Orgy of the Dead

 
  • Original-Titel: Orgy of the Dead
  • Alternative Titel: A.C. Stephens' Orgy of the Dead | Orgy of the Vampires |
  • Regie: Stephen C. Apostolof (als A.C. Stephens)
  • Land: USA
  • Jahr: 1965
  • Darsteller:

    The Emperor of Darkness (Criswell)
    The Black Ghoul (Fawn Silver als Ghoulita)
    Shirley/Gold Girl (Pat Berrington als Pat Berringer)
    Bob (William Bates)
    Werwolf (John Andrews)
    Mumie (Louis Ojena)
    Slave Girl (Nadejda Dobrev)
    Cat Girl (Texas Starr)
    Street Walker (Coleen O´Brien)
    Bride (Barbara Nordin)


Vorwort

Eddie Wood. Wie lange wollte ich ein neues Ed-Wood-Review schreiben? Das letzte war, glaub ich, Night of the Ghouls und das ist locker über 200 Reviews her… Nachdem ich mir Bride of the Monster wohl für´s glorreiche 500er-Review aufhebe (die Jüngeren unter Euch werden es vielleicht noch erleben), war mir an diesem Wochenende der Zufall einmal hold.

Irgendwie muss es mir völlig entgangen sein, dass Rhino Video in den USA Orgy of the Dead auf DVD aufgelegt hat. Gut so, denn so musste ich mich nicht wochenlang tierisch über meine Finanzklammheit und die damit verbundene Unmöglichkeit einer Import-Bestellung aufregen, sondern stolperte anläßlich des Forums-Treffens III nichtsahnend in die Verkaufsabteilung des Videodrom (eigentlich nur, um den anwesenden Provinzlern mal einen guten Laden zu zeigen), und was lag dort in der Auslage? Eben. Das schöne an Forumstreffenbesuchern, die hunderte Kilometer Anreise für ein Wochenende schlechter Filme auf sich nehmen, ist, dass sie im Zweifelsfall bereit sind, dem Doc auch mal auf unabsehbare Zeit 20 Euro zu pumpen (Firma dankt, Hunter!). Und so durfte die DVD dann wider Erwarten mit mir nach Hause gehen (wo ich dann prompt ungefähr eine Stunde damit beschäftigt war, das Miststück auszupacken. Mehr „security devices“ kann man auf ein Amaray nicht pappen, ohne Plastiksprengstoff mit Timer zu verwenden).

Nun verheißt das Label „Rhino Video“ nicht grundsätzlich gutes – jau, die Firma bringt mit solider Beständigkeit den ein oder anderen Trashklopper auf den Markt und zeichnet u.a. für die relativ passable Umsetzung des Ed-Wood-Sexfilms The Love Feast (mit dem Documentary Look Back in Angora auf der Flipside) verantwortlich, aber auch für die zwar ob des historischen curiosity value löbliche, aber ton- und bildmäßig unterirdische Veröffentlichung von They Saved Hitler´s Brain. Um eines vorweg zu nehmen, zumindest in dieser Hinsicht erwies sich jegliche Sorge als unbegründet.

Langsam den Bogen zum Film schlagen, Doc… Ich bin bekanntermaßen Ed-Wood-Fan und als solcher muss man, sobald man den Pantheon von Glen or Glenda bis Night of the Ghouls, Eddies Premium-Schaffensphase von 1953 bis 1959, abgearbeitet hat, schon den ein oder anderen Klimmzug veranstalten, um an weitere Werke des Meisters heranzukommen. Orgy of the Dead stand schon seit ewigen Zeiten auf meiner Wunschliste, aber mit einer NTSC-VHS-Kopie zweifelhafter Herkunft zu überteuerten Preisen wollte ich mich dann doch nicht zufriedengeben, so dass die DVD-VÖ hochwillkommen ist. Der Streifen selbst ist für Wood-Chronisten praktisch unverzichtbar, markiert er doch zweierlei: Nämlich erstens den endgültigen Wechsel Woods ins Sexploitation-Fach (was man so Sexploitation nennt) und zweitens seine erste Zusammenarbeit mit dem bulgarischstämmigen Produzenten Stephen Apostolof (oder auch „A.C. Stephens“), der bis an Woods Lebensende gerne dessen Drehbücher verfilmte (zumeist Softcore-Sexfilme, u.a. Fugitive Girls, Hot Ice, Class Reunion).

Bemerkenswert an Orgy of the Dead ist auch das geradezu inspirierte Konzept – denn es handelt sich nicht nur um einen Horror- und einen Sexfilm (wie schon gesagt, was Sex angeht… äh, naja…), sondern auch um einen – gasp! – Tanzfilm. Na dann…


Inhalt

Criswell – wir kennen ihn, wir lieben ihn, und seine Auftritte werden immer dramatischer. Hockte er bei Plan 9 From Outer Space noch seriös (hüstel) hinter einem Schreibtisch, sprach er den Eröffnungsprolog von Night of the Ghouls schon aus seinem Sarg heraus. In Orgy of the Dead muss er nicht mal mehr den Sargdeckel selbst öffnen, sondern lässt das von zwei stämmigen Kerlen mit nackten Oberkörpern und Alufolie um die Rüben (äh, silberne Stirnbänder, natürlich) erledigen (der Film selbst nennt die Jungs unbescheiden „Riesen“, aber mit 1,85 m geht man maximal in Pygmäenland als „Riese“ durch. Kleine dramatische Übertreibung hat auch noch keinem geschadet (obwohl – ich hab fast den ganzen Film durch auf den Auftritt der kreditierten „Riesen“ gewartet, bis mir endlich mal einleuchtete, dass ich die praktisch ab der ersten Sekunde vor den Glotzern hatte).

„I am Criswell“, trompetet Criswell, der, seien wir mal ehrlich, gar nicht gut aussieht (rein gesundheitlich, mein ich jetzt) und sich allergrößte Mühe gibt, dass auch der letzte Depp im Publikum keinen Zweifel daran hat, dass er versucht, seinen Text halbwegs unfallfrei von den cue cards abzulesen. Wer die oben in Bezug genommenen Filme kennt, weiß, was er zu erwarten hat (und wenn er clever ist, flüchtet er aus dem Raum) – einer von Criswells (bzw. Ed Woods) gefürchteten, eh, einfallsreichen Monologen. Wieder einmal versucht Cris uns weiszumachen, dass er als Forscher des Übersinnlichen schon allerhand erstaunliche Sachen herausgefunden habe (bei Filmende, Spoiler ahoi, hat man das filmemacherseits längst vergessen) und er uns heute die schaurige Mär der „threshold people“ berichten möchte. Sie waren einst Menschen, sind jetzt aber Monster („bemitleidendenswerte, verachtenswerte Monster“. Was denn nu?), die in der „twilight time“ dahinvegetieren würden. Klingt doch schon mal mächtig, eh, spooky and stuff.

Spooky genug jedenfalls, dass wir zum Vorspann umschalten können, der über ein Standbild eines golden angepinselten Mädchens gelegt ist („Goooldfingaaaahbadaaaaaahda“), um uns anschließend dem typischen Ed-Wood-Protagonisten-Pärchen widmen zu können (sprich: das Mädel ist gar nicht mal so unhübsch und erfreulicherweise ein redhead, der Macker ein Kelr mit breitem Kreuz, aber schmalem Hirn, ähnlich wie Gregory Walcott in Plan 9): Shirley (und wir wissen alle, Shirley war Eddies weibliches Alter Ego) und Bob. Die beiden cruisen des Nächtens durch die Wüste, weil sie einen Friedhof suchen. Nein, sie wollen weder Zombies züchten, eine Leiche im Kofferraum entsorgen oder ein Haustier wiederbeleben, Meister Bob ist Horror-Schriftsteller und erhofft sich von der kleinen Landpartie Inspiration für seine Monstergeschichten. Shirley plagen ein paar ganz grundsätzliche Vorbehalte gegen den Brotverdienst ihres Loverboys, es wäre ihr lieber, wenn er Western oder ähnlichen Kram schreiben würde, aber doch nicht ausgerechnet Horrorgeschichten. „Monster verkaufen sich“, weiß der geschäftstüchtige Bob und weil wir das auch wissen und Shirleys Herumgezicke zwanglos als typisch-weibliches Gequengele identifizieren können, beschäftigen wir uns lieber mit ein eindrucksvollen „Nachtaufnahmen“ (wenn wir bei Shirley und Bob im Auto sitzen, ist die Nacht so pechschwarz, dass ein Stromausfall im Eurotunnel nicht finsterer sein kann, ganz im Gegensatzz zu den taghellen Außenaufnahmen des fahrenden Autos.

