Tales from the Hood

 
  • Deutscher Titel: Tales from the Hood
  • Original-Titel: Tales from the Hood
  •  
  • Regie: Rusty Cundieff
  • Land: USA
  • Jahr: 1995
  • Darsteller:

    Segment „Welcome to my Mortuary“
    Mr. Simms (Clarence Williams III)
    Stack (Joe Torry)
    Ball (Deaundre Bonds)
    Bulldog (Samuel Monroe jr.)
    Segment „Rogue Cop Revelation“
    Strom (Wings Hauser)
    Martin Moorehouse (Tom Wright)
    Clarence (Anthony Griffith)
    Newton (Michael Massey)
    Billy (Duane Whitaker)
    Segment „Boys do get bruised“
    Carl (David Alan Grier)
    Walter (Brandon Hammond)
    Richard (Rusty Cundieff)
    Sissy (Paula Jai Parker)
    Segment „KKK Comeuppance“
    Duke (Corbin Bernsen)
    Rhodie (Roger Guenvuer Smith)
    Eli (Art Evans)
    Segment „Hard Core Convent“
    Dr .Cushing (Rosalind Cash)
    „Crazy K“ Jerome (Lamont Bentley)
    Prison Guard (Mark Christoph Lawrence)
    Tattooed Man (Rick Dean)


Vorwort

Horroranthologien sind so alt wie das Horror-Genre selbst. Genau so alt wie diese Erkenntnis ist aber auch die weitere, dass die meisten davon schlicht und ergreifend nichts taugen. Das liegt zum grössten Teil wohl daran, dass es in zwanzigminütigen Vignetten einfach nicht möglich ist, Stories und Charaktere so, wie es nötig wäre, zu entwickeln, damit der Zuschauer den „Mitfieber“-Effekt erlebt. Klassische Horrorgeschichten, aus denen man also abendfüllende Streifen machen könnte, sind für das Anthologie-Genre also eher untauglich, also wurde es fast schon ein ungeschriebenes Gesetz, dass Horror-Anthologien sich mehr oder minder an den klassischen E.C.-Horror-Comics wie TALES FROM THE CRYPT orienteren müssen, die meist klassische „Moral-von-der-Geschicht“-Episoden waren, in denen einen Übeltäter die gerechte Strafe (zumeist aus dem Jenseits) ereilt. Filmemaher in verschiedenen Güteklassen versuchten sich an solchen Anthologien, die Hammer-Studios ebenso wie ihre Konkurrenz von Amicus, Schwachmaten wie Joel Reed oder Bestsellerautoren wie Stephen King (CAT´S EYE), und das obwohl Episodenfilme schwerlich zu kommerziellen Erfolgen taugen.

Ansehnliche Horrorkurzgeschichtensammlungen im Film sind, wie gesagt, selten. Viele Fans führen TALES FROM THE DARKSIDE an, aber, wenn wir ehrlich sind, beruht der gute Ruf dieses u.a. von Stephen King gescripteten Streifens doch hauptsächlich auf seiner Wow-Episode „Lovers Vow“ mit Rae Dawn Chong, die allein einen Abendfüller wert gewesen wäre. Mir persönlich gefällt die John Carpenter/Tobe Hooper-Kooperation BODY BAGS (ursprünglich ein US-Fernsehfilm, der immerhin so gory war, um hierzulande auf dem Index zu landen) ziemlich gut.

Unser heutiger Film nimmt eine gewisse Sonderstellung ein, denn es ist einer der wenigen Horrorfilme von Afro-Amerikanern und mit einem ausdrücklich afro-amerikanischen Standpunkt (wen wundert da noch, dass Spike Lee als ausführender Produzent tätig war?). TALES FROM THE HOOD „borgt“ natürlich seinen Titel zu gleichen Teilen den TALES FROM THE CRYPT und dem Gang-Film BOYZ FROM THE HOOD und erzählt vier (fünf, wenn man die obligatorische Rahmenhandlung mitzählt) „klassische“ Horrorgeschichten…


