Grotesque (1988)

 
  • Deutscher Titel: Grotesk – Kampf ums Überleben
  • Original-Titel: Grotesque
  • Alternative Titel: Grotesk |
  • Regie: Joe Tornatore
  • Land: USA
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Linda Blair (Lisa), Brad Wilson (Scratch), Tab Hunter (Rod), Guy Stockwell (Orville Kruger), Donna Wilkes (Kathy), Nels Van Patten (Gibbs), Sharon Hughes (Donna), Michelle Bensoussan (Shelly), Charles Dierkop (Matson), Robert Z’Dar (Eric), Bunky Jones (Belle)


Vorwort

Punksploitation! 1982 erschien der absolute Knallerfilm DIE KLASSE VON 1984, den jeder kennen, lieben und Blaustrahl- oder zumindest DVD-steichelnd zu Hause haben sollte. Der Film trug zwar zur Verschärfung des Schweizer Jugendschutzgesetzes bei, trat jedoch leider nicht die erhoffte Welle an Punkfilmen los, die standesgemäß gewesen wäre, aber ein paar Kandidaten gibt es doch. CLASS OF NUKE EM HIGH sollte jeder Trashologe noch auf die Pfanne bekommen, doch dann beißt es aus. Dabei sind Filme wie SUBURBIA (are the kids alright or aren’t they?), REPO MEN oder VALLEY GIRL (mit keinem geringeren als Nicholas Cage) sollte man eine Chance geben, ebenso wie dem japanischen (!) BURST CITY. Auch die Filme zu den Geschlechtsverkehrhandfeuerwaffen, SID & NANCY und THE GREAT ROCK ‚N ROLL SWINDLE, sie alle versuchten irgendwie, das Phänomen Punk zu ergründen.

Manche Leute mögen behaupten, dass Punk nicht in Filmen stattfindet, und sie mögen Recht haben. Trotzdem natürlich eine lohnenswerte Idee, Punks auf die große Leinwand zu bringen, wenn das auch manchmal mit gewissen, sagen wir mal, Missverständnissen behaftet ist. Selbst DIE KLASSE VON 1984 stellt die Punks nicht gerade toll dar, aber gewiss nicht als Neonazis, wie mancherorten behauptet. 1988 fühlte sich nun Low-Budget Regisseur Joe Tomatore bemüßigt, uns einen Horrorfilm mit Punks zu präsentieren, in dem die Punks (oder „Punker“, wie sie in englischem und deutschem Ton genannt werden) eine gewichtige Rolle spielen, und natürlich die der Pösen. Auch wenn die Dead Kennedys unlängst nach dem Urknall des Punks ’77 verkündeten „Nazi Punks fuck off“ und die Texte sehr schnell keinen Zweifel mehr daran ließen, dass Punk ein sehr linkes Phänomen ist, so gibt es immer noch ein paar ganz stumpfe, die Punks entweder als Inkarnation von Krawall und Zerstörung bzw. Träger von rechtem Gedankengut (oder beides) sind. Wird der Film mit diesen Klischees aufräumen? Man darf es bezweifeln.

Eine Kuriosität liefert noch die Besetzungsliste: Keine geringere als Linda Blair spielt die Hauptrolle, die wir alle aus DER EXORZIST und Nachfolgern kennen und lieben. Das wirft sofort die Frage auf: wie kommt Linda Blair in diesen Film???
Ach ja: der Film hat ein ziemlich beknacktes Ende. Betonung liegt auf *ziemlich* und *beknackt*. Ich hab’s sowohl in der Inhaltsangabe als auch in der Analyse verspoilert.


Inhalt

Das weibliche Voice-over fragt einen gewissen John, ob es denn schon so lange her ist, denn es wirkt wie eine Lebenszeit. Wenn’s die Lebenszeit von Sid Vicious ist, dann ist das nicht gerade eine Zenturie, go fickure. Damals waren sie noch jung und hatten ihre Köpfe voll von unerfüllten Träumen (ich bin jetzt schon lange offiziell ein alter Sack und habe immer noch unerfüllte Träume, was mache ich jetzt?) Warum ist „er“ so weit gereist um die Erzählerin und John zu quälen. Ist es ihr Schicksal, für immer vor „ihm“ wegzulaufen? Wie ein guter Wein ist sie verwelkt oder so. Zu diesem Text sehen wir ein altes Haus in der Nacht, das ständig von Blitzen heimgesucht wird. Klischee, ick hör dir trapsen.

Die Erzählerin kämmt sich ihr ergrautes Haar, Früher stand John mal auf sie, aber jetzt ist die Zeit vorbei (und das wundert dich?) Eine dunkle Gestalt nähert sich ihrem Zimmer und sie weiß, dass er sie mitnehmen wird. Die Person scheint der Tod persönlich zu sein. Sie sagt ihm, er soll sie entweder töten oder mitnehmen. Beim Tod sollen sich die beiden Dinge nicht ausschließen. Der Beumhangte beißt sie (?!) und sie ist töt. Und was haben wir jetzt davon?

Umschnitt in einen Kinosaal. Der Prolog war offensichtlich nur ein Film im Film. Na super. Der Produzent sagt zum Regisseur, der sich später als Orville Kruger vorstellen wird (schon wieder einer davon, die scheinen mich zu verfolgen), dass das Make-up und die Special Effects die besten waren, die es jemals gegeben hat (I dare to disagree…) Der Produzent verspricht ihm sogar einen Bonus („there’s a bonus for you, baby“). Nach dem vielen Fülmen braucht der Regisseur erst mal Urlaub und denkt an seine Hütte in den Bergen. Hoffentlich befindet sich genug Holz davor. Keine schlechte Idee, meint der Produzent, denn hier laufen nur ein paar „phonies“ durch die Gegend und der Regisseur meint relativ unmotiviert: „That’s movie magic, isn’t it?“ It most definitely is.

Lisa (Linda Blair!) und ihre Freundin sitzen im Restaurant. Ihre Freundin Kathy bestellt sich zum Zeichen ihrer Härte die schweren alkoholischen Getränke. Irgendein Typ (vermutlich ihr Freund) hat nicht angerufen und die nächsten Tage wird irgendeine megatolle Fick-, äh sorry, Tanzparty starten und dazu muss man zu der besagten Blockhütte fahren.

