Shocker

 
  • Deutscher Titel: Shocker
  • Original-Titel: Shocker
  • Alternative Titel: Shocker: No More Mr. Nice Guy | Wes Craven's Shocker |
  • Regie: Wes Craven
  • Land: USA
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Jonathan Parker (Peter Berg)
    Horace Pinker (Mitch Pileggi)
    Lt. Don Parker (Michael Murphy)
    Alison (Camille Cooper)
    Rhino (Richard Brooks)
    Pacman (Ted Raimi)
    Coach Cooper (Sam Scarber)
    Pastori (Vincent Guastaferro)
    Doctor (Janne Peters)
    TV-Evangelist (Timothy Leary)
    Strassenarbeiter (Kane Roberts)
    Opfer (Heather Langenkamp)
    Nachbar (Wes Craven)


Vorwort

Die Älteren unter Euch Horrorfreaks werden sich vielleicht noch daran erinnern… es gab nicht nur ein Leben des Horrorfilms vor Scream, es gab sogar einen Wes Craven, der vor Scream Horrorfilme drehte… okay, A Nightmare on Elm Street und den rasiermesserbewehrten Freddy Krüger dürfte fast jeder Mensch, der die letzten 20 Jahre nicht im Koma auf einer Intensivstation verbracht hat, kennen, aber der breiten Masse dürften dann doch eher weniger seiner weiteren Werke bekannt sein – neben Gülle wie The Hills Have Eyes (insb. Teil 2 jenes Epos) oder dem Made-For-TV-Stepford-Verschnitt Exit gelang Craven hin und wieder auch ansehnliches wie der respektable Voodoo-Hokuspokus The Serpent and the Rainbow. Kurz gesagt, auch wenn der Output des Meisters in den 80er Jahren heftigen qualitativen Schwankungen ausgesetzt war, spielten die meisten seiner Streifen ihre Kohle locker ein (wenngleich das mit dem Post-Scream-alen Horrorhype der late 90ies nicht zu vergleichen ist) und so musste irgendwann jemand zwangsläufig auf die Idee kommen, die Gleichung „Low Budget-Horror=X Mio. Dollar Kohle“ auf „Big-Budget-Horror=XXX Mio. Dollar Kohle“ hochzurechnen. Enter Carolco. Carolco machte sich zu der Zeit gerade einen Namen als das unabhängige Studio, das mit Geld um sich schmiss, um Genreware zu produzieren – Total Recall dürfte der finanziell grösste Erfolg des Studios sein, spielte also ein bissel die Rolle, die New Line Cinema, wo Freddy Krüger himself ja geboren wurde, heutzutage mit Stuff wie dem Lord of the Rings ausfüllt.

Sicher war es für Wes Craven eine willkommene Gelegenheit, sein Horror-Talent mal mit erklecklichem Aufwand zeigen zu können, aber zumindest finanziell erlitt das Unternehmen mit einem mageren Einspielergebnis von 16,5 Mio. Dollar ziemlichen Schiffbruch – man kann wohl mit Fug & Recht behaupten, bei Shocker handelt es sich um einen ziemlich vergessenen Craven. Meinereiner erinnert sich noch daran, den Streifen tatsächlich 1990 im Kino gesehen zu haben, als es noch ein Abenteuer war, sich einen FSK-18-Streifen theatralisch zu Gemüte zu führen (weil man eben barely legal war, wie man so schön sagt). In einem Anfall von Ach-was-waren-das-für-Zeiten-Nostalgie kramte ich neulich in meinem Videofundus, eigentlich um aufgezeichnete Sledge Hammer-Episoden wiederzufinden und auf einem dieser Tapes tummelte sich dann Shocker als Zugabe. Also wieder wirklich Zeitreise in die Epochen, als man sich noch mit einer saumässigen Videokopie (selbstredend vorher ehrlich in der Videothek ausgeliehen und nur zum Eigenbedarf kopiert) zufriedengab und nicht eine DTS-THX-Superscharfbild-DVD brauchte, um den heimischen Videoabend bei einem Bier und ´ner Tüte Brezeln angenehm zu gestalten…


Inhalt

Während der „stylish“ gestalteten Titelsequenz (finst´re Hütte, Fernseher, die Bilder von Zerstörung, Krieg & Gewalt zeigen) fallen uns zwei Fakten auf: zum einen die erstaunliche Abwesenheit eines auch nur halbwegs bekannten Schauspielers, mit denen sich Horrorstreifen in den 80ern ja sonst immer schmückten, wie John Saxon in Nightmare (ja, ich weiss, ein paar Namen kennt man HEUTE, aber damals…), und die Tatsache, dass als „Music Supervisor“ Desmond „Mr. AOR“ Child genannt wird, der Mann, der quasi eigenhändig dafür verantwortlich war, dass Hardrock Ende der 80er vollkommen in der Versenkung verschwand und über den Umweg Grunge wiederbelebt werden musste – da sich unerklärlicherweise jede Rockkapelle von Perückenträgern a la Poison bis hin zu Altheroen wie Kiss seiner zweifelhaften Songschreiber- und Produzentenkünste bediente, klang anno 1990 so ziemlich jede gitarrenlastige und noch nicht als purer Metal klassifizierbare Band gleich – das hatte dann zur Folge, dass so um diese Zeit rum kein Mensch das mehr hören wollte – zu dieser Zeit begann der Aufstieg von Metallica und die Chartkompatiblität der härteren harten Mucke. Musikalische Abschweifung auch schon wieder beendet (und ja, ich lebe für Hard Rock ;-)).

Exposition wird uns, wie in einem ordentlichen B-Film, selbst wenn er sich A-Film schimpft, bevorzugt über TV-Nachrichten vermittelt, so auch der Fakt, dass ein Serienkiller seit neun Monaten sein Unwesen treibt und bevorzugt ganze Familien metzelt (für Freaks verbirgt sich in der entsprechenden Reportage ein Mini-Cameo von Nightmare-Cutie Heather Langenkamp).

