Ricochet – Der Aufprall

 
  • Deutscher Titel: Ricochet - Der Aufprall
  • Original-Titel: Ricochet
  •  
  • Regie: Russell Mulcahy
  • Land: USA
  • Jahr: 1991
  • Darsteller:

    Denzel Washington (Nick Styles), John Lithgow (Earl Talbott Blake), Ice-T (Odessa), Kevin Pollak (Larry), John Amos (Nicks Vater)


Vorwort

Der junge Streifenpolizist Nick Styles bringt auf spektakuläre und TV-taugliche Weise den Killer Earl Talbot Blake, der sich gerade bei einem Drogendeal ungerechtfertigt bereichern wollte, hinter Gitter. Die Verhaftung bringt Polizei und Stadtverwaltung dringend benötigte gute Presse und so erweist sich Nicks Medienpräsenz als Karrieresprungbrett… Sieben Jahre später ist aus dem jungen ambitionierten Straßencop ein stellvertretender Bezirksstaatsanwalt und Familienvater geworden, dem die Öffentlichkeit aus der Hand frißt. Blake hingegen schmort immer noch im Knast, aber auch er hat sich die Zeit gut vertrieben und eine heftige Styles-Psychose aufgebaut. Nun hält Blake den Zeitpunkt für seine Rache gekommen, bricht mit Hilfe einer Neonazi-Gruppierung aus und täuscht clevererweise umgehend seinen Tod vor. Jetzt kann der der ausgetüftelte Racheplan in die Tat umgesetzt werden – Styles einfach nur umzubringen, ist Blake erheblich zu einfach – er will Styles‘ Leben nach Strich und Faden ruinieren…


Inhalt

„Ricochet“ wird gern genannt, wenn in Action-Filmfreund-Kreisen die Frage nach einem guten Film von Russell Mulcahy außer „Highlander“ aufkommt. Um mich als diesbezüglich schwer voreingenommen zu outen – den hohen Stellenwert, den die Fanbase „Ricochet“ einräumt, konnte ich nie ganz nachvollziehen (wenn man mir die obige Frage stellen würde, ich täte „Resurrection“ sagen). „Richochet“ ist zweifellos ein ganz netter Thriller und sieht, wie man es bei Mulcahy ja auch mit Fug und Recht erwarten darf, sehr edel aus, aber der rechte entscheidende Kick will sich einfach nicht einstellen, trotz Bemühen um Spannungsaufbau, raffinierte Plotentwicklungen und flotte Actioneinlagen wird der Streifen nie richtig zwingend. Daran sind schon mal ein paar Läßlichkeiten des Drehbuchs „schuld“ – einige Dinge werden schlicht nicht erklärt, andere sind eher lächerlich (hier ist vor allem das wohl als „Nod“ an „Highlander“ gemeinte Schwertkampfduell zu nennen, das John Lithgow im Knast bestreitet). Einige Nebencharaktere versumpfen im Klischee (so z.B. die typische „vernachlässigte Ehefrau“ und der „selbstlose Freund des Helden, der selbstredend draufgehen muß“). Das gravierende Problem ist allerdings, dass „Richochet“ sich letztendlich nicht dafür entscheiden will, ob nun die Action- oder Thrillerelemente in den Vordergrund gestellt werden. Für sich allein gesehen können beide Themen durchaus überzeugen, wenngleich der Thriller-Anteil ein wenig oberflächlich bleibt und auch nicht alles zufriedenstellend aufgelöst wird, aber ein schlüssiges Ganzes wird nicht unbedingt draus… nach dem durchaus gelungenen Aufwand verschwendet der Streifen doch zuviel Zeit für das Setup der eigentlichen Story und ergeht sich in – vielleicht zynisch gemeintem – Gutmenschentum (die öffentlich zur Schau gestellte Selbstlosigkeit Styles‘ geht mir schon ein bißchen zu weit… immerhin, die tödliche Beleidigung „Du… Anwalt!“, die ihm seine Ehefrau im Filmverlauf mal an den Kopf schmeißt, gleicht das ein wenig aus). Im Showdown selbst wirft der Film seine Thrillerelemente zugunsten eines plakativ-spekulativen Action-Spektakels dann auch über Bord.

