She Gods of Shark Reef

 
  • Original-Titel: She Gods of Shark Reef
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  • Regie: Roger Corman
  • Land: USA
  • Jahr: 1958
  • Darsteller:

    Chris/Christy Johnson (Bill Cord)
    Jim/Lee Johnson (Don Durant)
    Mahia (Lisa Montell)
    Queen Pua (Jeanne Gerson)
    Hula Dancer (Carol Lindsay)
    N.A. Beverly Rivera


Vorwort

Abt. Alles Roger, oder was?

In meinem stetigen Bestreben, der werten Leserschaft Abwechslung zu kredenzen (auf Deutsch: nix konkret Splädda + Gore in det Review, weeste?) fiel mir neulich (d.h. heute) ein, dass ich schon ewig lang keinen klassischen Billigkintopp aus Opas Mottenkiste unter die Lupe genommen hatte, wohl aber auf einem ganzen Fundus diesbezüglicher Ware sitze. Diese Heuler haben für den Reviewer (also Euren Doc) den nicht zu unterschätzenden Vorteil kurzer Laufzeiten, da muss man nicht so viel mitschreiben (und ich bin ja bekanntlich notorisch faul).

Wenn man schon in die Untiefen der Vergangenheit hinabsteigt, kann man sich ja gleich an einen der großen Meister selbst halten, womit wir beim Thema Roger Corman wären. Über Corman selbst muss ich an dieser Stelle hoffentlich keine großen Worte verlieren (und wer jetzt wirklich Nachhilfe braucht, auf der „Hall of Fame“-Seite findet sich eine Kurzbiographie). Ganz kurz und pragmatisch gesagt – Corman = B-Movie, sei´s als Regisseur oder Produzent; seit Mitte der 50er Jahre kommt man, sei´s in Drive-in- oder Grindhouse-Kinos, Videotheken oder Kabelfernsehen an seinen ökonomisch hergestellten Kloppern nicht vorbei.

Unser heutiges corpus delicti führt uns in die allererste Schaffensphase des Meisters zurück, als er noch für Schmalspurbudgets für die legendäre B-Film-Schmiede AIP einen Streifen nach dem anderen herunterkurbelte und sich dabei keine Genre-Scheuklappen aufsetzte. Schon damals war Corman ein ausgesprochener Sparfuchs – unser heute zu besprechender Film verdankt seine Existenz seinem sprichwörtlichen Hang dazu, unnötige Geldausgaben zu vermeiden. AIP hatte ihn 1956 nach Hawaii geschickt, um dort einen Südsee-Abenteuerfilm namens Naked Paradise zu drehen. Corman, nicht blöde, dachte sich, wo ich schon mal hier bin, kann ich doch auch gleich ´nen zweiten Film drehen und lieferte für ein Budget von 50.000 Dollar (zum Vergleich, Ed Woods Plan 9 From Outer Space, und wir wissen alle, * wie * aufwendig der aussieht, kostete schlappe 89.000 Dollar, also fast das Doppelte) She Gods of Shark Reef (schon allein grammatikalisch ein bedenklicher Titel, weil weibliche Gottheiten doch auf gut Englisch eigentlich „Goddesses“ heissen müssten) ab. Es sollte uns zu denken geben, dass AIP (die, wir wissen es, nun wirklich JEDEN Schmu auf die Leinwand los liessen, ohne rot zu werden) satte zwei Jahre brauchte, um sich darüber klarzuwerden, was man mit diesem Film anstellen könnte, ehe er relativ sang- und klanglos als lower bill zu Night of the Blood Beast 1958 auf die Autokino-Runde geschickt wurde, wo er prompt keinerlei gesteigerte Beachtung erfuhr. Konsequenterweise vergass man bei AIP oder verzichtete bewusst darauf, das Copyright zu verlängern, weswegen der Film mittlerweile in den USA im Public Domain steht, weswegen man sich als verantwortungsbewußter Filmfreund den Streifen kostenneutral (so man ´ne DSL-Flat hat) bei den Freunden von archive.org streamen oder herunterladen kann (womit denn auch geklärt wäre, wie ich an den Film kam).

Damit genug der Vorgeschichte, rein in den Film – 63 Minuten Billig-Corman von anno dunnemals sitzen wir doch auf einer halben Backe ab, oder?


Inhalt

Du merkst, du bist in einem 50er-Jahre-Film, wenn selbst ein Low-Budget-Produkt aus der unteren Liga einen wunderschön (von einer Sängerin namens Sylvia Syms ins Mikro gehauchten) Titelsong zu bieten hat. Außerdem weist der Vorspann uns sicherheitshalber darauf hin, dass das kommende stolze Werk on location auf den wunderschönen Eilanden von Hawaii gedreht wurde. Wichtige Information, zweifellos, nicht so wie z.B. ein klitzekleines bissl Background, was, wie, wo sich und warum mit wem sich folgende Szene, die erste unseres offiziellen Films an sich, abspielt.

Jedenfalls schwimmen zwei Kerle unter einem Landungssteg rum und wollen offenbar nicht von einem bewaffneten Wachtposten/Soldaten/Polizisten/was-auch-immer gesehen werden, der schwitzend, nervös und recht missmutig auf dem Pier rumstapft. Unsere beiden Heimlichtuer sind a) ein amerikanischer Hunk (der zum Plantschen seine langen Hosen anbehalten hat… Ehrensache, dass die knochentrocken sind, wobald der Herr Land betreten hat) mit typisch intellektuell beschränkt wirkenden Gesichtsausdruck (also sowas, was dabei rauskommt, wenn man sich die Klasse eines jungen Steve Reeves [siehe Jail Bait] nicht leisten kann) und b) ein vage asiatisch aussehender Kerl mit weißem Zauselbart, der so manchem Nu-Metaller als Vorbild gedient haben könnte und der sein Messer nicht nur sprichwörtlich, sondern auch absolut im Wortsinn quer zwischen den Zähnen trägt. Sind das Übeltuer? Aber der Yankee dürfte doch per se der Held sein? Fragen über Fragen.

Der Asiate krabbelt an Land und legt sich mit gezücktem Messer in Deckung, während der Amerikaner hinter dem Wachtposten (einer der eher unaufmerksamen Sorte, möchte ich mal meinen) aus dem Wasser steigt und den armen Kerl (der übrigens vage südländisch aussieht) mirnix-dirnix hoppladihopp erwürgt. Weil das Würgen aber zu lang dauert, greift der Asiate ein und rammt dem bedauernswerten Gesellen sein Messer in die Plauze (ja, es gibt tatsächlich ein bissl Blut, das sogar aus des Geplätteten Mund träufelt. Für ´56 dürfte das eine recht brutale Szene gewesen sein. Also doch Splädda).

Ami und Asiate verschaffen sich Einlass in ein Lagerhaus und stemmen dort eine Kiste auf. In selbiger befinden sich – Knarren, Schießprügel, Ballermänner (d.h. zumindest EINER, mehr Requisite konnt´ Keule Corman sich nicht leisten). Dummerweise entdeckt draußen vor der Tür einer der Kollegen des Gekillten erstens dessen achtlos fallengelassene Wumme (man sollte, wenn man schon Leute umbringt, wenigstens oberflächlich seine Spuren beseitigen – vor allem, wenn man davon ausgeht, dass es von der Sorte Wachtposten vielleicht ein paar mehr geben könnte) und zweitens die nicht besonders einfallsreich versteckte Leiche (außerdem bewundern wir den vielfältigen Tag-/Nacht-Wechsel in der Szene, wie ihn Ed Wood nicht schöner hingekriegt hätte. Ich hab irgendwie das Gefühl, dass der gute Roger hier nicht gerade sein Herzblut kübelweise verschüttet hat). Der Asiate ahnt übles, hüpft ins Wasser und schwimmt vom Acker, während der Ami natürlich nicht so ohne weiteres den Schwanz einziehen kann und den zweiten Wachmann eine Sekunde zu spät, der hat nämlich schon mit seiner Trillerpfeife Alarm geblasen, eins auf den Nüschel hauen will. Es kommt zum Zweikampf, man beboxt sich ein wenig, doch dann packt der Yankee einen griffbereit herumliegenden Haufen schwerer Eisenketten und schleudert diesen gar bösartig auf den gerade per Fausthieb niedergestreckten Gegner. Der reicht zwar nicht sofort den Abschied ein, aber ist zumindest soweit beeinträchtigt, dass er auch ein bissi Blut spuckt und ansonsten der schwimmenden Flucht unseres, hm, wird das wirklich der „Held“ werden, Helden nur noch ein paar ungezielte blaue Bohnen hinterherballern kann.

Sehr mysteriös das alles – ich wiederhole mich, wer gerade was wo und warum gemacht hat, scheint nach Auffassung der Filmemacher nicht essentiell wichtig für uns Zuschauer zu sein – immerhin waren das knapp 8 Minuten (also fast 1/8 des ganzen Films) ohne ein einziges gesprochenes Wort.