Cut to our designated hero, Jonathan Parker, High-School-Footballstar – yech, Ihr wisst, was das bedeutet, wir dürfen uns ein paar Minuten Football-Training mit diversen humorigen Einlagen (ha-ha), nämlich dass unser Held sich vom Anblick seiner Freundin am Spielfeldrand so ablenken lässt, dass er getackled wird und bei einem Touchdown-Run gegen die Torstange rennt, ansehen. Pure hilarity. Coach Cooper schickt den geknickten Superfootballer nach seinem Rendezvous mit der Torstange nach Hause. Sein Heimweg führt ihn und Freundin Alison mysteriöserweise zu seinem alten Elternhaus, alles wirkt ein wenig unwirklich und Alison löst sich in Luft auf. Vor dem elterlichen Anwesen steht ein Lieferwagen des „Pinker-TV-Reparaturdienst“. Okay, okay, wir halten´s ja alle vor Suspense nicht mehr aus… Jonathan entert das Heim, findet seinen gemeuchelten Bruder im Wohnzimmer und im Obergeschoss Horace Pinker, den Psychokiller, der gerade seine Mama und die kleine Schwester zu verhackstücken gedenkt. Bevor Jonathan eingreifen kann, wacht er auf – es war ein Alptraum, er sitzt in seiner Studentenbude (übrigens ein nettes kleines Häuschen), Alison sitzt neben ihm und ist besorgt, doch da, ein Anruf, Papa Don Parker, zufälligerweise der Polizeiermittler, der auf die Ergreifung des Serienkillers angesetzt ist, ruft an und überbringt schlechte Nachrichten.

Wir können´s uns ja denken, das was Jonathan geträumt hat, war höchst real und schon bald kann das Lokalfernsehen von der Parker´schen Familienbeerdigung berichten (und uns dabei noch höchst expositär darüber aufklären, dass Jonathan lediglich ein Adoptivsohn ist, der mit acht Jahren halbtot geschlagen von den Parkers aufgelesen wurde). Insgesamt beläuft sich die Jagdstrecke des Killers auf schlappe 30 abgeschlachtete Opfer (fleissig, fleissig).

Jonathan erzählt seinem Daddy von seinem Traum und nach dem üblichen Austausch von Allgemeinplätzen überrascht der Junior seinen Erziehungsberechtigten damit, dass er den Killer aufspüren könne. Dad reagiert angemessen mit „ich muss mir einen solchen Quatsch nicht anhören“, aber als Kiddo erstaunliche Tatortdetails ausplaudert, die er nicht kennen kann und sogar den Lieferwagen des Killers beschreibt, überlegt der taffe Cop es sich anders und willigt ein, mit dem Sohnemann auf Pirsch zu gehen.

Vor Pinkers heruntergekommenem TV-Laden (ein begleitender Streifencop: „wahnsinnig viele Fernseher!“ Was erwartet man gemeinhin in einer Fernseherwerkstatt? Erdhörnchen?). Auf das zaghafte Anklopfen der tapferen Bullen öffnet niemand, aber Jonathan versichert, dass der Killer anwesend sei, also befiehlt Don Parker kurzerhand einen Einbruch. Pinker versteckt sich hinter einem Geheimtür-Regal, greift sich den erstbesten Streifencop, der sich eine Zigarette anzündet (smoking kills, I get it…) und unser Parker-Duo entdeckt bald eine Blutlache, die sich unter dem Regal ausbreitet. Während das Vater-und-Sohn-Team Pinkers geheimen Hideout stürmt, der mit diversen okkulten Gerätschaften und geopferten Tieren gefüllt ist, hat sich der Killer selbst der Uniform des gekillten Cops bemächtigt und annihiliert die restliche Bullenbelegschaft (erwähnte ich, dass Pinker hinkt? Can´t have a serial killer without some disfigurement, can we?) Don und Jonathan können nur noch den Rücklichtern der Pinker-Karre hinterherkucken und die Leichen des Cannon Fodder einsammeln.

Die TV-Nachrichten berichten über das Fiasko und die nun bekannte Identität des Killers und liefern ein Phantombild (hm, kann es so schwer sein, Pinkers extrem unauffälligen Lieferwagen zu finden). Jonathan ist offenbar prominent genug, dass die Nachrichten noch erwähnen, dass er trotz dieser traumatischen Erfahrungen beim nächsten Football-Match mitspielen wird und Horace Pinker, der irgendwo in einer schäbigen Bude hockt, ist schwer sauer auf den Jungen und zerknüllt diabolisch ein Zeitungsfoto des schneidigen Jungsportlers.

Was der grausame Killer vorhat, können wir uns dank der nächsten Szene an einem Finger zusammenzählen. Jonathan schenkt seiner Flamme Alison zum Geburtstag (DOOOM!) einen Herz-Anhänger und Alison ist wahnsinnig glücklich (Doppel-DOOM!). Johnnyboy verabschiedet sich zum Training, hört im Radio zu einem kurzen Schulterzucken, dass Pinker schon wieder fünf Menschen gemeuchelt hat und fährt ab. Pinker entert Jonathans Domizil mittels genreüblicher POV-Shots…

