupt zustande kam. Woher kennt Adrian Kabal?). „Es ist eine große Ehre“, freut sich Irene mindestens eine Brust ab, denn schließlich hätte Kabal ja jeden erwählen können. Und nun erwartet man das Eintreffen des Oberbösewichts. Kabal zeigt seinen Sinn für spektakuläre Auftritte und lässt ein großes Buntglasfenster explodieren, ehe er sich in einem mittelprächtigen Effekt materialisiert. Adrians Kommentar ist auf der eher konservativen Seite: „Ach du liebe Zeit!“ (Also, wenn man mich fragt – jeder ordentliche Goth-Verein würde Adrian wegen erwiesener Peinlichkeit feuern).

Wie´s der Deibel so will, ratschen Samantha und Mordrid auch grad über Kabal. Mordrid behauptet, ein Buch über den bösen Schelm zu schreiben. Samantha will sich grad verabschieden, als ihr Blick auf einen ihr vertraut vorkommenden Umschlag fällt – es ist der, in dem sie Mietzahlung versandt hat. Womit denn auch geklärt wäre, dass niemand anderes als Mordrid der geheimnisumwitterte Hauseigentümer ist. Aus unerfindlichen Gründen möchte Mordrid, dass dies weiterhin ein Mysterium bleibt. Samantha gelobt Grabesschweigen, „wenn sie dafür sorgen, dass mein Müllschlucker repariert wird.“ (Sollte für einen Großmagus doch die leichteste Übung sein…).

Kabal lässt sich indes von Adrian die Diamanten bringen und strengt neue Pläne an. Ein Labor steht auf der Abschussliste, kann aber warten, weil dem bösen Todesbringer ein Bruch ins „Cosmopolitan-Museum“ (das möchte ich beinahe für einen Gag halten) wichtiger erscheint. Irene hat bereits einen Museumsplan gemalt und Adrian weiß, wieviele Wachtposten dort rumlaufen. „Ich töte sie für dich“, ist er Feuer und Flamme für die üble Sache, empfiehlt Kabal aber trotzdem, „vielleicht solltest du eine Armee aufstellen!“ (Also was nu?) Kabal grinst böse: „Sowas in der Art.“

Dann wird´s Zeit für die obligatorische Tittenszene – auf die warten wir doch alle, oder? Irene opfert sich (hach, ist das wieder mehrdeutig) und stellt sich Kabal zwecks Besteigung zur Verfügung. „Ich fühle mich gesegnet“, haucht sie, aber auf manchem Segen liegt halt doch kein solcher, denn während sie wohl eine kosmische erotische Erfahrung erwartet, macht Kabal mit ihr zwar mächtig okkulten, nichtsdestotrotz eher für sie schmerzhaften und endgültigen Firlefanz (mehr, als dass er ihr einen kleinen Strahlen-Effekt in die Augen schießt, dürfen wir allerdings nicht mitansehen).

Mordrid betrachtet dieweil das Schwarz-Weiß-Foto in seiner Taschenuhr (die scheint also doch nicht so magisch zu sein) – ein knuffiges Bildchen seiner selbst mit einer Verflossenen. Tja, das Leben als Unsterblicher ist hart und nicht dazu angetan, langfristige emotionale Bindungen einzugehen, frag nach beim Highlander, der kann ein schottisch´ Klageliedchen dazu trällern.

Auf dem Polizeirevier – Tony erhofft sich von Samantha nun doch fachlichen Ratschlag. Man hat die Leiche von Irene gefunden, blutleer und mit einem hübschen Mal auf der Stirn, dessen Muster unchristlich aussieht und nach Tonys Meinung von einem Ring verursacht worden könnte. Samantha empfiehlt Tony, Mordrid hinzuziehen.

Der trifft eh grade Schutzmaßnahmen und rammt sich ein paar gläserne Dolche (sehen gar nicht mal so unschick aus für billige Requisiten) mit Klinge und Griff in den Wanst. Das ist, nehme ich zumindest an, kein Seppuku für Magier, sondern Vorratslagerung für den extremen Notfall. Scheint aber trotzdem nicht völlig ohne Aua-Aua abzugehen, jedenfalls macht er einen leidenden Eindruck. Vielleicht hätte er aber lieber einen Schutzzauber sprechen sollen oder wenigstens die Alarmanlage richtig justieren, denn Kabal beamt sich problemlos mitten in des Doktors santcum und grinst böse. Mordrid schleudert ihm einen Feuerball entgegen, was Kabal aber nicht im geringsten beeindruckt, eher amüsiert: „Nutze deine legendären Kräfte“, feuert er den Kontrahenten an, belässt es aber bei verbalen Feindseligkeiten, denn wir befinden uns nun in der offiziellen „Der Bösewicht-versucht-den-Helden-auf-seine-Seite-zu-ziehen“-Sequenz. Kabal versteht nämlich nun überhaupt nicht, warum Mordrid seine kostbare Zeit damit verplempert, diesen unwürdigen Mickerplaneten namens Erde zu beschützen, den man doch prima erobern und gemeinsam als Götter regieren könnte. „Ein Hexenmeister ist noch lange kein Gott“, blafft Mordrid und lässt sich auch nicht durch die Aussicht auf ein paar Milliarden eigener Sklaven aus der Reserve locken, denn „ich folge immre noch dem PFAD!“ Einem Pfad folge er auch, meint Kabal bescheiden, nur ist er halt mal auf selbigem abgebogen und stehe auf dem Standpunkt, als überlegenes höheres Wesen die Welt der lächerlichen drei Dimensionen beherrschen können dürfen zu wollen, wofür er allerdings noch seine Dämonen befreien muss. „Die Menschen mögen primitiv sein,“ versetzt Mordrid unserem Selbstwertgefühl einen dezenten Knacks (aber wo er Recht hat), „aber ich habe geschworen, sie zu beschützen!“ (Elender Wohltäter). Da kann man nix machen, schulterzuckt Kabal und kündigt an, demnächst Mordrids Blut zu trinken und sein Fleisch zu essen. Gelobt sei, was schmeckt. Bevor Mordrid noch ein cleverer one-liner eingefallen ist, um diese fiese Bosheit zu kontern, macht Kabal den Abgang und ein Rudel Polizisten klopft an Mordrids Tür. Anstatt allerdings ein paar Fragen zum Irene-Fall zu stellen, macht Tony gleich mal Nägel mit Köpfen und nimmt Mordrid unter chronischem Verdacht fest (auf welcher Grundlage? Naja, New Yorker Cops brauchen keine…).