Immerhin hat Bob zur Wahrung der Illusion die Scheinwerfer eingeschaltet). „An dieser Straße gibt es keinen Friedhof“, brummt Bob schließlich nach einigen Minuten, „ich war hier schon mal“ (Und das wusstest Du, der du einen Friedhof SUCHST? Warum fährst du dann die Straße überhaupt lang? Oh, Eddie Wood selig, ich danke dir!). Also wäre er willig, umzukehren, sobald er (wir erinnern uns, mitten in der Wüste, breite Fahrbahn, ausreichend Seitenstreifen) einen Platz gefunden hat, der zum Wenden breit genug ist (scheinbar hat sein Auto den Wendekreis eines Supertankers). Aus unerfindlichen Gründen versagt plötzlich die Bremsanlage des Fahrzeugs und, wie wir alle wissen, wenn die Bremse nicht geht, werden Autos immer schneller (auch wenn´s selbstverständlich nicht mit 20 % Gefälle abwärts geht), das sind halt die Konventionen des Filmemachens (zuerst dachte ich, Bob will der Schnepfe auf´m Beifahrersitz nur ein bissl Angst einjagen) . Bob ist aber nicht James Bond und kann das Gefähr daher nicht elegant zum Stillstand bringen, sondern baut einen vehementen Crash, den wir, aufgrund der monetären Unmöglichkeit der Produktion, ein Auto zu schrotten, durch das raffinierte und täuschend überzeugende Stilmittel der „ein paar Mal um die eigene Achse gewirbelten Kamera aus Mitfahrerperspektive“ erleben dürfen.

Das Ende vom Lied – Bob und Shirley liegen unverletzt, aber bewußtlos, im Gras, von ihrem Auto(wrack) ist weit und breit nichts zu sehen (den Unfallhergang möchte mir bitte jemand rekonstruieren. Viel Spaß!). Shirley kommt zwar langsam wieder zu sich, aber es gibt interessantere Dinge, die man uns zeigen möchte. Und Criswell sagt uns auch nur zu gerne, welche. Auf dem nahen Friedhof (den´s ja bekanntlich, wie uns Friedhofsexperte Bob versicherte, an dieser Straße nicht gibt) tut sich nämlich wahrhaft schröckliches. Die Ghoule feiern eine Vollmond-Party und da darf Cris, äh, tschuldigung, der „Emperor of Darkness“ (vielbeschäftigtes Kerlchen) als Chef im Ring nicht fehlen. Eine etwas ausladendere Gruft dient als Thron für den Emperor, der sich zur Feier des Tages in ein Original-Bela-Lugosi-Dracula-Cape gehüllt hat (womit auch klar wäre, wenn sich Eddie als Hauptdarsteller gewünscht hätte, wenn Bela nicht schon neun Jahre zuvor den Löffel gereicht hätte) und sich, im stillen Gedenken an Plan 9, auch herzig das Cape vors Gesicht hält, bis er auf seinem „Thron“ angekommen ist. Cris ruft seine Untergebenen, bzw. seine Untergebene – may I ask you to welcome the Vampira-Clone of the week – Ghoulita! „Ghoulita“ ist hier wahlweise die „Emperess“ oder „Princess of Darkness“ (je nachdem, was Cris gerade von einer Textkarte abnuschelt) und könnte auch heute noch als Idol für die Goth-Bewegung durchgehen, weiße Schminke, schwarze Haare, schwarze Klamotten mit genügend Blick aufs Dekolletée, Wespentaille sowieso (aber zu Vampiras beeindruckender Taille fehlen doch noch ein paar Zentimeter bzw. sind´s zuviel davon). Ihrem Herrn und Gebieter dürstet es nach Unterhaltung – und wer ihm kein Vergnügen bereitet, dem verspricht der Herr Emperor schon mal die übliche ewige Verdammnis. Man muss die Leute nur richtig motivieren.

Wie sich herausstellen wird, ist das Unterhaltungsprogramm rein inhaltlich eher monoton gestaltet. Ghoulita führt Criswell eine Sünderin nach der anderen vor, die einen nominell ihrer Sünde thematisch verwandten Tanz aufzuführen haben und sich danach wieder verpissen dürfen (ich denke, ich kann bei meiner intelligenten Leserschaft voraussetzen, dass die Mädels offiziell „tot“ sind und vom dämonischen Cris und seiner Schlampe aus ihren jeweiligen Gräbern gerufen werden. Dafür haben sich die Girls aber gut gehalten). Mit der Startnummer 1 geht die Indianerin ins Rennen. Weil sie im Bezug auf ihre Liebhaber pyromanisch veranlagt war, muss sie nun „mit dem Feuer“ tanzen, was sich wesentlich aufregender anhört, als es ist. Native American Girl (mit Sicherheit ungefähr so native american wie du und ich) hopst in gebührendem Sicherheitsabstand vor einem offenen Feuer rum und wird davon von „heyaheyeheyaaheeeyaaaahyahoooyahooo“-Chants begleitet. Der major selling point (und der Punkt, an dem die Sache halbwegs nach „Entertainment“ für gewisse Kreise aussieht) ist natürlich der, dass der Großteil der Hupfdohlerei oben ohne bestritten wird (allerdings ist das auch das Maximum, was es an sexueller Exploitation zu bewundern gibt. Die Höschen bleiben immer an). Criswell fallen angesichts des knackigen Junggemüses recht überzeugend fast die Glubscher aus den Höhlen (ich möchte spekulieren, dass sich dem alten Cris solche Anblicke nicht wirklich oft geboten haben), obwohl das, was Native American Girl da treibt, eher wie eine Mischung aus Aerobic, epileptischen Zuckungen und Golf-Abschlagübungen aussieht und mit Sicherheit eins nicht ist, nämlich sexy. Dem alten Herrscher der Dunkelheit scheint´s zu genügen, jedenfalls darf das Mädchen sich nach Beendigung seiner Tanzeinlage im Schutze des Trockeneisnebels (an den man sich gewöhnen sollte) verschwinden.

Schon betritt Kandidatin Nr. 2 die Showbühne (dieweil langsam auch Weichei Bob wieder zu Bewußtsein kommt), eine etwas reifere Rothaarige, deren Profession im Leben das „streetwalken“ war (ich muss das jetzt hoffentlich nicht übersetzen) und die deswegen, this being a major sin, of course, dazu verflucht ist, für alle Ewigkeiten auf den „Straßen zu wandeln“ (ja, sure thing). Das entsprechende Frauenzimmer versucht relativ verzweifelt, verführerisch auszusehen, einladende „komm-her“-Handbewegungen zu machen, mit dem Hintern zu wackeln und „aufreizend“ zu gehen (was ungeführ so natürlich und aufreizend wirkt wie ein „silly walk“ von John Cleese). Auch das „Becken kreisen lassen“ üben wir bitte noch ein wenig, Madame, während ich ihr das mangelnde Rhythmusgefühl großmütig verzeihe, denn mir ist natürlich klar, dass die auftretenden Tänzerinnen keinesfalls am Set die Musik hörten, die jetzt dem geneigten Zuschauer um die Ohren geblasen wird (und bei dieser Nummer handelt es sich um ein recht angenehmes langsames Akustikgitarren-Stück).

