Welcome to Planet Earth

 
  • Deutscher Titel: Welcome to Planet Earth
  • Original-Titel: Welcome to Planet Earth
  • Alternative Titel: Alien Avengers | Roger Corman Presents Alien Avengers |
  • Regie: Lev L. Spiro
  • Land: USA
  • Jahr: 1996
  • Darsteller:

    Charlie (George Wendt)
    Rhonda (Shanna Reed)
    Joseph (Christopher M. Brown)
    Daphne (Anastasia Sakelaris)
    Detective Watts (Stephen Burrows)
    Lieutenant Barnes (Dan Martin)
    Jesse Sharp (Anthony Crivello)
    Jamaal (Edafe Blackmon)
    Postbote (Jose Rey)
    Priester (Michael Colyar)
    Begräbnis-Sängerin (Kathy Hazzard)


Vorwort

Bei meinen Jäger- und Sammler-Touren durch die Verkaufsprogramme der Videothek meines Vertrauens mache ich um die „Bargain Bins“ normalerweise einen ziemlichen Bogen – Ihr wisst schon, diese besseren Einkaufskörbe, in denen fünfzehn Jahre alte Ladenhüter aus dem Backprogramm in versifften Hüllen vor sich hin schimmeln. Neulich allerdings stand da noch ein Korb mit Cassetten ohne Hüllen, zum Schleuderpreis von 2 Euro pro Stück. Neben diversen Märchenfilmen und CAPTAIN-PLANET-Folgen (wer mal wirklich bösartiges lesen will, sollte sich Ken Beggs CAPTAIN-PLANET-Review auf Jabootu nicht entgehen lassen – ich finde es zwar ehrlich gesagt zu böse und manchmal schon wirklich nur noch boshaft um der Boshaftigkeit willen, aber unterhaltsam isses doch) lungerte da eben WELCOME TO PLANET EARTH vor sich hin. Nie was von gehört, aber der Titel, die FSK-16-Freigabe und die Tatsache, dass der Streifen von Highlight Video veröffentlicht wurde, machten es zumindest nicht unwahrscheinlich, dass es sich hier um echtes badmovie-Material handeln würde. Die ersten Vorab-Recherchen in der IMDB machten auch schnell deutlich, dass das eine durchaus richtige Annahme war… you see – produced by Roger Corman.


Inhalt

Gut, wir wissen nicht viel über unseren heutigen Film, ausser, dass wohl irgendwie Aliens was damit zu tun haben, aber die Eröffnung des Films in einem Knast ausserhalb von L.A. überrascht dann doch ein wenig. Ein fetter Typ und eine weibliche Brillenschlange – beiden steht die leuchten leuchtend orange Sträflingsuniform nicht wirklich gut – hoppeln (dank der Fussfesseln) entrückt aufeinander zu, wie uns ein freundlicher Wärter informiert, haben die beiden sich seit einem Jahr nicht mehr gesehen, seit sie wegen Mordes an einem Dealer verknackt worden sind, und ausserdem seien sie das netteste, was je im Knast gewesen wäre… Wir befinden uns also ganz offensichtlich in einer klassischen „Wie-ist-es-soweit-gekommen“-Story.

Na, dann wollen wir uns das mal ansehen. Der junge Schwarze Joseph verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Verticken geklauter Stereoanlagen (was einfacher wäre, wenn sein potentieller Kunde sich nicht vor Angst ins Hemd machen würde), entzieht sich aber noch leidlich erfolgreich den Werbungsversuchen des (weissen) Drogenbosses Jesse. Dann aber überbringt ein Knirps die wenig schöne Kunde, dass Josephs Mama verschieden ist. Beim Begräbnis, zu dem Joseph gerade ebenso eintrifft (entweder wird in L.A. ziemlich schnell eingegraben oder bad news sind doch nicht so schnell, wie Douglas Adams einst meinte), stellt der geneigte Zaungast fest, dass es sich durchaus lohnen mag, eine textfeste Sängerin für „Amazing Grace“ zu engagieren. Der moralpredigende Priester drückt dem verdutzten Joseph dann noch sein Erbe in die Hand – ab sofort ist Joseph stolzer Eigentümer einer Pension. Zustand selbiger lässt zwar darauf schliessen, dass die Verstorbene, wie man so schön sagt, mit der Besorgung ihrer Angelegenheiten nicht mehr so ganz zu Potte kam (sprich: the place´s a mess – dagegen sieht meine Bude aus wie ein Museum), aber Joseph greift sich den Besen und geht ans Werk. Er hat noch gar nicht richtig den Überblick, was in der Hütte alles dringend reparaturbedürftig wäre, da hört er ein verdächtiges Geräusch vom Dach. Ehe er nachsehen kann, steht Kundschaft vor der Tür… ein tolles Pärchen ist das, sieht aus, als wäre es einer schlechten I-LOVE-LUCY-Imitation entsprungen (the Fifties are coming back) – natürlich unser zukünftiges Knacki-Paar Charlie und Rhonda. Wie jeder einigermassen bei geistiger Gesundheit befindliche Mensch ist auch unser Joseph äusserst skeptisch, ob er den beiden wirklich Zimmer vermieten soll (schon allein wegen der bodenlos schlechten Witze, die Charlie zu reissen pflegt. Aber die potentiellen Untermieter haben Argumente – zum einen die äusserst schnuckelige Tochter Daphne und den natürlich nicht ganz von der Hand zu weisenden rein materiellen Aspekt einer vollkommen überhöhten, aber umso freiwilliger gezahlten Monatsmiete von 2000 Dollar pro Monat. Wer kann dazu schon nein sagen? Auch wenn Joseph nicht so ganz geheuer ist, dass die drei trotz eines „sehr langen Fluges“ an Gepäck nur Handtaschen von der Grösse eines durchschnittlichen Stephen-King-Taschenbuchs dabei haben…