Jonathan wird vom Training abberufen und nach Hause geschickt, wo schon ein Rudel Cops herumwuselt und unenthusiastisch versucht, ihn am Betreten seines Quartiers zu hindern. Die schöne Bescherung findet sich im Bad, wo nicht nur eine mit Blut geschriebene Geburtstagswidmung Pinkers zu finden ist, sondern auch eine ausgeblutete Alison in der Badewanne, yummy. Beim Begräbnis schmatzt Jonathan der blutleeren Geliebten noch einen letzten Liebeskuss auf die Backe und rekrutiert seinen Football-Kollegen Rhino – mittels seines psychischen Links zu Pinker (der aber so dolle auch nicht funktioniert, denn Alisons Dahinscheiden hat er ja nicht mitbekommen) will er den Killer eigenhändig aufspüren. So cruisen Rhino und Jonathan in der schicken Oldie-Schleuder des letzteren durch die City und schnell wird Jonathan fündig, Schreie führen den Helden ins richtige Haus, wo Pinker gerade wieder eine seiner Schlächterorgien abhält. Erfreut über Jonathans Auftauchen will der Killer sich auf ihn stürzen, doch da weckt Rhino den schlafenden Jonathan auf und Pinker durchlöchert einen Haufen Luft mit seinem Messerle (hach, welch ungeheuer ORIGINELLES Konzept…) – stellt sich mir die Frage, warum Jonathan für Pinker offenkundig real war. Na is ja auch egal.

Rhino und Jonathan eilen nun in person zum Orte des Geschehens, verfolgt von Don Parker mit einem Eimer voll Cops. Pinker ist noch bei der Arbeit (bzw. gerade dabei, das zu tun, was er in Jonathans Traum schon getan hat – interne Logik, anyone?), fühlt sich durch das Auftauchen der Gesetzeshüter gestört und flüchtet aufs Dach, wo er mittels einer Leiter aufs Nachbardach weiterentkommt und die Leiter anschliessend gen Erdgeschoss schubst. Jonathan wagt den Mördersprung von ungefähr drei Metern und verwickelt Pinker per Dropkick in einen Kampf, dessen kreativstes Element sicher die Verwendung einer Fernsehantenne (für die Jüngern: das, was man früher anstelle einer Satellitenschüssel auf dem Dach hatte) als Waffe sein dürfte. Bevor Jonathan einsehen muss, dass Pinker ihm rein körperkräftemässig über ist, stürmt Law & Order das Areal und arrestiert Pinker. Jonathan nimmt seinem Dad das Versprechen ab, bei der anstehenden Hinrichtung des Killers persönlich anwesend zu sein (okay, the guy is a serial killer, aber theoretisch könnte das Urteil doch auch nur auf 36x lebenslänglich lauten, oder?)

Zu Jonathans Glück ist nicht nur der Prozess sichtlich ein kurzer, sondern die Powers-That-Be ersparen dem Todeskandidaten die in den Staaten doch sonst übliche zwanzigjährige Wartezeit auf die Exekution und so kann Jonathan schon äusserst kurze Zeit später (der Film bietet leider keinerlei Hinweise auf den Zeitablauf) den Zeugenraum der Hinrichtungsfazilität aufsuchen und mit den anderen geladenen Gästen den elektrischen Stuhl bewundern (ich hab Dead Man Walking ja nun schon ´ne Weile nicht mehr gesehen, aber kann man aus dem eigentlichen Hinrichtungsraum wirklich in den Zeugenraum kucken und sehen, wer da so sitzt?). Fehlt nur noch der Hauptdarsteller, der sich (in völliger Verkennung tatsächlichen Prozederes) in seiner regulären Zelle einen Fernseher als letzten Wunsch ausbedungen hat (Soundtrack fiedelt hier „No more Mr. Nice Guy“, einen Alice-Cooper-Klassiker, nett gecovered von Dave Mustaine und seiner Kapelle Megadeth, ein). Neben dem Fernseher hat man Pinker wohl auch sämtliche Zutaten für eine kleine schwarze Messe in die Zelle geliefert, denn inmitten von Kerzen und okkulten Symbolen zieht der gerade ein satanisches Ritual durch, verpasst sich selbst (zur Abhärtung?) Elektroschocks und beschwört eine grausige Kreatur aus dem Fernseher (static white noise), die in den Killer fährt (??), worauf der Glotzkasten explodiert. Pinker sinkt reglos zu Boden und der Alptraum jedes Death-Row-Wärters tritt ein, der zur Hinrichtung anstehende Delinquent droht vorzeitig den Löffel zu schmeissen und muss daher Mouth-to-Mouth wiederbelebt werden. Der aufopferungsvolle Wärter bezahlt seine Hilfsbereitschaft mit einem gezielten Biss in die Lippe, sein Kollege verliert einen Finger durch Pinkers geschärfte Hauer (Kommentar in der OF, unvermeidlich: „finger lickin´ good!“). Die erregten Wärter versuchen daraufhin ein Rodney-King-Manöver, werden aber von weiteren herbeieilenden Kollegen an dessen formvollendeter Ausführung gehindert.

