Timelock

 
  • Deutscher Titel: Timelock
  • Original-Titel: Timelock
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  • Regie: Robert Munic
  • Land: USA
  • Jahr: 1996
  • Darsteller:

    Besetzung:

    Jessie Teegs (Maryam D´Abo)
    Jack „Alpha 1“ Riley (Arye Gross)
    Villum (Jeffrey Meek)
    Tibuck (Ricco Ross)
    McMasters (Jeff Speakman)
    Warden Andrews (Thomas G. Waites)
    Deputy Chief Sullivan (Nicholas Worth)
    Larden (Joey Dedio)
    Admiral Danny Teegs (Martin Kove)
    Mike Wilson (J. Lamont Pope)


Vorwort

Wer heute wieder auf ein rekordverdächtig langes Vorwort hofft (hm, sollte es tatsächlich Leute geben, die meine epischen Ergüsse – hüstel – in voller Länge lesen? Kann ich mir kaum vorstellen…), hofft vergebens. Liegt daran, dass unser heutiges corpus delicti sich in Punkto Kuriositätswert nicht mit den diversen in letzter Zeit vorgestellten No-Budget-Flicks, unveröffentlichten Comicadaptionen und türkisch-indisch-philippinischen Obskuritäten vergleichen läßt.

Nö, heute haben wir´s mit einem stinknormalen DTV-Fetzer zu tun, wie er die Videothekenregale im Rudel heimzusuchen pflegt. Immerhin – wir haben ein paar halbwegs bekannte Namen im Vorspann. Mit Maryam D´Abo ein Ex-Bond-Girl, mit Jeff Speakman einen anerkannten Karate-Klopper, mit Nicholas Worth einen der Charakterköpfe unter den Nebendarstellern und, produzentenseits, die Gebrüder Eyres, die als Erfinder der Shadowchaser-Serie in die Annalen des B-Films eingegangen sind, die heute zu besprechende Plotte aber sichtlich nicht mal bei den Freunden von Nu Image unterbringen konnten. Könnte lustig werden, muß es aber nicht. Also dann – Timelock.


Inhalt

Nachdem wenig eindrucksvolle Opening Titles über ein x-beliebiges Sternenfeld-Gehintergrunde abgenudelt wurden, zoomt die Kamera auf ein wenig eindrucksvolles Modell eine im Weltraum herumhängenden Irgendwas, das sich erst auf den dritten oder vierten Blick als Asteroid oder Planet entpuppt. Liebevoll streift die Kamera über eisige Felsen und scharfkantige Grate und irgendwie erinnert mich das ganze an eine Sparausgabe von Alien.

Anstatt eines Textcrawls oder eines Erzählers informieren uns ein paar ausgewählte Inserts über notwendige Exposition (die DF befleißigt natürlich einen übersetzenden Voiceover, also doch quasi ´nen Erzähler). Wir schreiben das Jahr 2251 und befinden uns auf der Strafkolonie Alpha 4, wo die schlimmsten Schlimmfinger ohne Hoffnung auf Freilassung oder Begnadigung dahinvegetieren. Fluchtgedanken werden durch Halsimplantate gebremst (Fortress, Running Man, Wedlock? Die Idee ist soooo neu nu auch nicht mehr) und die allerübelsten Übeltäter werden tiefgefroren – cryogenic suspension, die so aussieht, daß die betreffenden Delinquenten einfach in der Eiseskälte der Planetenoberfläche aufgehängt werden (! Also… liebe Herren Drehbuchautoren – das „suspension“ in „cryogenic suspension“ kommt von „suspended animation“, nicht von“ suspension“ wie in „irgendwo hinhängen“, das wäre Bondage… Seufz. Hiermit beraubt sich der Film bereits nach gut vier Minuten jeglicher Chance, von mir auch nur ansatzweise ernst genommen zu werden. Pech gehabt).

Wir schalten um auf das Kampfschiff Kennedy (die Modelltricks werden nicht besser), von dem aus die Strafgefangenen auf die verschiedenen Straflager (Alpha 1 bis 4, mit jeweils verschärften Sicherheitsbedingungen) verteilt werden. Chef der Kennedy ist Admiral Teegs, der mit einem taffen Blondchen gleichen Namens schäkert. Man kennt sich offensichtlich und normalerweise würde ich die beiden jetzt für Männe und Frauchen halten, nötigenfalls geschiedenerweise. Der Admiral ist a social-kind-a-guy, er sorgt sich um die Kriminellen: „Es wäre besser, sie gleich zu erschießen!“ Jessie Teegs, das Mädel, ist härter (sie ist auch für den Transport nach Alpha 4 verantwortlich) – für sie ist der von ihr herumzufliegende menschliche Abschaum „Frachtgut“ und sonst gar nix. Der Admiral freut sich auf seine nächste Mission – er ist beim „Condor Project“, wohl eine Art Tiefenraumfahrtunternehmung, die neun Jahre lang fremde Galaxien erforschen, unbekannte Lebensformen und dorthin gehen soll, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist (der Film drückt das nur sehr unwesentlich anders aus).

Mit ihrem schwarzen Co-Pilot Wilson (uh-oh, schon alles geregelt, Keule, Testament und so?) und einer Ladung relativ gut gelaunter Schwerkrimineller im Bauch ihres Frachters (nur einer schaut so ominös… wird das am Ende einer der Schurken sein?) macht sich Jessie vom Kennedy-Acker.

Szenenwechsel. Ein Typ namens Riley hackt sich in das Computersystem einer Bank ein (dass Banken im 23. Jahrhundert primitivste vektorierte Amplitudengrafiken als User-Interface verwenden, halte ich für ein Gerücht), legt ein paar „digitale Kontonummern“ (urgh) für sich an und erhackt sich locker und leicht ein Vermögen von 4,5 Mio. Neodollar (arf). Nach einer Mission Impossible-Gedächtniseinlage (defies description) zelebriert der Ganove seinen neugewonnenen Reichtum im Hotelbett mit zwei attraktiven Mädels, die ihm eine kleine Bondage-Einlage vorschlagen (ich wußte doch… suspension und so :-)). In der Hoffnung auf Erweiterung seines sexuellen Horizonts läßt sich Riley an die Bettpfosten fesseln (merke: wer Bondagespiele spielen will, sollte das Fesseln sicherheitshalber selbst übernehmen) und staunt Bauklötze, als die beiden scharfen Miezen ihm erst ihre (recht 20th-century-mäßigen) Knarren an die Rübe und anschließend ihre Polizeidienstmarken auf die Plauze dengeln. Es dauert zwar ein paar Sekunden, aber dann schnallt auch Riley, dass es sich hierbei nicht um eine „Räuber-und-Gendarm“-Roleplay-Variante handelt und er soeben verhaftet wurde. Wie gewonne, so geronne (gratitious Ützwurst-Reference).