Möglicherweise könnte der nachfolgende Monolog Aufschluss geben, aber einige Filmrisse und die etwas unzureichende Tonqualität lassen mich nur in groben Zügen erfassen, was (scheinbar vom Amerikaner aus dem Prolog) per voiceover über die Einblendung einer Karte des südchinesischen Meers (ich glaub zumindest, dass es sich um das südchinesische Meer handelt) gelabert wird. Soviel ist klar – nach dem brisanten Vorfall, dessen Augenzeugen wir eben geworden sind, muss unser Yankee geschwind Luftveränderung betreiben und verfällt daher auf die Idee, auf eine Insel namens Ruturoa (wenn ich´s richtig verstanden hab, wofür ich keinerlei Garantie und Gewährleistung übernehme, auch nicht nach dem EU-Recht) zu fliehen, wo ein paar Freunde, die ihm sicherlich hilfreich zur Seite stehen würden, ansässig seien. Blöderweise, so informiert uns unser narratierender Freund, sei die hierfür verwendete Schaluppe 300 Meilen vor der Insel in einen Hurrikan und auf ein Riff geraten…

Womit wir lästige Exposition, die, wenn wir ehrlich sind, nicht wirklich was gebracht hat und auch nur nebensächlich mit der darauffolgenden Plotte zu tun haben wird (wie mir Future Doc glaubhaft versichert), für´s erste abgehakt haben und direkt in den Sturm des Jahrhunderts umschalten und sehen, wie ein Segelboot von widrigen Winden wie ein Ping-Pong-Ball auf den Wellen umhergeschleudert und anschließend versenkt wird. Ich beiße mir auf der Stelle den rechten Daumen ab, wenn diese Szenen tatsächlich für * diesen * Film gedreht wurden. Nicht, dass sie tricktechnisch oder sonstwie besonders toll aussähen, aber soll ich glauben, dass ROGER CORMAN eine potentiell aufwendige Szene selbst gedreht hat, wenn´s irgendwo in der Arkoff-Library oder sonstwo eine passende Einstellung eines Films aus dem Jahr 1872 gibt?

Zwei Kerle (einer davon zweifellos unser Honk, äh, Hunk-Held) sind mächtig dabei, abzusaufen, werden aber von einer tauchenden Maid (allerdings keiner Meerjungfrau, sondern ersichtlich einer für Landbewohnung konstruierten Mamsell) zu DRAMATISCHER MUSIK aus der Wreckage und sie garstig fesselndem Seetang o.ä. befreit, bevor´s zu spät ist. Zwischendurch legt sich die Lebensretterin auch noch mit einem Hai (irgendwoher muss das „Shark“ im Titel ja kommen) – einem wenig eindrucksvollen Exemplar der 1,5-Meter-Kategorie (nicht, dass ich unbedingt nähere Bekanntschaft mit einem solchen liebenswerten Tierchen schließen möchte, aber es gibt sicher, eh, monumentalere Exemplare der Spezies) an und ritzt es mit ihrem Messerchen an. Die Geretteteteten werden in Einbäume verfrachtet und an Land gekarrt, wo sich die komplette einheimische Bevölkerung bereits versammelt hat. Und guess what – es handelt sich ausschließlich um Frauen! Yippie! Oder doch nicht yippie, weil selbstredend (wir müssen gewisse Klischees erfüllen) ist eine der Amazonen (die übrigens allesamt recht züchtig mit Kleidern im klassischen Hawaii-Look, äh, bekleidet sind) eine dicke fette Mama (uhaa, ich wittere gar fürchterlich unlustige Lustigkeiten).

Wo ein Haufen junger (naja) knackiger (ähem) Insulanerinnen ohne männliche Aufsicht rumturnt, kann eine gestrenge Königin derselben nicht weit sein. Ist sie auch nicht. Sie heißt Pua (was sich allerdings erst gut 20 Minuten später aufklären wird, bis dahin hieß sie in meinen Notizen einfach „Chefin“), spricht ein recht gutes Englisch (zumindest, wenn´s gebraucht wird, weil sie mit den männlichen Hauptfiguren spricht. Im Gespräch mit ihren Untergebenen bedient sich sich des selben „du-gehen-darüber“-Radebrechs wie die Mädels selbst) und sieht auch insgesamt wenig hawaiianisch-südseeinsulanisch denn herkömmlich kaukasisch aus (was natürlich daran liegt, dass sie selbstverständlich handelsübliche Kaukasierin ist, so rein darstellerinnentechnisch gesehen). Während einer unserer Überlebenden, ein blonder Hunk von Kerl (im Vergleich zum dunkelhaarigen Hunk von Kerl, den wir aus dem Prolog kennen) von seiner Lebensretterin aufgrund eines „US-NAVY“-Tattoos als ehemaliger Angehöriger dieses Vereins identifiziert wird (wow, die kann * LESEN *), grummelt Pua etwas über verärgerte Gottheiten. Blondhonk erkundigt sich nach dem werten Befinden eines gewissen Jim (und ich gebe zu, here this film lost me. Wenn ich die Dialoge richtig verstehe, sagen ihm die Inselmädels durch die Blume, dass der abgesoffen ist, der Dunkelhaarhonk liegt aber halbbewußtlos im anderen Kanu und wird zumindest von der IMDB als „Jim alias Lee“ identifiziert. Wenn ich jetzt wüsste, ob auf dem Segler ursprünglich drei oder zwei Mann waren [was ist eigentlich aus dem Asiaten geworden?] könnte ich jetzt nachvollziehen, ob die sich andeutende Namensänderung Jim/Lee vielleicht ein geistesgegenwärtig ausgeheckter Plan von Blondhonk ist, um die Identität seines Kumpels zu tarnen. Ihr werdet gleich verstehen, worauf ich hinauswill).

Pua ist grummelig, denn den Fremden ist das Betreten der Insel selbstverständlich offiziell streng untersagt, wobei witzigerweise als Gesetzesgrundlage keine jahrtausendealte mythische Überlieferung o.ä. fungiert, sondern die schlichte Tatsache, dass das Eiland im Privatbesitz der „Island Company“ (talk about them generic company names) sei. Nun, technisch gesehen haben die Honks die Insel bereits betreten und einfach ins Meer zurückschubsen hält die olle Schnepfe offenbar auch nicht für eine gangbare Alternative – in zehn Tagen werde das nächste Versorgungsschiff der Company eintreffen, mit dem wird man die Honks dann halt wegschicken. Bis dahin dürfen die Yankees ins „Gästehaus“ einziehen (soviel also zum „nicht betreten dürfen“. Mich wundert, dass Pua nicht noch ´nen roten Teppich ausrollt). Blondhonk greift in seine Hosentasche, als aufrechter amerikanischer Bürger hat er wohl seine Brieftasche oder wenigstens seine Amex-Karte gerettet, und scheint eine monetäre Gegenleistung für die Unterkunft erbringen zu wollen, was Pua mehr oder weniger entrüstet ablehnt. Das Haus sei eh leer (hm, sie meint wohl „momenten unbewoht“, weil möbeliert isses voll) und bezahlt wird´s eh vonne Vierma (die wird sich freuen, für die Kosten aufkommen zu dürfen). Pua beansprucht lediglich die Namen der Schiffbrüchigen, um diese in ihren Bericht aufnehmen zu können (ah ja, Königin eines Amazonenstamms, aber in kapitalistischen Konzern-Diensten, und Berichteschreiberin. You live and learn). Blondhonk stellt sich als Christy Johnson vor (Christy… this name just oozes masculinity, dont´cha think?), Dunkelhonk sei sein Bruder Lee (oder Jim. Je nachdem, siehe oben), und die beiden seien auf einer wissenschaftlichen Expedition beim Sammeln von Specimen (von was auch immer, genauer wird der Herr Blondhonk Christy nicht) verunfallt (allerdings sind sie nach seiner Eigenauskunft „freelancer“, also wird´s weniger um wissenschaftliche Erkenntnisse zum Wohle der Menschheit als vielmehr um Verscherbelnswertes gegangen sein).

Pua befindet, dass die Klamotten der Herren sich in beklagenswertem Zustand befindet und lässt von ihren Untertaninnen Ersatz ranschaffen. Weil´s auf der Insel nunmal aber keine regulären Sackträger gibt, gibt´s hier auch keinen Herrenausstatter und massgeschneiderte Tuxedos, sondern nur Frauenfummel, was die Mädels (die aber durchaus zu wissen scheinen, was Männer, so rein prinzipiell und biologisch gesehen, sind) natürlich zum Kichern finden und dazu führt, dass sich die aufrechten amerikanischen Hengste für den Rest der Laufzeit Lendenschurze umwickeln, die theoretisch nach einer Mischung aus Gladiatorenschurz und Miniröckchen aussehen, aber durch die modisch bewusst gesetzten Hawaii-Motive noch lächerlicher wirken als eh schon. Nennt man wohl Spott, den man zum Schaden immer gratis dazu kriegt. Ansonsten gibt Pua noch etwas zu bedenken – die Island Company („ein weltberühmter Konzern“, wie sie nochmals bekräftigt, und zwar so weltberühmt, dass Lee und Chris Gesichter machen wie die Schwalberln wann´s blitzt) habe die Insel samt Einwohnerinnen erworben, weil hier bzw. draußen im Meer Perlen zu finden seien, die die jungen hübschen Dinger tauchenderweis ernten.

