Kidnapped Coed

 
  • Original-Titel: Kidnapped Coed
  • Alternative Titel: The Kidnapper | Date with the Kidnapper | The Kidnap Lover | Kidnapped Lover | House of Terror |
  • Regie: Frederick R. Friedel
  • Land: USA
  • Jahr: 1978
  • Darsteller:

    Eddie Matlock (Jack Canon)
    Sandra Morely (Leslie Ann Rivers)
    Mrs. Matlock (Gladys Lavitan)
    Hotel Clerk (Larry Lambeth)
    Bellboy (Jim Blankinship)
    Old Farmer (Charles Elledge)
    Daughter (Susan McRae)
    Man with Shotgun (Bob Martin)
    Old Man in Chair (Clonnie Baxter Strawn)
    Blind Man (Skip Lundby)
    Age Home Attendant (Larry Drake)


Vorwort

Wenn Ihr (was ich Euch selbstverständlich geraten haben möchte, ähempt) mein Review zu Hitchhike_to_Hell angetan habt, wisst Ihr ja, dass ich milde enttäuscht von den dort dargebotenen filmischen Ergüssen (no pun intended) war. Aber bei einem Something-Weird-Double-Feature muss man ja nicht befürchten, nur wegen eines nicht ganz so tollen Films seine sauer vom Arbeitsamt überwiesenen Mäuse vollständig abschreiben können zu dürfen. (Eh. War das jetzt ein Satz?). Für derartige Eventualitäten packt Something Weird dann eben noch ´n zweiten Film auf die kleine Silberscheibe und das Risiko, gleich auf eine zweite Gurke aus dem SWV-Archiv zu stossen, ist dann, kennt man das Ouevre des rührigen Labels etwas genauer, doch relativ gering. Also widmen wir uns KIDNAPPED COED, einem unter vielen Titeln vollkommen unbekannten Streifen aus dem Jahr 1978 (oder 1985, wie auch bei HITCHHIKE TO HELL, der nach meinen neuesten Infos nun doch nicht aus 1968, sondern 1976 stammt, weiss das keiner so genau), einem Film des verdienten Exploitation-Regisseurs Frederick R. Friedel (naja, immerhin hat er genau 3 Filme auf dem Kerbholz), dessen hauptsächlichen Claim-to-fame der halbwegs kultige Horror-Möchtegernschocker AXE (auch bekannt als LISA LISA oder CALIFORNIA AXE MASSACRE – was stand da wohl Pate??) darstellen dürfte (re-releaesed von wem wohl, na klar, Something Weird). Na dann, dann wollen wir mal, wie das DVD-Menü so schön vorschlägt, die Abduction witnessen…


Inhalt

E inen Vorwurf kann man dem Film sicher nicht machen – dass er nicht gleich zu Potte kommt… unser Objekt der Begierde (Titel schon vergessen?) stapft durch ein merkwürdiges Herrenhaus (das ich eher als Hotel identifiziere, während andere Reviewer das ganze als College sehen mögen) – neben einem ganzen Haufen recht seltsamer älterer Leute (College?) durchstreift Sandra Morely, übrigens Brillenschlange, auch einen Saal, der aussieht, als hätten Oasis dort eine After-Show-Party gefeiert (einer der Stühle steckt sogar im offenen Kamin). Kaum ist sie aus dem seltsamen Gemäuer raus und in ihrem Auto drin, hält ihr auch schon jemand vom Rücksitz aus ´ne Knarre an den Schädel und verlangt auf zögerliche Proteste der Bedrohten schlicht „shut up and drive“. Die anschliessende Fahrt gibt Gelegenheit für die Einblendung der spärlichen Opening Credits inklusive des most hilarious screen credit ever witnessed: „Jack Canon is“ – „Kidnapped Coed“! Schluck! Okay, natürlich ist das damit zu erklären, dass der Film in seiner originalen Inkarnation „The Kidnapper“ hiess und der neue Verleiher halt nur diese eine Title Card ausgetauscht hat, aber wie sagt man so schön – it sets the mood…

