Flashdance

 
  • Deutscher Titel: Flashdance
  • Original-Titel: Flashdance
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  • Regie: Adrian Lyne
  • Land: USA
  • Jahr: 1983
  • Darsteller:

    Alex Owens (Jennifer Beals)
    Nick Hurley (Michael Nouri)
    Hanna Long (Lilia Skala)
    Jeanie Szabo (Sunny Johnson)
    Richie (Kyle T. Heffner)
    Johnny C (Lee Ving)
    Jake Mawby (Ron Karabatsos)
    Katie Hurley (Belinda Bauer)
    Cecil (Malcolm Danare)
    Frank Szabo (Philip Burns)
    Rosemary Szabo (Micole Mercurio)
    Sekretärin (Lucy Lee Flippin)
    Tina Tech (Cynthia Rhodes)
    Heels (Durga McBroom)
    Margo (Stacey Pickren)
    The Rock Steady Crew
    Monique Gabrielle (uncredited)


Vorwort

Okay, hör ich Euch bis hier aufstöhnen, jetzt hat´s den Doktor endgültig erwischt – zuviel Tannenbäume verkauft, Gehirn zugefrostet, von Baumarkt-Kunden ins geistige Nirvana gedummfragt, whatever… jetzt bespricht der Kerl auch noch einen first-rate chick-flick wie Flashdance… wie kömmt´s? Zunächst – ich glaub, ich bin über die letzten vierzehn Tage nicht bekloppter geworden als ich eh schon war, daran liegt´s also nicht. Schon eher daran, dass ich die DVD zu einem Spottpreis in einem Elektro-Markt gleich nebenan rumstehen sah und irgendwie halt doch ein Kind der 80er Jahre bin – und wenig speaks more Eighties als „What a feeeeeling…“. Flashdance bzw. hauptsächlich seinem chartstürmenden Soundtrack, grösstenteils aus der Feder des damals auf dem Zenit seiner Popularität stehenden Südtirolers Giorgio Moroder, konnte man seinerzeit einfach nicht entgehen (und wenn´s zwanzig Jahre später für eine Neu-Verwurstung durch den gar lustigen Schweizer DJ Bobo und einen weiteren Hit gereicht hat… naja, andererseits, meine Meinung zu moderner Popmusik dürfte bekannt sein) – genauso wie den wenig später entstandenen (und ungleich dämlicheren) Footloose hab ich den treifen anno 1983 im Kino gesehen, seither aber nicht wieder…

Filmhistorisch ist der Streifen weniger an sich bemerkenswert (mit einem US-Einspiel von 40 Mio. Dollar war der Film eher moderat erfolgreich), aber er kickstartete einige Karrieren – zu Don Simpson und Jerry Bruckheimer muss man nicht viel sagen, Joe Eszterhas mauserte sich zu einem überbezahlten Script-Strategen (naja, bis dann Showgirls kam) und Adrian Lyne ebnete sich den Weg zu künftigen Kassenschlagern wie 9 1/2 Weeks und Fatal Attraction. Abgesehen davon fühlte sich Joe D´Amato himself gemüssigt, eine Art Remake zu drehen (den hier besprochenen Amore sporco) und das allein qualifiziert ja schon irgendwie…

Wie schon gesagt – ich hab den Film seit zwanzig Jahren (mann, wie blöde sich das schreibt, wenn man in elf Tagen grad mal 33 wird) nicht mehr gesehen – Erinnerungen hab ich kaum mehr dran. Vermutlich wird es furchtbar werden…


Inhalt

Während uns die Eröffnungstitel schon die ersten zarten Takte von „What a feeeeeeeling“ um die Ohren schlagen, können wir unsere Heldin Alex Owens bei der Arbeit (in Pittsburgh, trotzdem nirgendwo blutsaugende Pharaonen oder Zombies zu sehen) bewundern – wüssten wir nicht von Haus aus, dass quasi jeder in irgendeiner Form hauptsächlich mit Musik beschäftigter Streifen grundsätzlich dem Reich der Fantasy zuzuordnen ist, würden wir uns jetzt sicher Gedanken darüber machen, ob so ein zartes Frauenzimmerchen im richtigen Leben tatsächlich so gekonnt und souverän mit nem Schweissbrenner umgehen kann (nein, ich will jetzt keinerlei Emanzen-Flames in meiner Mailbox wiederfinden… sicher gibt´s Kfz-Mechanikerinnen etc., aber wenn ich meine gesunden Vorurteile aus Lebenserfahrung an mir vorbeiziehen lassen, sind das nicht gerade die Geräte, die, eh, besonders grazil veranlagt sind). Was ich der guten Alex dann schon eher abnehmen kann, rein anatomisch gesprochen, ist die Tanznummer, die sie anschliessend in Jake Mawbys Bar (hoch kreativ „Mawby´s Bar“ getauft… sehr spektakulärer Kneipenname) abzieht – Alex zappelt ein wenig auf der Bühne, reisst sich ein paar Klamotten vom Leib (aber nicht genügend, damit´s für die Sleaze-Fraktion interessant wird), hockt sich auf einen Stuhl und duscht sich (oft kopiert, nie erreicht) on stage ab. Ehrlich gesagt ist das ganze zwar tänzerisch recht nett anzusehen, aber nicht wirklich aufregend in Form von anregend (Ihr versteht mich doch?) – will sagen, mir geht nicht ganz auf, warum sich gestresste Arbeiter nach hartem langem Tag in ihrer Lieblingskneipe bekleideten Ausdruckstanz ansehen und dabei begeistert johlen und nicht lieber im Stripschuppen neben an einer dreiviertelnackten Schnepfe Dollarnoten in den Tanga stopfen… vielleicht ist die hard working class in Pittsburgh doch kulturell interessierter als man denkt. Im vollkommen begeisterten Publikum sitzt auch Alex´ Boss Nick Hurley, der allerdings keine Ahnung hat, dass das hübsche junge Ding, dass sich auf der Bühne den Wolf tanzt, auf seiner Lohnliste steht, das muss ihm einer seiner Mitarbeiter erst noch verklickern.
Vermutlich die Szene, an die sich die meisten Flashdance-Veteranen erinnern…

