Dark Star – Finsterer Stern

 
  • Deutscher Titel: Dark Star - Finsterer Stern
  • Original-Titel: Dark Star
  •  
  • Regie: John Carpenter
  • Land: USA
  • Jahr: 1974
  • Darsteller:

    Doolittle (Brian Narelle)
    Boiler (Cal Kuniholm)
    Talby (Dre Pahich)
    Pinback (Dan O´Bannon)
    Commander Powell (Joe Saunders)
    Mission Control (Miles Watkins)
    Computer (Cookie Knapp (voice))
    Bomb #20 (Adam Beckenbaugh (voice))
    Bomb #19 (Alan Sheretz)


Vorwort

Abt. Klassiker und Filme, die jeder denkende Mensch einfach gesehen haben sollte. John Carpenter´s Erstlingswerk geniesst quasi seit seiner Erstaufführung 1974 uneingeschränkten Kultstatus unter Science-fiction-Geeks jeden Alters und konnte darüber hinaus auch bei den traditionell dem fantastischen Film wenig zugeneigten „seriösen“ Filmkritikern eifrig Punkte scheffeln. Kein SF-Film-Festival ist ohne DARK STAR komplett und wenn der Film denn ein Musical wäre, würde man ihn wohl als die „Rocky Horror Picture Show“ der Weltraum-SF bezeichnen.

Dabei – Kenner der Geschichte mögen mir verzeihen, wenn ich jetzt etwas Blabla zur Entstehungsgeschichte des Streifens ausführe – war DARK STAR zu Beginn nicht mehr und nicht weniger als die Abschlussarbeit zweier talentierter Filmstudenten an der University of Southern California. Die Legende sagt, dass DARK STAR seine Uraufführung auf einem Festival in England erlebte, in seiner ursprünglichen 68-Minuten-Fassung, wo Produzent Jack H. Harris den Streifen sah, Carpenter und seinem Partner O´Bannon noch ein paar grüne Scheine in die Hand drückte, um damit den Film mit ein paar zusätzlichen Szenen auf eine kinotaugliche Laufzeit zu strecken, denn Harris hatte das Potential des Streifens erkannt. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf…

Wie traditionell bei Komödien (zumindest rede ich mir das ein, hehe) versuche ich den nachfolgenden Sermon etwas kürzer zu halten und nicht alle Gags zu verraten. Die vermutlich spannendste Frage des heutigen Tages – wird mir das gelingen? (Ich bezweifle es…).


Inhalt

Unser Film proper startet mit einer herzigen Botschaft von Mission Control an das Tiefenraumschiff Dark Star (mit einer schlappen entfernungsbedingten Verzögerung von zehn Jahren… ich glaube, eine ernsthafte Unterhaltung könnte ein wenig … langweilig werden). Mission Control versichert der Dark-Star-Crew, dass sie (die Crew also) auf der Erde angemessenen Heldenstatus geniessen, man das Ableben des Kommandanten Powell zutiefst bedauert, gleichzeitig aber aufgrund heftiger Budgetkürzungen die Bitte der Crew nach einem neuen Radiation-Shield abschlägig bescheiden muss…
Dann sehen wir unsere Dark Star zum ersten Mal – und, naja, was soll man sagen, das Schiff sieht aus wie ein Modell-Effekt in einem billigen SF-Film (immerhin sollte man Carpenter und O´Bannon anrechnen, dass es bei ihnen wie bei 2001 auch keine Geräusche im Weltraum gibt), dass fast schon cartoonesk in der Umgebung eines grösseren Planeten abstoppt. Zeit, die Crew kennenzulernen. Talby sitzt in der Aussichtskuppel, der Rest der Belegschaft, Doolittle, nach dem Abgang des Kommandanten der Ranghöchste, Boiler und Pinback, stauchen sich in der nicht gerade üppig geräumigen Kommandozentrale des Kübels. Mit diversem Technobabble klinken sie eine ihrer intelligenten Bomben (Nr. 19) aus – diese Bomben sind mit einer gelegentlich enervierenden Persönlichkeit ausgestattet, aber Nr. 19 ist immerhin nett genug, sich auf das „Good Luck“ zur detonierenden Mission artig zu bedanken. Bomb´s away und die Dark Star kratzt die Kurve per Hyperdrive (und wer behauptet, George Lucas und die Star-Trek-Film-Produzenten hätten sich von diesem Effekt nicht beeinflussen lassen, lässt sich vermutlich relativ leicht der Lüge überführen), was auch nötig ist, denn die Bombe ist mächtig gewaltig und fetzt den Planeten programmgemäss in seine diversen Atome. „Das war der letzte instabile Planet in diesem System,“ informiert pflichtschuldigst der weibliche Bordcomputer „Mother“, womit wir auch die Aufgabe unserer Weltraumheroen kennen – sie jagen eben instabile Planeten, die ihren Orbit verlassen, in ihre jeweilige Sonne stürzen und damit eine Supernova auslösen könnten (gewiss eine eher wackelige wissenschaftliche Hypothese), in den Orkus. Was nun, sprach Zeus, bzw. Doolittle, denn irgendeine Beschäftigung braucht der Mensch. Boiler weist auf ein Sonnensystem hin, in dem man mit 95 % Wahrscheinlichkeit intelligentes Leben finden könne, aber von solchem Schwachsinn will Doolittle nix hören – schliesslich hat man schon ein Alien an Bord (dazu später). Zum Glück entdeckt Pinback einen Stern mit potentiell instabilen Planeten und obwohl Doolittle seinen Untergebenen tödlich beleidigt, indem er dem Stern keine Namen gibt („Commander Powell would have named it!“), wird Kurs gesetzt… Cue to opening credits, womit wir eine der längeren Pre-Title-Sequenzen der Filmgeschichte hinter uns gebracht hätten, und zum wundervollen Country-Song „Benson, Arizonä…

