Light Blast

 
  • Deutscher Titel: Light Blast
  • Original-Titel: Colpo di luca
  • Alternative Titel: Neonkiller |
  • Regie: Enzo G. Castellari
  • Land: Italien
  • Jahr: 1985
  • Darsteller:

    Erik Estrada (Ronn Warren), Michael Pritchard (Swann), Ennio Girolami (Dr. Yuri Soboda), Peggy Rowe (Jacqueline), Bob Taylor, Massimo Vanni, Louis Geneva, Thaddeus Golas, Robert Paul Weiss, Sheldon Feldner, John X. Heart, Brad James


Vorwort

Eine gewaltige Explosion legt den Güterbahnhof von San Francisco in Trümmer – und in denen werden auch noch zwei skelettierte Leichen gefunden. Der Urheber des Anschlags lässt sich nicht lange bitte und diktiert einen Drohbrief, in dem er einen weiteren, diesmal opferreicheren Anschlag ankündigt, als kleine Überzeugungshilfe für sein verständliches Anliegen, gegen Zahlung eines schmalen Obolus von 5 Millionen Dollar auf die Zerstörung der Stadt zu verzichten.

Grund genug für das SFPD, seinen örtlichen Superbullen Ronn Warren, der gerade erst nur mit einer Unterhose bekleidet einen Raubüberfall mit Geiselnahme beendet hat, einzuschalten. Obwohl… naja, so hoch auf der Prioritätenliste scheint Ronn nicht zu stehen, denn er und sein Partner werden dazu abgestellt, ein fünftklassiges Stock-Car-Rennen zu überwachen, falls der böse Bombenbastler jenes zu sprengen beabsichtige.

Gemäß B-Movie-Logik ist Ronn am genau richtigen Ort, kann aber nicht verhindern, dass der böse Böswatz die Sprecherkabine und Teile der Tribüne mit seinem Superlasertodesstrahl grillt. Bei der sich anschließenden Verfolgungsjagd gelingt es Ronn wenigstens, einen Komplizen des Verbrechers zu erschießen, bevor das Hauptziel der Verfolgung entkommen kann. Der Tote erweist sich als eingewanderter Deutscher namens Kurt Schmidt, der einst eine Amerikanerin zwecks Erlangung der Staatsbürgerschaft geheiratet hatte. In Ermangelung anderer Spuren sucht Ronn die Holde auf, findet sie allerdings nur leichenförmig wieder. Ronn nimmt die Verfolgung des Mörders auf, die direktemang in ein Bestattungsinstitut führt, dessen attraktive Besitzerin Ronn ordentlich verprügelt, ehe er sie erschießen kann.

Die Undertakerin wird als Ehefrau des entehrten Wissenschaftlers Yuri Soboda identifiziert, einem Kernphysiker mit Spezialgebiet Hochfrequenzlaser (it made sense in the writer’s head, I guess), der nach einem bedauerlichen Experimental-Unfall von der Uni geworfen wurde und nun einen gewaltigen Brass schiebt. Soboda lässt seine Henchmen Ronns trautes Heim überfallen, wobei erwartungsgemäß des rastlosen Cops holdes Weib als Kugelfang ihr Leben aushaucht. Als bräuchte man ob der Drohung, ganz San Francisco in eine Gluthölle schmelzender Körper zu verwandeln, noch sonderliche persönliche Motivation…


Inhalt

Es ist erstaunlich – da meint man, also ich jedenfalls, man kenne so ziemlich jeden Italo-Schmu aus den 80ern zumindest dem Namen nach, und dann kommt da ein Film namens „Light Blast“ aka „Neonkiller“ daher, von dem ich noch nie nie nie ein Sterbenswörtchen gehört habe, und dann ist das Ding sogar von Enzo G. „Inglorious Bastards“ Castellari. Wie konnte der Hobel an mir so völlig vorbeilaufen? Verbuchen wir’s unter Rätsel der Tierwelt.

„Light Blast“ ist einer dieser typischen 80er-Italo-Action-Kracher, der sich mit einem vagen SF-Motiv, hier der utopischen Laserkanone, mit der Dr. Soboda seine finsteren Pläne durchführt, umgibt. Großartige intellektuelle Leistungen haben Castellari und sein Co-Autor Tito Carpi („Riffs II“, „Mondo Cannibale II“, „Das Alien aus der Tiefe“) nicht in ihr Script investiert und erwarten daher auch keine solchen von ihrem Zuschauer. Ein Mystery wird nicht aufgebaut, alle Rollen sind von Anfang an verteilt, es geht also primär wenig um die Thriller-Aspekte und Suspense, sondern um eine einigermaßen schlüssige Aneinanderreihung von Action-Sequenzen, bevorzugt Autoverfolgungen, von denen sich der Streifen satte drei gönnt (besonders aufregend ist die finale Jagd zwischen Sobodas aufgemotztem Mustang und Ronn in einem gekaperten Dirt-Track-Buggy). Ersatzweise wird um sich geballert (wobei recht rücksichtslos einige „innocent bystanders“ umgenietet werden), bemerkenswert ist aber auch Ronns hand-to-hand-Fight mit der Bestatterin im grünlichen Licht eines Einbalsamierungsraums. Sieht man zumindest nicht alle Tage.

