18 Year-Old Virgin

 
  • Deutscher Titel: 18 Year-Old Virgin
  • Original-Titel: 18 Year-Old Virgin
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  • Regie: Tamara Olson
  • Land: USA
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Olivia May (Katie Powers, als Olivia Alaine Mae), Lauren Walsh (Rose), Todd Leigh (Spencer), Dustin Harnish (Ryan Lambert), Karmen Morales (Chelsea, als Karmen Elena Morales), Dan Sykes (Jeremy, als Daniel Sykes), J. Michael Trautmann (Malcolm), Robbie Henke (Cisco), Seth Cassell (Seth, als Seth Adam Cassell),


Vorwort

Letzter Tag an der High School – Ende eines Lebensabschnitts, auch für die achtzehnjährige Katie Powers, und vielleicht auch der Abschied vom Traum, mit dem attraktiven Jüngling Ryan, den Katie seit einem Kuss an Halloween in der 6. Klasse für ihren „Seelenverwandten“ hält, was anzufangen, denn nach der obligatorischen Abschlussfete wird sich die Schulbesatzung in alle Himmelsrichtungen zerstreuen und Ryan, der Blöndling, ahnt natürlich nichts von seinem „Glück“. Ist auch kein Wunder, meint Katies BFF Rose, die graue Maus, als die Katie rumläuft, wird natürlich von niemandem und auch nicht vom Angebeteten beachtet. Daher heißt die Devise: anständige Klamotten anziehen und dann ran an den Feind.

Die Gelegenheit, Ryan anzubaggern, ergibt sich auch tatsächlich auf der feucht-fröhlichen Party, die gar nicht stattfinden dürfte, weil der praktisch tote Opa des Gastgebers gleich neben der Gästetoilette im Koma vor sich hin siecht. Problem nur: wie auch ziemlich exakt 100,00 % der sonstigen Partygänger ist Ryan sich dessen bewusst, dass Katie bislang unbemännert ist, d.h. noch im Besitz eines intakten Jungfernhäutchen ist. Und dahingehend hat Ryan Prinzipien – was beim Reinstecken noch blutet, wird nicht geknattert.

Jetzt ist guter Rat teuer – nach dem heutigen Abend ist Ryan vermutlich über alle Berge und wie soll Katie dann ihren Soulmate an sich binden? Rose hat wieder die auf der Hand liegende Lösung parat – läuft ja genug anderes besteigbares Männermaterial auf der Party rum, wird sich schon einer finden, der die leidige Defloration übernimmt, so dass Katie im Anschluss für Ryan fickbar ist. Die Wahl fällt zunächst auf den leicht nerdigen Spencer, unter der Maßgabe, dass der in Punkto Sex nicht sonderlich wählerisch sein dürfte. Eine in diesem Fall unproblematische Fehleinschätzung, denn Spencer ist sehr wohl wählerisch und steht *tierisch* auf Katie, den Traum seiner wichsenden Nächte. Nun will sich Spencer, ebenfalls nicht gerade der routinierte Sexologe von Welt, nicht blamieren (selbst wenn bei Ficks auf dem Beifahrersitz gemeinhin nicht die allerhöchsten Maßstäbe angelegt werden) – vorher ordentlich einen abhobeln, meint sein bester Kumpel, sorgt für damenseits gern gesehenes Stehvermögen im Ernstfall. Dass als Vorlage auf dem Gästeklo nur ein Bikinifoto der holden Gattin des Komatösen. Da muss man(n) durch.

Dass sich aufgrund widriger Umstände Spencer, als er Katie ernstlich an die Wäsche geht und die das eher unromantisch als mechanischen Akt, den man ohne größeres Gedöns hinter sich bringen sollte, ein zwischenzeitlich erbeutetes Pin-up-Bildchen zur Unterstützung heranzieht, ist das Gemecker Katies groß. Sie entzieht sich dem Zugriff und lässt Spencer buchstäblich mit heruntergelassenen Hosen stehen.

Kein Drama, meint Rose, andere Mütter haben auch Söhne. Aber wie’s der Deibel, der bekanntlich ein Eichhörnchen ist und im Detail sitzt, so will – zwar findet Katie immer wieder einen Freiwilligen, der mit ihr in die Kiste zu hüpfen bereit ist, aber es kommt mit schöner Regelmäßigkeit was dazwischen, was Katies sexuelle eh-nicht-Gelüste kompromittiert – sei’s der Anblick eines männlichen Penis im Naturzustand an und für sich, der Wunsch des Penisinhabers nach oraler Betätigung Katies, die ungewöhnlichen Methoden eines selbsternannten Sexgurus oder der harte Konkurrenzkampf der Mädels um den Schniedel des einzigen Samenträgers in einer Vierer-Orgie. Dieses verdammte Hymen will einfach nicht zerrissen werden. Die Zeit läuft Katie davon, denn Ryan wird nicht viel länger auf der Party bleiben und dann ist da noch Spencer, der sich zu erklären versucht, aber immer zur Unzeit seine Aufwartung bei Katie macht…