Zeit für einen Logbucheintrag… Doolittle brieft die Nachwelt über erwähnenswerte Ereignisse, so z.B., dass Commander Powell durch einen unerklärlichen Kurzschluss in seinem Sitz (!) ums Leben kam und Pinback, der den Nachbarsitz, eh, besetzt, seitdem etwas besorgt ist. Zudem ist der allgemeine Zustand der Schiffssysteme nicht so ganz proper, und seitdem sich einer der Lagerräume selbst zerstört hat (was es nicht alles gibt!), ist die Dark Star ihres kompletten Vorrats an Toilettenpapier verlustig gegangen…

Da schlägt der Computer Alarm! Ein Asteroidensturm nähert sich dem Schiff und da der Computer aufgrund des schlechten Zustands nicht mehr automatisch für Schutz sorgen kann, muss die Crew die nötigen Gegenmassnahmen innerhalb von 35 Sekunden manuell treffen. Trotz Errichtung eines Kraftfelds schlägt ein elektromagnetischer Blitz im Heck des Schiffes ein und beschädigt einen Kommunikationslaser, was Bombe Nr. 20 veranlasst, sich zum Abwurf vorzubereiten. Dem Computer gelingt es mit Müh und Not und per emergency override, Nr. 20 zur Rückkehr in den Hangar zu überreden (note die Grössenverhältnisse – so gross wie die Bomben sind, passen nie im Leben 20 Stück auf eine Mühle von der Grösse der Dark Star… maximal eher zwei… und dann ist da noch keine Crew drin :-)).