Die beiden fahren durch eine verschneite Landschaft. Kathy fragt ziemlich doof: „What about the snow?“ Wenn es wenigstens Blue Snow wäre, dann wäre ich happy. Lisa macht sie darauf aufmerksam, dass der Schnee bei der Blockhütte wech sein wird. Sehr aufregend. Ihr Vater (der unterbelichtete Regisseur) hatte die Schnauze voll von der Hollywood-Szene und macht jetzt lieber B-Ware. Irgendwie halte ich es für keine gute Idee, in einem Z-Film Begriffe wie „Hollywood“ zu verwenden. Kathy meint, sie hat noch nie einen Special Effects-Mann getroffen und er bringt auch keine tollen Filmstars wie Dustin Hoffmann oder Sylvester Stallone (!) nach Hause. Kommentar Lisa: „oh what a rip-pff“ – ich finde es toll wenn die Macher die Klassifikation ihres Werkes gleich selbst vornehmen.

Ein Kleinbus mit ein paar wilden Gestalten (die Punks) fahren hupend neben ihnen her, tun aber bisher noch nix. Warum eine Gruppe von Punks ausgerechnet diese verschlafene Gegend hier mit ihrer Anwesenheit behelligen sollte, sollte uns im weiteren Filmverlauf noch klar werden, oder auch nicht. Die beiden Girls machen nach diesem Schrecken erst mal einen kleinen Zwischenstop beim Würger King, was man uns in aller Ausführlichkeit zeigen muss. Bisher ist jetzt noch nicht sooooo viel passiert. Sie machen Zwischenstop in irgendeinem windigen Convenience Store und wir stellen fest, dass jeder Typi hier Lisa kennt. Der Ladenbesitzer warnt die Damen vor der Gruppe Punks, die seit einer halben Stunde (hä?) hier aufgetaucht sind. Nachdem man sich noch kurz über „deep sea fishing“ (that’s what she said!) unterhalten hat, verlassen die Chicks den Laden wieder.

Die Punkgang besteht aus immerhin 8 Leuten, davon immerhin 4 Kerle und 4 Tussen. Equal opportunity evil nennt man das wohl. Stegmans Gang hat nur aus 4 Kerlen und einer Frau bestanden. Was das aus rein sexueller Hinsicht bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen.

Scratch, der Oberpunk, der aussieht wie eine Mischung aus Billy Idol und einem späten Dirk Jora und so wirkt wie der Duracell-Hase mit mehr Speed in der Fresse als der komplette Mutantenstadl, verliert langsam die nicht vorhandenen Nerven, denn natürlich ist mal wieder ihre Karre Schrott. Das passiert komischerweise jedesmal, wenn sie einen „Job“ irgendwo haben. Murphys Gesetz, es gilt auch für den Sand im Getriebe. Noch nicht mal die Punkerbraut Belle kann ihn beschwichtigen, denn man soll sich bloß mal dran erinnern, wie sie in Nevada eine ganze Familie abgeschlachtet haben. Kann man da mehr erfahren? Einer der Truppe ist übrigens Robert Z’Dar, den ich nicht vorstellen muss. Belle weiß genau zu berichten, dass der Hollywood-Fuzzi hier auftauchen wird, irgendwas Heißes muss da oben sein, entweder Geld oder Drogen oder beides. Bei ’nem Hollywood-Fuzzi nicht so weit hergeholt, zumindest zweiteres. Scratch – immer noch im Berseker-Modus – glaubt es erst, wenn er es gesehen hat. Als ob er bei dem Pensum an bewusstseinserweiternden Substanzen noch geradeaus schauen könnte.

Sie halten die nächstbeste Karre an und was für ein Zufall, es sind Lisa und Kathy. Die ausgefeilte Continuity zeigt uns Scratch erst ganz nah bei seiner extravaganten Truppe und im anderen Shot noch ein paar Meter von ihr entfernt. Das ist Punk, nehme ich an. Sie fragen ganz vorsichtig nach einem Überbrückungskabel (BITTE keine Überbrückungsmusik!!!) Kathy und Lisa fahren trotz massiver Einschüchterungen einfach weiter. Im nächsten Shot ist vom Schnee tatsächlich nicht mehr viel zu sehen (haben die Punks ihn weggekokst? Badumtiss), An der Hütte angelangt, begrüßt Lisas Erzeugerin sie auf eine Art, die mich nicht gerade zum Schmunzeln anregen würde und sie geben ihr gleich eine Flasche Sekt. Es würde mir zu denken geben, wenn ich von meinen Freunden/Familienmitgliedern etc. nur Alk geschenkt bekomme. Aber wenigstens ein praktisches Präsent.

Man debattiert zunächst darüber, wie es diesem und jenen Familienmitglied geht (gähn) und bald gibt’s Mampf. Lisa geht unter die Dusche. Eine schnaufende und keuchende Gestalt schleicht sich die Treppe nach oben, Kathy holt ein paar Utensilien aus ihrem Sturmgepäck hervor und legt sich ins Bett. Die ominöse Person (von der wir bisher nur die stinkenden Käsequanten sehen) versucht sich an der Tür, woraufhin Kathy misstrauisch wird. Das „Monster“, mit lächerlichsten Kinderfaschingsmaske aller Zeiten, entpuppt sich natürlich als Lisas Daddy. Er macht auf beleidigte Leberwurst, als er bemerkt, dass sein Schockeffekt nicht funktioniert, und das, obwohl er sich doch neues Latex besorgt hat (so ein Perversling!) Lisa ist inzwischen wieder vom Duschen zurück und reagiert entsprechend sarkastisch auf ihren Ollen, der Kathy die Maske zuwirft als besondere Aufmerksamkeit. Ich stelle fest: ein Lustgreis ist unterwegs.

Es gibt fröhlich Happa-happa. Kathy zündet sich eine Fluppe an, was Papa Orville zur täglichen Prise Moral hinreißt, indem er sie vor den Gefahren des Rauchens hinweist. Und ich dachte, im MAD hätte man das Thema erschöpfend behandelt? Das Gespräch kommt auf Onkel Rod. Während nämlich Kruger in seinen Horrorfilmen Menschen zu Monstern verwandelt, verhält es sich mit Onkel Rod genau umgekehrt, er verwandelt Monster in Dinge, die so ähnlich aussehen wie Menschen, denn er ist plastischer Chirurg (insert your own „Enthauptungen nehmen wir nicht vor“-Joke).

