Cannonball

 
  • Deutscher Titel: Cannonball
  • Original-Titel: Cannonball
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  • Regie: Paul Bartel
  • Land: USA
  • Jahr: 1976
  • Darsteller:

    Coy „Cannonball“ Buckman (David Carradine)
    Cade Redman (Bill McKinney)
    Linda Maxwell (Veronica Hamel)
    Perman Waters (Gerrit Graham)
    Jim Crandell (Robert Carradine)
    Maryann (Belinda Balaski)
    Wolfe Messer (James Keach)
    Benny Buckman (Dick Miller)
    Terry McMillan (Carl Gottlieb)
    Sandy Harris (Mary Woronov)


Vorwort

Abt. Better Life Through Cheaper Entertainment with Roger Corman!

Vor einiger Zeit hatte ich ja bereits Death Race 2000 unter die Lupe genommen und das Ding, wenn ich mich recht entsinne, als ziemlichen Spaßbringer klassifiziert. Bereits gleichzeitig mit der Scheibe hatte ich mir das Pseudo-Sequel Death Sport zwecks Reviews gekauft, konnte mich aber bislang noch nicht dazu durchringen, den Streifen zu betrachten, da er ja nun auch bei B-Movie-Fans als langweiliger Heuler gefürchtet ist (außerdem hatte ich die DVD ein paar Wochen lang verschusselt).

Wie wir alle wissen, machte Death Race 2000 die beliebte Thematik des transkontinentalen Autorennens quer durch die USA zu eigen. Auch wenn die Umsetzung natürlich erstens SF und zweitens satirisch war, so hatte der Film doch seine Wurzel in einem tatsächlich abgehaltenen Autorennen, das auch The Gumball Rallye (hier als Die verrückteste Rallye der Welt gelaufen) und später die drei Cannonball/Highway-Filme inspirierte. Roger Corman, Finanzier von Death Race 2000, war seinen Konkurrenten wie immer mindestens zwei Schritte voraus und dachte sich, wozu einen Film drehen, wenn man mit überschaubarem finanziellen Mehraufwand gleich zwei machen kann. Cast und Crew waren eh verfügbar, ein neues Drehbuch ist bei Corman schon immer schnell geschrieben gewesen – Paul Bartel und David Carradine hatten gegen einen zusätzlichen Gagenscheck auch sicher nichts einzuwenden. Fertig war Cannonball (der Titel ist insofern interessant, als der Terminus „Cannonball“ später zum Synonym für das Rennen schlechthin wurde, während es hier eigentlich nur ein Charaktername ist), die, hüstel, realitätsnahe Variante des Themas.

Ausgedacht hat sich die Plotte in Kollaboration mit Regisseur Bartel übrigens niemand anderes als Koksnase Don Simpson, der später mit seinem Spezi Jerry Bruckheimer diversen bigbudgetierten Giganto-Schmu auf Leinwände dieser Welt loslassen sollte. Jeder hat mal klein angefangen… Auch lustig: weil Roger Corman (der sich selbstpersönlich aus der Produktion übrigens raushielt) die immens aufwendige (hüstel, Ironie) Produktion nicht alleine leisten konnte, holte er Unterstützung aus Singapur an Bord – niemand anderes als Run Run Shaw, Chef und Gründer der legendären Shaw Brothers, deren Zenit gerade mächtig am Sinken war (später half Run Run aber noch dem Blade Runner auf die Füße).

Nun, das sind eigentlich nicht die allerschlechtesten Voraussetzungen. Kucken wir uns den Hobel halt einfach mal an…
Inhalt


Inhalt

Wir beginnen unseren Film auf einer Rennstrecke, und da düst auch schon ein Rennwagen heran. Naja, ein rotlackierter Trans-Am, der sicher auch keinem zeitgenössischen NASCAR-Piloten den Neid ins Auge getrieben hätte. Bemannt wird das Gefährt überraschenderweise von drei Personen (wußte gar nicht, dass Rennwagen Rücksitze haben). Der Pilot ist Coy „Cannonball“ Buckman, auf dem Beifahrersitz pflackt ein Mädel mit Augenbinde (?) und auf dem Rücksitz hat sich´s der Teamchef von „Modern Motors“ bequem gemacht, der sich offensichtlich zur Aufgabe gestellt hat, Buckman für sein Fahrerteam des anstehenden Transkontinentalrennens zu engagieren. Buckman ist nicht abgeneigt, aber der Teamchef wundert sich (mit Recht) über die mitgebrachte Schnalle, wo doch Buckman-Beifahrerinnen im Ruf stehen, keine besonders lange Lebenserwartung zu haben (ist ja wie bei Death Race 2000, Frankensteins Beifahrer bissen auch immer in den Asphalt). Plötzlich wird ein Schuß abgefeuert, trifft Buckman genau zwischen die Augen, das Auto überschlägt sich… huch, der Film ist aber kurz.

Ah, nein, war nur ein Traum. Im richtigen Leben liegt Buckman im Bettchen, neben sich das besagte Frauenzimmer. Geweckt wird er vom Lärm aus der benachbarten Garage, wo trotz der unchristlichen Uhrzeit 4.30 Uhr früh sein Mechanikus Zippo noch letzte Verbesserungen am schicken roten Sportflitzer anbringt.

Wir verlieren keine Zeit und etablieren sofort, dass es bei dem anstehenden Rennen nicht mit rechten Dingen zugehen wird. Zwei fiese Kerle präparieren das Wettbewerbsfahrzeug „des Deutschen“ (ah, wir dürfen auch mitspielen) mit einer Bombe, die hochgehen soll, sobald der Wagen eine Geschwindigkeit von ungefähr 200 Sachen (ob Meilen oder Kilometer bin ich mir unschlüssig) erreicht. Der Bombenleger ist nämlich sozial veranlagt und möchte nicht, dass der „Deutsche“ sich innerhalb geschlossener Ortschaften in seine Atome zerlegt.

Dieweil holt ein jungscher Schwarzer (der wohl auf den komischen Namen „Beutell“ hört) von einem ältlichen Ehepaar (dessen männlicher Bestandteil gewisse Skepsis angesichts der Hautfarbe des Jungen hegt) einen ungefähr acht Meter langen Straßenkreuzer Marke Lincoln ab. Dieses Gerät soll Beutell von L.A. nach New York überführen (wo die Herrschaften, die den Trip per Flieger machen, die Kalesche wieder in Empfang nehmen wollen), ein Schelm, wer arges dabei denkt (vor allem hat den Gag der dritte Cannonball Run-Film, wenn ich mich recht erinnere, auch benutzt). Natürlich will Beutell mit der Schleuder am Rennen teilnehmen und ebenso natürlich wünschen sich die legitimen Besitzer der Karre extremst pfleglichen Umgang (so z.B. nicht schneller fahren als 120, und da geh ich mal von Kilometern aus).

Das nächste teilnehmende Team ist das offizielle All-Girl-Team: drei junge hübsche Dinger in einem blauen Van, angeführt von Sandy (die offenbar auch die einzige der drei Grazien mit ´nem Lappen ist, jedenfalls wird sie die Lenkarbeit exklusiv verrichten). Man scheint auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, jedenfalls wird der Stauraum des Wagens von quietschgelben Luftmatrazen geziert.

Weiter geht´s in der fröhlichen Vorstellung der Charaktere – der Aushilfscountrysängerclown Perman Waters (besondere Kennzeichen: ein Nashville-Outfit, dass sich Jeff Jarrett weigern würde anzuziehen) und seine Mama/Managerin Sharma Capri, die sich nach New York kutschieren lassen wollen – und zwar von einem Rennteilnehmer, Cade Redman, der vertrauenserweckenderweise mit quietschenden Reifen seinen mattschwarzen Cadillac um die Ecke brausen lässt (scheinbar ist das ein Promotion-Stunt für Perman, was sich mir anfänglich nicht vermittelte).

Unser Held macht sich endlich auch auf zum Start und hinterlässt eine Nachricht (nach dem Motto „sorry, ich muß es tun, ich liebe dich, bye“) für sein Schatziputzi Linda.

Auf zum Start, am Hafen von Santa Monica. Da es sich bei dem ganzen Rennen um ein selbstverständlich schwer illegales Underground-Race handelt, herrscht dort nicht gerade großer Bahnhof, und die wenigen Zaungäste wundern sich, dass ein Fernsehteam vor Ort ist und überträgt. Brad Phillips, der Veranstalter, klärt auf – der Fernsehsender ist mitnichten live auf Sendung, sondern wird das Rennen begleiten und im Nachgang eine Dokumentation drüber senden (ich hoffe, die denken dann dran, die Fahrer unkenntlich zu machen), dafür lassen die Fernsehfritzen auch die stattliche Siegprämie von 500.000 Dollar springen. Das Fahrerfeld selbst ist übrigens recht überschaubar – neben Buckman, Redman, Sandy und Beutell haben wir da nur noch Wolfe Messer, den „Deutschen“ (den mit der Bombe unterm Bodenblech, er fährt übrigens einen schicken gelben DeTomaso Pantera), der kurioserweise scheinbar deutlich nach dem Vorbild von Jochen Rindt gestaltet wurde (dabei war der Ösi), seines Zeichens erfolgreicher europäischer Rennprofi und wegen des Siegerschecks vor Ort, den fetten Familienvater Terry, dessen Pick-up nicht gerade so aussieht, als könnte man damit auch nur das Schneckenrennen von St. Slowly gewinnen, und sich herzlich von seiner Familie (Weib und zwei Kinder) verabschiedet) und ein Teenie-Pärchen (Jim und Maryann) in der von Maryanns Vater unwissend leihweise zur Verfügung gestellten Corvette (und verdammt, die 70er-Jahre-Corvette ist ein GEILES Auto). That´s it. Sieben Teams treten an. Na gut, bei Death Race 2000 waren´s nur fünf, ist immerhin schon ´ne Steigerung.