Weiterer Beweis für die eher eingeschränkte Funktionsfähigkeit des Raumschiffs – seit eines Defekts in den Schlafquartieren nächtigt die Crew in einem ungefähr fünf Quadratmeter grossen Lagerraum, dessen allgemeiner Zustand ungefähr der meiner Wohnung entspricht (sprich: CHAOS). Pinback versucht, seine angenervten Kollegen durch Ausprobieren diverser Scherzartikel in Stimmung zu bringen, scheitert aber schmählich, Doolittle flüchtet zu einem selbstgebauten Musikinstrument aus Flaschen und Dosen (gotta see it…), spielt ein bissel und besucht dann Talby in der Aussichtskuppel, die dieser nur äusserst ungern verlässt, was Doolittle etwas besorgt, schliesslich ist man schon 20 Jahre unterwegs (!) und die akute Gefahr der Vereinsamung besteht. Talby winkt ab, ihm gefällt´s hier oben, vor allem hofft er, auf dem aktuellen Kurs die legendären, unerklärlich glühenden Phönix-Asteroiden sehen zu können… Da man grad beim Austauschen alter Leidenschaften ist, „beichtet“ Doolittle, dass er früher in Malibu ein grosser Surfer war…
Der Rest der Crew hat andere Sorgen. Boiler schiesst zu Übungszwecken und Pinbacks Verärgerung mit einem Lasergewehr um sich und Pinback wird vom Computer zum Füttern des Aliens abkommandiert. Als Pinback leise protestiert, weist der Compi dezent darauf hin, dass es immerhin Pinback´s Idee war, das Vieh als Maskottchen an Bord zu nehmen (dumm gelaufen, Pinback). Das Alien entpuppt sich (und sieht in keiner Sekunde anders aus als) ein Wasserball mit krallenbewehrten Entenfüssen und verweigert das angebotene Happa, sondern stürzt sich lieber auf Pinbacks Rücken und entkommt in die Schiffskorridore. Pinback bewaffnet sich mit einem Besen, stellt das Alien und schickt sich an, es zu verdreschen – allerdings sollte er sich für solche Zwecke nicht den Besen entreissen lassen und plötzlich am falschen Ende desselben zu sein… Das Alien verzieht sich und Pinback nimmt die Verfolgung auf. Im Gegensatz zu Pinback kann das Alien allerdings einen Liftschaft locker in Richtung der Notluftschleuse (wo rein zufällig auch der defekte Kommunikationslaser lokalisiert ist) überspringen, Pinback muss sich erst mal ´ne Planke legen. Es geht wieder retour über den Schacht, das Alien zieht fieserweise die Planke ein. Pinback versucht, über einen Sims auf die andere Seite des Schachts zu balancieren, doch zu seinem Unglück wird in der Sekunde der Lift in Betrieb genommen (von wem? Warum? Noone will find out). Seine Situation wird nicht dadurch verbessert, dass das Alien offensichtlich einen herzig ausgeprägten Spieltrieb hat und ihn wieder anspringt. Pinback verliert den Halt und kann sich nur noch mit den Fingerspitzen halten, aber das fiese Alien kitzelt ihn! Okay, ich wollte mich kurz fassen… gut, Pinback berappelt sich und klammert sich an den munter ohne Sinn und Zweck auf und ab fahrenden Fahrstuhl, bzw. dessen Unterseite, während das Alien mit den Kontrollen des Kommunikationslasers in der Luftschleuse rumspielt und veranlasst, dass Bombe Nr. 20 sich erneut betroffen fühlt. Der Computer braucht diesmal noch mehr Überzeugungskraft, um die Bombe zurück ins Schiff zu befördern („but this is the last time“, vergisst die Bombe nicht hinzuweisen)… Der Computer zeigt Talby eine unspezifizierte Störungsmeldung an, aber Doolittle wischt entsprechende Hinweise Talbys weg. „Darum kümmern wir uns, wenn´s das nächste mal vorkommt“, obwohl Talby Sofortmassnahmen anregt. Aber Doolittle pflegt gerade seinen Moralischen („I wish I had my board“) und ist für solche Dinge nicht ansprechbar.

Pinback hängt immer noch unter´m Aufzug, verschafft sich aber durch Abschrauben einer Bodenplatte (zum Glück hat das Teil Flügelmuttern, sonst säh der gute Pinback mehr als alt aus) zumindest bis zur Hüfte Einlass (zu verhungern scheint man auf der Dark Star also jedenfalls nicht), das Nottelefon ist out-of-order, aber es gelingt dem guten Mann schliesslich, die ganze Bodenplatte „abzusprengen“ und sie fortan als Hüftreifen zu tragen. Nun ist Pinback amtlich angefressen, zu hübsch militärischer Marschmusik greift er sich das Betäubungsgewehr und geht auf Alien-Jagd. In einem Lagerraum wird er fündig, schiesst und erfährt aus erster Hand, warum man nicht mit Dartpfeilen auf einen aufgeblasenen Wasserball schiessen sollte… das Alien wird nach Strich und Faden „deflated“…

Seine aufregenden Erlebnisse interessieren die restliche Crew allerdings nicht weiter, die ist mehr auf´s Essen scharft (das es in Form von Flüssig-Konzentrat gibt). Auch seine weitere Geschichte, nämlich dass er gar nicht zur Crew gehört, sondern nur aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände den Platz des vorm Start ausgeflippten Astronauten Pinback einnahm, quittieren Boiler und Doolittle nur mit „das hat er vor vier Jahren schon mal erzählt“. Von seinem Aussichtsposten mit Computerterminal meldet Talby, dass er den Computerfehler eingekreist hat und sich den Kommunikationslaser an der Notluftschleuse mal ansehen wird. Auch das interessiert niemanden so richtig, zumal Doolittle mit Entsetzen feststellt, dass er sich weder an Talbys, noch an seinen eigenen Vornamen erinnern kann!