Samantha ist angemessen entsetzt, als Mordrid in Handschellen durchs Revier geführt wird, aber Tony ist sich sicher, wenn schon nicht den Täter, dann doch zumindest einen Komplizen arrestiert zu haben (ich schätze mal, Tonys einziger Anhaltspunkt ist, dass in Mordrids Bücherei ein paar okkulte Schmöker stehen, und die KANN er noch gar nicht gesehen haben, als er in das Appartment geplatzt ist. Aber das ist mal wieder Joyner-Scriptschule).

Tony verhört Mordrid persönlich und, das müssen wir ehrlicherweise zugeben, leichter macht sich´s der Supermagier dadurch nicht, den schwer voreingenommenen Plattfuss mit phantastischen Geschichten über Blut, radioaktives Material und ähnliche Zutaten für eine ordentliche Alchimisten-Suppe zuzutexten. „Sie reden Scheiße“, meint Tony daher auch und begibt sich zum Kaffeeautomaten, wo ihm prompt Samantha über den Weg läuft. Tony bedankt sich nochmals artig für ihren Tipp, der zur Festnahme des gefährlichen Psychopathen Mordrid geführt hat. Samantha insistiert, dass sie Mordrid nicht des Verdachtes wegen weiterempfohlen hat, kann aber wenigstens die Genehmigung herausschlagen, selbst mit ihm sprechen zu dürfen. Mordrid will von ihr sein magisches Amulett haben, welches als Beweismaterial wegen der Ähnlichkeit mit dem Symbol auf Irenes Leiche sichergestellt wurde und demonstriert ihr kurzerhand, dass die Handschellen sein geringstes Problem sind und schlüpft mühelos aus selbigen (die New Yorker Polizei bezieht ihre Cuffs wohl von einschlägigen Internet-Sexshops. Mit denen soll das angeblich wirklich kein Problem sein, hüstel). Mordrid macht sich größere Sorgen darum, dass er in seiner sterblichen Form durchaus getötet werden könnte. Diese Ausdrucksweise trägt verständlicherweise zu Samanthas gesteigerter Verwirrung bei. Mordrid legt nach: der gesuchte Killer ist nicht irgendein hergelaufener Hinz oder Kunz, sondern ein gefährlicher Dämon, der für die „Sterblichen“ an sich eine immense Bedrohung darstelle. Da Samantha, was man ihr bei aller Liebe zum Paranormalen nicht verdenken kann, immer noch nicht ganz auf des Doktors train of thought angekommen ist, sieht sich Mordrid dazu veranlasst, ihr wohl oder übel reinen Wein einzuschenken.

Dieweil muss Tony im Polizeilabor feststellen, dass das beschlagnahmte Amulett sich jedweder wissenschaftlichen Prüfung entzieht, nicht mal mit dem Diamantbohrer ist ein analysierbares Pröbchen abzukratzen. Echte Qualitätsarbeit, sowas gibt´s nicht im Kaugummiautomaten.

Währenddessen hypnosaftet Mordrid Samatha in einen amtlichen Flashback, der ihr und uns die ganze unverfälsche Hintergrundgeschichte erläutert, sofern wir als bewährte Allesseher da nicht schon selbst drauf gekommen sind. Wie so oft waren da mal zwei Brüder – in einer anderen Dimension, einem Reich der Magie, aber trotzdem dem üblichen geschwisterlichen Konkurrenzdenken ausgesetzt, waren sie Rivalen „in allem“ und bezogen ihre beträchtliche Macht aus Amuletten. Diese jenige Macht war jeweils „unglaublich“, dennoch beschritten die Brüder unterschidlidche Wege. „Zusammen hätten sie die Welt zum Guten verändern können“, salbadert Mordrid, aber dann hätten wir auch keinen Film, also wird sich schon mindestens einer für die dunkle Seite der Macht entschieden haben. Überraschenderweise (gähn) wich Kabal vom rechten Wege an und kam auf das schmale Brett, sich zum Obersuperdupermotz aufschwingen zu wollen und eine Dämonenarmee zu rekrutieren. Die Folge war ein jahrhundertelanger magischer Kreig zwischen dem bösen Kabal und dem guten Bruder, der schlussendlich mit dem Sieg des Guten und der Einknastelung der Dämonen beendet wurde. Kabal schwor die vorgeschriebene Rache (ja, und ich finde es recht amüsant, dass Mordrid in seiner Erzählung seinen eigenen Namen krampfhaft raushält, obwohl die bildhafte Umsetzung ihn in voller Glorie zeigt. Falsche Bescheidenheit? Und ja, die Story erklärt einiges, lässt aber auch einiges an Fragen offen. Woher hatten die Brüder die Amulette? Haben die sich einfach so materialisiert? Irgendeiner muss die ihnen ja gegeben haben… und der „Überwacher“ sagte vorhin doch, Kabal sei „entkommen“. Woher denn eigentlich? Laut Mordrids Geschichte wurden nur die Dämonen gefangen gesetzt. C. Courtney Joyner, schreib EINMAL ein nachvollziehbares Script, büddebüdde!).