Organisator Brad gibt im Interview den Scherzkeks – ja, es könnte durchaus sein, dass die Fahrer während des Rennens die Geschwindigkeitsbegrenzung übertreten. Das macht die Sache natürlich interessant für die Gesetzeshüter – auch die haben sich zusammengereimt, dass die unauffällig-auffälligen Kleinanzeigen, mit denen Brad die Teams rekrutiert hat, auf eine Neuauflage (scheint also nicht das erste zu sein) des Trans-Am-Rennens hindeuten. Der Staatsanwalt (gemimt von Roger Corman gar selbst) und sein Assi (Don Simpson) setzen jedenfalls alle Hebel in Bewegung, um die fiesen Raser zu schnappen, noch bevor der Startschuss gefallen ist.

Das All-Girl-Team um Sandy ist dieweil noch auf der Suche nach der Startlinie und weil Sandy gerade nix besseres zu tun hat, brettert sie ohne gesteigerte Veranlassung durch eine Baustelle, über eine günstig aufgestellte Rampe und mit einem kecken Grinsen auf den Lippen durch eine gerade vorbeigetragen werdende Fertighausfront. Kra-wusch. Ich schätze, der Stunt musste nur sein, weil alle zehn-fünfzehn Minuten irgendwas zu Bruch gehen muss.

Linda hat sich zwischenzeitlich zum Start durchgeschlagen und versucht, Buckman das Rennen auszureden. Er steht nämlich unter Bewährung und darf den Bundesstaat Kalifornien nicht verlassen, ansonsten heißt´s Knast (Linda ist übrigens nicht nur sein Betthäschen, sondern auch seine Bewährungshelferin, was ich für eine durchaus praktische Kombination halte). Unser Heros allerdings sieht in dem Rennen die letzte Chance, seine stagnierende Karriere wieder in Gang zu bringen, aber Linda düstert vor sich hin: „Deine Karriere ist seit dem Tod der Kleinen vorbei!“ Hm, aha, ein finsterer Punkt in der Vergangenheit unseres Helden. Damit lässt sich doch sicher noch was anfangen. Der Teamchef von „Modern Motors“ setzt im übrigen sein Vertrauen nicht exklusiv auf Buckman (ich frage mich allerdings gerade, warum ein ernsthaftes Rennsportteam sich überhaupt an einem solchen Rennen beteiligen sollte und wenn ja, warum es dann nicht eigene Fahrzeuge einsetzt, sondern irgendwelche Hansel anheuert, die in ihren eigenen Schleudern fahren. Ergibt irgendwie nicht wirklich Sinn) – Fahrer Nummer 2 auf der Lohnliste des Teams ist Cade Redman! Das ist insofern tragisch, alldieweil Buck und Red alte Rivalen sind und sich, haha, auf den Tod nicht ausstehen können („seit damals in Donington“). Redman ist selbstverständlich mächtig evil und demonstriert dies, indem er seinem Teamgefährten biestig den Wagenheber aus dem Kofferraum klaut und ins Gewölle wirft.

Brad hat Connections und über die von der drohenden staatsanwaltschaftlichen Razzia mitbekommen. Daher wird der Start geringfügig vorverlegt, auf „in 60 Sekunden“. Jetzt heißt es fix sein, vor allem für Beutell, der noch dabei ist, seinem Lincoln glitzernde Chrom-Radkappen aufzuziehen (ich hab den Eindruck, Beutell betrachtet den Wagen nicht nur als Rennfahrzeug, sondern auch als potentiellen Schlampenschlepper). Buckman, noch immer in heftigen Diskussionen mit Linda begriffen, macht kurzen Prozeß und zerrt die Tussi in sein Fahrzeug (ungeachtet der Alptraumvisionen).Doch bevor Buckman starten kann, kommt noch weiterer Besuch, um Glück zu wünschen – sein großer Bruder Benny (Corman-Regular Dick Miller), und dessen heftige Zuneigungs- und Daumendrückbekundungen kommen nicht ganz von ungefähr, hat er doch eine nicht unbeträchtliche Summe Bares auf Coys Sieg gewettet.

Die sechs bereits anwesenden Fahrer/Teams brechen nun endlich auf und mit knappem Vorsprung vor dem eintreffenden Großaufgebot der Uniformträger gelingt es auch Sandy und ihren Girls, noch ihre Stempelkarte zu erhaschen und abzustempeln. Als die Cops den Parkplatz endlich entern, ist von irgendwelchen Rennvorbereitungen nichts mehr zu sehen und Brad kann unschuldig mit treuherzigem Augenaufschlag „Rennen? Was für ein Rennen?“ fragen. Damit hätte sich übrigens der bewußte Versuch der Polizei, das sportliche Großereignis zu unterbinden, erschöpft, alle weiteren Begegnungen der gesetzeshütenden Art im wieteren Filmverlauf entspringen dem puren Zufall.

Wolfe lässt den arroganten Deutschen raushängen – der mit Freuden Selbstgespräche in seinem Pantera führende Kontinentaleuropäer hält amerikanische Kraftfahrzeuge vorurteilsfrei für „Kinderwägen“ (warum er dann aber seinem DeTomaso extra für den Anlaß einen in Meilen messenden Tacho eingebaut hat, weiß ich auch nicht). Ansonsten begrüßen wir unseren heutigen Plotpoint. Zippo, Coys Mechaniker, überrascht seinen Freund und Meister damit, mit einem identisch lackierten zweiten roten Trans-Am und auch rein klamottär im Partnerlook auftretend, am Straßenrand zu stehen. „Cannonball wird dieses Rennen gewinnen, mit dir oder ohne dich“, grinst Zippo. Hm. Prinzipiell würd ich das ja für Schummel halten… Linda fragt sich indessen, warum sie Coy nun doch begleiten soll: „Du bist meine Versicherung gegen die Bullen“, auskunftet der Herr Rennfahrer, ohne näher zu ergründen, was es ihm bringen soll, mit seiner Bewährungshelferin gemeinsam gegen seine Auflagen zu verstoßen.

Unser deutscher Freund Wolfe rhabarbert in seinem Fahrzeug davon hin, dass er diesen doofen Amerikanern schon zeigen wird, was eine teutonische Harke ist (mich wundert, dass er das Rennen nicht gleich für Führer und Vaterland gewinnen will), summt „An der schönen blauen Donau“ (was mich wiederum davon überzeugt, dass ein durchschnittlicher Yankee Deutschland und Österreich nicht voneinander unterscheiden kann) und überholt Fat Guy Terry, der gemütlich mit seinem Pick-up herumzuckelt.

Wir erinnern uns – Benny hat einen gehörigen Haufen Zaster auf Coys Sieg gewettet, und wie wir alle aus korrupten Buschligen wie der ersten mongolischen Damenbowlingliga, der kasachischen Meisterschaft im Yakschlagen und der deuschen Fußballbundesliga kennen, trau keiner Wette, die du nicht selbst manipuliert hast (sage mal wieder keiner, dass wir hier nicht tagesaktuell arbeiten). Nun, an Bennys Stelle würde ich auch tunlichst dafür sorgen, dass sein Bruderherz als Sieger durchs Ziel geht, denn als Wettpaten hat er sich den Mafiaboss Lester ausgesucht (ein kroatischer Cafébetreiber stand wohl gerade nicht zur Verfügung). Lester hat wie alle hochrangigen Mafiosis einen mittelschweren Schatten und pflegt das Hobby, am eigenen Piano Jazz-Songs im Cole-Porter-Style zu komponieren und zu singen. Benny würde den Wetteinsatz gerne noch um 10 Riesen erhöhen, weil er sich sicher ist, sein Kompagnon Hoyzer, äh, Sharpe werde schon für den gewünschten Rennausgang sorgen (das Fernsehteam hat er auch geschmiert), hat aber das Handicap, sich selbige 10.000 Scheine von Lester ausborgen zu müssen. Der Mafioso verweigert allerdings die Bürgschaft.

Terry, der fette Pick-up-Mann, hat allen Grund, es ruhig angehen zu lassen, er hat nämlich auch nicht vor, das Rennen auf sportliche Art und Weise zu gewinnen. In einem weiteren später vom dritten Cannonball Run-Film geklauten Gag gedenkt er nämlich, den Löwenanteil der Strecke (genau genommen so 99,9 Prozent hiervon) per Flugzeug zurückzulegen. Der Pick-up wird in ein Transportflugzeug verladen, und ab geht die Waldfee.