Pinback kotzt sich bei der Aufnahme seines Video-Tagebuches (das für die Nachwelt obszöne Wörter und Gesten gleich mal vorauseilend löscht) über die Rücksichtslosigkeit und allgemeine negative Einstellung seiner Crew-Kollegen aus. „They don´t want a happy ship!“ Sogar seinen Geburtstag haben die Banausen vergessen!

Später hat auch der Computer endlich festgestellt, wo bei ihm die Bits nicht in Reihe stehen. Die Warndurchsage, bei Bombenabwürfen extrem cautious zu sein, da der Fehler eben in der Computerkommunikation liegt, wird leider von der dafür zuständigen Crew vollständig und schnarchend verschlafen… tja, und als die Dark Star wenig später den instabilen Planeten erreicht, aktivieren Doolittle & Co. ohne weitere Umstände die Bombe Nr. 20…

Mitten ins Bombenabwurfprocedere platzt Talby mit seiner Funkmeldung aus der Luftschleuse (I dig that space suit!), den Fehler gefunden zu haben. Doolittle verbittet sich die Störung seiner Konzentration und schaltet die Funkverbindung kurzerhand ab.
Der Computer versucht einen Test der Laserverbindung und Talby versucht, den Laser während dieser Prozedur neu zu justieren, wobei´s den üblichen Short Circuit gibt und Talby geblendet in den Laserstrahl stürzt und sich in eine Bewusstlosigkeit verabschiedet. In der Zentrale gibt´s derweil Panik, denn die Bombe ist zwar scharf, lässt sich aber nicht abwerfen! Und da Bombe Nr. 20 ja bereits angekündigt hat, beim nächsten Mal nu wirklich explodieren zu wollen, lässt sie sich auch von Doolittles anderweitigen Befehlen nicht umstimmen. Der Bordcomputer kann nicht mehr tun, als den Radius der Explosion auf eine Meile zu begrenzen (was der Crew in dieser Lage natürlich nicht wirklich weiterhilft), so dass der überforderte Doolittle (mit nur noch ungefähr 20 Minuten bis zur Explosion) sich Rat von Commander Powell erhofft! Powell ist zwar tot, aber cryogenisch auf Eis gelegt und sein Gehirn ist in der Lage, zu kommunizieren. Powell ist durch die Vereisung allerdings etwas zerstreut geworden, beschwert sich erst mal über die wenigen Besuche, begehrt zu wissen, was die Dodgers (Baseball-Team L.A.) so treiben und ist ansonsten reichlich vergesslich… nach mehreren Minuten scharfen Nachdenkens, während derer Pinback die Bombe nicht davon überzeugen kann, nicht zu explodieren, kann er Doolittle immerhin den Tip geben, sich mit der Bombe über „Phänomenologie“ zu unterhalten…

Doolittle greift sich einen Raumanzug und schwebt zur Bombe und verwickelt sie in eine metaphysische Diskussion. „How do you know you exist?“ „I think therefore I am“ kontert die Bombe eloquent. Nun gut, Doolittle gelingt es nach gutem Zureden und mit guten Argumenten davon, die Bombe wenn nicht zu überzeugen, dann doch zumindest dazu zu bringen, weitere Schritte erst mal zu überdenken, indem er ihr einredet, dass sie nicht sicher sein kann, dass die Daten, die ihr ihre Sensoren übermitteln, tatsächlich korrekt sind und sie demzufolge keine Beweise für ihre Richtigkeit hat und schwerlich aufgrund möglicherweise falscher Daten explodieren kann (eh? Hab ich mich in dem Satz jetzt rein grammatikalisch vergaloppiert? Naja, you get the meaning, don´tcha?) Die Bombe zieht sich ins Schiff zurück. Erleichtert will Doolittle über die Notluftschleuse ins Schiff zurückkehren, doch die Öffnung derselben katapultiert den gerade wieder zu sich gekommenen Talby ins All. Doolittle schreitet bzw. jetpackt zur Rettung des Abgetriebenen.