Soweit, so gut. Pua hisst eine Fahne an einer Palme, nicht aus Spass oder weil ihre Schnuckis jeden Morgen zum Fahnengrusse anzutreten haben, sondern weil das ein Kommunikationsmedium ist – ein „semaphore tower“, mit dem sie mit der Company in Verbindung tritt (äh. Ich bin vielleicht beschränkt und so, aber so ein Fähnchen kann man maximal ein paar Kilometer weit sehen, mit Fernrohr vielleicht ´ne Ecke weiter. Wo bitteschön sitzt die Gegenstelle? Oder haben die ´nen Satelliten auf die Palme gerichtet? Das anzockelnde Schiff kann ja wohl nicht gemeint sein, 10 Tagesetappen auf See sind selbst bei zurückhaltender Geschwindigkeitsschätzung schlappe 2000 Meilen und SO ein gutes Fernrohr haben die sicher nicht an Bord). Und wenn die Gegenstelle wirklich in Sichtweite ist, kann man da auch mit´m Einbaum rüberschippern und die lästigen Jungs persönlich abliefern. Ich liebe es, wenn sich Filme ihre Plotpunkte mit Fleiß selber kaputtmachen).

Lee ist dieweil nervös – er fürchtet (wg. der Sache aus dem Prolog, von der wir aber immer nicht wirklich wissen, was und warum da eigentlich stattgefunden hat), von der Polizei verfolgt und auf diesem Eiland aufgespürt werden zu können (wie sollten die Bullen auf die Idee kommen, dass er sich hier aufhält? So sie ihn * überhaupt * verfolgen?) und möchte daher so schnell wie möglich, und nicht erst in zehn Tagen, von der Insel weg. Chris gibt zu bedenken, dass Lee ja immerhin einen Menschen umgebracht habe und demzufolge die Strafverfolgungsbehörden mit gewisser Legitimation seine Festnahme betreiben könnten. Lee zieht sich auf den Standpunkt „ich hatte keine andere Wahl“ zurück (selbst bei wohlwollender Betrachtung kann ich das jetzt so nicht unterschreiben. Notwehr sieht anders aus, das war eher Vorsatz), Chris behauptet, mit Lee auf dieser Basis nicht weiter diskutieren zu wollen und Lee grumpft seinen Bruder (ob das überhaupt stimmt mit der geschwisterlichen Beziehung? Aus oben geschilderten namenskonfusionistischen Gründen bin ich mir da nicht sicher) an, dass er sich eigentlich Hilfe versprochen habe und keinen besserwisserischen Rhabarber.

Chris unterhält sich daher lieber mit Pua, die dafür, dass sie die beiden Honks ja gar nicht auf ihrer Insel haben will (zumindest behauptete sie das ja) recht freundlich und auskunftsfreudig ist. Unser blonder Recke hat nämlich beim Absaufen auf dem Meeresgrund ein steinernes Idol entdeckt (das uns hilfreicherweise, weil´s vorhin nämlich NICHT im Bild war, kurz eingeblendet wird. Think Osterhase, äh- -insel). Das hat seine Richtigkeit, erklärt Pua, das ist Tangaroa, der Hai-Gott des Riffs, dem die Mäderlkolonie hier in Anbetung verpflichtet sei und der a) etwas verärgert und b) hungrig sei. Wenn´s denn irgendwohin in Richtung eines Plots führt, soll mir das auch recht sein. Immerhin ist der Film jetzt schon fast zu einem Drittel rum und wohin sich die Plotte entwickeln will, ist noch nicht abzusehen.

Lee und Chris haben sich ein Floß zurechtgefummelt und nutzen selbiges als Basis für ein paar Tauchgänge, um aus dem Schiffswrack zu retten, was zu retten ist (und das ist nicht viel. Frage mich nur, warum sie sich dafür extra ein Floß basteln mussten. Wollten ihnen die Eingeborenen kein Kanu ausleihen?). Chris ist ziemlich pissed, weil das gesunkene Boot sein selbstpersönliches war und sich damit ein gehöriger Batzen Geld, so rein wertmäßig gesehen, verabschiedet hat (nicht versichert? Dumm gelaufen).

Die Mädels sitzen dieweil in ihrem Dorf rum und mampfen. Als die beiden (selbstredend durchtrainierten waschbrettbäuchigen) Honks von ihrem Wracktaucherausflug zurückkommen, rennt die Lebensretterin, deren Gelüste im Hinblick auf Chris kaum zu übersehen sind, sicherheitshalber mal auf und davon (wiesoweshalbwarum? Auch wer fragt, bleibt dumm).

Unsere Helden sind etwas übelgelaunt, wenngleich wohl aus unterschiedlichen Motiven. Pua sülzt irgendwelchen Blödsinn über das Schicksal, das die Kerls hierhergeführt habe, aber die plagt momentan mehr der Kohldampf. „The girls will feed you“, erfüllt Pua pflichtschuldigst chauvinistische Männerträume (wobei, bei dem Glück, dass die Honks haben, ist dafür die Dicke zuständig). Und weil Pua den beiden Logiergästen vorsichtshalber nicht über´n Weg traut, verbietet sie ihnen unter allen Umständen das Betreten der Perlen-Lager- und -Verarbeitungshütten. Ich fürchte, damit hat die olle Jungfer zumindest einem der beiden Knaben erst einen Floh ins Ohr gesetzt, der sich noch bitterlich dafür rächen wird. Zumindest ist den Jungs erst mal klar, dass Pua nicht wirklich ihrem Fanclub beigetreten ist (ich will ja nicht drauf rumreiten, aber Pua lässt euch auf der Insel in einem nicht übel – für Südseeinselverhältnisse – ausgestatteten Gebäude, mit echten Betten usw., residieren, ihr werdet verpflegt und für Transport in die Zivilisation ist auch schon gesorgt… also ich kenne Inselhäuptlinginnen, die auf unerwünschte männliche Anwesenheit wesentlich allergischer reagieren…).

Lee plagt immer noch der Wunsch, die Insel baldestmöglich zu verlassen und wünscht sich daher von seinem Bruderherz, er möge sich doch an die in ihn verknallte Lebensretterin ranmachen, da man jemanden mit Insider-Informationen bräuchte. Das Girl heißt übrigens Mahia (und, wie alle primitiven Eingeborenen in schlechten Filmen, redet von sich in der dritten Person: Mahia will dies, Mahia tut das, man kennt das ja). Obwohl Lees obskurer Plan, von der Insel wegzukommen, ersichtlich darauf basiert, dass Mahia in Chris verschossen ist, ist er, zumindest entnehme ich das seinem Gesichtsausdruck, ein bissl angefressen, dass das Inselgirl Chris ihm vorzieht.

So, wir haben immer noch nichts, was sich entfernt nach einer Story anhört, der Film marschiert stramm auf die Halbzeitmarke zu, also, was machen wir, zumindest wenn wir Roger Corman heißen? Logo, wir schlagen ein paar Minuten Screentime mit Hula-Hula-Tanz am Lagerfeuer tot. Die, ähm, rhythmischen Bewegungen der ersten gefeatureten Tänzerin haben zwar (der Doc widmet diese Szene im stillen Gedenken Orgy of the Dead) nur rudimentär mit der Musik und dem Gesang, den uns die Tonspur auf die Ohren knallt, zu tun, aber was soll´s… Mahia erklärt Chris, dass der Tanz symbolisiert, wie er und Lee Schiffbruch erlitten und hier auf die Insel gekommen seien (die Girls sind wirklich fix, kaum sind die Jungs einen Tag auf der Insel, haben die schon extra einen speziellen Tanz choreographiert und einstudiert. In der Zeit bekäme die ARD nicht mal einen Brennpunkt auf die Reihe). Zur allgemeinen Belustigung (ich hab´s geahnt) darf auch die dicke Fette ein paar Sekunden im Tanzzirkel abrocken, ehe eine, actually recht hübsche Insulanerin einen Bauchtanz vorführt (schwer hawaiianischer Brauch, schätze ich). Alles recht nett und stuff, aber, verdammte Hacke, könnten wir uns vielleicht mal einer STORY annähern? Ich trau Corman ja viel zu, aber dass er einen Film mit dem Titel She Gods of the Shark Reef vorsetzt, indem maximal eine angedeutete Liebesgeschichte passiert, das wäre selbst für den Schundmeister ziemlich dreist.

Mahia wünscht sich nun, dass Chris auch das Tanzbein schwingt, aber der ist wohl ein Vorfahr von Farin Urlaub (think „Ist das dein Arsch oder meiner?“) und hat kein Vertrauen in seine tänzerischen Qualitäten. Mahia bietet sich als moralische und tanzpartnerische Unterstützung an, romantische Ukulelen-Musik erklingt (auch wenn weit und breit kein Ukulelenspieler zu sehen ist, nicht mal Stefan Raab) und nach einigem guten Zureden ergibt sich Chris in sein Schicksal. Mahia legt ihm im Tanz einen Blütenkranz um die Schultern und Chris, being an american Dummbratz, fummelt solang an dem Freundschaftsgeschenk rum, bis es kaputt geht. PANIK! AUFRUHR! CHAOS! Die Musik stoppt sofort und die Mädels inklusive Pua flüchten hysterisch in ihre Behausungen. Chris und Lee spielen Ölgötze auf Kufen und stehen ratlos und solo in der Gegend rum.