Inhalt

Enter the Rahmenhandlung… die jungen Hoods (=Tunichtgute) Stack, Ball und Bulldog suchen das Bestattungsinstitut eines gewissen Mr. Simms auf. Simms, so geht die Kunde, hat rein zufällig auf der Strasse eine grössere Menge „Shit“ (und ich nehme mal an, es geht hier nicht um das, was Pucki, der Badmovie-Kater, in seiner Katzenkiste hinterlässt) gefunden und beabsichtigt jenes nun gegen eine beträchtliche Menge Bargeld umzutauschen, unsere Gang-Freunde wollen bei diesem Unterfangen gerne behilflich sein (soweit man aus den ersten fünf Dialog-Minuten, die einen mit Gang-Slang nicht vertrautem Laien ausschliesslich aus zufällig aneinandergereihten Worten wie Fuck, Fucking, Motherfucker, Shit, Bitch, zusammengesetzt scheinen, etwas wie Exposition entnehmen kann). Simms ist ein reichlich creepy looking guy, der nichts besseres zu tun hat, als auf dem Weg zu seinem Shit-Versteck die Todesgeschichten verschiedener aufgebahrter Leichen zu erzählen, so z.B. die von Clarence…

Episode 1, „Rogue Cop Revelation“

Der farbige Rookie-Cop Clarence ist mit seinem weissen Partner unterwegs, man trifft auf eine weitere Polizeistreife, die gerade heftigst einen farbigen Autofahrer angeht. Clarence, der schlichtend eingreifen will, wird von seinem Partner zurück ins Auto geschickt, um das Nummernschild zu überprüfen. Die Cops ziehen eine Rodney-King-Nummer ab, natürlich ist der Misshandelte niemand geringeres als der Bürgerrechtler Martin Moorehouse, der eine Kampagne gegen korrupte, drogendealende Polizisten anführt, und unsere weissen Cops sind natürlich a) darüber nicht sehr erbaut und b) natürlich in diese bösartigen Geschehnisse involviert. Moorehouse wird von den drei Cops halbtot geschlagen, als Clarence wieder dazu stösst, gibt er sich damit zufrieden, dass die beiden anderen Bullen Moorehouse in ein Krankenhaus schaffen wollen. Natürlich geht er damit einer Finte auf den Leim, denn die korrupten Bullen haben nichts besseres zu tun, als Moorehouse mit Drogen vollzupumpen und ihn mit seinem Auto in den nächstbesten Fluss zu stürzen, während Clarences Partner ihm etwas vom Cop-Ehrenkodex, niemals einen anderen Cop anzuschwärzen, vorlabert.

Ein Jahr später… Clarence hat offensichtlich nie ausgepackt, hat den Dienst quittiert und ist in der Gosse und im Suff gelandet. Eines Tages hört Clarence die Stimme von Moorehouse, die fordert „Bring sie zu mir“ – ein überdimensionales Moorehouse-Graffiti leitet Clarence in eine Vision des gekreuzigten Bürgerrechtlers. Clarence ist willig und bestellt die drei Cops aus der verhängnisvollen Nacht auf den Friedhof. Wie´s der Deibel so will, ist nämlich just heute der Jahrestag der schändlichen Tat. Clarence fordert, dass die Mörder dem Getöteten ihren Respekt erweisen und sein Ex-Partner, überrascht, dass nicht mehr im Busch zu sein scheint, willigt ein – flüstert aber Strom, dem fiesesten der Bullen zu, dass Clarence den Rückweg nicht überleben wird. Man schreitet zu Moorehouses Grab, Clarence ist nicht sicher, was nu passieren soll, obwohl ein „ominous thunderstorm“ kurz aufflackert, aber Strom erweist seinen Respekt auf seltsame Art, er pinkelt aufs Grab. Das scheint selbst seinen Kollegen zu weit zu gehen, aber Strom zwingt einen seiner Fellows, es ihm gleichzutun. Jetzt hat Moorehouse die Nase voll, greift sich den Bullen am bei solcher Tätigkeit exponierten Organ und holt ihn in sein Grab.