Weil Mordrid sich eben sicher gewesen sei, dass Kabal eines weniger schönen Tages seinen Racheworten Taten folgen lassen würde, habe er sich geschworen, sich in sterblicher Form auf der Erde anzusiedeln und selbige zu beschützen (was auch nicht wirklich was erklärt, denn das ausgerechnet die Erde das Ziel Kabals Machtstreben ist und wenn ja, warum, sagt uns streng genommen nicht wirklich jemand. Schließlich sind Kabal und Mordrid Geschöpfe einer anderen Dimension, Kabal könnte sich also, wenn er schon in der dreidimensionalen Welt tätig werden will, unter Gazillionen von Planeten wählen). Und nu sei es halt soweit, Kabal sei ausgebrochen (ich wiederhole mich: wo?) und möchte nun gerne in der 4. Dimension seine dämonischen Heerscharen befreien, was unweigerlich zur Apokalypse führen wird (so ganz erschließen sich mir die Zusammenhänge nicht, aber ich will nicht schon wieder über den Autor schimpfen). Diese gelte es zu verhindern, und das kann Mordrid halt nur mit seinem Amulett. Nachdem die notwendige Exposition also en bloc serviert wurde, kann der Magier sich wieder die Handschellen anlegen und Sammy noch die Funktionsweise des Amuletts erklären – an der Seite hat´s einen kleinen Knopf, wenn man den drückt, schützt man besser seine Augen, denn jeder, der den Blitz sieht, wird für ein paar Sekunden paralysiert (aus dem Teil scheinen die Men in Black ihr Blitzdings entwickelt zu haben. Und ja, das kommt in Punkto Gizmo-Qualität gleich nach der „Long Second Watch“ aus Trancers. Charlie Band hat ein Faible für sowas…).

Indes erweist sich Mordrids Prognose, dass auch radioaktives Material noch eine Rolle spielen wird, als akkurat – ein Professor hat aus dem eigenen Labor solch spaltbaren Zinnober entwendet und sich von der Militärpolizei erschießen lassen. Das Strahlezeugs ist natürlich weg. Für Tony ist das nur ein weiterer Nagel in Mordrids Sarg: „Ich erhebe Anklage!“ „Das geht doch gar nicht“, wichtelaufständet Samantha (mit Recht. Anklage erhebt ein Staatsanwalt, aber bestimmt kein hergelaufener Bulle. Aber wir kucken hier nicht Law & Order).

Kabal beschäftigt sich mit Adrian. Damit der seine Handlangerpflichten ordnungsgemäß erfüllen kann, muss er etwas, ähm, verbessert werden. „Du musst mich nicht verzaubern“, protestiert Adrian, der offenbar befürchtet, in einen Frosch verwandelt zu werden, aber da er Mordrid ausschalten soll, hält Kabal es für besser, seinen Gehülfen mit einem zwölf Stunden wirksamen Unverwundbarkeitszauber zu belegen. Könnte sich als nützlich erweisen. Wird´s aber vermutlich eher nicht sein.

Adrian ist also auf Mordrid angesetzt – da der aber grad gesiebte Luft atmet, erfordert dies gewisse Vorarbeiten. Ins Polizeirevier reinspazieren und proklamieren „Guten Tach. Ich bring mal schnell euren Verdächtigen um“ kann man zwar durchaus probieren, dürfte aber überschaubare Erfolgsaussichten haben. Adrian sucht sich daher lieber einen vor dem Revier herumlungernden Streifenbullen aus, schenkt ihm ein paar Beleidigungen ein und jagt mit dem mitgebrachten Molli dessen Polizeikalesche in die Luft. „Besser als am 4. Juli“, freut sich Adrian über da Feuerwerk, wird von dem angepißten Bullen vorläufig erschossen, was sich dank des Unverwundbarkeitszaubers aber auch nicht besonders nachteilig auf Adrians Gesundheit auswirkt. Adrian bittet um Verhaftung, diesem freundlichen Ansinnen wird doch gerne nachgekommen. „Kabal wird regieren“, gröhlt Adrian enthusiastisch im Revier, was Tony, der gerade Mordrid abführt, zu der Bemerkung „Haben heute die Irren alle Freigang?“ veranlasst (kommt drauf an. Hat jemand Schnaas gesehen?).

Samantha befindet sich auf Amulett-zurückbringender Mission. Der Forensiker ist vertrauensselig genug, ihren Beteuerungen, aufgrund ihrer fachlichen Expertise nach dem Hobel geschickt zu sein, Glauben zu schenken und wird prompt von ihr paralysiert (peinlicherweise für ihn und umsatzsteigernderweise für die nächstbeste Textilreinigung, während er seinen selbstgemixten Diät-Drink aus dem Liter-Reagenzbecher süffelt). Mit dem magischen Blitzdings bewaffnet kann Sammy ohne größere Probleme auch Mordrid befreien. Man flüchtet gemeintschaftlich auf die Straße, wo man aber einem Uniformträger in die Arme läuft. Mordrid bewährt sich als Sofortumschalter und simuliert mit einer Kanone (woher hat er die?) eine Geiselnahme. Mit seinen magischen Fähigkeiten hext er die Dienstpistole des Cops heiß (dass diesen paranormal Begabten auch nie ein anderer Trick einfällt…) und geht mit Sammy stiften. „Jetzt SIND sie ein Krimineller“, stellt Samantha hilfreich fest und erkundigt sich, warum er vorgetäuscht hat, sie wäre eine Geisel. Mordrid, nebenberuflich Gutmensch, möchte nicht, dass Samantha in die Sache hineingezogen wird (hm, sie steckt schon mittendrin, täte ich saen) und die Wumme, mit der er sie „bedroht“ hat, tja, auch die war nur ein Zauberkunststückchen, die war nämlich eine Illusion. David Copperfield würde vermutlich nicht neidisch werden.

