Alien Intruder

 
  • Deutscher Titel: Alien Intruder
  • Original-Titel: Alien Intruder
  • Alternative Titel: Alien Exterminator |
  • Regie: Richard Jacques Gale
  • Land: USA
  • Jahr: 1993
  • Darsteller:

    Commander Skyler (Billy Dee Williams)
    Nick (Maxwell Caulfield)
    DJ (Richard Cody)
    Lloyd (Gary Roberts)
    Peter (Stephen Davies)
    Ariel (Tracy Scoggins)
    Marlon, der Androide (Joe Durrenberger)
    Borman (Jeff Conaway)
    Annie (Gwen Somers)
    Yvonne (Adrienne Sachs)
    Tammy (Melinda Armstrong)
    Roni (Lauren Hays)
    Warden O´Neil (Shano Palovich)


Vorwort

Soll mal einer behaupten, ich wäre nicht leicht zu beinflussen. Vor ein paar Tagen kam im Forum die Rede beiläufig auf Alien Intruder unter Vermerk der Grottigkeit des Unterfangens. Ich, Bildungslücken-Meister, hatte den Film zwar noch nicht gesehen, aber auf meiner latenten wenn-sich-die-Gelegenheit-bietet-zuschlagen-Liste, und was soll ich sagen, als ich vor ein paar Tagen meinen Videodealer tatkräftig dabei unterstützen wollte, seine Ramschvideos für Appel, Ei und ein paar Euros weniger loszuwerden, was stand da unschuldig im entsprechenden Regal? Eben. Ehrensache, dass ich mich spontan bereiterklärte, diesem Tape ebenso wie ein paar langgesuchten Obskuritäten sowie einem echten Zufalls-Voll-Glückstreffer (zu gegebener Zeit dazu mehr) für wenig Geld eine neue Heimat zu bieten.

Vielleicht hätte ich die Box doch einer näheren Betrachtung unterziehen sollen, denn die Tatsache, dass wieder einmal (groan) meine Freunde Joseph Merhi und Richard Pepin, Chefs der nicht totzukriegenden B-Movie-Schmiede PM Entertainment, für die Zurverfügungstellung des überschaubaren finanziellen Rahmens verantwortlich zeichnen, stimmt bedenklich. Für down-to- (and -on-) Earth-Action mag das durchschnittliche PM-Budget ja noch angehen, aber ob man mit der spärlichen Penunze tatsächlich so etwas wie ein unterhaltsames SF-Filmchen zustande bringen kann, bleibt doch eher fraglich (andererseits war ich durch die hämischen Forumskommentare auch vorgewarnt).

Na, dann wollen wir mal sehen, womit Billy Dee Williams sich seine Post-Beinahe-Startum-Tage-Brötchen verdient. Länger als eineinhalb Stunden kann´s ja nicht dauern…


Inhalt

Unsere schaurige Mär beginnt auf dem Raumschiff USS Holly (toller Name!), das nach einem Notruf seit 47 Stunden Funkstille bewahrt. Nicht verwunderlich, denn die Besatzung ist gerade dabei, sich nach allen Regeln der zukünftigen Baller- und Gefechtskunst gegenseitig die Lebenslichter auszublasen und ein gewisser Lt. Borman (der mit einer „special guest appearance“ gebillte Jeff Conanway – sollte man den Knaben kennen? [man könnte zumindest]) spielt dabei die aktive Hauptrolle, mit Laserpistole und improvisiertem Flammenwerfer (burning stuntman TM!) metzelt er einen seiner Kollegen nach dem anderen nieder und der Grund des fröhlichen Massakrierens ist, isses nich immer so, frag nach bei den alten Griechen, ein Weibsstück. „Sie liebt mich“ – „Nein, mich!“ – von der Klasse sind die spärlichen Dialoge, die man uns in dieser überaus packenden (gähn) Auftaktsequenz zumutet.

Irgendwo in der Vorproduktion müssen die Jungs von PM Entertainment ihr eigentlich vorhandenes Talent für Actionfilman an der Studiotür abgegeben haben, denn die cartoonesken Laserstrahlen tragen ebensowenig zum Gelingen der ganzen Chose bei wie die, hüstel, „Innenarchitektur“, die einmal mehr eher an eine alte Fabrikhalle als an das Innere eines, cough-cough, Raumschiffs erinnert. Naja, wenn wir uns die „Effekte“ ansehen, mit der das Trickkünstlerteam uns weismachen will, die „Holly“ würde wild und ausser Kontrolle um die eigene Achse kreiseln, sieht das Raumschiffsinnere schon wieder vergleichsweise gut aus, will meinen, für die Weltraumeffekte würde sich ein Fred Olen Ray schämen (und mit Recht!). To add insult to injury wird das ganze auch noch von einer absolut ungeniessbaren Gülle an grauenerregender Soundtrackplörre zugekleistert, bei der, da bin ich mir zweifellos sicher, wenn ich sie lauter aufdrehen würde, sämtliche Hunde des Stadtbezirks Charlottenburg-Wilmersdorf in wildes Gejaule ausbrechen würden. Da kräuseln sich die Fussnägel hoch…