Währenddessen peilt unser verunfalltes Pärchen („youth on the road to ruin“, wie uns der alte Moralapostel Criswell per Narration glaubhaft versichert), dass im Staate Dänemark das ein oder andere übel riecht, z.B. die seltsame Musik. Bob wittert günstige Gelegenheit, Hilfe zu organisieren, denn wer Musik macht und/oder hört, kann eigentlich nicht tot sein („Nicht tot? Auf einem Friedhof?“, blödfragt Shirley, die noch nicht weit rumgekommen sein kann) und z.B. der Caretaker der Anlage sein (mich wundert eigentlich nur, warum Bob jetzt über die plötzliche Präsenz eines Friedhofs nicht überrascht ist. Ich dachte, er kennt die Gegend, oder war das nur´n Spruch für seine Holde?). Shirley vermutet ein Initiationsritual einer College-Verbindung. Initiation ja, College nein, behauptet Okkultismusexperte Bob, was er damit begründet, dass ihm seit dem Unfall ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken laufe (erklärt so manches). Street Walker Girl hat sich zwischenzeitlich längst (zu Criswells erfreut-sabberndem Blick) aus ihrer Robe geschält und schüttelt ihre, eh, „ticket seller“, würde Stephen Apostolof sagen, nicht, dass es da übermäßig viel zu schütteln gäbe. Relativ unvermittelt wünscht der Herrscher einen Wechsel im Programm, er möchte jetzt sofort und auf der Stelle das Girl sehen, dass „Gold mehr liebte als ihr Leben“. Die „Riesen“ machen sich sofort auf den Weg zur entsprechenden Gruft und eskortieren die in ein hübsches güldenes Gewand (und eine weniger hübsche weißhaarige Perücke) Gehüllte zum Tanzplatz. Kann mir schon vorstellen, warum der alte Lüstling das Girl sehen wollte – die hat erheblich mehr Holz vor der Hütte (wenngleich angeblich eher künstlicher Natur, wenn man John Andrews trauen darf) und zeigt´s auch gern. Jazzige Marimbaphon-Musik erklingt (dieweil Bob und Shirley hinter einem Gebüsch sitzen und interessiert zuschauen. Großes Kino, alldieweil Shirley und das „Gold Girl“ von ein und der selben Person gemimt werden). Immerhin sieht das, was das Gold Girl da verzapft, entfernt aus wie klassische Ballettfiguren (vorgetragen ohne einen Funken Talent, das ist ja klar). Der Herrscher der Dunkelheit hat einen wahrhaft diabolischen Einfall: „Überschüttet sie mit Gold!“, fordert er seine Riesen auf. Dagobert Duck würde ob der Menge güldener Münzen, mit der das Mädel beworfen wird, sicher nicht gerade in blanken Sozialneid verfallen und dadurch, das Criswell hysterisch „more gold!“ schreit und das wahnsinnige Lachen des üblichen B-Film-Psychopathen lacht, wird´s auch nicht gerade eindrucksvoller (Bob und Shirley kucken immer noch mit großen Augen zu – gut, bei Bob kann ich´s verstehen, sowas sieht der vermutlich auch nicht alle Tage, aber das Shirley dabei bleibt und vor allem * ruhig * bleibt, kann ich nu fast nicht akzeptieren). Criswell hat inzwischen eine noch perfidere Idee für das goldige Mädchen. „Für alle ewigkeiten soll sie Gold haben“, krakeelt er und Ghoulitas bösartiges Grinsen verheißt nichts Gutes. Der große Pott auf offenem Feuer, zu dem Goldie hingeschleift wird, auch nicht. Ihr erinnert Euch noch an den Vorspann? Das im Goldfinger-Sinn goldige Girl? Genau. Der Riesenpott beinhaltet flüssiges, kochendes Gold, das dort vor sich hin blubbert und in selbiges wird das arme Gör versenkt. Gesund ist das auch nicht. Nach dem kurzen Ganzkörper-Goldbad ist das Mädchen ganzkörpervergoldet und steif wie´n Brett (eh, laut dem Herrscher der Dunkelheit eher „massives Gold“, aber da, glaub ich, gehen dem alten Sack ein bissl die Phantasie-Pferde durch) und wird zurück in ihre Gruft getragen (Ehrensache, dass man allein das „in die Gruft tragen“ auf zwei-drei Minuten Screentime aufplustern kann).

Criswell, der Erzähler, brabbelt höheren Blödsinn über Schatten, Einladungen zum „Disaster“ und ähnlichen Tinnef und Bob und Shirley, unsere nichtzahlenden Zuschauer, werden vom Ordnungsdienst der Ghouls ertappt. Mumie und Werwolf (!) schleppen unser schockiertes Pärchen vor Criswell, den Obermotz (schockiert dürften Shirley und Bob am stärksten über die Peinlichkeit der, hüstel, „Monsterkostüme“ sein). Von den beiden Gestalten (die Monster, mein ich) ist nur die Mumie sprachbegabt, der Werwolf kann sich nur durch gar garstiges Heulen artikulieren. Emperor Cris, für einen großen Beherrscher der Gläubigen, eh, Untoten, nicht wirklich ein Hellchen, muss sich erst mal von der Mumie versichern lassen, dass die beiden Neuankömmlinge „live ones“ sind (ich dachte immer, als Höllenfürst o.ä. hätte man für so was einen geübten Kennerblick) und befiehlt Ghoulita dann, die beiden Sterblichen „dem Test“ zu unterziehen (whatever). Ghoulita, die schätzungsweise genau so viel Ahnung von einem „Test“ hat wie ich, nämlich keine, weist ihren Chef darauf hin, dass die Menschen „keine von uns“ sind (ich dachte, das hätte man mit dem Thema „live ones“ abschließend geklärt). Criswell lächelt ein süffisantes Lächeln (bzw. würde das tun, wenn er ein Schauspieler wäre) und weist darauf hin, dass man das ja noch ändern könne. Also lässt Ghoulita Shirley und Bob an Pfosten fesseln, wo sie den größten Teil der Restlaufzeit mehr oder weniger sinnlos herumstehen werden.

Ghoulita zeigt mal prophylaktisch, was sie hat. Nö, nicht ihre Möpse, sondern ihren Dolch. „You fiend“, piepst Shirley wie eine Zwergmaus auf Helium, was die Dämonin/Höllenprinzessin/whatever sichtlich schwer beeindruckt. „To love the cat is to be the cat“, kommentiert das Gothweib, liefert aber leider keine ausführliche Erklärung nach, was zum Geier dieses Gleichnis schon wieder bedeuten soll (ich liebe Katzen, hatte bisher aber noch nicht das Bedürfnis, eine zu sein, was badmovie-Kater Pucki sicher auf Anfrage gern bestätigen wird). Ergo: WTF???

Beim Stichwort „WTF“ können wir im Zusammenhang mit Katzen gleich bleiben, denn einer der „Riesen“ prügelt mit der bösen Peitsche ein Mädel in einem „Katzenanzug“ ins Tanzgeviert (begleitet von sort-of-funny music). Der Katzenanzug kommt komplett mit Katzenohren- und Schwanz, lässt aber Einblicke auf wesentliche unkätzische Teile weiblicher Anatomie im Brust- bzw. Gesäßbereich ungehindert zu. Catwoman ist das gerade nicht, obwohl der Catsuit in Punkto Lächerlichkeit nur knapp hinter dem von Halle Barry rangieren dürfte (die Darstellerin allerdings um so weiter hinter Halle. Um JBO zu zitieren: „Schlabbertitten? Ist das lustig?“)… „This pussycat was born to be whipped“, freut sich SM-Freak Criswell (was Eddie Wood gesoffen hat, als er dieses Script schrieb, ist vermutlich nicht empfehlenswert). Catgirl schält sich aus Teilen ihres Kampfanzugs (Stiefel und Kopf-Teil bleibt dran), lässt sich noch ein bissl über den Tanzboden peitschen und trollt sich dann wieder. Sehr, eh, tänzerisch.

Nichtkostverächter Emperor Cris ist dadurch aber auf den Geschmack gekommen, was Sadomasobondagekisten angeht und lässt das „Slave Girl“ anschleppen (angeblich, wobei ich mich jetzt schon nicht mehr daran erinnern kann, ob das wirklich im Film angesprochen wird oder nur im Trailer vorkam, war die einstmals eine Prinzessin, die ihre eigenen Sklavinnen mies behandelt hat und deswegen im „Afterlife“ die andere Seite kennen lernen darf), auch wenn man dafür deren Auspeitschung mal kurz unterbrechen muss (Frauenfolterfans dürfen sich aber ganz entspannt zurücklegen – das ist nicht „Peitschen“, das ist „sanft mit der Neunschwänzigen streicheln“). „Torture! Torture! It pleasures me!“, jubiliert Criswell grammatikalisch, eh, zweifelhaft (es sei denn, jemand weist mit einen Webster´s Dictionary-Eintrag für das Verb „to pleasure“ nach. Ed Wood und sein ambitionierter Gebrauch der englischen Sprache), und das Slave Girl legt zu pseudohinterasiatischer Tempeltanzmusik einen Tanz in Ketten hin (zumindest anfänglich, aber zum Ausziehen muss sie natürlich auch das verzierende Eisen ablegen). Dem Werwolf und der Mumie gefällt´s, die schwofen richtig mit.