Pinker wird in den Stuhl geschnallt, die beaufsichtigende Ärztin labert etwas von „kein Mensch verdient es zu sterben“ (hmmm… wird der Schnalle was böses zustossen?) und Pinker, der Jonathan im Publikum erkannt hat, empfiehlt diesem, gut hinzuschauen, man könne noch was lernen. Nachdem Pinker noch den anwesenden Pfaffen mit den üblichen gut gemeinten Beleidigungen ausser Fassung gebracht hat, darf er noch seine letzten Worte sprechen und mit denen offenbart er dem geschockten Jonathan, dass niemand anderes als er, Pinker selbst, dessen leiblicher Vater sei und sein Hinkebein habe er dem undankbaren Sohnemann zu verdanken, der ihm ins Knie schoss, als er gerade die liebe Mami zu killen gedachte. That explains it all… „Wie der Vater, so der Sohn,“ gibt Pinker seinem Offspring noch grinsenderweise auf den Weg, bevor das grosse Brutzeln beginnt. Zu allgemeinem Disgust überlebt Pinker die Strombehandlung (Training zahlt sich aus), trotz ordentlich verbrannter Rübe (womit Pinker nu endgültig aussieht wie Freddys kleiner Bruder). Die Doktorin, leichtfertigerweise zum Check des Delinquenten an den Stuhl befördert, bekommt ´nen Elektroschock verpasst, dann fliegen Funken, Licht geht an und aus und Pinker is weg. Panik! Aufruhr! Besonders bei Jonathan, dem übles schwant, aber dann auch Pinkers Leiche hinter einer Tür findet. Vor seinen und des Adoptivpapas Augen verbrennt der Körper aber und löst sich in Luft auf. Don Parker ist beruhigt, die Sache ist gegessen. Jonathan ist aber auf die per Streifenwagen abtransportierte Ärztin fixiert, und zurecht, denn die hat plötzlich den bösen Blick, bricht einem der sie begleitenden Beamten das Genick und zwingt die Bullenschleuder in eine Kollision mit einem praktischerweise just outside der Gefängnismauern herumstehenden Tanklastzug. Das BUMM sieht man auch im Knast… man stürmt zum Unfallort, wo Jonathan herumflippt, dass man die Ärztin finden müsse. Man findet aber nur einen schwer verletzt überlebenden Cop, der abtransportiert wird, ohne dass, wie Jonathan dies energisch fordert, man ihn zum Verbleib der Ärztin interviewt hat.

Irgendwie kehrt Jonathan nach Hause zurück (und ich wundere mich ernstlich über die psychische Verfassung eines Menschen, der relativ unbefangen in der Wohnung haust, in der die Freundin bestialisch abgeschlachtet wurde – I´d call it insensitive!). Geräusche locken Jonathan ins Bad, wo er von einer Vision Alisons erwartet wird, die ihm mitteilt, dass Pinker nur von ihm gestoppt werden könne und immer stärker wird. Sie drückt ihm den Herzanhänger, mit dem man sie begraben hat, in die Hand, your generic good-luck-charm, man kennt das ja. Dann stürzt sie sich mit Jonathan ins Bett, das plötzlich ein kleiner Pool ist (unter Wasserbett hab ich mir was anderes vorgestellt und ja, in irgendeinem der Nightmare-Sequels gab´s eine fast identische Szene). Jonathan wacht aus seinem Alptraum (gähn) auf und stellt fest, dass er tatsächlich den Anhänger in der Patschhand hat (doppel-gähn). Immerhin gibt das wohl für ihn endgültig den Anlass, aus der Bude auszuziehen, denn eine Einstellung später sitzt er buchstäblich auf gepackten Koffern. Es klopft an der Tür – ein Polyp, nämlich der Überlebende des Tanklastzugdesasters, steht vor selbiger und behauptet, Jonathan zu Don Parker aufs Revier bringen zu sollen. Luckily ruft just in der Sekunde Don persönlich an und hinterlässt auf dem Anrufknecht die Nachricht, dass Pastori, so heisst der Kriminologe, sich unerlaubt aus dem Hospital entfernt habe. SCHRECK! Jonathan gibt Fersengeld und Pastori sprintet, hüstel, hinkenderweise hinterher. Es strapaziert meine suspension of disbelief schon ohne Ende, dass ich glauben soll, der etablierte Supersportler Jonathan wäre nicht in der Lage, einen hinkenden und darüber hinaus durch Unfall angeschlagenen doppelt so alten Bullen abzuhängen, aber es kommt noch besser. Jonathan flüchtet sich in einen gut besuchten Park mit See (plot point) und wird vom wild um sich ballernden Pastori weiter verfolgt – erstaunlicherweise scheint das keinen der Parkbesucher wesentlich zu stören, vor allem ruft von den ungefähr 3.279 Menschen dort keiner die Polizei (gut, der Schiessende ist ein Bulle, aber ich halte das dennoch für … abwegig). Nach endloser Verfolgung fällt auch beim guten Jonathan endlich der Groschen, dass Pinker es ist, der in Pastoris Hülle hinter ihm her ist, was ihn nicht dafür schützt, sich eine Kugel in die Schulter einzufangen. Pastori bzw. Pinker stürzt hin, ein ahnungloser Jogger fragt, ob er helfen kann (Hilfsbereitschaft zahlt sich, wie in den meisten Horrorfilmen, auch hier nicht aus), fängt sich dafür erst eine Kugel (?) und dann Pinker selbst ein (hm, ist ein Erschossener als Körper besser geeignet als ein nur Verletzter?).

Jonathan hat sich entfernt und wird von einem vielleicht sechsjährigen Mädchen auf einem Fahrrad angefahren. Lächelnd schickt Johnny das Kind weiter auf die Reise, wo es umgehend dem Jogger in die Hände fällt und Pinker damit die Gelegenheit gibt, sich den nächsten ausgesprochen unpraktischen Körper anzulachen (die ganze Sequenz wirkt so, als wäre sie die, cough-cough, Inspiration für Denzel Washingtons Fallen gewesen). Dem Kid gelingt es, einen Bagger in Gang zu setzen (? Die kommt doch niemals an die Pedale ran!) und geht damit auf Jonathan los. Zur Unzeit taucht die Mutter des Balgs auf und hält den sich wehrenden Jonathan obligatorischerweise für einen Kinderschänder, so dass eine gar lustige Dreierverfolgung Kind (das sich dabei des unüberzeugendsten Hinkens der kompletten Filmgeschichte bedient)-Jonathan-Mutter sich anschliesst. Jonathan gelingt es, dem Kind den Anhänger in die Visage zu halten, was Pinker nicht lustig findet und den Körper notgedrungen verlassen muss – er springt in die Mutter, aber nur kurz, denn ein Strassenbauarbeiter von ungefähr 2 m Grösse kommt vorbei, um Hilfe gegen den vermeintlichen perversen Kinderschreck anzubieten, und wird neue Heimstatt des entstofflichten Killers. Endlich in einer brauchbaren Gestalt gelingt es Pinker, Jonathans Anhänger mittels geschicktem Einsatz einer Spitzhacke in den See zu befördern. Jonathan verpasst Pinker einen Tritt ins Gesicht und geht stiften.