Kruger zeigt Kathy ein Zimmer mit allerlei grusligem Zeuchs, v.a. Monstermasken aus seinen Filmen. Kathy meint, man könne Realität und Fiktion nicht immer treffsicher unterscheiden, da kann Kruger natürlich nur „row row row your boat“ anstimmen (*Suizid-Smiley*). Nach diesem TROLL-2-Intermezzo meint Kathy sehr wohl unterscheiden zu können, was richtig und was falsch ist (ich würde sagen, sie ist *richtig* blöd).

Während Mami das Geschirr abräumt steht nun ein weiteres Schreckgespenst vorm Fenster. Es geht wild auf Mami los, die fängt jedoch zu lachen an, als es sich bloß wieder als Orville herausstellt. Der hat einen eigenartigen Humor, zweifellos. So wie ich das verstehe, war das gerade einer seiner „home movies“ (es gibt home movies OHNE Bumsen? Wtie bitte?! Oder hat man uns den besten Teil nur vorenthalten?) Lisa und Kathy gehen ins Bettchen, fordern aber vorher keine Tricks (langweilig!)

Die beiden Schiksen liegen im Bett und führen typische Frauengespräche. Am Fenster schleicht sich eine ominöse Gestalt durch die Gegend, dazu natürlich wieder heftiges Blitzen und Donnern, wir wollen nicht vergessen, dass wir in einem Horrorfilm sind. Die verräterische Lederkluft samt Stiefeln sollte uns zu denken geben. Scherzkeks Orville hat den Girls natürlich einen abgehakten Arm (logischerweise aus Plastik) ins Bett gelegt, über den sich Kathy heftig erschrecken darf. Die beiden Angstkarnickel legen sich nieder, um dann in tiefster dunkelster Nacht doch von den neinwatneüberraschung Punks in den Würgegriff genommen zu werden. Bei Scratch sehe ich das noch ein, aber Punktusse Shelly hatte er doch gar nicht dabei?

Unten befindet sich schon seine ganze Gang, die Orville durch die Mangel dreht. Wir hören so qualifizierte Sprüche wie „tear his eyes out, Scratch“ (sollte der sie nicht eher rauskratzen?) und Belle wirft sich in laszive Sexy-Posen (*lechz*). Nach heftigem Stöhnen und Rumgeschlabber weiß Scratch genau, dass Orville wasauchimmer für ihn hat – er drückt sich sehr undeutlich aus – und will es unbedingt. Wir erleben die Familien-Reunion und Orville kriegt ordentlich auf die Fresse, was der allem Anschein nach nicht überlebt. Zwischendrin sehen wir immer wieder Shots von einem fiesen Monster (kommt noch), das sich das aus sicherer Entfernung ansieht.

Scratch wiederholt seinen Wunsch nach einem Haufen Knete. Einer der Punks mit Namen Earbox (wat? Er sieht jedenfalls Rick Martel nicht unähnlich und hat ’ne fette Matte) verleiht dem Wunsch mit der typischen nuancierten Mimik eines 80er-Jahre-Wrestlers im Figure Four Leglock Nachdruck (lol!) Punkermutti Belle macht zum Hohn des toten Kruger ein paar merkwürdige Pinguin-Geräusche (???) und ein anderer Typ macht seine Scherze mit ihm („gimme five baby, gimme five“). Scratch stürzt sich auf die hysterisch kreischende Lisa. Kathy gibt zu bedenken, dass die Punks nur „scum“ sind. Scratch entgegnet „it’s a scummy world, and it’s better to be king that pauper“. Wenn er das schon weiß, warum ist er dann nicht ein King?

Kathy schafft es einen der Gammler zu beißen und rennt die Treppe nach oben, Scratch dreht wieder mal am Rad (wie hat’s der geschafft, noch nicht in einem riesigen Atompilz zu explodieren?). Er verspricht Shelly ein trautes Zusammenleben nur mit ihr, wenn das hier alles mal vorbei ist und Scratch geht fast einer ab, als sie sagt „I’ll take care of the business“. Kathy läuft ins Nebengebäude um dort die Leiche von Mami zu finden. Einer der Punks folgt ihr und es ist so dunkel, dass man fast gar nix mehr erkennen kann. Er stürzt sich in lüsterner Absicht auf sie, bis ihr ihm rechten Moment Shelly (scheinbar) zu Hilfe kommt. Kathy ist doof genug, um auf diesen Trick reinzufallen und schon wird ihr ein zweiter, dritter und vierter Bauchnabel gestochen. Aus Gründen gesteigerter Spannung sehen wir größtenteils nur die Schattenspiele davon an der Wand.

Krawallmacher Scratch, der immer noch einen Blick drauf hat, als hätte man seinen Schwanz im Waffeleisen eingeklemmt, will von Lisa wissen, wo die Eltern den Zaster versteckt haben. Dirk Jora für Kassenpatienten droht ihr, seinen übernotgeilen Kumpel Gibbs auf sie loszuhetzen und äußert sogar den Satz „this party is over“. Die Macher von BRAINDEAD huldigem dem Film wahrscheinlich heute noch. Lisa weiß immer noch nix. Als Shelly das Messer wetzt, kann Lisa entkommen und springt aus dem Fenster. Earbox wartet draußen und nimmt die Verfolgung auf durch den Schnee (und ich dachte, bei der Blockhütte liegt keiner mehr?) Gibbs zieht eine weitere Punktussi (Donna) in der Hütte zu Boden, Schweinereien nicht ausgeschlossen. Punks sind notgeil, ich hab’s immer gewusst.

Scratch und Shelly durchsuchen das Haus und finden einen batteriebetriebenen Stoffhund (!) Earbox läuft immer noch Lisa hinterher. Die Nachtaufnahmen sind relativ eindeutig als Blaufilter zu erkennen, wenn man die Schattenwürfe am Boden betrachtet, aber es wirkt zumindest halbwegs, äh dünkel. Eric (Robert Z’Dar) und Belle durchwühlen ein Bücherregal und wirken so, als hätten sie noch nie ein Buch gesehen. Buchmensch wird man so nicht (hab erst kürzlich wieder FAHRENHEIT 451 gesehen),

Die beiden Turteltäubchen haben es sich im Maskenraum gemütlich gemacht, um das gute alte Rein-Raus-Spiel zu spielen, wobei die Sicherheitsnadel-Lady die Atmosphäre empfindlich damit stört, dass sie sich eine fiese Totenkopfmaske aufgesetzt hat. Sie hat immerhin eine Rechtfertigung dafür, denn schließlich ist das der verrückteste Orgasmus, den sie jemals hatte (insert Voll Assi Toni: „Aaaaah, so ’ne Orgassmus hatt‘ isch no‘ nie. Ah geil, des isser, des isch de Mann für’s Leebe!“)