In der Küche des Etablissements quält Hamburgerbrater Richie, der sich selbst aus unerfindlichen Gründen für den lustigsten Stand-up-Comedian seit der Erfindung von Ingo Appelt hält, Freunde und Arbeitgeber mit Polenwitzen, die selbst Dirty Harry Schmidt in seiner besten Zeit für zu zotig gehalten hätte („Was ist ein Pickel am Hintern eines Polacken? Ein Gehirntumor.“ Ha-ha. Ich lach mich tot.). Die Garderobe wird von Mawbys Stall Tänzerinnen bevölkert, die hochgradig unterhaltsamen Girls Talk zelebrieren („Er ruft mich nicht an“ – „Ruf ihn an!“ – „Soll ich wirklich?“ Ist das wirklich der Stuff, aus dem die Unterhaltungen auf´m Damenklo und ähnlichen Lokalitäten gemacht sind?) Richie kuckt mal kurz rein, wird aber umgehend von den Tussen fröhlich-freundschaftlich rausgeworfen (nicht grad, dass sie gebrauchte Tampons nach ihm schmeissen).

Am nächsten Tag, am Arbeitsplatz, versucht der natürlich blitzartig in ewiger Liebe entbrannte Nick auf döselige Art, Alex anzubaggern. „Du bist Alex!“ – „Ich weiss!“ (und für so was kriegen Drehbuchautoren GELD?). Nick führt sich jedenfalls blöder auf als ein Sechstklässler, der zum ersten Mal ein Mädel abschleppen will, redet sich um Kopf und Kragen bezüglich seines eigenen Familienstandes (geschieden). Alex lässt ihren Cheffe höflich-reserviert abblitzen: „Ich geh lieber wieder an die Arbeit, man weiss nie, wann der Boss vorbeikommt.“ Nach verrichtetem Tagwerk fahrradet Alex nach Hause – wie jede einfache Schweisserin von Welt residiert sie in einer ca. 500 Quadratmeter grossen ehemaligen Lagerhalle, die sie lediglich mit ihrem Köter Grunt (dem hässlichsten Exemplar von Hund diesseits eines chinesischen Faltenwuffwuffs) teilt – und glotzt im Fernsehen eine Ballettaufführung (was in Amiland alles in der Glotze läuft… so was gibt´s bei uns doch nicht mal mehr auf arte, and a good thing, too). So inspiriert wirft sie sich in ihren Tanzdress und zu den Klängen von Michael Sembellos energetischem Dancefloor-Klopper „Maniac“ tobt sie tanzenderweise durch ihr Domizil (Freunde von Nahaufnahmen knackiger Hintern in knappen Höschen kommen hier voll auf ihre Kosten – im Gegensatz zu Freund D´Amato verzichtet Kollege Lyne aber auf die eindeutig zweideutigen Zwischen-die-Beine-Shots).

In Pittsburgh scheint es eine Institution namens „Repertory“ zugeben, was entweder eine Tanzschule oder ein richtiges Tanz-/Ballettensemble ist (ist mir nicht ganz klar) und die Aufnahme ebenda ist Alex´ grosses Lebensziel. Frohen Mutes betritt sie also die genannte Stätte, um sich zu bewerben. Als sie aber nicht nur im Rekrutierungsbüro hören muss, dass von den zukünftigen Tanzbeinschwingern minutiöser Nachweis über bisherige tänzerische Ausbildung erbracht werden soll (von denen Alex selbstredend zip-zilch-nada besitzt), sondern sich auch ob ihres wenig professionellen Outfits (Madam Owens taucht in be-button-ter Jeansjacke und Turnschuhen auf, während sich die restlichen Applikaten in Ballettschuhe u.ä. Fach-Ausstattung geworfen haben) amüsiert-belustigte Blicke einfängt und heftiges Tuschelgesprächsthema wird, verliert Alex die Nerven und haut mittelprächtig aufgelöst ab.

Zurück bei der Arbeit versucht Nick weiterhin hartnäckig, sie zu einem Date zu bewegen, was sie rundweg ablehnt, weil sie schlicht und ergreifend nicht mit ihrem Chef privat entangled werden will (gute Entscheidung, soweit). Lieber besucht sie daher die alte Dame Hanna, eine Ex-Tänzerin (deren Glanzzeit schlappe fuffzich Jahre zurückliegt), die ihr gut zuredet (d.h. zur tänzerischen Karriere anhält) und ihr die Kostüme für ihre Clubauftritte schnibbelt. Alex bindet Hanna den Bären auf, die Bewerbung beim Repertory wegen keine Zeit nicht geschafft zu haben, aber Hanna riecht den Braten: „Nur träumen wird dich nicht weiterbringen – du musst dich bewerben und vortanzen!“ Alex ist emotional so überwältigt, dass sie in den nächstgelegenen Beichtstuhl springt und dem Paster dort nicht nur von ihren ständigen Gedanken an Sex erzählt (ha, KOMEDY!), sondern auch, dass sie Hanna angelogen habe – es fehlt ihr schlicht und ergreifend das Selbstvertrauen, das haben wir ja mittlerweile schon gemerkt. Welche Buße der Pfaffe ihr auferlegt, bleibt uns leider verborgen.