Coy und Wolfe kreuzen erstmals probehalber die Klingen zu einem kleinen feinen Privatrennen. Der arrogante Europäer tippt aber nur einmal kurz aufs Gas seines überlegen motorisierten Geschosses und verschwindet, mit einem Gruß an die „Coca-Cola-Dummies“, in einer Staubwolke am Horizont. Wo er gerade dabei ist, überholt er mit flottem Tempo auch noch die Corvette der Teenies, was vor allem Maryann recht unbeeindruckt lässt: „Keiner fährt so sexy wie du“, flötet sie ihrem Herzbuben Jim ins Ohr.

Während Benny vergeblich versucht, anderweitige Koooperationspartner für seine krummen Wettgeschäfte zu finden, bemüht sich Beutell, bei Sandy und ihren Van-Girls zu landen. Die Anmache „Wollt ihr mal an meinem Steuerknüppel spielen?“ handelt ihm aber ob ihrer Abgedroschenheit (die würde ich nicht mal mehr in einer kurz-vor-polnischen-Dorfdisse anbringen wollen) gerechterweise nur einen Rammstoss (und zwar mit dem Auto, newa) ein, der ihn dazu veranlasst, kurzzeitig die straßenabseitsgelegene Botanik genauer zu erkunden.

Redman muss dieweil leidgeprüft erfahren, dass nicht mal ein Bösmann bestimmte Passagiere verdient hat, z.B. Perman und Sharma. Perman singt nämlich die Tonleiter rauf und runter, was auch geistig stabilere Subjekte als Redman mühelos in einen Amoklauf treiben könnte und Sharma möchte, obwohl der Startschuß maximal fünf Minuten her ist (naja, Screentime halt) aufs Klo. Ersteres verbittet Redman sich, für zweiteres empfiehlt er das Pinkeln in eine auf dem Rücksitz deponierte Plastiktüte. Und auch Permans Wunsch nach auf erträgliches Maß reduzierter Geschwindigkeit bescheidet Redman abschlägig, zumal er ganz andere Möglichkeiten sieht – er läuft nämlich auf Coy auf und nutzt die günstige Gelegenheit, um den hinteren Stoßfänger dessen Autos zu testen. Coy schleudert von der Strecke und Redman kriegt sich vor hysterische Begeisterung schier nicht mehr ein: „Ich hab ihn getroffen! Muwa-haa-haa!“ (Tolle Leistung, Alter! War auch sooo schwierig).

Immerhin hat der halbherzige Crash Coy zu einem Nothalt gezwungen – per Funk wird der rollende Mechaniker Zippo herbeigerufen. Aus Sicherheitsgründen wünscht er nun (was sich irgendwie mit seiner vorhin geäußerten Ansicht beißt), dass Linda den Rest der Tour mit Zippo bewältigt, während er alleine weitercruisen will. Linda erhebt Einspruch, aber 1976 sind Männer noch Männer und setzen sich durch. Was Coy will, wird gemacht.

Beutell ist ersichtlich lernresistent und unternimmt einen zweiten Anlauf, um bei Sandy und ihrer Crew zu landen. Die sind mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass Mitkonkurrenten-Verarschen fast so viel Spaß macht wie gewinnen, locken ihn mit einem verführerisch aus dem Seitenfenster gehaltenen BH und schicken den leichtgläubigen Jungen auf eine weitere Spritztour in die kalifornische Staubwüste. Terry ist inzwiscen in New York gelandet und wird dort von seiner blonden (und blöden, aber das ist ja irgendwo redundante Information) Mätresse erwartet. Was´n Schlimmfinger – nicht nur im Rennen bescheißen, auch noch die Frau betrügen.

Lester beratschlagt dieweil bei offenbar nicht wirklich leckerem Kentucky-Schreit-Ficken-Food mit seinen Spießgesellen (Martin Scorcese und Sylvester Stallone) die Sach- und Rechtslage, kommen aber momentan auch nur auf den Nenner, dass Coy schon irgendwie gewinnen wird. Das Fernsehteam, das per Hubschrauber und Flugzeug das Rennen verfolgt, wird durch den zweiten identischen roten Trans-Am irritiert und halten den unangekündigten Doppelgänger für einen weiteren Konkurrenten von Coy.

Redman muss weiter unter seinen Beifahrern leiden. In der Tat hat Sharma nämlich die Reise als Promotion-Trip für ihren Schützling auserkoren und hat die Ausrüstung dabei, um Perman bei allen möglichen Radiostationen, durch deren Sendegebiet man kreuzt, live durchzustellen und ihn sein eher grausames Country-Lied „My Racing Heart“, selbst auf der Akustischen geklampft, in den Äther zu jagen. Ich kann verstehen, dass Permans überschaubare Sangeskünste Redman so agressiv machen, dass er den arglos vor sich hin fahrenden Beutell so heftig rammt, dass der innerhalb weniger Minuten seinen dritten Ausflug ins Gewölle unternimmt und dabei dekorativ die Radkappen seines Lincoln über den Wüstensand verteilt. Der arme Jung ist auch wirklich schwer gebeutel(l)t (hua-hua, ich schmeiß mich weg über meine Wortspiele).

Unser teutonischer Vertreter führt immer noch bizarre Selbstgespräche. Die Landschaft (kalifornische Steppe) erinnert ihn unbegreiflicherweise an Bayern (hm, ja, okay, das sehe ich… verdammte Hacke, kann den keiner von den unterbelichteten Drehbuchautoren in Hollywood mal wenigstens in ein Erdkunde-Bilderbuch für Vorschulkids kucken, bevor er seine Plotten zu Papier bringt?) und räsonniert, dass das ja alles Deutschland sein könnte, wenn, tja wenn wir damals den Krieg gewonnen hätten (na super, jetzt ist der gute Wolfe auch noch ein verkappter Nazi). Von solchen Großmachtsphantasien hält die einheimische Polizei eher wenig, möchte Wolfe gern ein Strafmandat wegen Geschwindigkeitsübertretung verpassen, aber Wolfe hat seine Amex-Karte offensichtlich grade im anderen Geldbeutel und gibt deshalb lieber Gummi. Da war doch noch was… jau. Bei 160 Meilen (das ist jetzt weder 200 Meilen noch 200 Stundenkilometer. Soviel zur Präzisionsbombenbastelei) verwandelt sich der DeTomaso in einen wunderschönen Feuerball.

Die amerikanischen Printmedien sind besser als ihr Ruf – Wolfe hat vermutlich noch nicht mal ausgekokelt, da brüllen es die Schlagzeilen auch schon in die Welt hinaus: „GERMAN DRIVER KILLED“ (und das interessiert einen durchschnittlichen Amerikaner jetzt genau wie sehr?). Brad Phillips ist besorgt: „Hoffentlich bringt das niemand mit dem Rennen in Verbindung“ (Die an sich berechtigte Sorge ist völlig unbegründet. Auf den Vorfall kommt eigentlich niemand mehr, bis ganz am Schluß, zurück).

Während man hohe europäische Fahrzeugmanufaktur noch mit roher Dynamitgewalt aus dem Verkehr ziehen muss, schafft das die amerikanische Qualitätsarbeit schon ganz von allein. Maryann, die während Jims Ruhephase das Lenkrad schwingt, bemerkt ein verdächtiges Rasseln aus dem Motorraum der Corvette. Der geweckte Jim diagnostiziert einen gerissenen Keilriemenschaden und bastelt mit geschickter Hand ein Provisorium, das wenigstens bis zur nächsten Tanke halten soll.

Perman sülzt schon dem nächsten Radiosender sein schaurig Lied ins Mikrofon („please give me the chequered flag“ ist eine Kostprobe des lyrischen Gesamtkunstwerks). Ich sag ja – Country & Western macht jeden gewalttätig. Kaum hat Perman seinen Drei-Akkorde-für-kein-Halleluja-Griff angesetzt, rauscht Redmans Caddy auch schon der rachedurstige Coy ins Heck. Redman reagiert unleidlich, klaubt eine Pistole aus dem Handschuhfach und zerballert zielsicher (er zielt im Außenspiegel. Ich bin beeindruckt!) Coys linken Vorderreifen. Unglückseligerweise verfällt er dann auf die dumme Idee, den Schießprügel Perman in die Hand zu drücken, der den Bleiwerfer aber tölpelhaft aus dem Beifahrerseitenfenster schubst.