Was treiben unsere beiden, äh, Helden? Shirley bekundet, Angst zu haben. Mit Recht, meint ihr geliebter Bob beruhigend und redet sich in Rage. Man müsse diese „Dinger“ auffhalten, müsse dabei aber extrem vorsichtig sein und Panik vermeiden. Angesichts seines heftigen Quasselanfalls habe ich da das Gefühl, der einzige, der hier Panik schiebt, ist er… Shirley mag nämlich gar nicht in Panik geraten, sie schlägt vor, einfach mal ohnmächtig zu werden. „Was immer du auch tust, tu nicht DAS!“, echauffiert sich Bob (warum eigentlich? Ist ja nicht so, dass ein großartiger Plan bereits auf Halde liegt und, naja, okay, es gibt sicherlich schlimmeres, als nackten Frauen beim zweifelhaften Versuch postmodernistischen Ausdruckstanz zuzuschauen – vielleicht nicht so viel, wie man denkt, gut -, so richtig schaden tut´s doch nicht, wenn Shirley mal eine kleine Auszeit nimmt? Schätze mal, Bob hat nur Schiß). Bob sollte sich für zukünftige Notlagen ähnlicher Natur vormerken, seine Stimme zu senken, denn Werwolf und Mumie haben gelauscht und petzen umgehend bei Ghoulita. Die versteht diesbezüglich keinen Spaß, zückt ihren Dolch und knöpft Shirley die Bluse auf. „Eeek,“ eekt Shirley, als hätte sie gerade eine Maus hinter´m Kühlschrank verschwinden sehen (John Andrews hat in seinen Erinnerungen schon recht – nicht mal richtig kreischen kann das Mädel). Gerade will die Ghoulin fiese zustechen, da spricht Emperor Cris ein Machtwort. So schnell schießen die Preußen nämlich nicht und dürfen Ghoulinnen auch nicht abstechen, wenn der Meister selbst es nicht so will. „Let her continue to learn“, macht sich der Lustmolch offenbar Hoffnungen, dass Shirley freiwillig der illustren Tanztroupé beitreten könnte (und wenn nicht, wird dann eben nachgeholfen). Die Ghoulin grummelt grummelig und knöpft verärgert Shirleys Bluse wieder zu (damit sie sich nicht verkühlt oder was?).

Criswell wundert sich über die plötzliche Präsenz eines Totenschädels. Die Ghoulmaid klärt auf, das ist ein wesentliches Zubehör für die nächste Tänzerin, die den Stierkampf und die Matadore liebte (und vermutlich auch das Abnippeln der letzteren bei ersterem). Und da kommt sie auch schon, meine Damen und Herren, die Titelverteidigerin auf dem Gebiet des Solo-Flamenco-/Tango-Crossover, die feurige Spanierin (bzw. Mexikanerin, wie der Film behauptet. Tanzt man dort Flamenco oder Tango?), stilecht im roten Rock (nicht für lange, natürlich). Olé! Der Schädel wird selbstverständlich als Requisit in die Tanznummer eingebaut (Hamlet ist es trotzdem nicht). Cris fühlt sich durch die aufregende (gähn) Einlage angemessen befriedigt (anspruchsloser Geselle). Ghoulita schnippt mit den Fingern und schon entert die nächste Teilnehmerin am Tanzmarathon das Areal, ein (angeblich) hawaiianisches Girl (wirklich hawaiianisch klingt die Musik dazu allerdings nicht. Nix Hula-Hula, sondern eher Latino-Musik wie viertklassiges Carlos-Santana-Solo). Die Ghoulin informiert uns über die notwendige (und uns BRENNEND interessierende) Hintergrundgeschichte (schon allein deswegen, weil sie, sort-of, die rätselhafte mehrmalige Einblendung einer klappernden Stock-Footage-Klapperschlange, erklärt oder auch nicht). Die (inzwischen natürlich topless herumeiernde) Hupfdohle gehört nämlich zu einem Kult von schlangenanbetenden Vulkanfetischisten (d.h. ihre Liebhaber durften nach dem Akt den unfreiwilligen Lava-Köpfer machen). „Eine Art Religion“, kombiniert uns Criswell anhand dieser lächerlich vagen Hinweise messerscharf. „Scheint so“, stellt Ghoulitababe ähnlich intelligent fest. Die Unterwelt hat m.E. ein echtes Führungsproblem. Hohlbirnen allererster Klasse…

Was ein Film wie dieser natürlich unbedingt braucht, ungefähr so notwendig wie ich ein drittes Nasenloch, ist comic relief. Dafür erklären sich freundlicherweise unsere beiden Idiotenmonster Mumie und Wölfchen zuständig. Beim Stichwort „Schlange“ fällt der Mumie, als solche ihres Zeichens ägyptischer Staatsbürger, die gute alte Cleopatra ein, weswegen er seinem Kumpel Wolfman dringend die ein oder andere dahingehende Anekdote erzählen muss (und zwar langsam und deutlich, weil Wolferl ein bissi blöde ist). Der Wolf findet das ziemlich zum Heulen und offenbart uns dabei überdeutlich, dass sein Kostüm bestenfalls der Ramschkiste eines Supermarkts zum Halloween-Ausverkauf entsprungen ist, denn für so auf Halshöhe schimmert´s verdächtig unbehaart-nackthäutig durch. Na, da muss man mal fünfe grade sein lassen, oder? In seiner ägyptischen Heimat, doziert Mumie weiter, waren schleimige (hä?) Schlangenviecher sogar soooo verbreitet, dass sie der Stoff waren, aus dem die dortigen Alpträume geschnitzt waren. That´s rather amusing, I guess. Der Wolf kommentiert die Ausführungen seines Buddies mt einem aussagekräftigen „Ar-har-HAR!“. Ich würde nie wagen zu widersprechen. Cris indes zeigt sich gegenüber der Vulkanologin großmütig und erlaubt ihr, in der „Welt der Schlangen“ weiterzuleben (toll!).

Der Meister wünscht Werwolf und Mumie zu sprechen, was bei den beiden inkompetenten Henchmonstern leichte Panik auslöst. In spontaner Selbsterkenntnis über ihre Fähigkeiten (die Kerle sind ja nicht mal zum Kindererschrecken inner Kita zu gebrauchen) befürchten die beiden nämlich, irgendwelchen Mist gebaut zu haben und dafür eins aufs Haupt geschlagen zu bekommen (um´s zu präzisieren: die Mumie befürchtet hauptsächlich, der Werwolf könnte Blödsinn angerichtet haben). Aber der Emperor beruhigt, ganz im Gegentum, er ist außerordentlich zufrieden mit seinen Kuschelmonstern (der Kerl findet allerdings auch halbnackte Ausdruckstänze, die nicht mal Joe D´Amato zu filmen gewagt hätte, „befriedigend“, also würde ich sein Urteilsvermögen nicht ganz so überirdisch hoch ansiedeln), nur etwas gelangweilt mit dem ewig gleichen Ablauf seiner Party-Nächte (eh? Ich dachte, es hätte in bis jetzt alles hochkantig befriedigt?), er wünscht sich Abwechslung und dafür sollen wohl die Monster (in ihrer Funktion als „keeper of the den“ und damit zuständig für die Beschaffung der tanzenden Urseln) sorgen, aber bevor wir hier gefährlich in Richtung eines Plots abdriften könnten, ruft Ghoulita ihren Meister zur Ordnung. Die Zeit drängt nämlich, sobald der Vollmond unter- und die Sonne aufgegangen sei, ist´s vorbei mit der dämonischen Herrlichkeit, tja, und dieser Zeitpunkt rückt unerbittlich näher (gewisse selbstsüchtige Interessen der „Emperess“, die nach wie vor ein bis mehrere Augen auf den bebenden Busen Shirleys geworfen hat, dürften da auch eine Rolle spielen. Schließlich will sie mit dem Babe ja noch was anstellen). Cris lässt den Scheffe raushängen, „a bisserl wos geht ollawai“, wie der Bajuware zu sagen pflegt, will sagen, für ein oder zwei noch abzuurteilende Girlies wäre doch immer noch Zeit, der Rest müsste dann halt warten bis zum nächsten Mal (und das Thema „Abwechslung“ wäre damit genau so schnell vergessen wie es aufgekommen war).

Bob bearbeitet dieweil seine Fesseln und hat sie tatsächlich schon ein wenig lose bekommen. Shirley ermahnt ihn zur Vorsicht (wär er sicher nie alleine drauf gekommen), kehrt die Pessimistin raus („wir werden nicht überleben“) und hält den jetzigen Zeitpunkt für den schlechterdings optimalen für eine amtliche Beziehungskrise, denn auf Bobs flapsige Bemerkung, dass die Ghoule doch hoffentlich nicht auf die Idee kommen werden, sie beide im gleichen Grab zu bestatten (lustigen Humor hat der Bursche schon), befindet Shirley, ersichtlich mit der Gesamtsituation unzufrieden, dass sie sich dies auch verbitten würde, alldieweil sie Bob hassen würde. Schließlich ist er ja an allem Schuld! (Und lustig finde ich übrigens, dass 90 % dieser Dialogsequenz kameratechnisch an Bob kleben. Wundert mich andererseits nicht, denn Pat Berringer ist sichtlich mit dem gleichzeitigen Murmeln auswendig gelernten Textes und halbwegs dazu passendem Gesichtsausdruck, Tonfall u.ä. Überfordert). Die Ghoulin würde jetzt gerne Shirley bearbeiten, aber Cris winkt ab, er hat durchaus eigene Pläne mit dem Mädel. Alter Schwerenöter…