Als Joseph am nächsten Morgen aufwacht, hat Rhonda bereits das ganze Haus aufgeräumt und in ein I-LOVE-LUCY-Set verwandelt (die Putzkolonne könnte dann doch durchaus auch mal bei mir vorbeischauen…). Draussen fallen Schüsse – der Postbote ist einem Drive-By-Shooting zum Opfer gefallen. Mama Rhonda ist begeistert und fotografiert den Toten in seiner hübschen Blutlache und Papa Charlie leiert Joseph den Ballermann aus dem Kreuz („ist sicher nicht gut, wenn die Polizei sie DAMIT sieht…“). Hm, mit der Annahme hat Charlie nicht ganz so unrecht, denn die ermittelnden Polizeibeamten Barnes und Watts halten Joseph als stadtbekannten Gang-Umtreiber für chronisch verdächtig. Gut, unsere Hausgäste sind jedenfalls wenig geschockt über das gewaltsame Ableben des Briefzustellers (und UNSERE Postangestellten streiken… ha, haben die doch ein leichtes Leben!) und bitten zu Tisch – die von Rhonda kredenzten Sandwiches sind reichlich ungeniessbar, und nicht nur Joseph, sondern auch Daphne verzichtet. Mama Rhonda ist besorgt. „Hast du deine Menstruation?“ Hätte Joseph tatsächlich eins der belegten Brote verzehrt, jetzt würde er endgültig auf den Tisch kotzen…

Rhonda und Charlie schicken Daphne ins Bett, wo sie sich einer Art Nackt-Meditation mit Hilfe eines geheimnisvollen blauen Lichts aus der Handtasche unterzieht, selbst gehen die Eltern mal eben „downtown“, die scenic tour durch die übelsten Hoods von L.A. (sprich: ein normaler Touri würde das ungefähr 30 Sekunden überleben… I´ve seen L.A., I know what I´m talkin ´bout). Naja, es dauert auch nicht lange, dann laufen sie auch schon dem nächstbesten Strassenräuber über´n Weg… dessen Pech!

Denn während Joseph die nackte Daphne überrascht und ihr entlockt, dass sie schwer unter Heimweh leidet, schleichen sich die heftigst blutbesabberten Rhonda und Charlie ins Haus… und die TV-Nachrichten berichten von einem ausgesprochen unappetitlichen Mord. Daphne zählt 2+2 zusammen und konfrontiert ihre Mama. Die sieht das nicht so dramatisch und endlich rückt unser Film mit der ach-so-überraschenden Tatsache raus, dass Charlie, Rhonda und Dapne nicht von hier sind, sondern von einem anderen Felsbrocken des Universums. Daphne ist´s auf unserer Erde zu langweilig, was Rhonda ziemlich undankbar findet – ausserdem: Leute verhauen bringt Freude, solltest du auch mal probieren! Hm, Rhonda und Charlie würden sich offenbar auch als BFC-Dynamo-Hools ganz gut machen…

Charlie fordert den ziemlich überraschten Joseph indes unverblümt auf, Daphne mal auszuführen… „sie ist ziemlich scharf!“. Der freundlichen Aufforderung leistet Joseph dann doch mal ganz gern Folge. Das Date im vornehmen Restaurant um die Ecke läuft auch ganz gut, würde nicht Josephs Ex-Kumpel Jamaal, mittlerweile in Diensten von Jesse stehend, aufkreuzen und Daphne auf dem Damenklo auflauern und zudringlich werden… Mama und Papa verkleiden sich derweil als authentische Penner, warten auf die nächstbesten Tunichtgute, die sie überfallen und killen selbige. Und im Damenklo des Restaurants liegt ein ausgeweideter Jamaal…