Im Straßengraben stellt Coy zu seinem erheblichen Mißfallen fest, dass er zwar über Verbandskasten, Warndreieck, Aids-Handschuhe und Reserverad, nicht aber über einen Wagenheber verfügt (wir erinnern uns: der vorausblickende Redman hat selbigen noch am Start entsorgt). Aber der Superfahrer weiß sich zu helfen – die Karre einfach auf die nächstbeste erreichbare Leitplanke aufgesetzt erfüllt den selben Zweck (wenn auch nicht die Straßenverkehrsordnung, möchte ich wetten). Unser Corvettepärchen muss sich dieweil von einem Wüstentankwart erklären lassen, dass Keilriemen in den USA ausschließlich im autorisierten Autozubehörfachhandel gehandelt werden – und der nächste sei 300 km entfernt (hm, das kann ich mir nun beim besten Willen nicht vorstellen. Nein, nicht, dass der nächste Auto-Teile-Unger so weit weg ist, sondern dass ein Verschleißteil wie Keilriemen nicht in jeder Dorfwerkstatt vorrätig ist). Tja, da hilft nix, das Provisorium muss weiter halten.

Benny ist mittlerweile von seinem Spionage-TV-Team über den mysteriösen zweiten roten Trans-Am unterrichtet worden und betritt natürlich ebenfalls die Titanic, will sagen, den völlig falschen Dampfer. Der Doppelgänger kann nur ein lästiger Rivale, der Coy am Sieg hindern will, sein, und muss daher ausgeschaltet werden. Nicht ahnend, dass Coy Linda mittlerweile zu Zippo ins Auto gepackt hat, setzt er einen quick engagierten Killer auf den Alleinfahrer unter den Trans-Am-Besitzern an. Während Coy nach erfolgtem Reifenwechsel das Rennen wieder aufnimmt und der dicke Terry und seine Matratze die Zeit bis zu einem glaubhaft erscheinenden Überqueren der Ziellinie in einem Motelzimmer verbringen, können sich Linda und Zippo in unserem offiziellen character moment (dauert nicht lange und ist auch einer von maximal zweien, don´t worry) über ihre jeweiligen Bindungen zu Coy berichten. Da Zippo sich als uralter Weggefährte des Rennfahrers outet, fragt Linda nach, ob er etwa auch an jenem schicksalshaften Tag, als das Mädchen umgekommen sei, bei Coy gewesen sei. Logisch, entgegnet Zippo, schließlich war er an dem Abend erstens mächtig besoffen und zweitens am Lenkrad gesessen. Bei Linda kann man die mechanische Gehirnfunktion beobachten. Ratter-ratter-ratter-DINGDINGDING! Moment, Zippo war damals am Steuer? Das heißt ja dann, dass Coy die Schuld unnötigerweise auf sich genommen hat. Jup, nickt Zippo, warum, weiß er auch nicht, ist ihm aber (undankbar wie der Kerl ist) auch relativ wurscht.

Bennys gedungener Scherge ist indes als Motorrad-Cop getarnt bestrebt, den von ihm gestoppten Coy im Zuge einer vermeintlichen Routinekontrolle um die Ecke zu bringen. Coy ist allerdings nicht dumm und außerdem Kung-fu-Caine! Mit ein paar halbseidenen Martial-Arts-Tritten, die ihn vor Uma Thurman ob der, naja, verbesserungsfähigen Ausführung sicher in Erklärungsnotstand bringen würden, streckt er den falschen Fuffzger nieder. Allerdings zieht auch er voreilige und falsche Schlüsse und ordnet den k.o. geschlagenen Möchtegernkiller zwanglos dem Dunstkreis Redmans zu.

Fetter Terry und blondes Blödchen amüsieren sich in der Badewanne ihres Motelzimmers (things I really didn´t need to see). Bennys Killer rapportiert frustriert und säuerlich den Fehlschlag – war ja auch wirklich fies von Benny, dass er ihm nicht vor der Gegenwehr des Opfers gewarnt habe. Bei Benny setzt ein Denkprozess ein und tatsächlich kommt er auf den Trichter, dass sein Auftragsschläger sich mit Coy, seinem leiblichen Bruder und potentiellen Füller des Bankkontos, angelegt hat und bezeichnet den Schergen unfairerweise (der kann schließlich gar nix für die Verwechslung) als Rindvieh.

Falls irgendjemanden tatsächlich der Zwischenstand interessiert – so sieht´s momentan aus, der erste Trans-Am (mit Zippo am Steuer) liegt, ungeachtet der Tatsache, dass es sich hierbei nicht um einen offiziellen Rennteilnehmer handelt, weit vor Redman und Coy in Führung. Sandy und Beutell folgen, Jim und Maryann hinken technikbedingt weit hinterher und von Terry redet eh kein Schwein (hm, sollte es nicht zumindest dem Fernsehteam im Zweifelsfall auffallen, dass Terrys Wagen auf der ganzen Strecke nicht gesichtet wird?). Ein Podestplatz für Coy ist Benny begreiflicherweise nicht genug: „Ich muss was unternehmen!“ (Das geht doch eh wieder schief!).

Höchst suspekt ist die ganze Veranstaltung zwischenzeitlich auch Perman, der den Agressionstrieb seines Chauffeurs in Verbindung mit der alkoholischen Kampfbetankung beim Boxenstopp am Convenience Store kritisch sieht. Sharma behauptet wider besseres Wissen, Redman im Griff zu haben. Wir werden sehen, denn denn gleichen Laden sucht auch Coy Buckman auf. Redman hält dem Rivalen einen Vortrag über die grundsätzlichen Vorteile von Bier gegenber Spinat, Hamburgern und „Weibern“, was unbürokratisch in eine Schlägerei ausartet. Wird Regen geben, Regale (und Inhalt) fliegen tief. Redman entscheidet den Kampf durch illegalen Einsatz von Sprüh-Senf o.ä. für sich, ist durch diesen Kampfausgang allerbester kicherendre Psychopathen-Laune und kickt, wo er gerade dabei ist, im Vorbeigehen noch die Scheinwerfer von Coys Karre kaputt. Ein böser Mensch. Coy rappelt sich zwischenzeitlich auf und blättert dem Shopkeeper, der sicherheitshalber schon mal seine Schrotflinte gezückt hat, ein paar grüne Scheine zum Ausgleich des Sachschadens auf die Theke (ich glaub nicht, dass das reicht).

Sandy und ihre Mädels haben andere Sorgen, nämlich uniformierte. Zwei Highway-Patrol-Bullen gabeln den in ungebührlichem Tempo die Straße runterspeedenden Van auf. „Jetzt wird´s kritisch“, ist sich Sandy des Ernsts der Lage bewußt. Zum Glück entpuppen sich die Polizeibeamten als attraktive Hengste, die darüber hinaus sexuell unterversorgt zu sein scheinen. Jedenfalls nehmen die Cops das Angebot, den Strafzettel anstelle offiziell in der nächsten Stadt an Ort und Stelle bzw. unterwegs in Naturalien zu bezahlen an und steigen in die Liebes-Liegewiese im Van ein.

Langsam wird´s dunkel und Blitzmerker Coy fällt tatsächlich auf, dass seine funzelige eingebaute Straßenbeleuchtung dank der zielsicheren Tritte Redmans nicht mehr funktioniert. Egal, muss man halt im Blindflug weiterdüsen, macht ja auch nix. Kritischer wirkt sich schon eine gewisse Müdigkeit auf unseren Helden aus und weil er wieder vergessen hat, die gute alte Thermoskanne Kaffee (oder wenigstens ´ne Cose Dola) einzupacken, fallen ihm schon bald die Äuglein zu. Unpraktischerweise direkt vor einer scharfen Kurve, die Coy deswegen auch spektakulär verfehlt und einen hübschen Überschlag zelebriert. Im Gegensatz zu sämtlichen anderen Automobilen, die im weiteren Filmverlauf noch geplättet werden, explodiert Coys TransAm allerdings nicht beim ersten Bodenkontakt mit anderen Fahrzeugbestandteilen als den Reifen (also hat er vermutlich auch nur für´n Fünfer getankt) und entlässt seinen Fahrer unverletzt, dafür aber schwer demoralisiert aus der Wreckage. Coy, du bist ein Idiot.

Auch zu Lester hat sich herumgesprochen, dass Coy nicht wirklich gut im Rennen liegt und ausbaden muss das im Zweifelsfalle Benny. Der wird von Lesters Schergen ordnungsgemäß verprügelt, dieweil Lester am Piano die angemessene selbstkomponierte Weise „I´m sorry that it ends this way, I´m sorry that I must hurt you so..“ sint. Ein Mafiaboss mit Sinn für Ironie. Benny beklagt sich, dass dieser Umgang nicht fair ist, aber das Leben ist halt eins der härtesten und im übrigen könnte Lester sich durchaus zu drastischeren Maßnahmen genötigt sehen, sofern Benny seinen Bruder nicht schleunigst auf die Überhol- und Erfolgsspur bringt.

Das wird schwierig genug, denn Fahrer nebst Schrotthaufen von TransAm finden sich auf einem Provinzschrottplatz wieder. Selbiger wird von zwei Nerd-Kids (u.a. Joe Dante) betrieben. Die zwei Knaben sind aber nicht nur provinzielle Volldrömel, sondern auch Hardcore-Coy-Buckman-Fans und haben eine Idee. Wie wäre es, wenn „Cannonball“ sich ersatzweise in ihre aufgemotzte grüne Schüssel setzen und damit das Rennen gewinnen würde? Coy ist zwar auf den ersten Blick wenig begeistert von dem grünlackierten US-Äquivalent eines Opel Manta, revidiert diese Einschätzung nach einem Blick unter die Motorhaube. Immerhin 600 Pferde sollen sich dort angeblich abstrampeln. Das macht die Kiste, wie Geekboy sich ausdrückt, „zwar nicht so schnell wie ihre Karre“, aber sie hat einen entscheidenden Vorteil – sie ist fahrtauglich. Und die Nerds würden den Ofen sogar unentgeltlich zur Verfügung stellen, sofern Coy damit gewinnt und bei der Siegerehrung ein paar werbende Worte für ihre Freak-Garage in die Mikrofone nuschelt.