Mit ihrer Freundin Jeanie, einer begabten Eiskunstläuferin, die in Mawbys Bar als Kellnerin jobbt, zieht sie um die Häuser und läuft dabei dem schmierigen Johnny C, der eine Nacktbar unterhält, und dessem Haus- und Hof-Schläger Cecil (dessen Modegeschmack von Johnny arg in Zweifel gezogen wird: „Du siehst aus wie ein Ein-Mann-Slum.“ See and grin, wie Cecil auf diese Bemerkung sein Outfit einer kritischen Betrachtung unterzieht). Johnny würde gern bei Alex oder Jeanie (bedeutsame Präferenzen scheint er da nicht zu haben) landen, kassiert aber eine 1A-Abfuhr von Alex: „Wusstest du, dass der kleinste gemessene Schwanz 2,8 cm lang ist?“ Interesting trivia, for sure, aber warum sollte Johnny sich davon betroffen fühlen? Wenn mir jemand sagt, dass der niedrigste gemessene IQ bei -27 liegt, halte ich mich ja deswegen auch nicht automatisch für einen Volldeppen. Johnny jedenfalls scheint sich angesprochen zu gefühlen (naja, wird dann wohl schon seine Gründe haben). Jeanie und Alex begeben sich, nachdem sie einer Breakdancer-Truppe zugekuckt haben und Alex lieb und nett gemeint einen tänzerisch den Verkehr regelnden Polizisten verarscht, ins nächste Fitnessstudio, um zu „I love Rock´n´Roll“ (selten deplazierter in einem Soundtrack untergebracht, aber trotzdem immer wieder schön) Gewichte zu stemmen (was natürlich für KOMEDY Gelegenheit bietet) und mit den ebenfalls dort trainierenden Tanz-Kolleginnen aus der Bar den Girls Talk fortzusetzen („er hat immer noch nicht angerufen“ usw. Mädels, ihr seid echte Umstandskrämerinnen).

Anschliessend gibt´s Happa-Happa bei Jeanies Eltern. Ihr Erzeuger ist ein alter Furz, der von den sportlichen Ambitionen seines Lendensprosses vergleichsweise wenig hält (und schon gar nichts von ihrem Traum, in einer Eis-Show unterzukommen) – „Sie wird auf den Arsch fallen“. „Sie hat einen zähen Arsch,“ springt Mama ihrer Tochter zur Seite. „Um ihren Arsch mach ich mir keine Sorgen,“ brummt Daddy (wundere mich schon gar nicht mehr, dass das Ding in den USA ein R-Rating hatte).

In Mawbys Bar bekommt Richie seine Chance, als Pausenclown zwischen den Tanzauftritten zu fungieren und ist dementsprechend nervös. Mawby kuriert die Nervosität mit einer soliden rechten auf Richies Solarplexus. „Jetzt bist du nicht mehr nervös, jetzt bist du angepisst.“ Da hab ich dann doch lieber Lampenfieber. Naja, hilft eh nicht viel, denn wie bei Richies Witzerepertoire („Habt ihr von dem polnischen Bankräuber gehört? He tied up the safe and blew the guard!“) nicht anders zu erwarten, saugt er mit 1600 Watt und sieht sich binnen dreissig Sekunden der offenen Feindseligkeit der Audience ausgesetzt („bring on the bimbos!“). Schweissgebadet muss Richie improvisieren und, glaubt´s oder nicht, zwei spontan ausgedachte Gags des Möchtegernkomikers kommen an, brechen das Eis und von Sekund´ an lachen die Zuschauer sogar über seine Polenwitze. Zum Glück ist Richies Auftritt dann auch schon vorbei und Tina Tech darf eine der aufregenderen Tanznummern absolvieren. Als Alex die Bar verlassen will, unternimmt Johnny C einen weiteren unzureichenden Annäherungsversuch und bekommt dafür eine Fuhre Bier über sein bestes (und wie wir wissen kurzes) Stück geschüttet (muss sie aber gut gezielt haben). Das kann der schmierige Johnny natürlich nicht auf sich sitzen lassen und lauert ihr und dem sie begleitenden Richie mit Cecil vor der Bar auf. Richie, obwohl drei Köpfe kleiner als Alex, spielt den Helden und muss sich dafür die Nase brechen lassen. Erst als, woher auch immer, der edle Ritter Nick auf seinem schwarzen Ross, eh, seinem schwarzen Porsche, ein Machtwort spricht, lassen Johnny und Cecil von Alex ab und schleichen vom Acker. Alex sagt artig Danke, will sich aber trotzdem nicht von ihrem Boss nach Hause fahren lassen. Nick, der offensichtlich wie jeder von uns Kerlen ein „Nein“ als „Jä interpretiert, fährt ihr kurzerhand nach und wiederholt seine Einladung. Alex verweigert nach wie vor unter Hinweis auf die Chef/Arbeiter-Beziehung, aber dafür hat Nick eine einfache Lösung: „Okay, du bist gefeuert und ich hol dich morgen um acht ab.“ So kann man das natürlich auch regeln…