Nach soooo viel Dialog und, würg, Handlungsentwicklung am Stück brauchen wir dringend wieder einen Tanz. Her also mit der Tussi, die ihren Göttergatten in der Hochzeitsnacht entleibt hat und nun dazu verflucht ist, in alle Ewigkeit für den Geplätteten (selbiger liegt allerdings nur noch in Skelettform vor) im Hochzeitskleidchen zu tanzen. Dieser Tanz, vorgetragen zu einem schmissigen Musikstück Marke Foxtrot meets Rumba, wird vorgetragen von der vermutlich unbegabtesten blonden Tänzerin seit Erfindung der Striptease-Stange. Diese Frau beherrscht doch immerhin genau zwei Bewegungen – sie kann ihre (nicht sonderlich eindrucksvollen oder auch nur ansehnlichen) Titten schütteln und dazu mit den Armen fuchteln und Brustschwimmbewegungen simulieren, wobei sie einen Bewegungsradius von geschätzten 1,5 Bierdeckeln zeigt (also ungefähr so dynamisch-fetzig wie eine Paradise-Lost-Liveshow). Aus unerfindlichen Gründen scheint Regisseur Apostolof aber an der Tussi einen Narren gefressen zu haben, denn ich glaube, das ist die längste Tanzszene des ganzen Films (jedenfalls kommt´s mir so vor), sofern man das, was sie da zelebriert, im weitesten Sinne „tanzen“ nennen kann. Im Gegensatz zu mir ist Criswell allerdings sichtlich begeistert, wie die zahlreichen Zwischenschnitte auf den Emperor zu belegen scheinen (wer nicht vollkommen bräsig ist, bemerkt allerdings, dass Criswell in diesen Zwischenschnitten auffällig oft mit Ghoulita ins angeregte Gespräch vertieft zu sein scheint, was selbstverständlich nur einen Rückschluß zulässt – um die Szene lange genug für das Musikstück zu machen, musste die offenbar wesentlich kürzere Tanzeinlage mit den Cuts auf den palavernden Criswell künstlich gestreckt werden). Endlich (es kommt mir vor, als wären es Stunden gewesen) schiebt die Braut ab zu ihrem skelettierten Gatten, schäkert noch ein wenig mit dem Gerippe rum und verschwindet gott-sei-dank im Nirvana.

Criswell erkundigt sich, ob das Unterhaltungsprogramm den Gästen (bzw. vor allem der Gästin, hehe) auch gefällt. Der Wolfman heult, was Criswell so interpretiert, als hätte der Befellte eigene sexuelle Gelüste hinsichtlich Shirleys, worauf die einen ihrer wenig überzeugungskräftigen, aber durchaus potentiell gläserzerschmetternden Kampfschreie vom Stapel lässt. Nicht zu Unrecht, grinst Cris, schließlich hat er dem Wolfman und der Mumie eine Belohnung versprochen, und das könnte durchaus Shirley sein. „Eeeeeeeeeeeeek!“. Bob protestiert, wird aber abgebürstet: „Deine Existenz ist nur noch eine Frage von Sekunden“, denn schließlich will keine Sau Männer tanzen sehen (früher war alles besser, da gab´s noch keine Chippendales und California Dream Men), wohingegen Shirley für „Jahrhunderte“ für ihn tanzen werde. Die Ghoulin weist ihren Meister darauf hin, dass Shirley ihr versprochen sei, aber Criswell ist wohl geübter Politiker und durchaus willens, ein gegebenes Ehrenwort der guten Sache halber mal zu vergessen. Ghoulita nämlich, so unterrichtet er Shirley, würde den Transfer in die Welt der Toten (oder Untoten, so genau weiß das ja auch wieder keiner) am liebsten per „extremen Schmerz“ vollziehen, aber weil der Herrscher Cris seine sozialen fünf Minuten hat, könnte er auch für einen schmerzlosen Übertritt sorgen, er müsste Shirley nur mal anfassen, und zack, hin wäre sie. Ist das nicht ein Angebot? „Nein, nein, neein“, entgegnet Shirley (hm, manch eine soll ja auf Schmerzen stehen, hab ich mir sagen lassen) in einem Tonfall, der nicht wirklich, naja, motiviert wirkt (Pucki ist energischer, wenn er was zu Futtern haben will. Aber nach Ansicht meines Katers ist das ja auch eine Sache von Leben und Tod). Criswell ist´s recht, wenn sie´s so haben will, dann „musst du damit leben oder besser… damit sterben!“ Ein Wortspieler ist er also auch noch.

Dennoch entgeht sowohl ihm als auch seinen aufmerksamen Monstern, dass Bob seine Fesseln gelöst hat und dies auch wortreich und nicht gerade sonderlich leise seiner Shirley verzällen tut. Die soll sich aber bitte zurückhalten: „Don´t change your expression too much!“ Da wär ich an seiner Stelle unbesorgt, das wäre ja mit Schauspielerei verbunden und das kann Shirley sowieso nicht… Bobs grandioser Plan besteht zunächst einmal darin, weiter so zu tun, als wäre er gefesselt und abzuwarten, was noch passiert (schließlich ist noch mindestens eine Tänzerin angekündigt und der alte Sackträger Bob will sicher noch sehen, wie die aussieht. Man muss sich ja über die Alternativen informieren, wenn Shirley ihn ja jetzt ganz doll hasst). Shirley ist nicht etwa des Lobes voll über die befreierischen Aktivitäten ihres Mitgefangenen, sondern streut noch Salz in die Wunden und labert darüber, dass ihr Ex-Freund Tommy sie niieeee in eine solche Situation gebracht hätte (das hilft im Moment inwiefern weiter?). „Der schläft ja auch mit Licht“, knurrt Bob (Memo an Bob: wenn ihr das wirklich überlebt, scheuer ihr eine von mir. Die ist so doof, das kann nicht mal mehr die Haarfarbe ausgleichen).

Mumie und Wölfchen erzählen sich dumme Witze („I could make her another Cleopatra. Without the snake, of course!“ Hahaa, ich lach mich tot). Ghoulita will erstens sich über Shirley hermachen und zweitens zur Eile drängen, aber Criswell lässt sie erneut abblitzen. Er ist der Chef und keiner macht ihm hier irgendwelche Vorschriften. Und er will mehr Entertainment und weniger Widerworte, ansonsten gibt´s „eternal despair“. Ghoulita kann nur wieder grummelnd die nächste Tänzerin in den Ring rufen – das Zombie-Girl. „She lived as a zombie in life so she will stay forever zombie in death“. (Ja, ich weiß, dass sich das auf den klassischen Voodoo-Zombie und nicht die Romero-Untoten bezieht, trotzdem sollte man sich den Satz mal auf der Zunge zergehen lassen). Zum Glück handelt es sich nicht um eine Romero-Zombie-Gesichtsbaracke, sondern ein körperlich unversehrtes Girl, das aber immerhin den absolut hirnentleerten Blick prima drauf hat (vermutlich hat sie das Script gelesen. Das sollte jegliche vorhandene Intelligenz problemlos aussaugen) und mit abgehacken Bewegungen und teilweise auch den untotentypischen ausgestreckten Armen auf die unerotischte mögliche Weise langsam herumstakst (die Musik beginnt „eerie“ und wechselt dann in xylophonlastigen Lounge-Jazz). Ist das wirklich noch „Tanz“, den man „choreographiert“ hat? I doubt it…

Ghoulita drängelt weiterhin zur Eile. Der Mond ist schon fast untergegangen, es pressiert also. Criswell sieht´s lockerer, er dürstet nach mehr Entertainment. Die Ghoulin erinnert ihren Gebieter daran, dass er dem Rest der Tänzerinnenbelegschaft ja befehlsmäßig freigegeben habe. „Then cancel my orders“, macht der Herrscher klar, dass ihn sein dummes Gewäsch von vor fünf Minuten einen feuchten Kehricht interessiert. Ist echt prima, Scheffe zu sein. Ghouline hat allerdings hauptsächlich Angst, dass sie nicht mehr zum Stich bei Shirley kommt. „You shall have your pleasure, that I decree“, verkündet Criswell, als sei´s der Urbi et Orbi. Halbwegs zufriedengestellt, schnippt die Ghoulin die nächste Tänzerin herbei. „She would have died for feathers, furs and fluff“, kündigt sie an, „and so she did!“ (Hm, soll sich das Publikum jetzt wieder mal vor Lachen biegen?). Wer jetzt aber ein extrem aufwendiges Kostüm erwartet, sieht sich enttäuscht. Das Kleid, das die Dame anhat, sieht irgendwie aus wie´n Testbild und besteht aus diversen bunten Streifen-Fetzen. Kein Wunder, dass sie´s schnell in die Ecke feuert (soviel zu „feathers, furs and fluff“). Musikalisch gibt´s jetzt ganz kompetenten Swing-Jazz (klingt fast nach Henry Mancini). Choreographie kann man auch das, was dieses Frauenzimmer treibt, nicht wirklich nennen, aber es sieht nicht völlig unerotisch aus (zumal sie auch nette, eh, „ticket seller“, aufweist).