Während sich die beiden Streifenbullen und Sandys Freundinnen im Heck des Van amüsieren, wittert Beutell eine Chance auf subtile Rache. Er wundert sich nämlich, warum der Mäderl-Van eine unbemannte Polizeischleuder im Heck hat, zieht die richtigen Schlüsse und hat einen fiesen Einfall. Er wirft ein paar Benzinkanister (die man als verantwortungsvoller Autofahrer natürlich wie Beutell auf dem Rücksitz stehen hat) durch das – zum Glück geöffnete – Seitenfenster der Bullenkarre und stiftet sogar noch sein Feuerzeug. BUUUMM! Während Beutell dreckig lachend das Weite sucht, hüpfen die entsetzten Bullen in Unterhosen aus dem Van und sind panisch. Sandy und ihre Spießgesellinen lassen die temporären Luftmatratzengefährten mit runtergelassenen Hosen dumm stehen und treten aufs Gaspedal.

Fat Terry beschäftigt sich immer noch mit seiner blonden Schlampe – warum auch nicht, er hat ja Zeit. Perman ist schon wieder bei einer anderen Radiostation auf Sendung und gröhlt zum 378.mal seinen Country-Schlager ins Mikro. Verständlich, dass Redman ob der akustischen Gehirnwäsche nun endgültig die Beherrschung verliert und Permans Gitarre in voller Fahrt aus dem Fenster befördert. Tja, Perman muss wohl acapella weitermachen.

In einem Plotpunkt, der mal wieder für´s Nirvana ist, alldieweil der Film nie mehr darauf zurückkommt, entscheidet sich der Programmdirektor des rennbegleitenden Fernsehsenders mangels alternativem sendefähigen Materials, entgegen der Zusage die Rennberichterstattung sofort ins Programm zu nehmen.

Unser Corvette-Pärchen und Redman legen an der gleichen Tankstelle einen Pitstop hin. Sharma ist ziemlich genervt, weil Perman in 15 Minuten einen weiteren Live-Gig hat, ohne Gitarre aber aufgeschmissen ist. Doch was sieht des Countrybarden entzündetes Auge da? Maryann klampft auf einer 19,99-Dollar-Gitarre vor sich hin. Eine Mixtur aus Star-Auftreten („Ich bin Perman Waters!“ „Der aus dem Radio? SCHMACHT!“) und Schleimen bringt Perman schnell in den leihweisen Besitz des Sechssaiters, da wird sich Redman sicher freuen. Genau wie über die Funkdurchsage, dass der rote TransAm (von dem Redman ausgehen muss, dass er von Coy gesteuert wird) weit in Führung liegt. Der fiese Schurke von Welt hat aber in jedem Winkel der Welt ein paar Komplizen – Redman verfügt über eine Bikerbande, die er CB-technisch auf den vermeintlichen Coy ansetzt. Möglicherweise hätte Redman aber kein öffentliches Band benutzen sollen, denn Zippo und Linda hören dieses finstere Komplett ohne weiteres am eigenen CB-Gerät mit, interpretieren es natürlich auch als beabsichtigte Attacke auf Coy und versuchen, ihren Kumpel über Funk zu warnen, was natürlich nicht geht, weil der ja nicht mehr in seiner selbstpersönlichen Schleuder sitzt.

Spätestens aber, als Zippo und Linda von einem runden halben Dutzend prügelwiliger Rocker aufgehalten werden, geht ihnen der Knopf auf, dass sie selbst auf der Abschußliste stehen. Zippo beabsichtigt, heldenmäßig Dresche auszuteilen, erweist sich aber als Parkscheinlöser und Unterwäschewechsler und spielt Punching Ball. Linda dagegen hat bei Coy wohl ein paar Kung-fu-Stunden genommen und tritt in jede Menge Rockerärsche. Auch Coy selbst wirft sich ins Getümmel (nachdem er noch kurz Zeit gefunden hat, seine Intimfreundschaft mit Redman durch einen weiteren Rammstoß ins Heck, rein automobiltechnisch gesehen, zu untermauern) und haut dem letzten noch auf seinen Beinen befindlichen Biker auf die Kauleiste. Der kraucht weg, macht sich aber dabei noch an Coys neuer Karosse zu schaffen.

Linda ergreift die Gelegenheit beim Schopfe und fragt Coy, warum er damals für Zippo die Schuld übernommen habe. Philanthrop Coy führt aus, dass Zippo seiner Meinung nach im Knast draufgegangen wäre (meines Erachtens nicht die ungerechteste Strafe für jemanden, der besoffen Leute totfährt). Linda hat Angst, dass Zippo, der sich mittlerweile für den legitimen „Cannonball“ hält, endgültig durchdreht und möchte lieber mit Coy weiterfahren, aber der wehrt ab. Letztlich bleibt alles beim alten Prozedere, Zippo bemerkt sogar, dass der Biker ein Loch in Coys Tank gepuhlt hat, das Coy fachmännisch mit einem Taschentuch o.ä. stopft.

Jim und Maryann überlegen dieweil, wie sie die Siegprämie verprassen könnten. Jim entwickelt dabei ungeahnte Ambitionen und räsonniert, ob er die halbe Million nicht als Startkapital für eine politische Kampagne, die ihn bis auf den Präsidententhron führen soll, investieren soll. Maryann empfiehlt ihm, wenn er sich schon um ein öffentliches Amt bewerben will, es doch erst mal als Hundefänger zu probieren. Die Debatte muss abgebrochen werden, weil vor der Corvette Beutells Lincoln in Schlangenlinien über die Fahrbahn, äh, schlingert. Beutell hat keine fünf Promille Restblut im Alkohol, er pennt nur am Steuer. Einmal angehupt, manöveriert Beutell vor Schreck seinen Straßenkreuzer gleich in den Straßengraben. Für Schadenfreude bleibt aber keine lange Zeit, denn der Corvette-Keilriemen meldet sich zu Wort.

Jim steuert darum den (beinahe völlig verlassenen) Parkplatz eines mitten in die Wüste gebauten Supermarkts an. Okay, zunächst hatte ich die euphorische Idee, die Teenies wollten sich dort einen Keilriemen kaufen, aber nöö, sie denken vielmehr an Klau aus einem der parkenden Wagen (und warum für zehn Sekunden plötzlich andere Synchronsprecher mit Österreichischem Akzent auftreten, versteh ich nicht). Jim macht sich also mit einem Brecheisen an der Motorhaube einer Mühle zu schaffen, kommt aber in Erklärungsnotstand, als plötzlich ein Bulle auftaucht, dem dieses Verhalten chronisch verdächtig vorkommt. Maryann verdient sich unerwartete Intellenzpunkte, indem sie dem Gesetzeshüter spontan den Bären aufbindet, sie sei Corvette-Fahrerin mit leerer Batterie und Jim wolle ihr Starthilfe verpassen. Gut, auch unser Polyp fragt sich, warum Jim dann versucht, die Motorhaube auf die brutale Tour aufzuhebeln, aber clever, wie Jim ist, behauptet er, die Haube sei verklemmt. Unter diesen Umständen spielt der vertrauensselige Uniformträger helfende Elfe und wuchtet das Blech auf. Die Polizei, dein Freund und Helfer. Die Keilriementransplanation muss aber dennoch recht hektisch durchgezogen, denn nach noch- bis dreimaligem Nachdenken kommt dem Bullen die ganze Chose nun doch eher suspekt vor, er legt den Rückwärtsgang ein und gedenkt, Jim vorläufig festzunehmen. Die örtliche Polizei bestellt ihre Angestellten aber offensichtlich bei Trottels-R-Us, denn Jim gelingt es nicht nur, sich dem gierigen Zugriff des Cops zu entziehen, sondern dem sogar noch den Streifenwagen zu klauen, ein paar hundert Meter weiter abzustellen und die Zündschlüssel ins Gewölle zu werfen. Während Jim dreckig lachend zu Maryann in die Corvette hüpft, kann der Bulle nur mit den Zähnen knirschen und auf die Suche nach einem Metalldetektor gehen.

Perman nutzt dieweil gnadenlos aus, dass er wieder über eine akustische Foltermethode, eh, will sagen, Gitarre verfügt und widmet seinen Song bei der nächsten Live-Schalte gleich der edlen Instrumentenspenderin. Redman hat nun endgültig genug gehört (selbst das schönste Lied kann man halt nur n-mal hören), tritt in die Eisen und wirft seine Passagier unsanft raus.