In Amerika stehen Telefonzellen an den unmöglichsten Stellen, zumindest laut diesem Film, so z.B. mitten in der Pampa ungefähr hunderttausend Kilometer von jeder menschlichen Zivilisation. Mich stört daran weniger die Tatsache, dass überhaupt ein Telefon da steht – Payphones stehen in Amerika nun WIRKLICH an den skurrilsten Ecken – als vielmehr, dass es eine echte originale ZELLE mit Tür usw. ist. Naja. Glauben wir´s mal. Unser Entführer (der übrigens Eddie heisst) erweist sich als der verblödetste Entführer diesseits eines Clever & Smart-Comics (irgendwann gehen mir die Pop Culture References noch aus), denn er bedeutet seiner Geisel nicht mehr als „lay down on the floor and don´t move“, ehe er aussteigt, die einige Meter entfernte Zelle aufsucht und die Tür hinter sich zu macht. Da ich nicht gesehen habe, dass Eddie die Wagenschlüssel eingesteckt hätte, würde sich nun also ein glorioser Fluchtversuch anbieten, aber … niente. Also kann Eddie in aller Seelenruhe seinen Erpresseranruf tätigen. Von Papa Morely, einem Millionär (den wir, ebenso wie dessen Angetraute, nie im Bild sehen, ein Interior Still Shot eines entsprechenden Domizils muss dafür herhalten), möchte Eddie schlappe 3 Mio. Dollar, sonst bekommt er sein Töchterlein nur tot wieder zurück. Natürlich verbietet sich Eddie jegliche Inanspruchnahme polizeilicher Hilfe.

Die Reise geht weiter in eine kleine seltsame Stadt. Seltsam daher, da z.B. niemand gesteigert davon Notiz nimmt, dass auf offener Strasse zwei jugendliche Tunichtgute einen armen Bürger verkloppen (okay, vielleicht nicht gar so seltsam…). Eddie hält den Wagen an und geht mal wieder telefonieren, lässt seine Gefangene wieder ungefesselt auf dem Rücksitz des Wagens zurück. Ein Polizeiwagen nähert sich. Kalkulieren wir jetzt die durchschnittliche Reaktionsspanne eines Typen, der im Back Room eines Friseursalons telefoniert und die Zeitspanne, die´s braucht, um einem Polizeiauto auf den Beifahrersitz zu springen, hätte Sandra also wieder eine 1-rauf-mit-Mappe-Fluchtgelegenheit. Voller Zögern und Zaudern spechtet Sandra aus dem Autofenster, aber als sie sich dann endlich (nach ungefähr drei Minuten) zur Flucht entschieden hat, ist Eddie wieder da und verhindert schlimmeres wie z.B. ein vorzeitiges Filmende. Um es mit den unsterblichen Worten von Kuni aus UHF zu sagen… Sandra ist ECHT BLÖD!

Zwecks Nächtigung wird in einem Hotel eingecheckt. Der Rezeptionist ist reichlich uninteressiert, sondern widmet sich mehr seinem Whiskey und als Eddie dann endlich die Aufmerksamkeit des Hotelfachangestellten errungen hat, kommt dieser mit blöden Sprüchen („I suppose you want a room?“ – Aber nicht doch…) und kontert Eddies Feststellung „we don´t have reservations“ mit einem erstaunlich sinnlosen „This is my last day“. Whatever. Schliesslich und endlich leiert Eddie dem Clerk einen Zimmerschlüssel aus´m Kreuz. Kaum hat sich unser Pärchen gen Hotelzimmer verabschiedet, gibt unser Clerk einem ominösen Zeitungsleser per Tischlampe ein Signal (!). Ein langsamer Schwenk auf das Hinterzimmer der Rezeption zeigt uns gar erschreckendes – da liegt der echte Hotelclerk, und er macht einen ziemlich toten Eindruck… Guess unser Kidnapper hat sich das falsche Hotel ausgesucht, har-har.

Eddie bedeutet im Luxuszimmer mit Schrank-Klappbett seinem Opfer, es möge sich doch etwas entspannen. Sandra verzieht sich ins Bad und erblickt ein Fenster. Dummerweise liegt das Zimmer im zweiten Stock und Feuerleiter is nich. Unsere Sandra verfällt auf einen wahrhaftig genialen Plan… nachdem sie aus Tarnungsgründen die Dusche einwirft, kritzelt sie mit Lippenstift eine Hilfebotschaft auf die Klorolle und befördert diese aus dem Fenster. Dummerweise sind Oasis bei ihrer Tour wohl auch hier vorbeigekommen, denn die Passanten erachten aus Hotelfenstern fliegende Klorollen als nicht weiter beachtenswert und ein paar Kids kicken die brisante Rolle dann auch noch achtlos in den Rinnstein… Eddie dauert die Dusche mittlerweile verdächtig lange, also muss sich Sandra doch noch unter die Brause stellen (don´t expect any nudity here, friends!)