Naja, ist ja irgendwie auch egal. Borman hat nun die gesamte Besatzung der „Holly“ in seinem Eifersuchts-Amoklauf hingemordet, nur in der Zentrale sitzt noch der Kapitän und fuddelt planlos auf seinen primitiven Computertastaturen herum und tut so, als würde er versuchen, die „Holly“ wieder auf Kurs zu bringen. „Gratulieren sie mir, ich werde heiraten,“ strahlt Borman seinen Captain an, aber die gezückte Knarre spricht nicht dafür, dass er ihn als seinen Trauzeugen dabei haben will. Und während der Captain sich, die Welt und Borman im speziellen „WARUM“ fragt, sehen wir endlich das Objekt der Begierde – Ariel, ein zugegeben recht heisser Feger (Tracy Scoggins in als lady in red), die mondän ihre Fluppe mit Zigarettenspitze raucht (was mir ein Bord eines als Bergungsschiff apostrophierten Kahns etwas deplaziert erscheint) und ihren Borman auch gern mal gesichtsmässig abschlabbert. Nachdem Borman auch den Capitano ordnungsgemäss verklappt hat, steht Ariel der Sinn nach sofortiger Kopulation. Die Aussicht auf baldigen Geschlechtsverkehr scheint bei Borman diverse bislang verstopfte Gehirnwindungen freizupusten und er realisiert, was er dann gar verwerfliches angestellt hat. Als aufrechter Weltraumfahrerm verschmäht er geläutert die dargebotene Fleischeslust der „zukünftigen Mrs. Borman“, sondern pustet sich lieber mit seiner Laserpistole das Gehirn raus. Truly dramatic stuff, indeed.

Endlich informiert uns ein Insert nebst dazu passendem Vorleser (falls jemand die zweieinhalb englischen Worte nicht kapieren sollte), dass wir uns im Jahr 2022 befinden (schlechte Jahreszahl… 2022 spielte auch Soylent Green, und das ist ein tausendmal besserer Film…) ,und genauer gesagt, auf der Erde, im Hochsicherheitsknast New Alcatraz (boah, wer denkt sich nur immer wieder diese cleveren und witzigen Namen und Bezeichnungen aus?). In New Alcatraz sieht´s genau so aus, wie sich Klein Mäxchen einen futuristischen Knast vorstellt – offene Zellen mit allerliebsten Laser-„Gitterstäben“ (das mag bei der originalen Star Trek-Serie ja noch Stand der Dinge gewesen sein…). Commander Skyler besucht die Anstalt, um sich vier Tunichtgute für eine spezielle Spezialmission auszusuchen, weil er offenbar The Dirty Dozen oder einen der zigtausend Klone gesehen hat und daher auch zu der Überzeugung gekommen ist, nichts wäre auf einer kitzligen Mission von höchster Schwierigkeit geeigneter als ein Haufen verurteilter Krimineller. Dem erste Kandidaten muss man aber erst aus einer Bredouille helfen, denn Nick Mancuso, verurteilt wegen Meuterei und reputierter Spitzennavigator, wird gerade von seinen Zellenkameraden ob vermuteter Falschspielerei heftig vertrommen. Unzweifelhaft in Übereinstimmung mit sämtlichen rechtsstaatlichen Richtlinien löst ein Wärter das Problem, indem er einen der Angreifer erschiesst. Rauhe Zeiten, rauhe Sitten. Nick wird engagiert.

Während ein grobschlächtiger Kerl durch ein Tunnelsystem zu fliehen gedenkt, rekrutiert Skyler seinen zweiten Mann – das jugendliche Computersuperhirn DJ (und auch der sieht genau so aus, wie Dödelich K. Hollywoodproduzzer sich einen Hacker vorstellt), zu lebenslanger Haft ohne Begnadigungsmöglichkeit verknackt, weil er sich in einen Militärcomputer eingehackt hat (hm, ja, ich weiss, Hacken ist schlimm, und im Militärbereich gleich noch mehr, aber kommt mir das nicht ein bissile übertrieben vor?) Nummer 3 auf der Liste ist Peter McLellan, ein Top-Maschinist, der im betrunkenen Zustand eine ganze Familie über´n Haufen gefahren hat und deswegen ebenfalls ein solides lebenslang absitzt. Kandidat Nummer 4 ist unser Flüchtiger, der unter Verwendung von jeder Megen Budenzauber, Geballer und Pyrotechnik gestellt wird und sich als Lloyd Crane, Sprengstoffexperte, outet, dem beim Sprengen eines Panzerwagens ein leichter Berechnungsfehler unterlaufen ist und noch eine Pizzabude mit in den Orkus sprengte, Resultat fünf Tote und lebenslange Haft (eh, also, wenn der Typ nicht mal in der Lage ist, einen Panzerwagen zu knacken, ohne gleich ein Blutbad anzurichten, würde ich mir das mit dem Label „Sprengstoffexperte“ noch mal genüsslich auf der Zunge zergehen lassen…).