Wie bei Castellari üblich, verfügt der Streifen über eine ordentliche Energie – man mag über die Plotte keine Sekunde länger als nötig nachdenken dürfen, aber der Maestro weiß, wie man einen Film dieser Art vorantreibt, ohne dem Zuschauer zuviel Gelegenheit zu bieten, Sinn und Zweck der ganzen Übung hinterfragen zu können. Dramaturigisch im Sinne von „drama“ ist das alles sicher nicht – die Beziehung Ronns zu seiner Angetrauten ist z.B. völlig undefiniert, bevor die Gute erschossen wird, hatte sie genau anderthalb Szenen (dementsprechend reagiert auch Ronn jetzt nicht grad emotional überwältigt auf die schöne Bescherung), aber es rollt gut voran mit solidem Bodycount.

Interessanterweise nutzt Castellari sein SF-Gimmick für einen kleinen Schlenker in Horror- und Splattergefilde, alldieweil der Laserstrahl seine Opfer „schmilzt“, was mit achtbaren Stop-Motion-Tricks gewerkelt wird und dazu führt, dass „Light Blast“ in die kleine Vogue der Körperschmelzfilme um „Street Trash“ und „The Incredible Melting Man“ gerechnet werden kann (der Effekt kommt immerhin fünfmal zum Einsatz). Eher die Lachmuskeln werden durch die optischen Effekte beim Einsatz der Laserwaffe angeregt (speziell der Angriff auf den Güterbahnhof lässt sich unter „drollig“ ablegen – aber Inkompetenz auf dem Gebiet der VFX hat italienische Filmgeier noch nie an irgendwas gehindert). Das Stuntwork ist okay – nach heutigen Maßstäben nicht spektakuklär, aber für Italo-Verhältnisse tragbar (ein gewisser Hang dazu, Stuntmen anzuzünden, ist nicht zu verleugnen).

In der Hauptrolle haben wir das Vergnügen mit Ex-TV-Star Erik Estrada (CHiPs), der nach dem Ende der langlebigen Action-Serie ja mit eher zweifelhaftem Erfolg versuchte, eine Solokarriere als B-Body zu lancieren; er verdingte sich u.a. bei PM Entertainment und Andy Sidaris (was angesichts dessen sonstiger Casting-Gewohnheiten für Erik zumindest spaßig gewesen sein muss). Estrada ist einer dieser irgendwie typischen 80er-TV-leads zweiter Reihe wie Adrian Zmed („T.J. Hooker“), Doug Barr („Ein Colt für alle Fälle“), Jameson Parker („Simon & Simon“) oder Rob Estes („Palm Beach Duo“) – auf dem Niveau biederer 80er-Fernsehunterhaltung absolut adäquat, aber ohne dieses geweisse Etwas, um den TV-Ruhm auch in eine lukrative Filmkarriere ummünzen zu können. Ein Film wie „Light Blast“ verlangt von Estrada auch nicht viel mehr als grimmig zu kucken und eine Pistole (bzw. zum Finale hin Schrotflinte) zu schwingen. Macht er okay.

Als böser Dr. Soboda verdingt sich Ennio Girolami („Killer Crocodile“, „Tenebre“), mithin des Regisseurs Bruderherz. Kein großer Schauspieler vor dem Herrn, das wissen wir, weswegen Enzo es auch nicht damit übertreibt – die meisten seiner Lines darf Ennio off-screen per Tape-Botschaften rezitieren. Michael Pritchard spielt Eriks Partner Swann – er ist ein wenig distinguierter character player, der u.a. in in einer Statistenrolle in „Der Stoff aus dem die Helden sind“ zu sehen war. Eriks Ehefrau spielt, Zufälle gibt’s, seine damalige real-life-Angetraute Peggy Rowe in ihrer einzigen Filmrolle. Sie scheint ihr Glück mittlerweile in Wohltätigkeitsarbeit gefunden zu haben.

Die XCess-DVD in schmucker kleiner Hartbox bringt den Film in einem qualitativ vernünftigen anamorphen 1.85-Print ohne Verschmutzungen oder Störungen. Wird man nicht mit ’ner Blu-Ray verwechseln (wie’s mir bei „Sartana“ vom gleichen Label ging), ist aber deutlich über dem üblichen Standard, mit dem wir solchen Actionramsch (was ich durchaus liebevoll meine) normalerweise vorgesetzt bekommen. Als Extras gibt’s einen englischsprachigen Audiokommentar, den Trailer, eine Galerie italienischen Werbematerials und den deutschen Videovorspann.

„Light Blast“ ist summa summarum gute Unterhaltung für den Freund des typischen 80er-DTV-Actionkrams – es fehlt die hysterische Komik von Werken wie „Guerilla Force“ oder „Death Squad“, dafür ist Enzo G. Castellari halt einfach ein x-mal besserer Regisseur als David Winters oder David A. Prior, aber der Trashfreund kann sich an den schauderhaften VFX beömmeln und der Horrorfan an den Schmelzeffekten erfreuen. Da hat also fast jeder was davon… in diesem Sinne – durchaus Daumen hoch.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
1 Kommentar
älteste
neuste beste Bewertung
Inline Feedbacks
View all comments
TomHorn
TomHorn
5. August 2017 16:05

Wir haben damals so gelacht, als Estrada sich genötigt sah, das Weibsbild mal ganz nonchalant über den Haufen zu ballern. Fast so schön wie im ersten Indiana Jones der Schwertschwinger.