Zunächst mal hat aber Jeanie ihren Grossen Tag – ein Eiskunstlaufwettbewerb steht an. Im Publikum sitzt nicht nur die komplette Family (auch wenn Daddy sich königlich langweilt, höllisch friert und die Erfolgsaussichten seines Töchterleins als mässig einstuft), sondern auch Alex mit Nick (tja, so schnell kann´s gehen). Obwohl es sich um einen offiziellen Wettkampf mit Jury handelt, ist die Eisfläche komischerweise abgedunkelt und nur mit Spotlights auf der jeweiligen Läuferin ausgeleuchtet (also wie bei einem Schaulaufen… jaja, ich weiss, Realismus und Simpson/Bruckheimer-Filme etc., das wollen wir ja gar nicht erst anfangen). Aus den Boxen fetzt Laura Branigans Variante des Umberto-Tozzi-Schlagers „Gloriä und Jeanie legt sich – wie von Daddy, der das Talent seines Sprösslings offensichtlich recht realistisch eingeschätzt hat – zweimal auf den Arsch, um sich beim zweiten Mal so wehzutun, dass sie vom Eis geführt werden muss und backstage deprimiert herumhängen kann. Alex versucht zu trösten, aber richtigen Erfolg hat nur der auf einmal voll sensitive und ach so verständnisvolle Herr Papa, der auch noch einen kessen, auflockernden Spruch auf Lager hat: „You bounced pretty good“ – soll sie sich halt als Basketball versuchen…

Anschliessend darf Nick doch noch ein Essen spendieren, aber Alex mag nicht in eines seiner Upper-Class-Etepetete-Restaurants, sondern bevorzugt Pizza vom Mitnehm-Service umme Ecke. Hat für Nick den Vorteil, dass der Abend nach Pizzaverzehr (watch Nicks face, als Alex sich während des Smalltalks beiläufig ihren BH unterm Pulli auszieht) und ein bissl character stuff („Wenn ich die Augen schliesse, kann ich die Musik sehen!“) sowie einem ersten zarten Kuss umgehend in Alex´ Heiabettchen endet. Gar lustigerweise beschlabbert am nächsten Morgen aber nicht Alex den erwachenden Nick, sondern der eklige Köter Grunt, während Alex schon wieder fleissig am Arbeitsplatz ist und Nick ein paar schelmische Bemerkungen an den Kopf werfen kann, als er endlich auftaucht (die Chefs von heute halten aber auch nix aus). Was folgt, ist die übliche romantic intermission, in der sich minutenlang nix von Bedeutung tut, ausser dass die beiden Liebenden händchenhaltend und turtelnd durch die Lande ziehen. Alex verklickert Nick immerhin, warum sie ein Problem hat, vorzutanzen – „Ich mag es nicht, beobachtet zu werden.“ Auf den naheliegenden Einwand, dass Alex jeden Abend in der Bar nix anderes tut, erklärt sie, dass das was anderes ist, weil sie die Zuschauer nicht sehen kann, ausserdem fühle sie sich auf der Bühne befreit – „ich kann es kaum erwarten auf die Bühne zu gehen,“ gesteht sie unter Tränen, „damit ich verschwinden kann…“ Truly tragic stuff.

Am Abend zieht Alex in der Bar eine ziemlich artsy-fartsy Tanznummer durch (unterstützt durch augenfeindliches Stroboskop-Licht), von der ich wirklich nicht glaube, dass sie einen Eimer bierbäuchiger Yahoos in die augenscheinlichen Begeisterungstürme versetzen kann, durch und Johnny baggert Jeanie an – sein etwas unsportliches Mittel zum Zweck ist ein Hundert-Dollar-Trinkgeld (ich wusste es, Frauen SIND käuflich). Am nächsten Tag (oder wann auch immer) zieht sich Alex mit Hanna eine Benefiz-Ballettvorstellung im Repertory an (dankenswerterweise werden die entsprechenden klassischen Ballettszenen kurz gehalten) und ist begeistert. Weniger davon, dass sie im Anschluss an die Vorführung Nick in Begleitung eines blonden Weibsstücks mit seinem Porsche davonbrausen sieht. Wutentbrannt folgt sie dem vermeintlichen Fremdgänger und pfeffert ihm mit einem kräftigen „Hurensohn“ einen Stein durchs Fenster, um dann für ein wenig Heulen und Frustschieben nach Hause zu biken. Mitten in die schönste Depression platzt auch noch Richie, um sich zu verabschieden – sein halbwegs erfolgreicher Ein-Minuten-Auftritt in der Bar hat ihn nämlich zu der geistigen Fehlleistung veranlasst, wirklich ein toller Hecht im Comedy-Karpfenteich zu sein, der in Pittsburgh eine vor die Säue geworfene Perle sei und deswegen will er nach L.A. umziehen. „Ich werd´ dich vermissen,“ greint Alex und man umarmt sich gar rührend. Jaja, it´s gettin´ very dramatic indeed.