„It´s no time to panic!“ versucht Clarences Ex-Partner die Nerven zu behalten, aber ich bin geneigt, Strom zuzustimmen, der entgegnet „When the fuck is it time to panic?“. Um ehrlich zu sein, NOW, denn nun explodiert das Grab förmlich, im offenen Sarg liegt der eingesaugte Cop und auf dem Sarg steht ein triumphierender Zombie-Moorehouse mit dem Herz des Unglücklichen in der Hand. Die Cops geben Fersengeld und verlassen mit ihrem Fahrzeug fluchtartig das Areal, aber der Zombie benutzt das VUE (Voorhees Unreality Engine) und ist immer schon da, wo die Bullen hinfahren. Schliesslich springt der Zombie dem Polizeifahrzeug aufs Dach, reisst selbiges auf und Strom den Kopf ab. Clarence´ Ex-Partner (sorry, ich weiss nicht, wie der heisst…) springt aus dem Wagen und jagt ihn per Zufallstreffer in die Luft, ironischerweise vor dem riesigen Moorehouse-Graffiti. Der Cop stumbled durch diverse Homeless People, bis Zombie-Moorehouse wieder vor ihm steht. Der Cop versucht zu fliehen, aber Moorehouse, auch telekinetisch begabt, spickt den Bullen mit praktischerweise massenweise herumliegenden Fixerspritzen und kreuzigt ihn mit selbigen. Als eine weitere Spritze direkt im Mund des Cops landet, sploddert dieser in einem Ekeleffekt auseinander und transformiert in das Graffiti, das er von Stund an ziert.

Clarence taucht auf (woher auch immer) und erwartet Danksagung, dass er Moorehouse bei seinem Rachefeldzug geholfen hat, doch Moorehouse sieht das anders. „Wo warst du, als ich dich gebraucht habe?“ fragt er düster… Clarence endet in der Zwangsjacke, da er als Killer der drei ermordeten Cops gilt…

Unsere jungen Hoods sind nicht wahnsinnig impressed ob der Story, aber Simms hat schon die nächste Geschichte parat, einen „klassischen Fall“ um Einbildung und Wahrheit…

Episode 2, „Boys do get bruised“

Der kleine (natürlich farbige) Walter schläft nur mit Taschenlampe, und das mit gutem Grund, denn er wird des Nächtens von einem Monster bedrängt, das mit Monstergeräuschen am Türknauf rüttelt…

Walter kommt in eine neue Schule und wird dort sofort auf übliche US-Schul-Art-und-Weise begrüsst, der örtliche Bully Tyrell verpasst ihm eine Tracht Prügel, bzw. beabsichtigt dieses zu tun, doch der nette Lehrer Richard geht dazwischen. Bei der Verarztung fällt der Schulschwester ein hübsches Veilchen auf, das offensichtlich nicht aus der Schlägerei stammt. Darauf angesprochen, entgegnet Walter, sein Vater (immer der erste Verdacht, bzw. hier der zweite, denn Richard fragt erst mal nach der Mutter) sei das nicht gewesen, der sein nämlich tot, das Monster habe ihm das angetan. Es komme zu ihm, seit Vater nicht mehr da ist. Richard glaubt natürlich kein Wort.

In der Nacht bekommt Walter wieder Besuch vom Monster und dieses Mal sehen wir sogar eine Monsterklaue, die Walter angreift…

