Shepherd – Der Weg zurück

 
  • Deutscher Titel: Shepherd - Der Weg zurück
  • Original-Titel: The Shepherd
  • Alternative Titel: Cybercity |
  • Regie: Peter Hayman
  • Land: USA
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Dakota (C. Thomas Howell)
    Miles (Roddy Piper)
    Lilith (Heidi von Palleske)
    Lyndon (Mackenzie Gray)
    Sophie (Marina Anderson)
    Bruder Rizzo (Raymond Serra)
    Der Bauchredner (David Carradine)
    Abe (Fraser Reilly)
    Creep (Daniel Lévesque)
    Peter (Jules Delorme)


Vorwort

Unternehmen wir doch mal wieder einen Ausflug in die wunderbare Welt der neumodischen Roger-Corman-Produktionen. Als mir im Forum erstmals von Shepherd mit seinem Untertitel “Der Weg zurück” berichtet wurde, war meine erste gedankliche Assoziation eher ein “ausgesetzter-Schäferhund-macht-sich-auf-die-Reise-seine-Menschenfamilie-wiederzufinden”-Plotte a la schnell hingerotzte Disney-Kiddie-Produktion, aber da lag ich einmal wieder weit daneben. Shepherd ist vielmehr ein weiteres Werk aus der recht umtriebigen Schmiede von G. Phillip Jackson und Daniel D’Or, die die Welt seit einigen Jahren mit preiswert produzierten, aber ungeheuer sendungsbewussten Sci-Fi-Kloppern wie den hier besprochenen Falling Fire, Future Fear und 2103: The Deadly Wake, allesamt finanziert von Roger Corman, erfreuen. Die Erfolgsquote dieses dynamischen Duos ist dabei recht überschaubar, wenn ich die von mir besprochenen Filme kurz rekapituliere – einem überraschend ansehnlichen Film (nämlich 2103, und das ist hauptsächlich einem Malcolm McDowell in Bestform zu verdanken) stehen zwei erstaunlich verschnarchte Schlaftabletten gegenüber.

Die spannende Frage wird also sein – gerät Shepherd eher, was ich erwarten möchte, nach den Langweilern oder gelingt es den versammelten “Stars” um C. Thomas Howell und badmovie.de-Favourite Roddy Piper mit Unterstützung von David Kill Bill Carradine, sich doch zu einem unterhaltsamen Low-Budget-Flick zusammenzuraufen? Nun, die Tatsache, dass Forumsuser Filmri$$ sich selbstlos bereit erklärt, seine DVD zwecks Test zur Verfügung zus tellen, sollte schon mal ein warnendes Indiz sein.


Inhalt

Während sich zum Vorspann ein paar Billig-Satelliten-CGIs abspielen, die das Effektestudio vermutlich in der selben halben Stunde wie die zu Future Fear und Falling Fire gerendered hat und die Besitzer neumodischer Weltraumballerspiele kaum beeindrucken werden, brabbelt unser zukünftiger Held als Erzähler schon mal das daher, was wir als verständnisgrundlagebildende Exposition brauchen werden. Passend zum allgemeinen dritten Weltkrieg, der uns in Form ein paar aufeinander ballernder Satelliten gezeigt wird, hat die Erde höchstselbst zum Gegenschlag gegen die Menschheit ausgeholt und die Apokalypse ausgerufen. Die Überlebenden sahen sich gezwungen, sich der Verseuchung und Unbewohnbarkeit der Oberfläche durch Abtauchen in den Untergrund zu entziehen und haben gigantische unterirdische Städte errichtet.

Während unser Protagonist sich eine schicke Sonnenbrille aufsetzt und damit holographische Erinnerungssequenzen aus seiner glücklichen Vergangenheit mit Weib und Kind, allerdings auch das Auffinden der letzteren beiden in ermordetem Zustand betrachtet, informiert er uns erzählenderweis weiter, dass sich die Menschheit nicht grundsätzlich geändert hat – immer noch haut man sich aufgrund differierender religiöser Weltanschauungen mächtig auf die Glocke. Diverse Sekten üben die Herrschaft aus und sind munter dabei, die zu rettenden Seelen zwangsweise zu bekehren. Wer sich allerdings bei der schlagkräftigen Missionsarbeit erwischen lässt, läuft Gefahr, von den “Hirten” der Konkurrenz, den “Beschützern der Herde” (sprich: Auftragskillern, die die Kampfmissionare rivalisierender Sekten aufmischen) eliminiert zu werden. Dakota, unser Held, ist ein solcher Hirte und nach eigenem unbescheidenen Selbstverständnis “der Beste”, d.h. er war es – er hat sich aus dem aktiven Dienst zurückgezogen.

Nachdem wir für die diversen aufgestellten Behauptungen teilweise untermauerndes Bildmaterial gesehen haben und dito einen Kerl in roter Robe namens “Bruder Rizzo”, der theologisch-mythologischen Unsinn von sich gibt und gleichzeitig Wetten anbietet und Einsätze kassiert (?), können wir nun sogar mit unserer Story anfangen.

In einer sleazigen Bar, in der zu rockigen Tönen in relativ eindeutigen Posen abgetanzt wird (für eine religiös dominierte Gesellschaft geht’s allenthalben recht freizügig zu) – und in dem weitgehend unbeachtet die Fernsehnachrichten laufen, obwohl die Sprecherin mitten im Text blank zieht und die Ankündigung des nachfolgenden “Gospel-Tanz-Marathons” ohne störende Bekleidung verliest – versucht Dakotas alter Freund Lyndon, der eine mit ein paar martialisch-religiösen Symbolen verzierte Uniform trägt, zu einem Job zu überreden – er soll eine Frau ausschalten. Dakota zeigt sich eher unkooperativ und lässt das Foto der Zielperson am Tresen liegen. Er geht lieber in seine alte, mit Polizeiabsperrbänden, eh, abgesperrte Wohnung und flashbacked in alte Zeiten. In seiner neuen Bude erwartet ihn bereits ein Anruf von Lyndon, der ihm das Foto der zu killenden Frau noch mal faxt. Dakota zieht seine Hologramm-Erinnerungsbrille vor. Jedoch – in einem absolut ungeklärt bleibenden Plotpunkt – ihm fehlen ein paar entscheidende Erinnerungen, namentlich wie, warum und von wem Weib und Kind ermordet wurden (wir könnten streng genommen jetzt einwerfen, dass er sich daran theoretisch nur erinnern können sollte, wenn er selbst Hand angelegt hat). Auf diesen Erinnerungen sitzen rätselhafterweise (auch das wird man uns nie auch nur halbwegs erklären) Lyndon und dessen Chef, der durchgeknallte Sektenführer Miles. Und diese ebenfalls auf einer Brille gespeicherten Erinnerungen (hm, wäre es nicht einfacher, diese Brillen hätten ein Speichermedium? Flashcard oder so was in der Art?) sieht sich Lyndon gerade an – Dakota hatte einen Streit mit seiner Alten, weil die ihm fremdgegangen ist, dann allerdings drückt Lyndon auf ein paar Knöpfe und kommt zum interessanten Teil dieser Erinnerungen – einer Sexszene. Es sieht so aus, als würde Lyndon die gespeicherten Erinnerungen manipulieren können.

Miles, der im Priesterornat rumläuft, macht sich Sorgen, Dakota könne den ihm erteilten Auftrag verweigern, vielleicht hat der “Hirte” seinen Biss verloren. Und das, wo es doch um zu rettende Seelen gehe! Lyndon grinst: “Dakota hasst dich! Wer auch nicht?” Aber er ist sich sicher, Dakota wird es um der alten Freundschaft willen schon machen. Wenn man vom Esel, bzw. im religiös-theologischen Kontext, in dem wir uns hier aufhalten, besser vom Teufel spricht, kommt der in Form von Dakota auch schon vorbei, haut ein paar von Miles’ Wächter-Soldaten k.o. und fordert die Herausgabe der geklauten Erinnerungen. Sprach’s und machte sich wieder vom Acker. Miles und Lyndon schlottern jetzt sicher die Knie vor lauter Angst. Miles tritt seinen niedergeschlagenen Soldaten noch spaßeshalber ein wenig in die Rippen und zieht sich dann mit einem gesungenen Gebet auf den Lippen in seine Privatgemächer zurück. Ich hab das Gefühl, dieser Film wird ganz außergewöhnlich blöde werden.