Unwesentliche Nebenkriegsschauplätze für´s erste geklärt, kann Mordrid sich wieder auf die eigentliche Bedrohung konzentrieren, nämlich Kabal, und was der will, ist ihm ziemlich klar. Den „Stein der Weisen“ (örks), und der wird zufälligerweise grad im Cosmopolitan-Museum ausgestellt (uff). Mordrid hat eine ganz formidable Idee, die er wahrscheinlich auch neulich in einem Dr. Strange-Comic nachgelesen hat – er will seinen Körper verlassen und seinen Astralleib (er nennt´s nicht so, aber wir Comic-Nerds wissen natürlich Bescheid) direktemang zu Kabal beamen. Da seine sterbliche Hülle in diesem Zustand begreiflicherweise a) immobilisiert und b) höchst verwundbar ist, möge Samantha den Korpus doch bitteschön bewachen. Samantha versteht zwar bestenfalls Bahnhof, aber „ich bin ihre Geisel und muss tun, was sie sagen“. Schön, dass es noch kooperative Geiseln gibt.

Kabal sitzt gemütlich vor dem Museum auf einer Parkbank, sortiert sein Alchimistenköfferchen und jagt eine Oma ins Bockshorn. Adrian gelingt der Ausbruch aus dem Polizeirevier und wird auch durch einen energische, abe ehre mäßig gezielte Shotgun-Salve Tonys nicht aufgehalten. Aus unerfindlichen Gründen legt Kabal aber auf seinen getreuen Mitstreiter keinen gesteigerten Weg mehr, zerbricht aus purer Absicht einen seiner Zaubertrankflakons und hebt damit die Unverwundbarkeit Adrians auf. „Bedauerlich“, grinst Kabal, und überdies relativ sinnlos. Aber wer durchschaut die Gedankenspiele von extradimensionalen Superhexenmeistern?

Das Cosmopolitan-Museum scheint eins der nach dem „Wühlkisten“-Prinzip aufgebauten Museen zu sein, will sagen, eine sinnvolle Auswahl und Anordnung von Ausstellungsstücken ist günstigstenfalls eine Option. Warum sonst sollte der „Stein der Weisen“, der, wenn´s ihn denn gäbe, sicherlich eine Ausstellung ganz für sich alleine verdienen würde, sich einen Saal mit Saurierskeletten teilen? Wobei ich mit unter dem „Stein der Weisen“ auch etwas spektakuläreres vorgestellt hätte als einen vielleich 80 x 30 x 30 cm großen Klotz, in dessen Oberseite eine mörserartige Vertiefung eingelassen ist. Auf den ersten Blick hätte ich´s eher für eine antike Pizzaform gehalten… Kurz vor Museumsschließung schlendert Kabal durch den Saal, ärgert Kinder und ignoriert geflissentlich die Aufforderung zum Verlassen der Stätte (und das wiederum wird von den Museumswärtern ignoriert). Mit einer magishcen Handbewegung zerschmettert Kabal die Vitrine des Weisen Steins und beginnt ohne weiteres damit, in der Vertiefung des Steins sein okkultes Süppchen zu kochen. In ihrem überdimensionalen Burggefängnis randalieren die eingesperrten Dämonen erwartungsfroh zu Gunners Verdruss.

Doch der Held naht – Mordrids Astralkörper ist bereit, Kabal die Zauberrezeptur gründlich zu versalzen. Kabal zeigt sich ob der Halsstarrigkeit seines brüderlichen Kontrahenten zwar nicht unbeeindruckt, schleudert aber dennoch erst mal einen Lichtdolch (o.ä.) auf ihn, der des Doktors ätherisches Selbst natürlich nicht bedrängen kann. Kabal sieht´s locker – wenn Mordrid nicht stofflich ist, kann er ihm kaum was tun. Was allerdings nur bedeutet, dass Kabal für einen Hexenmeister seiner Klasse ziemlich bräsig ist, denn „meine Magie habe ich immer noch“, triumphiert Mordrid und schleudert Kabal mit purer magic power in eine Glasvitrine. Kabal reagiert gereizt und erweckt das Skelett eines Tyrannosaurus Rex zum Leben (womit wir bei Rexosaurus, dem gehirnzerschmelzenden deutschen Titel dieses Streifens, aber auch beim absoluten Highlight des Films angekommen wären). Zwei Wachtposten fühlen sich ob des anhaltenden Radaus doch mal bemüßigt, nach dem Rechten zu sehen, erspähen formatfüllend einen skelettierten, nichtsdestotrotz brüllenden Dinosauriers (wie er das ohne Stimmbänder bewältigt, weiß ich nicht, aber Magie macht alles möglich) und beballern das prähistorische Untier. Mit zu erwartendem Nichterfolg. Kabal entdeckt überraschenderweise sein sonniges Gemüt und findet es echt komisch, dass seine Saurierkreatur die Museumsfuzzis auffressen wird (ob das die technisch richtige Bezeichnung dafür ist, dass das Saurierskelett die Typen bestenfalls zwischen seinen Kiefern zermahlen und irgendwo zwischen seinen Rippen einlagern kann?). Einen uniformierten Wachmann hat der T-Rex sogar schon im Maul. Im sicheren Gefühl, die Situation im Griff zu haben, wendet sich Kabal wieder seiner Hexenküche zu: „Die letzten Tage der Menschheit sind angebrochen!“ (Kabal ist Mormone?). Mordrid, being our hero, sollte langsam mal was tun, um zumindest den zweiten Wachmann zu retten. Was Kabal kann, kann Mordrid schon dreimal, ergo reanimiert er die zweite Saurierknochensammlung (ich bitte um Verzeihung, ich kann den Typus nicht identifizieren. Scheint mir aber ein Triceratops-Ableger oder zumindest naher Verwandter zu sein). Skelett-Saurier-Schlägerei!

