Hydra – The Lost Island

 
  • Deutscher Titel: Hydra - The Lost Island
  • Original-Titel: Hydra
  •  
  • Regie: Andrew Prendergast
  • Land: USA
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    George Stults (Tim Nolan), Dawn Olivieri (Gwen Russo), Michael Shamus Wiles (Captain Sweet), Alex McArthur (Vincent Camden), Texas Battle (Ronnie Kaplan), Polly Shannon (Dr. Valerie Cammon), James Wlcek (Bob Crick), Ricco Ross (Broughton), Roark Critchlow (Sean Trotta), William Gregory Lee (Clarence Elkins), Dwayne Adway (Mr. Winters)


Vorwort

Dr. Valerie Cammon ist sich sicher – die unerforschte Mittelmeerinsel, auf der sie mit ihrem Team im Dreck wühlt, sollte der Sitz eines antiken mystischen griechischen Tempels sein, und mit etwas Glück auch die ein oder andere kostbare Reliquie, z.B. das sagenumwobene Schwert des Herakles beherbergen. Valerie weiß gar nicht, *wie* recht sie hat – die Insel ist nicht nur authentisch griechisch-antik, sondern auch Wohnadresse eine mythologischen Untiers, der Hydra. Ihr wisst schon, das Viech mit den vielen Köppen, denen immer ein Dez mehr nachwächst als man ihm grad vom Rumpf geschlagen hat. Eine Horde unbewaffneter Eierköpfe ist für das derzeitig dreiköpfige Monster nicht mehr als ein kleiner Appetitanreger…

Etwas später durchkreuzt ein wenig vertrauenseinflößender Seelenverkäufer die mittelmeerischen Gefilde. An Bord sind neben Kapitän Sweet und seiner Crew zehn Passagiere – zwei davon sind Vincent Camden, ein windiger Geschäftsmann nebst seiner heißen Ehefrau Dixie, die den ganzen Trip organisieren, vier Multimillionäre und vier eher unfreiwillige Passagiere, die sich angekettet im Laderaum wiederfinden und sich gerade aus einer Betäubung winden. Den Gefangenen, drei Kerls, eine Frau, ist soweit klar, dass sie nicht zu einer Vergnügungsreise eingeladen wurden. Sind sie auch nicht, dennoch ist Camden gerade etwas genervt – der Operation, whatever it may be, fehlt eine Insel, denn das anvisierte Reiseziel ist augenscheinlich im Rahmen unangekündigter seismischer Aktitvitäten auf dem Meeresgrund versunken. Sweet möge doch bitte dringlich einen geeigneten Ersatz – unbewohnt, überschaubar groß, wild – heranschaffen, die Millionäre haben nämlich nicht 10 Mio. pro Nase hingeblättert, um an Deck gelangweilt Karten zu klopfen. Zu Sweets Glück zeichnet sich da eine bislang unbekannte Insel am Horizont ab…

Während ein paar von Sweets Männern die Insel erkunden und leidgeprüft feststellen müssen, dass es sich um das Jagdrevier der Hydra handelt, erklärt uns Camden den Plot. Er und seine zahlende Kundschaft sind vom Schicksal gebeutelte Zeitgenossen – jeder von ihnen hat einen geliebten Menschen durch Mord oder fahrlässig herbeigeführten Unfall verloren und sich durch die Jusitz nicht ausreichend gerecht behandelt gefühlt. Nur Camden allerdings kam auf die Idee, daraus ein Geschäftsmodell zu machen. Die vier Gesellen im Laderaum sind allesamt kriminelles Gesindel, das für seine Missetaten nach Ansicht Camdens nicht ausreichend bestraft worden sei – ein Serienvergewaltiger, ein drunk driver, eine Mörderin. Nur Gefangener Nr. 4, ein gewisser Tim Nolan, ist für Camden ein unbeschriebenes Blatt, dem er, weil nicht auf ihn vorbereitet, schnell eine kriminelle Laufbahn hin-improvisiert. Unsere Herrn Millionäre haben ihren geringfügigen Obolus dafür entrichtet, dieses Gesocks auf der Insel jagen und killen zu dürfen. Nolan, den hat allerdings Sweet rangeschafft, als Ersatz für einen angeblich vorzeitig hingeschiedenen Kandidaten. Den Ansprüchen des „Spiels“, versichert der Kapitän, wird Nolan auf jeden Fall gerecht werden.