Am nächsten Morgen gehen die Mädels trotzdem ihrer geregelten Arbeit, dem Perlentauchen, nach, aber Chris ist sich darüber im klaren, dass er wohl ungewollt irgendein ungeschriebenes Gesetz gebrochen und dafür für die Girliebande zum Tabu geworden ist. Lee ist das ziemlich wumpe, er will von der Insel weg, und dafür braucht man (aus mir zwar völlig unerfindlichen Gründen, aber ich nehm ja alles, was den Plot vorwärtsbringt) Mahias Hilfe. Chris macht sich aber immer noch Sorgen, weil er einen Hai in der Bucht gesehen hat (wichtig zum Plotverständnis, oder auch nicht, die Insel wird offensichtlich komplett von einem Riff umgeben), aber das ist für Lee eher ein positives Signal: „Wenn er reingekommen ist, kommen wir auch raus“ (irgendwie scheint Lee nicht ganz zu kapieren, dass ein Hai ein Fisch und demzufolge z.B. nicht auf langweilige Hilfsmittel wie Boote angewiesen ist).

Chris macht sich also auf die Suche nach Mahia, die nicht mit den anderen Mädchen aufs Meer paddelt (dafür, dass Chris tabu ist oder eins gebrochen hat, sind die Frauen weiterhin ziemlich freundlich zu ihm, lassen sich von ihm ihre Boote ins Wasser schieben und winken ihm fröhlich zu). Lee stapft durchs Unterholz und findet tatsächlich ein wurmstichiges Kanu, dieweil Chris Mahia entdeckt, die an einem anderen Strand im Meer schwimmt. Chris gesellt sich dazu und auch hier kann von „tabu“ bzw. dem, was ich mir in meinem jugendlichen Leichtsinn drunter vorstelle, nicht wirklich die Rede sein.Mahia macht nämlich nicht den Eindruck, als wäre ihr Chris´ Gesellschaft unangenehm, vielmehr gibt´s Jux & Spielerei in und unter Wasser (damit kann man natürlich auch wieder ein paar Minuten füllen, und schließlich wollen wir´s mit Plot Development nicht übertreiben). Wieder am Strand erklärt Mahia Chris, was eigentlich Sache ist. Der Hai-Gott (Tangaroa, wir erinnern uns) ist nach Ansicht der Eingeborenen ein bissl pissed, weil Mahia die Yankees gerettet hat, und jetzt hat Chrissimann zu allem Überfluss noch das Blüten-Tabu gebrochen, und das wird sicher Unglück und andere Katastrophen bringen, zumindest hat das Pua, nebenberuflich auch Hohepriesterin des Haikults, in ihren Fischeingeweiden o.ä. gelesen (oder im Telegramm von der Firmenzentrale). „Vielleicht wird Chris sterben“, säuselt Mahia mit schönstem Treuherzig-Doof-Kuck-Blick. Chris hält natürlich nichts auf irgendwelche heidnische Aberglauben und erkundigt sich nach Mahias Alter. Da die Antwort zufriedenstellend (nämlich „18“) ausfällt, fühlt sich Chris offenbar auf sicherem Terrain und schmatzt dem Mädel (nachdem er sich noch vergewissert hat, dass es auf der Insel keine Kerle gibt, Mahia weiß übrigens auch nicht, warum das so ist. Die biologische Funktion eines Männes scheint ihr und den anderen Fegern auf der Insel ja durchaus klar zu sein. Aber das ist ein Plotpunkt für Schlunz) einen Kuss auf die Lippen (ob er sich´s verkniffen hätte, wenn sie 17 gewesen wäre?).

Pua beobachtet, wie Chris und Mahia händchenhaltend durch die Botanik hüpfen und ist nicht glücklich darüber (wann waren das Amazonenköniginnen je?). Lee berichtet Chris von seinem Bootsfund und zeigt ihm das bessere Wrack, behauptet aber ersichtlich wider besseres Wissen und den Augenscheinsbeweis, dass das Kanu, abgesehen von der Lappalie eines gebrochenen Masts, „in tip top shape“ sei (mir deucht, der Kerl braucht einen dringenden Kursus in Sachen angewandter Schiffbau. Ich würde mit dem Ding nicht mal in meiner Badewanne schippern wollen). Pua macht Chris zur Schnecke und befiehlt ihm ultimativ, seine gierigen Griffel von Mahia fernzuhalten. Seit die Männer auf der Insel seien, bringe Mahia keine Perlen mehr (wie auch, wenn sie nicht arbeitet) und sei, nach dem Vorfall beim Tanzabend, auch verflucht und schlechtes Omen usw. usf. Außerdem stellt die Inselchefin klar: die Männer gehören an einen „other place“, Mahia aber auf diese Insel und sonst nirgendwohin, und GRRRRRR nochmal, jawoll.

Diese recht unverhüllte Drohung hinterlässt bei unseren glorreichen Helden keinerlei gesteigerte Wirkung. Am nächsten Morgen wird Chris von heftigem Getrommele seitens der Dicken geweckt (Lee hat ´nen soliden Schlaf und lässt sich von derartigen akustischen Belästigungen nicht stören). Neugierig schleicht Chris auf den zentralen Dorfplatz und wird dort Augenzeuge eines heidnischen Rituals. Die Inselschnuckis sitzen ums Feuer und chanten irgendwelchen Stuff, Oberpriesterin Pua ist für die Gebete zuständig und ruft die Insel- und Seegötter um Beistand an, insbesondere Tangaroa, der doch netterweise die Mädelsbande von ihren Sünden erlösen und von seinem Zorn verschonen solle. Ein diesbezügliches Zeichen wäre nett. Tangaroa ist aber wohl kein Frühaufsteher oder ganz allgemein ein mieser Kommunikator, er sagt nämlich gar nix, was von Pua wohl nicht ganz unzutreffend als Unzufriedenheit interpretiert wird. In ihrem Handbuch „Südseeinselbeherrschung mithilfe dämlicher Gottheiten für Anfänger“ steht zum Glück, was man in einem solchen Fall machen muss – eine Zeremonie der „Purification“, und die soll´s am nächsten Morgen geben – als erfahrener Abenteuerfilmgucker ahne ich, wo das wieder hinführt, vor allem, weil Mahia mit etwas belämmertem Gesichtsausdruck allein am Feuer zurückbleibt. Hat diese Insel zufällig einen Vulkan (ich mein, so von wegen reinjumpen und so)? Chris macht sich auch seine Gedanken, zwar nicht unbedingt die richtigen, aber immerhin Gedanken (ist bei so einem trainierten Dude wie ihm ja schon bemerkenswert genug). Mahia erklärt, dass die Zeremonie darin bestehe, zum Riff hinauszuschwimmen und dem wutigen Gott en paar Geschenke zu überreichen. Chris erinnert sich und seine Geliebte an die possierlichen Haie und die damit verbundenen Gefahren, aber Mahia wiederum weist ihn darauf hin, dass es sich bei den Haien um die Verkörperung des Gottes handelt (äh, du hast aber vorhin schon, als du Chris gerettet hast, einen Hai angepiekst. Macht man das mit Göttern?). „Du könntest sterben“, echauffiert sich Chris, der irgendwie nicht ganz mitkriegt, worum´s bei der ganzen Angelegenheit geht. „Tangaroa ist hungrig, Mahia macht Gott wütend, Mahia geht!“, verklickert sie ihm in ihrem herzigen Radebrech. Tscha, so ist das wohl.

Ehe wir uns versehen, ist´s der nächste Tag und die Girls paddeln in ihren Kanus zum Riff (eh, wolltet ihr nicht schwimmen?). Chris schwant übles und hat Glück, dass rein zufällig ein Stück Holz am Strand rumliegt, das exakt wie ein Surfbrett aussieht (die Natur treibt seltsame Blüten,. Herr Corman, hätten wir wenigstens so TUN können, als ob das Ding ken aus dem nächstbesten Hawaiianischen Surfshop geliehenes Board ist?), greift sich einen achtlos liegen gelassenen Speer, schwingt sich aufs Brett und macht sich auf die Verfolgung.

Pua zieht währenddessen ihr Ritual durch, das sich darin äußert, dass drei besonders junge hübsche Inselschnuckis mit per Blütenkränzen o.ä. gefesselten Händen ins Wasser geschubst werden, damit sie dort zu des Gottes Wohlgefallen absaufen. Mahia selbst trägt die Startnummer 3 und geht ebenfalls auf Tauchgang. Elender Held, der Chris ist, jumpt er mit dem Speer in die See, harpuniert einen unschuldig vorbeischwimmenden Babyhai und rettet die schon mächtig ertrinkende Mahia. Wie es sich für einen ordentlichen amerikanischen Hero gehört, sind ihm die anderen zwei Girls, also die, in die er nicht verknallt ist, völlig wurscht, die dürften nun also den Meeresboden zieren.

Die Hohepriesterin ist begreiflicherweise nicht sehr angetan von Chris´ beherztem Eingriff in die freie Religionsausübung und verfolgt mit „No! No!“-Keifern und „Tangaroa not forgive!“-Rufen (vor lauter Aufregung kann sie wohl nicht mehr in vollständigen Sätzen sprechen, was ihr ansonsten im Dialog mit den Amis eigentlich stets gelang) den Blondhonk auch an Land, wohin er die bewußtlose Mahia in Sicherheit schleppt. Chris ignoriert das Geblöke der Priesterkönigin und auch, dass die anderen Mädels ständig „Tabu Tabu“ kreischen (hm, er hat doch gar kein Wort gesagt, das als Hinweis gilt? Unnötige Gesellschaftsspiel-Referenz), ist ihm egal. Hauptsache, er kann Mahia abschmatzen (Egoist).