Am Arbeitsplatz kommt es zur erwarteten direkten Konfrontation zwischen Alex und Nick. Der versteht zunächst mal Bahnhof, was Alex mit ihren Anfeindungen von ihm will, regt sich aber darüber auf, dass der Steinwurf ihn 170 Piepen für eine Fenster-Spezialanfertigung gekostet hat, bevor er sich endlich erklären kann, dass die geheimnisvolle kühle Blonde seine Ex war bzw. ist, mit der er aus puren gesellschaftlichen Verpflichtungs-Erwägungen – man residiert gemeinsam im örtlichen Kulturausschuss – jedes Jahr die Benefiz-Show über sich ergehen lassen muss. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, die Versöhnung wird an Ort und Stelle und unter grossem Applaus der interessiert die Show geniessenden Restbelegtschaft durchgezogen. Nick und Alex geh´n Spachteln und diesmal richtig schön restauranttechnisch Hummerschwänze zwicken, wobei Alex weniger auf den lebend gekochten Meeresbewohner scharf ist als auf den ihr gegenübersitzenden Kerl, bei dem sie unter´m zwischen den Beinen mächtig fusselt, was Nick ein wenig irritiert, will er Alex doch gerade von seiner schlimmen armen Kindheit und seinem Selfmade-Image berichten. Aus dem Nichts erscheint plötzlich Nicks Ex, um ein wenig rumzunerven und sich über seine üblichen Balzrituale auszulassen, was Alex mit einem fröhlichen „I fucked his brains out“ kommentiert. „Obviously you did,“ stellt die Verflossene fest. Nach diesem gar lustigen Amüsemang führt der Weg die Liebenden wieder auf direktem Weg zwischen die Laken.

Sieht so aus, als wäre Sex doch gut für´s Selbstvertrauen, jedenfalls rafft sich Alex auf und ihren Mut zusammen und holt sich doch noch die Bewerbungsunterlagen beim Repertory ab, heimlich beobachtet von Nick, der sich auch noch von der Instituts-Sekretärin bestätigen lässt, dass Alex sich wirklich beworben hat und sich sofort ans Telefon schwingt, das Kulturausschuss-Mitglied raushängen lässt und ein paar Strippen zieht (wir ahnen, wo das hinführen wird).

Some time passes by, weeks, months maybe, es wird Halloween und in Mawbys Bar wird gefeiert (der Wirt selbst hat sich in ein gar dümmliches Hasen-Kostüm gezwängt… und wen die Auflösung des Girl Talks interessiert: Yeah, he DID call at last!). Richie taucht wieder auf – in L.A. blieb ihm verdientermassen der Durchbruch versagt und nun hofft er darauf, seine unterbrochene Beziehung zu Jeanie wieder aufnehmen zu können. Da kuckt er aber mächtig in die Röhre, denn die treulose Tomate hatte nix besseres zu tun, als sich zwischenzeitlich Johnny C an den Hals zu schmeissen (noch etwas, was ich immer vermutet habe: Frauen SIND blöd und verdienen es eigentlich nicht besser). Endlich kommt Post vom Repertory an und guess what, es ist die nicht mehr für möglich gehaltene Einladung zum Vortanzen, was bei den ersichtlich recht rigiden Bedingungen des Vereins schon sowas wie die halbe Miete ist. Verständlicherweise springt Alex vor Begeisterung im Dreieck und erzählt das umgehend der vor Stolz fast platzenden Hanna. Nick führt seine Flamme stilecht zum Essen aus und ergattert zu Alex´ Überraschung in einem ausgebuchten Mega-Supa-Dupa-Restaurant einen hervorragenden Tisch, ungeachtet der zig anderen wartenden Gäste. Auf dem Heimweg verplappert sich Nick allerdings und verrät leichtfertigerweise, den Tisch schon am Vortag reserviert zu haben. Selbst Alex kann das kurz durchkalkulieren und kommt zu dem Schluss, dass Nick ganz offenkundig schon vorher wusste, was Sache ist. Angekotzt zwingt sie Nick zum Nothalt des Porsche mitten in einem gut befahrenen Tunnel und steigt mit verbalen und schuhwerkstechnischen Vorwürfen aus – wie wir uns schon zusammengereimt haben, mag Alex nicht von Nick protegiert werden, schwört beim Grab ihrer noch lebenden Grossmutter, den Vortanztermin unter keinerlei Umständen nie nicht wahrzunehmen und flüchtet sich ansonsten in eine erstklassige Depression.

EInzig mit Jeanie möchte sie gern sprechen, doch die arbeitet zu ihrer Überraschung nicht mehr bei Mawby, sondern, surprise-surprise, in Johnny Cs Stripschuppen als Nackttänzerin (auch ´ne Karriere). Alex zerrt Jeanie gewaltsam aus dem Etablissement und macht die Freundin nach Strich und Faden zur Schnecke – Jeanies Verteidigung, mit der barbusigen Herumhopserei wenigstens Kohle zu machen, lässt Alex nicht gelten (humorlose Tusse). Im strömenden Regen wartet Nick vor Alex´ Lagerhalle und versucht sich zu erklären, aber unsere Heldin will weiterhin nix von ihm wissen. „Du brauchst einen Tritt in den Arsch,“ verdeutlicht Nick die Sachlage (wo er Recht hat) und stellt fest, dass seine Beteiligung am Zustandekommen des Vortanzens eine Alex mächtig zupass kommende Ausrede sei, um sich dem Druck ja nicht stellen zu müssen. „Wenn du deinen Traum aufgibst, stirbst du,“ dramatisiert er schamlos, um sich dann zu verziehen.