Wird er auch. Denn in der nächsten Szene lernen wir Miles’ hauptamtliche Rivalen-Sektenchefin Sophia kennen, die einer Organisation spärlich bekleideter Amazonen vorsteht (oh, der Sekte trete ich bei, da hat mann wenigstens was zu kucken!). Irgendwie-irgendwoher-irgendwarum wird ihr zugetragen, dass Miles den Auftrag erteilt hat, Lilith zu killen (womit wir mal zwanglos davon ausgehen, dass Lilith das Mädel ist, dessen Foto wir bereits kennen). Das stellt einen Bruch des Waffenstillstandsabkommens dar (sah bislang nicht so aus, als würden die Sekten ernsthaft die Waffen ruhen lassen) und dafür mögen Miles und seine un- bzw. andersgläubigen Hunde doch bitteschön baldmöglichst in der Hölle schmoren.

Dakota tut, was man in einer solchen Situation eben tun muss – er geht in die nächste Bar (wo deutschsprachige Punkmusik gespielt wird, zumindest wird “eins, zwei, drei, vier” gezählt…), reißt eine Nutte auf und vernascht sie in den eigenen vier Wänden (d.h. er probiert’s zumindest – wie uns die Nutte, übrigens ein verdammt flachtittiges und auch sonst nicht übermäßig attraktives Modell, das mich ernstlich an Dakotas Geschmack zweifeln lässt, hilfreicherweise informiert, ist er “noch nicht gekommen”, als er die Verrichtung abbricht und uns seinen nackten Hintern zeigt). Unvorsichtigerweise setzt sich die Bordsteinschwalbe probehalber Dakotas tolle Erinnerungsbrille auf (okay, so ein Holo-Nasenfahrrad schlägt jedes Fotoalbum), was Dakota erzürnt.

Während die “Ausgangssperre des Herrn” die braven Bürger von der Straße treibt, treffen sich Lyndon und Dakota. In den guten alten Zeiten (der Film ist ein wenig widersprüchlich in seiner Meinung, ob die nun vor oder nach dem Weltuntergang waren) waren die beiden best buddies bei der Polizei. Dakota teilt Lyndon mit, dass er den Auftrag ablehnen müsse, weil er eben aufgehört habe. Lyndon spielt die altbekannte “Hab-ich-dich-jemals-hängen-lassen”-Karte mit Querverweis auf die schweren Zeiten nach dem Tod von Frau und Kind aus.

Um einen Schnitt weiter bei Miles im Kontrollraum zu sitzen und darüber zu debattieren, dass Sophie und ihre Sekte ihr Territorium verlassen und unter Miles Schäfchen Seelen wildern würde, was man sich als verantwortungsbewusster religiöser Fanatiker selbstredend nicht bieten lassen kann. Lyndon schlägt vor, Sophie eine unmissverständliche Botschaft zu senden.

Da wiederum einen Schnitt weiter Lyndon wieder mit Dakota zusammensitzt, spekuliere ich mal ins Blaue hinein, dass es sich bei der letzten Sequenz um eine Rückblende gehandelt haben könnte. Oder auch nicht. Wurst ist es eigentlich sowieso. Wie nicht anders zu erwarten (und weil wir sonst mit der Geschichte gar nicht weiterkämen), lässt sich Dakota wider besseres Wissen zu einem letzten Job breitschlagen, auch wenn er sich sicher ist, danach “ein toter Mann” zu sein (hat er schon wieder im Script gespickt, der Hund). Lyndon drückt ihm zufrieden die Holo-Erinnerungsbrille in die Hand und gibt ihm den kryptischen Rat, dass man sich die Vergangenheit manchmal versüßen müsse (whatever).

Miles ist von der Zuverlässigkeit des Hirten nicht überzeugt und betet, “dass er nicht seinen Glauben verloren hat”. Angesichts der geäußerten Zweifel an den Vollstreckerqualitäten seines alten Kumpels stellt Lyndon seinem Cheffe die Frage, wie man den “das Licht sehen könne, wenn der Kopf so tief im Arsch steckt?” Blumige Ausdrucksweise und erstes zartes Indiz dafür, dass die Verbindung Miles-Lyndon nicht unbedingt auf hundertprozentiger moralisch-ethisch-humanistischer Übereinstimmung fußt. In einem allerdings hat Dakota ins Schwarze getroffen – Miles befiehlt Lyndon dafür zu sorgen, dass Dakota die Ausführung seines Auftrags nur für einen unwesentlichen Zeitraum überlebt.

Lernen wir nun also endlich das Opfer kennen – Lilith, die sich dem allgemeinem Zeitgeist entsprechend in eine typisch post-apokalyptischen Neo-Barbaric-Look-Kutte geworfen hat und mit ihrem kleinen Sohn Abe (argh, mir schwant fürchterbares) in einer Kapelle betet (inklusive schwer symbolischer, äh, Symbolik, wenn Abe ein aufgestelltes Kruzifix umstößt und dieses malerisch in Zeitlupe zu Boden stürzt. Ah, da lacht doch das Herz des Satanisten).

Draußen vor der Tür hat sich Dakota schon auf die Lauer gelegt – aber als er die alleinerziehende Mutter und ihren grobmotorischen Balg im Zielfernrohr hat, bringt der sentimentale Trottel es vor lauter Rührung, weil ihn die beiden so sehr an seine verblichene eigene Family erinnert, nicht übers Herz, den Finger krumm zu machen. Gut, dass Miles bzw. der Drehbuchautor so vorausschauend war, ein paar andere Attentäter vor Ort zu schicken, die weniger skrupulös das Feuer eröffnen. Dakotas Heldenchromosome kicken ein und er selbst der Killer-Konkurrenz in den Hintern. Allerdings muss Lilith den letzten gedungenen Mörder selbst umnieten, weil Dummbräse Dakota nicht mitbekommt, dass der sich von hinten an ihn anschleicht. In Lebensrettung steht’s also 1:1 und Lilith macht dem ungefragten Beschützer gleich mal klar, dass sie ihm nicht weiter vertraut, als sie ihn werfen kann. Trotzdem wird erst mal gemeinschaftlich ein Fluchtauto geklaut (die Autos sind übrigens sowieso herzig – wellblechvernagelte Golf-Carts o.ä, die ungeheuer futuristisch aussehen. Really. Trust me.)

Nach einem Bruder-Rizzo-Zwischenspiel, in dem der allzeit gut informierte Rotrobenträger schon Wetten annimmt, ob der “härtesten Frau der Stadt” die Flucht gelingt, schalten wir um ins Miles-HQ, wo der Herr Sektierer verständlicherweise etwas ungehalten über das Versagen des Hirten ist. Lyndon gelobt, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, auch wenn das, wie Miles für denkschwache Zuschauer freundlich erläutert, auf ein “er oder du” hinausläuft (ui, wird das noch SPANNEND werden… Gähn).

Dakota verrät indessen Lilith freimütig, dass Miles ihn geschickt habe, weil sie “die Gemeinde spalte” (was auch immer), er aber des Jungen wegen nicht hätte abdrücken können. Lilith teilt Dakota und uns mit, dass Söhnchen Abe aufgrund eines sicher noch plotpunktbildenden Schocks die Sprechleistung eingestellt habe, mithin verstummt sei. Während dieser ergreifenden Tiefgründigkeiten spielt sich eine dramatische Golf-Cart-Verfolgungsjagd ab, mit den üblichen Zutaten wie “durch die Fenster aufeinander ballern”, “versuchen, sich gegenseitig von der Straße zu rammen (obwohl’s eigentlich nichts gibt, wohin man sich rammen könnte, weil technisch gesehen alles “indoors” ist)” bis hin zur finalen Explosion der Verfolgerkarre an einem stabilen Hindernis. It is very exciting, I suppose.