Chris schleppt Mahia ins Gästehaus und stellt ihr dort die Gretchenfrage: „Willst du mit mir gehen?“ (Und zwar von der Insel weg). „They no let Mahia go“, gibt sich das Mädchen grammatikalisch bedenklich zurückhaltend und Chris wird klar, dass er hier nur mit hypothetischen Fragen weiterkommt: „Wenn du mit mir fortgehen könntest, würdest du?“ Aber logo, „Mahia würde mit Chris überall hin gehen!“ Das trifft sich in Hinsicht auf unseren Plot jetzt ziemlich günstig, denn endlich hat auch Chris nun einen Grund, die Gastfreundschaft Puas nicht länger als irgend nötig überzustrapazieren, sondern vielmehr schleunigst die Ausreise zu beantragen.

Chris latscht also zu Lee, der am Boot bastelt und bereits einen Mast und ein Segel handgetöpfert hat, ahnen aber nicht, dass Pua ihn missgünstiger Stimmung verfolgt und beobachtet. Ein paar richtige Schlußfolgerungen später taucht Pua im Gästehaus auf und hasselt Mahia kraft ihrer Autorität als Inselvorsteherin heraus: „Die Amerikaner sind schlecht“, redet die Inselfürstin Antiimperialisten aller Länder das Wort und stellt überdies fest, dass bereits am nächsten Tag die Polizei kommen und die fiesen Yankees festnehmen werde (die Bullen hat sie also auch über ihre Flaggenpalme gerufen? Schick. Ich will auch so ´nen Semaphore-Turm, das scheint besser zu funktionieren als e-mail oder Fax). Mahia will sich losreißen, die beiden Frauen kratzen sich ein bisschen und Mahia gelingt es, einen Hilfeschrei auszustossen, der die beiden Honks auf den Plan ruft. Die maskuline Muskelpower überwältigt Pua verständlicherweise problemlos (tja, dumm, wenn man keinen eher praktisch veranlagten Gott anbetet, der einen im Krisenfall unterstützen könnte), aber Pua gibt sich kämpferisch: „Jetzt werdet ihr NIEMALS von hier wegkommen!“ (Wie sie das umzusetzen beabsichtigt, ist zwar fraglich, aber was soll´s). Die Honks schubsen Pua ins Gästehaus und erfreuen dort die Bondage-Freunde, indem sie die alte Schachtel fesseln und knebeln. Nach kurzer Beratung der Sach- und Rechtslage steht für Lee fest: Heute nacht oder nie muss die Flucht erfolgen. Mahia macht große dumme Augen und fragt traurig, ob Chris Mahia denn im Stich lassen werde. Natürlich nicht, versichert Chris und Lee dämmert´s, dass sein Bruder den Südseebesen mit nach Hause nehmen will und hält das für eine in vielfältiger Hinsicht blöde Idee, denn zum einen sei sie krank (? Hä? Wovon spricht der Kerl? Die ist vielleicht vor ein paar Stunden beinahe ersoffen, aber, eh, davon stirbt man nicht…), zum anderen sei im Boot nicht genügend Platz und im übrigen sei das typisch für Chris – immer die Lage durch unnötige Frauengeschichten verkomplizieren. Chris löst das Dilemma eher basisdemokratisch, indem er Lee eine aufs Maul haut, womit die Sache ersichtlich ausdiskutiert, beschlossen und verkündet ist (wir sollten wieder viel öfter Probleme auf diese Weise lösen… erspart viel Zeit).

Stellt sich noch die Frage, was man mit Pua machen soll. Chris sieht klar: „Wir müssen sie mitnehmen!“ (????) Sie würde nämlich andernfalls die anderen Girls warnen (eh, und warum kann man dann der Ollen nicht eine auf´n Nüschel hauen, sie gefesselt und geknebelt irgendwo in einen Schrank packen und abhauen, solang sie nicht gefunden wird?). Lee willigt ein: „Schaff sie ins Boot!“ (Grad war´s ihm noch zu klein für drei und jetzt sind vier kein Problem? Selbst bei Corman gab´s schon, äh, logischere Drehbücher). Der Plan besteht nun darin, dass Lee Puas Büro (für eine Inselkönigin residiert sie nämlich, Company sei dank, in einem modernen Office mit Schreibtisch und Wandschrank und nicht auf einem Knochenthron o.ä.) nach Brauchbarem für die Flucht, Kartenmaterial, Kompass etc., durchsuchen will, während Chris und Mahia nach schnabulierbaren Vorräten ausschauen sollen (und ich überlege immer noch, ob ich es für eine gute Idee halte, in einem offenbar hurrikangefährdeten Gebiet eine Strecke von 300 Seemeilen in einem besseren Einbaum zurücklegen zu wollen, Thor Heyerdahls Kontiki hin oder her).

Lee wird leider bei seinem plump-vertraulichen Einbruchsversuch beobachtet – Alarm, Alarm. Bedrängt von zahlreichen sich unfreundlich gerierenden Südseeinsulanerinnen gelingt es unseren Helden mit Müh und Not, das Boot zu Wasser zu lassen und auf´s Meer hinauszusegeln (es hilft natürlich, dass die Insulanerinnen keine Anstalten machen, die Flüchtigen etwa mit ihren eigenen Booten zu verfolgen, was sogar dadurch noch dümmer wird, dass Chris & Co. vielleicht 200 Meter vor der Küste, am Riff, ´ne Pause einlegen werden).

Mahia schlägt vor, Pua loszubinden. „Might as well“, brummt Chris und beweist damit einmal mehr eingeschränkte Geistesfähigkeiten. Pua legt, von ihrem Knebel befreit, sofort los und textet Mahia zu, wonach die Honks unverfronerweise Perlen geklaut hätten (das ist übrigens insofern eine lustige Szene, weil Pua und Mahia hörbar auf Englisch parlieren, Chris und Lee aber drehbuchgemäß so tun, als verstünden sie kein Wort und sich das Geblabber von Mahia übersetzen lassen. Wäre auch zu viel verlangt gewesen, wenn die Darstellerinnen von Mahia und Pua ein paar Brocken Hawaiianisch auswendig gelernt hätten, um wenigstens den Anflug der Illusion, sie würden sich in der Inselsprache unterhalten, zu wahren). Nachdem Mahia also übersetzt hat, welch finsteren Vorwürfe die Inselchefin erhoben hat, streitet Lee, dem seitens Chris scheinbar alles zugetraut wird, energisch ab, auch nur im Dunstkreis einer Perle aufenthaltig gewesen zu sein. Aber es kümmt mir schon wieder verdächtig vor, dass Lee nun behauptet, es wäre viel zu gefährlich, jetzt (angeblich bei Abenddämmerung, obwohl´s hellichter Tag ist) das Riff passieren zu wollen, man solle also vielmehr an einem der Felsen anlegen und dort die Nacht verbringen (ich wiederhole mich – das alles ist in Sichtweite des Strands. Es würde nichts und niemand die Insulanerinnen daran hindern, ihre Kanus zu satteln und zu einer Befreiungsaktion zu blasen; übrigens ist der Seegang ausgesprochen mäßig – was SO gefährlich daran sein soll, mit einem Kanu ohne der Rede werten Tiefgang zwischen den paar deutlich erkennbaren Felsbrocken durchzuschippern, erschließt sich mir nicht ganz). Der Vorschlag wird umgesetzt. Pua versucht sich unauffällig abzusetzen, wird aber ertappt; Lee befiehlt, die Alte wieder zu fesseln.

Pua fühlt sich nun genötigt, den einzigen eher kryptischen Hinweis auf die Entstehung der Amazonen-Siedlung zu geben, indem sie Mahia anblafft, ob das der Dank dafür sei, dass sie (also Pua) sie (also Mahia) damals TM als kleinem Kind das Leben gerettet habe (soll ich das jetzt so verstehen, dass Pua quasi eine Lebensgemeinschaft weiblicher Schiffbrüchiger o.ä. eröffnet hat? Ach was, auf diesen Aspekt wird keine weitere Dialogsilbe verschwendet werden, also vergessen wir den ganzen Schmand einfach). Lee gibt etwas unverständlichen Text von sich, der seine Motivation darstellt, sich genehmigterweise vom Rest der Gruppe etwas abzusetzen (der Ton ist an der Stelle schlecht, er scheint zu behaupten, dass er sich auf dem Felsen etwas umsehen wolle. Warum auch immer er das tun sollte, fragt sich Chris nicht).

Mahia erkundigt sich bei Chris, weshalb die Yankeehonks denn vor der Polizei flitzen müssten, wrauf Chris widerwillig damit rausrückt, dasss Lee beim Waffenschmuggel geschnappt worden sei und dabei einen Mann umgelegt habe (ist ja richtig nett, dass man uns keine zehn Minuten vor Schluss eindlich mal verrät, was der Prolog mit dem Restfilm zu tun hatte. Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf – das, was Lee da getan hat, sah weniger nach „Waffenschmuggel“ denn nach „Waffenklauen“ aus). Und weil Chris seinem Bruder bei der Flucht geholfen hat, ist er technisch gesehen ein Komplize. Tja, das sowas von sowas kommt. Mahia stellt fest, dass Lee ein schlimmer Finger ist, aber „he not like you!“ Das wird Chris jetzt sicher beruhigen, kann man bei ´ner Gerichtsverhandlung bestimmt super verwenden.

