Transformers

 
  • Deutscher Titel: Transformers
  • Original-Titel: Transformers
  •  
  • Regie: Michael Bay
  • Land: USA
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Shia LaBeouf (Sam Witwicky), Megan Fox (Mikaela Banes), Josh Duhamel (Captain Lennox), John Voight (Defense Secretary John Keller), John Turturro (Agent Simmons), Kevin Dunn (Ron Witwicky), Peter Cullen (Optimus Prime Voice), Hugo Weaving (Megatron Voice) u.a.


Vorwort

Im nahen Osten brodelt es – aber nicht, weil mal wieder ein Bürgerkrieg ausgebrochen ist, sondern weil eine unbekannte Macht ein ganzes Armeelager dem Wüstenboden gleich gemacht hat. Im Pentagon ist man darob zutiefst betroffen, versuchten die Unbekannten doch, auf streng geheime Daten zuzugreifen, die unter anderem Amunsen Witwicky betreffen, seines Zeichens Arktisforscher und Ururgroßvater von Sam Witwicky, der gerade von seinem Vater für ein paar gute Noten mit den ersten eigenen Auto belohnt wurde. Selbiges ist nicht nur ein dienliches Mittel um an die begehrte Mikaela zu kommen, sondern auch ein getarnter Roboter namens Bumblebee, der als eine Art Vorhut für die Autobots auf der Erde stationiert wurde. Denn irgendwo auf der Erde ist das (der?) „Allspark“ versteckt, ein Würfel, dem jede Menge Macht innewohnt. Und hinter dem sind nicht nur die guten Autobots (Eine Abkürzung für Autonome Roboter Irgenwas) her, sondern auch die bösen Decepticons, die ebenfalls schon einige Zeitlang in der Form von verschiedenen Fahr- und Flugzeugen auf der Lauer liegen… Wie gut, dass wir die US Army haben, die wird das Kind schon schaukeln.


Inhalt

Dass man Autos, die sich in Roboter verwandeln, recht eindrucksvoll auf Bildschirm und Leinwand bringen kann, hat ja der Werbespot eines namhaften Autoherstellers schon vor Jahren recht eindrucksvoll bewiesen. Und so war die Freude in der Fan-Community groß, als die ersten Bilder, Teaser und Berichte über Michael Bays Projekt „Transformers“ zu bestaunen waren. Nun ist der Film im Kino und man muss schwer ernüchtert feststellen: Die Fans von damals sind reifer geworden [red dir das nur ein… – der Lektor], die Transformers und Michael Bay allerdings nicht. Wer einen düsteren Science-Fiction-Apocalypse-Kracher der Marke Terminator erwartete, der wird sich um knappe 140 Minuten Lebenszeit betrogen fühlen. Bay hat nicht für die Leute gedreht, die seit den 80ern Transformers kennen und lieben, sondern für die Leute, die heute das Spielzeug kaufen sollen – und das sind nun mal Kinder. So ist Transformers relativ handzahm geblieben, bis auf ein paar Ausnahmen und funktioniert in den Teeniefilm-Sequenzen am besten. Was nicht heißen mag, dass es hier Großes zu bestaunen gibt, mehr als solide Hausmannskost Marke „biederer American Pie“ gibt’s auch hier nicht. Die Hintergrundgeschichte selbst über das (den?) „Allspark“ ist dazu noch richtig schön verworren und unübersichtlich. Es wirkt, ähnlich wie in den beiden letzten „Fluch der Karibik“-Teile so, als hätte man zwei oder drei Drehbücher in den Mixer geschmissen und dann mal geschaut, was dabei heraus kommt.

Aber wir wollen doch in einem Film namens „Transformers“ nicht sehen, wie Sohn und Eltern über Masturbation reden, oder (wenn doch, dann: Enjoy the movie!)? Wir wollen Riesenroboter sehen, die sich die Metallschädel einschlagen, nicht wahr? Kriegen wir das denn zu sehen? Ich wills mal so sagen: Wir kriegen es angedeutet. Da passiert was auf der Leinwand und man kann sich auch grob ausmalen, dass sich da zwei Transformers gerade die Fresse polieren, aber dummerweise hat Michael Bay wohl „Saving Private Ryan“ gesehen und war der Meinung, dass eine wackelige Handkamera ein „Mittendrin statt nur dabei“-Feeling verbreitet. TUT! SIE! NICHT! Jedenfalls nicht, wenn der Kameramann mit dem Ding rumwirbelt wie ein hyperaktives Kind, das gerade an einen Elektrozaun gepinkelt hat. Und das macht der Kameramann gerne, glaubt mir. Es gibt eine wunderbare Ausnahme: Die Prügelei auf dem Highway, wo auch mal Zeitlupe bemüht wurde. Da funktioniert es plötzlich und man sieht auch etwas.