Pinback will Bombe Nr. 20 neue Befehle geben, doch jetzt erweist sich Doolittles Argumentation als fatal – die Bombe besteht darauf, dass Pinback „false datä sei und sie demzufolge alle Anweisungen ignorieren werde… Noch schlimmer, die Bombe beginnt die Schöpfungsgeschichte zu rezitieren (wer programmiert diese Teile? Der Papst?), mit dem Unterschied, dass sie sich (schliesslich kann sie einzig ihre Existenz als gesichert annehmen) als Gott sieht und schliesslich zu dem verhängnisvollen Schluss „Es werde Licht“ kommt. BUMM!
Die Explosionsdruckwelle treibt Doolittle und Talby voneinander weg. Doolittle sieht einen verwirrten Commander Powell in seinem Eisblock vorbeitreiben. Talby wird von den nahenden Phönix-Asteroiden aufgesammelt und begibt sich, bunt glühend wie die Asteroiden selbst, auf deren unendliche Tour durch´s Universum. Doolittle, der auf den Planeten zustürzt (ein schöner Tod, wie Talby vorher noch meint, als Sternschnuppe zu enden), greift sich ein Trümmerstück der Dark Star und versucht (vergeblich), die Atmosphäre dese Planeten zu „ersurfen“…

Also mal ehrlich, wie kann man einen Film wie DARK STAR nicht lieben? Der Film strahlt in jedem Einzelbild den Einfallsreichtum und Enthusiasmus aus, der dafür sorgen sollte, dass sowohl Carpenter (über dessen weitere Karriere ich Euch an dieser Stelle doch hoffentlich nichts sagen muss… und wenn doch, belasse ich es bei den Worten HALLOWEEN, THE THING, THE FOG und so weiter) als auch O´Bannon (als Scripter einiger der besten SF-Blockbuster, angefangen bei ALIEN zu TOTAL RECALL, sowie als Regisseur u.a. von RETURN OF THE LIVING DEAD) zu führenden Köpfen des Hollywood-Genre-Kinos wurden. Dabei hatten Carpenter und O´Bannon, wie sich der Regisseur später erinnern sollte, ursprünglich keinesfalls vor, eine Komödie zu drehen – die humoristischen Elemente entwickelten sich während des Drehs (die Masterminds waren schwer von 2001 beeinflusst, wie man auch merkt), als sie sich Gedanken über die rein praktischen Aspekte eines Raumflugs machten („wie wäscht man im Weltraum seine Unterhosen?“). Und so entwickelte sich ein Film, der quasi als eine Art „Hommage“ gedacht war, zu etwas, was ich vielleicht Anti-2001 nennen möchte. Wo Kubricks Raumschiffe steril, sauber und weitläufig waren, sind sie bei DARK STAR chaotisch, verschmutzt und klaustrophobisch (das Klaustrophobie-Element sollte sich ja in Carpenters weiterer Karriere als sein Haupt-Leitmotiv entpuppen, fragt nach bei quasi allen Carpenter-Filmen bis einschliesslich THE THING), wo bei Kubrick das Metaphysische zur Erlösung führt, führt es bei Carpenter und O´Bannon unweigerlich zur totalen Katastrophe (von den eher offensichtlichen Gemeinsamkeiten zu 2001 wie elektronischen Dingis mit schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen mal ganz zu schweigen).

Aber DARK STAR kann auch jenseits der Verbindungen zu 2001 durchaus überzeugen – das Drehbuch liefert eine ziemlich, naja, wie soll man´s sagen, authentische Darstellung des Raumfahrerlebens (so authentisch wie eine SF-Vision nun mal sein kann) und bemüht sich nicht auf Teufel komm raus witzig zu sein (woran viele andere Komödien, gerade im SF-Bereich, schmählich scheitern), so werden (potentiell gaghaltige) Dialoge spärlich, aber pointiert eingesetzt. Ausgefeilt ist auch, soweit im Genrerahmen möglich, die Charakterisierung der Figuren, Talby, der einzig halbwegs „Normale“ im Team, Doolittle, der zwangsweise das Kommando geerbt hat und damit heillos überfordert ist, der latent agressive Boiler und natürlich das Glanzstück Pinback (natürlich auch getragen durch eine wirklich nuancierte Darstellung von Dan O´Bannon himself), beim dem das Script geschickt offenlässt, ob seine Geschichte, er sei nicht wirklich Pinback, sondern der Servicetechniker Billy Frugge, nun tatsächlich der Wahrheit entspricht oder er sich nur zum Selbstschutz gegen Raumkoller und nervtötende Bordkameraden eine selbstgeschaffene Ersatzpersönlichkeit ist.