Kurze Zeit später klopft es an der Tür. Der Klopfer behauptet von sich, der Page zu sein (Attention Span Kidnapper: Zip, denn der falsche Hotelclerk hatte vorher behauptet, der Page sei nicht mehr da). Sandra glaubt ernsthaft, die beiden Typen, die mit gezogenen Kanonen in der Tür stehen und sich als der falsche Hotelclerk und sein Ominous Looking Buddy entpuppen, wären Cops oder zumindest barmherzige Samariter, sprich Helferlein in der Not. Aber mitneffen, bzw. mitnichten… Sandra kriegt den Hysterischen und kreischt „mein Vater kann euch alles beschaffen“, worauf sie erst mal von Hotelclerk eine heftige Watschn empfängt. Eddie versucht, die Eindringlinge anzugreifen, fängt sich aber einen Kick to the head ein (zum Glück ist er nicht im Film Vendetta, denn dort waren ja Kopftritte per se tödlich). Sandra hat trotz der blutigen Kelle immer noch nicht begriffen, was vor sich geht, krakeelt herum und bekommt so einen Revolverlauf zwischen die Beine gedengelt, was der mittlerweile gefesselte Eddie mit einem „Sonofabitch“ quittiert. Ya see, the kidnapper with the golden heart is about to be born.

Die Böslinge proceeden mit ihrem Böstun, d.h. die bedauernswerte Sandra wird spread-eagled ans Bett gefesselt, und da unsere Fieslinge nicht nur Bondage-Freaks sind, sondern auch so richtig was davon haben wollen, folgt eine Vergewaltigung (very non-exploitative und gerade deswegen wirklich eindringlich – wieder mal no pun intended). Während der falsche Clerk sich also mit Sandra beschäftigt, growlt und grummelt Eddie vor sich hin und versucht, seine Fesseln zu zerreissen (was ihm blutende Handgelenke einbringt), wobei sicherlich nicht konzentrationsfördernd wirkt, dass Ominous Looking Guy offenbar als Ersatzbefriedigung mit seinem Revolverlauf Eddies Ohr penetriert. After all yankt sich Eddie frei, greift sich die Knarre und schiesst Ominous Looking Guy in die Weichteile, dann bekommt der falsche Clerk sein Fett.

On the road again… Sandra ist nicht ganz unverständlicherweise ob der traumatischen Erfahrung ein wenig apathisch, und Eddie ist auch mächtig zerknirscht, will aber trotzdem sein Lösegeld haben. Es findet sich eine weitere Telefonzelle und Eddie teilt Mr. Morely mit, dass er die Kohle in zwei Tagen erwartet. Sandra stammelt ein schwächliches „let me go, please“ und Eddie ist sich tatsächlich nicht so ganz klar, was er tun soll, aber schlussendlich entscheidet er sich doch pro Kohle. Irgendwo im tiefsten Backwood Country (das ganze ist übrigens in North und South Carolina gedreht und sieht auch so aus, hua-hua) finden unsere Helden einen gemütlichen verlassenen Schuppen. Im Gegensatz zu Eddie würde ich zwar in einem sprichwörtlich bis unter die Dachkante mit trockenem Heu gefüllten Holzschuppen nicht wirklich rauchen, bin aber auch kein Kidnapper, so what do I know? Eddie ist MÄCHTIG nervös, tigert ziellos auf und ab, bis er sich mit dem Kämmen seiner Haare beruhigt. Sandra nestelt mit blossen Händen in ihrer Mähne herum und der mitleidige Entführer stellt ihr leihweise seinen Kamm zur Verfügung. „Du hattest das alles geplant?“ fragt Sandra und Eddie bestätigt. EH? BITTE??? Wo bitte war der Masterplan? Bislang war doch alles eine einzige Katastrophe! Offenbar ist Eddie ein Geistesverwandter von Wile E. Coyote… Sandra fragt sich, wie es wohl ist, jemanden zu töten und kommt zu dem Schluss, in diesem speziellen Fall wohl auch selbst getötet zu haben. Eddie bringt einen Eimer Wasser zwecks Wäsche und putzt sich die Zähne. Zu Eddies sichtlichem Erstaunen lehnt Sandra die angebotene (und gebrauchte) Zahnbürste ab, selbst als er sie zwecks Reinigung ungefähr eine halbe Sekunde lang in den Eimer taucht. Sandra bevorzugt die Zahnreinigung mit Händen und Bluse (Dr. Best go home…). Nach Zähneputzen wird gegessen (?) und dafür hat Eddie reichlich roh aussehendes Fleisch angekarrt (erstmal WOHER und zweitens ist das gesund??). Na, offenbar schmeckts… Doch da, horch was lärmt von draussen rein? Besucher! Eddie schnappt sich seine Geisel und türmt ins Gewölle, doch die Neuankömmlinge sind keine Gesetzeshüter o.ä., sondern vier ältere mit Ferngläsern bewaffnete Ladies – Birdwatcher! Zu „funny sounding music“ stapfen die vier mit den geschmacklosesten Kleidern seit dem letzten Nina-Hagen-Fernsehauftritt (tja, noch gehen mir die References nicht aus…) ausgestatteten Damen durch die Pampa und wandern nach ein paar Minuten off… this surely is a strange film…