Inhalt

Betrachten wir die Sache nüchtern – für ihr natürliches Humorverständnis und ihre laugh-a-minute-Komödien sind die Freunde und Kupferstecher von The Asylum nicht bekannt. Wer aber, wie es erklärtes Ziel der Low-Budget-Schmiede ist, nicht exklusiv als SF-/Horror-Schuppen fungieren will, sondern potentiell ertragreiche Trends auch aus anderen filmischen Genres ausbeuten will, muss es dann auch mal mit Komedypopomedy probieren. Und so hatte Asylum für einer Handvoll Jahren mal einen, öhm, ernsthaften Anlauf unternommen, sich als Alternative für ausgehungerte „American Pie“-DTV-Sequel-Fans (gab’s die? Also die Fans, nicht die Sequels) anzubieten. Innerhalb kurzer Zeit entstanden allseits beliebte (höhö) Gassenhauer wie „Sexpot“, „MILF“, „#1 Cheerleader Camp“ oder eben unser heutiges corpus deficti, „18-Year-Old Virgin“, das sich, wie unschwer zu erkennen, am mir persönlich rätselhaften Box-Office-Erfolg des Steve-Carrell-Vehikels „40 Year-Old Virgin“ anzuhängen versucht (wobei Asylum mit tödlicher Sicherheit den einzigen Witz der Carrell-Komödie totschlägt. Eine vierzigjährige „Jungfrau“ ist, wenn man denn will, „komisch“, eine achtzehnjährige… naja, ich will nicht sagen mehr oder weniger Normalzustand, aber nun sicher nicht seltener als Gold, Platin und Diamanten).

Die humoreske Biegung des Asylum-Kloppers ist augenscheinlich einzig der Gedanke, das übliche Geschlechterbild von Teenager-Sex-Komödien seit „Eis am Stiel“ selig umzukehren – es ist nicht ein Junge, der vor Erreichen einer willkürlich gesetzten Deadline sexualtechnisch in den Kreis der Erwachsenen zu hieven ist, sondern ein Mädchen. Emanzipation FTW! Ansonsten erfüllt das Script von Naomi Selfman (kurioserweise zeichnen sowohl für Script als auch Regie Frauen verantwortlich. Was die These bestätigt, dass Frauen gegenüber ihren Geschlechtsgenossinnen genauso sexistisch sein können wie die bösen Kerls) die üblichen Klischees von derlei Ware. Der Herzensschöne der Heroine ist natürlich „a professional douchebag“ (und, SPOILER, in einem Twist von ungeahnten Shamalamadingdong-Ausmaßen, heimlich schwul), dieweil der nette Kerl, der sie aufrichtig ganz doll lieb hat, vor ihrer Nase steht, aber aufgrund unglaublich hilariöser Missverständnisse als Trottel darstellt. Wir haben die beste Freundin, die die arme Katie in wohlmeinendster Absicht von einer Katastrophe in die nächste dirigiert, wir haben ein Assortment erlesen dämlicher Schwanz- und Sackträger, die kombiniert IQ und EQ einer lobotomisierten Hausstaubmilbe aufweisen, und als besonderen running gag den scheintoten Opa im Gemach (dass der erstens abkratzen wird, dies aber zweitens durchaus, äh, glücklich, dürfte klar sein).