Die Cops vermuten einen Zusammenhang zwischen Jamaals Ermordung und Joseph, der kurz vorher mit ihm gesehen wurde (hm, actual police work? Wow.) Daphne braucht Aufmunterung von Mama: „Du wirst glücklich sein, wenn du die Beine offen und den Mund geschlossen hältst“. Tja, meine lieben Mit-Jungs, den Rat sollten mehr Mütter ihren hübschen Töchtern auf den Weg geben, oder? Daphne beherzigt den Ratschlag und zieht Joseph in die Koje…

Rhonda und Charlie haben sich für ihren nächsten Tagesausflug eine neue Tarnung ausgedacht – und für den Fall des Falles hat Charlie noch Josephs Knarre mit dessen Fingerabdrücken dabei. „Besser er als wir!“ Das nennt man echt nette Gäste… Rhonda simuliert eine Ohnmächtige und wartet darauf, dass eine Dreier-Gang eine günstige Vergewaltigungsgelegenheit wittert. Resultat: drei reichlich tote Gang-Thugs…

Die Cops verhaften dieweil Joseph zu Daphnes Besorgnis. Als sie dann Rhonda gesteht, Jamaal gekillt zu haben, reagiert diese wiederum recht untypisch mütterlich. „Ich bin ja so stolz auf dich!“ Daphnes Sorgen um Joseph hingegen bringt Rhonda eher wenig Mitleid entgegen (jaja, die Tochter bespringen lassen und dann den Typen entsorgen, so seid ihr also drauf…). Josephs Lage verbessert sich natürlich auch nicht dadurch, dass die Polizei dienstbeflissen am Tatort des letzten Dreier-Killings seine von Charlie sorgfältig dort deponierte Wumme findet. Daphne nimmt daher die Sache selbst in die Hand und entert das Polizeirevier, wo sie weitgehend ignoriert wird, bis sie zum ultimativen Aufmerksamkeitserreger greift und die Hüllen fallen lässt, funktioniert doch immer wieder.

Die Journalistenmeute wittert hinter den Morden an kriminellem Gesocks den freundlichen „Vigilante“ von nebenan („everybody loves a vigilante“, wie schon BACK IN ACTION uns unterrichtete) und die Stimme des Volkes ist begeistert, dass endlich jemand unter dem Gesindel aufräumt. Rhonda und Charlie machen wieder mal einen Ausflug und versuchen sich als Tramper („wir haben auch jede Menge Knete dabei“… da sitzt doch dem Cabrio-Besitzer von Welt die Kanone gleich lockerer!). Daphne befreit unterdessen Joseph, was ihr nicht schwerfällt – mit ihrer Handtasche paralysiert sie die komplette Revierbelegschaft. „Ich wollte nicht schon wieder töten!“ Ups, verplappert… Nachdem auch Lt. Barnes ausgeschaltet ist, bleibt als Verfolger nur noch der eh schon leicht hysterische Det. Watts… Zum Glück der Flüchtigen fahren gerade Rhonda und Charlie (inklusive Ex-Cabrio-Besitzer-Leiche auf dem Rücksitz) vorbei und schon kann eine muntere Car Chase ihren Lauf nehmen (die auch mal wieder ein Fest für jeden aufmerksamen Continuity-Nitpicker darstellt). Watts verfolgt das Cabrio leider in der schäbigsten Mühle, die der LAPD-Fuhrpark hergibt (ihr Fahrer nennt sie „Lucy“ – sic!) und so können unsere Aliens plus Joseph erst mal entkommen. Watts ist so frustriert, dass er die arme „Lucy“ durch einen gezielten Schuss ins Armaturenbrett (zum sichtlichen Entsetzen des Fahrers) „tötet“.

Aber auch die Flüchtigen kommen nicht viel weiter, denn ihnen geht der Sprit aus – und die Kaschemme, in der Rhonda und Charlie um einen Reservekanister betteln wollen, ist dummerweise der offizielle Hideout von Jesse und der ist über das Auftauchen von Joseph weniger amüsiert, als man meinen könnte, geht doch auch er davon aus, dass Joseph Jamaal gekillt hat. Rhonda sieht sich genötigt, den guten Jesse aufzuklären, während ein Motorrad-Cop das gesuchte Fahrzeug draussen vor der Tür ortet.