Bruder Rizzo sucht jemanden, der hunderttausend (was eigentlich? Rubel? Rabattmarken? Muschelschalen?) auf das Scheitern der wilden Flucht setzt. Abe muss aufs Klo, weswegen Lilith eine Pinkelpause vorschlägt, die Dakota zur Nahrungsaufnahme nutzen will (klar, ihr seid ja immerhin schon gut drei Minuten auf der Flucht, da kann einem schon mal der Magen knurren), aber das vorgeschlagene Thai-Restaurant lehnt Lilith ab, weil der kleine Abe ja noch soo klein ist und nichts scharfes verträgt (ich wollte das eigentlich jetzt nicht unbedingt wissen. Autoren: es gibt einen feinen Unterschied zwischen unterhaltsamen Nonsens- und stupiden Zeittotschläger-Dialogen. Ratet mal, in welche Kategorie das gerade fiel).

Miles erzählt dieweil Schwänke aus seinem Leben: “Ich weiß, dass ich nicht ewig leben werde, aber ich wäre nicht überrascht, wenn doch” (kleiner Tip, Miles: Du bist nicht der Messias, und jetzt buenos dias). Lyndon stimmt zu, weil “Vampire schwer umzubringen sind.” Ich glaub, der Herr Autor hat einfach alles aufgeschrieben, was ihm gerade einfiel (Miles’ “ewige-Leben”-Zeile ist ja als Beispiel seines Fanatismus und Glaubens ja noch ganz okay, aber Lyndons Antwort zielt nur auf einen äußerst lahmen Joke).

Nachdem Abes Blasenprobleme offensichtlich ohne filmreife Ereignisse gelöst wurden (DANKE!), führt Dakota seine Schützlinge in ein verlassenes Gebäude, ehedem das Polizeihauptquartier, wo Dakota seinen alten Spind aufbricht und sich mit dort gebunkerten Knarren und einem Teddybär versorgt. Auf letzteren wirft Abe gleich mal ein gieriges Auge, aber das ist Dakota nicht recht. “Er will doch nur damit spielen,” motzt Lilith, worauf Dakota umgehend einknickt und den ihm so viel bedeutenden Bären (man merkt, da hängt die ganze liebe Seele dran, wenn er den Teddy jahrelang im Spind des abgewrackten Bullen-HQ hat verstauben lassen, anstatt ihn zuhause aufzubewahren) an Abe weiterreicht. Lyndon hat mittlerweile herausgefunden, wo Dakota und Anhang sich aufhalten und gibt die Parole aus, Dakota lebendig zu fassen, auch wenn das den direkten Ordern von Preacherman Miles zuwiderläuft.

Lyndon und drei seiner Henchmänner dringen in das Gebäude vor – dafür, dass sie Dakota am Stück und atmend einkäschen wollen, schießen sie jede Menge blaue Bohnen quer und ungezielt durchs Areal. Dakota drängt Lilith und Abe zur Flucht – insert dramatic noment here: Liliths Füßchen verhakt sich in einem zu unterkrabbelnden Gitter: “Lauf, Abe, rette dich,” blökt sie, als würde sie von dem Gitter mindestens zerquetscht, überlegt es sich aber umgehend anders, als Dakota mit dem kleinen Finger kurz das Gitter anhebt und ihren zarten Fuß befreit: “Warte, Abe!” (Kann sie sich vielleicht mal entscheiden?). Nachdem Dakota Lyndons Ein-Mann-Vorhut anschießt (Lyndon exekutiert den Verwundeten kaltlächelnd, als der seinen Vorgesetzten nach ärztlicher Hilfe fragt), unterbreitet der Gotteskrieger Dakota das unmoralische Angebot, sich unbürokratisch zu ergeben und dafür unbehelligt vom Acker schleichen zu dürfen (verlockend, oder?). Dakota möge doch nur bitte dem nächsten seiner Henchmen seine Kugelspritzen aushändigen. Warum eben jener wild um sich schießend dieses Angebot aber angesichts Dakota untergräbt (hm, Lyndon WILL Dakota doch lebend, warum auch immer…), bleibt vermutlich sein Geheimnis. Muss er sich nicht wundern, wenn Dakota ihn umschießt.

Lilith und Abe haben dieweil ihr Fluchtfahrzeug re-requiriert und picken im Vorbeifahren auch den in arger Bredouille befindlichen Dakota auf und verzupfen sich gemeinschaftlich. Lyndon will bei Miles um Verstärkung nachsuchen, doch der Sektenguru hat nur seinen psalmwedelnden Anrufbeantworter eingeschaltet (?! Als Superschurke muss Miles noch viel lernen).

Während Lilith im Auto klarstellt, sich nicht befummeln lassen zu wollen, wird bei den Bösmännern die Spielanalyse betrieben. “Wir bekommen ihn mit der Zeit,” ist sich Lyndon sicher, aber “die Zeit ist Verbündeter des Teufels,” weiß Miles und stellt spekulativ die Frage in den Raum, wie lang genau sich Lyndon und Dakota denn kennen würden. Lyndon behauptet, Miles gegenüber loyal zu sein, aber das ist Miles nicht genug: “Ich hatte gehofft, du wärst dem Herrn gegenüber loyal!” Jaja, der Miles ist ein 110-Prozentiger.

So richtig eilig scheinen unsere Flüchtenden es nicht zu haben, denn es ist genügend Zeit (des Teufels, wie wir wissen), um in einem Open-Air-Restaurant (bzw. dem, was unterirdisch als “open air” durchgeht) einen kleinen Snack einzuschieben. Einen Tisch weiter brabbelt eine alte Frau unverständlichen Rhabarber und verbrennt sich selbst (? Vermutlich symbolisch-religiös oder so), was unsere Freunde als unmissverständliches Zeichen zum panischen Aufbruch interpretieren (man kann auch wirklich alles auf sich beziehen…).

Nachdem Bruder Rizzo wieder mal irgendwelche Wetten annimmt, fragt Lilith Dakota, ob er denn an die Gerüchte glaube, wonach sich die Erdoberfläche regeneriert habe und wieder bewohnbar sei – könnte die Sektenpropaganda reine Lüge sein, um das Volk unter der Erde und somit auch Kontrolle zu halten? Dakota antwortet nicht, sondern steuert einen Automechaniker an, um die Wanze, die Lyndon zum Encounter im Polizei-HQ geführt hat, ausbauen zu lassen (ich frage mich, wer dümmer ist: Dakota, der dafür einen offiziellen Mechanic ansteuert, oder selbiger, in dem er diese auch noch treudoof ausbaut und danach auch noch behält!). “Wo ist dieser Ort, an den wir hinfahren?” erkundigt sich Dakota und überrascht erstens uns, denn von irgendeinem geheimnisvollen Ort, zu dem Lilith sich evtl. durchschlagen möchte, war bislang noch mit keiner Silbe die Rede, und zweitens Lilith, die sich über das “wir” in diesem Zusammenhang wundert und deutlich macht, dass wo immer sie auch hingehen, sie mit Abe alleine reisen werde. Dakota mimt enttäuscht den Verständnisvollen und macht sich vom Acker, auch wenn Abe aus großen Kinderaugen traurig blickt.

Erzähler-Dakota erfreut uns mit undurchschaubaren Statements: “Ich glaube ihr nicht (was eigentlich?), erzählt sie mir Lügen? (was eigentlich?)”. On-Screen-Dakota zieht sich in eine Seitengasse zurück (der Bronx-brennende-Mülltonnen-Look rult auch unterirdisch. Persönlich würde ich in einer unterirdischen Gesellschaft offenes Feuer streng discouragieren, von wegen Sauerstoff und so) und spielt mit dem Gedanken, sein Hirn gegen die nächste Hauswand zu pusten (ich fürchte allerdings, wir sind allenfalls bei Filmhalbzeit, daher gibt’s keinen Selbstmord, sondern Flashbacks).