Skyler unterbreitet den vier Gefangenen das übliche Angebot, das sie nicht ablehnen können – „freiwillige“ Mitwirkung bei einer recht unspezifizierten Rettungsoperation von 8 Monaten dauern, dafür winkt die Begnadigung. Und sollten die Jungs ablehnen, trägt die Gefängnisleitung dafür Sorge, dass die zukünftigen Zellengenossen von der eher unsympathischen Sorte sind. Das alles mag unsere Freunde noch nicht recht überzeugen, aber Skyler hat noch ein Trumpf-As im Ärmel, an den Wochenenden dürfen die sexuell ausgehungerten Knackis das „Aphrodite“-Programm benutzen, ein, gähn, Virtual-Reality-System, und in dessen Rahmen ist den Jungs erlaubt, mit ihrer jeweiligen Traumfrau anzustellen, was immer auch beliebt. „Allein das ist die Sache wert,“ jubiliert Lloyd, womit die Angelegenheit beschlossen und verkündet wäre.

Und schon macht sich die USS „Presley“ (argh, jetzt wird mir auch der „Holly“ langsam klar… wat´n cleveres Kerlchen, uns´ Drehbuchautor) uff´n langen Weg mit seiner fünf Mann plus ein Androide (schliesslich kann man post-Alien bekanntlich keinen SF-Film mehr ohne Androiden haben, gelle) starken Besatzung, dringt in neue Galaxien, eh, okay, tschuldigung, falscher Film. Irgendwie scheint an Bord die Woche nur aus Wochenenden zu bestehen, denn Lloyd und DJ tauschen gerade ihre jeweiligen VR-Erfahrungen aus, aber praktisch gleichzeitig wird schon wieder das nächste Wochenende eingeläutet (man sollte meinen, bei einer fünf Mann starken Besatzung läuft man sich inner Woche schon mal über´n Weg und nicht erst auf den letzten Drücker). Die Virtual-Reality-Anlage besteht aus einem Schwung billig erstandener Sonnenbänke (zumindest sehn die Teile so aus), in die der entsprechende Benutzer sich reinlegt und dann in seine jeweilige Fantasie träumt.

Und weil wir es mit einem ziemlichen Zeittotschlägerfilm zu tun haben, dürfen wir uns diese in aller Ausführlichkeit mitansehen (nein, nicht lästern, es hat tatsächlich sogar was mit unserem Plot – ja, es gibt tatsächlich einen – zu tun). Lloyd markiert im Wilden Westen den harten Maxe und bereitet sich mit seiner freizügigen Spielgefährtin (yeah, es läuten die Glocken, wenn Ihr versteht, weas ich meine) auf sein grosses Duell vor, und zwar in der Badewanna, als plötzlich Ariel reinschneit (natürlich weiss keiner von unseren Helden, wer, was und warum Ariel ist).

Peter spielt den Bogey in Casablanca als Betreiber eines gewissen Cafe´s, nur dass der echte Humphrey m.W. nie einen Pferdeschwanz spazierentrug und gibt lahme Casablanca-Puns zum besten („Du weisst doch, wie man anklopft? Du machst eine Faust und klopfst an die Tür!“ – Mann, ich kann mir förmlich vorstellen, wie Nick Stone sich nach Niederkritzeln dieser Line selbst auf sämtliche Schultern klopfte, das ist ja sowas von witty, da kriegste dich nicht mehr ein). Auch er wundert sich über das unplanmässige Auftauchen eines in seinem Programm nicht vorgesehenen Frauenzimmers, tja, Ariel ist auch hier zur Stelle, tarnt sich als blonde bombshell und croont einen Blues ins Cafe´-Mikro (und damit wir auch ja mitkriegen, dass wir es hier mit einem inspirierten Streifen und nicht etwa mit einem vollkommen normalen unterprivilegierten Low-Budget-SF-Streifen zu tun haben, ist das ganze auch künstlerisch schwarz-weiss!).

DJ kompensiert seine offensichtlichen und verständlichen Minderwertigkeitsprobleme, in dem er sich in seiner Fantasie zum unwahrscheinlichen Chef einer Rockerbande in den wilden 50ern stilisiert (sprich, wir bewundern erst mal zwei-drei Minuten lang endlose Vorbeifahrten der ach so impressiven Möhren), die ein kleines Dörfchen in the middle of nowhere „terrorisiert“ und schliesslich einem alten Knaben an einer Tankstelle übel mitspielt. Die Enkelin des Tankwarts ist … gasp! … Ariel!

Lediglich Nick scheint nicht so ganz bei der Sache zu sein. Zwar hat er sich eine hübsche Strandvilla nebst dazugehörigem sexwütigem Beach Bunny erträumt, aber die blosse künstliche Realität befriedigt ihn wohl nicht so ganz, aber da sieht er, einer Nixe gleich (boah, bin ich heute wieder poetisch) Ariel den Fluten entsteigen!