Ah, und interessanterweise erfahren wir nachträglich, dass es sich bei soeben gesichteter Sequenz um einen Flashback gehandelt hat (ich sag immer wieder: überlaßt nonlineares Storytelling denen, die es können) – denn Riley hängt ebenfalls im Frachtraum von Jessies Transportschiff (übrigens sind die Gefangenen denkbar unpraktisch, dämlich und Genfer-Konventions-verstoßend untergebracht: sie STEHEN im Frachtraum mit über dem Kopf an die Decke gefesselten Händen. Guantanamo-style, würd´ ich sagen). Klar: Riley gehört hier nicht hin – im Gegensatz zu den Mitgefangenen pflegt er eine eloquente Zunge, erkundigt sich nach dem Waschraum und macht sich durch sein affektiertes Gehabe beim singulären Aufseher und den werten Mitsträflingen sehr beliebt (ich würde, im Knast angekommen, an seiner Stelle sehr wortwörtlich auf meinen Hintern aufpassen). Nur der ominös starrende Kerl starrt noch immer ominös. Das Schiff geht auf „Hyperwarp“-Geschwindigkeit (der entsprechende Effekt erinnert zwar mehr an ein schlechtes Kaleidoskop als einen „Weltraumeffekt“… see attached documentation) und – wie angesichts der dämlackigen Unterbringung der Gefangenen – die Fracht wird ordentlich durchgeschüttelt. Riley läßt sich seine letzte Mahlzeit durch den Kopf gehen (sehr, eh, visuell überzeugend) und kotzt dem Großen Schwarzen Mann TM, von dem wir ungefähr drei Stunden später erfahren werden, dass er auf den schicken Namen Tibuck getauft wurde, aufs Schuhwerk. Findet der nicht lustig: „Du bist tot!“ Im übrigen allerdings ist Tibuck rather good drauf – immerhin hat er die anderen drei Strafkolonienen schon durch und freut sich auf die nächste Variante. Rileys Synapsen erledigen ein wenig Denksport: „Alpha 4???“ Da soll er doch gar nicht hin, als harmloser Kleinganove (hüstel) ist er für Alpha 1 vorgesehen! Der Aufseher verspricht, wohl mehr, damit die Nervensäge ihre Klappe hält, das mal zu prüfen, wird aber vorher von den anderen Gefangenen angegriffen – per Beinschere (es wäre vielleicht eine gute Idee gewesen, den Kerlen auch die unteren Extremitäten irgendwo anzuleinen). Ominöser Typ (sein Name sei Villum, nehmen wir mal wieder vorweg, was der Film uns erst viel später erzählt) verhindert Mord und Totschlag, außerdem sieht Jessie nach dem Rechten. Riley versucht, auch ihr seine „Ich bin für Alpha 1 vorgesehen“-Nummer zu erzählen, beißt aber auf Granit. Frachtgut ist Frachtgut und hat die Schnauze zu halten – außerdem weist sie Riley freundlich darauf hin, dass er sich gerade ordnungsgemäß bepißt hat. Haha.

Landeanflug auf Alpha 4 – erste Zeichen von Ungemach – eine tote Leiche klatscht dem anfliegenden Schiffchen dekorativ an die Windschutzscheibe. Kein Grund zur Veranlassung, meint die Alpha-4-Leitstelle, da die hauseigene Verbrennungsanlage hinüber sei, schmeiße man die Leichen jetzt einfach in den Weltraum (Gravitation scheint Alpha 4 in dieser Hinsicht nicht zu behindern, oder haben die Abschußrampen für diese Zwecke? Und was ist überhaupt mit der Verkehrsgefährdung? Unverantwortlich sowas). Wie bereits erwähnt ist Alpha 4 eine recht frostige Angelegenheit – die Außentemperatur beträgt schlappe minus 80 Grad – an der Oberfläche überlebt man nur drei Minuten (Rura Pente?), aber immerhin hat das Teil offenbar eine atembare Atmosphäre. Ich finde es zwar etwas komisch, dass nicht mal die Alpha-4-Besatzung an naheliegendes wie warme Schutzkleidung denkt (oder gar einen Hangar hat, in den man einfach einfliegen und sich einen Marsch über die Oberfläche von Landeplatz bis Knast ersparen könnte) – auch Jessie und Wilson joggen in ihren normalen Bordklüften ins warme Stübchen, aber vielleicht ist die Regierung im 23. Jahrhundert auch einfach so knickrig. Doof ist es trotzdem. Ach ja, doof, aber herzig doof ist auch die Tatsache, dass sich der Film vor einer potentiell kost- und trickintensiven Lande-Sequenz bis auf ein paar der wenig überzeugenden Modellshots durch statt dessen eingeblendete Computer-Vektorgrafiken technischer Stand 1985 drückt. Effizient, effizient. Deputy Chief Sullivan quittiert ordnungsgemäß den Eingang der neuen Ware und Jessie versichert ihrem Co-Piloten, dass Riley nicht das selbsternannte Unschuldslamm, sondern einfach ein schwerkrimineller Querulant sei.