Sophia und Miles konferieren unter Sektenchefs – sie macht ihn ein wenig rund, weil er tatsächlich blöde genug ist, seine Hirten – im Gegensatz zu ihr – nicht mit implantierten Sendern auszustatten. Und obwohl Miles den Waffenstillstand gebrochen ist, erklärt sie sich bereit, ihm bei seinem kleinen Problem zu helfen und stellt ihre beste eigene Hirtin, Magdalena, eine Expertin im Aufspüren von flüchtigen Elementen, ab (eh? Und warum genau, bitteschön, sollte sie das tun, außer weil’s im Drehbuch steht?). “Ich schulde dir was,” grinst Miles gewinnend.

Dieweil hat Lyndon die Spur der Wanze wieder aufgenommen und kommt wenig überraschenderweise beim Mechaniker raus – seine Jungs schlagen den Schraubenzieherschwinger ordentlich zusammen und weil der trotzdem nicht verraten will, wohin Dakota sich verzogen hat, bringt Lyndon ihn um (told ya, stupid idea to keep the bug).

Dakota mietet sich dieweil in einer billigen Absteige, in der allerhand gescheiterte Existenzen ihre diversen Gottheiten anbeten. “Die betenden Toten,” kalauert Erzähler-Dakota, “willkommen in keiner Zukunft!” (Das war vermutlich auch eine Zeile, die sich geschrieben nach einer besseren Idee anhörte). Einer allerdings betet nicht, sondern besäuft sich – der Bauchredner mit seiner Puppe “Sally”. Der rhabarbert etwas daher, wonach Hass nicht durch noch mehr Hass besiegt werden könne, was noch der sinnvollste Satz ist, den er von sich gibt. Dakota fühlt sich irgendwie eingeladen und philosophiert fröhlich mit: “Es gibt noch Leute, die das Licht sehen, aber die meisten sehen nur noch die Dunkelheit. Meine Lösung wäre, die alle umzubringen!” (Hm, bewirbt sich Dakota gerade um einen Posten in der Bush-Administration?). Außerdem gibt er zu Protokoll, dass es ihm schwer falle, sich daran zu erinnern, wie er seine Frau geliebt habe. Na ja, im Schlaf reicht’s immerhin zum Traum einer Sexszene mit seiner Alten, doch die Traum-Frau beginnt ihn plötzlich zu würgen! Das kommt daher, weil der Bauchredner ihn wirklich würgt. Dakota stößt den durchgeknallten Strangler von sich und enttarnt dabei dessen Püppchen Sally als Transvestit, denn unter der blonden Perücke verbirgt sich eine Jungen-Frisur. Der entsetzte Bauchredner sammelt Puppe und Perücke wieder ein und legt eine spontane Schmusestunde mit seinem Spielzeug ein (ich hab wieder mal längst aufgegeben, in diesem Film einen tieferen Sinn zu vermuten) und Dakota beschließt, seine Zelte hier abzubrechen.

Im Foyer wird der Rezeptionist des Hotels gerade von ein paar jugendlichen Tunichtguten schwer auf Droge verprügelt, was Dakota ganz Held mit einem blöden Blick und Schulterzucken quittiert, sondern das arme Opfer, nachdem die Punks abgezogen sind, nur dämlich nach Kopfschmerztabletten für seinen Kater fragt (selbst wenn, lieber Dakota, ich glaub, die hätte der Hotel-Clerk nötiger).

Lilith und Abe fliehen dieweil alleine weiter, werden aber von einem sichtlich verrückten älteren Straßenpunk ins Visier genommen, Dakota wird von den jugendlichen Punks in einer Gosse fachgerecht verprügelt (das hat er nun davon, dass er sie vorhin hat gewähren lassen, Gandhi, elender) und die nackte TV-Ansagerin hält das Volk darüber auf dem Laufenden, dass ein “gefährlicher Sünder” on the loose sei und für dessen Ergreifen eine Belohnung ausgesetzt sei – des Bauchredners Puppe scheint, im Gegensatz zu ihrem Besitzer, daran interessiert zu sein (I give…).

Der irre Punk greift sich indes Abe und beabsichtigt, weil er erstens Kannibale und zweitens hungrig ist, den Kleenen in seiner mit blutigen Knochen und Schädeln dekorierten Bude zu verspeisen, wofür er ihn aber erst einmal kopfüber aufhängt (macht das das Fleisch zarter?). Lilith hat aber tatsächlich die Entführung mitbekommen und mühelos herausgefunden, wohin Abe verschleppt wurde – sie haut dem Kannibalen mit einer Stange o.ä. eins auf die Mütze und befreit ihren Sohn. “Es gibt nur noch schlechte Menschen auf der Welt, und keinen sicheren Platz, um sich zu verstecken,” schenkt sie ihrem eher uninteressiert wirkenden Junior, der die Episode reichlich gelassen absolviert hat, reinen Wein ein.

Unser kannibalistischer Freund hat dieweil schon sein Ersatz-Abendessen ausgekuckt – den vermeintlich bewusstlos und halb tot rumliegenden Dakota (entweder hat der Kannibale einen bemerkenswerten Aktionsradius oder Lilith ist in der Zwischenzeit, seit sie sich von Dakota getrennt hat, nicht wirklich weit gekommen…). Es gelingt dem seine Bewusstlosigkeit allerdings nur vortäuschenden (warum auch immer) Dakota allerdings mühelos, den Kannibalen zu überwältigen und aus dessen weitgehend sinnfreien Gestammel, er könne “ein junges Lämmchen” noch riechen, schließt Dakota messerscharf, dass von Abe die Rede ist (!), was zum genialen Einfall führt, dass Dakota den Kannibalen an der Leine als Jagdhund missbraucht, um dessen überragenden Geruchssinn zum Aufspüren von Lilith und Abe zu verwenden (!?!! Okay, I concede – das hab ich nun wirklich noch nie gesehen). Miles gefällt sich indes in einer holographischen Fantasie, in der er papstlike den Kreuzweg beschreitet.

Tatsächlich spürt der an die Leine gelegte Kannibale Lilith und Abe auf und will zum verspäteten Frühstück schreiten, aber heidenmäßig legt Dakota ihn um und rettet daher Abe vor der Bedrohung, die er selber ins Haus gebracht hat, um sich als Beschützer aufzudrängen (manipulativer Bastard). Bruder Rizzo verkündet indes, dass die Welt doch Bingo spielen möge (hätte ich nicht schon längst aufgegeben, ich täte es jetzt, und ich meine nicht das Bingo-Spielen).

Lilith mag Dakota aber immer noch nicht so recht akzeptieren und behauptet, durchaus alleine auf sich und Abe aufpassen zu können, und Dakota möge doch bitte abhauen, wenn’s nicht zu viel verlangt ist. Abe hat zwar komischerweise einen Narren an Dakota gefressen und macht ein trauriges Gesicht, aber unsere Held weiß, was sich erzieherisch gehört und rät Abe, auf seine Mama zu hören. Das rührt Lilith offenbar soweit, dass sie nun doch anbietet, Dakota könne sie zu einem wichtigen Treffen am Abend begleiten. “Du bittest mich um Hilfe? War doch gar nicht so schwer,” scherzt Dakota. “Wenn du selbst ein Kind hättest, würdest du mich besser verstehen,” entgegnet Lilith etwas zusammenhanglos und nichtsahnend, in welcher Wunde sie damit rumrührt.