Jonathan trommelt daraufhin seine Football-Kollegen zusammen und verfällt auf den Wile-E-Coyote-geprüften Plan, nach dem Anhänger zu tauchen, da er die einzige Möglichkeit sei, Pinker aus einem einmal übernommenen Körper zu bringen, abgesehen davon, den „Wirt“ zu töten. Irgendwie hat Jonathan daraus ergründet, dass Pinker von der „Lebenskraft“ seiner Wirtskörper lebt. Zum Tauchgang benötigt Jonathan aber seine Tauchermaske, und die müsste ein Freiwilliger aus seiner Bude holen – selbst kann er´s leider nicht tun, weil er sicher ist, dass Pinker ihn dort erwartet (also opfert man lieber seine Freunde, nett, das… abgesehen davon: WIESO KANN DER KERL NICHT MIT IRGENDEINER X-BELIEBIGEN TAUCHERMASKE TAUCHEN UND BRAUCHT UNBEDINGT SEINE EIGENE? Natürlich, weil´s ein nifty plot device ist). Der von Pinker besessene Strassenarbeiter lauscht verborgen dem Pläneschmieden und heftet sich an die Fersen von Coach Cooper und Technik-Whiz Pacman (Ted Raimi!).

Jonathan und Rhino warten am See auf das Eintreffen der Freunde, die sich schon um über eine Stunde verspätet haben. Jonathan wird´s zu bunt und er beschliesst, da er davon ausgeht, dass Cooper und Pacman beschlossen haben, besseres zu tun zu haben (vernünftiger Gedanke), die Maske selbst zu holen. Dort erwartet ihn wieder mal eine Botschaft – „Stop him, please!“ – und ein reichlich von Pinker übernommener Coach. Pacman hängt tot im Wandschrank – ihn konnte Pinker nicht übernehmen, er war zu „stark“. Jonathan appelliert, verstärkt durch den plötzlich auftauchenden Geist von Alison, daraufhin an die mentale Stärke des Coaches, der aber Pinker nicht aus sich herausdrängen kann, sondern sich nur dazu im Stande sieht, sich selbst zu entleiben. Pinker ist genötigt, sich zu materialisieren. Jonathan versucht, ihn anzugreifen, doch der Kerl ist elektrisch geladen. Alison schiesst einen Lichtstrahl aus ihrem Bauch (?!), der Pinker schwächt. Draussen bollert Don Parker an die Tür, drinnen verrät Alison flüsternderweise (things I´ve learned: Als Geist kann man nur noch flüstern) einen Weg, Pinker zu töten. Der kraucht entkräftet zwecks Aufladung auf eine Steckdose zu, steckt die Finger rein und whoooshed in das elektrische System. Don Parker verschafft sich Einlass, um den Sohnemann wegen der Vorfälle im Park zu verhaften. Jonathan erzählt seine Sichtweise der Dinge, und Don ist bereit, den wilden Ausführungen seines Adoptivlings Glauben zu schenken, bis er die diversen Leichen findet und prompt Jonathan für einen Nachahmungskiller hält (womit wir auch dieses Klischee endlich erfüllt hätten). Im typischen Vater-der-nicht-fassen-kann-dass-sein-Hätschelkind-auf-die-schiefe-Bahn-geraten-ist-Modus stützt sich Don auf eine Lampe und erhält einen Stromschlag! Na, was kann das wohl bedeuten? Richtig, auf einmal hinkt Don Parker! Rhino verschafft Jonathan, der weiss, was die Stunde geschlagen hat, durch ein Ablenkungsmanöver zur Flucht, Don hechelt hinterher.

Die wilde Jagd (hem-hem) führt zu einem TV-Studio, genauer gesagt, auf die grosse Sendeantenne der Anstalt. Sohn und Doppel-Vater krauchen wie weiland Rocky Horror an der RKO-Antenne daran empor, wo Pinker Jonathan den Rest geben will. Da hat Don Parker plötzlich eine Herzattacke, stolpert und klammert sich an eine Parabolschüssel. Pinker nutzt die günstige Gelegenheit, sich ins Fernsehsignal zu verpissen und der befreite Don, von Jonathan gerettet, erklärt unserem Jungspund, den Herzanfall gewitzterweise nur gemimt zu haben, um Pinker loszuwerden.

Exposition per TV-Nachrichten. Jonathan ist vom Killerverdacht reingewaschen, der wahre „Nachahmungstäter“ hat wieder zugeschlagen – aber das Muster hat sich geändert, es gab kein Zeichen eines gewaltsamen Einbruchs, die Familie hat´s vor der Glotze erwischt (jaja, ich sach ja…)

Jonathans Football-Team hat noch nicht ausreichend Verluste erlitten, um dem Helden nicht bei seinem neuesten Wahnsinnsplan beizustehen. Um Punkt Mitternacht sollen sie die Stromversorgung der Stadt kappen. Wieso? You´ll find out soon. Im Elternhaus, namentlich in dem Zimmer, in dem Pinker Mama Parker und kleine Schwester geschlachtet hat, wird TV-Equipment aufgebaut – Jonathan hat einem Sender eine Exklusivbegegnung mit Pinker versprochen, unter der Bedingung, dass um 5 vor Mitternacht live hierhergeschaltet wird. Diese Formalitäten geklärt, verzieht sich Jonathan, während seine Kumpel ins Kraftwerk einbrechen, ins Bett seiner eigenen Heimstatt (quick sleeper he is, denn seine Buddies meinen, dass sie nur noch 17 Minuten Zeit haben). Ich nehme hier vorweg, dass die nachfolgende extrem dröge Sequenz, in der Jonathan nach dem Anhänger taucht, vom Geist Alisons erschreckt wird und dann dabei ist, es mit selbigem Geist am Seeufer zu treiben, eben eine Traumsequenz ist.