Irokese Eric findet einen Geheimgang hinter der Bücherregal. In dem Raum brennt die perfekte Weihnachtsbeleuchtung (also perfekt unauffällig, wenn das das Ziel war). Sie werden sofort von dem dort ansässigen buckligen Monster angegriffen, der Eric erst mal kräftig den Arm bricht und dann das Kreuz. Sein Kinn ist bekanntlich unkaputtbar, das muss auch ein Monster auf den ersten Blick sehen. Das Monster bricht Belle mit einem Satz das Genick als wäre er Bruce Lee in GAME OF DEATH und Monster begutachtet die Leichen. Orville bezeichnet er als „Papa“, er ist also so ’ne Art Kaspar Hauser für Unterbelichtete. Nun bemerken die anderen Buntgefärbten auch den Saustall und suchen das Weite. Monster zerschlägt Punktussi #4 (hieß sie Malinda?) das Kreuz an einem Baum (DAS halte ich tatsächlich für eine kreative Tötungsmethode!) Die Punks fliehen in den Wald und tun das, was jede Gruppe in jedem Horrorfilm auf der Welt tut, sie teilt sich auf. Sie laufen ein wenig durch die Gegend. Die meterlangen Schattenwürfe untergraben die Illusion, das würde in der Nacht spielen, ein wenig.

Scratch und seine Begleiterin werfen einen prüfenden Blick auf ihr Waffenarsenal. Während sie sich auf ihre Machete verlässt, hat er sich aus der Hütte einen Revolver gemopst. Wieso habt ihr Idioten gleich nicht mehr Waffen mitgebracht? Ich meine, Familie ausrauben und so, das könnte doch irgendwie von Vorteil sein? Die letzte verbliebene Punkette Donna summt inzwischen ein Lied (die Frau hat echt einen an der Waffel, wenn ihr mich fragt). Sie und ihr Stecher (Gibbs) haben zum Glück einen alten Minenschacht gefunden, Donna kackt sich ins mit Killernieten bestickte Höschen ob des Feuers, das den Irren anlocken könnte (dann piss es doch aus, Alte, du bist dir ja für sonst nix zu schade!)

Gibbs merkt an, dass sie mit ihrem Arsch und nicht ihrem Hirn denkt und unterstreicht diesen epochalen Jahrhundert-Witz mit der dümmsten Lache seit Goofy. Laut ihm wollte sie bloß mit ihrem Arsch wackeln und schon liegt ihr die ganze Welt zu Füßen (und was hast du mit ihr gemacht in der Hütte du Doofmann?) Donna kann sich solche Gemeinheiten nicht bieten lassen und kontert mit: „the next time you try to make it with a chick, why don’t you try to get it in, before you get it off?“ Der Pillemann betreibt seine eigene Anarchie, sozusagen. Einer derart pointierten und schlagfertigen Entgegnung hat er natürlich nichts mehr entgegenzusetzen und er will abzwitschern. Doof wie er ist läuft er direktemang dem Killer in die Arme, der ihm die Fresse zerdrückt (unblutig). Nachdem Donna einen unerwarteten Einstieg ins Gespräch mit dem Meuchler gefunden hat (man redet über Santa Clause), kommt sie ihm bedrohlich nahe und auch sie darf von ihm entleibt werden. Damit sind von der originalen Besetzung nur noch Scratch, Shelly und Ear- „yes I’m a model“ Box übrig.

Inzwischen ist es Tag (man hat einfach den Blaufilter von der Kamera abmontiert) und Lisa läuft IMMER NOCH ziellos durch die Gegend im Wald. Entweder ist der Wald ziemlich groß oder sie hat einen leicht getrübten Orientierungssinn. Earbox übt sich in Poesie („come out come out whereever you are, you know you can’t get very far“) und freut sich ein Loch ins Knie ob solcher Schallmeien. Wir hören weitere Rubine der Dialogkunst: Scratch will entweder den Berg erklimmen oder zur Hütte zurückgehen. Shelly meint, sie kann es leicht mit dem Monster aufnehmen, denn sie sind „real people“, die anderen sind nur „phonies“ (Einbildung ist auch eine Bildung). Scratch beschließt, man müsse die anderen finden.

Nach endlosem Traben durch den Wald. Die Hörlappenschachtel kriegt Lisa endlich in die Finger, doch das Monster kann diese Behandlung nicht zulassen und befördert ihn ins Jenseits, nicht ohne hinterher einen monströsen Schreikrampf zu kriegen.

Der Ladenbesitzer mit einem Grinsen und Cowboyhut wie JR aus DALLAS fährt durch die Winterlandschaft und hört sich die schmalzigste Countrymucke an, für die sich selbst Merle Haggard schämen würde. Dazwischen sehen wir ein Highlight-Reel aus den bereits aufgetürmten Leichen, denn das FX-Team will noch mal gesondert gewürdigt werden. Weil’s so schön war, müssen wir das gleich fünf Mal sehen. Danke, ich hab’s begriffen und die Effekte werden so nicht besser. Es dauert nicht lange bis Cowboy die Leichen bemerkt hat und hat logischerweise sofort die Bunthaarigen im Verdacht, die ja bekanntlich immer schuld sind, wenn irgendwo was ausgefressen wurde.

Onkel Rod Kruger betritt im Laufschritt den Tatort. Nach schier endlosem Gelaber machen sie sich auf die Suche nach Lisa und den verbliebenen APPDlern. Der Suchtrupp latscht und latscht und latscht als würde es morgen verboten werden. Einer der Suchenden lässt uns wissen, dass die Punks bei den Widrigkeiten hier in diesem Wald wahrscheinlich noch bessere Instinkte entwickeln werden als ein Tier. Da hat Sratch nix zu befürchten, mehr zum Tier mutieren kann der nicht mehr. Endlich finden sie den toten Rick Martel und die noch lebende Lisa im Schnee.

Das Monster fällt Scratch an, doch der kann ihn wild grimassierend abknallen. Der Typ veranstaltet ein Overacting, dass sogar Coldyrons Boss in R.O.T.O.R. dagegen wie ein Ziegelstein im Stahlgewitter wirkt. Durch die Ballerei aufgeschreckt läuft der Suchtrupp zum Ort des Geschehens, Lisa lassen sie derweil im Schnee liegen (gesund ist das nicht). Das Monster – immer noch am Leben – geht Scratch an die Gurgel, doch Rod ist zur Stelle. Trotz Rods Flehen, das Monster nicht abzuknallen tut einer der Sucher genau das, was das Monster endgültig zur Strecke bringt (und Scratchs Revolverkugeln haben das nicht vermocht?) Scratch und Shelly reden sich raus, als hätten sie im Blockhaus nur um Hilfe gebeten und Scratch KANN keinen Satz sagen ohne komplettes atombomben-mäßiges psychedelisches Overacting.