Wenig später werden die Gefangenen auch schon auf die Insel gekarrt, über die Bedingungen des Spiels informiert und ansonsten ohne weiteres zurückgelassen (im Gegensatz zu den meisten anderen „Most Dangerous Game“-Epigonen gibt’s für die Teilnehmer keinen incentive außer den, so lang wie möglich am Leben zu bleiben). Nolan assumiert sofort das Kommando, formuliert Strategien, antizipiert das Verhalten der Jäger und organisiert das Aufstellen von Dschungelfallen, auf die jeder Vietcong stolz gewesen wäre. Die Jäger stellen schnell fest, dass mit Nolan ein würdiger Gegner auf sie wartet – er ist ein Ex-Special-Forces-Soldat, der einst unter Sweet im Irak diente, aber dessen Kriegsverbrechen nicht mehr hinnehmen und ihn mit einer Granate killen wollte. Für Sweet also ist die ganze Beteiligung an Camdens Todesspiel nur eine Gelegenheit zur elaboraten Rache. Nur hat keiner von ihnen mit der Hydra gerechnet, die zwischen Jäger und Gejagten wenig Unterschied macht. Hilfe kommt vielleicht von Valerie Cammon, die zwei Monate auf der Insel überlebt hat, aber ihre Assistenz an die Bedingung knüpft, dass Nolan und seine Leidensgefährten ihr dabei helfen, das Schwert des Herakles zu bergen. Das ist allerdings auch die einzige Waffe, die der Hydra endgültig den Garaus machen kann, insofern ist das also nicht der unvernünftigste aller Pläne, der an diesem Tag geschmiedet wird…


Inhalt

Cinetel Films! Da weiß man doch, was einen erwartet – ein höchstwahrscheinlich von Jim Wynorski produziertes und/oder inszeniertes Monsterfilmchen, das auf Syfy als Movie-of-the-Week verklappt wurde und mit dem ein paar Serienstars von Gestern ihr Gnadenbrot verdienen. Im Falle von „Hydra“ ist das halb richtig. Es ist ein billiges Monsterfilmchen für Syfy und Leute mit Serien-Vergangenheit spielen im Dutzend billiger mit, nur von Jim Wynorski ist in den Credits weit und breit nichts zu sehen… Was jetzt nicht unbedingt viel heißen muss, schließlich hat Jimbo beinahe so viele Pseudonyme wie Jess Franco, warum sollte er also nicht auch „Andrew Prendergast“ (das klingt eh wie ein Name, den’s in echt nicht gibt) sein (das Rätsel werde ich vermutlich erst lösen können, falls mir mal ein „Prendergast“-Film mit Audiokommentar unterkommt).

Geschrieben hat die Chose ein gewisser Peter Sullivan, der billige TV-Filme schreibt und produziert, als würde das morgen verboten, und gelegentlich auch solche inszeniert – er ist dabei ein Spezialist für „holiday themed movies“. Bei nicht weniger als ELF Weihnachtsfilmen führte er Regie und für noch mindestens ein halbes Dutzend weitere schrieb er das Script. Wenn ihn das nicht auf die „good“-Liste des ollen Nikolaus bringt, weiß ich auch nicht. Als Schreiberling hat er aber auch die üblichen Katastrophenfilme und „based on true events“-Dramen auf dem Kerbholz, in den Bereich des creature features wagte er sich nach „Hydra“ allerdings nur noch einmal, mit „Jersey Shore Shark Attack“, dem Versuch, den Haifilm als Riff auf die aus unerfindlichenen Gründen beliebte Reality-Show mit Snooki zu parodieren.