Während Jessie und Wilson irgendwohin marschieren, um vermutlich ein warmes Käffchen zu inhalieren, hält der Warden, dessen Modegeschmack in den 1970s stehengeblieben sein muß, die übliche Welcome-Speech, die auf das ebenso übliche „Flucht-ist-sinnlos-von-wegen-der-Halsimplantate“ hinausläuft, zwölf Überwachungssatelliten bilden zudem noch einen äußeren Sicherheitsring (einziger netter Touch der Rede ist, dass der Warden davon faselt, die Gefangenen würden zumindest noch der Verhaltensforschung einen Dienst erweisen). Da die Konventionen des „futuristischer Hi-Tech-Knast-Thrillers“ an dieser Stelle verlangen, dass einer der Gefangenen ausklinkt und die Flucht versucht, damit die Effektivität der Implantate demonstriert werden kann, klinkt nun einer der Gefangenen aus, versucht die Flucht und demonstriert die Effektivität der Implantate (schön, wenn Filme so berechenbar sind, gell?). Wer jetzt auf dekoratives Kopfwegsprengen o.ä. graphische Einlagen hofft, sollte sein Fortress-Tape rausholen und sich einen schöneren Abend machen – denn alles, was passiert, ist, dass sich die Visage des Flüchtenden rot einfärbt (und zwar per schäbigem Farbverfremdungseffekt), der arme Kerl schreit und tot umfällt. Wahnsinnig spektakulär (und wäre gar nicht erst passiert, wenn die Autoritäten vielleicht an Nettigkeiten wie Zellentüren gedacht hätten… die Gefangenen können nämlich rein theoretisch durch ein „Kraftfeld“, welches wohl die Implantate „zündet“ spazieren und stehen im Flur. Jetzt stelle man sich mal vor, das Kraftfeld fällt aus – aber das wird ja sicher nieeeee passieren). Den Neuankömmlingen werden die Implantate per big-ass-Spritze implantiert (was Tibuck „besser als Sex“ findet – ich finde immer mehr SM-Untertöne :-)). Villum horcht Riley nach dessen schändlichen Verbrechen aus und kommt zu dem Schluß, dass ihm der arme Riley richtig leid tue.

Einer der Aufseher findet bei der Untersuchung in Villums Mundwerk etwas, was da seines Erachtens nicht hingehört. Sullivan hat keinen Bock auf Komplikationen und dismissed die Angelegenheit (dass man in die Ultra-Hochsicherheitsgefängnisse aber auch mit gnadenloser Sicherheit immer DIE Wärter in verantwortungsvolle Positionen befördert, die nur barfuß bis 20 zählen können). Der Unteraufseher puhlt trotzdem in Villums Kauleiste rum, worauf der ihm den Finger abbeißt (non-graphic, versteht sich) und damit den Startschuß zu allgemeiner Revolte gibt, zumindest soweit es die mit Villum angelieferten Bösmänner (minus dem große Augen und ein dummes Geischt machenden Riley) betrifft. Das Ding in Villums Zahnreihe ist ein elektronisches Gizmo, das der Fiesling ins nächstbeste Computerpanel stopft und damit einen Virus in das Computersystem der Anlage pflanzt – und der auch die Implantate deaktiviert (was sich offensichtlich per Buschfunk sofort unter den Eingekerkerten rumgesprochen hat, denn schon ungefähr eine Sekunde nach „Upload“ des Virus stürmen die Gefangenen aus ihren Zellen – auch wenn sie von der Revolte noch gar nichts mitbekommen haben *können* und veranstalten Budenzauber). Chaos! Mayhem! Aufruhr! Riley ist das alles ein bissl zu viel: „Das ist entsetzlich!“ In Windeseile entsteht ein Riot, der Natural Born Killers alle Ehre macht (hüstel), die Wärter werden massakriert, aber die große Actionszene gestaltet sich wegen der ständig kippenden Kamera (wird man seekrank von) etwas, naja, verbesserungefähig (Handkamera schön und gut, aber nicht einfach nach dem Zufallsprinzip in irgendwelche Winkel hin- und herschwenken, bitte). Wir ahnen – dieser ganze Aufstand ist nicht zufällig entstanden, sondern von langer Hand vorbereitet – nur Riley hat keinen Plan. Sullivan wird von Altgefangenen aufgegriffen und von einem häßlichen Kerl geküßt (der scheint aber ein echt schlechter Küsser zu sein, denn Sullivan gefällt´s nicht wirklich).

Ein entzückend schlechter exterior shot (Bild anbei), der beim besten Willen nur als „vielleicht zwanzig Zentimeter hohes Modell“ identifizierbar ist (besonders süß finde ich die Figürchen der „cryogenisch Aufgehängten“, die an den Galgen baumeln) leitet über zur allgemeinen Panik in der Zentrale, wo der Warden „roten Alarm“ auslöst (echt? Warum? Ist was passiert?) Der Totalausfall der Computeranlage führt übrigens auch dazu, daß die Cryo-Hänger jetzt *richtig* erfrieren werden (hm. Laß ich jetzt einfach mal so stehen. Muß es mir einleuchten?). Villum, Tibuck und ein dritter Spießgeselle, dessen Namen, falls er erwähnt wurde, mir entfallen ist, venturen nach draußen (auch die allerdings machen sich nicht die Mühe, sich vielleicht von getöteten Wärtern ein zusätzliches Jöppchen oder wenigstens Handschuhe anzueignen), weil – sie suchen einen ganz bestimmten auf Eis Gelegten, den Bruder des Namenlosen. Der wird gefunden, weil er schon auftaut (ah, jetzt könnte ich mir das zusammenreimen – die Jungs tauen dank des Computerzusammenbruchs auf, hängen aber halt draußen bei minus 80 Grad rum und erfrieren deswegen umgehend. Schick) – es handelt sich um McMasters, der befreit wird. Jetzt aber hurtig wieder in die warme Stube, denn die drei Minuten sind fast um (es handelt sich sichtlich um die Sorte Kälte, in der man problemlos exakt 180 Sekunden überleben kann, aber in Sekunde 181 unweigerlich erfroren ist. Macht die Sache wenigstens kalkulierbar…). Namenloser Bruder McMasters´ verliert seine Wumme im Schnee und ist hirnamputiert genug, die noch schnell suchen zu wollen (mein Gott, drinnen gibt´s vermutlich genug Knarren). McMasters erweist sich als von brüderlicher Nächstenliebe beseelt und ordnet an, dass man den Blödmann draußen abkratzen läßt (vermutlich auch besser so). „Ich hab doch alles richtig gemacht,“ heult der Erfrierende in Verkennung der tatsächlichen Umstände, als er gegen die verschlossene Tür in die Station klopft Jetzt mal ehrlich – warum habt ihr die Türe nicht einfach offen gelassen?? Bis die Kälte IN der Station bei EINER geöffneten Türe lebensbedrohliche Ausmaße annehmen würde, sollte es doch ein paar Stunden dauern – okay, okay, ich begreife schon… McMaster ist EVIL INCARNATED und das mußte man uns mit diesem Holzhammer unter die Schädeldecke kloppen.