Das ist alles furchtbar unoriginell und hat nen Bart, seit Zachi Noy zum ersten Mal am Lemon Popsicle lutschte, aber das muss prinzipiell ja kein k.o.-Kriterium sein. Es würde halt helfen, wenn die ganze Sache… naja… lustig wäre. Und da liegt dann eben mal wieder der Hase im Pfeffer. „18 Year-Old Virgin“ gibt sich redlich Mühe, ist aber dann eben doch ungefähr so witzig wie der demente Onkel auf der Familienfeiern, der nach dem siebten Slivovitz versucht, einen Ostfriesenwitz zu erzählen. Man ahnt, dass es erheiternd gemeint sein soll, möchte sich aber lieber die Pulsadern aufschlitzen als noch länger zuzuhören. Okay, okay, akute Suizidgedanken verursacht der Film nicht, aber er bzw. seine Autorin und seine Regisseurin haben keine Ahnung, wie man eine witzige Szene inszeniert, man lustige Dialoge schreibt oder Schauspieler derart anleitet, dass das, was sie tun, später auf der Leinwand bzw. dem Fernsehschirm witzig aussieht. Es fehlt am Timing der Gags, es fehlt an wirklich spritzigen, überraschenden Dialogen (wobei ich sicherheitshalber schon die Originalfassung angesehen habe, da ich in die deutsche Synchro eines Asylum-Sexfilmchens von 2009 nicht recht Vertrauen fassen mag), an unterhaltsamen Situationen. Der Umstand, dass man „heute“ auch etwas gewagter vorgehen kann als in den nach allen bekannten und unbekannten Regeln harmlosen Sexklamotten der späten 70er/frühen 80er, nutzt dem Film auch nix – zwar gibt’s tatsächlich einen echten Schniedel zu sehen (und genug Männerärsche, um mit dem Film notfalls auch in Schwulenkreisen landen zu können), aber etwas mit den mittlerweile weiter gesteckten Grenzen anzufangen, fällt dem Film nicht ein; im Gegentum, er hat letztlich Angst vor seiner eigenen Courage. Im Nachspann wird ein Special-FX-Mann für eine „Penis-Puppe“ kreditiert, die man aber sicherheitshalber aus dem Film herausgeschnitten hat (ich nehme an, sie käme in einer Sequenz zum Einsatz, in der ein Schwengel mit der besoffenen und angekifften Katie „spricht“). Ich hab keine Ahnung, ob das Ding den Film „verbessert“ hätte, aber es wäre wenigstens mal *etwas* gewesen, womit sich der Kram etwas von den Myriaden anderer Teeniesexklamotten hätte absetzen können.

Zumindest bleiben auch für den heterosexuellen männlichen Betrachter einige attraktive Ein- und sonstige Blicke auf unbedeckte Teile weiblicher Anatomie – nicht so viel, um den Streifen im Warteraum einer Samenbank als Anreger laufen lassen zu können, aber genug, um sich zumindest soweit bei Laune zu halten, den Film bis zum Abspann über sich ergehen zu lassen.

Einigermaßen bemerkenswert ist, dass Asylum vollständig auf einen neu komponierten Score verzichtet und den Streifen statt dessen von einer Vielzahl kalifornischer Nachwuchsbands aus dem Alternativ-Rock/Punk-Bereich einerseits und Hip-Hop andererseits beschallen zu lassen. Die neuen Offspring oder Chili Peppers sind nicht darunter, aber das lässt sich alles ganz gut anhören.

Die Darsteller sind größtenteils furchtbar – ich gehe stark davon aus, dass Regisseurin Tamara Olson ihr Ensemble mangels Qualifikation jämmerlich im Stich gelassen hat und die armen Jungs und Mädels halt irgendwie zurecht kommen mussten. Olivia May (immerhin ein Auftritt als „Fun Girl #1“ in „2 Broke Girls“) als Katie ist immerhin recht sympathisch (und hübsch, entgegen ihrer filmischen Eigemeinung), Lauren Walsh („The Terminators“) als Rose könnte mutmaßlich witzig sein, hätte sie witziges zu spielen. Todd Leigh (“ A Beer Tale“)als Spencer ist so langweilig, dass ich jedes Verständnis dafür habe, ihn als potentiellen Liebhaber zu ignorieren, Dustin Harnish („Mega Shark vs. Giant Octopus“, „100 Million BC“) ist als Douchebag Ryan nicht douche-ig genug – am Ende kann er einem fast leid tun. J. Michael Trautmann (unauffällig als Malcolm) hat’s immerhin zu einem 8-Episoden-Run in „Shameless“ und Nebenrollen in „Last Call“ und „Das Schwergewicht“ gebracht.

Die DVD von Great Movies bietet mittelprächtiges Bild, der O-Ton ist zumindest gut verständlich und sauber gemischt. Als Extras gibt’s kurzes Promo-Making-of, Gagreel und Trailer.

Man muss schon ein ziemlich schlichtes Gemüt sein, um an „18 Year-Old Virgin“ seinen Spaß zu haben – sofern man nicht Brüste, Penisse, Mumus und das Sprechen darüber per se für brüllend komisch hält, ist man besser beraten, zu einem der Klassiker zu greifen – oder zu einem leckeren Apfelkuchen…


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 3


mm
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Diamond Bentley
Editor
Diamond Bentley
25. November 2017 0:21

Bei dem bin ich vor kurzem auf Tele 5 hängengeblieben. Konnte mich am Anfang ganz gut drüber beömmeln (und die deutsche Synchro ist tatsächlich ziemlich bescheuert), läuft sich aber dann spätestens ab der Hälfte tot (so unfunny it’s funny only gets you so far). Würde vielleicht noch 1- 1,5 Bier drauflegen.