Das schönste Wochenende hat einmal ein Ende (wenn das jeweils die kompletten Fantasien für ein Weekend sind, würde ich mir ganz schon verarscht vorkommen), die Prisoner-Crew vertreibt sich die Zeit damit, den Androiden Marlon zu verhohnepiepeln („Du hast da´n Leck!“ ist noch einer der originelleren Sprüche). Der Chef selbst, also Skyler, brütet über mysteriösen Computeranzeigen, z.B. von Ariel. Irgendwas ist da im Busch, und das Skyler erheblich mehr weiss, als er seinen hochmotivierten Mitstreitern bislang verraten hat, fällt selbst dem dümmsten Zuschauer auf. Nick echauffiert sich bei Skyler darüber, dass der Kurs geändert wurde – er steht auf dem komischen Standpunkt, dass er als Navigator über solche Kleinigkeiten informiert werden sollte, aber Skyler bürstet ihn ab. Nachdem unsere Helden beim Essenfassen austauschen, dass sie alle von einer zweiten Frau in ihrem Programm besucht wurden,, stellt Nick fest, dass der neue Kurs des Schiffs sie in das Delphi-System führt, was offensichtlich ein ziemliches Problem darstellt, zumindest für unsere Helden, denn Nick erklärt Skyler klar und klipp, dort nicht vor die Hunde gehen zu wollen: „Ich weiss, was der G-Sektor ist!“ „Dann wissen sie ja auch, wo die Tür ist,“ knurrt Skyler und gibt damit deutlich zu verstehen, dass ihm ziemlich wurscht ist, was seine Untergebenen von der Mission halten (so ganz unrecht hat er damit ja auch nicht).

Tja, was ist denn dann so übel am G-Sektor? Ist der vergleichbar mit dem G-Punkt? Gut, über dessen Existenz wissen wir Kerle ja nur gerüchtehalber und wenn wir´s wüssten, täten wir doch sicherlich alles, um dahin zu kommen, oder, Jungs? Aber nein, der G-Sektor ist wesentlich weniger aufregend, vielmehr ist der G-Sektor, so sagt zumindest Nick und als Top-Navigator muss er´s ja wissen, absolut leerer Raum, oder dramatischer ausgedrückt: „Wir fliegen ins Zentrum des Nichts!“ Und von da, wie könnte es anders sein, ist noch nie jemand zurückgekehrt. (Blöde Frage: woher wisst Ihr dann, dass da nix ist?)

Den ersten Ausraster markiert Peter, denn als plötzlich über die schiffseigene Stereoanlage (bei einem Raumschiff mit Namen „Presley“ sicher serienmässig) den Blues aus seinem Traum hört, geht er DJ, zurecht als Urheber der sonoren Attacke verutet, an die Gurgel. Der verteidigt sich recht lasch damit, die entsprechende CD gefunden zu haben (was auf Raumschiffen alles so rumliegt…). Bevor Peter DJ den Hals umdrehen kann, ertönt allerdings der Alarm (allerdings müssen sich unsere Genossen erst mal zusammenreimen, dass das nervige uah-uah-Geräusch der Bordalarm ist). Skyler hat einen Notruf der „Holly“ aufgefangen und einen entsprechenden Kurs gesetzt (und deswegen macht der so´nen Aufstand?), in einer Woche ist man am Ziel. Unsere Jungs freuen sich schon mal ´n Loch in den Bauch, denn wenn man bald am Ziel ist, ist man auch bald wieder daheim und frei. Da geht der Alarm schon wieder los, und jetzt mit ein wenig mehr Berechtigung. Die Sauerstoffumwälzanlage hat den Geist aufgegeben, die Ventile sind vereist (und das ausgerechnet kurz vorm Wochenende, wie Lloyd grummelnd anmerkt, Probleme hat der Typ). Skyler sieht der Sache recht rat- und tatenlos ins Antlitz, aber Nick gelingt es, den Commander zu überreden, die Notanlage einzuschalten (ein echter Turm in der Schlacht, unser Commander!). Während die Weltraumeffekte nicht besser werden und Lloyd und Peter verdächtigt von den anderen verdächtigt werden, beim letzten Kontrollgang es mit der Kontrolle der Sauerstoffanlage nicht recht ernst genommen zu haben, erklingt plötzlich wieder der Blues. Nick stürmt zu DJ, beschimpft ihn als Drecksack und missbraucht ihn als Punching Ball, doch DJ ist dieses mal unschuldig – er hat die CD eigenhändig in den Mülleimer gestopft und da liegt sie auch… seeehr mysteriös (naja, vielleicht transportiert die „Presley“ nebenberuflich eine ganze Fuhre von den Dingern). Nachdem die Reparaturarbeiten zufriedenstellend erledigt wurden, zieht sich die Crew in ihre VR-Solarien zurück und Skyler sitzt mit missmutigem Gesichtsausdruck in den Zentrale und kloppt „FIND ARIEL“ in den Bordcomputer. Jaja, ich glaub, der Knabe weiss mehr als er zugibt…

Ariel findet sich in Lloyds Virtual-Reality-Western, wo der selbsternannte Revolverheld gerade zum Duell mit seiner dortigen Nemesis schreitet. Irgendwie läuft die Sache aber nicht ganz so wie bestellt, denn Lloyds Feinden gelingt es, ihm eine nicht tödliche, aber schmerzhafte Kugel zu verpassen und das ist im Programm eigentlich nicht vorgesehen (tja, hat schon bei Westworld nicht hingehauen). Zwar gelingt es Lloyd auch gehandicapt, ein Gutteil seiner Gegner auszulöschen, aber der Oberbösewicht hält ihm schlussendlich die Knarre vor die Visage und wenn nicht Ariel ihn von hinten umpusten würde, wäre es um unseren Lloyd wohl geschehen. Auf der Verlustseite steht aber auch Lloyds eigentliche Traumfrau, aber Ariel ist kein so schlechter Ersatz für einen postduellaren Koitus.