In der Schule fallen Richard neue blaue Flecken auf, und, dass Walter das Monster, eine fiese grüne Kreatur, malt. Darauf angesprochen, entgegnet Walter, dass er gehört habe, man könne böse Sachen vernichten, in dem man sie aufmalt und dann das Papier zerstört. Ganz nebenbei hat er auch ein Bild von Tyrell gemalt. Richard befindet, dass es doch mal Zeit wäre, mit der Mama zu reden und steckt das Monsterbild ein. Walter zerknüllt das Tyrell-Bild und als Richard vor die Tür tritt, wird Tyrell gerade in die Ambulanz verfrachtet, nachdem er sich bei einem vermeintlichen Treppensturz sämtliche Arme und Beine gebrochen hat…
Am Abend schaut Richard also auf einen Besuch vorbei, aber Mama Sissy will von Monsterstories nix hören und macht lieber Walter zur Schnecke, weil er Richard selbige erzählt hat, nebenher verliert sie keine Zeit, recht eindeutige Avancen gegenüber Richard zu machen. Da kommt aber der neue Mann in Sissys Leben herein und entpuppt sich von der ersten Sekunde an als
In jedem von uns steckt manchmal ein Monster
ziemlicher Arsch, der zwar so tut, als würde er sich Richards Sorgen anhören, dann den Lehrer aber eher unsanft hinauskomplimentiert. Kaum ist Richard vor der Tür, besucht der Typ, übrigens Carl getauft, Walter und richtet eine drohende Klauenhand auf Walter. Klarer Fall, Carl ist das Monster! Sissy will Walter zu Hilfe kommen, aber von Carl kurzerhand niedergeschlagen und mit dem Gürtel ausgepeitscht. Die Schreie rufen Richard auf den Plan, der ins traute Domizil eindringt und sich heftigst einzumischen gedenkt. Ein recht heftiger Kampf zwischen Richard und Carl (der natürlich nur in Walters Imagination ein Monster ist, im wahren Leben aber reichlich menschlich), bei dem die Monsterzeichnung zu Boden fällt. Carl zieht im Kampfverlauf den Längeren und findet auch Zeit, Sissy die Visage zu polieren, Walter greift sich das Papier mit der Zeichnung und faltet es. Das zeigt Wirkung, denn Carl faltet sich ebenso. In der Folge wird Carl zu einem eher unübersichtlichen Haufen zusammengefaltet und Sissy gibt ihm mit einem gezielten High-Heel-Tritt noch einen mit. Richard ahnt, wie man das „Monster“ endgültig beseitigt und gibt Walter die diskrete Anweisung, das Papier zu verbrennen… so does Carl…

Und so erklärt sich das verkohlte Skelett, das unsere Hoods bei Simms begutachten. Simms richtet das Augenmerk unserer Gang-Freunde auf eine Puppe, eine „Zwischenstation für die Seelen“. Natürlich dürfen wir uns gleich die entsprechende Geschichte anhören…

Episode 3, „KKK Comeuppance“

David Duke, Kandidat für den Gouverneursposten in einem Südstaat, spielt mit seinem Image-Berater Rhoadie seine Kampagne durch, in der er sich als „All American Guy“ präsentieren will, mit dem üblichen Gelaber über Chancengleichheit unabhängig von der Hautfarbe etc. Vor seinem Landsitz demonstriert die schwarze Bürgerschaft, die gleich mehrere Bedenken hat. Zum einen ist Duke bekanntes Ex-Ku-Klux-Klan-Mitglied, zum anderen bewohnt er das Herrschaftshaus eines berüchtigten Sklaventreibers. Der alte Schwarze Eli ist zwar auch aufgebracht, aber eher unbesorgt… „die Puppen werden ihn kriegen…“
Über die passende Legende ist Duke im Bilde. Der Vorbesitzer der Bude hatte seinerzeit hunderte fluchtwilliger Sklaven massakriert und die Legende sagt, dass eine alte Voodoo-Lady die keine-Ruhe-findenden Seelen der Gelynchten in Puppen versetzt und selbige im Haus hinterlassen hat. Duke, der das Haus kürzlich erworben hat, trotz der Bestrebungen, es als Quasi-Gedenkstätte leerstehen zu lassen, gibt zu verstehen, dass er das Haus gründlich durchsucht hat, aber keine Puppen
Duke ist des Wahnsinns rassistische Beute
gefunden hat. Nur ein riesiges Gemälde der Voodoo-Tante samt der sie umgebenden Puppen ist sichtbare Remineszenz und jagt Rhoadie genügend Schreck ein. Gut, die Image-Verbesserung muss weitergehen, Rhoadie gibt eine Vorstellung, wie er sich Dukes zukünftige Medienpräsenz vorstellt, stürzt aber dabei eine Treppe hinunter und ist tot.