Pinker schaltet sich in einen Naturfilm und kriecht aus Jonathans Fernseher. Pinkers Opfer schaffen es in Jonathans Traum endlich, ihn aufzuwecken. Um den Hals den Anhänger stellt er fest, dass ein Fernsehprediger predigt (bzw. Geld einsackt, LSD-Papst Timothy Leary persönlich) und pflanzt sich in seinen Massagestuhl (höchst ironischerweise verkündet Leary gerade, dass die meisten Amerikaner vor dem Fernseher sterben). In einer der blödesten Szenen der kompletten Horrorgeschichte ist Pinker aber DER STUHL, der sogar Augen bekommt, und attackiert seinen Besetzer. Pinker transformiert sich wieder in sein quasimenschliches Outfit, kickt Jonathans Arsch, wird aber schliesslich von dessen Anhänger soweit gestört, dass er sich in den Fernseher zurückzieht – und was macht Jonathan? Er folgt ihm!!!

Die nachfolgende Sequenz ist zwar, wenn man drüber nachdenkt, reichlich doof, aber effektiv – Pinker und Jonathan zappen sich durch diverse Fernsehprogramme, nämlich Kriegsaufnahmen, ein Alice-Cooper-Konzert (!), das Hindenburg-Unglück, einen Boxkampf und schliesslich sogar in die TV-Nachrichten, die gerade über ihre Umtriebigkeit berichten (hierzu plärrt der Soundtrack den besten Song des Films, „Demon Bell“ von den Dangerous Toys). Nach einem Abstecher in Frankensteins Labor findet sich Jonathan in einer Atombombenexplosion, deren Pilzwolke Pinkers Züge annimmt, wieder, ehe er bei einer Couch-Potato-Famile aus dem Fernseher kraucht (selbstredend entblödet sich die Synchro nicht, den sooooo offensichtlichen „bei diesem Sender sitzen sie in der ersten Reihe“-„Gag“ zu bringen). Nach etwas Gekämpfe im Wohnzimmer dieser Fat Family kickt die Live-Schaltung endlich ein und Pinker und Jonathan materialisieren sich im Elternhaus. Das Fernsehteam flüchtet und eine weitere ausgesprochen stupide Szene schliesst sich an – Jonathan kann nämlich plötzlich Pinker per Videorecorder-Fernbedienung kontrollieren (warum? Anybody´s guess, aber es hat sich wohl cool angehört – es sieht sich leider nur blöde an). Jonathan probiert die verschiedenen Knöpfe Pause, Vorlauf, Rücklauf und schafft es irgendwie, auch blosse Bewegungen der Fernbedienung in entsprechende Bewegungen Pinkers umzusetzen, bevor er ihn mitten in einem Froschhüpfer per Pausetaste einfriert. Pinker versucht Jonathan nochmals das Wie-der-Vater-so-der-Sohn-Prinzip einzureden, aber Jonathan informiert ihn, dass er jetzt sein eigener Vater wäre und erläutert ihm seinen tollen Plan. Wenn um 12 die Stromversorgung ausfällt, wird alles, was sich gerade auf den Fernsehwellen befindet, vernichtet (??? Ich hab schon jede Menge idiotischen Schwachsinn gehört, aber das belegt auf der Debiler-Dumpffug-Skala sicherlich Platz 1 bis 27). Pinker grinst Jonathan an und überrascht ihn mit der Tatsache, dass es schon Mitternacht sei und Jonathans Zwiebel offenbar nachgehe, sprich, Stromausfall = Ende von Jonathan, too. Der Killer befreit sich aus der Fuchtel der Fernbedienung, versucht sich ins Fernsehprogramm zu flüchten, aber Jonathan reisst das Stromkabel der Glotze raus, worauf sich Pinker nur eine lädierte Birne einfängt, sich aber mit einer Bildröhrenscherbe bewaffnen kann. Jonathan kontert mit seinem Anhänger und hängt es schliesslich in höchster Not um die noch laufende TV-Kamera und stürzt sich mit gewagtem Sprung direkt ins Objektiv derselben (da muss man aber verdammt gut zielen können…). Die Kamera fällt zu Boden und geht putt, endlich kloppen Jonathans Kumpel die Stromversorgung kaputt (Things I´ve learned: um eine komplette Stadt stromlos zu machen, reicht es, mit einem Brecheisen einen Verteilerkasten zu plätten) und während Jonathan sich aus seinem TV-Gerät schält, löst sich Pinkers Körper auf.

Jonathans brennende implodierte Glotze gibt noch ein paar wüste Pinker-Drohungen von sich („komm zurück!“, „schalte nie wieder deinen Fernseher ein!“), aber Jonathan kann den Kasten einfach ausschalten.

Draussen bewundern die Nachbarn den ob der Stromlosigkeit der Stadt sichtbaren Sternenhimmel und Alison formt ein paar Sterne zu einem hübschen Herzen als Liebesbotschaft für Jonathan. Yuck. End.

Wenn ich Wes Craven wäre, würde ich dafür sorgen, dass dieser Streifen in meinem Lebenslauf nicht stattfindet. Es gibt ja genügend (zumeist prä-Scream geäusserte) Stimmen, dass Craven ausser dem originalen Nightmare on Elm Street keinen einzigen vernünftigen Film hinbekommen habe (und man kann sicherlich darüber diskutieren, ob Scream nun ein ordentlicher Horrorfilm oder doch nur eine nette schwarzhumorige Genreparodie war) und nach dem Genuss von Shocker ist man doch geneigt, diese Stimmen zumindest etwas ernster zu nehmen (was mich nicht daran hindert, z.B. den erwähnten The Serpent and the Rainbow für ziemlich gut zu halten). Shocker jedenfalls ist ein ausnehmend blöder Film.