Das Gimmick von „Hydra“ ist die Kombination des typischen Monster-on-an-island-Gedöns mit dem „Most Dangerous Game“-geborenen Menschenjagd-Motiv. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob diese beiden Tropes schon einmal kombiniert wurden – mir fällt jedenfalls gerade kein anderer Film ein, der so die Motive mischt -, aber es ist auf alle Fälle ein einigermaßen origineller Ansatz, auch wenn Sullivan letztlich nicht viel mehr damit anzustellen weiß, als einen Trupp Kanonenfutter auf die Insel zu bringen. Ob die da nun nach Schätzen suchen, Bodenschätze ausbeuten wollen, eine Fernsehshow drehen oder eben Verbrecher richten, tut am Ende des Tages nicht viel zur Sache. Es bietet Sullivan allerdings zwei Vorteile – zum einen kann er das filler-Material, mit dem sich Monsterfilme sonst herumschlagen, um die Zeit zwischen den Monsterattacken totzuschlagen, anstatt mit uninteressantem human interest-Blödsinn eben mit dem Menschenjagd-Plot bestreiten, was naturgemäß für den Genre-Freund interessanter ist, zum anderen hat er mit der Nolan-Figur, die von Sweet gezielt in die Todeskandidaten gemischt wurde, eine einigermaßen plausible Ausrede dafür, warum eine einfallsreiche Killermaschine auf der Insel rumläuft (neben der Hydra, ähem). Natürlich eröffnet gerade dieser Punkt wieder eine anderweitige Plotdummheit, denn es ist klar – dass Sweet einen Special-Forces-Soldat, der mit allen Arten des waffenlosen Kampfes vertraut sein sollte, in die Gruppe steckt, um so seine Rache auszuüben, ist logischerweise dämlich. Einen der zwar gut ausgerüsteten, aber militärisch unerfahrenen Jäger auszuschalten, sollte ein Supersoldat wie Nolan, erst recht mit ein paar Helfern, hinkriegen und sobald er eine Waffe hat, sag ich mal Gut‘ Nacht, Jägersleut. Sweet hatte offenbar die Ressourcen und Möglichkeiten, Nolan zu entführen – wenn’s ihm um praktische Rache gegangen wäre, es hätte erfolgversprechendere Methoden gegeben. Ziemlich überflüssig ist auch die Integration von Valerie, die eigentlich nur als deus ex machina-slash-Expositionserklärbärin gebraucht wird (Nolan hat mit Gwen, der Mörderin aus der Gruppe, schon eine love interest, so dass Sullivan auch nichts anderes mehr für Valerie einfällt, als sie im Showdown recht unzeremoniell zu killen). Eine Videobotschaft von Valerie, über die die Gruppe stolpert, hätte die gleiche Rolle erfüllen können, und wäre etwas glaubhafter (denn wer kann schon kaufen, dass Valerie sich zwei Monate auf der Insel am Leben halten kann?).

Problematisch ist freilich auch, dass wir protagonisten-technisch auf Kriminelle abfahren sollen. Gut, Nolan ist keiner, aber die anderen drei *sind* Verbrecher. Bei Kaplan, dem schwarzen drunk driver, kann man mit viel Vaterlandsliebe davon ausgehen. dass es eine dumme Entscheidung war, die sein Leben ruiniert hat, er aber prinzipiell kein schlechter Mensch ist, und dass der Vergewaltiger schon recht bald im Filmverlauf gekillt wird, aber was Gwen angeht… das Script versucht da und hie anzudeuten, dass ihre Mordtat irgendwie gerechtfertigt gewesen sei, spricht das aber nie aus – sie kann also genauso gut auf Crack einen Ladenbesitzer umgelegt haben und daher als Identifikationsfigur ausfallen. Eine Klarstellung hätte da schon geholfen… Naja, aber das Mittelmeer als vermutlich best-kartographiertes und überwachtes Gewässer der Welt, in dem Inseln nach Gutdünken versinken und auftauchen (und dann auch gleich mit vollständiger Vegetation), gehört sicher auch nicht zu den völlig durchdachten Ideen, was also erwarten wir?