Lyndon verhört dieweil den Bauchredner (hat die Puppe ihn alarmiert?), beißt aber auskunftstechnisch sowohl beim Puppenbesitzer als auch der Puppe selbst auf Granit und zieht unverrichteterdinge wieder ab. Dem Bauchredner selbst kommt es etwas spanisch vor, dass Puppe Sally sich herausgeputzt und sogar gebadet hat (das ist jetzt wirklich so dumm, dass ich es gar nicht erst mit einem “soll das etwa heißen, dass die Puppe sich in Dakota verliebt hat?” kommentiere. Noch hab ich ein paar Gehirnzellen, die überleben sollen).

Lilith macht Dakota klar, wozu sie ihn eigentlich zum ominösen Treffen mitgenommen hat – um als Babysitter mit Abe im Auto zu warten, während sie ihr Meeting absolviert. Kaum ist Mamachen zur Tür raus, krächzt Abe ein “BÖSE!”, aus dem Blitzmerker Dakota wiederum in Sekundenbruchteilen schließt, dass Lilith in Todesgefahr schwebt und hinter ihr her stürmt. Dabei stellt sich die Sachlage eher umgekehrt dar – Lilith nämlich entleibt aus sicherer Deckung den Chef einer offensichtlich buddhistischen “ommmmm”-murmelnden Sekte. Eine kurze Kampfszene schließt sich an, in der sich Dakota und Lilith wiederum gegenseitig die respektiven und auch Abes Hintern retten. Stop making no sense, movie, please!

Peter, einer von Lyndons Männern, informiert Miles, dass Lyndon im Gegensatz zu den klaren Ordern versucht, Dakota lebendig einzufangen. Lyndon allerdings hört heimlich (er mimt den Schlafenden) mit.

Dakota begehrt von Lilith endlich Erklärungen (ich bin auch gespannt, bezweifle aber, dass, egal was kommt, dem Verständnis des Films hilft). “Das verstehst du nicht,” ist sich Lilith sicher, aber, hahaha, Dakota hat Liliths dunkles Geheimnis längst durchschaut: “Ich weiß, dass du ein Hirte bist!” Boah! Wahnsinn! Welch Enthüllung! Nur für wen sie arbeitet, das weiß Dakota nicht. Lilith verrät, auf eigene Kappe zu arbeiten, aber früher mal in Sophias Sekte die Nummer 2 gewesen zu sein. Ihr Ehemann allerdings sei einer rivalisierenden Sekte beigetreten (auch wenn ich das nicht ganz verstanden habe, glaube ich, den Omm-Sagern von grad eben), die hätten Abe als Menschenopfer verlangt (das wird tatsächlich mit jeder Dialogzeile noch blöder), und weil Lilith und Hubbie dem nicht nachkommen wollten, hätten die Sektierer kurzerhand den Männe als Ersatz genommen und vor Abes Augen, weswegen der jetzt auch schockmäßig verstummt sei, umgebracht. An dieser Stelle fällt es Dakota doch ein, Lilith zu informieren, dass Abe ein Wort von sich gegeben hat.

Lilith führt unsere Helden zwecks Hideout zu einer angeblich verlassenen Kirche, die “fast niemand” mehr kennt. Für eine solche ist die aber in bestem entstaubten Zustand (und Dutzende Kerzen sind auch aufgestellt und angezündet. Cozy!). Sie verbittet sich aber weiterhin alle Annäherungsversuche und möchte sowieso, dass Dakota sich so schnell wie möglich verpisst, “Abe hat sich schon zu sehr an dich gewöhnt” (manch anderes Weib in der Situation wäre für einen vom Kurzen akzeptierten Ersatz-Papa doch durchaus dankbar). Dakota allerdings spricht ein Machtwort: “Ich bleibe, des Jungens wegen!” Lilith hat offensichtlich keinen Bock, das näher auszudiskutieren, man begibt sich zur Nachtruhe (in getrennten Lagern, versteht sich), aber sie findet in Dakotas Jacke, die er ihr netterweise als Decke ausgeliehen hat, seine Erinnerungs-Googles und kuckt sich, neugierig und die Intimsphäre schändlich missachtend, die privaten Memories einfach mal an. Und die dargestellte Familienidylle macht ihr sofort klar, dass sie den armen Dakota falsch eingeschätzt hat und veranlasst sie, auf der Stelle zu Dakota unter die Bettdecke zu kriechen und es mit ihm zu treiben (versteh einer die Weiber). Bemerkenswert in dieser Softsexszene übrigens nicht nur, dass auch Lilith nicht gerade mit übermäßig Holz vor der Hütte gesegnet ist (gibt es tatsächlich noch Castings, die weibliche Darstellerinen nicht nach Körbchengröße besetzen?) und die ausgiebigen sie verunstaltenden Tattoos (z.B. um die Brüste und an den Seiten bis auf den Rücken) eher nach Edding-Zeichnung als nach dem Handwerk eines ausgebildeten Tätowierers aussehen. Postkoital tauscht man sich erneut über die Möglichkeit der Rückkehr an die Erdoberfläche aus. “Sie haben uns die ganze Zeit angelogen,” brummt Dakota verbittert.

Lyndon entsorgt dieweil betont unauffällig den verräterischen Peter – er “lockt” mal kurz hinter das Dienstfahrzeug und garottiert ihn, auf offener Straße, und auch die werten Soldatenkollegen wundern sich über das plötzliche Verschwinden ihres Kumpels kein Stück (das sind genau die Jungs, die man im Ernstfall neben sich im Schützengraben liegend wissen möchte, schätze ich).

Am nächsten Morgen stürzt sich Abe spielerisch auf Dakota und bläst zur Kissenschlacht, während Sophias Hirtin Magdalena, heute ganz im Biker-Chick-Outfit an der Tür zum Versteck einen Sensor anbringt und damit wohl auch den in Lilith implantierten Sender aktiviert. Das tut scheinbar mächtig weh, jedenfalls windet sich Lilith vor Schmerzen und hat keine Ahnung, was die Pein verursacht (als Sophias Nummer 2 wusste sie nichts von den Sendern? Hm. Lassen wir mal so stehen). Dakota, der uns ja schon mehrfach durch erstaunliche Kombinationsfähigkeiten aufgefallen ist, interpretiert durchaus zutreffend die Schmerzattacke als Vorbote drohenden Unheils und schickt Abe schon mal los, sich irgendwo zu verstecken (Abe fehlt aber ersichtlich der Kontakt zu Gleichaltrigen – als Versteckspieler ist er jedenfalls unfähig, weil er sich einfach hinter die nächstbeste Kiste hockt). Bevor Lyndon und seine Männer noch zum Sturm blasen können, stürmt Dakota schon aus allen Rohren feuernd heraus. Lyndon packt sich Abe (“lass mich runter”, krächzt der Kurze, als wäre er Joe Cockers regressive Inkarnation) und verabschiedet sich: “Wenn du wissen willst, was mit deiner Frau passiert ist, weißt du, wo du mich findest!” (Hätte es nicht gereicht, mit Abe zu drohen bzw. wenn die Erinnerungen für Dakota so wichtig sind, wieso entführt Lyndon auch noch Abe? Ist nicht so, als würde der Kleene ernsthaft noch für irgendwas plotmäßiges seitens Lyndon gebraucht).

Dakota rupft expertenmäßig mit bloßen Händen den Sender aus Liliths Nacken (nicht, das wir davon etwas sehen würden) und Miles fragt per Video an, ob Lyndon denn endlich tot sei (entweder ist das eine Nachricht, die für Peter bestimmt war und selbst dann würde ich diese Frage nicht so direkt stellen, wenn eine Verneinung bedeutet, dass Lyndon eben noch lebt und vermutlich eher säuerlich reagieren dürfte, oder aber Script oder Synchro goofen hier fröhlich rum).

