Double Cop

 
  • Deutscher Titel: Double Cop
  • Original-Titel: Sledge Hammer
  •  
  • Regie: Martha Coolidge u.a.
  • Land: USA
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    David Rasche (Sledge Hammer), Anne-Marie Martin (Dori Doreau), Harrison Page (Captain Trunk), John Vernon (Bürgermeister Flambo)


Vorwort

Vertrauen Sie ihm – er weiß, was er tut. Zumindest behauptet das Sledge Hammer, der härteste Bulle der Stadt, vor dem und seiner Magnum „Suzie“ kein kriminelles Gesindel (aber auch nicht seine Kollegen und Vorgesetzten) sicher ist. Zu seinen Hobbys zählen unangebrachte Gewaltanwendung gegen Verdächtige, Schießübungen im heimischen Apartment und Verursachen von Migräneattacken bei seinem Chef Captain Trunk. Nicht zuletzt wegen seiner rüden, aber ungewöhnlich erfolgreichen Methoden wird Hammer persönlich von Bürgermeister Flambo angefordert, als dessen Töchterlein direkt aus dem Schlafgemach der Amtsvilla gekidnappt wird. Sicherheitshalber wird Hammer die Antiterror- und Nahkampfexpertin Dori Doreau als Partner zugeteilt, was dem Mustermacho natürlich ein Dorn im Hühnerauge ist. Nichtsdestotrotz kommt das ungleiche Copduo auf die Schliche der Terrororganisation AVON („Aktionsvereinigung Ohne Nullen“) und deckt, wenngleich nicht unbedingt durch detektivischen Spürsinn auf, dass die Auftraggeber der Entführung im engsten familieren Umfeld des Bürgermeisters sitzen… Kaum ist dieser Fall gelöst, wartet auch schon der nächste. Eigentlich wollte Sledge sich nur bei seiner Hausbank wegen Bargeldverweigerung seitens des Geldautomatens beschweren, schon stecken er und Dori Hals über Kopf in einem Banküberfall mit Geiselnahme. Sehr zum Entsetzen von Captain Trunk, der um Leib und Leben der Geiselnehmer bangt – nicht zu Unrecht, denn Sledge Hammer ist eine denkbar undankbare Geisel, erst recht, wenn ein leichtsinniger Räubersmann sich ausgerechnet ihn als „Privatsekretär“ und Sprachrohr aussucht. Zu guter Letzt verhaftet Hammer Slag, den Anführer eines Satanskults. Wegen eines Besuchs der britischen Queen ist das Revier chronisch unterbesetzt, als Slags Anhänger zur Belagerungs- und Befreiungsaktion starten. Doch auch innerhalb der vermeintlich sicheren vier Wände des Reviers ist die Lage angespannt, denn ein interner Ermittler der Polizei interessiert sich mächtig für Hammers telefonbuchstarke Akte und setzt sich leidenschaftlich für Gefangenenrechte ein…


Inhalt

Wer die letzten, na, sagen wir mal fünfzehn Jahre nicht auf einer einsamen Berghütte ohne Kabelanschluß im Himalaya verbracht hat, dürfte mit dem Namen „Sledge Hammer“ durchaus etwas anfangen können. Die anarchistische Parodie-Cop-TV-Serie gehört zu den meistwiederholten Serien der deutschen Privatsendergeschichte (auf mindestens drei verschiedenen Stationen war die Reihe bereits zu sehen) und fraglos auch zu denen mit einer großen Kult-Anhängerschaft, der Schreiber dieser Zeilen spätestens seit der ersten Folge der Erstausstrahlung bedingungslos angehört. In den USA selbst notorisch erfolglos und nach zwei Staffeln sang- und klanglos eingestellt (wobei schon die Existenz der zweiten Season ein mittleres Wunder darstellt) feierte Sledge beinahe ausschließlich im Ausland (und dort besonders in Japan und, dank einer überwiegend großartig gelungenen Synchronfassung, im deutschsprachigen Raum) enorme Erfolge. Erfolge, die doch nach 20 Jahren zu einer DVD-Veröffentlichung führten, für deren deutsche Ausführung sich marketing-Film zuständig fühlte.