Jesse hat von den Geständnissen dieweil die Nase voll und schiesst Charlie über den Haufen. Der kippt um und ist sauer, puhlt sich aber die Kugel aus der Wampe und erhebt sich wieder, was Jesses zahlreichen Hofstaat in helle Panik versetzt (kann man irgendwo nachvollziehen). Daphne paralysiert Jesse mit ihrer Handtasche, was Zeichen zum allgemeinen Aufbruch wäre, aber Rhonda ist nachtragend und zückt ein Taschenmesser…

Als Watts mit einer mittleren Hundertschaft Cops auftaucht, findet er nur noch eine kopflose Leiche. Ups, der Kopf wurde auch gefunden (was man mit einem so kleinen Messer alles machen kann…).

Unsere Helden haben die heimische Pension wieder erreicht. Rhonda und Charlie sind der Ansicht, dass die Ferien jetzt vorbei sind und man heimfahren sollte. Joseph bekommt noch ein „Machs gut und danke für den Fisch“, eh, „die Gastfreundschaft“ auf den Weg. Daphne findet das ein starkes Stück. „Wir müssen ihn mitnehmen!“ Aber Charlie weist unbürokratisch darauf hin, dass das (äusserst primitiv gestaltete, aber, hey, es ist eine Roger-Corman-Produktion) Transportvehikel der Aliens nur drei Sitze hat. Joseph ist eh nicht so von dem Gedanken überzeugt, den Planeten zu verlassen, aber Daphne redet ihm ins Gewissen. „Bei uns gibt es keine Gewalt!“ Das ach-so-spassige Mordtreiben ist also ein reines Urlaubsvergnügen der Aliens (klingt durchaus glaubhaft, wenn ich mir mal den Ballermann so ansehe…). Rhonda und Charlie drängeln zum Abflug, aber Daphne greift zu entschiedenen Massnahmen und würgt ihre Mutter. Das undankbare Gör ist tatsächlich der Ansicht, im Falle des Falles eben NUR mit Joseph den Abflug zu machen – und mit der Aussicht, dass der Knast und seine dort allgegenwärtige Gewalt ja das wahre Vergnügen für Mama und Papa wäre, kann sie sogar ihre Eltern überzeugen. Joseph wird eingepackt, Daphne setzt sich ans Steuer… Det. Watts kann nur noch staunend dem startenden Raumfahrzeug hinterherblicken und angesichts der verhaftungsgeilen Rhonda und Charlie in Ohnmacht fallen…

Womit wir wieder in die „Gegenwart“ und damit in den Knast blenden. Von der süssholzraspelnden Wiedersehensfreude unseres Alien-Pärchens ist ein anderer Knacki angemessen angenervt. Ein paar gezielte Provokationen von Charlie später („Kinderschänder“) geht der Finsterling auf unsere freundlichen Ausserirdischen los. „Endlich wieder Spass!“ freuen sich diese und spreizen die Krallen…

Roger Corman produziert schon seltsames Zeuch… hierbei handelt es sich um einen Fernsehfilm, allerdings um einen solchen für den Kabelsender Showtime, der sich an klassische TV-Konventionen wie das Zeigen plakativer Gewalt als Bezahl-Kanal nicht wirklich kümmern muss, wie es Cormans Firma New Horizons in den 90ern immer wieder gern tat (auch BLACK SCORPION debütierte so).

WELCOME TO PLANET EARTH – oder, wie in seiner Ur-Ausstrahlung, ALIEN AVENGERS – ist in seiner Originalfassung eine wilde, ziemlich heftige Splatterfarce. Unsere (bekanntlich nichtexistenten) teutonischen Filmzensoren fanden an derart wüsten Spässen nicht wirklich überraschenderweise wenig gefallen und entfernten mit klinischer Präzision alles, was auch nur im geringsten Masse Splatter- bzw. Goreeffekte vermuten liess. Das ist natürlich jammerschade, wird man doch dadurch gezwungen, mehr auf die weiteren Aspekte des Streifens zu achten (was ich von dieser Art vorauseilendem Schnittgehorsam, damit man ja ein FSK-16-Rating bekommt, halte, dürfte hinlänglich bekannt sein… die schlimmsten Filmzensoren sind entsetzlicherweise die Verleiher selbst).