Worauf man sich bei Mulcahy, wie schon angedeutet, zumeist verlassen kann, ist seine Stilsicherheit (die ihm lediglich bei „Talos“ abhanden gekommen scheint). Der Film brilliert durch edle Optik, gute Kameraführung und grundsolide Effektarbeit, wobei einige Härten durch handwerklich nicht immer saubere Schnitte ausgeblendet werden. Die Qualität der Darsteller ist über jeden Zweifel erhaben, auch wenn der spätere Oscar-Preisträger Denzel Washington nicht seine allerbeste Vorstellung abliefert; in der ein oder anderen Szene übertreibt er ein wenig und kommt fast wie eine frühe Will-Smith-Imitation rüber. Kaum einer spielt durchgeknallte Superpsychopathen so schon wie John Lithgow (vgl. „Buckaroo Banzai“) – das ist zwar irgendwie ein Bestandteil des Problems, weil Lithgows exaltierte Madman-Darstellung fast ein wenig zu viel des Guten für einen ansonsten vergleichsweise „seriösen“ Thriller zu sein scheint, macht aber durchaus Spaß. Ice-T wird sich wehmütig an Zeiten zurückzuerinnern, als er noch Rollen in richtigen Filmen abstaubte – sein Auftritt hier ist allerdings ziemlich unnötig und gibt ihm kaum Gelegenheit, sich auszuzeichnen (er steuert allerdings auch zum Soundtrack seinen Teil bei). Kevin „hat der eigentlich jemals einen Film überlebt“ Pollak gibt den Hero’s Best Friend routiniert und überzeugend. Die Veröffentlichung von Laser Paradise wird mit dem Vermerk „ungekürzte Fassung“ beworben, was schlicht gelogen ist, weil es sich um eine (noch dazu deutlich sichtbare) gekürzte Fassung handelt.

Bildqualität: Als wäre der Fauxpas mit der gekürzten Ungekürzten nicht schon peinlich genug, legt Laser Paradise noch eins nach, vermeldet auf der DVD-Hülle stolz „Widescreen“ (wie bei LP gewohnt, sicherheitshalber ohne Angabe des Aspect Ratio). Schon beim Vorspann allerdings wird dem geneigten Zuschauer klar, daß es sich zwar um einen 1.85:1-Widescreen-Transfer handelt, dieser aber mitnichten das Original-Ration darstellt – und da es sich um einen in 2.35:1 gedrehten Film handelt, kann man sich vorstellen, wie viel an Bildinformation da verloren geht (da ist mir ehrlich gesagt ein solide bearbeiteter Pan&Scan-Transfer noch lieber). Für diese Sünde gibt’s heftige Abzüge. Ansonsten erreichen die Werte für einen Film aus der Major-Liga durchschnittliche Werte (man setzt ja an eine solche Veröffentlichung doch andere Maßstäbe als an den achtundfünfzigsten PM-Film). Positiv zu vermerken ist die angenehme Kontrastarbeit, auch die Farben wissen durchaus zu gefallen, während Kompression und Schärfewerte doch verbessert werden könnten. Sehr ärgerlich sind aber einige grobe Verunreinigungen des Sprints, die sich z.B. in minutenlang das Bild zierenden senkrechten Schlieren äußern.

Tonqualität: Ausschließlich deutscher Ton in Dolby 2.0 steht zur Verfügung. Gerade bei einem Film mit Ice-T ist der Verzicht auf die Originaltonspur immer besonders ärgerlich, aber damit müssen wir halt mal leben. Die deutsche Synchronfassung ist eh nicht wirklich gelungen und teilweise verfälschend, aber zumindest qualitativ in Ordnung. Kein Rauschen, ordentliche Lautstärke, Effekte und Musik kommen gut rüber.

Extras: Bis auf ein paar Trailer auf andere Laser-Paradise-Releases nichts.

Fazit: „Ricochet“ ist kein schlechter Film – dafür bürgen allein schon Mulcahys visuelles Gespür und die zumindest überdurchschnittlichen darstellerischen Leistungen, aber um den Zuschauer richtig zu fesseln, reicht es eben nicht ganz. Das macht den Streifen letztendlich zu einem gut goutierbaren Film zum Nebenbeikucken, aber Klassikerqualitäten, wie sie „Highlander“ durchaus auszeichnen, läßt „Ricochet“ doch vermissen. Dass Mulcahy auch einen düsteren Thriller überzeugend hinbekommen kann, bewies er später mit dem schon angesprochenen Serienkiller-Reißer „Resurrection“, „Ricochet“ krankt aber irgendwie an dem Umstand, dass weder Action- noch Thriller-Fans vollkommen begeistert sein werden. Die DVD von Laser Paradise disqualifiziert sich schon durch die Mogelei mit dem falschen „ungekürzt“-Etikett, das falsche Bildformat und den unsauberen Print.

3/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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