Apropos verziehen… verzogen ist auch Hanna, wie Alex bei ihrem nächsten Besuch bei der weisen Mentorin feststellt, und zwar permanent gen himmlische Sphären. Das Ableben der Freundin und Beraterin löst bei Alex erwartungsgemäss eine Katharsis aus, die sich aber erst mal darin äusserst, dass sie ihren Spind bei Mawbys räumt. Eine ältere Tänzerin, deren Namen ich leider nicht mitbekommen hab, versucht sie mit ein wenig prep talk aufzubauen, der darauf hinausläuft, dass man, wenn man seine Chancen nicht ergreift, wenn sie sich einem bieten, auf ewig in Spelunken wie dieser Bar versauert und älter wird. Wieder mal bittere Tränen heulend flüchtet sich Alex wieder zu ihrem Beichtvater – was zum Geier sie ihm aber eigentlich beichten will, enthält uns der Streifen wieder mal vor. Muss aber letztlich befreiend gewesen sein (oder der Betbruder hatte ein paar gute praktische Ratschläge in seiner Soutane), denn Alex showed pünktlich zu ihrem Vortanztermin up, wo ihr eine verknöcherte Fünf-Mann-(und-Frau)-Jury gegenübersitzt, die eher den Eindruck macht, Todesurteile über Afro-Amerikaner verhängen zu wollen als hoffnungsvolle Tänzer bewerten zu können. Hypernervös schafft es Alex grade so, ihre mitgebrachte Flashdance-Soundtrack-LP aufzulegen und „What a feeling“ anklingen zu lassen, legt sich aber schon bei der ersten komplizierteren Drehung aufs Näschen. Die gelangweilt-verschnupfte Jury bewilligt ihr einen Neustart (nach dem Motto wir ham ja eh nix besseres zu tun) und nun legt Alex eine Nummer hin, die sich gewaschen hat – sie baut Breakdance-Routinen, Eiskunstlauffiguren und wilde Sprünge ein und bringt sogar die verkalkte Jury zum Grooven (bzw. Im-Takt-Schneuzen), so dass sie letztendlich jubelnd und strahlend den vorm Repertory wartenden Nick um den Hals fallen kann… Happy End (und die Credits jagen uns noch mal im Schnelldurchlauf durch den kompletten Soundtrack).

Analyse

Soweit also Flashdance zwanzig Jahre später… Obwohl es einem heute irgendwie schon so vorkommen mag, als sei Flashdance der Urvater (bzw. in diesem Fall eher die Urmutter) des ganzen Subgenres „live your dream“ (so möchte ich das mal nennen, da fällt dann die ganze Chose von Save the last dance for me über Billy Elliot bis Kick it like Beckham rein), ist das nicht ganz richtig, denn sicher schuldet Flashdance seine Existenz zu einem gerüttelt Mass dem Erfolg des End-70er-Kinofilms Fame (mit dem Irene Cara, die ja auch „What a feeling“ singt, ihre Karriere kickstartete – damals, also 1983, kursierten auch Gerüchte, Cara hätte die Hauptrolle in Flashdance übernehmen sollen, sei dann aber zugunsten Jennifer Beals´ ausgebootet worden und darüber stinkig gewesen… keine Ahnung, ob da was dran war) und der sich anschliessenden Fernsehserie – dort konnte das geneigte Publikum einer bunt zusammengewürfelten Truppe junger Leute bei der Verwirklichung ihrer jeweiligen künstlerischen Lebensträume zusehen (heutzutage hat man für solche Zwecke allerdings reality-shows wie Popstars oder DSDS… es war früher DOCH alles besser).

Flashdance, und da nimmt der Streifen dann aber doch eine Vorreiterrolle ein, war einer der ersten Filme, deren Soundtrack von Anfang wichtiger war als der Film selbst – der Titelsong und das angesprochene „Maniac“ wurden zu Welthits, noch ehe der Film angelaufen war und dürfen auch heute noch auf keiner 80er-Party fehlen (und zurecht) – daraus entwickelte sich ein Soundtrack-Hype, der in den Achtzigern fast schon unerträgliche Züge annahm und beinahe den Tod herkömmlicher Score-Soundtrack-Alben verursachte – ohne chartkompatiblen Pop- oder Rocksoundtrack wollte für die nächste Dekade fast kein Streifen mehr auskommen (zum Glück hat sich das inzwischen wieder ein wenig gelegt); von den zahlreichen Nachzieherfilmen wie Breakin´ (und seinem gefürchteten Sequel Breakin´ 2: Electric Boogaloo oder dem angesprochenen D´Amato-Heuler Amore Sporco ganz zu schweigen. Bevor wir aber noch auf andere Aspekte des Films eingehen, die verdeutlichen, dass Flashdance allen Unkenrufen zum Trotz auch auf filmischer Ebene durchaus einflussreich war, erst mal ein paar Worte zum Script…