Was macht Lee mittlerweile wirklich? Ideen, die Dummnuss Pua in seinen Schädel implantiert hat, umsetzen. Er schwimmt nämlich zurück zur Insel (ich wiederhole mich – der kann problemlos vom Riff zur Insel schwimmen und die blöden Inseltucken kommen nicht auf die Idee, mal in ihre Boote zu steigen und ihre verschleppte Königin zu retten? Die müssen echt froh sein, die Olle losgeworden zu sein), bricht erneut ins Büro ein und klaut * JETZT * die Perlen (immerhin einen ganzen Beutel voll. Ob man damit SO reich wird?). Weil er sich nur unwesentlich geschickter anstellt als bei seinem ersten Einbruchdiebstahl, wird er erneut ertappt, und zwar von der fetten Mama. Bösartige Bestie, die Lee ist, zieht er ihr was über´n Schädel.

Begünstigt durch den Umstand, dass die Turteltauben Chris und Mahia nur Augen für sich selbst haben, gelingt es Pua, an einem scharfkantigen Felsen ihre Fesseln aufzuratschen und heimlich, still und leise ins Wasser zu hüpfen und zur Insel zu schwimmen (die müsste eigentlich auf halber Strecke Lee begegnen). Sie erreicht gerade den Strand, als ihre Untertaninnen die schöne Bescherung im Büro entdeckt haben. Pua kommt also grad rechtzeitig, um die Gegenmaßnahmen persönlich überwachen zu können.

Überraschenderweise braucht Muskelhonk Lee für die gleiche Schwimmstrecke scheinbar länger als die alte Pua, er kraucht jedenfalls deutlich später am Riff wieder an Land und bemerkt zu seinem Entsetzen, dass er eine Gefangene weniger hat als vorher. „Jetzt müssen wir SOFORT weg“, schimpft er, doch seinem Compadre fällt der Beutel auf, den Lee vorhin noch nicht hatte. Lee stellt sich auf den Standpunkt, dass die widerrechtliche Aneignung der Perlen in desem Fall nicht zu beanstanden sei, da man ja aufgrund des Schiffbruchs monetär momentan verdammt mau ausgestattet wäre. Im übrigen hätte ihn niemand aufgehalten, bzw. diejenige, die´s versucht habe, „won´t stop anybody for a long time, har-har-har!“ (Ich will seine Fähigkeiten als Superschurke jetzt nicht unterschätzen, aber ich glaube, von einem halbseidenen Schlag auf die Omme geht so´ne dicke Lady nicht kaputt). Chris hat jetzt von den kriminellen Lumpereien seines Gefährten die Schnauze voll: „Es ist immer das gleiche mit dir!“ (Wenn Lee sowas schon öfter durchgezogen hat, sollte Chris eh mal überdenken, ob er ihn nicht schon zu lange moralisch unterstützt hat). Klopp of the Honks!

Lee und Chris polieren sich also gegenseitig die Freßbretter und stürzen dabei auch ins kühle Nass des Ozeans, was uns ein paar hübsche Unterwasser-Kampfaufnahmen ermöglicht (think James Bond, only worse). Lee gewinnt die Oberhand, indem er Chris den Sack Perlen auf die Zwölf drischt. Das bringt Chris soweit aus der Puste, dass er sich von Mahia wieder zurück auf den Felsen hieven lassen muss. Im Gefühl des sicheren Sieges schickt Lee sich an, das Boot alleine zu Wasser zu lassen und stiften zu gehen. Doch es naht Unheil (nicht etwa in Form von Pua und ihren Kriegerinnen, die mit Booten offenbar mindestens fünfmal so lange für die Strecke brauchen wie ein handelsüblicher Schwimmer) in Form einer Haifinne! (Nein, fällt dem Film kurz vor Toresschluß doch tatsächlich noch ein, dass er das Wort „Shark“ im Titel führt?).

Blödbirne Lee gelingt es, irgendwie, warum auch immer, vielleicht war ihm grad danach, aus dem Boot ins Wasser zu fallen und sich im Tauwerk des bei gleicher Gelegenheit ebenfalls zusammengeklappten Masts unter der Wasseroberfläche zu verfangen, was, so rein atemtechnisch gesehen, ziemlich unpraktisch ist. „Tangaroa“, murmelt Mahia und will wohl darauf hinaus, dass den verbrecherischen Lee uns sein gerechtes Schicksal grausam ereilt, aber Chris hat seine philanthropische Ader noch nicht ganz überwunden und schreitet beherzt zum Rettungsversuch, schafft´s aber irgendwie nicht, Lee aus der Takelage zu befreien. Alles muss man selber machen, wird sich Mahia denken, zückt ihr Messer und springt ebenfalls in den Ozean, wo sie den Hai-Gott konfrontiert und ihn, wie blasphemisch, killt bzw. zumindest blutig ansticht (was clevererweise, wieso zwei Haiattacken filmen, wenn man auch eine drehen und zweimal verwenden kann, mit exakt den gleichen Bildern dargestellt wird, die wir schon am Anfang des Films hatten). Nun wird´s etwas unübersichtlich – Mahia schwingt sich ins Boot, Chris versucht weiterhin, Lee zu retten, weitere Haie tauchen auf, Chris gibt auf, Lee ersäuft oder wird von den Haien gefressen (wovon man natürlich nichts zu sehen bekommt), Chris steigt ins Boot (dieser geasmte dramatische Showdown des letzten Satzes dauert im Film ungefähr 15 Sekunden. Spannung, nimm deinen Durchlauf).

Pua, die mit ihrer Frauschaft natürlich die entscheidenden Augenblicke zu spät kommt, gröhlt den ins Abendrot davon segelnden Liebenden ein verzweifeltes „Mahia“ hinterher und ringt sich eine Träne aus dem Knopfloch. Mahia aber sieht zuversichtlich in die Zukunft: „Lass uns gehen, der Wind ist stark, wir lassen das Böse hinter uns!“ Und dann ist Schluss.

Verflucht, da dachte ich eigentlich, bei einem Film, der sich mühselig über die 60-Minuten-Marke schleppt und beim Ansehen von mir eigentlich als ziemlich trostloser Heuler klassifiziert wurde, könnte mein Review mal wieder kürzer werden. Und was ist nu? Ich bin auf Seite 11. Soviel Plot hat dieser Film doch gar nicht… aber so ist das halt mit den Drive-in-Kloppern aus den 50ern.

Gut, ich hab ja das wesentliche grad schon gesagt – She Gods of Shark Reef ist selbst bzw. gerade für einen Roger-Corman-Film, auch wenn der Meister damals noch am Anfang seiner beeindruckenden Karriere stand und man den Streifen daher bestenfalls als direktoriale Fingerübung ansehen kann und muss, eine ziemlich öde Angelegenheit. Das Konzept „Männer stranden auf einer nur von Frauen bewohnten Insel“ ist eigentlich im B-Film-Bereich ein surefire thing, eine Plotte, die man selbst bei bösestem Willen normalerweise nicht kaputt machen kann, ohne seinem Film nicht wenigstens die ein oder andere Prise Exploitation oder (nötigenfalls unfreiwilligen) Humor zu spendieren (selbstverfreilich ist es aus Konsumentensicht zu begrüssen, wenn die Produzenten ein paar Dollar mehr für Spezialeffekte oder wenigstens Stock Footage ausgeben und auf der Amazoneninsel noch ein paar Riesenaurier oder ähnliche Urviecher aussetzen). Womit wir beim Problem wären: „eigentlich“ und „normalerweise“. Das Drehbuch, erdacht von Robert Hill (der u.a. den mit gewisser nostalgischer Verklärung betrachteten Saurerschotter The Beast of Hollow Mountain und die Trashgranate Sex Kittens Go To College [mit dem eindrucksvollen Cast Mamie van Doren, Vampira Maila Nurmi und Conway Twitty] scriptete, ehe er diverse Folgen der Agenten-Serie The Man from U.N.C.L.E. schrob) und Victor Stoloff (ein gebürtiger Russe, der in Hollywood nie wirklich Fuss fasste (sein größter Verdienst dürfte sein, dass er beim Anna-Magnani-Klassiker Vulcano von 1950 einige Dialoge schrieb), ist ein Musterbeispiel dafür, wie man es schafft, einen völlig humor- und spannungsfreien Abenteuerfilm (dessen primäre Zutaten nun mal Humor, Spannung und Abenteuer sein sollten) zu Papier zu bringen. Das Script hat keine Ahnung, was es sein will – geht’s ihm um die Abenteuerfilmaspekte (davon finden sich im Film vielleicht fünf Minuten), um ein dröges Liebesdrama unter Palmen (das macht beinahe wirklich noch die Hauptsache aus) oder doch nur um eine Kriminalgeschichte? Unsicher, welchen Weg es nun einschlagen soll, entscheidet sich das Script in den ersten 30-35 Minuten sicherheitshalber dafür, * überhaupt * keine Geschichte zu erzählen (und wie einfallsreich das Deckmäntelchen einer Story ist, das sich der Film umhängt, sieht man schon daran, dass der parallel gedrehte Naked Paradise eigentlich genau das gleiche Set-up aufweist – ein paar Gangster landen nach einem fehlgeschlagenen Raubzug unfreiwillig auf einer tropischen Insel und versuchen, von dort wieder wegzukommen).

