Stealing Rembrandt – Klauen für Anfänger

 
  • Deutscher Titel: Stealing Rembrandt - Klauen für Anfänger
  • Original-Titel: Rembrandt
  •  
  • Regie: Jannik Johansen
  • Land: Dänemark
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Lars Brygmann (Mick), Jakob Cedergren (Tom), Nikolaj Coster-Waldau (Kenneth), Nicolas Bro (Jimmy), Soren Pilmark (Baek), Ole Ernst (Frank), Sonja Richter (Trine), Paprika Steen (Charlotte)


Vorwort

Mick ist ein notorisch erfolgloser Kleinkrimineller, der alle Nase lang seiner Freundin Trine wegen Kurzurlaub hinter dänischen Gardinen ade sagen muss. Sein Sohn Tom, der ihn nicht leiden kann (was auf Gegenseitigkeit beruht), hat ebenfalls eine Laufbahn als drittklassiger Ganove eingeschlagen, kommt aber eines Tages an einen vermeintlich leichten und lukrativen Job – für einen holländischen Geschäftsmann ein Familienportrait aus einem Museum klauen. Leider versauen Tom und sein Geek-Freund Jimmy die Aktion, worauf der Junior auf die grandiose Idee kommt, seinen Papa anzuheuern. Blöderweise sind Mick und sein bester Kumpel, der spielsüchtige Kenneth, künstlerisch nicht beschlagen und die zweideutige Markierung des betreffenden Bildes im Ausstellungskatalog führen dazu, dass das falsche Bild eingesackt wird. Während Tom seinen Paps noch Versager schimpft, blökt das TV schon die Sondermeldung, dass ein 100 Millionen Kronen schwerer Rembrandt geklaut wurde… Die Viererbande versucht verständlicherweise, aus dem Irrtum nun das ganz große Ding zu machen. Pikanterweise hat die Polizei aber ausgerechnet Micks Intimfeind, Kommissar Baek, auf den Fall angesetzt…


Inhalt

Ich erwähnte es an anderer Stelle schon mal – für frischen Wind im europäischen Kino sorgen in den letzten Jahren hauptsächlich die Skandinavier. Auch Rembrandt kommt aus dem Land des Lars von Trier, ist aber, um gleich mal einige Leser zu beruhigen, „undogmatisch“ ausgefallen. Rembrandt ist eine charmante Gaunerkomödie, aber, um noch mehr Leser zu beruhigen, mit Sicherheit nicht der Olsenbande-Schule zuzurechnen – das merkt man schon daran, dass die Story nicht auf die Lacher hin konstruiert ist, sondern durchaus ernsthaft, glaubwürdig und schlüssig ist. Der Humor entwickelt sich mehr aus den schrägen Charakteren und den teilweise absurden Situationen, in die sie, alle heillos überfordert, hineingeworfen werden. Dadurch wird der Streifen nie zu einem Gagfeuerwerk und die vertretenen Lacher sind zu 95 % keine Schenkelklopfer, bei denen man sich den Bauch vor Lachen hält, sondern kleine Gags – subtiler Humor anstelle brachialen Klamauks lautet die Devise.

Prinzipiell eine gute Idee, aber in der Ausführung nicht voll befriedigend – denn die Story ist für fast zwei Stunden Film doch um einiges zu dünn. Den Streifen plagen etliche Längen, die Regisseur Johansen auch nur selten durch pfiffige Inszenierung übertünchen kann (oftmals erinnert die Machart des Streifens frappierend an TV-Filme, was nicht verwundert, da Johansen normalerweise hauptamtlich fürs dänische Fernsehen arbeitet) – allerdings helfen die durch die Bank sehr sympathischen Darsteller ein wenig darüber hinweg, dass so richtig „passieren“ in dem Film nicht viel tut (äh, das war jetzt mit Sicherheit wieder kein vernünftiger deutscher Satz, oder?). Von Action kann eigentlich nie die Rede sein, „Thrill“ ist sicherlich auch das falsche Wort, auch wenn man als Zuschauer schon eine gewisse Spannung aufbaut, wie denn die Plotte zu einem guten bzw. bösen Ende gebracht werden kann. Fest steht allerdings: der Streifen ist ’ne deutliche Ecke zu lang – als solider 90-Minüter hätte mir der Film sicherlich erheblich besser gefallen (ersatzweise hätte allerdings auch ich in besserer Form oder das Kino bequemer sein können; wenn man über den Großteil der Filmlaufzeit experimentiert, in welcher Stellung man einigermaßen komfortabel sitzt, tut das dem Filmvergnügen sicherlich Abbruch), etliche Szenen hätten deutlich gekürzt werden können, in seiner vorliegenden Form ist Rembrandt schon in gewisser Weise die Entdeckung der Langsamkeit (ha, jetzt werde ich wieder richtig intellektuell. Sten-Nadolny-reference – eat this, my critics! :-)).

Stilistisch ist der Streifen, wie erwähnt, bieder bis schlicht, die Ausstattung nicht gerade opulent, das Tempo, ebenfalls schon überliefert, mäßig. Dass der Streifen dennoch einen nicht zu vernachlässigenden Unterhaltungswert besitzt, liegt an den oft pointierten (und dabei eher minimalistischen) Dialogen und, vor allem, am gut aufgelegten Darstellerensemble. Lars Brygmann und sein Film-sohn Jakob Cedergren ergänzen sich hervorragend und lassen den Film auf seiner zweiten – und mindestens ebenso wichtigen – Ebene, nämlich einer problematischen Vater-Sohn-Beziehung, ausgezeichnet funktionieren. Brygmann war u.a. schon in Das Fest und einer kleinen Rolle in Fräulein Smillas Gespür für Schnee am Start, für Cedergren (der mich manchmal etwas an Matthew Lillard erinnerte – eigentlich kein Kompliment, oder?) markiert Rembrandt den ersten bemerkenswerten Filmauftritt. Als Kenneth bringt sich Nikolaj Coster-Waldau, seinerzeit Hauptdarsteller im fulminanten Welthit Nightwatch, nachhaltig in Erinnerung und als Micks Nemesis Baek gibt’s ein Wiedersehen mit Soren Pilmark, den wir alle aus Lars von Triers genialer TV-Serie Riget („The Kingdom“/“Hospital der Geister“) kennen und lieben.

Fazit: Rembrandt, basierend übrigens auf einer realen Gegebenheit, ist eine gute Idee, die leider in der Ausführung etwas zu wünschen übrig lässt – ein strafferes Script und eine etwas temporeichere Inszenierung würden den Streifen einem breiteren Publikum (also dem jenseits des typischen Arthouse-Kino-Besuchers) erschließen, und das wiederum hätten allein schon die sehr guten Schauspieler verdient. Wer von einer Gangster-Komödie nicht abertausende Plottwists (wie z.B. in Guy Ritchies Gaunerstücken) erwartet und auch nicht unbedingt darauf wert legt, mit einem Mördertempo durch den Film gejagt zu werden, sondern sich auf eine eher betuliche Gangart mit subtilem, pointierten Witz einstimmen kann, dem sei Rembrandt allerdings durchaus ans Herz gelegt.


mm
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