Inzwischen haben selbst Jessie und Wilson mitbekommen, dass irgendwas faul ist im Staate Dänemark (echte Blitzmerker!) – naja, es fällt irgendwann mal auf, wenn man an jeder Ecke über Leichen kraxeln muß. Vielleicht wäre es eine gute Idee, sich zum Schiff zurückzuziehen und sich zu verpissen, wird übereinstimmend festgestellt. Wilson schlägt vor, sich zu trennen, damit „wenigstens einer durchkommt“ (R.I.P., Wilson, du warst ein guter Kamerad. Wäre jetzt meine normale Reaktion und hatte ich auch so in meinen Notizen vermerkt. Aber es kommt anders, als man denkt).

Der feige Warden hat keine Lust, den Kampf mit den Gefangenen persönlich auszutragen, sondern möchte sich mit dem Rettungsshuttle vom Acker machen – dabei wird er allerdings von Villum und McMasters überrascht. In den bekannten Konventionen des Subgenres macht der Herr Gefängnischef die üblichen unmoralischen Angebote – erst kommt er mit dem von Bösmannsseite belächelten Vorschlag, er würde sich für mildernde Umstände verwenden, dann möchte er sich als Pilot andienen. „Wir haben unseren eigenen Piloten,“ grinst Villum… und es ist – Wilson! Und der hat auch dafür gesorgt, dass Jessie das Schiffchen nicht eigenmächtig starten kann – denn Raumschiffe im Jahrhundert 23 brauchen offenbar eine Startdiskette (und genau das ist es auch, was Wilson mit triumphierendem Grinsen vorzeigt – eine stinknormale, handelsübliche 3,5-Zoll-Floppy Disk. Mein Gott… und ich dachte, wir machen bis 2251 wenigstens *ein paar kleine* technische Fortschritte). Da der Warden also zu nichts nütze ist, plättet ihn Villum mit seinem Samuraischwert (und ich möchte jetzt doch mal wissen, woher Villum das hat. Im Handgepäck mitgebracht? Das würd´ ich gerade eben so in Kill Bills Katana-Class glauben, aber nicht bei einem Gefangenentransport. Es gibt schlechte Filme und es gibt blöde Filme, und ich glaub, ich hab´s mit einem aus der letzteren Kategorie zu tun). Selbstverständlich ist auch diese Mordszene nicht graphisch, allerdings meine ich hier, wie auch schon bei der vorherigen großen Aufstand-Action-Szene, trotz FSK-18-Freigabe, Schnitte bemerkt zu haben).

Tibuck ist mittlerweile in der Waffenkammer der Station angekommen und macht große Augen wie ein Zwölfjähriger, den man über Nacht in die Testzentrale von Nintendo engesperrt hat, besonders die Bomben haben es ihm angetan (wozu ein Gefängnis in der Waffenkammer Bomben braucht? Weiß ich doch auch nicht…). McMasters allerdings hat ein Problem – der äußere Satellitengürtel ist nach wie vor in Betrieb und könnte die Implantate zünden. „Mein Halbbruder kann froh sein, dass er tot ist,“ gröhlt der Oberfiesling ob dieser Inkompetenz. (Mein persönlicher Gedanke war jetzt, dass die Verbrecher Rileys (ja speziell eingeführte) Hacker-Künste benötigen könnten, aber weit gefehlt – einen derart schlüssigen Gedanken verfolgt doch unser Drehbuch nicht.) „Das könnte mich vernichten,“ tobt McMasters. „Was ist aus ´uns´ geworden?“ fragt sich Villum und denkt mal kurz darüber nach, ob auf seinen Herrn und Gebieter im Zweifelsfall solidarischer Verlass ist – die beiden gehen sich ein bissl auf die jeweiligen Kekse, während Riley irgendwo durch den Komplex irrt und wenig handbuchgemäß mit ein paar aufgegriffenen Schußwaffen experimentiert.

In der Waffenkammer leben die Bad Guys ihre Aggressionen weiter aus – Villum kann McMasters nicht sonderlich leiden und Wilson ist eh nur der Kohle wegen mit von der Partie (welcher Kohle?). Pack schlägt sich, verträgt sich aber auch, vor allem angesichts der beeindruckenden Bombensprengkraft, die „den ganzen Planeten“ in die Luft jagen könnte (die Tatsache, dass der Planet als ehemalige Mine relativ ausgehöhlt ist, schadet diesem Vorhaben nicht). Tibuck outet sich als Minen- und Sprengstoffexperte. Dieweil Jessie Teegs planlos durch die Station latscht, ordnet McMasters an, die Sprengladungen am die Station versorgenden Atomreaktor zu legen (ist das nicht ein bisschen Overkill an Energieversorgung für einen simplen Knast?). Riley wird von einem anderen, mit Messer bewaffneten und ziemlich gaga seiendem Gefangenen angegriffen. Riley versucht´s mit Witzischkeit: „Hoffentlich ist das Messer nicht rostig, meine letzte Tetanus-Impfung ist lange her!“ Der Angreifer ist aber humorresistent, stürzt sich auf Riley und mit ihm zusammen ein-zwei Meter von was-weiß-ich-denn runter. Resultat: der Angreifer ist putt, Riley hat maximal einen blauen Fleck (dass die Bösen aber auch allesamt an der Glasknochenkrankheit leiden). Jessie ist in die Zentrale vorgedrungen, wo sie von McMasters und Villum erwartet und beschossen wird. Sie flüchtet („Ich such mir einen anderen Job“). Villum sieht in dem zarten Mädel keine besondere Bedrohung, aber McMasters hat ersichtlich mehr Lebenserfahrung: „Unterschätze niemals eine Frau!“ Tibuck pflanzt die Bomben am Reaktor.