Die balgenden Dinos hindern Kabal allerdings nicht daran, sein Zauberpulver fertigzustellen und damit seinen Strahleneffekt zu erzeugen, der direktemang in die vierte (oder wievielteauchimmer) Dimension zappt und dort das Gefängnis der Dämonen aufbricht. Die naseweisen Kreaturen recken auch flott ihre hässlichen Häupter ans Licht. Gunner nimmt seine Laser-Kanone in Anschlag und verkündet entschlossen, mit fliegenden Fahnen untergehen zu wollen. Die Saurier balgen sich fröhlich – der T-Rex beißt den Triceratops (oder was auch immer) in den „Hals“, doch der lässt sich nicht lumpen und kippt den T-Rex seinerseits einfach um (hm, sollte das nicht in einem Knochenhaufen enden? Jajaja, Magie usw.). Kabal freut sich das ein oder andere Bein ab – funktinioniert alles blendend, die Dämonen brechen aus, Mordrid macht nur´n dummes Astralgesicht, da kann man schon mal die Siegesparade anberaumen.

Oder doch nicht? „Du hast noch nicht gewonnen“, nölt Spaßbremse Mordrid und dirigiert fernmagisch seinen Saurier. Das Vieh nimmt Anlauf und spießt Kabal auf einem seiner mächtigen Hörner (oder Stoßzähne oder was-weiß-ich-was-der-Koloss-da-für-Knochen-hat) auf! Kabal löst sich nach ein wenig idyllischem Gezappel in Luft auf – sein Dämonenbefreiungsstrahl bricht zusammen und die (wie Terry Pratchett sagen würden, artgemäß stupiden) Dämonen krauchen mehr oder minder freiwillig in ihr Gefängnis zurück. Gunner versiegelt das Tor. Hurra! Zumal auch der T-Rex sich ohne magische Unterstützung in leblosen Zustand zusammenfaltet.

Noch aber ist nicht aller Tage Abend – Adrian ist noch unterwegs und mordlüstern. Wie auch immer er´s angestellt hat, er hat Samantha und des Doktors leblose Hülle im Park gefunden und möchte Mordrid nun gerne metzeln, justament in der Sekunde, in der Mordrid seinen Körper wieder in Beschlag nehmen will. Samantha paralysiert Adrian geistesgegenwärtig mit dem Amulett (im Gegensatz zur „Long Second Watch“ funktioniert das Ding im Krisenfall wenigstens immer). „Sein Meister ist tot“, erläutert der wieder fleisch-und-blutliche Mordrid. Das findet Samantha klasse, kann sie dem Gelähmten doch ohne garstige Folgen befürchten zu müssen, mit Schmackes in die Familienjuwelen treten (macht man sowas? Und frau erst?? Der arme Mann kann sich doch gar nicht wehren!). Aber gegen ein Happy End hat der Überwacher was einzuwenden – der meldet sich und lobt zwar des Doktors erfolgreiches Eingreifen, aber: „Du hast den Sterblichen zu viel verraten!“ (Zwar eigentlich nur einer Sterblichen, Tony glaubt den Schmu ja eh nicht, aber so sind sie, die omnipotenten Wesen). Konsequenz: „Du musst überwechseln!“ Mordrid fügt sich und setzt seine Zwangslage Samantha charmant-rücksichtsvoll auseinander: „Ich muss gehen!“ Wie nicht anders zu erwarten, obwohl´s ja nicht wirklich eine Love Story gegeben hat, will Samantha mit, aber Mordrid wehrt ab: „Du kannst nicht leben, wo ich lebe!“ (Und warum?). Samantha beteuert ihre Anpassungsfähigkeit, aber das letzte Wort ist gesprochen. Mordrid verspricht immerhin ein Wiedersehen, ringt Sammy das Versprechen ab, sich um Edgar zu kümmern, und beamt sich vom Acker.

Jetzt kreuzen natürlich die Cops, angeführt von Tony auf, gerade rechtzeitig, als Adrian aus seiner Paralyse entlassen wird und den unterbrochenen Todesstreich gegen Mordrid führen will (von dessen Verschwinden er ja nichts weiß). Tony ballert Adrian ins Bein. „Das tut weh!“, beschwert sich Adrian, mit dessen Unverwundbarkeit es ja bekanntlich nicht mehr weit her ist. „Das tut es meistens“, grinst Tony fies und Samantha behauptet nur zu gern, Adrian hätte sie ermorden wollen. Wo Mordrid ist, kann sie allerdings nicht sagen. „Er hat sich wohl weggezaubert?“, brummt Tony, ohne zu ahnen, wie sehr er ins Schwarze trifft.

Später – Samantha hockt in Mordrids Appartment und langweilt sich fürchterlich, aber wenigstens in Gesellschaft des Raben. Doch da – ein Spezialeffekt! Aus selbigem schält sich Mordrid und bedankt sich als erstes für´s Rabensitting. „Wirst du bleiben?“, schmachtet Samantha ihren Helden an. Der antwortet eher indirekt: „Ich könnte einen Helfer gebrauchen…“ Keine Frage, dass Samantha sich freiwillig meldet. Und so wohnen wir doch noch einem erbaulichen glücklichen Ende bei…

Ja, da hat die allgemeine Meinung doch mal wieder Recht – Doctor Mordrid gehört zum besten, was die Full-Moon-Studios jemals verlassen hat und beweist, dass Charles Band manchmal eben doch auch jenseits des Puppenhorrorkrams, den er serienweise produziert, einen amtlichen Film auf der Pfanne hat. Was allerdings wiederum nicht bedeutet, dass nicht auch Doctor Mordrid keine uneingeschränkt zu kopierende Blaupause für hoffnungsvolle Nachwuchsproduzenten ist, denn Probleme hat auch dieser Film.