Coy verfällt dieweil auf die Idee, eine Abkürzung zu nehmen – eine im Bau befindliche Interstate direkt in den Big Apple. Redman lässt sich nicht lumpen, verfolgt Coy und liefert sich mit ihm kreuz und quer durch die Riesenverkehrsbaustelle ein zünftiges Demolition Derby, in das sich auch ein abenteuerlustiger (und seine Fahrkünste überschätzender) Sheriff einmischt, der von Redman kurzerhand aufs Dach gelegt wird. Coy nutzt die wertvollen Sekunden, die Redman mit der Bullenschleuder beschäftigt ist, um sich auf die riesige Brücke zu schwingen, die nach New York führt. Die hat nur einen empfindlichen Nachteil, von dem uns z.B. auch Sandra Bullock und Keanu Reeves ein fröhlich Lied pfeifen können. Sie ist nicht fertig, d.h. es besteht auf ca. 20 Meter Länge ein störender Mangel an Trasse. Coy knurrt und dreht um, um doch die lange Route in Angriff zu nehmen, aber nicht mit Redman, der ihm nämlich den Rückweg abgeschnitten hat und mit der Bleispritze aus dem Fenster ballert (äh? Woher? Seine Knarre ist ihm doch dank Permans Schussligkeit abhanden gekommen?). Coy bleibt keine andere Wahl – er muss den lebensgefährlichen Stunt wagen und hüpft mit Mörderspeed und langem Anlauf über die Lücke in der Brücke. Redman möchte es ihm gerne nachtun, doch unglücklicherweise haben sich unter dem Gaspedal Reste von Permans Gitarre verhakt (glaube ich zumindest, eindeutig identifizieren konnte ich den Krempel nicht). Redmans Wagen fehlt es so an der notwendigen Beschleunigung und weil der Bösmann sich offenbar die Blamage ersparen will, durch die Brückenlücke zu stürzen, stürzt er sich lieber gleich mit einem gekonnten Rechtsschwung von der Rampe – BUMM, Schurke flambiert (warum er nicht bremst oder einfach nur umdreht, ist ein Geheimnis, dass er mit in sein feuriges Grab nimmt).

Benny macht jetzt Nägel mit Köpfen – mittlerweile hat er sich ausgerechnet, dass der in Führung liegende rote TransAm nicht der Wagen seines Bruderherzens ist, also muss der aus dem Weg räumen. Das soll sein Scharfschütze Sharpe übernehmen, der sich kurz vor der New Yorker Stadtgrenze auf die Lauer legt – eine Autopanne ist schnell getürkt, die Karre aufgebockt und der Sniper mit der Knarre unter dem Auto wartend deponiert. Da kommen die Ballonknaller, äh, Cannonballer (ich klau auch mal Witze bei Cannonball Run III), auch schon angeschossen, d.h. die zwei, die überhaupt noch erfolgversprechend im Rennen sind, nämlich Zippo mit Linda auf dem Beifahrersitz und – völlig irrationalerweise – Beutell im Lincoln. Sharpe legt an, feuert und trifft Zippo genau zwischen die Augen. Der TransAm gerät außer Kontrolle, überschlägt sich und explodiert – Linda hat das Glück der Untüchtigen, vor dem Feuerball aus dem Auto geschleudert zu werden. Aber auch Sharpe ereilt sein gerechtes Schicksal. Beutell verliert vor Schreck mal kurz die Herrschaft über das Lenkrad und rammt die aufgebockte Sniper-Schleuder. Der Wagenheber klatscht weg und der heimtückische Killer wird von mindesens zwei Tonnen solidem amerikanischen Stahl zerquetscht (und jetzt wird´s sogar noch richtig blutig!).

Die nächsten, die die Unfallstelle passieren, sind Jim und Maryann, bei denen wider Erwarten Gutmenschendenken einsetzt und die schwer verletzte, aber noch nicht abgenippelte Linda sicher unter Berücksichtigung sämtlicher medizinisch-technischer Vorsichtsmaßnahmen auf den Rücksitz ihrer ´vette packen und gen nächstem Hospital düsen. Dass sie dadurch einen weiteren Unfall auslösen (ein LKW, der sich eher unmotiviert in die Unfallstelle schraubt), ist ihnen dann aber wurscht, man kann sich ja nicht um alles kümmern. Auf dem Highway ist nun wirklich die Hölle los, die Apokalypse auf Rädern bricht aus, weil sämtliche amirekanische Autofahrer offensichtlich unterbelichtete Crashtestdummies sind – innerhalb weniger Sekunden türmt sich ein gigantischer (und heftigst explodierender) Autofriedhof von epischen Ausmaßen auf, durch den Sandy ihren Van behutsam und vorsichtig hindurchmanöviert, während links und rechts von ihr die Autos einschlagen, als seiens Bombensplitter in Bagdad (nichts gegen gratitous car crashing, aber einen sinnvollen Anlass, in die Unfallstelle reinzubrettern, als gäbe es kein Morgen, hat nach meinem Dafürhalten keiner der Crashpiloten. Die treten alle eher noch mal extra aufs Gas: „Attacke!!!“). Theoretisch müsste dieses Automassaker mindestens 43 Tote fordern…

Dieweil wartet Brad Phillips am Ziel auf das Eintreffen des Siegerteams. Und wer kommt da ganz gemütlich um die Ecke? Terry nebst blonden Dummbrot im Pick-up (hm, sollte man nicht mal wenigstens den Tacho prüfen?). Der Dickwanst fühlt sich schon als Sieger und möchte mit Schampus feiern. „Ui, den hab ich im Flugzeug gelassen“, piepst Dummblondchen unschuldig. Brad zieht eine finstere Miene auf und disqualifiziert Terry (obwohl Dummbrots Äußerung streng genommen nicht beweist, dass Terry geschummelt hat. Er kann sie ja vom Flughafen abgeholt haben o.ä.).

Nun lägen theoretisch Sandy und ihre Girls gut im Rennen, doch die haben ein gravierendes Problem – sie kennen sich in New York nicht aus und landen in einem hervorragenden Big-Apple-Nachmittags-Rush-Hour-Stau (dafür singt aber wenigstens Perman im Radio. Ist doch auch was). Während Benny und Lester am Ziel eintreffen, entschließt sich Sandy, in eine Seitenstraße einzubiegen und fährt dort einem arglosen New Yorker ins Heck seiner Kalesche, womit das Rennen für das Mädelteam beendet wäre. Shit happens und Vorfahrtsregeln wollen gelernt sein. Maryann überredet inzwischen Jim, der angesichts des hoffnungslosen Rückstandes aufgrund der Rettungsaktion für Linda das Rennen aufgeben möchte, die letzten paar Kilometer als aufrechter Sportsmann auch noch durchzuziehen, auch wenn der auch schon ziemlich schläfrige Jim sich für die Schlußetappe ein paar Aufputschmittel verschreiben lassen muss.

Wer kann sich jetzt als Sieger fühlen? Coy Buckman, der zu seiner eigenen Verblüffung als Sieger abgewunken wird. Man fragt sich, wie er an dem gigantischen Verkehrsunfall vorbeigekommen ist. Coy weiß von nix und besteht auf Erklärungen, die Benny abzuwimmeln versucht – schließlich muss Coy noch die Karte stempeln, bevor der Sieg und damit Bennys Wettgewinn in trockenen Tüchern ist. Die Verharmlosungen des Bruders („nix passiert“) werden durch Coys Teamchef konterkariert, der mit der Wahrheit rausrückt – Zippo hat´s erwischt (und wenn Coy erst noch rauskriegt, dass der nicht verunfallt, sondern erschossen wurde, dürfte er RICHTIG sauer werden) und Linda schwer verletzt im Krankenhaus. Benny fleht und bettelt, dass Coy sich trotzdem noch die drei Sekunden Zeit nimmt, die Karte zu stempeln, aber Coy macht jetzt einen auf Spartacus und zerfetzt das kostbare Papier vor Bennys schreckgeweitetem Auge (der kann sich nämlich jetzt ausrechnen, was Lester mit ihm anstellt und das wird vermutlich nicht ohne einigen weiteren „I´m sorry I have to kill you now“-Songs abgehen). Der Teamchef erklärt sich bereit, Coy zum Krankenhaus zu fahren (eigentlich könnte Coy auch sein eigenes Auto nehmen, oder?).

Was bedeutet, dass das Rennen IMMER noch ohne Sieger da steht und die 500.000 Dollar weiterhin auf einen dankbaren Abnehmer warten. Justament jetzt überqueren Jim und Maryann die Ziellinie und hoffen eigentlich nur auf einen ehrenvollen dritten oder vierten Platz, doch man macht ihnen schnell begreiflich, dass sie als Sieger gewertet werden. Unverhofft kommt manchmal oft.