Sie treibt sich aber auch in Peters Casablanca-Fantasie rum (die nicht damit aufhört, uns mit idiotischen Hommagen an das Vorbild zu quälen: „Das ist das Ende einer guten Freundschaft!“). Wegen irgendwelcher Unterlagen entbrennt ein kleiner Shoot-out im Cafe´ zwischen Peter und seinen Leuten und den örtlichen Ordnungskräften. Peters Traumfrau beisst dabei ins virtuelle Gras, aber auch hier ist Ariel natürlich tröstend zur Stelle.

DJs Rockerbande ist immer noch an der Tankstelle zugange und DJ selbst haut seinem Adjutanten Turk wegen dessen fortschreitender Fiesheit gegenüber dem Tank-Opa ein paar auf die Waffel, und die Bräute der beiden lassen sich nicht lumpen und hauen sich auch. Ariel steckt Turks Mieze eine Waffe zu (genau hab ich nicht gesehen was, ist aber auch bedeutungslos weil:), und DJs Sozia wird mit einer Zapfpistole geplättet. Natürlich wird dabei Benzin vergossen, Ariel schwingt sich ungefragt auf DJs Rücksitz, entzündet ihr Feuerzeug und schmeisst es in die Benzinpfütze. Boom! Sowohl Tankstelle, Ariels vermeintlicher Opa als auch Turk sind virtuelle Geschichte.

Ganz besonders übel erwischt es aber Nick. Dessen eigentliche virtuelle Freundin liegt nämlich schon tot am Strand und Ariel ist schon dabei, Nick zu bespringen (immer wieder zwischengeschnitten sind unbezahlbare Aufnahmen von Skyler, wie er besorgt bis extrem besorgt und verschwitzt-verzweifelt die VR-Darbietungen betrachtet). Ariel beginnt, den von ihr Besprungenen zu fesseln – die Kleene steht auf Bondage-Nummern, aber hallo. Nick protestiert zaghaft und schnallt ERST JETZT, dass seine Bettgefährtin und Sexpartnerin gar nicht seine programmierte Freundin ist – der Junge ist ein Blitzchecker und sowas ist Navigator?? Mit der Auffassungsgabe findet der doch nicht den Weg aus einer offenen Telefonzelle. „Ich weiss, dass du das magst,“ flötet Ariel und Skyler, der das alles hilflos mit ansehen muss (soll doch dankbar sein, normalerweise kostet das im Internet richtig Kohle), fängt an zu zittern und stottert ein „Ariel“ in die ihn umgebende Luft. Da macht es auch schon FUP! und Ariel verschwindet aus Nicks Fantasie, dafür stellt sich ein Erdbeben ein.

Ist aber keins, sondern harte Realität – das Schiff bricht auseinander. Immerhin weckt das alle vier VR-Schläfer auf und lässt sie die Zentrale stürmen, wo Skyler hysterisch vor sich hin kichert und seine Fuselflasche schwingt, ein echt vorbildlicher Commandante. Zum Glück ist weiteres Eingreifen nicht erforderlich, denn plötzlich ist alles ruhig und Skyler stellt ernüchtert fest: „Wir haben es geschafft. Wir sind im G-Sektor.“ Für das absolute und sprichwörtliche Nichts ist der G-Sektor zwar für meinen Geschmack durchaus ordentlich mit Sternen etc. ausgestattet, nur der etwas überdimensionierte Rauchkringel (oder soll das Teil am Ende ein schwarzes Loch darstellen?) stört etwas den ästhetischen Gesamteindruck. Unsere Freunde diskutieren ihre Probleme mit den VR-Programmen (ich sagte es schon mal, Sorgen ham´ die Leut´). Peter vermutet, dass man auf dem Weg in den G-Sektor ein elektromagnetisches Feld passiert habe, das den Computer durcheinandergebracht habe, aber DJ, dem ich in solchen Dingen etwas mehr Sachkenntnis zubilligen möchte, vertritt die These, dass das in allen Fantasien auftauchende Zusatzweib eine absichtlich ins System implantierte Fehlfunktion sei. Die tödliche Beleidigung „Fehlfunktion“ lässt Lloyd nicht auf seiner neuen Gespielin (er scheint da eher anspruchslos zu sein) sitzen und verwickelt aus eher undurchschaubaren Gründen Nick in einen recht ernsthaft geführten Zweikampf, den Peter und DJ maulaffenfeilhaltend beobachten. Schöne Freunde. Die Durchsage, die alle Besatzungsmitglieder in die Zentrale ruft, ignorieren Lloyd und Nick erstmal kloppenderweise, aber getreu der alten Devise Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, einigt man sich irgendwann auf ein sportliches Unentschieden und Nick verspricht Lloyd, ihm auf der Erde ein kaltes Bier auszugeben. Versteh einer die Männer (und dabei bin ich doch selber einer).