„Double Cop“ ist sozusagen ein Abfallprodukt der voluminösen 8-DVD-Edition der kompletten Serie (in zwei Season-Boxen). Dort unter den Extras versteckt, wurde „Double Cop“ nun quasi als Single „ausgekoppelt“. Es handelt sich dabei um einen Zusammenschnitt dreier Folgen der ersten Staffel (u.a. des Pilotfilms), der Ende der 80er Jahre als Kaufvideo von Ocean verramscht wurde, wobei die Original-TV-Synchronisation verwendet wurde und mehr oder weniger wahllos die Episoden aneinandergereiht wurden, ohne dem daraus resultierenden Ganzen den Anstrich eines einheitlichen Films zu geben (wie das z.B. bei den „Kampfstern Galactica“-Filmen gemacht wurde).

Die verwendeten Folgen sind nicht unbedingt die absoluten Sternstunden der Serie – das mag daran liegen, dass die Episoden, wie gesagt, komplett aus der ersten Staffel stammen, in der die Serie (zumindest aus meiner Sicht) ihre Top-Form noch nicht gefunden hatte. In dieser Season war die Show noch stark dem ursprünglichen Konzept verhaftet, und das mühte sich darum, klassische Tough-Cop-Klischees a la „Dirty Harry“ zu verballhornen, ihren Titelcharakter in typische Copshow-Situationen zu werfen und aus der Übersteigerung der Antihelden-Figur den Witz zu ziehen. Im weiteren Serienverlauf erweiterte die Show ihren Horizont und parodierte auch andere Action- und Thrillerklischees von Film Noir, Hitchcock bis hin zu „Robocop“ persönlich. In der „Double Cop“-Sammlung klingt dies lediglich in der dritten Episode an, die ihr Szenario doch merklich dem Carpenter-Klassiker „Assault on Precint 13“ („Das Ende“, „Assault – Anschlag bei Nacht“) schuldet. Beinahe schon folgerichtig, dass diese Episode die lustigste der hier vertretenen ist, hier stimmt das Tempo, das Timing, die Gags sitzen. Die beiden anderen Folgen sind nicht derart heiligzusprechen – besonders der Pilotfilm (der für die deutsche TV-Ausstrahlung aus Zeitgründen geschnitten wurde, diese Version liegt auch der „Double Cop“-Variante zugrunde) hat trotz der kurzen Laufzeit für einen Halbstunden-Sendeplatz mit der ein oder anderen Länge zu kämpfen – zu uneinheitlich tendiert diese Episode zwischen dem klassischen Pilotfilmsyndrom der Vorstellung der Charaktere und dem Bemühen, eine einigermaßen schlüssige Handlung zu präsentieren. An diesem Zwiespalt krankt der Pilot – anstelle sich auf die Stärken der Show zu konzentrieren, eben die parodistische Klischeeübersteigerung kommt man uns, man stelle sich vor, mit einem ausufernden (out-of-)Charaktermoment für Sledge Hammer, der sich an Dori Doreaus Schulter über sein hartes Copdasein ausheult. Selbst wenn man keine andere Folge der Serie kennen würde, könnte man problemlos realisieren, dass dieser Moment einfach nicht *passt*. Die mittlere Episode gehört zu den gut durchschnittlichen Folgen der Serie – das Szenario ist nicht sonderlich gewinnbringend für den Charakter Sledge Hammer, lässt ein wenig Gagpotential aus und leidet unter dem budgetbedingt mageren Finale, liefert aber ausreichend Lacher.

Das Darstellerensemble ist, wie durch die komplette Serie zu beobachten, bestens aufgelegt. David Rasche („Angriff ist die beste Verteidigung“) fand in Hammer zweifellos die Rolle seines Lebens, die durchaus schnucklig anzusehende Annie-Marie Martin ist als sein vernunftgesteuerter Widerpart treffend besetzt und Harrison Page („Leon – A.W.O.L.“) als ständig am Grat des Wahnsinns balancierender Captain Trunk sowieso immer eine Schau. „Sledge Hammer“ war immer eine Serie, die ohne große prominente Gaststars auskam (weitere Ausnahmen sind Mary Woronov im Season-Finale der ersten Staffel und Popstar Adam Ant in der zweiten Staffel) – John Vernon („Killer Klowns from Outer Space“, „Ghettobusters“), renommierter B-Mime mit sympathischem Hang zur Selbstironie hat als Bürgermeister im Pilotfilm einige der besten Lacher der Folge.