Die Nacht verbringen Eddie und Sandra am Ufer eines nicht näher bezeichneten Gewässers, was Eddie in einem grösstenteils aufgrund eher obskurer Tonqualität unverständlichen Rambling Anekdoten aus seiner schweren Kindheit zum besten zu geben. Viel mehr, als dass sein Dad ein „tough guy“ war, der ihn aber trotzdem in die „monster movies“ mitgenommen hat, konnte ich dem nicht entnehmen. General consent scheint aber zu sein, dass unser Eddie eben nicht gerade die idyllische Alles-in-Butter-Jugend verbracht hat. Lassen wir das mal so stehen.

Jedenfalls nimmt Eddie das zum Anlass, sein altes Mütterlein, das in einem nur aus einem Flur zu bestehen scheinenden Pflegeheim das traurige Aufs-Abnippeln-warten-Dasein fristet, anzutelefonieren. (Ich erlaube mir gewisse Zweifel an der Sachkompetenz des Heimpersonals. Am Telefon steht ein Rollstuhl, aber anstelle die angerufenen Patienten in eben diesem von ihren respektiven Zimmern zum Phone zu transportieren, tragen die Pfleger die Patienten aus ihren Zimmern und setzen sie vor dem Telefon in den Rollstuhl… offenbar fest anmontiert, dat Teil…). Mum muss sich erst mal erinnern, wer Eddie überhaupt ist, beschwert sich aber dann umgehend, dass der undankbare Sohnemann sie nicht besuchen tut. Eddie setzt zu einer längeren Entschuldigungsrede a la „wichtige Geschäfte“ an, aber bevor er zum Punkt kommen kann, schnarcht seine Alte schon wieder vor sich hin.

Auf zur nächsten delirious episode… mangels Kühlwasser verröchelt die Entführerkarre in der Hitze und Eddie macht sich auf (natürlich die Geisel wieder völlig ungesichert, aber in der Gegend scheint mir das verzeihlich), um mit Hilfe eines praktischerweise herumliegenden Eimers Ersatz-Aqua aufzutreiben (that´s why der aufmerksame Hitze-Fahrer immer ein paar Flaschen Mineralwasser im Auto hat). Eddie erreicht eine recht heruntergekommene Farm und wird von einem alten Sack beobachtet. Ein anderer alter Sack sitzt auf der Veranda. Eddie bittet den Veranda-Sack um etwas Wasser, was sofort in der Form positiv beschieden wird, als ihm der alte Knacker auf die Hose spuckt. Mehr Wasser ist allerdings nicht drin, und dass der andere alte Sack mittlerweile seine Schrotflinte ausgepackt hat und rather incomprehensible, nichtsdestotrotz mit klarer Intention Eddie zu verstehen gibt, dass er sich gefälligst verpissen solle, hilft unserem Entführer auch nicht wirklich weiter. Immerhin gibt sein Oberstübchen genügend Grips her, um Eddie klarzumachen, dass kein Wasser immer noch besser ist als eine Ladung Blei, also verzieht er sich.