Sophia und Miles sitzen wieder mal zusammen und die Sektenführerin keift, dass Miles’ Angriff auf Dakota und Lilith einen erneuten Bruch des Waffenstillstands darstellen würde (eh, hallo??? Sophia wusste doch wohl, was Miles vorhat, schließlich hat sie ihm mittels Magdalenas Spürnase geholfen!). Überdies sei Miles’ ganze Gewaltpredigerei ziemlich übler Mist und daher stehe ihm nur ein Platz zu: “Im Arsch des Teufels!” (Ich liebe die gewählte Ausdrucksweise großer spiritueller Führer). Was im übrigen auch Krieg bedeute, aber Miles kann darüber nur maniacally lachen (wie der Zuschauer, der tatsächlich noch am Ball ist, über den Film).

Miles ist nämlich über das Stadium plumper intersektianischer (eh? Wort?) Auseinandersetzungen längst hinaus und träumt von der Apokalypse: “Es ist höchste Zeit, in ein paar heilige Ärsche zu treten!” Ooookaaaaaay….

Bruder Rizzo ist von sich selbst begeistert: “Ich habe Miles zum Krieg gegen Sophia aufgestachelt!” (Hä? Wie jetzt?) Natürlich werden noch Wetten angenommen (tri-tra-trullala, Kaschperle ist wieder da, ich brauch die Männer mit den weißen Jacken, ich will zurück in meine Gummizelle).

Lyndon braust mit ein paar theologisch-philosophischen Schwurbeleien auf den Lippen und Abe auf dem Rücksitz durchs geschlossene Fronttor des Mileschen Hauptquartiers und veranstaltet dort ordentlichen Budenzauber. Gleichzeitig mobilisiert Sophia, die ihre Frohe Botschaft TM übrigens auch per Kampfroboter unters Volk bringt, ihre Amazonenstreitmacht, bläst zum Generalangriff auf Miles’ Gehöft, so dass wir geneigten Kostverächter zusehen dürfen, wie die nur rudimentär bekleideten Gotteskriegerinnen (Burka ist das aber nich…) in die heiligen Hintern der Miles-Armee treten. Natürlich sind auch Dakota und Lilith schon da und stolpern über den von Lyndon achtlos abgestellten Abe. Dakota macht sich auf, Lyndon aufzutreiben.

Der allerdings rennt kichernd und handgrantenwerfend durch die Gänge und killt alles und jeden, was ihm über den Weg läuft, bis er endlich Miles habhaft wird, der sich gerade in einer religiösen Holo-Projektion gefällt. Lyndon hält ihm die Knarre an den Schädel und behauptet: “Ich verstehe deinen Schmerz.” Sure. Klar wie Kloßbrühe. Ebenso klar natürlich, was Lyndon mit Miles anstellt – er kreuzigt ihn an die nächstbeste Wand und drückt ihm eine Dornenkrone aufs Haupt (bitte, bitte, her mit der Zwangsjacke, ich bin auch bei den Elektroschocks ganz brav, aber LASST DIESEN FILM AUFHÖREN!). “Allmächtiger, ich hab dir doch nichts böses getan,” schluchzt der gekreuzigte Miles, während Lyndon, der schon wieder auf dem Weg zum nächsten Akt sinnloser Gewalt ist, von einem von Miles’ Männern (den wir nicht mal im Bild sehen!) mit einem herzhaften “Das ist für Miles” (boah, commitment unter den Henchmen! Auch selten geworden!) absticht. Lyndon wird von dem Bauchstich nur unwesentlich aufgehalten, schließlich brauchen wir noch die finale Konfrontation mit Dakota. Die kömmt auch prompt – Lyndon drückt Dakota wie versprochen die Brille mit den fehlenden Erinnerungen in die Patschhand. Ungeachtet der Tatsache, dass ringsrum all-out-war stattfindet, nimmt Dak sich die Zeit, die gleich mal auszuprobieren. Zu seiner Überraschung sieht er sich erst mal dabei zu, wie er es mit seinem Weib treibt, doch da… verwandelt sich seine Gestalt in die von … Lyndon! Mit dem also hat ihn Schnuckischatzi hintergangen. Aber beim Eheweib regte sich noch eine letzte Aufwallung ehelicher Pflichterfüllung – sie versuchte Lyndon von sich runter zu schubsen, Lyndon ging in Vergewaltigungsmodus über und als sich dann auch noch Dakotas Sohn einmischte, hat Lyndon sie beide umgebracht. Shock! Gosh! Gee-Whiz! Verständlicherweise ist Dakota ob dieser Offenbarung leicht angesäuert, weigert sich aber, seinen alten Kumpel und Ehefrauenmörder standrechtlich zu exekutieren, obwohl der darauf wartet. Lyndon greift zu drastischeren Motivationsmaßnahmen, zückt ein Messer und sticht in díe Plauze. Jetzt hat Dakota tatsächlich genug und ballert Lyndon über den Haufen.

Miles hat seine Jesus-Experience endgültig ins Land der Kandidaten für die geschlossene Abteilung befördert. Er reißt sich höchstpersönlich von der Wand ab (ratsch-autsch!) und schreitet mit Sprüchen a la “Ich bin das Alpha und das Omega” (jaja, jetzt hält er sich für den wiederauferstandenen Heiland selbst) aufs Schlachtfeld, kuckt sich Sophia aus und will sie offensichtlich umarmen/killen/was-auch-immer, doch da reißt eine gewaltige Explosion alle beiden Sektierer ins Fegefeuer der jeweiligen religiösen Überzeugung.

Lilith, Abe und Dakota verzupfen sich und düsen zu einem Schott in die Oberwelt, das Abe im früheren Filmverlauf schon gefunden hatte (wurde von mir aber als nicht so wichtig angesehen, dass ich das in meinen Notizen nicht vermerkt hatte). Da wir jetzt noch ein wenig die “Auserwählten”-Karte spielen müsse, gelingt es ausgerechnet Abe, wie durch Magie, das Schott zu öffnen. “Nach oben,” röchelt Abe, das Schott schwingt auf und unsere Helden treten ins Licht… (mein Gott, gegen diese Symbolik kannste Mel Gibson voll knicken, Alder!).

Bruder Rizzo spricht das Wort zum Sonntag: “Zwei Hirten als Verräter gehen nach oben – sie werden wahrscheinlich nur zerfetzt zurückkommen!” (Äh?). “Sie werden nie zurückkommen, sie sind Vergangenheit!” Wetten, dass? (Und da bin ich bei Rizzo ja beim richtigen Buchmacher meines Misstrauens).

Und damit ist immer noch nicht Schluss – Lilith, Abe und Dakota finden die Oberfläche als wahrhaft paradiesischen Garten Eden vor. Abe wünscht sich, dass genau am Punkt ihres Aufstiegs eine Kirche errichtet wird und Erzähler-Dakota brabbelt das endgültige Schlusswort: “Nur Gott weiß, wenn er auserwählt (sinngemäß), wir können es nur bezeugen. Aber was weiß ich, ich bin nur ein Hirte!” Abspann. Gagagagugugu.

Es gibt unterschiedliche Arten Filme, die hier besprochen werden – nicht unbedingt jetzt auf das Genre gemünzt, sondern dahingehend, wie ich schreib- und einfallstechnisch damit umgehe. Es gibt Filme, zu denen sprudeln die Worte nur so aus der Tastatur (über Plan 9 oder die Lais könnte ich Bücher schreiben), es gibt Filme, sie sind so medioker, so blah, dass einem nichts rechtes dazu einfallen will (Score 2 fällt mir als aktuelles Beispiel dazu ein), und es gibt Filme, die zwar durchaus alle Zutaten für einen gnadenlosen, galligen und ausführlichen Verriss aufweisen und sich sozusagen selbst auf dem Silbertablett servieren, aber so enervierend blöde, hirnrissig und hirn- und herzmarternd sind, dass sich selbst ein schundgestählter Fastallesseher wie meinereiner am liebsten keine Sekunde länger als zwingend notwendig damit beschäftigen möchte (und es ist ja nun mal so, ich schreib die Reviews freiwillig. Niemand sitzt mit der gezogenen Pistole hinter mir und sagt: “SCHREIB JETZT, DU LUDER!”) Jetzt dürft Ihr genau EINMAL raten, in welche Kategorie Shepherd fällt. Ihr habt fünf Sekunden Bedenkzeit.