Beim Begräbnis wird Duke wieder von Reportern und Eli bedrängt, der ihm nahelegt, so bald wie möglich zu verschwinden. „Can´t we all just get along?“ grinst der immer noch unbesorgte Duke in die Menge.

In seiner Limousine findet er aber zu seiner Überraschung eine Puppe und befördert sie umgehend aus dem Fenster. Zuhause sieht sich Duke das Video von Rhoadies Unfall an und entdeckt dabei, dass der Image-Berater über GENAU DIE Puppe in seinen Tod gestolpert ist, die er vor wenigen Minuten aus dem Auto geworfen hat. Und auf dem Gemälde fehlt plötzlich eine Puppe, nur ein weisse Silhuette ist noch zu sehen…

POV-Shots zeigen uns, dass sich etwas dem Haus nähert. Es klopft und ein etwas nervöser Duke öffnet, doch vor der Tür steht niemand, doch kurze, schnelle Schritte sind zu hören. Duke sieht sich um und sieht die Puppe auf der Treppe sitzen. The road to insanity is short and straight und Duke ist ziemlich schnell ziemlch weit. Er schleudert eine Vase auf die Treppe, doch die Puppe ist schon weg. Schritte sind zu hören und Duke macht sich auf die Verfolgung, die in einem Büro, da wo das Gemälde hängt, vorläufig endet. Duke hat´s mittlerweile schon vollständig „geloosed“ und attackiert das Bild bzw. hauptsächlich die Voodoo-Tante mit einer US-Flagge und das Gemälde blutet! Die Puppe schwingt sich von einem Kronleuchter an Dukes Hals und beisst ihn. Er kann sie losreissen und kloppt mit der Fahnenstange auf die Puppe ein, bis sie sich nicht mehr rührt. Dann kreuzigt er sie an einer Dartscheibe und verpasst ihr zwei Treffer mit der Schrotflinte.

Mit einem triumphierenden HA! auf den Lippen entert er wieder sein Büro, doch nun sind VIER weitere Puppen vom Bild verschwunden und überall im Haus sind die huschenden Schritte zu hören. Und auch die erste Puppe ist wieder da! In Panik flüchtet Duke wieder in sein Büro, wo aber mittlerweile ALLE Puppen vom Bild verschwunden sind. Kein Wunder, denn sie stehen ihm schnell leibhaftig gegenüber. Mit gierig aufklappenden Mündern stürzen sie sich auf den „armen“ Duke (fast wie in BARBARELLA, nur das Opfer ist erheblich weniger hübsch). Jetzt transformiert auch die Voodoo-Tante in die Realität und sieht mit befriedigtem Lächeln zu, wie die Puppen Duke in handliche kleine Stücke zerlegen…

Unsere Hoods haben jetzt langsam die Nase voll von Horrorstories, sie wollen den Shit, aber einen hat Simms noch…

Episode 4, „Hard Core Convert“

„Crazy K“ Jerome ist ein erfolgreicher Krimineller, was man an seinem teuren fahrbaren Untersatz sieht. Aus nichtigem Anlass verfolgt er einen rivalisierenden Gang-Typen und erschiesst ihn kurzerhand. Dessen Kumpel allerdings schiessen prompt Crazy K nieder, bevor sie ihn aber endgültig alle machen, tauchen die Cops auf und schiessen die Thugs into oblivion. „Saved by a fucking cop, damn!“ kommentiert der schwer angeschlagene Crazy K, der sich, wieder gesundet, im Knast wiederfindet, wo bald eine gewisse Dr. Cushing (sic) auftaucht und Crazy K für einen vortrefflichen Kandidaten für ihr Verhaltens-Modifikations-Programm ansieht. Bei erfolgreicher Absolvierung des Programms winkt Freilassung, also willigt Crazy K ein und wird so nur in Unterhosen transferiert – der Ort der Handlung ist ein Schloss, auf das Dr. Frankenstein zweifellos stolz gewesen wäre. Crazy K wird in einen Käfig verfrachtet und sein Käfig-Nachbar ist ein Neonazi mit unzähligen entsprechenden Tattoos. „All niggers must die“, verkündet der unverblümt und eher ungefragt seine Meinung, „aber ein paar könnten als Sklaven recht sein“. Crazy K wäre ihm als Mitglied seiner Armee nicht unsympathisch. Crazy K hält das für recht schwachsinnig, aber als ihm der White Supremacist nicht zu Unrecht vorhält, dass schliesslich auch Crazy K ausschliesslich Schwarze umgelegt hat, wird er ein bisschen nachdenklich.