Irgendwie allerdings kriegt Eddie das Fahrzeug wieder halbwegs in Fahrt und so kann die nächste Farm angesteuert werden. In der Einfahrt sitzt ein Mädchen und streichelt apathisch eine Katze und reagiert relativ mager auf Eddies Ansprache, nämlich gar nicht. Kann se auch nicht, denn sie ist katatonisch. Das verklickert uns, allerdings in weniger fachchinesischen Worten, der erscheinende Weihnachtsmann, eh, alte weissbärtige Farmer. Zumindest macht der Zausel seinem nordpolbewohnenden Double alle Ehre, denn er lädt freundlich zu Essen und Aufenthalt ein. Beim gemeinsamen Mahl gibt der alte Knacker auch seine Backstory zum besten, früher war er mal Sheriff, seine Frau hat den Löffel geschmissen und er bringt´s nicht mal übers Herz, die zigtausend Einmachgläser mit allerhand Leckereien aufzumachen. Eddies Blick fällt dabei auch auf ein griffbereit rumstehendes Schiessgewehr. Dennoch zieht man sich in ein Gästezimmer zurück, wo Sandra dem verdutzten Kidnapper auf dessen Mitteilung, dass morgen alles vorbei ist, klar macht, dass sie auf eine baldige Rückkehr keinen gesteigerten Wert legt, vielmehr darauf, dass Eddie sie umgehend zwecks Verrichtung des Sexualakts besteigt. Der beste Entführer ist ja auch nur´n Mann und lässt sich eine solche Einladung kaum zweimal sagen, doch Ungemach droht, denn der alte Farmer hat sich ein Küchenmesser beschafft und beobachtet mit finsterem Blick das wollüstige Treiben unter seinem Dach. Zumindest dauert´s net lange, denn Eddie ist scheinbar ein Meister des Quickies (die ganze Sexszene dauert ungefähr dreissig Sekunden).
Überraschenderweise sind aber am Morgen weder Eddie noch Sandra tot, aber Blitzchecker Eddie wittert nach einem Blick auf den Hof sofort Verrat und drängt zu sofortigem Aufbruch. Kaum hat Eddie den staubigen Hof betreten, geht auch schon der alte Farmer mit vorgehaltener Mistgabel auf ihn los. Nimmt man zur Kenntnis, dass der Farmer die Agilität eines Walrosses hat und vermutlich von jedem Sumoringer im 100-m-Lauf um ca. drei Minuten abgehängt würde, mutet Eddies Kampftaktik, sich mal so eben ausserhalb der (äusserst beschränkten) Reichweite der Mistforke zu halten, nervos herumzuhüpfen und unspezifizierte Drohungen auszustossen, etwas konservativ an, wo sich doch zwei Alternativen geradezu aufdrängen: a) den Knaben mit der Eddie zu eigenem Pistole einfach über´n Haufen ballern oder ihm b) die Zunge rauszustrecken, ins Auto einzusteigen und wegzufahren… Nach einer Weile erinnert sich Eddie immerhin an seine Knarre. „Ich will dich nicht erschiessen“, nölt er, aber der Alte gibt ein indifferentes „it´s my time to die“ zur Antwort. Dann soll es auch so sein. Irgendwie bringt der alte Sack es fertig, sich

NACHDEM ER ERSCHOSSEN UMGEFALLEN IST, sich noch die Mistgabel zielsicher in die umfangreiche Wampe zu stecken (mich würde ehrlich interessieren, wie er das macht…), ist aber wenigstens tot. Aus unerfindlichen Gründen flippt Sandra nun aus, screams bloody murder (na gut, sie schreit „Mörder!“) und rennt weg (versteh einer die Frauen… dat war nu wirklich Notwehr…). Eddie folgt in seiner Karre, muss aber aussteigen und zu Fuss weiterverfolgen, als sich Sandra in ein Waldstück rettet. Der nächstbeste Feldweg wird von einem Wandersmann mit Krückstock belegt, den Sandra umgehend um Hilfe angeht. Dummerweise ist der Wanderer blind und möchte nur schleunigst von Sandra, die sich an sein Bein geklammert hat, losgelassen werden. Eddie fängt sein Mädel also wieder ein.

Did I mention this film is bizarre???

Eine neue Telefonzelle, ein neues Glück. Sandra ist seltsamerweise nun wieder Miss Honigkuchenpferd und himmelt ihren Eddie durch die Scheibe an, während der seine Mama wieder anruft. Eddie überbringt seiner Mutter die frohe Kunde, dass er nun endlich ein Mädchen gefunden hat und sie heiraten wird. „Ich musste sie zwar kidnappen, aber immerhin“. Mama ist not amused. „Du kleiner Bastard“, beschimpft sie ihren Filius, „du bist genau wie dein Vater, sei verdammt!“ Eddie ist gelinde geschockt, gelobt Besserung, aber das hört Mama schon nicht mehr, denn die hat den Hörer fallen lassen (hinüber? Unklar, aber möglich).