Coy steht in Lindas Krankenzimmer und betrachtet den wundervollen Ganzkörpergips. Irgendwo da drin steckt seine Freundin und ist trotz des körperlichen Totalschadens recht guter Dinge. Es reicht zumindest für einen Kuss… und vor einem piekfeinen Hotel wartet ein älteres Ehepaar auf seinen pfleglich überführten Lincoln. Beutell, der sich gar nicht mehr die Mühe gemacht hat, den rollenden Schrotthaufen noch über die Ziellinie zu kutschieren, stellt die traurigen Überreste vor den alten Leuten ab, denen die Kinnlade auf Rinnsteinniveau sinkt, drückt ihnen die Schlüssel in die Hand, gibt den freundlichen Rat, mal nach dem Öl zu sehen und joggt gut gelaunt von hinnen…

Soweit also Cannonball, und, um gleich mal das wichtigste loszuwerden, in Punkto Unterhaltungswert kann dieses Bartel-Werk weder mit Death Race 2000 noch mit Gumball oder den Cannonball Run-Filmen mithalten.

Wie so oft liegt das hauptsächlich im Script begründet, dass sich auf den Teufel nicht entscheiden kann, ob es die Plotte nun ernsthaft als Rennfahrer-Drama-Actionfilm oder doch lieber als Komödie verarbeiten will. Es gibt nunmal rein situationsbedingt nicht wirklich viele Möglichkeiten, wie man drehbuchmäßig das doch recht enge Korsett „Autorennen von Punkt A nach Punkt B“ umsetzen kann, aber man sollte sich vermutlich doch besser auf eine Richtung festlegen, und, naja, ein wirklich großer Zufall ist es glaub ich nicht, dass die meisten Filme des kleinen Subgenres sich für die komödiantische Schiene entschieden haben. Es ist schwer, großes Drama in eine solche Geschichte zu injizieren, einfach weil die Geschichte schon einmal zeitlich durch die Renndauer limitiert ist (Rennfahrerfilme, die eine ganze Rennsaison oder länger thematisieren, haben´s da einfacher, weil man mit den Phasen zwischen den Rennen scriptmäßig einiges anstellen kann – wenn aber meine Geschichte de facto nur aus dem einen Rennen besteht, hab ich diese Möglichkeit als Autor nicht).

Eine im besten Sinne des Wortes „one-joke“-Geschichte wie ein Autorennen ernsthaft umzusetzen, würde zwar prinzipiell noch funktionieren, wenn man die Story als kompromißlosen Actionfilm inszeniert – dafür braucht man dann aber ein gewisses Budget, weil man sich dann wiederum keinen Leerlauf leisten kann (zehn Minuten lang den Fahrer hochkonzentriert am Lenkrad einzublenden, mag vielleicht realistisch sein, ist aber nicht wirklich besonders kinematisch), dann muss die Action halt nonstop kommen. Wie gesagt, Cannonball entscheidet sich eher unglücklich für den Mittelweg, die Grundstory ernsthaft zu erzählen, aber immer wieder, um den ansonsten wie eben geschildert auftretenden Leerlauf zu füllen, pure Comedy-Elemente und etliche comic-relief-Charaktere einzubauen. Ohne die Comedy wäre der Film in der Tat eher aufgeschmissen (rein laufzeitmäßig ist er gegen den ungefähr 15 Minuten kürzeren Death Race 2000 eh ein wahres Epos), weil für wirklich viele große Actioneinlagen und spektakuläre Stunts das Budget fehlte (was an Autozerschrottungen finanziell machbar war, hebt man sich für den allerdings wirklich beeindruckenden Blechberg im Showdown auf). Bis auf die im 20-Minuten-Takt eingestreuten Explosionen beschränkt sich die Action bis dahin auf mehr oder weniger mitreißende Verfolgungs- und Rammszenen (nicht mit „RammELszenen“ zu verwechseln), wobei Paul Bartel erfreulicherweise auf das bei Death Race eingesetzte (und mich immer wieder störende) Stilmittel des Hochspeedens verzichtet hat. Die „Rennszenen“ wirken daher recht authentisch.

Ebenfalls ein Problem – die Charaktere. In Death Race 2000 war´s nicht so schlimm, de Film war ein reiner Comic und kam daher mit seinen gnadenlos überzeichneten Karikaturen bestens zurecht. Cannonball sieht sich in der Realität begründet und müsste daher seinen Figuren schon ein bisschen Background auf den Weg geben. Coy ist als Held einfach zu beliebig – er hat keine Identität, wir wissen nicht, warum er sich seiner ehemaligen Popularität erfreut, wir wissen nicht, wie es zu seiner Rivalität mit Redman kam, und warum er sich zu Zippo so hingezogen fühlt, dass er für ihn in den Knast geht, wird auch nicht deutlich. Da haben Bartel und Don Simpson (naja, bei dem wundert mich das nicht wirklich) sich einfach einen leading man character aus dem Baukasten zusammengesetzt. Gleiches gilt für Linda (mehr, als dass sie seine Bewährungshelferin ist, erfährt man über sie eigentlich nicht, und dass alle Bewährunshelferinnen automatisch mit ihren Schützlingen in die Kiste hüpfen, ist mir neu) und Redman. Die sonstigen Charaktere sind im großen und ganzen eh nur Beiwerk, um das Fahrerfeld aufzufüllen und für comedy zu sorgen (das betrifft vor allem Perman nebst Manager-Mama, Beutell und das Corvette-Pärchen; und, ach ja, ich halte es für recht unglücklich, in einem Film Charaktere namens BuckMAN, RedMAN und PerMAN auftreten zu lassen). Zippos Klatsche, sich als Coys Doppelgänger auszugeben und in diese Rolle auch noch hineinzusteigern, ist ebenfalls ein Mysterium.

Wie nicht anders zu erwarten, ist auch Logik nicht des Films Sache gerade nicht – weder die interne (trotz der teilweisen horrenden Abstände zwischen den Teilnehmern im Rennverlauf eiern alle innerhalb von fünf Minuten am Ziel ein… okay, wäre natürlich dramaturgisch ziemlich, eh, mau, wenn die in mehrstündigem Abstand voneinander eintrudeln würden), als auch die grundsätzliche Logik wissen zu überzeugen. Warum z.B. Redman sich den Klotz nerviger Passagiere ans Bein binden sollte, wo er doch für ein professionelles Team antritt (und vermutlich also bezahlt wird und daher die zusätzliche Geldquelle nicht wirklich braucht), ist eines der eher unerklärlichen Phänomäne, aber ich will da jetzt nicht übermäßig ins Detail gehen, das kann sich ja jeder anhand der Inhaltsangabe zusammenreimen.

Insgesamt erfüllt das Script mühselig den angedachten Zweck – nicht weniger, aber auch nicht mehr (und dass Plotpunkte wie die TV-Übertragung und eigentlich der ganze Mafia-Wettsubplot vergessen bzw. nicht aufgelöst werden, muss man halt unter Heulen und Zähneklappern akzeptieren). Jedenfalls ist Cannonball ein hübsches Exempel dafür, warum dieses Format Film am besten funktioniert, wenn man wirklich konsequent auf der komödiantischen Schiene bleibt und das dann mit spektakulärem Stuntwork paart, wie es eben die Cannonball Run-Filme getan haben (kurioserweise zeichnet für diese ja co-produzierenderweise Run Run Shaws legitimer Nachfolger als fernöstlicher Filmmogul, Raymond Chow von Golden Harvest, mitverantwortlich).

Vom technisch-handwerklichen Blickpunkt aus gesehen ist Cannonball eine deutliche Ecke professioneller als Death Race 2000. Die Renn- bzw. Fahraufnahmen sind gut gelungen, wirken deutlich authentischer als die wie erwähnt des öfteren lächerlich hochgespeedeten Aufnahmen aus dem satirischen SF-Comic, die Stunts sind mit Ausnahme des (bereits erwähnt vom logischen Standpunkt her eher unsinnigen) beeindruckenden Giganto-Crashes gen Showdown routiniert, aber nicht atemberaubend (auch nicht der Sprung über die unfertige Brücke, da die Lücke nicht wirklich Grand-Canyon-Ausmaße hat). Die Pyrotechniker leisten ganze Arbeit, die Stuntfahrer verstehen ihr Werk. In der Natur des Films als Autorennfilm ist es begründet, dass das Tempo des Streifens recht hoch ist – es ist kein Nonstop-Thrillride, wie schon allein die immer wieder eingestreuten Comedy-Passagen belegen, aber es wird nie langweilig und seine größte Destruktionsorgie hebt sich der Film auch für´s (kurz-vor) Finale auf. In Punkto Kameraführung und Schnitt macht Bartel keine Experimente. Zu der Uneinheitlichkeit des Films zwischen Ernst und Spaß passt auch, dass der Streifen verhältnismäßig „mean-spirited“ ist – im Gegensatz zu seinen voll auf lustig getrimmten Nachfolgern wird in Cannonball, bei aller Comedy, auch gestorben und je später der Film, desto drastischer – keine Splatterorgie und noch nicht mal mit den gelegentlichen kruden FX von Death Race, aber der Stimmung des Films unangemessen fies.