Der größte Fehler (und dabei auch noch ein absolut dummer Fehler, ich weiß gar nicht, wie man den begehen kann, ohne völlig gehirnamputiert zu sein) des Scripts ist, dass er aus der Grundsituation „zwei Kerle stranden auf einer Insel voller Frauen“ nichts, aber auch rien gar nichts macht. Dieses Faktum – wie gesagt, eigentlich ein hundertprozentiges Erfolgsrezept für ein launiges B-Movie – wird vom Film völlig ignoriert, es hat auf die Story keinerlei Einfluss, der Film könnte auf einer „gemischtgeschlechtlich“ bewohnten Südseeinsel genauso spielen. Die Möglichkeiten, daraus ein Spannungsfeld (oder wenigstens ein paar humoreske Einlagen) zu entwickeln, bleiben völlig verschenkt. Die Mädchen akzeptieren die Kerle mit dem Hula-Hula-Äquivalent eines Schulterzuckens („hm, aha, Männer. Okay, zurück an die Arbeit“) und die Jungs, die wundern sich über die T&A-Ansammlung auch wenig (Chris fragt genau EINMAL bei Mahia nach, warum’s auf der Insel keine Männer gibt. Mahia weiß es nicht, und damit gibt der Honk sich zufrieden. Man hätte ja mal bei Pua anfragen können, die gab sich zu Beginn ja relativ freundlich und hätte vielleicht ein-zwei Schwänke aus der Inselhistorie zum Besten gegeben). Die obligatorische Liebesgeschichte Chris/Mahia hätte ebenso funktioniert, wenn’s auf der Insel native boys gegeben hätte, die entwickelt sich nicht aus der erstmaligen Konfrontation Mahias mit dem männlichen Geschlecht (zumal die anderen Frauen an Chris oder dem sich in dieser Hinsicht zumindest einmal leicht zurückgesetzt fühlenden Lee nicht das geringste Interesse haben, nicht mal Neugier). Aus der ganzen Tension, die einer solchen Situation grundsätzlich innewohnt, entwickelt sich nichts – und dann muss man sich halt schon die Frage stellen, warum die Autoren überhaupt meinten, dieses Set-up zu wählen (okay, ich stelle wieder Ansprüche an ein Drehbuch, das Cormans Spießgesellen vermutlich nach einer durchzechten Nacht im Hotel auf ihre Bierfilze gemalt haben, nachdem Roger auf die Idee kam „wir könnt’n ja noch’n Film drehen, hicks“).

Ziemlich rätselhaft und nirgendwohin führend ist auch der Schachzug, die Insel in den „Privatbesitz“ einer ominösen „Firma“ zu stellen. Ob die Perlen nun im Auftrag eines internationalen Konzerns geerntet werden oder weil die Inselschönheiten vor lauter Langweile sonst nix besseres zu tun haben, ist völlig egal – vom Script selbst sind solche modernistischen Anspielungen völlig unnötig, sie tun nichts zur Sache (und ich reite nochmal auf dem Umstand rum, dass Inselscheffin Pua mit ihrer Firmenzentrale per Flaggensignal kommuniziert. Ich will gar nicht erst raten, auf wieviele mögliche Arten das dämlich, unpraktikabel und völlig idiotisch ist). Stichwort Pua – für eine jungfrauenopfernde Priestertyrannin ist die eine echt umgängliche. Ihr Widerstand gegen die Männer besteht aus einem „eigentlich-dürftet-ihr-die-Insel-nicht-betreten-aber-da-steht-unser-Gästehaus-nein-es-macht-keine-Umstände-die-Firma-zahlt-alles“ – pures personifiziertes Böses, da kriegt man Gänsehaut nur vom Hinschauen, gelle? Es ist jedoch in beschränkter Weise lustig, dass Pua zwar offenbar voll ins globale Wirtschaftsleben integriert ist, ein schmuckes Büro bewohnt und sich ihre Dienste offenbar durchaus in harten Dollars bezahlen lässt, aber keine Probleme damit hat, drei ihrer Schnuckis dem Haigott zum Fraß vorzuwerfen. Könnte man glatt ein gesellschaftspolitisches Statement nennen, wenn ich nicht wüsste, dass Corman und seine Autoren möglicherweise viele Anliegen hatten, aber ganz gewiss keine Kapitalismuskritik.

Die ganze Geschichte um die Haigötter (da muss ich noch mal auf dem Titel rumhacken… „She Gods“ gibt’s in dem Film keine einzige, dafür aber „Shark Gods“, bzw. wenigstens einen solchen. Aber Shark Gods of the Reef klingt natürlich wesentlich weniger prickelnd als She Gods of the Shark Reef. Das Drive-in-Publikum orientierte sich bei der Filmauswahl bekanntlich primär an fetzigen Titeln) ist genauso schwachsinnig wie der Rest der dünnen Story – man schmeißt mit Begriffen wie „tabu“ um sich, ohne eine Ahnung zu haben, was das tatsächlich bedeutet (okay, Chris wird für tabu erklärt, das hindert aber niemanden auf der Insel daran, weiterhin mit ihm gut Freund zu sein. Wieso glaub ich das nicht?). Welches „bad luck“ die Männer nun eigentlich genau auf die Insel bringen (abgesehen von ihrer Anwesenheit an sich), das es rechtfertigt, mal eben einen nicht zu vernachlässigenden Anteil der Gesamtbevölkerung götterbesänftigungstechnisch den Haien vorzuwerfen, bleibt ebenfalls ungeklärt – Chris macht den Blütenkranz kaputt und alle sind in Panik (in einem vernünftig gescripteten Film würde zumindest ein Ereignis geschildert werden, das von den Eingeborenen auf diesen grauenvollen Frevel zurückgeführt wird. Und nein, „Mahia bringt keine Perlen mehr“ reicht mir dafür nicht aus).

Immerhin ist die Opferungszeremonie der einzige recht stimmungsvolle Moment des Films (den macht aber Chris mit seinem perfekt zugeschnittenen Surfbrett mühelos wieder zunichte) und in jeder Hinsicht der Höhepunkt des Films (der völlig konfuse und hanebüchene Showdown, indem Schwimmer schneller sind als Boote, Männer aus keinem besonderen Grund ins Wasser fallen, sich in Tauen verwickeln und von Haien gefressen werden oder auch nicht, ist ein Paradebeispiel für „lasst-uns-den-Film-schnell-zuende-bringen-mir-fällt-nix-mehr-ein“).

Charaktere braucht man im Drehbuch natürlich nicht zu erwarten – alle Figuren sind strictly one-note. Lee, der Bösbursche, Chris, der strahlende makellose Held, Mahia, die hübsche Love Interest und Pua, die knurrige Königin. Mehr Sprechrollen gibt’s eh nicht, der Rest des Ensembles ist reine Komparserie.

Handwerklich, das hab ich oben auch schon angedeutet, ist der Film selbst für frühe Corman-Verhältnisse auffällig schwach und wirkt lustlos heruntergekurbelt. Ganz besonders negativ fällt der (mit dem Restfilm streng genommen zusammenhanglose) Prolog des Einbruchs in das Waffenlagerhaus mit seinen zahllosen Beleuchtungs- und Tag- und Nacht-Goofs. Ich kann mir den Eindruck nicht verkneifen, da ich weiß, dass Corman ein schneller und billiger Arbeiter war, aber zumindest zumeist ein solider Handwerker, dass dieser Prolog von AIP zur Kinoauswertung von 1958 einfach angetackert wurde und von einem anderen Hausregisseur schnell an einem Nachmittag realisiert wurde – es ist für Corman einfach * zu * schlecht, nach meiner bescheidenen Ansicht (und wenn’s doch von ihm ist, sind’s vermutlich wirklich die übelsten acht Minuten, die er in seiner langen langen Karriere belichtet hat).

Die Kameraführung müht sich redlich, aus der hawaiianischen Insellandschaft Gewinn zu ziehen – leider sind die Landschaftsaufnahmen auf die Dauer eher uninteressant, weil stets die gleiche Landschaft gezeigt wird, wobei ich zur Ehrenrettung des Films festhalten muss, dass es sich ursprünglich um einen Farbfilm handelt (und auch auf DVD als solcher vertrieben wird), die mir vorliegende PD-Fassung allerdings ordinär in schwarz-weiß daherkommt. Dadurch dürfte die Fotografie durchaus an Wirkung verlieren. Die Unterwasseraufnahmen sind für ihr Alter gar nicht mal so schlecht, auch wenn Sparschwein Corman natürlich nach Möglichkeit immer wieder die gleichen Aufnahmen einfiedelt, wenn mal ein Hai zufällig ins Bild kommt. Der Schnitt ist relativ rumplig, was aber auch was mit dem Alter und dem sicher insgesamt eher beklagenswerten Zustand des Ausgangsmaterials zu tun haben kann.