Dabei klingt das Konzept ja gar nicht mal sooo schlecht – der Killer, der per TV-Programm zu seinen Opfern kommt, das hätte eine hübsche Mediensatire werden können, ohne den Bodycount vernachlässigen zu müssen. Blöderweise bleibt das Drehbuch, und da Craven das Script selbst verbrochen hat, kann man den Regisseur Craven da nicht entlasten, ein Sammelsurium halbseidener nicht durchdachter und selten zusammnpassender Ideen. Mal ganz abgesehen davon, dass Shocker viel zu oft von Cravens Klassiker Nightmare on Elm Street abkupfert (diese ganzen Traumgeschichten sind ja noch niiiieee dagewesen), wirkt der fertige Film einfach so, als hätte Craven diverse Zutaten aus dem Handbuch für Slasher-Filme zusammengewürfelt, ein paar eigene Gedanken hinzugefügt und gehofft, so eine neuen serientauglichen Antihelden zu kreieren. Der Schuss ging mächtig nach hinten los, denn, um Problem Numero Uno anzusprechen, Horace Pinker fehlt einfach jegliches Charisma – er ist eben nur ein weiterer Freddy-Verschnitt ohne eigene Note und vollkommen ohne Character-Background. Was treibt Pinker überhaupt auf seinen Killerfeldzug? Was hat es mit dem satanischen Hintergrund auf sich? Was für eine komische Kreatur ist es, die von Pinker vor seiner Exekution Besitz ergreift? Wieso kapiert nicht mal jemand, dass TV-Signale und Strom zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind (ein ähnliches Problem plagt den eigentlich auch ganz pfiffigen Rachel-Talalay-Streifen Ghost in the Machine, wo der Geist des in einen Computer gefahrenen Serienkillers auch gängige Haushaltsgeräte kontrollieren und durch Stromkabel reisen konnte). Mit viel gutem Willen kann man ja akzeptieren, dass Pinker durch seine Selbst-Elektrokution und die darauffolgende dämonische Besessenheit er irgendwie in der Lage ist, Elektrizität zu benutzen (was aber auch die Körpertauschgeschichten nicht erklärt), aber wieso ist Pinker dann plötzlich dazu in der Lage, TV-Signale zu bereisen (wenn man mal als „Erklärung“ nicht akzeptieren will, dass die Kreatur aus dem Fernseher springt)? Der Film bemüht sich nie, auch nur eine halbdurchdachte Erklärung für den ganzen Spektakel anzubieten – und wenn wir als Zuschauer nicht verstehen, auf welcher, wenn auch noch so okkulten Grundlage, Pinkers Kräfte eigentlich basieren, bleibt uns auch die vermeintliche Genialität Jonathans abschliessenden Plans verborgen (ich kapier einfach nicht, was der Stromausfall mit der „Zerstörung der TV-Signale“ zu tun haben soll… es ist einfach dämlich – ich hätte es verstanden, wenn Pinker durch den „Entzug“ der Fluchtmöglichkeit in die Fernsehwelt dazu gezwungen gewesen wäre, in der materiellen Welt zu bleiben und dort durch konventionelle bzw. übersinnliche Mittel (den Anhänger) besiegt hätte werden können, aber so macht das absolut keinen Sinn). Nö, das ist einfach nichts, hinter der ganzen Geschichte, so pfiffig die Idee auch mal geklungen haben mag, steckt keinerlei Substanz.

Als wäre das nicht genug, hat der Film auch allerlei Probleme mit Struktur und Tempo – zu Beginn legt der Streifen ja noch eine recht ansehnliche Pace vor, verliert aber im Mittelteil mit der viel zu langen Körpertausch-Sequenz vollkommen seinen Drive und hat elendligliche Mühe, zum Finale hin überhaupt wieder so etwas wie einen Spannungsbogen aufzubauen. Da das Script auch völlig frei von wirklichen Überraschungen ist, verkommt der Schlussakt zu einer besseren Nummernrevue mit einigen amüsanten und (in der Überzahl) einigen entsetzlich doofen Szenen. Gelegentlich gelingen Craven zwar ein paar eindrucksvolle Sequenzen, das will ich nicht verschweigen. Die Traumszenen (Übung macht wohl den Meister) strahlen eine geheimnisvoll-unreal-unheimliche Aura aus, die Szene von Pinkers Hinrichtung ist fast schon packend und die Montage, in der Pinker und Jonathan sich durch die Fernsehprogramme kämpfen, ist witzig und deutet das Potential an, dass die Geschichte, konsequent fortgedacht, eigentlich hätte haben können.

Was die Effektseite angeht, fällt mir eine abschliessende Beurteilung schwer, da ich nur die deutsche Videofassung zur Beurteilung hatte, die vermutilch beschnippelt wurde. In dieser – immerhin ab 18 freigegebenen – Fassung findet Gore so ziemlich gar nicht statt, so dass Shocker a la Germany ein weiterer Fall von Slasher-Movie (und mehr ist der Film beim besten Willen nicht als eben ein weiterer Slasher) ohne Slashing – da Craven in dieser Phase aber, siehe Serpent and the Rainbow generell weniger auf offene Splattereffekte als auf mehr oder minder geschickten Einsatz blosser Schockeffekte setzte, kann es sein, dass die Uncut-Fassung auch nicht wesentlich mehr Gehacke bietet (und eine kleine weitere Internet-Recherche bestätigt das: auch die US-Fassung ist gorefrei). Fast schon peinlich (für eine immerhin ordentlich budgetierte Produktion) sind die Visual Effects – die TV-Dämon-Kreatur ist ebenso wie Alisons „Lichtstrahl“ von billiger Machart und wenig beglückend – das ist mal ein Fall, wo ein heutiges Remake mit modernen CGI-Effekten erklecklichere Resultate hervorbringen könnte. Pinkers „halbstoffliche“ Appearance in der zweiten Filmhälfte ist dagegen mit den relativ bescheidenen Mitteln der Effektkünstler halbwegs ansehnlich gelungen.