Wusste ich doch, dass Ihr clever seid (sonst würdet Ihr ja auch nicht auf dieser Site lesen, harhar). Genau, es ist einer dieser unerträglichen Grottenfilme, die schlicht und ergreifend mit dem Adjektiv “bodenlos” ausreichend umrissen sind und über die man eigentlich kein weiteres Wort verlieren sollte. Aber, mein Gott, ich muss die Menschheit ja warnen. Sagen wir’s also mal so: gegen Shepherd wirken Future Fear und Falling Fire wie rasante, intelligent gestrickte dynamische Actionfetzer. Shepherd regt dagegen zum Augäpfelrausreißen an.

Wenn es einen Film gibt, für den auch das Adjektiv “konfus” erfunden wurde, dann ist es Shepherd. Das Drehbuch ist ein einziger (verdammt schlechter) Witz auf Kosten des Zuschauers, der praktisch alle wesentlichen Bestandteile der Story raten muss. Was hat es mit Dakotas fehlenden Erinnerungen auf sich? Was ist die Motivation Liliths? Wieso ist Abe der “Auserwählte? Warum hilft Sophia Miles, um ihm dann eben deswegen den Krieg zu erklären? Was sind Miles’ eigentliche Pläne und wieso liegen Lyndon und Miles über Kreuz? Was, verdammt noch mal, soll das idiotische Zwischenspiel mit dem Bauchredner und seiner transvestitischen Puppe? Und who the fuck is Bruder Rezzo (in einem Anfall des “ich trau dem Film mehr zu als man es eigentlich vermuten sollte” spekulierte ich kurzfristig darauf, dass Dakota, Miles, Lilith und alle anderen Charaktere nur Figuren in einem von Rizzo aufgesetzten Virtual-Reality-Spiel sind, auf dessen Ausgang eben von denen, die die gleiche Dimension mit Rizzo teilen, gesetzt werden kann. Aber einen solch existentialistischen Ansrpuch kann ich von einer Jackson/D’Or-Produktion wohl nicht ernsthaft erwarten).

Das Drehbuch reißt also viele Fragen an, beantwortet so ziemlich keine – okay, das muss man nicht unbedingt, interpretierbare Filme, bei denen man zwischen den Zeilen lesen muss, sind ja durchaus was Wert (Donnie_Darko, Lynch, Cronenberg), aber wenn ein solcher Anspruch hier beabsichtigt war, kann ich allen Beteiligten nur raten – lasst es bleiben, ihr seid dafür entschieden zu blöd. Anstelle eines möglicherweise mal anvisierten mysteriösen, absichtlich verwirrenden Denksportspiels mit Actioneinlagen erweist sich das Endresultat lediglich als ein verschwurbelter, unaufdröselbarer Haufen geistigen Dünnpfiffs, für den der englische Begriff “incoherent mess” viel zu wohlwollend wäre.

Was eigentlich auch wieder schade ist, denn irgendwo in dem religiös-theologisch-mystizistischem Tinnef verbirgt sich eine gar nicht mal so schlechte Idee. Okay, keine grundsätzlich neue, denn postapokalyptische Gesellschaften, die sich in verschiedene sektiererische Gruppen aufgespaltet haben, gehören auch nicht zu den alleroriginellsten Ideen der philosophischen Science-Fiction, aber das hätte durchaus Ansatzpunkte für eine halbwegs intelligente und spannende Auseinandersetzung mit dem Thema gegeben. Aber da wir nicht einmal erfahren dürfen, was die theologischen Weltanschauungen der beiden für die Story zentralen Sekten von Miles und Sophia sind, wo sie divergieren, mit welchen Methoden sie operieren und was ihre respektiven Gläubigen sich davon versprechen (vielmehr scheint die ganze Philosophie der Sekten darauf hinauszulaufen, dass wer die meisten Gläubigen hat, gewinnt, was auch immer man denen erzählt), sind die Sekten im Endeffekt völlig stinknormale postapokalyptische Schlägerbanden, die genauso gut kannibalistische Motorradrocker sein könnten (wie in Survival Zone. Der ganze religiöse Mumpitz, der Miles und Sophia in den Mund gelegt wird, besteht aus hohlen inhaltleeren Phrasen, die keine Rückschlüsse auf die eigentlichen inhaltlichen Anliegen ihrer Organisationen zurücklassen (alles, was sich dem entnehmen lässt, ist, dass Miles sich offensichtlich, warum auch immer, *tatsächlich* für berufen hält und nicht nur aus bloßer Machtgier handelt. Aber das ist auch ein wenig dünn).

Jackson/D’Or können also ihrem offenkundigen Faible für theologisch-mystizistisch angehauchte SF-Stoffe mal wieder freien Lauf lassen (wir erinnern uns: in Falling Fire drohte eine apokalyptische Umweltschützer-Sekte, der Erde einen Meteor auf den Dez fallen zu lassen, was ebenfalls breiten Raum für verquaste und falsch verstandene philosophische Ideologien bot) und Dark Ocean (aka 2103: The Deadly Wake) ließ ja am Ende sogar Naturgottheiten aktiv in die Handlung eingreifen. Die letztendlich arg simple “Erlöser”-Auflösung der hiesigen Geschichte (mit Abe als “Auserwähltem”) scheint ins sichtlich arg simple Weltbild der Produzenten zu passen (als möchten die Herrschaften sich dringend dafür empfehlen, demnächst exklusiv für einen der Bibelwerfer-Kanäle zu produzieren). Sei ihnen ja meinetwegen gegönnt, wenn sie wenigstens unterhaltsame Filme daraus stricken würden. Und selbst mit einem konfusen Script kann man ja als talentierter Regisseur noch ein bisschen was retten.

Peter Hayman, dessen singulärer Regie-Credit vor Shepherd (und auch danach, for what its’s worth) Leslie Nielsen’s Stupid Little Golf Video (sic!) darstellt, ist aber kein talentierter Regisseur. Gut, zugegeben, die Bedingungen sind mal wieder nicht gerade prickelnd, das Budget des Films dürfte vielleicht knapp im sechsstelligen Dollarbereich gelegen haben (und wenn’s erheblich mehr war, dann ist’s ein extremer Fall vom Geld-zum-Fenster-rauswerfen). Die Production Values sehen auf den ersten Blick ganz ordentlich aus, wenn einem nicht auffällt, dass die prinzipiell nicht ganz unaufwendigen Sets sich bei näherem Hinsehen als stets ein und das selbe entpuppen. Immer wieder wird der selbe Straßenzug (wohl auch mit stets der selben Aufnahme) durchfahren, Set-Redecorating rult okay, manchmal allerdings bleibt für die Set-Hintergründe nichts übrig (so z.B. in den Szenen mit David Carradine als Bauchredner. Vielleicht spekulierten die Produzenten darauf, dass das pure Star-Charisma von Carradine über den sprichwörtlich leeren Hintergrund hinwegtäuscht), die “Special Vehicles”, die sogar noch ernstlich mit einem major credit gewürdigt werden, sind lächerlich, die ganze Produktion macht einen extrem klaustrophobischen Eindruck (der einzige recht ansehnliche Spezialeffekt ist vermutlich ein digital matte, mit dem wir gleich zu Filmbeginn in die unterirdische Stadt reinzoomen). Hayman und sein Kameramann versuchen gelegentlich, durch Farbfiltereinsatz und das bewährte Stilmittel der gekippten Kamera Atmosphäre zu erzeugen bzw. davon abzulenken, dass wir ewig die selben Sets sehen, was aber erstens nicht wirklich funktioniert und sich zweitens schnell abnutzt, da vor allem das Kippen mal wieder bis zum Überdruss eingesetzt wird. Die Action-Szenen sind halbwegs okay für das geringe Budget des Films, wenngleich eher unaufwendig (lediglich der finale Sturm auf Miles’ Hauptquartier sorgt für ein wenig pyrotechnischen Aufwand und vergleichsweise hohes Aufkommen an kämpfenden Stuntmen und -women).