Eher trommelfellmarternd ist die Musik – nicht nur Permans multipel angestimmter Song „My Racing Heart“ (Countrygeschrammel vom Fürchterlichsten) quält das Ohr, auch der Score von David A. Axelrod ist eher nervenzerfetzend (und wieso ist Country eigentlich die einzige gangbare musikalische Wahl für solche Filme? Okay, die laufen vermutlich in den Südstaaten, im alten moonshiner-Country, bestens, aber der Rest der Welt hat das nich verdient). Dagegen sind Paul Bartels lässige Jazz-Piano-Songs schon pures Gold.
alternative deutsche MCP-DVD-Veröffentlichung (cut)

Zu den Akteuren: David Carradine sitzt entweder hinter dem Lenkrad oder kloppt sich mit bösen Jungs (dann zeigt er sogar ein paar eindruckslose Kung-fu-Tritte) und präsentiert uns ansonsten (auch eher unerklärlicherweise) über beinahe die Hälfte der Filmlaufzeit da leger bis zum Gürtel aufgeknöpften Hemd seinen (nicht wirklich) gestählten Oberkörper. Nicht gerade sein aller-glanzvollster Auftritt, aber er hat halt einfach wenig zu tun. Bill McKinney gibt als Redman einen hübsch durchgeknallten Schurken ab, dessen hysterisches Gegacker und Herumgehüpfe schon einen Overacting-Verdienstmedaille wert ist. Seine Filmkarriere geht auf den David-Friedman-produzierten Drive-in-Heuler She-Freak zurück, im Klassiker Deliverance gab er einen der Backwoods, im letzten John-Wayne-Film The Shootist war er dabei; bis heute pendelt er zwischen größeren Rollen in B-Movies wie It Came From Outer Space II oder Final Justice und kleineren Aufttritten in Großproduktionen wie Rambo oder The Green Mile. Veronica Hamel, die mit ihrer Rolle der Linda auch nicht wirklich gewinnbringendes anstellen kann (aber immerhin eine nette Action-Szene hat), agiert bis auf gelegentliche Ausnahmen wie Beyond the Poseidon Inferno (Irwin Allens, hüstel, Meisterstück) und Filofax hauptsächlich im TV, wo sie u.a. in der vielfältig ausgezeichneten Polizeiserie Hill Street Blues amtierte. B-Movie-Größe Gerrit Graham (Naked Space, TerrorVision, Chopping Mall, Philadelphia Experiment II bringt den debil-tumben Country-Crooner nett auf den Punkt, singen kann er aber wirklich nicht. Dafür hat er den Song allerdings selber geschrieben. David Carradine brachte gleich noch seinen kleinen Bruder Robert ein, der hierzulande sicher relativ unbekannt ist (abgesehen vielleicht von dem kurios besetzten Spätwestern The Long Riders, indem vier Brüder-Clans [die Carradines, Keachs, Quaids und Guest] vier Brüder-Clans spielten, hat Robert auch hauptsächlich qualitativ höchst unterschiedliche B-Movies wie Stray Bullett, Revenge of the Nerds, Buy & Cell, Jackson County Jail auf dem Kerbholz) und beim Thema „unbekanntere Brüder“ wäre natürlich gleich auch James Keach, der Bruder von Stacy Keach, zu nennen, der den deutschen Möchtegern-Nazi-Dominator Wolfe spielt (für ihn gilt selbiges wie für Robert Carradine – die großen Rollen seines Bruders hat er nie auch nur annähernd erreicht). Beide kleine Brüder machen ihren Job aber recht gut. Ohne Mary Woronov (demnächst auch in Rob Zombies Devil´s Rejects) geht bei Paul Bartel natürlich nichts.

Wie im Fließtext schon angemerkt, konnte Bartel auf die prominente Unterstützung zahlreicher (mehr-oder-weniger) Celebrities und Regie-Kollegen zurückgreifen. Mit von der Partie in Auftritten, die von Mini-Cameos bis zu kleinen Nebenrollen reichen, sind Sly Stallone, Roger Corman, Martin Scorcese, Allan Arkush, Joe Dante, Don Simpson, David Gottlieb, Samuel Gelfman und natürlich Paul Bartel selbst, der sich die Rolle des Mafiabosses Lester auf den Leib schrieb.

Immer wieder gern gesehen wird (zumindest von mir) der alte Roger-Corman-Haudegen Dick Miller, der schon im originalen Little Shop of Horrors als Nelkenfresser mit von der Partie war und mittlerweile 120 Filme in seiner Vita stehen hat (als Stock-Company-Darsteller ist Miller mittlerweile an Joe Dante vererbt worden). Miller ist als fieser großer Bruder mit dem Wettproblem schon fast wieder zu sympathisch.

Wenn ich mir die marketing-DVD von Cannonball ansehe, ärgere ich mich doch, dass ich von Death Race 2000 nicht auch die Scheibe aus dem gleichen Haus, sondern die güllige Best-DVD gekauft habe – die marketing wäre heutzutage auch nicht mehr teurer. Und die blauen Amarays der Krekel-Company gewährleisten schon einen hohen Qualitätsstandard. Zum einen legt marketing den Film erstmals in Deutschland ungeschnitten vor – es handelt sich zwar „nur“ um Handlungsschnitte (aus dem Mafia-Subplot um Lester und mithin den kompletten Stallone-Auftritt), aber immerhin. Diese insgesamt vielleicht ein-zwei Minuten hat man nicht nachsynchronisiert, sondern im englischen O-Ton belassen und untertitelt (etwas schleierhaft ist mir allerdings, warum die Synchro für Jim und Maryann für kurze Zeit ins Österreichische Idiom verfällt. Ist das auch eine vormals geschnittene Szene gewesen, für die eine alternative deutsche Synchro vorlag?). Der Bildtransfer selbst ist hervorragend – ein kristallklarer, farbenprächtiger (im Hinblick auf Rottöne wieder einmal fast ZU prächtig) und absolut verschmutzungsfreier 1.85:1-Widescreen-Transfer, natürlich anamorph. Detail- und Kantenschärfe sind angesichts des mittlerweile fast 30 Jahre alten Quellmaterials ausgezeichnet (mit leichten Schwankungen), der Kontrast wird nicht auf eine besonders harte Probe gestellt, die Kompression arbeitet im allgemeinen recht zuverlässig, hat aber mit der ein oder anderen Explosion ihre Probleme.

In Sachen Ton bietet marketing den üblichen überflüssigen 5.1er Split für die deutsche Tonspur sowie 2.0-Dolby-Ton in Deutsch und Englisch. Der englische Audiotrack ist relativ leise und gelegentlich schwer verständlich, der deutsche 2.0-Track dürfte sich als die beste Wahl erweisen. Sehr gute Sprachqualität, rauschfrei, Soundeffekte und Musik (letztere eher „leider“) gut eingemischt. Leider ist im letzten Filmdrittel ein etwas ärgerlicher, gut fünfsekündiger Totalausfall der deutschen Tonspur zu vermelden. Man verpaßt zwar nix, aber es ist lästig.

Als Extramaterial bietet marketing den Trailer, diverse Cast- und Crew-Biographien sowie das zeitgenössische deutsche Presseheft (so gestaltet, dass man es auch lesen kann), den Werberatschlag (dito), eine Aushangfoto-Galerie und eine Artwork-Galerie. Keine Giganto-De-Luxe-Ausstattung, aber immerhin ein paar nette Goodies für Freaks.

Es gibt übrigens auch eine FSK-12-freigegebene (und damit geschnittene) Fassung von MCP, deren Cover als abschreckendes Beispiel ein paar Absätze weiter oben eingeblendet ist.

Letzte Worte: In Punkto Entertainment kann Cannonball mit dem quasi gleichzeitig entstandenen Death Race 2000 nicht mithalten – die SF-Variante des Themas ist eindeutig witziger und trashiger. Cannonball geht deutlich stärker in die Mainstream-Ecke, ohne sich völlig dem Klamauk der späteren Cannonball Run-Filme zu ergeben, was aber im Umkehrschluß leider auch das Problem des Films ausmacht. Als FILM ist Cannonball deutlich professioneller und besser als Death Race 2000, aber dadurch, dass der Streifen sich letztlich nicht konsequent für „ernst“ oder „lustig“ entscheidet, wirkt er etwas zerrissen. Das Fehlen von wirkliche Identifikationsfiguren (selbst Held Coy nimmt sich relativ lange Auszeiten) und die eher unmotivierten Charaktere sind dem Spannungsbogen, trotz des hohen Tempos, eher abträglich. Man wartet als Zuschauer zumeist un-involviert auf die nächste große Actionszene, ohne die handelnden Figuren speziell sympathisch zu finden. Als direkter Vorläufer der drei großbudgetierten Cannonball Run-Filme sicher filmhistorisch interessant und mit einem sehenswerten Blechsalat im Finale aufwartend, aber so leid´s mir tut, auch The Gumball Rallye gefiel mir insgesamt noch einen deutlichen Tacken besser. Daher empfehle ich Cannonball eher Komplettisten des Transkontinentalautorennen-Subgenres (ist zumindest eins, das man mit überschaubarem Aufwand vervollständigen kann). Marketings DVD ist bis auf den Tonaussetzer der deutschen Audiospur aber für den lächerlichen Börsen-Kurs eine Sünde wert.

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 5


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