Der Übersichtlichkeit auch nicht wirklich dienlich ist das Design der Riesenviecher. Da war das Motto nämlich „Nicht kleckern, klotzen!“, und so strotzt jeder Transformer von Kabeln, Drähten, Stacheln, Spitzen und anderen Features, so dass es schon auf einem Standbild schwierig ist, zu erkennen, wo denn nu was an dem Viech ist. Und wenn sie sich dann noch mit geschätzten 180 Km/h bewegen und von einem Kameramann mit Schluckauf gefilmt werden, dann ist die Übersicht bald zum Teufel. Und das ist eigentlich Schade, denn Transformers strotzt von Toys for Men: Panzer, A10-Warthogs, F22er Kampfjets (die in einer sehr netten Sequenz vom Decepticon-Jet Starscream vom Himmel gepflückt werden. Man will ja nicht alles schlecht reden) und jeder Menge Computer, die so futuristisch sind wie nur was. A pro pros: Kann mir mal einer erklären, wie man einen Computer an ein Analoges Funkgerät anschließt und der dann auf einmal Morsen kann?

Da wir gerade nicht von Schauspielern reden: Auch hier gibt es nichts Großes zu vermelden. Die Leute tun ihre Arbeit und damit hat es sich. Megan Fox ist als Mikaela allenfalls niedlich und gertenschlank an der Grenze zur Dürre, stößt aber nicht in unerwartete schauspielerische Gefilde vor. Shia LaBeouf hat die undankbare Aufgabe, in einem Film, in dem Riesenroboter die Hauptrolle spielen, den menschlichen Bezug herzustellen und schafft das auch beinahe. Aber eben leider nur beinahe. Und altbekannte Gesichter wie Voight oder Turturro… naja, sagen wir, sie enttäuschen nicht auf GANZER Linie.

Michael Bay ist Armeefetischist, das wissen wir ja alle bereits. Und so kommt die US Army natürlich richtig gut weg in dem Streifen, auch wenn dieses Armeegehabe für den einen oder anderen unfreiwillig komischen Moment sorgt. Der Satz „Du bist jetzt Soldat“ jedenfalls hat in unserer Sitzreihe für zügellose Heiterkeit gesorgt. Wenigstens muss man Bay zu Gute halten: Ihm geht der Hauruck-Patriotismus eines Roland Emmerich vollkommen ab. Ich habe den ganzen Film lang auf einen wehenden Star Spangled Banner gewartet und wurde gottseidank enttäuscht.

Unterm Strich bleibt ein Film übrig, der jemanden, der ernsthafte Action oder gar Untergangsstimmung erwartet, nur enttäuschen kann. Dazu sind die Roboter nicht maschinenhaft genug. Ein Autobot ist nun mal kein Terminator sondern hat Emotionen und teilt diese gerne der Umwelt mit. Optimus ergeht sich in so manchem Dialog mit einem gewissen „Blah“-Faktor, aber damit ist er ja nicht alleine. Einzig Bumblebee spricht nicht sondern teilt sich (nette Idee übrigens) dadurch mit, dass er sien Autoradio auf die richtigen Frequenzen einstellt, so dass sich die Sendungsfetzen zu mehr (manchmal) oder weniger (öfters) sinnvollen Einheiten zusammenfügen.

ACHTUNG SPOILER!

Das ist auch wichtig, denn so kann er, wenn die Leute von Sector 7 ihn gefangen nehmen, winseln wie ein junges Hündchen und auch als 10 Meter großer Roboter Beschützerinstinkte wecken.

SPOILER ENDE!

Transformers langweilt nicht so richtig, dazu passiert viel zu viel, aber wirklich gut unterhalten wird man auch nicht. Dazu passiert im Endeffekt zu wenig, was wirklich interessant wäre. Die Actionsequenzen sind zahlreich, aber in den wenigsten Momenten wirklich gut durchdacht oder verfolgbar. Die Dialoge sind sehr, sehr oft Humbug und die Charaktere treten bis auf Sam viel zu unregelmäßig auf, als dass man ihnen großartig Wert beimessen mag. Ach, da wir von Charakteren reden: Mir war bis heute nicht bewusst, wie dringend man einen Quotenschwarzen, der lockere Sprüche reißt braucht. Oder wie sonst erkläre ich mir den tollen Hacker, der alles macht, aber nicht hacken?

Wer mit alldem leben kann und wem es reicht, tolle Spezialeffekte (und das sind sie wirklich), jede Menge Lärm und Explosionen und eine Alibistory zu sehen, der möge in Transformers gehen und glücklich werden. Alle anderen, angefangen von denen, die auf eine dichte Atmosphäre stehen, sei größere Vorsicht geraten. Denn in der Hektik, in der Bay seinen Film vorwärts prügelt, kann sich einfach nichts aufbauen. Schade eigentlich, denn der gute Mann hat ja mit „The Island“ gezeigt, dass er es auch anders kann.

Von mir gibt es 4/10 Autobots auf der Habenseite. Ich bin leider nicht mehr 10, kein ADS-Patient und erwarte mehr von einem Film, als dass mir 2 ½ Stunden lang Los Angeles um die Ohren fliegt.

Zu guter Letzt möchte ich noch ein paar persönliche Worte loswerden: Lieber Leser! Warst du zufällig um 23 Uhr in der Vorstellung von Transformers im UCI in Duisburg? Saßest du in Reihe 3? Und hattest du während des Films dein Handy nicht nur ausgeschaltet, sondern hast während des Showdowns dieses mobile Kommunikationsgerät dazu genutzt, dich mit deinen Kollegen zu irgendwas zu verabreden? Über mehrere Minuten? In mehreren Anrufen? Dann tu mir doch bitte den Gefallen und stirb an der Pest, okay? Danke.

© 2009 Ascalon


mm
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