Auf ihrer Flucht rennt Jessie in den hilfesuchenden Riley und bricht ihm erst mal die Nase, da sie ihn, being prisoner and stuff, prinzipiell als Feind einstuft. Als der schwertfuchtelnde Villum abe sowohl auf sie als auch auf Riley losgeht und letzterer ein Ablenkungsmanöver zelebriert, damit Jessie sich ihre verlorengegangene Knarre wieder aneignen und auf Villum schießen kann, wird zumindest eine (besonderes seitens Jessie widerstrebende) Zweckgemeinschaft gegründet. Man türmt durch die nächste Zugangsklappe und landet im Müllschacht (insert your own Star Wars-joke here). Während Jessie den ob der neuen temporären Behausung „Müllverbrennungsanlage“ ein wenig skeptischen Riley mit ihrer Insiderkenntnis, das Ding sei out-of-order, beruhigt, frage ich mich, wieso 80 % des Mülls auf einem Gefängnisplaneten aus alten Zeitungen zu bestehen scheint. Offenbar klappt zumindest die Versorgung mit Lesestoff recht gut. Aber auch Jessie könnte sich besseres vorstellen: „Hier holt man sich ja die Krätze“. Riley schlägt überlebensbezogene Zusammenarbeit vor, beißt aber zunächst weiter auf Granit. Bis Riley der Powerfrau, als die sich darüber wundert, warum eigentlich ihr Raumschiff noch da sei, brühwarm erzählt, dass ihr Co-Pilot Wilson für die Gegenseite spielt (woher weiß er das?).

Apropos Wilson: der hat auch Probleme, er wird nämlich ebenfalls von einem Gefangenen angegriffen und, da Uniformträger, für feindlich gesinnt gehalten und abgemurkst (naja, hatte ich zumindest doch noch recht, dass der nicht überlebt). Tibuck greift sich den Killer: „Du hast unseren einzigen Piloten getötet?“ Not so good idea… das nähere Schicksal des Mörders bleibt uns aufgrund eines Zensurschnitts erspart, dürfte aber nicht erfreulich (und lang) gewesen sein.

Da unsere Helden im Müllschacht festsitzen, können sie genauso gut etwas Exposition dahertratschen, z.B. wer zum Geier ist McMasters? Erstens – ein Ex-Bulle und zweitens – ein gar übler welcher. Nach zwölf Jahren Undercover-Tätigkeit hatte er einen ordentlichen Serienkill hingelegt, um die ausgeweideten Kadaver seiner Opfer als Drogentransportmittel zu verwenden – nett… Außerdem sei er „ein Ass in Sachen Gigabytes“ und habe es nie verkraftet, von einer Maschine überführt worden zu sein. Bringt uns alles nicht wirklich furchtbar weiter, aber gut, schlägt auch wieder zwei Minuten tot. Dann erweist sich, dass Jessies Informationen über den Funktionszustand der Müllverbrennungsanlage zweifelhafter Natur sind – das Ding funzt nämlich prima und unsere Freunde stürzen einem feurigen Ende entgegen…

Wenn nicht justament in dieser Sekunde bei den Bad Guys das Pilotenproblem besprochen würde. Da könnte man Jessie doch brauchen. „Hoffentlich hab ich das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet,“ juxt Villum und schaltet die Anlage – natürlich IN LETZTER SEKUNDE ab. McMasters kommt der Name „Teegs“ verdächtig bekannt vor…

Anyway, jetzt ist es Zeit für die Forderungen. McMasters kontaktiert Admiral Teegs (im Gegensatz zu Jessie Teegs) und unterbreitet seine bescheidenen Wünsche – man möge ihm doch binnen vier Stunden ein Kampfschiff zur Verfügung stellen, ansonsten jage er den Planeten in die Luft. Und während ich mir noch überlege, warum der Admiral sich nicht einfach gemütlich im Sessel zurücklehnt und das Ultimatum verstreichen läßt, verrät man uns schon die Auflösung – die Explosion Alpha 4´s würde eine radioaktive Wolke freisetzen (wegen vormaligem Uran-Abbau in den Minen), die den Planeten Centaurus 3 verseuchen und drei Milliarden (boah!) Menschen umbringen würde (hm. Ich geb´s zu, Physik und speziell Astrophysik ist nicht mein Spezialgebiet, aber müßte eine planetare Explosion – wir haben doch alle Star Trek gesehen – nicht kreis- bis kugelförmig in alle Richtungen gleichzeitig funktionieren und sich evtl. freigesetzte Radioaktivität sich ausdünnen bis auflösen, ganz abgesehen davon, dass auch Radioaktivität sich m.E. nicht überlichtschnell fortbewegt, also mindestens ein paar Jahre Zeit für eine Evakuierung von Centaurus 3 verblieben?) Egal, McMasters ist jedenfalls ein echtes Monster.

Jessie und Riley retten sich aus dem deaktivierten Müllschacht durch ein paar aus dem blanken Eis/Felsen/Whatever gehauene Gänge, Jessie schwadroniert über das perverse Genie McMasteres und Riley versucht erfolglos, die Schnepfe anzubaggern und schließt aus der prompt kassierten Abfuhr psychologisch zweifelhaft, dass Jessie prinzipiell ein Problem mit Männern habe. Der ins Blaue geschossene Pfeil ist natürlich ein Volltreffer – Jessie „gesteht“, mit einem gar üblen Gesellen, einem Schmuggler (huch! Und das als Admirals-, äh… was eigentlich?? Das ist immer noch nicht geklärt!), liiert gewesen zu sein, der sie für sein schändlichen Schurkereien mißbraucht habe (möglicherweise bindet Jessie Riley aber auch nur einen grizzlygroßen Bären auf).

Jedenfalls erreichen die Helden das rettende Schiff (warum eigentlich wartet dort keiner von den Schurken auf sie? Ich mein, sie brauchen doch Jessie als Pilotin?) und planen den Start, bis Riley einfällt, dass er ja auch noch das Implantat trägt und demzufolge die Reise für ihn relativ kurz wäre. Zu seiner Überraschung entdeckt Jessie ihr gutes Herz und grübelt, dass sie mit dem Hauptcomputer der Station die Satelliten abschalten könnte. Jetzt treten Villum und Tibuck aus dem Hintergrund (diese Schurken, warten immer auf den perfekten dramatischen Zeitpunkt), bedenken die rührende Szene mit angemessenem Applaus und ketten Riley und Jessie nicht nur aneinander, sondern auch noch an ein Klo. „Wenn wir Bits in einem Computer wären, könnte ich uns hier raus bringen,“ gibt Riley über seine Hackerfähigkeiten an (ich bleibe dabei – eigentlich sollte ein einigermaßen plausibles Script aus diesem Plotpunkt was machen… tut es aber nicht) und Jessie stöhnt: „Ich erwische den einzigen Dieb auf der Welt, der kein Schloß knacken kann“. Riley reagiert darauf mit zickigem Genöle (ich vermute, das ist eine Art subtiler Witz auf Verkehrung von Rollenklischees… hat The Long Kiss Goodnight z.B. besser erledigt).