Nun, davon lässt sich unser Liebespaar nicht weiter stören, sondern fährt zur Geldübergabe. Der neu formulierte Plan sieht also so aus, dass sich die beiden die Kohle unter den Nagel reissen und dann einer gemeinsamen Zukunft irgendwo entgegenfahren. Der Zaster ist auch vorschriftsmässig irgendwo an der Landstrasse deponiert und vollzählig. Was nun, sprach Eddie und auch Sandra bleibt ratlos. Na, dann wird eben gefeiert!

Also lancieren sich Eddie und Sandra in einer, eh, sollen wir es Backwood-Redneck-Bar nennen? Naja, dann eher ein Refugium für Backwood-Redneck-Senioren, denn das Durchschnittsalter der fünf versammelten Gäste ist ungefähr 73. Und der Bartender, der das fortgesetzte Nerven Eddies nach Bedienung mit einem herzhaften „sonofabitch“ quittiert, ist ungefähr 93. Und dazu noch überfordert, als Eddie Champagner bestellt. „Wir haben nur Champ Ale!“. Hua-hua. Komedy Galore.
Eddie spielt den Entertainer und gibt eine Jerry-Lewis-Impersonation zum besten, ehe er Sandra zum Tanz auffordert. „Du kannst doch tanzen?“ „Ob ich tanzen kann?“ entrüstet sich Sandra, aber Eddie ist schon wieder resigniert nach dem Motto „ich such mir die einzige Braut aus, die nicht tanzen kann“. Da kommt er bei Sandra an die richtige… Eddie stopft seinen letzten Quarter in die Jukebox, die daraufhin eine ausgesprochen seltsame Elektronik-Polka-Version von „An der schönen blauen Donaü zum besten gibt. Was auch immer Sandra und Eddie darauf tanzen, ist mit Sicherheit kein Wiener Walzer… sie erdreisten sich sogar, Tango zu tanzen (verzeihlich, wenn man bedenkt, dass die Protagonisten vermutlich ohne jede Musik improvisieren mussten und dieser seltsame Music Track in der Postproduction dazugeschustert wurde). Scheinbar ist die Vorstellung ansteckend genug, dass ein alter Knacker an der Bar daran geht, die alte Knackerin neben ihm anzumachen, was ihm allerdings nur ein „Shove it!“ einbringt.

Alles könnte als peace, fun, pancake und ein wundervolles Happy End ergeben, wenn nicht plötzlich drei elende Räuber das Etablissement stürmen würden – that´s right, Überfall-Time. Und die Herren Ganoven hätten, bitteschön, auch ganz gerne die Wagenschlüssel zur draussen geparkten Kidnapper-Kutsche. Sandra und Eddie grinsen die Thugs nur an…

In unserer Abschlussszene fährt das Auto in den Sonnenuntergang, doch am Steuer sitzen die Räuber und können gar nicht fassen, was in dem im Wagen liegenden Koffer drin ist! (Haben sie Eddie und Sandra gekillt? I suppose so…). THE END.

Um´s mit den unsterblichen Worten von Chevy Chase (ich hab´s heut mit den unsterblichen Worten, ich weiss) aus NATIONAL LAMPOON´S CHRISTMAS VACATION zu sagen: Hallelujah, das is´n Ding! KIDNAPPED COED ist ein ziemlich schwer zu begreifender (und noch schwerer zu beschreibender Film). Erwartet man angesichts des Titels und der Plotzusammenfassung auf dem DVD-Cover vielleicht ein relativ straightes Entführungs-Drama mit dem üblichen Stockholm-Syndrom (Ihr wisst ja, Opfer fühlt sich zum Täter hingezogen), ist man unzureichend bis gar nicht auf das vorbereitet, was einen dann letztendlich in diesen extrem kurzweiligen 76 Minuten erwartet.