Des weiteren kann man DARK STAR eine geistige Patenschaft zum wohl berühmtesten O´Bannon-Erzeugnis ALIEN nicht absprechen (wenn man der Legende glauben darf, und es besteht kein Grund, daran zu zweifeln, basiert die ganze Grundidee von ALIEN auf der DARK-STAR-Sequenz, in der Pinback das Wasserball-Alien durch Gänge und Schächte jagt – wer diese [grandiose] Szene verfolgt, wird das auch nicht abstreiten können) – neben dem klaustrophobischen Setting und der erwähnten Alien-Jagd finden sich weitere später in ALIEN recyclete Elemente wie der Bordcomputer „Mother“ oder das Plot Device einer mit der Situation überforderten Crew auch in DARK STAR.

Hinzu kommt, dass selbst bei diesem studentischen Werk, das fünf Jahre in Arbeit war, bereits das unbestreitbare Regietalent John Carpenters sichtbar wird – in einigen Kameraeinstellungen wird bereits sein Gespür für das gekonnte Umsetzen von bedrohlichen Situationen sichtbar (so z.B. als der Wasserball-Alien plötzlich hinter Pinback auftaucht – die Bedrohlichkeit der Situation wird durch das Aussehen des Alien selbst natürlich etwas relativiert). Carpenter testet des weiteren bereits recht erfolgreich das Zusammenwirken von Musik und Szenerie.

Im Umkehrschluss heisst diese ziemliche Lobhudelei nun aber auch wieder nicht, dass DARK STAR uneingeschränkt ein guter Film ist – der Streifen hat auch seine Schwächen. Viele davon liegen sicherlich im mageren Budget des Films (knapp 60.000 Dollar, und da ist der Jack-H.-Harris-Zuschuss eingerechnet) begründet: Die Special FX sind zweifellos das bemühte Werk ambitionierter Amateure, aber stellenweise arg offensichtlich (die DARK STAR z.B. sieht nie anders aus als ein Miniatur-Modell, trotz des vorgeschriebenen Close-Up-Vorbeiflugs zu Filmbeginn – über das Alien wollen wir mal nicht reden) – und schauspielerisch fällt Cal Kuniholm als Boiler (in der zugegeben undankbarsten Rolle) gegen seine Kollegen O´Bannon, Pahich und Narelle deutlich ab. Ein anderes Hauptmanko hat allerdings nichts mit dem Budget zu tun – das Tempo des Films und seine allgemeine Struktur. Die 83-minütige „theatrical version“ schleppt sich schon über einige extrem betuliche (und vor allem nichtssagende und wirklich unnötige) Längen, es dauert schon seine Zeit (so ziemlich bis zur Filmhälfte), bis der Streifen auf Touren kommt und sich sozusagen selbst in den Hintern tritt, um voranzukommen. Unterstützt wird dieser Eindruck dadurch, dass man glauben könnte (und damit vermutlich nicht mal gar so falsch liegt), dass Carpenter und O´Bannon bis so ungefähr eben Hälfte des Scripts nicht wirklich wussten, wohin sich der Film eigentlich entwickeln würde, sie´s aber später nicht übers Herz brachten, aus der etwas schläfrigen ersten Hälfte etwas zugunsten mehr Substanz der Story rauszustreichen, was dann darin resultiert, dass sich 90 % der eigentlichen Filmstory in den letzten fünfzehn-zwanzig Filmminuten zusammengepfercht wiederfinden. Das tut dem Pacing des Streifens insgesamt natürlich nicht wirklich zugute – alas, es ist eine studentische Abschlussarbeit und damit nicht mit den Massstäben eines „regulären“ Major-Films zu messen.