Grund der Vollversammlung ist die Ortung der „Holly“, die immer noch wie bekloppt (und ebenso aussehend) vor sich hin kreiselt. Skyler leitet das Andockmanöver ein – mich würde doch mal interessieren, wie das angesichts einer mit ungefähr fünf Umdrehungen pro Sekunde rotierenden „Holly“ funktionieren soll. Schwingt sich die „Presley“ in eine entsprechende Kreiselbahn oder wartet man einfach auf den günstigen Augenblick für den „Stoss“? Natürlich drückt sich der Film um entsprechende Aufklärung, in der nächsten Einstellung bereits dockt die „Presley“ völlig problemlos an der jetzt friedlich stillhaltenden „Holly“ an. DJ und Peter werden dazu verdonnert, auf der „Presley“ zu warten, während der Rest inkl. des bislang erstaulich nutzlosen Androiden die „Holly“ entern. Skyler erklärt noch schnell den für den Filmemacher höchst praktischen Umstand, dass die „Holly“ und die „Presley“ Schwesterschiffe und völlig identisch seien. Cool, spart man sich doch gleich ein paar Sets. Sehr kostenbewusst gedacht. Auf der „Holly“ wimmelt es von toten Leichen und einer halbaktivierten Selbstzerstörungsvorrichtung. Auf der „Presley“ spielt Ariel, ganz fleischlich und in der realen Realität, in der kleinen Messer mit dem alten Mondlande-Spiel (hattet Ihr doch sicher auch, dieses druckluftbetriebene Teil, bei dem man eine Styroporkugel durch diverse Ringe lotsen muss) und beginnt, als Peter auftaucht, unverblümt damit, ihn zu verführen. Auf der „Holly“ begehrt Nick Aufklärung, doch Skyler stellt nur fest, dass er genug gesehen habe, man zurück auf die „Presley“ gehen und heimfliegen werde. Was für eine Rettungsaktion und wieso kann er die nur mit Sträflingen machen? Peter rammelt derweil munter mit Ariel und ignoriert DJs Bitten, ihm doch einen Kaffee zu bringen. Notgedrungen macht sich DJ auf den Weg, sich selbst den Koffeinschub zu organisieren und platzt dabei in Peters Sexualakt. Ariel macht „puff“ und verschwindet „into thin air“, was nicht Peters Wohlgefallen findet. „Du hast sie umgebracht,“ krakeelt er und stürzt sich auf DJ, aber der hänfliche Computerwhizzard kann den rasenden verhinderten Liebhaber relativ mühelos k.o. schlagen (wer´s glaubt, wird selig).

Marlon, der nutzlose Android, latscht auf der „Holly“ in eine Elektrofalle, wird geröstet und leistet damit seinen Beitrag zum Gelingen dieses Filmwerks. Wozu man den Typen in den Film geschrieben hat, tät mich auch mal interessieren – hat Joe Durrenberger die Rolle in´nem Preisausschreiben gewonnen?

Alles findet sich wieder auf der „Presley“ ein, doch der Heimflug kann nicht angetreten werden, da der Computer sich selbständig total abgeriegelt hat und nicht mal mehr Superhacker DJ ins System rein kommt. Lloyd und Nick inspizieren vorsichtshalber schon mal den Selbstzerstörungsmechanismus der „Presley“, der auf eine Verzögerung von 5 Sekunden programmiert ist, und planen, den Waffenschrank des Schiffs aufzusprengen, Ariel beobachtet das ganze nonchalant.