Aber lassen wir Sullivan in Ruhe und wenden uns Prendergast und seiner Inszenierung zu. Ein paar hübsche Archivaufnahmen gaukeln ein wenig scope vor, auch wenn der Film selbst wieder mal mehr oder weniger auf „Idioten rennen durch den Wald“ heruntergebrochen werden kann, der B-Plot erlaubt es, hin und wieder auf das Schiff Sweets umzuschalten und Konflikte mit seinem Ersten Offizier und Camden einzubauen, die ein wenig Abwechslung ins grüne Einerlei auf der Insel bringen. Die Kameraarbeit ist nicht schlecht und Prendergast bringt einen ordentlichen Zug ins Prozedere; gerade die Kombination der beiden Plotlines sorgt dafür, dass kaum Leerlauf aufkommt und wenn die Hydra mal grad nicht in Aktion ist, kein Stillstand eintritt. Chuck Cirino steuert einen schmissenen und an den richtigen Stellen angemessen pompösen Score bei. Geschwächelt wird, erwartungsgemäß, bei den visuellen Effekten von Scott Coulter. Die Hydra ist zwar an und für sich okay animiert, aber wer Cinetel-Monsterfilme kennt, weiß, dass es beim compositing, der Integration des Pixelmaterials in die reale Umgebung, immer Probleme gibt, so auch hier. Die CGI sieht nie anders aus als CGI, die auf Realfilm kopiert wurde, macht nie den Eindruck, als würde sie wirklich physisch mit ihrer Umgebung interagieren (das alte Problem, dass gerade in Totalen oder zweitrangigen Effektshots, in denen nicht die Stars mit von der Partie sind, oft genug einfach die Sichtachsen nicht stimmen, feiert ebenfalls fröhliche Urständ – nicht so schlimm wie in Jimbos „Island of Beasts“, aber merklich genug). Die Splattereffekte wären theoretisch ordentlich saftig, weil Gliedmaßen abgerissen und Körper zerfetzt werden, dass es eine Freude ist, aber auch die Sudeleien stammen eben größtenteils aus dem Computer und sind deswegen alles anderes als überzeugend (und was ich davon halte, wenn CGI-„Blut“ auf das Objektiv der Kamera klatscht, muss ich wohl nicht näher ausführen). „Schön“ auch, dass sich der Film nie wirklich einig ist, wie GROSS die Hydra und ihre Köpfe eigentlich sind…

Darstellerisch wird Genre-Durchschnitt geboten. George Stults (langjähriges Mitglied der „Himmlischen Familie“) ist nicht unbedingt der überzeugendste Kampfsau-Superfighter-Arschtreter der Filmgeschichte, müht sich aber redlich. Dawn Olivieri („Vampire Diaries“, „Heroes“, „The Last Witchhunter“) bringt den von mir durchaus gern gesehenen early-Sandra-Bullock-girl-next-door-Charme mit, hätte man ihr einen Charakter mitgegeben, hätte sie vielleicht auch was zu spielen. Als Captain Sweet versuchts Michael Shamus Wiles („Sons of Anarchy“, „Breaking Bad“) über autoritäre Präsenz, was sogar halbwegs funktioniert. Alex McArthur, der immerhin mal im Musikvideo für „Papa Don’t Preach“ Madonnas Boyfriend markierte, war 1992 in „Denn zum Küssen sind sie da“ zu sehen und spielte auch in „Route 666“. Sein Camden müsste etwas durchgeknallter sein, um im Genrekontext zu funktionieren. Das cannon fodder wird vertreten durch Texas Battle (der wohl un-afroamerikanischte Name ever, zu sehen in „Wrong Turn 2“ und „Final Destination 3“), Polly Shannon („Direct Action“, „Gefangen im Bermuda-Dreieck“), James Wlcek („Walker, Texas Ranger“), Ricco Ross („Aliens – Die Rückkehr“, „Wishmaster“, „Doctor Who“), Roark Critchlow („Pretty Little Liars“, „V – Die Besucher“, „Shark Swarm“, „Petrified“) und William Gregory Lee („Justified“, „Dante’s Cove“).

Die DVD von Sunfilm ist praktikabel – Bild und Ton sind okay, die Synchro relativ gut für die Verhältnisse eines neumodischen billigen Monsterfilms, der ohne großes Bruhei in die Läden gestapelt wird. Als Extras gibt’s nur den deutschen und englischen Trailer.

Wer keine Syfy-Monsterfilme mag, kann auch diesen getrost auslassen, wer allerdings mit dem Slogan „haufenweise halbbekannte Seriennasen kämpfen gegen ein mieses CGI-Monster“ etwas anfangen und damit Spaß haben kann, bekommt hier sicher kein weltbewegendes Filmerlebnis serviert, aber einen temporeichen, kurzweiligen blutigen kleinen Klopper, der schon etwas über dem Asylum-Krams rangiert.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 5


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Thomas Hortian
19. September 2017 1:52

Ich dachte zuerst, Geoff Stults gelesen zu haben. Aber ist ja nur sein großer Bruder George. Da haben die Eltern bestimmt immer gut lachen können, wenn niemand die Namen der beiden auseinanderhalten konnte. Was ist eigentlich aus Geoff geworden?