McMasters konkretisiert dieweil seine Wünsche an den Admiral… das Schiff soll mit kompletter Crew und Admiral Teegs selbst als Kapitän geliefert werden (hä?), was Teegs natürlich ablehnt. Irgendwie, den entsprechenden Plotpunkt hab ich bis heute nicht kapiert, will McMasters seine gierigen Griffel auch an das Condor-Projekt legen (das aber bei den entsprechenden Vektorgrafiken weniger nach Tiefenraumschiff denn ordinärer Raumstation aussieht, und, wie´s der Deibel so will, in unmittelbarer galaktischer Nachbarschaft zu Alpha 4 rumhängt. Memo an Projektleiter streng geheimer und milliardenschwerer wissenschaftlicher Errungenschaften – baut den Krempel nicht direkt neben der größten Konzentration gefährlicher Schwerverbrecher). Tibuck beabsichtigt, Jessie zwecks Pilotiererei abzuholen – die schmatzt aber schnell noch Riley ab (der sein Glück vermutlich kaum fassen kann), aber nicht aus plötzlich entflammter Liebe, sondern weil sie ihm dabei mitteilt, dass das Abflußrohr lose ist. „Auf Drei“, zählt sie an (natürlich schlägt Riley kußbedingt vor, doch lieber bis mindestens „vier“ zu warten) – dann reißen sie das Rohr aus der Verankerung und erwürgen den wenig reaktionsschnellen Tibuck mit ihren Ketten. Der Schlüssel derselben landet dabei allerdings in der Kloschüssel (wo ist das Problem? Ihr habt doch grad das Abflußrohr rausgerissen!). „Das ist Männersache“, befindet Jessie und läßt Sensibelchen Riley, der sich bei dieser Gelegenheit einmal mehr gründlich auskotzt (wenn irgendjemand einen Kotze-Fetisch hat… bitte schön, das ist der Film für Dich!), die fröhliche Klosettwühlerei erledigen. Villum findet nur noch den reichlich toten Tibuck.

Konzentriertes Brainstorming (oder sowas ähnliches) führt bei den Helden zur Erkenntnis, dass eine Bombe, die den ganzen Planeten zerfetzen soll, idealerweise am Atomreaktor montiert werden sollte. Dann geraten sie unter Villums Feuer, tauschen mehr oder weniger amüsante Witzchen aus, ehe Riley von Villum gepackt und k.o. geschlagen wird. McMasters zwingt Jessie unter Androhung körperlicher Qualen für Riley zur Abschaltung der Satelliten und Riley selbst findet sich in einer Cryo-Kammer (oder was auch immer das für eine Duschkabine sein soll) wieder, kann sich aber durch neuentdeckte Schloßknackerqualitäten befreien, ehe das aufsteigende Gas (oder was auch immer) ihn in die nächste Welt befördert/auf Eis legt/in einen gefräßigen Plapperkäfer von Traal verwandelt/whatever.

Jessie gelingt es, die Satelliten herunterzufahren, weist aber darauf hin, dass diese sich möglicherweise selbst wieder einschalten könnten, außerdem dauert´s über zwanzig Minuten, bis der Prozeß abgeschlossen ist. Und an dieser Stelle (also wirklich kurz vor Showdown) erfahren wir doch nun tatsächlich, dass Jessie nicht die Ex, gegenwärtige Lebensabschnittspartnerin oder Schwester des Admirals ist, sondern seine Tochter! (Da muß man erst mal drauf kommen!). Riley dringt zum Reaktor vor, um die Bomben zu entschärfen, was den Bewegungsdetektoren der Zentrale nicht entgeht. McMasters schickt Villum los, um Riley zu plätten, aber ohne Bleispritze, weil Atomreaktor, empfindlich and stuff oder so. „Ich fühl mich wie dein Halbbruder,“ brummt Villum mißliebig, macht sich aber auf, als ihm aufgeht, das er tatsächlich als einziger abkömmlich ist.

Riley beginnt im Reaktor, die Bomben zu entschärfen (was ihm keine gesteigerten Schwierigkeiten bereitet), wird aber von Villum gestellt, der natürlich sein Schwert dabei hat. Während der Admiral überlegt, ob man nicht mit einer mittleren Kompanie und aus allen Rohren feuernd Alpha 4 stürmen sollte, hat sich der verräterische McMasters mit Jessie ins Raumschiff verzogen und bereitet den Start vor (er hat nämlich die bewußte 3,5″-Floppy…). Villum, der uns schon mit einigen relativ unplausiblen Schach-References erfreut hat, meint, Riley „schachmatt“ zu haben und fordert ihn zum Kampf. Riley beklagt sich, dass er ja keine Waffe habe, aber Sportsmann Villum leiht ihm großzügig sein Ersatzschwert: „Na klar, ich bekomm das schlechtere Schwert,“ nölt Riley, dem man´s wirklich nicht recht machen kann und dann heißt es, „es kann nur einen geben“. Obwohl mit Sicherheit nie durch eine Fechtschule gegangen, kann Riley eine Zeitlang mit Villum mithalten, ehe er entwaffnet wird. „Warum kämpfen wir nicht wie richtige Männer?“ beschwert sich Riley und in der Tradition aller verblödeten Filmschurken wirft Villum mit gewinnendem Lächeln seinen Bauchaufschlitzer weg. Kann er auch machen, weil er seinem Gegner auch im Faustkampf überlegen ist – bis Riley seine Geheimwaffe auspackt: die deinstallierten Bomben und beginnt, mit ihnen zu jonglieren (!). Villum kuckt verblüfft (ebenso der Reviewer), dann wirft ihm Riley eins der Bömbchen zu, verpaßt ihm noch einen kleinen Schubs und Villum geht fliegen (die gesamte Sequenz spielt sich übrigens im „Freien“ ab und dauert sicher länger als die bewußten drei Minuten). Bevor er jedoch aufschlägt, explodiert die Bombe in einem lächerlichen CGI-Effekt. Abgang Villum.