Da liegt irgendwie nämlich der Hase im Pfeffer, denn nowadays würde man mit einer solchen Plotte wohl kaum mehr ein Bein auf die Erde bringen – die ganze Story ist mittlerweile zum einzigen Klischee geworden, selbst minderbemittelte Drehbuchautoren müssten sich mittlerweile ein paar zusätzliche Twists, Turns und dramatische Geschehnisse einfallen lassen, um mit einer Geschichte wie dieser landen zu können – und selbst anno 1983, als die Thematik noch bei weitem nicht so abgegriffen war, kann das Ding nicht wirklich originalitätstriefend gewesen sein (ich selbst kann dazu nicht viel beitragen, im zarten Alter von zwölf Jahren hatte ich´s mit Drehbuchanalyse noch nicht so richtig). Die Story krankt halt an den üblichen Mängeln dieser Art von Filmen – lebendig wird das Geschehen nur dann, wenn´s um das Kernstück der Geschichte, die Tanzerei, geht, der character stuff und die Liebesbeziehung wirken oftmals nur aufgesetzt und eher störend (besonders die Szenen mit Hanna sind eher nervig, weil sie ausser ein paar weisen Sprüchen der greisen Mentorin nichts entscheidendes beisteuern). Man kann sich auch fragen, ob die Subplots um Jeanie und Richie wirklich nötig waren – sie sind effektiv auch nicht bedeutsam für die Handlung, obgleich man natürlich hineininterpretieren kann, dass sowohl Jeanie als auch Richie am Scheitern ihres Traumes zerbrechen und dies als Parallelität zu Alex´ Schicksal empfinden kann – selbst wenn dies so beabsichtigt war, hätte m.E. da aber ein Nebenhandlungsstrang gereicht (auf Richies unkomische Komikereinlagen hätte ich nämlich gerne und voller Dankbarkeit verzichtet). Immerhin hat seine Beteiligung an Flashdance dafür ausgereicht, dass Joe Eszterhas binnen weniger Jahre zum bestbezahlten Screenwriter Hollywoods aufstieg, bis er sich gemeinschaftlich mit Paul Verhoeven bei dessen 100-Mio-Dollar-Fiasko Showgirls (eh nur eine Art Flashdance-Variante mit mehr Titten, irgendwann besprech´ ich den auch noch) auf die Nase legte und seither nicht mehr auffällig gesichtet wurde – dabei hätte ein solches Script von jedem x-beliebigen Lohnschreiberling heruntergerasselt werden können. Immerhin, eins will ich nicht unterschlagen – obwohl die Story naturgemäss eher schlicht gestrickt ist (und, wie gesagt, schon allein wegen seines Alters noch deutlich schlichter gestrickt ist, als wenn der Film heute entstehen würde), vermag sie doch emotional zu berühren – nun ist vielleicht bei Euch bekannt, dass der Doc, wenn er denn sein will, ein sentimentaler alter Rührknochen sein kann (müsste mal wieder den Selbstversuch wagen und analysieren, ob ich beim Schluss von Electric Dreams immer noch heule wie ein Schlosshund), aber das ist ja auch irgendwo nix, dessen man sich schämen müsste – Flashdance schafft es bei mir, dass sich beim Happy End eine innere Befriedigung einstellt, ein „jawoll, sie hat´s geschafft“. Ich werte das zumindest mal als Kompliment für den Film und nicht als Schwäche von mir…

Nun zu dem, was ich vorhin als „einflussreich“ schon angekündigt habe – und das ist zweifellos die Inszenierung von Adrian Lyne, der, wie schon erwähnt, später einige Welterfolge drehte (sein wohl vielleicht bester Film, Jacob´s Ladder, ging ob seiner Komplexität allerdings weitgehend unter). Lyne verwendet eine zwar irgendwie typisch 80er-Jahre-mässige, aber eben seinerzeit richtungsweisende „high-tech“-Inszenierung, die einerseits auf Neon-Ästhetik, schnelle Schnitte und Abstimmung mit dem pulsierenden Soundtrack setzt, wenn es um die Tanzszenen geht (da hätte sich Herr D´Amato mal etwas besser abschauen sollen, wie man das macht), andererseits in den Charakterszenen die Kamera fast schon dogma-tisch zurücknimmt und diese Szenen ziemlich ungekünstelt, gelegentlich fast schon improvisiert wirken lässt – ein recht reizvoller Kontrast zwischen den hyperenergetischen (und für meinen Geschmack verdammt gut choreographierten) Tanzeinlagen und den manchmal schon fast kammerspielartigen Dialogpassagen (das ist jetzt natürlich ein wenig übertrieben, aber ich versuche halt, die Differenz ein wenig herauszustellen) – wenn die Akteure jetzt noch bessere Dialoge zur Verfügung gehabt hätten, wäre da sogar Schauspielerkino möglich gewesen. Klar, dass sich das „einflussreich“ auf die Neon-Ästhetik und die energetische „Action“-Inszenierung bezieht – in der Folgezeit konnte kaum ein Film oder eine TV-Serie ohne unterkühlte Farbgebung und dem, was man später mal MTV-kompatiblen Schnitt nennen solle, auskommen. Um´s etwas kurzer auszudrücken: Flashdance markiert den Beginn dessen, was sich in der Folgezeit zu spielfilmlangen Videoclips entwickeln sollte (womit wir dann auch den Bogen zurück zum Soundtrack geschlagen hätten) – hier werden die Musikvideo-Passagen noch durch Ansätze von echtem, wenn auch grösstenteils schwach geschriebenen character stuff unterbrochen, aber der Anfang war gemacht.

Womit wir auch schon beim Soundtrack wären – wer in den 80ern Pop-Musik gehört hat, hat sicher wenigstens eine Single aus dem Soundtrack im Regal stehen. Giorgio Moroder, der wenig später die Olympischen Spiele in Los Angeles beschallen sollte sowie für den schon angesprochenen Electric Dreams oder seine von ihm persönlich bearbeitete kolorierte Metropolis-Version (die ich, zum Entsetzen von Puristen, für gar nicht so verkehrt halte) die Musik verbrach, komponierte und produzierte einen Gutteil der verwendeten Songs (neben den angesprochenen Artists sind auch noch Interpreten wie Donna Summer, Kim Carnes oder Cycle V dabei), Sylvester Levay (der mit dem Airwolf-Theme) besorgte die Arrangements. Während an einigen Songs nach zwanzig Jahren schon der Zahn der Zeit ein bissl nagt, bleiben Gassenhauer wie „What a feeling“, „Maniac“ oder „I´ll be here where the heart is“ unverwüstlich.