Mehr oder weniger „konsequenterweise“ (was das Aufblähen der ersten Filmhälfte zuungunsten der eigentlichen Geschichte angeht) entpuppen sich die für den Kinoeinsatz des Streifens nachgedrehten Szenen mehr oder weniger als genau die, die den „Flow“ des Films empfindlich stören, wie man der auf der VCI-DVD mitgelieferten „Special Edition“, schlicht und ergreifend die 68-minütige Urfassung des Films, entnehmen kann (bzw. eben nicht entnehmen kann) – der Grossteil der „extended“, sprich Kino-Fassung ist überflüssiges Füllsel, besonders unangenehm fällt dabei die sinn- und verstandlose Szene auf, in der Doolittle sein seltsames Musikinstrument bearbeitet. Ansonsten muss man in der Special Edition neben dem Einblick in das Mannschaftsquartier und einigen anderen nicht wirklich bedeutsamen Passagen nur auf die Vorgeschichte von Bombe #20 (den Asteroiden-Sturm, den Grund der Laser-Störung und womöglich den Grund für die empfindliche Persönlichkeitsstörung des Bömbchens) verzichten – die einzige Sequenz, die dem Film tatsächlich mehr Substanz, mehr Grundlage verleiht. Trotz des Verzichts auf diese Szenen ist DARK STAR aber auch in der Kurzfassung in seiner Anlaufphase langsam genug – ganz allein auf das Einfügen der weiteren Szenen ist also das insgesamt etwas unglückliche Pacing nicht zurückzuführen, andererseits hat´s natürlich auch nicht geholfen.

Insgesamt überwiegen aber (natürlich) die positiven Eindrücke – DARK STAR ist auch heutzutage noch ein Paradebeispiel dafür, wie man mit wenig Geld, dafür aber viel guten Ideen einen hochunterhaltsamen und dabei auch noch intelligenten Science-fiction-Streifen drehen kann (im Gegensatz zu neumodischem Big-Budget-Schotter wie WING COMMANDER, STAR WARS EPISODE 1 oder BATTLEFIELD EARTH). DARK STAR ist sicherlich in vieler Hinsicht „camp“, aber natürlich qualitativ hochwertiger und, ich wiederhole mich (wie so oft) intelligenter als der „normale“ Camp vom Schlage früher Fred-Olen-Ray- oder Full-Moon-Filme (wenngleich ich schon der Überzeugung bin, dass man, wenn man DARK STAR mag, solche anderen „camp“-Filme theoretisch auch mögen müsste; und wer „Star Slammer“ gesehen hat, weiss eh, dass Rays Trashmovie einige Sequenzen aus DARK STAR „entlehnt“ hat, nicht so verwunderlich, wenn man weiss, dass Harris beide Filme produzierte).

Noch kurz zur DVD von VCI (die weiter daran arbeiten, den Olymp meiner DVD-Label-Heroen zu erklimmen): angesichts des sicher qualitativ nicht zu hochwertigen Quellmaterials haben die Jungs von VCI einen guten Job gemacht – das Bildmaterial ist okay, nicht spektakulär gut, aber das war auch nicht zu erwarten, der Ton gelegentlich etwas matschig, aber wenn man den Film über die heimische Surround-Anlage anstelle das normale TV-Stereo laufen lässt, sind die Dialoge dank eines pragmatischen 5.1-Mix gut verständlich. An Extras hat sich VCI nicht überschlagen – neben der Widescreen-Präsentation von sowohl Theatrical Version als auch Special Edition gibt´s nur noch den Trailer und kurze Text-Film- und Biographien von John Carpenter und Dan O´Bannon. Insgesamt eine eher zweckmässige denn hochwertige Präsentation, aber dafür auch zum mittlerweile häufiger anzutreffenden Kampfpreis von schlappen 10 Dollar erhältlich – und die Investition ist dieser Kult-Klassiker auf jeden Fall wert.

Das gefürchtete Fazit: DARK STAR ist auch anno 2002 ein Highlight des SF-Genres, das in jede halbwegs seriös geführte Sammlung gehört. Tja, und nicht nur ein „offizielles“ SF-Film-Festival, auch der heimische SF-Marathon ist ohne diesen Film nicht komplett!

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 6


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