Lisa liegt im Krankenhaus, ihre Überlebenschancen sind gerade mal fifty-fifty. Scratch muss sich nun vor dem Sheriff (Bill) und seinem Helferlein (Blane) verantworten, der dem Haarspray-Extremisten natürlich kein Wort glaubt. Scratch verlangt nach einem Rechtsverdreher, während wir eine Runde „guter Bulle böser Bulle“ erleben. Scratch durchschaut den Trick und bleibt bei seiner Aussage, sie wollten bloß Wasser haben. Sie spielen den nächsten Trumpf aus „deine Freundin hat schon lange gequasselt“ aber auch das schlägt fehl und man beschließt, den Stachelhaarigen erst mal für eine Weile ins Ächz zu stecken. Leider haben sie nicht viel gegen ihn in der Hand und die einzige Augenzeugin liegt noch im Sterben.

Eine sehr nervöse Shelly ist dran zum Verhör. Diesmal sind die Rollen „good cop bad cop“ vertauscht. Auch ihr erzählen sie den Stuss, dass Scratch schon komplett ausgepackt hat (vielleicht sollte man den Leuten mal verraten dass man von der ersten Vernehmung durch die Bullen bis zum Urteil im Gerichtssaal KEIN EINZIGES WORT sagen muss bzw. nur das, was im Personalausweis steht). Auch aus ihr ist nix rauszubringen und nun ist auch noch Lisa abgenippelt. Rod ist am am Rad drehen, denn nicht nur ist seine komplette Familie Schaschlik, sondern er muss jetzt auch noch die Fragen der Five-O beantworten.

Der Sheriff will wissen, was es mit dem Killer auf sich hat. Rod auskunftet, dass die Familie ihn bei sich großgezogen hat (das erklärt aber noch nicht, wieso er ein Monster geworden ist) und natürlich keiner Fliege was zu leide tun könnte. Die Bullen müssen die Punks nach 48 Stunden freilassen (1:0 für die Punks würde ich sagen), „that’s the law“. Wenn das so ist, dann ist Rod „outside the law“. Oha, wird sich das noch zum Selbstjustiz-Streifen entwickeln? Wenn dann aber schnell, der Film läuft nur noch 15 Minuten. Der Sheriff kommentiert das mit „frankly Blane, I don’t give a damn“ (jetzt auch noch die alten Filmklassiker schänden!)

Rod wohnt der Beerdigung bei. Danach fordert er im Krankenhaus irgendwelche Operationsberichte an (er ist Schönheits-Chirurg, schon vergessen?) und trifft sich mit einem gewissen Charlie, der ihm ein merkwürdiges, längliches Paket übergibt.
Scratch telefoniert mit irgendeinem Earnie (schön, so wichtige Charaktere noch so kurz vor Schluss einzuführen), der verspricht in 20 Minuten hier zu sein.
Scratch und Shelly dürfen das Ächz unbehelligt verlassen. Dann haben sie gegen das Gesetz gekämpft und gewonnen. Oder auch nicht. Rod fährt mit dem Auto vorbei und will mit ihnen nur einen kurzen Plausch halten. Er hält ihnen eine doppelläufige Schrotflinte unter die Nasen und überredet sie zur Mitfahrt.

So. Wer jetzt glaubt, der Filme war inzwischen schon komplett meschugge, der hat Recht, aber was jetzt folgt ist eines der idiotischsten Enden der Filmgeschichte, das sich imho nur noch mit MONSTER A-GO GO und THE APPLE messen kann. Glaubt ihr nicht? Dann lest selbst:

Rob schnallt die in seinem Haus die beiden jeweils an einem Krankenbett fest (?!) Er weiht sie in das Geheimnis ein, dass Patrick (= der Killer) sein Sohn war. Leider war der behindert und sie haben es nicht übers Herz gebracht, ihn irgendwo hinzubringen (und deswegen sperrt man ihn im Keller ein und lässt ihn zum Monster degenerieren?)

Rob geht nun in den Berserker-Modus und dankt Demdaoben dafür, dass seine Familie ihm helfen konnte. Scratch verlangt nach mehr Information und bekommt sie. Rob zieht sich eine Maske vom Gesicht wie in MISSION IMPOSSIBLE 2 (okay, jetzt kapier ich gar nix mehr) und entblößt seine entstellte Visage. Sein Bruder hat diese Maske angefertigt, damit er in der Welt da draußen funktionieren kann (!!! Dann hätte er aber auch für Patrick eine Maske anfertigen können?) und liefert seine Punchline: „But society won’t accept ugliness!“ (und das erzählt er ausgerechnet den PUNKS??? Sollten gerade die das nicht am besten wissen?) Jetzt braucht er die Maske nicht mehr, denn im Vergleich zu ihnen ist er ein Schönling (und das nützt ihm in der Welt da draußen genau WAS?) Monster-Rob greift zum Skalpell und wir hören wildes Geschrei.

Rob sitzt nun gemütlich Pfeife-rauchend und Zeitung-lesend in seinem Sessel. Er sieht sich Scratch und Shelly an, die mit schwer entstellten Schmissen durch die Gegend taumeln. Offenbar hat er ihnen einen kleinen Schönheitsschliff verpasst, aber warum? Sie waren doch sowieso schon hässlicher als er? Ist das jetzt die „grotesque gallery“, auf die sich der Titel bezieht? Wie auch immer, das war schon geballter Schwachsinn aber der Film setzt NOCH MAL einen drauf denn… (SPOILER-ALARM)