Admiral Teegs verhandelt immer noch mit McMasters – Jessie mischt sich ein und krakeelt, dass ihr Daddy Alpha 4 doch mit allem beschießen soll, was er hat, ohne Rücksicht auf innerfamiliäre Verluste, was der herzensgute Admiral natürlich nicht über die Pumpe bringt. Das Raumschiff startet – doch unbeobachtet (und sehr unvorstellbarerweise) hat sich Riley an Bord geschlichen. Nachdem uns noch ein wenig pseudowissenschaftlicher Rhabarber über das „Kraftfeld“ der Satelliten, das irgendwie mit dem Condor-Projekt zusammenhängt (meinetwegen) vermittelt und klargestellt wird, dass McMasters die (längst entschärfte) Bombe auf jeden Fall zünden will, zieht Riley McMasters einen Gewehrkolben über die Rübe (warum legt er ihn nicht einfach um?). Das schaltet den Madman nicht aus, sondern macht ihn nur wütend – logische Folge: Zweikampf, in dessen Verlauf mit Riley der Schiffsboden gewischt wird. Jessie nutzt die Gelegenheit, um (vom Schiffscomputer aus? Wieso jetzt? Ausschalten konnte sie die Dinger nur von Alpha 4!) die Satelliten wieder einzuschalten, was ihr für Riley zwar herzlich leid tut, aber, mein Gott, Schwund ist überall. Danach springt sie McMasters ins Kreuz und gemeinschaftlich gelingt es unseren Freunden, den Bösmann zu fesseln. Jetzt aber hurtig ins Rettungsshuttle, bevor der Admiral das Schiff zu smithereens bläst. Nun wird mächtig auf die Suspense gedrückt, denn unter Zeitdruck müssen unsere Helden jetzt sowohl das widerborstige Shuttle zum Start bewegen als auch die Satelliten wieder abschalten – denn wenn ersteres nicht klappen sollte, würden zweitere bekanntlich Riley killen. Nach der obligatorischen Hochspannungssequenz (gähn) schafft es Riley, das Shuttle zu starten und rechtzeitig vor dem Satellitengürtel abzudrehen. Der Admiral jagt das Schiff samt McMasters in die Luft. All is happy, all is well.

Epilog-Time. Riley und Jessie wälzen sich im Hotelbett (aaalso, von „Liebe“ war bisher eigentlich nicht die Rede, gerade mal von einer Zweckgemeinschaft), als plötzlich die Türe aufgeht, der Zimmerkellner mit neuen Handtüchern hereinplatzt und irgendwie aussieht wie… Villum! (??) Ende.

Warum gibt es eigentlich kaum vernünftige Science-fiction-Filme? Ich mein, es gibt gute und filmreife Science-fiction-Romane wie den sprichwörtlichen Sand am Meer und den einen oder anderen davon kann man auch mit einem vergleichsweise niedrigen Budget fabrizieren, aber was die Filmproduzenten, seien es welche der A- oder B-Kategorie, auf die Konsumenten loslassen , ist doch meist erbärmlich. Da macht Timelock mal wieder keine Ausnahme – es ist ein ausnehmend dämlicher Streifen.

Bei Timelock gibt´s mal wieder kaum was, was funktioniert – der ganze Film ist irgendwie eine komplette Fehlkonstruktion. Das beginnt beim einfallslosen Drehbuch, das schon zu Tode gerittene Klischees wie den High-Tech-Knast im Weltraum oder (völlig falsch verstandene) Cryogenik-Idiotien genauso bemüht wie, hüstel, wollen wir es mal vorsichtig „Zitate“ nennen, Zitate großer und erheblich besserer Filme wie Star Wars (die Müllschacht-Szene), Highlander (Schwertduelle) und Alien (der typische „düstere, dreckige“ Look). Was dann an eigentlicher Story übrigbleibt, ist nicht besonders toll oder anregend – das Script beruht auf Unglaubwürdigkeiten (wie haben es die Gangster eigentlich geschafft, gleichzeitig mit dem selben Transport in den selben Knast gebracht zu werden? Wie kommt Villum an seine Schwerter?), Unausgegorenheiten (z.B. dass Jessies wahre Beziehung zum Admiral erst kurz vor Ultimo geklärt wird… das ist einfach schlampige Schreiberei, zumal es kein Problem gewesen wäre, ein erklärendes Wort beiläufig schon in ihrer ersten Dialogszene, oder meinetwegen, um die „Spannung“ etwas weiter aufrechtzuerhalten, halt ein bissl später, zu verlieren) und schlichten Blödheiten (wie die noch mal anzuführende hanebüchene Auffassung von cryogenic suspension). Ich hab sicher noch einige Ungereimtheiten vergessen, aber das liegt daran, dass ich den Film schon fast wieder vergessen habe – und keine rechte Lust habe, mir ein paar Szenen, zu denen ich mir zwar Notizen machte, diese aber nicht mehr entziffern kann, zwecks endgültiger Klärung noch mal anzusehen.

Außerdem mangelt es dem Film an Struktur – Hauptpersonen wie Jessie Teegs werden mal für zwanzig Minuten komplett ausgeblendet, bis man vergessen hat, dass die überhaupt noch mitspielen, der ganze Riley-Charakter ist streng genommen für den Plot überflüssig (okay, er entschärft die Bomben… aber die sind auch nicht mehr als ein lahmer MacGuffin, und zudem hab ich das entsprechende Bedrohungspotential ja schon weiter oben in seine Bestandteile zerlegt). Alles bleibt seltsam spannungslos und trotz des Bemühens um Actionszenen langatmig.

Das liegt auch an der billigen Machart der Actionszenen – abgesehen von der wackeligen Kameraführung wirken die Shoot-outs schon deswegen „unrealistisch“, weil die Protagonisten mit völlig unfuturistischen Waffen aus´m nächstbesten Military-Store um sich ballern – nur, dass man sichtlich keine Kugeln, sondern „Laserstrahlen“ o.ä. verschießt (liebe Produzenten: Ihr hättet Euch ja wenigstens beim nächsten Toys´R´Us ein paar Space-Guns besorgen können. Hätte immer noch besser ausgesehen). Die Production Values sind dagegen halbwegs ordentlich für einen sicher nicht allzu teuren Streifen wie dieser – zwar sind die Sets nicht sonderlich aufwendig, aber sie sehen passabel aus. Dieser kleine gute Eindruck wird aber durch die schlichtweg lausigen Spezialeffekte, für die zwar jemand seinen Namen hergab, aber auch da hab ich keine Lust, noch mal extra nachzusehen, mühelos ausgeglichen. Die Modelle sind zwar noch einigermaßen okay (abgesehen von dem lächerlichen „Planetenmodell“), die Animation derselben ist aber auf viert- bis fünftklassigem Niveau (dessen waren sich offenbar auch die Produzenten bewußt und fiedelten daher die schon erwähnte „oberspektakuläre“ Vektorgrafik der potentiell aufwendigsten FX-Szene, der Landung auf Alpha 4, ein) und wenn die Tricks von Kollege Computer gestaltet werden, wird´s regelrecht hochnotpeinlich (die lächerlich-kaleidoskopischen „Warp“-Effekte, die CGI-Bombenexplosion und die Implantat-„Demonstration“.