Zum Acting: Jennifer Beals bringt in die Rolle der Alex jede Menge sympathische Natürlichkeit ein – seltsamerweise konnte Beals den durchaus einprägsamen Auftritt nie in eine richtige A-Karriere ummünzen. Zwar brachte sie immer wieder bemerkenswerte Leistungen, so z.B. in dem recht bemerkenswerten Denzel-Washington-Film-Noir Devil in a Blue Dress, aber eine konsistente, konstante Dauerbeschäftigung will ihr bis heute einfach nicht so recht gelingen. Michael Nouri tut sich mit seiner Rolle als Love Interest recht schwer – erst mal mag ich ihm die Rolle nicht wirklich abkaufen (ich weiss nicht genau warum, schätze, der Kerl ist einfach nicht mein Typ :-)), zweitens hat er kaum gutes Material, mit dem er arbeiten könnte – seine Dialoge sind grösstenteils recht mau und man scheint Nouri richtig ansehen zu können, dass er unter diesem Umstand ein wenig leidet. Von den Nebendarstellern haben eigentlich nur Sunny Johnson (die ebenfalls ganz akzeptabel-sympathisch rüberkommt) und Kyle T. Heffner (nerviger comic relief, was aber weniger am Akteur, als an der Rolle und den dämlichen Dialogen, die aus ihm eine drittklassige Chico-Marx-Karikatur machen, liegen mag) wirklich aussagekräftiges zu tun. Für grössere Aufgaben empfehlen sie sich nicht wirklich. In einem Gastauftritt als Breakdancer ist die Rock Steady Crew (in allerdings noch anderer Besetzung als der, mit der sie zum kurzzeitigen Chart-Wunder werden sollten) zu begutachten und führt ein paar ihrer Breakdance-Skills vor (als ich die Truppe 1984 mal live sehen konnte, waren sie allerdings beeindruckender).

Die RC2-DVD aus dem Hause Paramount kommt in ungefähr so rüber, wie man das von diesem Label erwartet – nämlich recht schlank und überschaubar, was die Ausstattung angeht. Das in einschlägigen Foren oft herangezogene Gejammere über die angeblich schlechte Bildqualität kann ich nicht wirklich nachvollziehen – der Streifen sieht meines Erachtens ziemlich gut aus für sein Alter, bringt seine Neon-Atmosphäre gut rüber und bietet eine verdammt beachtliche Schärfe (2-Fach-Zoom ist gestochen scharf und selbst der 4-Fach-Zoom schlägt noch so manch abgenudeltes VHS-Band mühelos k.o.) – Widescreen in 1.78:1 anamorph ist bei Paramount zumindest selbstverständlich. Tonal bekommt man den englischen Originalton in einem sauberen, dezenten 5.1er-Upmix, während sich die mitgelieferten deutschen, französischen, spanischen und italienischen Tonspuren mit einem 2.0-Mix zufrieden geben müssen (die verschiedenen nicht-englischen Spuren schlagen sich aber allesamt mit einem Grundrauschen in unterschiedlicher Lautstärke herum). 24 Untertitelspuren sorgen dafür, dass kaum ein Europäer fürchten muss, die gar tollen Dialoge nicht würdigen zu können. An Extras gibt´s wie bei Paramount-Hausgebrauch-Releases nicht anderes zu erwarten, gar nix, dafür startet die Disc mit der ebenso gefürchtet-sinnlosen Sprach-Abfrage und dann direkt mit dem Film, um das Menü erst nach Filmende auf den Screen zu zaubern (da aber wie gesagt „Bonusfeatures“ für Paramount ein Fremdwort ist, findet sich dort auch nix, was man unbedingt sehen müsste). Wenn man die Disc wie ich zum Budget-Preis abstauben kann, finden sich aber zumindest von der technischen Umsetzung her kaum Gegenargumente.

Famous Last Words: Flashdance ist natürlich ein klischeebeladener (wenngleich ebenso selbstverständlich in vielerlei Hinsicht klischeebegründender) Film, der von seinem blossen Inhalt her kaum bemerkenswert wäre. Allerdings, und das ist in diesem Falle einfach ein nicht zu vernachlässigendes Faktum, dient der Streifen als nahezu perfekte time capsule der 80er Jahre – sowohl was die Musik der 80er angeht als auch die filmischen Mittel dieser Dekade. Viele von Adrian Lyne hier eingesetzte und erprobte Stilmittel lassen sich in zahlreichen später entstandenen Filmen wiederentdecken. Darüber hinaus weist der Streifen eben ein paar altbewährte Pop-Stücke und eine hochsympathische Hauptdarstellerin auf, deren natürliche Ausstrahlung irgendwie ansteckend ist und – vielleicht sogar wider besseres Wissen – ein wenig zum Mitfiebern veranlasst. Vergleicht man Flashdance mit dem Billig-Italo-Plagiat Amore Sporco, wird auf geradezu elementare Weise deutlich, in welch unterschiedlichen Güteklassen die beiden Filme spielen – während am D´Amato-Film alles, und zwar absolut alles, amateurhaft bleibt, ist Flashdance ein vollästhetisches, professionelles Hochglanzprodukt – die Freunde der Schmuddelkram-Fraktion mögen darüber vielleicht anders denken, aber in diesem Genre ist mir Professionalität und Ästhetik dann doch lieber – und das Flashdance der um zig Klassen bessere Tanzfilm ist, dürfte sich aus dem bisher von mir vorgetragenen Wortschwall selbst erschliessen. Ergo: wer wie ich ein Kind der 80er Jahre ist oder sich zu dieser irgendwie chaotischen Dekade hingezogen fühlt, kann mit Flashdance auch zwanzig Jahre später noch seinen Spass haben – man darf die Ansprüche an die Story und die Darsteller (mit Ausnahme der nun schon mehrfach erwähnt talentierten und sympathischen Jennifer Beals) nicht so hoch schrauben.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 6


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