… denn wie wir erfahren war das wiederum nur Film im Film – gefickt eingeschädelt von Orville, der nun wieder quicklebendig ist. Wir befinden uns wieder im Kinosaal, wo jemand die Vorstellung jäh unterbrochen hat. Es sind… Trommelwirbel… Frankensteins Monster und der Wolfsmensch (!!!!!!!!), die mit absolut schäbigen Monster-Makeups am Projektor stehen. FM begutachtet das Zelluloid und fragt den WM, warum dieser den Projektor kaputt gemacht hat (ich schwöre, dass ich nur wiedergebe). WM rechtfertigt sich: „I hated the picture. It didn’t show us for what we really are“ (!!! argh!!!) FM – mit Augenbrauen Modell Theo Waigel – ist anderer Meinung. Auf einer Skala von 1 bis 10 war der Film vielleicht eine glatte 8 (nein Kollege, GANZ sicher nicht). WM meint, man soll in den Kinosaal gehen und dem Publikum zeigen, aus welchen Pressplatten Monster wirklich gehobelt sind. WM stößt ein Heulen aus, während wir den richtigen Filmvorführer gefesselt und geknebelt im Eck sitzen sehen. Sie verschrecken alle Leute im Kinosaal (wie haben sie den Trockeneisnebel so schnell in Gang gekriegt?) Die beiden veranstalten ein gespenstisches Schattenspiel auf der Leinwand, fallen sich schließlich in die Arme (!!) und sind sich darüber einig: „We’re still the scariest“.
(SPOILER-ALARM Ende).

Okay, ich bin vollkommen platt. Das hat die Welt noch nicht gesehen.
Zu fröhlichem Geklimper (autsch) ist der Film dann aus.

Analyse

Ich kann hier im Prinzip dasselbe hier antackern, was ich bei MONSTER A-GO GO oder der Doc bei THE APPLE gesagt hat. Bis Minute 80 ist der Film schon ein ziemlicher Haufen Blödsinn, den man zu keinem Zeitpunkt ernst nehmen kann, aber mit diesem Ende übersteigt der Film jede Dimension des Wahnsinns und begibt sich elysische Sphären der kompletten Absurdität, wo einfach sämtliche Worte zur Beschreibung fehlen. Es hat keinen Build-up (wenn man von der Mini-Szene am Anfang absieht, die der durchschnittliche Zuschauer zu 99% inzwischen vergessen hat), es ist komplett sinnlos, es ist nicht vorherzusehen und es nimmt dem Film jegliche „Seriosität“, die man ihm vielleicht hätte unterstellen können.

Versuchen wir es irgendwie der Reihe nach. Am Anfang beginnt der Film recht erfolglos als Backwood-Horror mit Punks, eine Kombination die sich nicht gerade aufdrängt und die der Film nie plausibel machen kann. Dann zaubert er seinen Killer aus dem Hut, um dann kurzfristig zu einem Slasher zu mutieren (nur mit dem Unterschied dass diesmal die BÖSEN vom Killer gevierteilt werden) um sich dann kurz vor Ende noch ins Fahrwasser der Selbstjustiz zu begeben. Dieser Turn wird viel zu spät etabliert und ihm fehlt der nötige Build-up (das die Ordnungsmacht die Punks mit allem durchkommen lässt kommt erst ganz am Ende zur Sprache).

Das ist doch gerade die Situation im Selbstjustizer: Böses Pack terrorisiert hart arbeitende Leute, kommt aber davon weil die Polizei unfähig ist und ein Rächer muss das Gesetz selbst in die Hand nehmen. Das passiert hier insoweit auch, nur stellt die Polizei mittendrin einfach jegliche Ermittlungsarbeit ein, egal gegen wen. So werden die Punk-Opfer (immerhin stattliche 6) überhaupt nicht mehr beachtet und die Polizei tatsächlich nicht allzu viel gegen die Punks in der Hand. Im Selbstjustizer ist es doch normalerweise so, dass die Bullen genug in der Hand hätten, aber einfach nix tun oder nur gegen die Falschen. In CLASS OF 1984 tut der Schuldirektor absolut nix und sitzt die Zeit ab bis zur Rente. Doch dort startet Norris seinen Feldzug erst, als Stegmans Leute seine Frau kidnappen, ergo Gefahr im Verzug ist – natürlich könnte er zu dem Zeitpunkt die Bullen rufen – doch er handelt nicht wie Bronson etc. das tun, um irgendeine Gerechtigkeit wiederherzustellen.

Dazu kommt, dass der Film eigentlich keinen durchgehenden Protagonisten hat. Zuerst ist es Orville, dann Lisa, dann de facto Scratch und am Ende Rod. Wenn man die Denkschule verfolgt, dass JEDER Film eine Hauptperson hat, dann spricht wohl mehr für Rod, aber auch für Orville kann man den Punkt machen (wenn man das Ende miteinbezieht). Jedenfalls ist dieser Move hier ziemlich überflüssig, bei PSYCHO hat er geklappt, doch hier stiftet es nur Verwirrung und das Gefühl, die Macher hatten keine Ahnung, was sie eigentlich wollten. So kann die Story unter diesen Voraussetzung nicht ernsthaft funktionieren und wird auch in einem absolut schlappen Tempo erzählt, dass es oft genug ein Qual ist. Vor allem im Mittelteil tut sich so gut wie GAR NIX und das obwohl ein Killer durch die Gegend rennt und die Punks immer noch Lisa jagen. Ganz schlimm sind die Szenen mit dem Suchtrupp, was der Film da an Zeit totschlägt geht auf keine Eichelhaut mehr.

Die Horrorelemente wollen auch nicht funktionieren. Dass Kruger die Mädchen erschreckt ist relativ abgegriffen, die Hütte in der Einöde ist das überstrapazierteste Horrorklischee überhaupt und in den meisten Fällen mag einfach keine Spannung aufkommen. Das liegt zum großen Teil daran, dass der Film einfach viel zu dunkel ist, sodass man kaum was erkennt und das Skript und die Blödheit der Charaktere bzw. Dialoge einfach keine richtige Identifikation hergibt. Die beste Idee, die der Film hat, ist tatsächlich die mit dem derangierten Killer im Keller (was für ein Wortspiel), nur leider schafft der Film es nicht, ihn irgendwie sympathisch zu zeichnen ohne Background. Auch die Familie nebst „Bronson für Arme“ Rod und die Backwood-Fuzzis gewinnen bei mir keine großen Sympathiepunkte, sodass man als Zuschauer gar nicht weiß, wem man wirklich die Daumen drücken soll. Und das ist natürlich tödlich für einen Horrorfilm. Der Film bemüht sich um den üblichen Move mit dem Final Girl (Lisa), die als moralisch einwandfreier Gegenentwurf zu den sexuell libertären Punkgirls gezeichnet wird, stirbt am Ende aber auch.