DJ checkt die Compuitersysteme und kann sich immerhin zum VR-Programm Zugang verschaffen, wo er einen Virus entdeckt. „Virus?“ entsetzt sich Lloyd, und entblödet sich nicht, DJ zu fragen, ob er denn bei seinem nächsten Trip lieber eine Lümmeltüte überziehen sollte (wer hält es für möglich, dass es im Jahr 2022 einen ca. vierzigjährigen Kerl gibt, der noch nie in seinem Leben etwas von einem Computervirus gehört hat? Mal abgesehen von Buschmännern in der Kalahari und tibetanischen Gebetsmühlenschwingern). Während Skyler ziemlich mitgenommen wirkend wieder mal seinen eigenen offenbar funktionierenden Computer Ariel suchen lässt, sucht sich DJ einen intelligenteren Gesprächspartner und vermittelt seine Erkenntnisse Nick (gute Entscheidung). Alle Systeme sind vom Virus infiziert und der – man halte sich fest – LEBT und DJ konnte sogar seine DNA entschlüsseln (wenn ich mir jetzt so heftig an die Stirn patschen würde, wie ich wollte, müsste ich mir meinen Schädel anschliessend neu anschrauben). Diese DNA ist ausserirdisch (what else) und als DJ den Computer das Aussehen des entsprechenden DNA-Trägers konstruieren lässt, zeichnet sich, haha, welch Überraschung, die liebliche Visage von Ariel ab. „Ihr seid clevere Jungs,“ kommentiert die leibhaftige Ariel und beginnt umgehend, ihren verführerischen Charme auszuspielen. Doch da bricht Skyler in den Raum, sieht ein wenig wutig aus und gröhlt „Sie gehört MIR!“. Teufel eins, Skyler ist mit der fiesen Exoterristin im Bunde! Und damit wir nun endlich ein wenig Licht ins Dunkel dieser reichlich undurchschaubaren Plotte kriegen, erzählt uns Skyler freundlicherweise, was Sache ist. Er sei ein Veteran der vermissten USS „Joplin“ (deren Schwesterschiff ohne Zweifel die USS „Morrison“ ist – schade, dass ich den Silly-Smiley aus dem Forum nicht hierein transplantieren kann), die er höchstpersönlich mit Dynamit (!) in die Luft gejagt und sich mit dem Notgleiter gerettet habe. Die „Holly“ sei das Rettungsschiff für die „Joplin“ gewesen und nach dem Strickmuster gedenken er und Ariel weiter zu verfahren, bis sich die gesamte irdische Raumflotte auf diese Art und Weise abgefrühstückt sei (entweder ist die irdische Raumflotte ziemlich überschaubar, oder Ariel hat ´nen recht langen Atem – als Invasionsplan erscheint mir das doch ein wenig dämlich, denn wenn ich ein halbwegs mit Gehirnmasse ausgestatteter Verantwortlicher der terranischen Flotte wäre, würde ich mir spätestens nach der dritten Rettungsmission doch mal überlegen, ob man den Sektor nicht einfach sperren sollte und die Sache auf sich beruhen lässt). Weil Skyler aber saublöde ist, ballert er DJ und Nick nicht einfach über´n Haufen (wobei sich mir an dieser Stelle nochmal die Frage aufdrängt, wieso Skyler dann ein Sträflingskommando anheuert und nicht irgendjemanden, der der Flotte vielleicht wirklich abgehen würde), sondern sperrt sie ein. In der Arrestzelle hockt auch schon Peter (wie der dahin kam? No idea). Nick, der ja in diesen Dingen ein wenig Tradition hat, schlägt eine Meuterei vor, doch DJ plagen ernsthaft Bedenken! (BITTE??? Skyler hat sich soeben als psychopathischer Typ geoutet, der im Bund mit einer ausserirdischen Macht die ganze Flotte auszuradieren beabsichtigt und du Dumpfflöte machst dir Sorgen, weil er dein vorgesetzter Offizier ist?? Weia-weia). Letzten Endes entscheiden sich DJ und Peter (der aber erst nach gehöriger Bedenkzeit und als DJ und Nick schon auf der Flucht sind) aber pro Meuterei

Lloyd, der noch frei rumläuft (mann, ist dieser Skyler ein Trottel) sprengt gerade den Waffenschrank auf und kümmert sich nicht weiter um Ariels versuchte Verführungskünste – lediglich ihr Statement „Der Schrank war offen“ kommentiert er mit einem blöden Blick, hängt sich aber nixdestotrotz ein paar Knarren um. Die Meuterer flüchten aus ihrer Arrestzelle durch den Luftschacht (wie auch schon öfters angemerkt, wenn´s die Luftschächte nicht gäb, für einfallslose Drehbuchautoren müsste man sie erfinden), indem sie schlicht und einfach das davor gespannte Drahtgitter abrupfen (es lebe die Security).

Lloyd befasst sich gerade mit dem Selbstzerstörungssystem, als Skyler auftaucht und ihn erschiesst. In his dying breath (ich sagte doch, ich bin heute hochpoetisch) gelingt es Lloyd, den Selbstzerstörer dennoch zu aktivieren und schon bald rasselt ein allerliebster Countdown, der nur noch mit Spaceballs zu vergleichen ist, die 300 letzten Sekunden der „Presley“ herunter (300 Sekunden entsprechen bekanntlich fünf Minuten – ich dachte aber doch, die Verzögerung betrüge fünf Sekunden? Hab ich nicht aufgepasst, der Autor oder nur der Übersetzer?) Panik!

DJ und Nick beballern Skyler (Ariel beobachtet alles natürlich aus der ersten Reihe), aber Skyler feuert zurück und schiesst DJ von einem Laufsteg (und, for good measure, noch während der arme DJ gen Boden fällt, bekommt er noch eine volle Breitseite verpasst). Peter taucht nun auch auf und widmet sich aber weniger dem Kampfgeschehen als vielmehr Ariel: „Ich liebe dich!“ Die lässt sich auch nicht lumpen und lockt den Zopfträger mit einem herzigen „Komm zu Mamä. Skyler lässt sich das nicht bieten und schiesst Peter in den Rücken.