Allerdings, eh, diese Sequenz overstayed ihren welcome auch ein wenig, wenn Ihr versteht, was ich meine – sie dauert einfach zu lang (so wahnsinnig viele unterschiedliche Bewegungen hat nämlich auch dieses Girl nicht drauf). Aber auch sie scharwenzelt endlich mal zurück in ihre Gruft.

„The time is short“, stellt Keule Chris zu idyllischem Grillenzirpen fest. „Time for what?“, dummfragt Ghoulita. Na, für ihr Vergnügen natürlich. „Is there time?“, dummfragt sie weiter (eh, wie wird man zur Emperess/Princess of Darkness, wenn man so wenig in der Birne hat? Gut, nicht, dass Cris ein leuchtendes Vorbild wäre). Das wäre zu hoffen, meint Criswell. Die Ghoulin bedankt sich artig. Aber anstatt zu Potte zu kommen und ihren schweren Dolch in Shirleys, hüstel, ticket seller zu rammen, muss auch sie zunächst ´ne kesse Sohle aufs Parkett legen (spielverderbenderweise aber die Klamotten anbehalten. Jetzt, wo ich mal gespannt wäre, wie´s unter der Wäsche aussieht). Nach dem kleinen Tänzchen nähert sie sich Shirley in blusenaufknöpfender und BH-zerschnippelnder Absicht und Weise (frage mich, warum man krampfhaft bemüht ist, dafür zu sorgen, dass Shirleys Möpse in bedeckt bleiben. Ist ja nicht so, als hätten wir sie in Form von Golden Girl noch nicht gesehen… jaja, Moral usw., ich weiß, als Heldin muss sie sauber bleiben) – außerdem beömmele ich mich tierisch über die Tatsache, dass die angeblich an den Pfosten gefesselte Shirley schützend ihre Griffel vor ihre ticket seller hält (haben wir da was vergessen, Mädel? So den Plotpunkt „ich bin gefesselt und kann mich nicht rühren“ z.B.? Oder soll ich glauben, dass Bob sie in einem unbeobachteten Moment befreit hat und sie beide danach nicht abhauen, sondern in aller Seelenruhe an ihre Pfosten gelehnt warten, was noch passiert?).

In aller-aller-allerletzter Sekunde will Bob endlich heldenmäßig eingreifen, vergisst aber leider, dass Werwolf und Mumie ungefähr 20 cm rechts von ihm stehen und wird vom Wolf mühelos per leichtem Schlag auf den Hinterkopf k.o. geschlagen. Würde also nichts mehr die Ghoulin davon abhalten können, ihren Dolch in Shirleys Busen zu versenken, wenn nicht justament in der Sekunde die Sonne aufgehen würde (bzw. in Nullzeit hoch am Himmel steht)… Scheiße, wenn man seinen Wecker nicht gestellt hat. Die Ghoulin sinkt malerisch zu Boden und verwandelt sich (ohne, dass die Filmemacher daran einen Special Effect verschwenden würden, man schneidet einfach ein weiteres Bild der „Sonne“ dazwischen) in ein Skelett. Dito Wolfman, dito Mumie, dito Criswell (die Riesen interessieren uns schon ´ne ganze Weile nicht mehr. Letztmalig war einer von ihnen beim Katzenweib aktiv. Hatten wahrscheinlich früher Feierabend).

Und jetzt zum Twist-Ende. Na, habt Ihr gedacht, wir kommen ohne ein solches aus? Bob und Shirley kommen im Kreise diverser Sanitöter, Polizeifotografen und ähnlicher Gestalten an der Unfallstelle wieder zu sich. Von einem Friedhof ist weit und breit ebensowenig zu sehen wie von den von Shirley panisch rapportierten Skeletten. Es war alles nur ein Traum… aber ein solcher, den BEIDE geträumt haben. „Ich liebe dich“, heult Shirley. „Ich liebe dich auch“, sülzt Bob zurück, bevor Shirley in einen Krankenwagen geschoben wird…

Das letzte Wort hat Criswell, wieder in seinem Sarg. Er gibt uns den gut gemeinten Rat, in Vollmondnächten auf den Besuch von „unholy grounds“ zu verzichten, schließlich könne ja keiner mit hundertprozentiger Sicherheit behaupten, dass es ihn und seine Gesellen NICHT wirklich gäbe (und um zum Prolog zurückzukommen, von dem „Erforscher des Übersinnlichen“-Dingens ist nicht mehr die Rede, Criswell ist jetzt auch in seiner Erzählerfunktion plain evil und droht an, zurückzukommen, ehe er malerisch zurück in seinen Sarg sinkt…).

Verdammt, war das schwer, diesen Film zusammenzufassen. Was natürlich daran liegt, dass dieser Film der Alptraum jedes halbwegs seriösen (hüstel) Filmrezensenten ist, denn er verweigert sich schlichtweg sämtlicher vermeintlicher etablierten Konventionen wie „eine Geschichte erzählen“, „zusammenhängend sein“, „Charaktere haben“ etc. pp. Und er tut dies unverschämterweise noch nicht mal versehentlich, sondern (zumindest in gewissem Umfang) bewußt.

Um dem Phänomen auf den Grund zu gehen, müssen wir uns ein bisschen mit der Entstehungsgeschichte des Streifens befassen. Steve Apostolof, der bulgarische Einwanderer, der 1958 mit dem kuriosen Anti-Kommunisten-Melodram Journey to Freedom, in dem u.a. Tor Johnson mitspielte, sein Filmdebüt feierte, wollte Mitte der 60er Jahre ernstlich ins Filmgeschäft einsteigen und hatte sich dafür das potentiell lukrative Feld des aufkommenden Sexploitationfilms ausgesucht. Enter Ed Wood, den Apostolof über Kamermann Bill Thompson, der sowohl Journey to Freedom als auch alle wesentlichen Ed-Wood-Filme fotografiert hatte, kennengelernt hatte. Eddie wedelte mit einem angeblich schon jahrelang vorliegenden Script, nämlich dem zu Orgy of the Dead (zu dem´s dann auch einen von Eddie selbst verfaßten Roman gab… hierfür meinen Respekt an Ed Wood: aus der Story einen hundertumpfzigseitigen Roman zu stricken, wo ich mit Müh und Not acht Seiten Inhaltszusammenfassung destillieren konnte und das noch OHNE die im Film prominenten Charaktere Werwolf und Mumie, das ist ein Kunststück). Eddie hatte offenbar von Anfang an das Konzept im Sinn, um einige Tänze eine kurze, ca. zwanzigminütige Rahmenhandlung zu stricken. Nach eigener Aussage gefiel Apostolof die Idee, weil sie ihm ermöglichte, zwar viel nackte Haut, aber keinen direkten Körperkontakt zu zeigen (seine Prüderie legte Apostolof, der später jede Menge Softcore produzierte, bald ab). Eddie brachte auch seinen alten Freund Criswell und seinen Saufkumpan John Andrews (der den Werwolf und einen der Riesen spielt) ein, was sich zumindest insofern auszahlte, als Criswell, aller Aufgedunsenheit zum Trotz, zu der Zeit noch gern gesehener Gast in der Johnny-Carson-Show (Vorgänger von Letterman) war und dort eifrig die Werbetrommel für den Film rührte.

Was Apostolof natürlich auch noch gefiel, war die Tatsache, dass der Streifen ohne nennenswertes Budget gedreht werden konnte. Der Film spielt zu 95 % an einer Location, und wie man ohne großen Aufwand ein Friedhofsset hinzimmert, das musste Eddie (der von Apostolof als Production Manager und Regieassistent angeheuert wurde) ja noch von Plan 9 her wissen. Trotzdem muss die Produktion nicht wirklich einfach gewesen sein – Eddie war zu dieser Zeit bereits Hardcore-Alkoholiker und nicht immer wirklich Herr seiner Sinne und Hauptdarsteller Criswell war weniger als je zuvor in der Lage, sich eine Zeile Text zu merken (wie er von Texttafeln abliest, konnten wir schon in Plan 9 und Night of the Ghouls bewundern, aber auffälliger als hier geht´s wirklich nicht). Wie sich Apostolof in Rudolph Greys Nightmares of Ecstasy erinnert, hatte „dieser Hundesohn zu allem Überfluß noch eine Begleittruppe dabei, die am liebsten jedes Mal laut ´Bravo´ gerufen hätte!“. Trotz alledem, der Film wurde irgendwie fertig und kam sogar zu keinerlei bemerkenswertem Erfolg (aller Criswell-Promotion zum Trotz ) in die Kinos.