Hayman bemüht sich auch durchaus, das Tempo der Geschichte durch viele Schauplatzwechsel und zahlreiche kurze Einstellungen hoch zu halten – würde vielleicht klappen, wenn die Geschichte in irgendeiner Form interessant oder auch nur nachvollziehbar wäre (womit sich die berühmte Katze wieder mal in den Schwanz beißt) – die Bruder-Rizzo-Zwischenspiele ziehen dem Film aber aufgrund ihrer Eigenschaft, den Zuschauer aus der “Story” herauszureißen und zum Grübeln (“Was zum Teufel soll das jetzt wieder?”) zu bringen, sämtlich vorhandenen Drive, so dass die knapp 91 Minuten subjektiv wie eine Doppel-Vorführung aus Vom Winde verweht und Postman wirken – der Film entwickelt sich wirklich zu einer Geduldsprobe, erst in den letzten zehn-fünfzehn Minuten kommt mal richtig Schwung ins Geschehen (was aber auch nichts mehr helfen dürfte, weil jeder, der den Streifen nicht eines Reviews wegen sieht und deswegen bis zum bitteren Ende durchhalten muss, entweder bis dahin an seiner Matratze horcht oder auf gehaltvollere Kost wie die achte Wiederholung der Tagesthemen von vor vierzehn Tagen umgeschaltet hat).

Als unerträglich gestaltet sich auch mal wieder die Filmmusik von Jackson/D’Or-Stammkomponist Donald Quan, die dann auch noch die Frechheit besitzt, im besten John-Carpenter-Stil quasi über die komplette Laufzeit zu erklingen. Auch noch Ohrenfolter!

Zur vertretenen Star-Power. C. Thomas “Aus mir hätte mal was werden können” Howell, der nach seinen hier schon mehrfach zitierten durchaus eindrucksvollen Auftritten zu Beginn der 80er Jahre (namentlich natürlich vor allem in Hitcher) und zumindest noch beim Publikum erfolgreichen Nichtigkeiten wie Soul Man sang- und klanglos zum Helden zahlloser billiger B-Action-Movies abgestiegen ist, muss die Erfahrung machen, dass ein “harter-Maxe”-Bart noch keinen glaubwürdigen “zerrissenen” Charakter ausmacht. Der innere Konflikt, der seinen Charakter eigentlich antreiben sollte, bleibt in Howells Performance absolut außen vor (vor allem, da er ihm immer nur dann einzufallen scheint, wenn er vom Drehbuch gefordert wird). Natürlich liegt das auch an einer schwach geschriebenen Rolle – warum Dakota vom Cop zum Hirten geworden ist, gehört auch zu den Geheimnissen, die man uns leider nicht verraten will.

Roddy Piper – ich mag ihn ja von allen Wrestler-Schauspielern mit am liebsten. Zugegeben – der Schachzug, Roddy völlig gegen sein Image als religiös-fanatischen Sektenführer zu Kasten, hat was, aber er beraubt Piper halt auch der Möglichkeiten, das einzubringen, was er kann. Und geben wir’s zu, ein großer dramatischer Schauspieler ist Piper nicht und wird’s auf seine alten Tage nicht mehr werden. Roddy kann ass kicken und dumme Sprüche klopfen und die Rolle des Miles erlaubt ihm weder das eine noch das andere. Es hat anfänglich einen gewissen novelty value, einen gewissen Reiz, Roddy im Ornat Bibelsprüche und Gebete aufsagen zu hören und ihn in einer seiner holographischen Visionen das Kreuz schleppen zu sehen, aber der Effekt nutzt sich schnell ab und dann stellt sich eben der Eindruck ein, dass Piper selbst sich mit der Rolle nicht wirklich anfreunden kann und gar nicht erst versucht, seinen Charme auszuspielen (jaja, ich weiß, er ist der Böse und soll nicht charmant sein. Aber so was schließt sich nicht aus).

Heidi von Palleske, die ebenfalls zur Stammbesetzung der Jackson/D’Or-Werke gehört, ist hübsch anzusehen (wenn man von den hässlichen Pseudotattoos in ihrer Nacktszene absieht), spielt allerdings nicht für saure Algengrütze (und sie kann es durchaus besser, was sie auch bei Jackson und D’Or schon bewiesen hat).

David Carradine… uh-oh. Klar, wer mehrfach für Fred Olen Ray, und zwar in der Phase, als der Kerl wirklich kein Geld für seine Filme hatte, vor der Kamera stand (Warlords und Evil Toons), ist nicht wirklich wählerisch, was die angebotenen Rollen angeht, aber dass der gute David die Kohle so nötig gehabt hat, um diese absolute Debilitäts-Rolle des verrückten Bauchredners anzunehmen, ich weiß nicht. Gut, es ist gute alte Familientradition der Carradines, jeden Scheiß zu spielen, den man ihnen anbietet, aber es tut weh. Es tut wirklich weh. Vielleicht wurde David aber auch von seiner Ehefrau Marina Anderson überredet, die hier die Sophia spielt (47 Jahre alt? Boah, da hat wohl ein ganzes Rudel plastischer Chirurgen nachgeholfen!).

Mackenzie Grey (auch schon im ein oder anderen Jackson/D’Or-Film am Werk) macht aus seinem Lyndon trotz der fehlenden Motivation seines Charakters noch das beste und Raymond Serra als Bruder Rizzo, zu dem sag ich nichts, weil ich nicht weiß, was die Rolle überhaupt soll (manchmal kommt’s mir so vor, als hätte man die Rizzo-Szenen noch nachträglich in den Film geschnippelt, um ihm über die 90-Minuten-Marke zu helfen. Da Rizzo mit keinem anderen Charakter interagiert, ist das eine relativ plausible Erklärung).

Die DVD kommt aus dem Hause VCL/MAWA und wird in einem gerade noch erträglichen Vollbild-Transfer präsentiert. Das Bild könnte ist insgesamt ein wenig verrauscht und verwaschen und könnte doch erheblich schärfer sein und die Kompression ist auch verbesserungsfähig, gerade bei Explosionsszenen pixelt es doch ganz mächtig, der Kontrast ist (da wir’s mal wieder mit einem recht düsteren Film zu tun haben, nicht unwichtig) allerdings okay.

In Punkto Ton kommt uns VCL mit zwei deutschsprachigen Spuren in Dolby 2.0 und 5.1 (letzteres dürfte ein Upmix sein). Auch hier kann man sagen, dass die Umsetzung technisch okay, aber nicht brillant ist (wäre auch Perlen vor die Säue geworfen, mein ich).

Als Extras gibt’s ein extrem einfallslos gestaltetes Menü, recht ausführliche Biographien zu fast allen Darstellern, die mehr als drei Dialogzeilen haben und eine Trailershow.

Fazit: Shepherd ist einer dieser blöden neumodischen Roger-Corman-finanzierten Filme, die mich durch ihre Existenz beleidigen. 90 Minuten sinnfreien religiös-theologischen Schwurbel seh ich mir allenfalls zur Unterhaltung bei einem Wort zum Sonntag-Marathon an, aber nicht im Rahmen eines auch sonst unterbelichteten Pseudo-Science-Fiction-Films, der ersichtlich von hirnamputierten Schimpansen geschrieben wurde. Ein unerträglicher Murks, der auf den Schrotthaufen der Geschichte gehört – und ich bin mir ziemlich sicher, das zu meinem persönlichen Entsetzen tatsächlich realisierte Sequel (ohne Roddy Piper, dessen Miles-Rolle von Mackenzie Grey übernommen wird… ich will gar nicht wissen, ob und wie der Film das zu erklären versucht) braucht mir keiner anzudrehen. Kotz!

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 1


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