Bildqualität: marketing-Film hat offensichtlich nicht das dem Ocean-Videotape zugrundeliegende Master verwendet, sondern auf Basis des neuen Quellmaterials der US-DVD-Box die Videofassung „rekonstruiert“ (man merkt’s an anderen Titeleinblendungen im Vorspann und der Nennung des englischen Pilotfolgentitels). Die Bildqualität (4:3-Vollbild, wie es sich für eine 80er-TV-Serie gehört) ist nicht gerade auf Superbit-Niveau, aber passabel und dürfte das erzielbare Optimum darstellen. Die Farben sind frisch und lebendig, die Schärfewerte durchschnittlich mit gelegentlichen Ausreißern nach unten, der Kontrast gut und die Kompression trotz der vollgepackten Scheibe zufriedenstellend.

Tonqualität: Der Ton kann mit der recht guten visuellen Produktion nicht ganz mithalten – scheinbar lag die deutsche Tonspur nicht in einheitlicher Qualität vor, so dass sich vom Pilotfilm zur zweiten Episode deutliche Schwächen im Audiobereich einschleichen. Klingt der Pilotfilm noch so gut, wie man es von einer TV-Produktion (in Dolby 2.0) erwarten kann, entwickelt sich’s in der Folgezeit doch zu einer recht dumpfen Angelegenheit. Nicht wirklich nervig oder störend, aber doch deutlich zu vernehmen. Der englische O-Ton (ebenfalls in Dolby 2.0), den Hammer-Fans wegen des hohen Spaßfaktors der deutschen Fassung doch eher als kostenlose Zugabe sehen werden, ist recht leise.

Extras: Da es sich bei dieser Einzelscheibe eigentlich „nur“ um die Bonus-DVD der zweiten Season-Box handelt, kann die Disc mit allerhand Extras aufwarten, die nicht speziell auf „Double Cop“, sondern auf die ganze Serie zugeschnitten sind. Es gibt u.a. einen Audiokommentar von David Rasche (leider nicht untertitelt, mit einigen Pausen versehen und ein Sammelsurium mehr oder minder amüsanter Anekdoten), ein gut einstündiges Interview mit den deutschen Sprechern der Hauptfiguren (recht unterhaltsam, aber nicht übermäßig Sledge-Hammer-relevant), ein recht interessantes Videointerview mit David Rasche, ausführliche Biographien für die wesentlichen Beteiligten, sämtliche englischen Drehbücher der Serie als (gut lesbare) Bildergalerien, ein „Japan-Special“ (mit Auszügen aus der japanischen Synchro und einer Fotogalerie der japanischen DVD-Box), diverse US-TV-Werbespots für die Show und ein DVD-Quiz mit allerdings eher magerem „pay-off“. Für Fetischisten gibt’s außerdem noch Qualitätsvergleiche mit kursierenden Bootlegs und dem vormaligen Ocean-Tape. Dennoch insgesamt viel „value for money“, da kann man sich durchaus einige Stunden ‚drin vergraben.

Fazit: „Double Cop“ ist letzlich für den Sledge-Hammer-Fan eine zwiespältige Sache. Film und DVD bieten nichts, was man nicht auch in den Staffelboxen finden würde, und die hat jeder Hammer-Fan, der etwas auf sich hält, eh im Schrank stehen. Interessant ist diese Auskopplung also daher am ehesten für diejenigen, die in die Thematik „Sledge Hammer“ erst mal reinschmecken wollen (obwohl sich dafür ja TV-Wiederholungen in schöner Regelmäßigkeit anbieten) oder diejenigen, die sich die Verleih-Boxen gekauft haben und auf dort nicht mitgelieferte Bonusmaterial nicht verzichten wollen. An und für sich kann man mit dieser DVD sicher jede Menge Spaß haben, aber wie schon gesagt – der wahre Fan kauft die Box und braucht diese Einzeldisc dann nicht wirklich; als Einstiegsdroge allerdings auch dank der hervorragenden Bonusausstattung nicht zu verachten (es sei allerdings noch mal deutlich darauf hingewiesen – alles, was auf dieser Scheibe drauf ist, findet sich auch in der Box). Die Bewertung bezieht sich ausschließlich auf die VÖ als Einzelveröffentlichung – Slede Hammer selbst verdient natürlich MINDESTENS 5 Punkte 🙂

3/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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