Verständlich, dass der Film kein Publikum gefunden hat, denn selbstverständlich und wie nicht anders zu erwarten, funktioniert der Streifen auf keiner Ebene, hier gibt´s weder Horror, Erotik noch gute Tanzszenen zu bewundern. Man muss sich das Treiben vielmehr so vorstellen, als das, unterbrochen durch mehr oder weniger unkomische „Conferencen“ durch Criswell und/oder die Spaßvögel Werwolf/Mumie einige mehr oder wenige talentierte Damen Nackttanznummern, für die man in jeder unterklassigen Spelunke von der Bühne bombardiert würde, aufführen, und das war´s dann. Mehr gibt´s nicht zu sehen. Ein Drehbuch ist bestenfalls rudimentär zu erahnen – mit den Criswell-Bookends versucht Eddie Wood verzweifelt, die „Erfolgsrezepte“ von Plan 9 und Night of the Ghouls (das wäre eigentlich ein besserer Titel für DIESEN Film als Orgy of the Dead. Laut Ted V. Mikels, einer anderen Trashikone, der ebenfalls als Regieassistent tätig war, war ein anderer Arbeitstitel Ghouls and Dolls) zu kopieren, ansonsten baut er ein paar seiner Lieblingsthemen (bizarre Ereignisse auf Friedhöfen, wie z.B. auch in I Woke Up Early The Day I Died ein und versucht, die Zwischenszenen mit seinen bewährt unsinnigen Dialogen zu füllen, wobei sich die vermeintlich „lustig“ gedachten Szenen mit dem Werwolf und der Mumie als die fürchterlichsten entpuppen (denn bekanntlich kann man sich über mißratene ernst gemeinte Dialoge wie z.B. Shirleys Beziehungskrisentalk erheblich besser amüsieren als über mißratene Comedy).

Insgesamt erreichen die Dialoge nie den legendären Irrwitz von Plan 9, dem in dieser Hinsicht auf vom Meister selbst nie mehr erreichten Gipfel der Genüsse, haben aber für Wood-Fans genügend Schmankerl zu bieten (das Highlight ist sicherlich Criswells oben zitierte „Torture! Torture! It pleasures me!“ Da kann man aber sicher darüber streiten, ob Eddie das tatsächlich so geschrieben hat oder Criswell nur beim Rezitieren durcheinander kam. Auf jeden Fall klingt´s prima). Die Wortgefechte zwischen Bob und Shirley einerseits und Criswell und Ghoulita andererseits (man könnte fast glauben, das wäre beabsichtigtes Schaffen von ironischen Parallelitäten) haben jedenfalls ihre Momente.

Die Tanzszenen bieten kaum aufregendes, es sei denn, man findet grundsätzlich jede Zurschaustellung nackter weiblicher Haut sensationell. Die „Aufhänger“ der Szenen weisen auf gewisse despektierliche Frauenfeindlichkeit hin (für Eddie eher untypisch), wobei eine der prägnantesten Szenen des Films, die „Gold-Girl“-Sequenz, noch nicht mal im Originalscript stand, sondern auf Apostolofs Wunsch, Goldfinger zu imitieren, von Wood ins Script eingearbeitet wurden (ebenso wie die Hawaii-Sequenz, die Apostolof nach einem Hawaii-Besuch haben wollte). Nach welchen Gesichtspunkten die Tänzerinnen gecastet wurden, dürfte eines der größten Geheimnisse der Filmgeschichte bleiben. Apostolof führt aus, dass er „für jeden Geschmack“ das passende Mädchen dabei haben wollte, alle Haarfarben, unterschiedliche Körper- und Brustgrößen, Beinlängen etc. Vor lauter Diversität scheint der gute Steve aber die Punkte „grundsätzliche Attraktivität“ und „gewisse Mindestbegabung“ außer Acht gelassen zu haben. Okay, zu Punkt 1 – die Frauen sind keine Brechmittel, aber auch keine Modelschönheiten, sondern eher „guter Durchschnitt“ mit gelegentlichen Ausflügen nach oben und unten (besonders „Texas Starr“, die das Katzengirl spielt, hätte ich vor dem Dreh ein paar Wochen auf Diät gesetzt. Da schwabbelt´s doch bedenklich). „Tanzen“ hat von den ganzen Mädels meiner Ansicht nach keins gelernt – allesamt bewegen sie sich etwas unkoordiniert über die Szenerie (wobei man zu ihrer Verteidigung noch mal darauf verweisen muss, dass sie sich zu anderer Musik bewegten als später im Film Verwendung fand), sexy ist das in den allerwenigsten Fällen, erheiternd manchmal (der Tanz der Braut mit ihrem eindimensionalen Brustschwimmtittengewackel, das peitschenunterstützte Herumhüpfen der „Katze“), allerdings auch manchmal ermüdend (man kann sich auch leider nicht darauf verlassen, dass die Tanzszenen in der Länge her gleichmäßig sind, das schwankt zwischen zwei und sieben Minuten). Es wird zwar tatsächlich ein Choreograph kreditiert, aber ob der im richtigen Leben wirklich auch in dieser Branche tätig war, möchte ich fast bezweifeln (ich weiß, das moderner experimetieller Ausdruckstanz nicht wirklich was mit dem zu tun hat, was unser Väter und unserer Väter Väter [und unserer Väter Väter Väter] unter Ballett und Tanz verstanden, aber den meisten der hier vorgestellten Tänzerinnen fehlt einfach das prinzipielle Gespür für eine kunstvolle Bewegung) – das alles ist mehr burlesque dancing, wie´s auch Betty Page und Blaze Starr (besser) machten.

Exploitation ist´s natürlich aus heutiger Sicht auch nicht mehr – Oben-Ohne-Tanz findet heute in jeder besseren Vorabendfernsehserie statt, war aber 1965 durchaus noch risqué, obgleich Zeitgenossen wie Herschell Gordon Lewis und Doris Wishman in ihren nudies und roughies sicher schon weiter igngen (dafür aber ist Orgy of the Dead in Farbe, was die Konkurrenz im Normalfall nicht auf die Beine brachte). Von Werbesprüchen wie „tortured teens in bondage“ (klint ja fast wie ´ne Filedescription im Ih-Aaaah) sollte man sich daher natürlich nicht locken lassen. Es gibt eine einzige kleinere Bondage-Szene (das ausgepeitschte Slave Girl), die natürlich, wie sich´s für einen anständigen Film dieser Epoche gehört, tame bis zum Geht-nicht-mehr bleibt. Ansonsten gibt´s eben viel nackte Haut unterschiedlicher Qualität.

Special Effects sind keine zu erwarten, nicht mal auf dem bescheidensten (und hochgradig erheiternden) Niveau von Eddies eigenen Filmen. Die Werwolf- und Mumien-Masken spotten jeder Beschreibung, das ist Halloween-Gift-Shop pur (Bildmaterial ja anbei) und vor vermeintlich unlösbaren Aufgaben wie der Transformation von „Untoten“ in Skelette drückt sich der Streifen durch das beliebte Mittel des Zwischenschnitts. Überstunden schob allerdings zweifellos der Mann an der Trockeneismaschine. Wer eine Aversion gegen Nebel hat, sollte diesen Film meiden.

Vom filmhandwerklichen Blickpunkt aus gesehen erweist sich Apostolof rein technisch gesehen als besserer Regisseur als Eddie selbst. Bis auf die drollige Tag-für-Nacht-Außenaufnahmen im Vorlauf bleiben größere handwerkliche Schnitzer aus, wobei Apostolof natürlich auch kein besonders großes Risiko einging – durch das Verpflanzen des kompletten Films an eine Location bietet sich wenig Möglichkeit für Anschluß-, Schnitt- oder Kamerafehler. Es fällt stellenweise relativ stark auf, dass die Tanzszenen durch Zwischenschnitte auf Cris/Ghoulita, Werwolf/Mumie oder Bob/Shirley auf die passende Länge der Musikstücke gestreckt werden, aber für einen ultrabilligen Sexploitation-Quickie zieht sich Apostolof noch ganz passabel aus der Affäre (was natürlich im Umkehrschluß bedeutet: mit Ed Wood am Steuer wäre das ganze deutlich „more insane“ geworden).