Auch wenn das fast unmöglich ist, so muss ich doch noch mal auf das Ende eingehen. Hier schmeißt der Film sein komplettes Set-up wieder über Bord und ballert dem Zuschauer eins vor den Latz, dass einem nur noch Hören und Sehen vergeht. Bei so einem Ende fragt man sich natürlich, warum man sich als Zuschauer überhaupt durch die ganzen 80 Minuten gekämpft hat, die hier einfach nullifiziert werden. Der Film selbst hat natürlich keine Antwort und braucht auch keine, wofür auch? Da ist man als Kritiker mit seinem Latein am Ende, das kann man nur für sich stehen lassen als Artefakt abstrakter Kunst.

(SPOILERWARNUNG wieder in Kraft):
Warum Frankensteins Monster und der Wolfsmensch es nötig haben sollten, den Leuten (also irgendeinem x-beliebigen Kinopublikum) zu zeigen, wie „richtige“ Monster aussehen will ich gar nicht wissen – also noch „richtigere“ als die Punks und den derangierten Patrick und Rod, zwischen denen allen eine merkwürdige Verdichtung stattfindet. Warum sollten sich FILM-Monster, also fiktive Figuren, mit den Punks bzw. mit verunstalteten Backwoodern gleichsetzen? Ebensowenig will ich wissen, wie das mit der Maske von Rod (die Orville angefertigt hat, obwohl Rod doch der Chirurg ist) hinhaut. „Interessant“ im weitesten Sinne ist hier nur, dass der Film hier für die „Monster“ (ergo alles, was von der normalen Bürgerwelt abweicht) am Ende Partei ergreift, was sich etwas mit der Selbstjustiz-Thematik beißt (im Selbstjustizer soll der tolle Held doch gerade die Straßen wieder säubern vor dem popösen Abschaum).

Wenn man schon unbedingt eine solche Message mit Freaks, „Grotesken“ etc. einbauen will, dann sollte man vielleicht filmische Mittel wählen, die dem angemessen sind und es sich nicht einfach mittendrin aus dem Arschloch ziehen. Liebe Macher, es gibt ein Ding das heißt Foreshadowing, mit dem man das Publikum auf so was hinsteuern kann. Ich weiß, die Szene ganz am Anfang im Kino, aber das mit den Monstern (die SCHON WIEDER zu neuen Protagonisten werden) kommt aus einem so tiefen schwarzen Loch, dass gar nix mehr geht. Das gleiche Problem bei THE APPLE: kurz vor Schluss tauchen die Hippies auf, was schon ein Hammer für sich ist und dann noch Mr. Topps, der… aber halt, andere Baustelle. Warum aber Frankensteins Monster der Quatsch gefällt und dem und Wolfmenschen nicht und warum ersterer gerade eine 8/10 zücken würde, das würde mich schon mal brennend interessieren.
(SPOILER Ende)

Nun, die Darstellung der Punks. Schon CLASS OF 1984 stellte die als eher nicht so dolle vor, aber man konnte trotzdem mit ihnen sympathisieren (Stegman ist immer noch eine coole Socke, fertig aus). Manche haben sie als Nazis bezeichnet, doch das verkennt die Tatsache, dass auch Leute wie die Sex Pistols mit Hakenkreuz durch die Gegend gerannt sind, einfach nur um zu provozieren (in einer Zeit, wo Punk noch diffus links und Anti-Establishment war und seine exakte politische Ausrichtung noch finden musste). Ihr Konflikt mit der schwarzen Gang resultiert hauptsächlich aus ihrer Konkurrenz im Drogenhandel und sie hören Bands wie Teenage Head, die garantiert nicht auf der rechten Seite stehen. Auch die Darstellung des Punks bei QUINCY hat nicht gerade das Image des Punks verbessert. Was die deutsche Synchro allerdings macht, ist schon verdammt heftig, dort halten sie die Punks für „Herrenmenschen“. Da hat jemand was ganz übel missverstanden. Ich will hier nicht zu tief in die Materie einsteigen (lest hier, aber nicht völlig unkritisch: https://de.wikipedia.org/wiki/Nazipunk) doch viele konnten Ironie, Sarkasmus und Zynismus in vielen Texten und Plattencovern der frühen Punk-Bands nicht verstehen und es gab auch gelegentliche rechte Tendenzen im Hardcore-Punk, gegen die sich die Szene aber ziemlich schnell verwehrte bzw. die betreffenden Bands/Personen spalteten sich ab oder wurden zumindest von der Szene bloßgestellt. Bis heute scheinen die meisten Leute nicht zu wissen, was Punks eigentlich wollen (was nicht soooo schwer rauszufinden ist), böse Zungen munkeln es hat was mit der Darstellung dieser Subkultur in einer stark bebilderten deutschen Boulevard-Zeitung zu tun, aber an solchen Spekulationen würde ich mich natürlich NIEMALS beteiligen.

Hier in diesem Film sind die Punks einfach nur die subculture of the week. Es ist völlig austauschbar, ob es nun Punks, Gruftis, Gammler, Emos, Rocker, Bronies oder wildgewordene Sammler von Pokémon-Karten sind. Sie sind halt die bösen Krawall-Macher, sie haben keinerlei außer dem von der deutschen Synchro erfundenen Herrenmenschenquatsch keinerlei politische oder philosophische Motivation (sogar Stegman konnte herrlich nihilistische Lines von sich geben und gerade DAS machte ihn so bedrohlich) und sind nur der Kohle hinterher (was auch ziemlich übel ist, vielleicht sollte man denen mal verraten dass Punks anti-kapitalistisch sind). Sie sind nur der „scum“, von dem die Welt befreit werden muss. Dass sie natürlich völlig überdreht und immer auf Droge wirken und auch noch sexuell ausschweifend leben, macht es nicht besser, beinhaltet aber einen gewissen Trash-Value. Auch ihre Outfits und Make-ups sind ziemlich übel hingerotzt, aber das soll wohl so sein. Immerhin schaffen sie es am Ende, den Tricks der Cops zu widerstehen. Ich zu einem gewissen Grad über diese völlig hohle Darstellung lachen, auch wenn’s mir lieber wäre, man würde die etwas besser wegkommen lassen.