Zunächst einmal gilt es mit einer Legende aufzuräumen. Man braucht nicht der Übercomic-Geek zu sein, um eine gewissen (hüstel) Verwandschaft zwischen Doctor Mordrid und dem geheimnisvollen Marvel-Charakter Dr. Strange (der eine durchaus reviewwürdige TV-Verfilmung erlebt hat und wohl auch in der Warteschleife für eine neue Superduper-Giganto-Adaption steht) zu erkennen. Der Buschfunk, gleichzusetzen in diesem Falle mit der IMDB, vermeldet, dass Doctor Mordrid seine Existenz als legitime Dr. Strange-Adaption begonnen hätte, wegen zwischenzeitlichen Rechteverfalls dann aber in eine eigenständige Figur umgearbeitet werden musste. Nach Rücksprache mit führenden Bandwürmern, eh, -experten muss dies aber ins Reich der Fabel verwiesen werden. Wahr ist, dass Doctor Mordrid ursprünglich einen anderen Namen trug und auch rein optisch deutlich stärker an Dr. Strange erinnerte als es im fertigen Endprodukt der Fall ist. Nichtsdestoweniger war die Figur bereits in der Urfassung „nur“ ein rip-off des Comic-Charakters. Im Development-Verlauf warf aber dann das ursprüngliche Autorenteam das Handtuch, Joyner übernahm und die Mordrid-Figur wurde ein wenig „entstrangeisiert“. Dennoch ist das Plagiat so offenkundig, dass man sich schon dezent wundert, warum die Marvel-Lizenzabteilung nicht den ein oder anderen Rechtsverdreher eingeschaltet hat – da sind schon andere wegen weniger auf die letzte Socke verklagt worden… Dem Fan soll´s aber recht und billig sein, schließlich ist Dr. Strange einer der faszinierendsten Charaktere des Marvel-Universums, und wenn davon ein bissl was auf Doctor Mordrid abfärbt, bin ich der letzte, der sich beschwert.

Beschweren muss ich mich dann aber doch, und zwar über C. Courtney Joyner. Von den vielen Lohnschreiberlingen, die für Charles Band im Akkord Scripte klopften, ist er zweifellos der… hm, untalentierteste ist vielleicht das falsche Wort… der, bei dem Anspruch und Wirklichkeit am meisten auseinanderklaffen, das trifft es womöglich besser. Bevor Joyner fest bei Band einstieg (sein erstes Script für Charles war das zu dem noch unter Empire-Ägide entstandenen Prison), hatte er Class of 1999 geschrieben, den sicherlich niemand mit Shakespeare verwechseln wird, aber als Actiongranate durchaus brauchbar ist. Bei Full Moon ging Joyner „künstlerisch“ ziemlich unter. Nach Doctor Mordrid verhedderte er sich z.B. hoffnungslos im auch von ihm inszenierten Trancers 3 (dort erwies Joyner sich seltsamerweise als recht fähiger Regisseur, aber totale Drehbuch-Niete) und sorgte dafür, dass Lurking Fear die Lovecraft-Vorlage mit Schmackes gegen die Wand fuhr. Zu seinen neuesten Werken zählen Trancers 6, die Resteverwertung Puppet Master: The Legacy und Puppet Master vs. Demonic Toys.

Das Script zu Doctor Mordrid wirkt seltsam uneinheitlich und steckt voller Ungereimtheiten. Joyner findet nie den richtigen Ton zwischen dem zu präferierenden tongue-in-cheek-Approach einer ordentlichen Comic-Verfilmung und übertriebener Ernsthaftigkeit (schon allein deshalb doof, weil der Film hervorragender Kandidat für ein PG-Rating gewesen wäre, Joyner den Goth-Charakteren aber zahllose „Fucks“ in den Mund legte, so dass es die obligate Nacktszene für´s R-Rating gar nicht mehr gebraucht hätte).

Die angesprochenen Ungereimtheiten liegen in einem stellenweise konfusen (das dürfte Joyners Steckenpferd sein…) Drehbuch begründet. Man hat stellenweise den Eindruck, als wären einzelne Segmente aus verschiedenen Drehbuchfassungen zusammengepfriemelt wordne, ohne sich um die notwendigen Anschlüsse zu kümmern. Vermittelte Informationen oder ganze Szenen stehen einfach so im Raum, ohne dass wir sie richtig einordnen könnten. Gut, bei 72 Minuten PAL-Laufzeit mag das nicht ganz einfach sein, aber man könnte es versuchen. Ein paar Beispiele im Detail – dass die Story nicht das nötige „epische Flair“ einer großen Fantasy-Story aufweist, die sich immerhin mit nichts weniger als der drohenden Apokalypse befasst, kann man als dem Budget geschuldet zumindest wohlwollend übersehen. Trotzdem hätte das Script (und auch die filmische Umsetzung) die Bedrohung durch Kabal präzisieren können. Wer ist er eigentlich? Was will er? Mit der Freisetzung der Dämonen allein wird der Weltuntergang doch nicht abgehakt sein. Wenn ich schon mit dem Ende der Welt, wie wir sie kennen, spiele, würde ich Wert auf die ein oder andere düstere Andeutung legen. Kabals Umtriebe unterscheiden sich kaum von denen eines x-beliebigen non-fantasy-B-Movie-Schurken (man könnte die „Selbstmorde“ der Zutaten-Lieferanten als schlichte Hypnose erklären). Hier hätte man doch einfach etwas dicker auftragen können, um der Thematik gerecht zu werden. Die Backstory um Mordrid und Kabal bleibt zu vage – sind die beiden nun wirklich Brüder, wie es der (ein wenig einsam im Film stehende) Flashback andeutet, oder ist das nur eine bildhafte Metapher oder hat Mordrid mit Kabals „Bruder“ nichts zu tun? Wie kommt Kabal an seine irdischen Helfer Adrian und Irene? Die beiden sind einfach „da“, ohne dass wir erfahren würden, wie und unter welchen Anreizen Kabal den Kontakt hergestellt hat. Woher weiß Tony, dass das Mal auf Irenes Stirn von einem Ring stammt? Wieso verdächtigt er Mordrid, nur weil der eine Bibliothek voll okkulten Krams hat? Genauso gut könnte er in NYC vermutlich hunderte Ladenbesitzer, die derartigen Krempel verhökern, verdächtigen. Aus welchem dramaturgischen Grund hebt Kabal Adrians Unverwundbarkeit vorzeitig auf?