Der qualititative Höhepunkt des Films ist zweifellos der, ich traue es mich fast nicht zu sagen, wirklich gelungene Score des bolivianischen Komponisten Jaime Mendoza-Nava, der in den 50er Jahren u.a. für Disney arbeitete und ab Mitte der 60er Jahre zahlreiche Independent-Movies mit Scores versorgte, so u.a. The Town That Dreaded Sundown, The Legend of Boggy Creek, A Boy and His Dog (teilweise), Thunder County und zahlreiche andere. Mendoza-Nava gelingt es überraschend gut, unterschiedliche Musikstile (wenngleich lateinamerikanische Rhythmen eine gewisse herausragende Stellung einnehmen) für die jeweiligen Tanznummern zu basteln, die sich zumeist auch stand-alone ganz gut anhören sollten (vermutlich sogar besser als mit Film). Wenn die easy-listening-Soundtracks von 70er-Jess-Franco-Filmen heutzutage Kult sind, sollte Mendoza-Navas Orgy of the Dead-Score das schon dreimal sein (bemerkenswert ist übrigens die auffällige Abwesenheit von „modernen“ Sounds wie Beat oder Rock´n´Roll, was auch Eddies grundsätzlicher Abneigung gegen diese „Negermusik“ geschuldet sein dürfte).
Criswell als Tom Mason als Bela Lugosi. Großes Tennis!

Schauspielerisch ist eigentlich schon alles gesagt, was zu sagen wäre – Criswell blamiert sich so gut es geht und verspielt alles an Credibility, was er jemals gehabt haben konnte (allerdings finde ich es einen extrem netten Touch von ihm, seinen Auftritt als „Emperor“ auf dem Friedhof in der klassichen Tom-Mason-Cape-über´m-Gesicht-Bela-Lugosi-Imitations-Pose zu zelebrieren, siehe Plan 9). Criswell macht rein körperlich einen furchtbaren Eindruck und scheint entweder während des kompletten Drehs sturzbesoffen oder unter Drogen/Medikamenten zu stehen (diese Augenpartie… shudder).

Fawn Silver, die unter dem Künstlernamen „Ghoulita“ seine Partnerin spielt, macht sich als Vampira-Double ganz gut (ohne ihr wirklich ähnlich zu sehen, aber den Typ bekommt sie passabel hin) und ihre Szenen machen dem Zuschauer größtenteils Spaß. Leider war sie anschließend nur noch in Tom DeSimones Debütfilm Terror in the Jungle und einem aus einem argentinischen Streifen gepatchworkten Streifen namens Legend of Horror zu sehen.

Pat Berrington oder Berringer, die auch durch keinerlei darstellerisches Talent behindert wird (und laut John Andrews, wie gesagt, ihrer Oberweite künstlich nachhelfen hat lassen und „nicht mal richtig kreischen“ konnte), drehte zwischen 1966 und 1969 noch eine ganze Reihe Exploitationfilme wie Psychedelic Sexualis, The Acid Eaters oder Mantis in Lace. Einige davon sind bei Something Weird Video erschienen.

William Bates hat die Rolle des Bob sicherlich der Tatsache zu verdanken, als associate producer ein paar Dollar zum schmalen Budgets des Films beigesteuert zu haben. Spielen kann er vielleicht sogar noch weniger als Berringer, wobei er natürlich auch vom Script (hüstel) insofern im Stich gelassen wird, als er praktisch gar nichts zu tun hat, außer sich am Ende vom Werwolf k.o. Schlagen zu lassen.

Als wüstes Comedy-Duo Werwolf/Mumie brillieren Woods Saufkumpan-bis-zum-bitteren-Ende John Andrews (Werwolf) und Louis Ojena, der später noch in Woods letztem komplettierten „richtigen“ Spielfilm, dem in vollständiger Form leider verlorengegangenen Take It Out In Trade agierte.

Nun noch ein paar Takte zur DVD. Und ich muss sagen – ich bin HINGERISSEN. Was Rhino aus diesem Film gemacht habe, sucht seinesgleichen (und findet´s allenfalls bei den besten Something-Weird-Releases, und da nicht immer). Rhino hat den Print digital restaurieren lassen und was soll ich sagen, das Ding sieht aus wie aus dem Ei gepellt. Gestochen scharf, mit toller Kompression (da kann man sogar vierfach aufzoomen und es sieht immer noch passabel aus), wunderschöne Farben, ausgezeichneter Kontrast. Es gibt genügend Veröffentlichungen aktueller Filme, die mit dieser Bildqualität nicht mithalten können. Klar, es gibt an vereinzelten Stellen ganz leichte Laufstreifen und gegen Ende schleichen sich ein paar Artefakte ins Bild, aber das stört nie und vor allem – man muss sich vor Augen halten, mit WELCHEM Film wir es hier zu tun haben. Das ist nicht Goldfinger, das ist Orgy of the Dead, ein ultrabilliger Sexploiter von anno tobak, den sicher niemand ganz oben auf der Konservierungsliste für die Ewigkeit hatte. Puristen mögen bemängeln, dass der Streifen anstelle im Originalratio 2.35:1 in Vollbild ausgeliefert wird, aber, bevor das große Wehklagen losgeht, der Film macht absolut den Eindruck, als wäre er in Vollbild gedreht und für die Kinoauswertung auf 2.35:1 gematted worden, was im Umkehrschluß bedeutet, dass die DVD mehr Bildinformationen bietet. Ohne das letztendlich verifizieren zu können, machen die Bildkompositionen den Eindruck, als wären sie so gedacht, wie sie auf der Scheibe präsentiert werden (der Vorspann ist auch komplett ohne abgeschnittene Seitenränder enthalten), ich denke also, dass das durchaus so gewollt ist, zumal Regisseur Apostolof den Transfer persönlich überwachte.

Der Ton liegt in Mono vor, ist aber ebenfalls ausgezeichnet gelungen. Bis auf das maskenbedingte Genuschel der Mumie sind sämtliche Dialoge unter minimalem Grundrauschen perfekt verständlich, die Musik kommt hervorragend zur Geltung.

Und als wäre das allen nicht schon freudenfestmäßig genug, begeistert uns Rhino noch mit dem Original-Kinotrailer, der ersichtlich ebenfalls extra restauriert wurde (und ein paar, hust, Plotpunkte der „Handlung“ erklärt, die der Film offen lässt) sowie ein neues, knapp zwanzigminütiges Interview mit Apostolof (dem ich anfänglich skeptisch gegenüberstand, da man Apostolof in mancher Wood-Doku dank seines schweren osteuropäischen Akzents kaum verstehen konnte; aber hier hat sich der Herr zusammengerissen und spricht deutlich), indem dieser über seinen Einstieg ins Filmgeschäft, die Zusammenarbeit mit Ed Wood, den Dreh zu Orgy of the Dead (und Pläne über ein anstehendes Sequel!!) und seine Ratschläge an angehende Filmemacher spricht. Informativ, unterhaltsam und selbst für Die-Hard-Wood-Fans mit Neuheiten (z.B. dass Apostolof bis heute keinen von Ed Woods Filmen angesehen hat, weil er seinen Kumpel aus persönlicher Anschauung für einen fürchterlichen Regisseur hält) angereichert. Toll, allein das macht die Scheibe für Woodisten zum beinahe schon unverzichtbaren Sammlerobjekt, wenn´s der Film nicht eh schon täte.

An dieser Stelle also ein tiefster Diener gen Burbank, California, Rhino-Headquarter. Auf dem Gebiet der vergessenen Trashperlen dürfte dies, allen Something-Weird-Releases zum Trotz, die Veröffentlichung des Jahres darstellen. Besser kann man´s kaum machen (einzig ein moderierter Audiokommentar mit Apostolof würde mir als Steigerungsmöglichkeit einfallen).

Der Film selbst ist allerdings hauptsächlich was für diejenigen Trashfreunde, die das allgemein zugängliche (und zugänglichere) Ouevre von Wood, also Glen or Glenda, Bride of the Monster, Plan 9 From Outer Space und Night of the Ghouls schon durchhaben und tiefer in die Materie einsteigen wollen. Als „Film“ taugt der Streifen nämlich selbstredend nicht viel bis gar nichts und dürfte selbst Liebhaber „gewöhnlicher“ billiger 50er/60er-B-Movies zu Tode langweilen, aber wer sich mit dem Phänomen Ed Wood nicht nur oberflächlich befasst, kommt an diesem Werk gar nicht vorbei. Die untenstehende Bier-Wertung richtet sich ausschließlich an wirklich harte Wood-Fans, alle anderen sollten mindestens zwei bis drei Bier abziehen und wer von Ed Wood gar nichts kennt oder mit den bekannteren Sachen nichts anfangen kann, der sollte diese Skala auf null bis eins reduzieren. Der Doc allerdings hat sich in diese DVD verliebt…

(c) 2006 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 7


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