Das heisst nun nicht, dass der Streifen ohne seine Splattereinlagen ein Muster ohne Wert wäre. Nein, auch ohne blutige Special FX hat der Film seine guten Seiten – schon allein die bizarre Grundidee ist wirklich nett – Ausserirdische reagieren ihre gewalttätige Ader in ihren Ferien auf unserer Mutter Erde ab, das hat was. Und dann die Aliens aussehen zu lassen, als wären sie der typischen 50er-Sitcom entsprungen, hat ebenso das gewisse Etwas. Alles in allem ein eleganter Weg, im Wege einer Science-Fiction-Horror-Komödie gewissen nicht wünschenswerten Zuständen auf unserem Planeten den Spiegel vorzuhalten – es bekommt so einiges sein Fett weg: Sensationsjournalismus, Polizeirassismus, Gleichgültigkeit gegen Gewalt, die Problematik der Homeless People… und dabei kommen Regisseur Spiro und Drehbuchautor MacDonald gänzlich ohne erhobenen Zeigefinger aus, sondern servieren ihre Sozialkritik mit einem galligen Lächeln auf den Lippen – wenn man so will, könnte WELCOME TO PLANET EARTH die inhaltlich ambitionierteste Corman-Produktion seit 60er Jahren sein… Leider reicht die eigentliche Substanz des Scripts nicht über die knapp 80 Minuten (bzw. die noch kürzere DF) Laufzeit – gute Ideen werden oft doch nur angerissen, als wären sich Spiro und MacDonald dann letztendlich doch nicht einig geworden, was sie nun eigentlich zeigen wollten: eine gesellschaftskritische Komödie mit Horror-Elementen oder doch nur eine Splattercomedy mit sozialkritischen Seitenhieben. Oftmals pendelt der Film unentschlossen zwischen den beiden Extremen. So wirkt dann die ein oder andere slapstick-artige Einlage eher deplaziert, an anderer Stelle die Ernsthaftigkeit eher aufgesetzt.

Ebenfalls problematisch zwei unserer Hauptcharaktere… es fällt schwer, sich mit Joseph zu identifizieren, da sein Background einfach zu wenig „fleshed out“ ist. Wir erfahren nicht mehr, als dass er ein Tunichtgut ist, der irgendwie doch weg von der schiefen Bahn will, und das isses dann auch. Bei Daphne andererseits wird nie deutlich, weshalb sie sich so gravierend von ihren Eltern unterscheidet (intellektuell und attitude-mässig). Beide Charaktere wirken somit irgendwie hohl und pappmache´artig. Auch über Rhonda und Charlie erfahren wir naturgemäss sehr wenig essentielles, aber hier hilft, dass George Wendt und Shanna Reed mit nahezu übermenschlicher Spielfreude und herrlichstem over-the-top-acting brillieren – kein grosses Wunder zumindest bei George Wendt, jahrelang in der Veteranen-Sitcom CHEERS! zur Stammbelegschaft gehörend und auch sonst familiar face aus zahllosen US-TV-Filmen und Serien. Christopher M. Brown (Joseph) bleibt dagegen farblos und Anastasia Sakelaris zehrt (das aber nicht schlecht) von einem äusserst attraktiven Körper. Von den Nebendarstellern kann Stephen Burrows als hysterisch-genervter Detective Watts die meisten Akzente setzen.

Inszenatorisch reisst WELCOME TO PLANET EARTH naturgemäss keine Bäume aus – für das Budget einer durchschnittliche Showtime-Produktion aus dem Hause Corman bindet sich vermutlich nicht mal Ralph Moeller die Gladiatoren-Sandale zu. Das magere Budget sieht man dem Film dann doch an – die Ausstattung ist nicht aufregend, die Special FX (von denen uns die DF ja nur die Raumschiff-Effekte sehen lässt) altbacken, das Tempo sehr gemächlich (der Auftakt des Films zieht sich ziemlich in die Länge), insgesamt ist das wenig aufregend.

Insgesamt ist WELCOME TO PLANET EARTH, der eine hier meines Wissens nicht erschienene Fortsetzung erlebte, in seiner deutschen Fassung ein ziemlich harmloser, nur gelegentlich subversiver Pseudo-SF-Spass, der den geneigten Zuschauer durch einige selbst in der deutschen Synchro gelungene Sprüche bei Laune hält (leider war der deutsche Synchroschreiber ganz offensichtlich nie Monopoly-Spieler, was dem Synchrokucker einen ziemlich gelungenen Gag vorenthält), aber nie das dumpfe Ghetto der Durchschnittlichkeit entscheidend verlassen kann (egal in welche Richtung). Die komplette US-Fassung inklusive ihrer, dem Hörensagen nach recht heftigen, Splattereffekte dürfte, obgleich sicherlich weniger familienkompatibel als die deutsche Fassung, zumindest für Horrorfans erheblich unterhaltsamer sein…

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


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