Die zwei Gründe für die diversen ungelösten Fragen des Plots dürften einerseits im niedrigen Budget, das eben nur für knapp eineinviertel Stunden Laufzeit ausreichte, andererseits aber auch in der nicht wirklich ausgeprägten Fähigkeit Joyners, ein schlüssig aufgebautes Drehbuch zu schreiben, begründet liegen. Diese Flaws verleiden mir zumindest nicht den Film, machen aber deutlich, dass es * besser * gemacht hätte werden können, hätte man sich die Zeit genommen, das Script noch mal auf seine Plausibilität abzuklopfen und da und dort eine kleine ergänzende Szene einzubauen.

Leicht problematisch ist auch der Titelcharakter selbst – Doctor Mordrid ist ein recht passiver Held – seine eigentliche Beteiligung am Prozedere hält sich in Grenzen, er beobachtet das Treiben (manchmal auch gezwungenermaßen, nach seiner Verhaftung) von der Seitenlinie. Den ersten Kontakt zwischen Held und Bösewicht stellt demnach auch konsequenterweise der böse Kabal her. Mordrid hätte man für meinen Geschmack direkter in die Handlung einbauen können oder vielmehr müssen, ihm die ein oder andere Actionszene mehr geben. Das führt uns direkt zur nächsten Enttäuschung, dem Showdown – der Film baut eigentlich ganz geschickt das Szenario zur finalen Konfrontation der zwei Magier auf. Wir erwarten also ein spektakuläres magisches Duell mit allerlei Hokuspokus, Abrakadabra und FX-Firlefanz. Mit der Erweckung der Saurierskelette ist das aber schon erledigt – zweifelsohne ist der Saurierkampf der Höhepunkt des Films, aber es bestätigt nur, dass Mordrid eben ein passiver Held ist (er hat zwar die Ausrede, nicht körperlich anwesend zu sein, aber ich hätte mir halt gewünscht, dass die Titelfigur * persönlich * den Tag rettet und dies nicht stellvertretend einem prähistorischen Gerippe überlässt).

Auf der Haben-Seite verbucht der Streifen einige witzige Dialoge (wobei es mir etwas komisch vorkommt, das Goth Adrian – da 1992 die Goth-Bewegung noch nicht so ausgeprägt war, bezeichnen die meisten zeitgenössischen Reviews ihn respektlos als „Punk“ – in den Mund gelegt wird, ein Besuch von Kabal wäre in etwa so grandios wie „backstage bei Jagger“ zu sein) inklusive einer extrem lässigen Anspielung auf Full Moon selbst…

Die Regie führte Charles Band gemeinsam mit seinem Vater Albert (I Bury the Living, Robot Wars). Inwiefern die beiden sich die Arbeit tatsächlich teilten (ich schätze für mich, dass Albert die Hauptarbeit unter Charles´ Direktiven erledigte), kann ich an dieser Stelle nicht klären, vom inszenatorischen Stil ist Doctor Mordrid aber nicht anzumerken, dass zwei Regisseure am Werk waren. Die Optik des Streifens ist unspektakulär, aber zweckmäßig, für einen preiswert produzierten B-Film jedenfalls im grünen Bereich (die FX beurteile ich, in alter Gewohnheit, gesondert). Handwerklich ist der Film ohne Schwächen – die Kameraführung gewinnt keine Innovationspreise, dito der Schnitt, aber es schleichen sich auch keine Schnitzer ein. Trotz der kurzen Laufzeit legt der Film kein Höllentempo vor, sondern bewegt sich eher gemächlich vorwärts, nie zu langatmig, aber, und da liegt eine Querverbindung zum Drehbuch, aber auch nie mit der nötigen Rasanz, der nötigen Spannung, die man einem Film verleihen sollte, der, Wiederholung voraus, sich mit der drohenden „Apokalypse“ beschäftigt. Das wirkt recht drucklos; Spannungskino ist Doctor Mordrid jedenfalls nicht.

Die Effektarbeit ist für die Preisklasse eines Full-Moon-Films beachtlich, auch und vor allem die Tatsache berücksichtigt, dass der Streifen eine vergleichsweise hohe Anzahl von FX-Shots beinhaltet. Der Löwenanteil der FX beschränkt sich auf diverse Strahlen- und Blitzeffekte, die recht souverän gelöst werden. Muss man nicht seinen Enkeln ´von berichten, erfüllt aber allemal den angedachten Zweck. Die „schwebende Burg“ haut den FX-Gourmet nicht wirklich vom Hocker, dafür ist der Dinoskelett-Fight aus der Werkstatt von Stop-Motion-Genius David Allen auf jeden Fall ein echter Hinkucker. Da sieht man mal wieder, was auch mit bescheidenen finanziellen Mitteln mit Stop Motion möglich ist, wenn man sich die Zeit nimmt.