Dr. Cushing eröffnet ihm anschliessend, dass die Unterbringung neben dem Nazi-Typ ganz bewusst und ein Teil des Programms war, aber der eigentliche Hauptteil kommt erst. In einem Labor, das weniger an High-Tech als wieder an Frankenstein erinnert, wird Crazy K auf ein obskur-bizarres Metall-Liegen-Teil geschnallt, rasiert, intubiert, mit Elektroden versehen und einer Art Fernseh-Brille versehen und darüber hinaus noch in Rotation versetzt (funny goof am Rande: eine Computersimulation soll wohl die Körperrotation anzeigen, aber der Bildschirm zeigt eine VERTIKALE Rotation, während Crazy K ausgesprochen deutlich HORIZONTAL rotiert). Über die Fernseh-Brille wird unser Freund dann CLOCKWORK-ORANGE-mässig mit Gewaltbildern im Übermass konfrontiert – sowohl Gang-Shootings als auch KKK-Lynchmorde etc…

Nach überstandener Prozedur wird Crazy K an einen Stuhl gefesselt in einen schalldichten Dunkelraum verfrachtet, um „nachzudenken“. K hat prompt Visionen – seine diveren Mordopfer erscheinen ihm und machen ihm Vorwürfe, inklusive eines versehentlich von einem Querschläger getöteten kleinen Mädchens. K versucht sich lausig zu rechtfertigen, aber die Erscheinung von Cushing macht ihm deutlich, dass er gefälligst seine Verantwortung zu akzeptieren hat, um die Kette der Gewalt zu brechen. K reisst sich los und nimmt sich eine (der überaus sexy gekleideten) Krankenschwestern als Geiseln, doch zunächst lösen sich seine Erscheinungen in Luft auf und dann findet er sich niedergeschossen auf der Strasse wieder, wo die Typen der Rival Gang ihn endgültig alle machen…

Unsere Hoods wollen jetzt endgültig den Stoff und Simms führt sie in den Keller, wo er aber noch eine Überraschung für sie hat.
eine teuflische Überraschung für unsere ´Helden´
Der Stoff, so sagt er, sei in den drei Särgen, zu denen er sie führt, dort aber – liegen ihre eigenen Leichen!!! You see… es waren diese drei Typen, die Crazy K getötet haben und, wie Simms den verblüfften Hoods eröffnet, Crazy Ks Gang wiederum hat sie getötet! „Welcome to Hell,“ grinst Simms und verwandelt sich in ein Teufelsmonster und das Bestattungsinstitut in die leibhaftige Hölle…

TALES FROM THE HOOD ist zweifellos ein bemerkenswerter Film. Das heisst aber nicht im Umkehrsschluss, dass es sich um einen durchweg guten Film handelt…

First things first. TALES FROM THE HOOD benutzt, das wird natürlich schnell deutlich, die Konventionen der Horror-Anthologie als Aufhänger, um Rassismus und Probleme der schwarzen Bevölkerung der USA anzuprangern. Mitunter geht das soweit, dass manche Kritiker dem Film schon wieder umgekehrten Rassismus zusprechen wollen, was aber meiner Ansicht nach übertrieben ist, denn die letzte Episode relativiert so manches.

Okay, der Reihe nach. TALES FROM THE HOOD, good intentions hin oder her, krankt leider an der gleichen Krankheit wie nahezu alle Horror-Episodenfilme – der Film schafft es nicht, ein hohes Level über die gesamte Laufzeit, sprich alle Episoden zu retten.