Okay, kurzweilig ist relativ… trotz der kurzen Laufzeit und der Fülle an bizarren Einfällen schleppt sich der Film gelegentlich relativ mühsam über minutenlange Leerlaufpassagen, in denen wir Eddie beim Zigarettenrauchen und Sinnlos-Rumlaufen beobachten können, aber da man nach dem extremen Auftakt der ersten Viertelstunde sich schon darüber im klaren ist, dass da vermutlich noch einige weitere bizarre Episödchen warten, gestalten sich diese kurzen Pausen als gar nicht mal so ungeeignet, um das zuletzt Gesehene noch mal „Paroli laufen zu lassen“, wie Kopfballungeheuer Horst Hrubesch sagen würde. So ist auch ziemlich leicht zu verzeihen, dass Regisseur/Autor Friedel sich beim Bemühen, möglichst viel surreal-abgefahrene Seltsamkeiten aufs Zelluloid zu bannen, in seiner eigentlichen Rahmenhandlung, sprich der Entführungs- und Stockholm-Syndrom-Story dann und wann gehörig verzettelt (wieso flippt Sandra plötzlich aus, als Eddie den alten Farmer erschiesst, und wieso ist sie nach dem „Wiedereinfangen“ plötzlich unsterblich in Eddie verliebt? Fragen über Fragen…). So einiges am Film bzw. seinem Script erweckt Anklänge an spätere Meisterwerke. So würde mich nicht wundern, wenn der bekanntermassene Viel- bis Allesseher Quentin Tarantino den Streifen mal unter die Lupe genommen hätte – die Szene im Hotelzimmer könnte ich mir gut und gern auch von Tarantino vorstellen und in fact erinnerte ich mich spontan an die Motelszene in FROM DUSK TILL DAWN. Die Szene, in der Eddie und Sandra in die kleine Stadt einfahren, ähnelt irgendwie derjenigen aus NATURAL BORN KILLERS, in der Juliette Lewis alleine durch die Stadt fährt und sich im Hintergrund verschiedene Verbrechen ereignen. Naja, und die diversen schrägen Charaktere scheinen sowieso aus einem unveröffentlichten David-Lynch-Film kurz herübergekommen zu sein.

Das ist natürlich starker Tobak und selbstredend kann KIDNAPPED COED in keiner Weise mit den angesprochenen Werken mithalten, aber das war a) nicht zu erwarten und schliesst b) ja nicht aus, dass zumindest der ein oder andere Einfluss sich in Tarantinos Werk z.B. widerspiegelt. Was KIDNAPPED COED von PULP FICTION etc. unterscheidet, ist natürlich die vollkommen unterschiedliche Güteklasse von Regie und Schauspiel. Die darstellerischen Leistungen in KIDNAPPED COED kann man getrost in der sprichwörtlichen Pfeife rauchen – so gestaltet sich auch die Filmkarriere der Stars ausgesprochen übersichtlich: Jack Canon durfte noch in Friedels TCM-Nachzieher AXE an den Start, während Leslie Ann Rivers einzig weitere erwähnenswerte Rolle die einer namenlosen Wärterin in Tom DeSimones Möchtegern-Frauenknast-Parodie REFORM SCHOOL GIRLS – der mit Wendy O´Williams – ist). Der gute Fred Friedel ist sicherlich auch keine inszenatorische Oberleuchte – mit Ausnahme der für den Genrestandard herausragenden Vergewaltigungsszene ist das ganze handwerklich relativ ordentlich, aber uninspiriert heruntergekurbelt, der Schnitt ist gelegentlich unübersichtlich, der Soundtrack stellenweise ungeniessbar und die Ausstattung und Machart der Sets extrem billig und sparsam, dennoch fällt das angesichts der (ich muss mich wiederholen) bizarren Vorgänge, die geboten werden, nicht weiter unangenehm auf – man ist wirklich viel zu sehr damit beschäftigt, über das Gezeigte zu reflektieren (nach dem Motto „Was zum Geier…?!?“) bzw. in gespannter Erwartung dem zu harren, was Friedel noch für uns auf der Pfanne hat. Und, wie man am obigen Review sicherlich schon gemerkt hat, ist ´ne ganze Menge bis hin zum ziemlich downenden (wenn ich´s richtig interpretiert habe), aber irgendwie folgerichtigen Unhappy End. KIDNAPPED COED ist das, was ich mal eine „unique viewing experience“ nennen möchte – einen Film dieser Art bekommt unsereins nicht allzuoft vor die Glotzbuchten, ein B-Movie in allen Belangen, aber mit einem wirklich originellen und einfallsreichen (wenngleich nicht immer ausgewogenen oder schlüssigen, aber das sind die bei Lynch ja auch nicht immer) Script – um´s kurz zu machen, der Film alleine ist den (nicht ganz billigen) Preis der DVD wert. Horrorfans können sich darüber hinaus noch an einem frühen Kurzauftritt der späteren Genreikone Larry Drake (NIGHT OF THE SCARECROW, DARKMAN, DR. GIGGLES) erfreuen – in einer, Kalauer voraus, „tragenden Rolle“ (hua-hua, bin ich wieder FUNNY heute…).