Die Ausstattung des Films ist gelegentlich beeindruckend – Doctor Mordrids Appartment ist für Full Moon schon richtiggehend liebevoll dekoriert, das Burggefängnis-Set, so klein es auch sein mag (mehr als einen Raum sieht man davon nämlich nicht), angemessen finster, auch das Museum gefällt. Doctor Mordrid ist damit den meisten später in Rumänien gedrehten Full-Moon-Heulern deutlich überlegen. On a related note erwähnen wir noch des Doktors Kostüm – es ist zwar gegenüber Dr. Stranges Originaldress simplifiziert (und verdächtig unicolor in royal blue…), aber immer noch als Derivat erkennbar.

Horrorfans dürfen keinerlei groben Härten erwarten – das R-Rating in den USA bezieht sich auf foul language und die eine Nacktszene, ansonsten ist das, wie gesagt, PG-Stuff. Die größte „Härte“ ist der Make-up-Effekt des geblendeten Gunner, und der wird niemandem schlaflose Nächte bereiten.

Der Score stammt von Richard Band (ein echtes Familienprodukt halt) und haut wie gewöhnlich bei diesem Komponisten mächtig auf die Pauke – zumindest der Soundtrack vermittelt dadurch das Gefühl der grandezza, das dem Film selbst etwas abgeht. Dadurch wirkt der pompöse Score allerdings manchmal etwas übertrieben.

Wenden wir uns den Schauspielern zu. Jeffrey Combs kann nach allgemeiner Lesart kaum etwas falsch machen (in Lurking Fear bekleckert er sich zwar nicht mit Ruhm, aber da der Film eh Tinnef ist, vernachlässigen wir das mal elegant). Und, jawoll, nicht nur den Anti-Helden wie Herbert West in den Re- Animator-Filmen hat er drauf, auch den eindeutig positiven Superhelden. Combs hat genau die richtige geheimnisvolle Ausstrahlung, die die Rolle benötigt, ohne dabei seine likeability aufgeben zu müssen. Thumbs up!

Yvette Nipar (Robocop: The Series, Fred Olen Rays Submerged, Vampire Clan) bestätigt nicht nur meine oben erwähnte „girls-with-glasses“-These, sondern zieht sich, obwohl die Rolle nicht sonderlich dankbar ist, achtbar aus der Affäre. Jay Acavone (Stepfather 3, Stargate SG-1) zieht aus der zu eindimensional angelegten Rolle des taffen Cops Tony keinen besonderen Nutzen. Keith Colouris (Beastmaster III, zwischenzeitlich auch Regisseur seines eigenen Horrorfilms Bloodline) gibt den durchgeknallten Bösewichts-Sidekick lebhaft. Ritch Brinkley (Gunner) war kurz zuvor in der, ähempt, freien Lovecraft-Adaption Cast a Deadly Spell (vom späteren Bond-Regisseur Martin Campbell) mit von der Partie, Julie Michaels (die als Irene ihre Brüste herzeigt) vollzog mit diesem Film den raschen Absturz von Großproduktionen (eine wichtige Rolle in Road House und wenigstens noch ´ne kleine in Point Break) in den B-Bereich, der sie noch in Jason Goes To Hell und Witchboard 2 führen sollte.

Brian Thompson, der den Kabal für meinen Geschmack vielleicht noch etwas exaltierter hätte anlegen können, insgesamt aber einen recht souveränen Widerpart für Combs bietet (man hätte sich etwas mehr gemeinsame Screentime für die beiden wünschen können), kennen Genrefreunde aus Emmerichs Moon 44, A.W.O.L. (die Verbindung zu van Damme und Sheldon Lettich nahm er 2001 in The Order wieder auf), Mortal Kombat: Annihilation, Nico Mastorakis´ In the Cold of the Night oder Epoch nebst Sequel.

Wie so viele Schatzis aus Full Moons Blütezeit harrt auch Doctor Mordrid seiner DVD-Auswertung und solange Paramount immer noch auf den Rechten hockt, dürfte sich daran wohl doch nicht so schnell wie von mir einst gehofft etwas ändern. Der geneigte Fan muss daher z.B. auf das deutsche Videotape von „Condor Video“, einem der zahllosen Highlight-Unterlabel, spekulieren. Das kommt sehr nackt (nicht mal Trailer, und die „Video Zone“ hat man natürlich nicht mitlizensiert), aber in brauchbarer Bild- und Tonqualität daher. Kann sich der Full-Moon-Enthusiast also ohne Gram ins Regal stellen, uncut ist´s ob erwiesener Harmlosigkeit des Films sowieso.

Berühmte letzte Worte: Man könnte der Ansicht sein, dass ich an Doctor Mordrid nicht wahnsinnig viele gute Haare gelassen habe, aber das ist halt, wie so oft, der rationalen Denke geschuldet. Blendet man die Schwächen im Script und die etwas zu drucklose Inszenierung aus, macht Doctor Mordrid einen guten Kanten Spaß – Dr. Strange-Fans werden sich womöglich besonders gut über den dreisten, aber dennoch wohlmeinenden rip-off amüsieren. Ich komme allerdings nicht umhin, mir auszumalen, wie Doctor Mordrid mit ein wenig mehr Mumm zur Fantasie, zum Humor, zum Tempo und ein bissl mehr Geld (und einem besseren Drehbuchschreiberling) hätte aussehen können – der Stoff hätte für Full Moon viel ergiebiger (und franchisetauglicher, und danach steht Charles Band doch seit jeher der Sinn) sein können. Dennoch – ein harmlos-charmantes Fantasy-Abenteuer, in das auch Full-Moon-Verächter mal reinschauen sollten. Vom Einheitsbrei Marke Puppet Master Teil 387 kann man im Full-Moon-Universum nicht weiter entfernt sein…

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 7


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Thomas Hortian
11. November 2017 0:41

Ja, da gehen wir ungefähr konform, auch wenn ich etwas geiziger mit dem Bier bin.