Corman kann, das haben wir schon festgestellt, nur eingeschränkt was für ein ödes, langweiliges Script, das sich irrsinnigerweise trotz der eigentlich konsequenten Weigerung, einen Plot zu haben, in Plotholes geradezu suhlt (wir haben ja schon genügend Beispiele dafür angesprochen, ich muss sicher nicht NOCH ausführlicher werden. Ich hab schließlich Pfingsten was vor). Er kann natürlich schon etwas dafür, dass er den Film aber auch insgesamt öde und langweilig gestaltet. Gut, es ist schwer, in eine dröge Plotte künstlich Tempo und Dynamik zu injizieren, aber Corman versucht’s nicht mal. Er filmt einfach uninspiriert das Script runter – man fühlt deutlich, es ist nicht unbedingt die Art Film, mit der er sich als Regisseur wohl fühlt, da war er in der Monster-/Horror-Ecke doch deutlich besser aufgehoben; ein kleines Südseedrama mit aufgesetzten Abenteuer- und Krimielementen, da kann er sich einfach nicht entfalten. Der Film plätschert in einem verdammt lahmen Tempo vor sich hin – einzig in der Opferungszeremonie und dem dafür, wie erwähnt, völlig hirnlos montierten Showdown wird ein wenig aufs Gaspedal getreten, aber echter B-Movie-Fun kommt dabe nie auf.

Bei einem Schmalhansbudget von 50 Riesen ist klar, dass in dem Film nicht wirklich etwas vorkommt, das auch nur so entfernt aussieht, als könnte es Geld gekostet haben. Die Sets sind schlicht (wenn’s überhaupt Sets waren und nicht on location gedreht wurde), 90 Prozent des Films spielt eh in der Natur oder unter Wasser. Immerhin wurde ersichtlich mit echten Haien (der kleineren Sorte) gedreht, dafür schon mal ein gewisses Anerkenntnisnicken, und für einen Film aus dem Jahr 1956 gibt sich die Chose in zwei-drei kleinen Szenen, vor allem im Prolog, überraschend blutig.

Der Cast ist dabei nicht besonders talentiert, aber zumindest in ein-zwei Positionen nicht uninteressant. Bill Cord (Chris) und Don Durant (Lee) spielen typische amerikanisch-debile Muckiburschen, die ausser einem leicht depperten Gesichtsausdruck maximal die mimische Ausdrucksbreite eines zusammengestürzten IKEA-Billy-Regals aufweisen. Durant erscheint mir zumindest noch eine Prise lebhafter als Cord, aber das bewegt sich im Nuancenbereich. Interessant ist, dass beide Darsteller jeweils 1959 die Hauptrolle in einer Fernseh-Western-Serie an Land zogen. Cord ergatterte den Helden-Slot in der (längst vergessenen) kurzlebigen Show Pony Express (die es auf 33 30-Minuten-Episoden brachte), Durant (der zumindest, im Gegensatz zu Cord, vor diesem Film schon ein paar Erfahrungen im Entertainment-Bereich hatte und auch als Sänger nicht ganz ohne Erfolg blieb) zog die Titelrolle in der von Aaron Spelling (!) produzierten Serie Johnny Ringo an Land, die’s zwar auch nur auf 38 halbstündige Folgen brachte, allerdings heute noch in Syndication läuft und trotz beachtlichen Publikumserfolgs nur deswegen nach der zweiten Season gecanceled wurde, weil der Sponsor ausstieg und kein Ersatz gefunden wurde (man erinnere sich – das war die TV-Steinzeit in den USA, wo eine Serie noch von einem einzelnen Sponsor präsentiert und finanziell ausgestattet wurde). Durant, der für Johnny Ringo selbstpersönlich den Titelsong schrieb und ihn auch sang, zog sich nach einigen Jahren, in denen er über Gastauftritte in verschiedenen TV-Serien nicht hinauskam, frustriert aus dem Showbiz zurück und schlug eine erfolgreiche Karriere als Makler ein.

Die weibliche Hauptrolle übernimmt mit Lisa Montell eine gebürtige Polin. „Polen“ und „Hawaii“ drängt sich jetzt nicht unbedingt als direkte Verbindung auf, aber Montell wirkt zumindest ansaztweise authentisch – im Gegensatz zu vielen anderen, mit reinrassigen Kaukasiern besetzten Abenteuerfilmen der gleichen Ära kann man * fast * glauben, Montell wäre wirklich ein Kind der Südsee. Montell, die natürlich keine große schauspielerische Leistung vollbringen muss, alldieweil das Script ihr eh nur abgehackt-geradebrechte Sätze in den Mund legt und sie ansonsten mit „große Augen machen“ und „ein bissl tauchen und schwimmen“ davonkommen lässt, war, wenig überraschend, in ihrer kurzen B-Film-Karriere auf „exotische Charaktere“ abonniert. Sie spielte ähnliche Rollen wie hier in Pearl of the South Pacific und dem erwähnten Parallel-Film Naked Paradise, gab in World Without End, einem frühen SF-Hobel, eine Marsianerin, in Tomahawk Trail eine Apachin und gelegentlich auch Mexikanerinnen. Mit dem Südamerika-Inka-Abenteuerfilm Daughter of the Sun God (wo sie, wider Erwarten, eben nicht die Göttertochter spielt) klang 1962 ihre Filmkarriere aus.

Irgendwie bemerkenswert dämlich ist auch das Casting von Jeanne Gerson als Inselkönigin – Gerson sieht nun, beim aller-aller-aller-allerbesten Willen nicht anders aus als eine mittfuffzichjährige Amerikanerin – wenn man die Hintergrundgeschichte um die Insel und die „Firma“ vielleicht etwas ausgearbeitet hätte (eigentlich hatte ich auf einen diesbezüglichen Plotpunkt gewartet, der das ganze Brimborium um den Shark-Gott usw. als Hoax enttarnt), hätt‘ ich damit leben können, aber Pua ist nach dem Willen des Scripts wohl tatsächlich eine Eingeborene, die den ganzen Schmufix * glaubt *, und dann ist das einfach nur lächerlich. Gerson spielte nach diesem Film übrigens eine kleine Rolle in dem von Ed Wood geschriebenen (und von mir händeringend gesuchten) The Bride and the Beast (aka Queen of the Gorillas) und wurde letztmalig 1974 in dem Horrorfilm The Touch of Satan gesehen. Gerson deutet gelegentlich an, dass sie dazu in der Lage wäre, ihre Rolle durchaus mit Engagement und Verve zu erfüllen, aber das Script gibt ihr leider dazu (aus geschildert dämlichen Gründen) keine Gelegenheit.

Die originale Farb-Fassung des Films gibt’s, wie gesagt, von Alpha Video für recht kleines Geld (8 $) bei amazon.com zu kaufen, für umme kann man, wie auch schon erwähnt, die s/w-Version bei archive.org guten Gewissens downloaden. Die Bildqualität des von mir präferierten MPG4-Formats (knapp 170 MB) ist erträglich – auf dem PC-Monitor kann man sich das durchaus noch im Vollbildmodus ansehen, ohne dass einem gänzlich schlecht wird. Klar, es gibt Verpixelungen und gelegentlich heftig ineinander verlaufende Konturen, aber ich hab DVDs, die nur unwesentlich bis gar nicht besser aussehen. Und für „koschtnix“ darf man sich bekanntlich nicht beschweren. Der Ton ist zumeist akzeptabel verständlich.

Damit darf ich doch noch zum Schluß kommen (meine Güte, und ich dachte, ich komm mal mit 8 oder 9 Seiten aus… und jetzt kratzt ich vermutlich doch gleich noch die Nummer 15 an. Shoot me). She Gods of Shark Reef ist eindeutig ein „lesser Corman“. Der wichtigste aller Billigfilmer liefert mit diesem irgendwie planlosen Stück Pseudo-Abenteuer-Schmafusi eine ziemlich lustlose Arbeit ab – da ist kein Herzblut drin, kein Engagement, kein Willen, mehr als nur seinem Auftraggeber einen Gefallen tun und einen zweiten Film mehr oder weniger gratis dazuzuliefern. Es spricht halt in der Tat Bände, dass AIP, die sich nun wirklich für kaum was zu schade waren, den Streifen erst zwei Jahre später in die Autokinos brachte. Das Ding ist öde, langweilig, handwerklich stellenweise bedenklich und auf jeden Fall einer der Filme, die man Leuten um die Ohren hauen sollte, die behaupten, Ed Wood hätte die schlechtesten Filme aller Zeiten gedreht. Denn Eddies Werke hatten immer einen immensen Unterhaltungswert – hier beschränkt sich das Entertainment für den Zuschauer auf ein paar leidlich attraktive Frauen, die sich dem Zeitgeist gemäß aber nicht wirklich „enthüllend“ darstellen können, den lauen unfreiwilligen Humor zweier hauptrollender Knallchargen und einem selten blöden Drehbuch, das selbst für einen schnell hingerotzten 50er-Jahre-B-Quickie ziemlich erschütternd ist. Zweifellos weniger schmerzhaft als so mancher deutscher Amateurgorefilm, aber auch nicht wirklich das, womit man sich einen entspannten Abend machen kann. Selbst Corman-Enthusiasten (-komplettisten kann’s ja eigentlich gar nicht geben… so große Regale werden nicht hergestellt) dürften ziemlich unisono zu dem Ergebnis kommen: She Gods of Shark Reef ist eine tumbe Schlaftablette, die man getrost vergessen kann.

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


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