Episode 1 ist zum Beispiel ein sehr schlicht gestricktes Zombie-Spektakel, dessen Message schon in den ersten Minuten ausgesagt ist und dann noch reichlich uncharmant mit dem Holzhammer eingebleut wird. Nachdem die Story erst einmal ihren Punkt gemacht hat, entwickelt sich ein reichlich vorhersehbares, überraschungsfreies Zombie-nimmt-Rache-Szenario mit ein paar annehmbaren Gore-Effekten und wird leidlich durch ein semi-originelles (und auch Rassismusvorwürfen entgegensteuerndes) Twistende „versöhnlich“ beendet. Dennoch – diese Episode bietet nichts, was man nicht schon hundertmal anderswo gesehen hat und die Message hier ist so aufdringlich-offenkundig, dass es schon fast wehtut. B-Film-Wings Hauser (L.A. BOUNTY und zahllose andere B-Streifen) spielt seine Paraderolle als korrupter Polyp routiniert, Anthony Griffith agiert akzeptabel.

Episode 2 ist die subtilste und ausgereifteste Geschichte, obwohl oder vielleicht gerade weil Regisseur Cundieff (der hier auch selbst in Erscheinung tritt) auf einen Hautfarben-Konflikt verzichtet, sondern einen allgemeineren Fall von domestic violence aufs Korn nimmt. Die Enthüllung des Monsters kommt überraschend (vielleicht nicht unbedingt, um welche Person es sich handelt, aber dass das Monster wirklich nur in der Fantasie des Jungen existiert, in der er seine Ängste vor dem gewalttätigen Mann auf die fiktive Monstergestalt projiziert, ist nicht nur ein geschickter Kunstgriff, sondern wirklich originell und clever), die Story ist glaubhaft und wird auch sehr gut gespielt (David Alan Grier, der hier wirklich dämonisch das „Monster“ verkörpert, ist im Normalfall ein beliebter Fernsehkomiker, B-Movie-Affecionados kennen ihn vielleicht als Don „No Soul“ Simmons aus AMAZON WOMEN ON THE MOON). Ohne den übernatürlichen Twist (pun intended) wäre die Geschichte vielleicht noch effektiver (wobei sie sich dann natürlich nicht mehr als Horror qualifizieren würde), so aber bietet das dem Effektteam noch Gelegenheit für einige reichlich coole Körperverrenkungseffekte (iiks, das sieht schmerzhaft aus). Sicherlich die insgesamt interessanteste, spannendste und effektivste Geschichte, die TALES FROM THE HOOD zu bieten hat.

Episode 3 ist dann eher wieder Standard-Killerpuppen-Stoff. Das Thema ist nun mittlerweile auch zu abgenudelt, um noch wirklich zu erschrecken und der Rassismus-Angle hilft da auch nicht mehr weiter, zumal auch hier die Message wieder mit dem Holzhammer serviert wird. Interessantes Faktum ist, dass die Figur des Duke wohl am Real-Life-Politiker David Duke orientiert ist, der sich ebenfalls einer KKK-Vergangenheit rühmen darf. Corbin Bernsen (L.A. LAW) bietet eine okaye Vorstellung des in den Wahnsinn abgleitenden bigotten Ekelpacks, wobei – natürlich aufgrund der vorgegeben kurzen Laufzeit – diesr Trip into insanity ein wenig zu schnell voranschreitet, um glaubhaft zu sein. Die Story wäre sicherlich etwas effektiver, hätte man die Handlung über mehrere Tage verteilt. Die Puppeneffekte selbst, von den Chiodo Brothers (CRITTERS, KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE) schwanken zwischen recht offenkundig bis fast schon outstanding. Insgesamt kann die Episode der Killerpuppen-Episode aus TRILOGY OF TERROR und auch den meisten anderen Filmen, die sich mit dieser Thematik beschäftigen, nicht das Wasser reichen.