Erwähnenswert noch die musikalische Untermalung – neben den beiden angedeuteten Soundtrack-Highlights von Megadeth und Dangerous Toys gibt´s uninspirierte wenig aufregende Hard & Heavy-Klänge, als ob der Film dadurch seine qualitative Gemeinschaft zu anderen Metal-orientierten Horrorfilmen wie Trick or Treat oder Hard Rock Zombies untermauern möchte (wobei ich Trick or Treat allein schon aufgrund des Ozzy-Auftritts höheren Unterhaltungswert zubilligen möchte).

Für einen wenig inspirierten Film bietet sich ebensolches Acting ja geradezu an. Peter Berg, unser jugendlicher Held Jonathan, bietet eine reichlich unenthusiastische Performance (die ziemlich lausige Synchronisation trägt ihren Teil dazu bei). Peter Berg ergatterte später eine Hauptrolle in Chicago Hope und legte 1998 sein weitgehend unbeachtetes, aber sehenswertes Regiedebüt Very Bad Things, eine hoch unterhaltsame Post-Tarantino-Mörderplotte mit Cameron Diaz, vor.

Seinen Adoptivvater Don Parker mimt Michael Murphy, ein echter Filmveteran und damit doch irgendwie in der John-Saxon-Tradition, nur dass Murphy keinerlei Wiedererkennungswert besitzt. In seiner Vita stehen immerhin Klassiker wie M.A.S.H. und der superbe Ameisen-Horror Phase IV, das Country-Epos Nashville und Woody Allens Manhattan. Im Horrorgenre trieb sich Murphy schon mit Strange Behaviour, einem dem vernehmen halben ansehnlichen Slasher aus Neuseeland, herum, und war in letzter Zeit mit Rollen in Grossproduktionen wie Batman Returns, Private Parts oder Magnolia aktiv. Man sollte also meinen, dass ein Akteur mit einem derart erlesenen Resume´ durchaus was drauf haben sollte, aber die Leistung, die er in Shocker abliefert, ist mit „bestenfalls routiniert“ äusserst wohlwollend umschrieben. Ganz offensichtlich ein Film, an dem Murphy nur wegen dem Gagenscheck interessiert war.

Die nebenrollenden Camille Cooper (Alison) und Richard Brooks (Rhino) dürften für Genrefreunde aus späteren Rollen in Lawnmower Man 2 respektive The Crow: City of Angels, wo Brooks den Oberfiesmann Judah mimte, zumindest namentlich bekannt sein; absolute Raimi-acs erfreuen sich an den vielleicht zwanzig Sekunden Screentime für Ted Raimi (einem breiten Publikum aus seaQuest DSV bekannt – sein Charakter „Pacman“ ist ein weiterer Beweis für die fortgesetzte Idiotie des Drehbuchs: man integriert einen Technik-Whiz, ohne dass man sich seiner Fähigkeiten auch nur annähernd bedient (abgesehen von einer späten Dialogzeile Rhinos, der sich am Kraftwerk wünscht, jetzt Pacman und seine technischen Fähigkeiten zur Verfügung zu haben). Doof (das Script, nicht Ted, den ich immer wieder gern sehe).

Mitch Pileggi holt aus seinem Horace Pinker das Maximum raus – in einer Schurkenrolle ohne jeglichen Tiefgang agiert Pileggi mit Verve, Einsatz und Spielfreude. Millionen Mystery-Freunde weltweit kennen Pileggi als den chronisch muldergeplagten FBI-Direktor Skinner aus The X-Files. Der beste Akteur machte also verdientermassen den grössten Karrieresprung.

Also kommen wir mal langsam zum Ende… dass Shocker trotz der Popularität seines Schöpfers in Vergessenheit geraten ist, ist nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste – der Film ist schlicht und ergreifend zum Vergessen. Fastfood-Popcorn-Kino der schlechteren Sorte, dessen Anfang man schon vor dem Finale wieder vergessen hat, ohne Erinnerungswert, ohne Szenen, die im Gedächtnis bleiben, ohne ein vernünftiges Konzept. Man kann nur spekulieren, ob Craven vielleicht einfach keine Lust hatte, Shocker zu drehen (dass er zwar mit Horror sein Geld verdient, dem Genre aber wohl doch nicht so viel abgewinnen kann, wie man meinen könnte, bewies Craven mit seinem „Traumprojekt“ Music of the Heart mit Meryl Streep) oder das Studio in der Post Production noch negativ auf den Film einwirkte, aber all das ändert nichts an der Tatsache, dass Shocker ein Musterbeispiel dafür ist, wie sich der Horrorfilm vor seiner Wiedergeburt eben durch Wes Craven und Scream sowohl in eine, ähem, „künstlerische“ als auch kommerzielle Sackgasse manöverierte. Eigentlich schade, denn ich bin immer noch der Ansicht, dass man aus der Idee an sich was vernünftiges machen könnte, so aber ist Shocker nur ein weiterer Horrorfilm ohne Horror (und auch ohne Schocks, um mal den Filmtitel zu Rate zu ziehen) – aber wenigstens hab ich mir heute mal wieder meine 3-Track-Soundtrack-Maxi-CD aus dem Regal gezogen und angehört…

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 3


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