Filmisch ist das alles auf ziemlich schwachem Niveau. Die Monstermasken sind durch die Bank lächerlich und durchschaubar, die Day-for-Night-Shots lächerlich, die Ausleuchtung mies, die Sets zu simpel, der Score total mau, vor allem am Schluss (ein im weitesten Sinn Punk-Film ohne richtige Punk-Musik ist eben so wie ein Scheißhaus ohne Kloschüssel). Die Regie kann man vergessen mit ihrer Auswalzerei von Nichtigkeiten und insgesamt sind die Bilder zu eintönig und farblos. Bis zum Ende muss man sich das außerdem todernst-gemeint vorstellen, was ganz schön saugt. Was einigermaßen funktioniert sind die Bluteffekte, doch fast jeder Kill wird uns mehrfach gezeigt, sodass sich die Wirkung schnell abnutzt.

Die Schauspieler sind natürlich oberste Gülle (höchstens als Leichen überzeugen sie), allen voran Brad Wilson, der eines der krassesten Overactings der Filmgeschichte abliefert. Man hat ihm mit Sicherheit nur gesagt „act evil“ und das tut er mit 10 Kilo LSD auf der äußersten linken Spur der achtspurigen Autobahn. Unfassbar. Wilson hatte einige weitere Auftritte, etwa in Shaq O’Neills unvergesslichem KAZAAM.
Sharon Hughes (Donna) hatte immerhin noch Rollen in CHAINED HEAT, KNIGHT RIDER, THE LAST HORROR FILM und TJ HOOKER.
Nels Van Patten (Gibbs) ist kurioserweise Real-Life Neffe von Timothy Van Patten (Stegman auf CLASS OF 1984). Er hatte Rollen in MIND TWISTER und BACKYARD DOGS.
Donna Wilkes (Kathy) kennen wir als Jackie aus JAWS 2. Sie hatte viele Auftritte in TV-Serien.
Guy Stockwell (Orville Kruger) ist bekannt aus IT’S ALIVE (Larry Cohen), Jodorowskys SANTA SANGRE (!) und jeder Menge TV-Serien wie TJ HOOKER und COLUMBO.
Tab Hunter (Rod Kruger) war ebenfalls verdienter TV-Darsteller (CHARLIE’S ANGLES, HAWAII FIVE-O).
Robert Z’Dar (FUTURE WAR, SAMURAI COP, MANIAC COP und viele andere) ist hier komplett verschwendet. Hat sein Ballon-Kinn nicht aufs Bildformat gepasst?
Bunky Jones (Belle) spielte mehrere Rollen in DYNASTY und ist ’ne ganz ansehnliche Punkerbraut.

Regisseur Joe Tornatore hatte selbst einige Film- und TV-Auftritte (DEMON KEEPER, M.A.S.H., THE STING,…) und insgesamt 13 Credits als Regisseur (CODE NAME ZEBRA, CURSE OF THE CRYSTAL EYE, DEMON KEEPER) und hat einen Cameo in Grotesque. Seine Regie kann nicht überzeugen und er hat Probleme, die Laufzeit zu füllen. Das gelingt ihm letztlich nur durch die „Experimente“, die er unternimmt.

Bleibt noch Linda Blair. Sie war schon mit 5 Jahren gefeierter Kinderstar und setzte sich im Casting zu DER EXORZIST gegen 600 anderen Kinder durch. Sie gewann den Golden Globe um dann bei Oscars leer auszugehen. In den 70ern lief es noch gut (Rollen wie BORN INNOCENT, SARAH T. und latürnicht DER EXORZIST 2). Als sie mit 18 zum ersten Mal mit Koks erwischt wurde bekam sie eine Bewährungsstrafe und kam auf die Hollywood-Blacklist und durfte von nun an bloß noch in B-Filmen mitwirken. Es folgten nun Rollen in CHAINED HEAT und SAVAGE STREETS und ging in den 90ern zum Theater. Erst als der Exorzist in den 2000er re-releast wurde, wurde man wieder auf sie aufmerksam. In Grotesque wird sie nicht wirklich so eingesetzt, dass sie viel zu schauspielern hat und hinterlässt folglich keinen sehr memorablen Eindruck. Sie hätte angeblich auch die Macher des Films verklagen können, denn die machten den Film ohne ihr Einverständnis wesentlich exploitativer (sie war Ko-Produzentin), sie entschied sich aber doch dagegen.

In Duitsland ist die Scheiße von Highlight zweimal als VHS aufgelegt. Ich hab das deutsche Tape nun schon länger nicht mehr gesehen, das Review basiert auf der US-Uncut-Fassung. Das deutsche Tape ist geschnitten und FKK 18, die Indizierung wurde vor kurzem aufgehoben. Tatsächlich fehlt nur eine kurze Szene, wo Shelly Kathy absticht, sonst ist der Film komplett. Das deutsche Tape ist sich selbst nicht sicher, wie der Film nun heißen soll, „Grotesk“ (steht am Frontcover) oder „Grotesque“ (steht an der Seite und hinten)? Deutsche DVD ist leider (?) nicht in Sicht, in den Staaten ist der Film als Teil einer 4-Filme-Box (mit LADY FRANKENSTEIN, TIME WALKER und THE VELVET VAMPIRE) erschienen. Dort gibt es auch eine um 4:30 Minuten gekürzte Videofassung. Bild ist in allen von mir gesehenen Fassungen eher schlecht und viel zu dunkel, was wahrscheinlich am Film liegt, Ton einigermaßen okay.

Fazit: Wie soll man einen Film bewerten, der 10 Minuten des absoluten Wahnsinns liefert und den Rest doch ’ne ziemliche Gurke ist? Während das Set-up schon nicht viel hergibt, geht vor allem im Mittelteil so gut wie gar nix. Das Overacting und die saudummen Dialoge können einen halbwegs bei der Stange halten, doch auch nicht vollends befriedigen. Das Ende allerdings ist ein solcher 25-Quadratmeter-Presslufthammer dass alle Versuche zur Beschreibung einfach fehlschlagen. Das hat man noch nie gesehen und wird man auch nie wieder sehen. Hätte der Streifen dieses Level gehalten, wäre er eine absolute Trash-Oberbombe, so kann ich dem Film leider keine bessere als die unten stehende Wertung verpassen, so gerne ich das täte. Ansehen sollte man sich diesen Käse allerdings trotzdem mal, und sei’s nur wegen der schlichten Unglaublichkeit der letzten 10 Minuten. Ich kann’s ja jetzt noch kaum fassen. Auch in die Vita von Linda Blair ist es ein kurioser Eintrag. Beim Thema Punksploitation werde ich allerdings dran bleiben.

(c) 2017 Diamond Bentley


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 5


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alex
alex
6. September 2017 21:22

^^
The Offspring – The Kids Aren’t Alright
https://www.youtube.com/watch?v=7iNbnineUCI