Insgesamt nimmt Robert Munics Inszenierung trotz der Anstrengungen, Action, Spannung und „menschliches Drama“ einzuführen und umzusetzen, nie genug Fahrt auf, um auch nur ansatzweise mitzureißen. Das plätschert alles wenig aufgeregt und aufregend vor sich hin, Versuche, das Treiben durch ein wenig Humor aufzulockern, sind zwar willkommen, retten aber herzlich wenig.

Zu den Darstellern: Ex-Bond-Girl Maryam D´Abo, die wie so viele Bond-Girls vor und nach ihr die bittere Erfahrung machen mußte, dass der karrierefördernd gedachte Stint als Bond-Matratze eher kontraproduktiv war (danach war außer Fernsehproduktionen und unterprivilegiertem Videothekenschmodder wie Shootfighter oder Red Shoe Diaries 3 nix mehr drin) spielt wenigstens konsequent gegen ihr Image als Sexbombe. Sie überzeugt mich als Action-Heroin nun nicht unbedingt dermaßen, dass Cynthia Rothrock in Rente gehen müßte, abe ich hab schon schlechtere Ausreden für weibliche Heldinnen in billigen Action-Filmen gesehen (Maria Ford, I´m talkin´ to you).

Arye Gross, der in den 80er Jahren mit Kloppern unterschiedlichen Zuschlags wie Exterminator 2, Soul Man und House 2 auffällig wurde, und dann jahrelang nichts erwähnenswertes zustande brachte, bis er in jüngster Zeit Nebenrollen in Blockbustern wie Gone in 60 Seconds oder Minority Report abstaubte, hat mit dem Problem zu kämpfen, dass wir als Zuschauer nicht recht wissen sollen, was wir mit seinem Charakter überhaupt anstellen sollen. Zwar ist er irgendwie einer der „Helden“, gibt aber hauptsächlich irgendwelche Platitüden von sich und erledigt recht wenig heldenmäßiges – seine als so wichtig angesehene „Superfähigkeit“ des brillanten Computergurus, dass dafür sogar ein Extra-Flashback nötig war, tut für den Film letztlich nichts zur Sache. Immerhin bemüht sich Gross um sympathisches Spiel (aber seine Kotzeinlagen hätte es nun auch wieder nicht gebraucht).

Die größte Sünde des Films dürfte aber sein, dass man mit Jeff Speakman einen renommierten Action-Hero und Martial Artist für die Schurkenrolle verpflichtete, ihm aber dann gerade mal eine und nicht gerade beeindruckende Kampfszene ins Drehbuch schrieb – und, ehrlich, trotz wilder Frisur und bösem Blick ist Speakman nicht gerade die Bösartigkeit in Person und die darstellerische Fähigkeit, einen solchen Charakter überzeugend darzustellen, geht ihm einfach ab; dann aber sollte man halt wenigstens auf seine physische Präsenz setzen. Da der Film dies versäumt, bleibt The Perfect Weapon eben blass.

Womit der Preis für den besten Darsteller oder zumindest den, der sich am überzeugendsten bemüht, an Jeffrey Meek geht. Der hauptsächlich im TV beschäftigte Schauspieler (Mortal Kombat: The Series, Raven, Charmed) legt Spielfreude an den Tag und verfügt auch über die nötige Ausstrahlung, seine Rollengestalt einerseits gefährlich, andererseits aber auch charismatisch anzulegen.

B-Movie-Veteran Martin Kove (Crocodile II, Assault on Devil´s Mountain) kann aus seiner eindruckslosen Rolle auch keinen gesteigerten Nutzen ziehen. Er ist einfach „da“ und staubt einen „and“-credit an und das war´s dann.

Mehr gesehen hätte ich gern von Nicholas Worth, aber das Schicksal des irgendwie einfach coolen Typen ist es wohl, dass seine prägnanten Kurzauftritte in Filmen wie diesem oder Dark Angel: The Ascent, Barb Wire oder Blood Dolls noch keinen Drehbuchautoren angeregt zu haben scheinen, ihm mal eine größere Rolle auf den gewichtigen Leib zu schneidern.

Die deutsche DVD-Veröffentlichung von Laser Paradise ist nicht mehr ganz jung (aus dem Jahr 2000 stammend) und bewegt sich daher auf eher mäßigem technischen Niveau. Die Bildqualität (Vollbild) ist akzeptabel, ohne zu überzeugen, der Dolby-Surround-Ton ebenfalls auf gerade mal durchschnittlichem Niveau. Zusatzausstattung ist bis auf die übliche Trailershow Mangelware. Viel Geld ist das Ding jedenfalls nicht wert, und damit liegt die DVD auf einem Level mit dem Film (und das der Film trotz FSK-18-Freigabe geschnitten scheint, obwohl der Streifen alles andere als gore- oder splatterintensiv ist, trägt auch nicht zur Stimmungshebung bei).

Der ist nämlich, und das schreibt mit dem Doc jemand, der sich als Genrefan Mühe gibt, auch am hinterletzten Billig-SF-Heuler noch was unterhaltsames zu finden, schlicht und ergreifend ein uninteressanter Mistfilm, an dem man nur wenig Freude hat. Außer den teilweise extrem unbeholfenen Spezialeffekten gibt´s auch zu wenig, über das man sich wenigstens amüsieren könnte – auch Trashfans werden sich vermutlich königlich langweilen. Das macht einfach keinen Spaß, sondern plätschert ohne Höhepunkte am Zuschauer vorbei. Man kann sich noch nicht mal richtig drüber ärgern, und das ist eigentlich das größte Alarmzeichen, dass wir es mit einer „blah“-Veröffentlichung zu tun hatten. Und wie Freund Dewi in anderem Zusammenhang so richtig feststellte: „blah“ ist schlimmer als „bäh“. Also: ignorieren, den Film.

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 2


mm
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