Im Gegensatz zum kürzlich besprochenen anderen Teil des Double Features HITCHHIKE TO HELL hat Something Weird hier auch einen qualitativ hochwertigen Print mit für Genrestandard ausgezeichneter Bildqualität aufgetrieben – der Ton bleibt in einigen Passagen (besonders in den character-buildenden Monologen Eddies) leider dahinter etwas zurück, aber da nicht wirklich relevante Informationen verloren gehen und die entscheidenden Dinge klar verständlich sind, kann man auch hier ein klares Thumbs up geben.

Im umfangreichen Bonus-Material der DVD finden sich auch zwei Trailer, die auch zeigen, dass die Verleiher nicht wirklich sicher waren, was sie mit dem fertigen Streifen nun anstellen sollten. Ein Trailer unter dem Titel „The Kidnap Lover“ (annonciert als „Kidnapped Lover“) versucht verzweifelt, das Stockholm-Syndrom auszuschlachten und Bezüge zum spektakulären Patty-Hearst-Fall herzustellen (if you don´t know what I´m talking about – hämmert einfach mal Patty Hearst bei Google ins Suchfeld), während der Trailer zur Inkarnation „Kidnapped Coed“ schon mehr oder weniger aufgegeben hat und den Film schlicht – und wahrheitsgemäss als „most bizarre“ anpreist. Herzig.

Herzig ist im übrigen auch das sonstige Bonusmaterial. In einem charmant-trashigen Home-Video (zumindest was Bildführung und Tonqualität anbelangt) von immerhin über 27 Minuten Dauer führt Harry Novak den geneigten Zuschauer durch sein Reich, die Offices von Boxoffice Pictures und gibt dabei einige Anekdoten zum besten, und drei Kurzfilme runden das Erlebnis dann auch noch bestens ab: „The Hitchhiker“, ein zum Wegschmeissen brüllend komischer Dreiminüter gibt Tips für erfolgreiches Per-Anhalter-Reisen für Damen (umwerfend, grandios… dieser Narrator), es schliesst sich ein zehnminütiger „Sicherheitsfilm“ für Kinder namens „The Dangerous Stranger“, wie „The Hitchhiker“ allerspätestens aus den 50ern, in dem ein Cop namens „Jerry King“ eine Rasselbande Kids über die Gefahren aufklärt, die jedem Kind drohen, das von einem Fremden angesprochen wird (heartily recommended, too) und ein fünfminüter, leider nicht vollständiger Primitv-Zeichentrickfilm gleichen Gustos namens „The Cautious Twins“. Überragendes Material… wie gesagt, KIDNAPPED COED reicht allein schon als Kaufgrund, aber die Extras sind Gold wert, da kann man dann den vergleichsweise lahmen HITCHHIKE TO HELL als nette Zugabe mal eben mitnehmen.

Ärgerlich an der DVD ist nur, dass sie, wie bei Image-DVDs öfter mal, ein Auto-Run-Feature hat, d.h. die Scheibe legt gleich mit dem Start zu HITCHHIKE TO HELL los, anstelle das Menü zu präsentieren und wenn man sich per Fernbedienung ins Menü durchgetankt hat, landet man immer noch nicht im Hauptmenü, sondern in der Kapitelauswahl zu HITCHHIKE TO HELL. Das nervt ein wenig, trübt aber den Spass, den ich mit dieser Disc im allgemeinen und KIDNAPPED COED im besonderen hatte, nur ganz ganz ganz ganz wenig.

KIDNAPPED COED ist, um endlich zum Fazit zu kommen, ein grossartiger B-Film, der in jede aufgeschlossene Sammlung irgendwie … anderer Filme unbedingt gehört und sicherlich auch jede B-Film-orientierte Party gehörig in Schwung bringt. A sure winner!!!

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 9


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