Episode 4 ist ein extrem stilisiertes Re-Working von CLOCKWORK ORANGE, wie ich bereits angedeutet habe. Vom visuellen Standpunkt ist das zweifellos die gelungste Episode, schon das grossartige Labor-Set ist überzeugend und die grosse Schock-Sequenz der Story besteht darin, dass Regisseur Cundieff für seine Bilder von Lynchmorden und KKK-Aktivitäten nichts erfinden musste, sondern sich aus Archiv- und Bibliotheksbeständen bedienen „konnte“. Die Geschichte widerlegt auch eindeutig den Vorwurf, TALES FROM THE HOOD wäre rassistisch, denn hier zeigt Cundieff deutlich auf, dass die „black community“ für ihre Probleme zu einem grossen Teil selbst verantwortlch ist und sich eben gerade dieses Fakts bewusst werden muss. Lamont Bentley und Rosalind Cash (mit einer Whoopi-Goldberg-mit-70-Frisur gesegnet) bieten grosse Vorstellungen – und das Twist-Ende dieser Episode kommt wirklich hart und überraschend. Wie gesagt, von technischer Ausführung und moralischer Bedeutung vielleicht die überzeugendste Episode, im „Unterhaltungswert“ aber nur zweiter Sieger gegen Episode 2.

Die Rahmenhandlung selbst beurteile ich recht zwiespältig. Einerseits liefert sie ein recht befriedigendes Tie-in zur letzten Episode, ein Kriterium, an dem die meisten Episodenfilme, die sich einer Rahmenhandlung bedienen, schmählich scheitern, und Clarence Williams III (THE MOD SQUAD) überzeugt als sarkastisch-dämonische farbige Cryptkeeper-Ausgabe, aber das Überraschungsende kommt zumindest für mich nicht wirklich überraschend.

TALES FROM THE HOOD erzielt also letztendlich einen Endstand von 2 guten Episoden, 2 sicher gut gemeinten, aber unkreativen Episoden und einer halbwegs akzeptablen Rahmenhandlung. Im Feld der Episodenfilme nimmt der Streifen damit einen relativ ungefährdeten Rang im oberen Mittelfeld ein. Rusty Cundieff, der schon mit der Hip-Hop-SPINAL-TAP-Variante FEAR OF A BLACK HAT einen vielversprechenden Streifen vorlegte, beweist hier erneut sein Händchen für unübliche Stoffe. Man kann Cundieff schwerlich zum Vorwurf machen, dass er einen Film mit mehr als nur Unterhaltungswert, sondern mit einer klar verständlichen Botschaft machen wollte, muss aber feststellen, dass Cundieff da am besten ist, wo er einerseits die ausgetretenen Pfade der Horrorklischees verlässt und sich auf interessantes Neuland begibt (Episoden 2 und 4) und andererseits die Message, die er rüberbringen will, subtil (Episode 2) oder einfach clever-intelligent (Episode 4) einbindet. Dort, wo uns Cundieff sein Anliegen geradezu ins Gesicht brüllt, ich will nicht sagen, versagt er, denn die Botschaft kommt natürlich deutlich genug rüber, aber verpackt sie nicht richtig, weswegen er dort etwas plakativ-simpel daher kommt (und sich damit vielleicht unberechtigt, aber nicht unbedingt vollkommen fälschlicherweise den Rassismus-Vorwürfen aussetzt).

Dennoch – TALES FROM THE HOOD ist für den Horrorbereich ein aussergewöhnlich ambitionierter Streifen, und das muss man schon einmal hoch anrechnen. Dass dann nicht jeder avisierte Treffer sitzt, ist verzeihlich. Cundieff ist zweifellos ein grosses Regie- und Drehbuchtalent, das es zu beobachten gilt.

Trotz gelegentlich recht heftiger Effektarbeit (die zumeist technisch kompetent ist) empfiehlt sich der Film nicht unbedingt für eine trinkfeste Splatterrunde, dafür ist der Film zu ernsthaft und zu „moralinsauer“, was nicht abwertend gemeint ist. TALES FROM THE HOOD sollte man sich in Ruhe ansehen, verarbeiten und vielleicht danach das Gelernte umsetzen.

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 6


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