Nun sind nur noch Nick und Skyler übrig, Ariel erweist den Kämpfenden hin und wieder kleine Beweise ihrer Gunst (sie öffnet mal ´ne Tür u.ä.). Nick kloppt in der Zentrale alles kurz und klein, was Skyler amüsiert: „Ich hätte den Countdown stoppen können!“ Aber jetzt wird die „Presley“ halt wirklich hochgehen und der Rettungsgleiter hat nur Platz für zwei, und welche zwei das nach Skylers Ansicht sein sollten, liegt auf der Hand. Dummerweise hat Ariel andere Pläne und gesellt sich geflissentlich zu Nick. Das kann Skyler nun gar nicht fassen: „Ich hab doch alles getan, was du wolltest, ich liebe dich!“ Tja, mein lieber Skyler, du kommst wohl nicht oft raus: So sind sie, die Weiber, manipulierende, berechnende Schlampen (zumindest nach Ansicht so manchen Autoren, und meine persönliche Ansicht behalte ich an dieser Stelle mal schön für mich, hehe). Nick schubst den durchgedrehten Skyler in ein offenes Computer-Cabinet und da holt sich der Commander einen tödlichen Elektroschock. „Warum?“ fragt er dann die schöne Ausserirdische. „Er wurde langweilig,“ säuselt Ariel, aber ihre Engelszunge stösst bei Nick auf taube Ohren: „War nett, dich gekannt zu haben, Schlampe!“ (sag ich doch!). Da Ariel (die übrigens auch gern Filmzitate von sich gibt, erks) aber nach Belieben durch die Gegend teleportieren kann, fällt es Nick schwer, sie abzuhängen, auch als er sich am Rettungsgleiter zuschaffen macht. Der sieht verdächtig aus wie der Mercedes aus Spaceballs und widersetzt sich zunächst Nicks Öffnungsversuchen, aber im allerletzten Moment kann unserer Held sich Einlass verschaffen und abdampfen, ehe der Countdown „3-2-1“ flötet (und ich hab wirklich nur noch auf das „Schönen Tag noch“ gewartet) und die „Presley“ unüberzeugend explodiert.

Nick atmet auf (Dösbattel), aber wer sitzt da auf dem Beifahrersitz und flötet „Ich weiss, dass es zu zweit hier drin ganz schön eng ist, aber wir werden schon zurecht kommen“? Ja, Ariel kann teleportieren, wir wissen´s ja (warum sie diese Fähigkeit nicht für einen etwas, naja, durchdachteren Welteroberungsplan nutzt, ist ein weiteres Geheimnis des Schreiberlings). Naja, zumindest sexuell wird´s für Nick nicht langweilig werden… ENDE.

Wenn ich Richard Pepin und Joseph Merhi einen Rat für die Zukunft geben darf… Jungs, belasst es bei Euren soliden B-Actionfilmen, das habt Ihr drauf, aber lasst die Finger von Science fiction. Denn ein wesentlicher Bestandteil von SF-Filmen ist, wenn man nicht gerade eine utopische Sozialstudie dreht oder Jean-Luc Godard heisst, der Look eines Films. Und der wiederum erschiesst sich hauptsächlich aus Bauten und Effekten und wenn diese beiden Komponenten sich nach Kräften der Lächerlichkeit preisgeben, will sich so ein rechtes SF-Gefühl eben nicht einstellen.

Klartext: die Kulissen sind von einer extremen Billigkeit, wie ich sie seit Space_Mutiny kaum mehr gesehen habe – die meisten, ähem, Sets sehen in keiner Sekunde anders aus als Fabrikhallen, die Computerdisplays und -geräte selbst dürften auch zum Entstehungszeitpunkt 1993 kaum state of the art gewesen sein, die Kostüme sind einfallslos. Ein wenig mehr Enthusiasmus hätte da sicher nicht geschadet. Die Spezialeffekte spotten jeder Beschreibung – da wünscht man sich direkt, die Produzenten hätten auf den Corman-Fundus zurückgreifen können und wir würden mal wiede Battle Beyond the Stars sehen. Nicht nur, dass die Modelle lausig aussehen, das Können der Trickkünstler muss ganz besonders angesichts des zu Heiterkeitsstürmen anregenden „Kreisel“-Effekts in Zweifel gezogen werden. Mein lieber Herr Gesangsverein, das hab ich schon in reinrassigen Amateurstreifen wesentlich überzeugender gesehen.

Eigentlich ist die Schlampigkeit von Ausstattung und Effekten (dazu gehören auch die „Lasereffekte“) ein klein wenig schade, denn die Grundidee von Alien Intruder ist gar nicht mal so schlecht – zumindest im Kontext eines Genres, das ansonsten von trölfzigtausend Alien-Rip-offs heimgesucht wird, mal ein anderer Ansatzpunkt, wenngleich insgesamt natürlich das Script ziemlich dröge, konfus und stellenweise geradewegs dämlich ist. Der Streifen ist, um den ärgsten Kritikpunkt gleich mal als erstes zu bringen, fürchterlich langatmig und die zahlreichen „Virtual-Reality“-Sequenzen, die vermutlich nur deswegen so ausschweifend sind, weil man für diese nicht mal vage futuristisch aussehende Kulissen brauchte und den Produzenten den ein oder anderen Dollar sparten, helfen dem Tempo des Films nicht wirklich weiter, obwohl sie sogar von gewisser Bedeutung für die Handlung sind – dennoch hätte es natürlich gereicht, wenn man uns die entsprechenden wichtigen Entwicklungen (das Auftauchen Ariels und das beiläufige „Killen“ der eigentlichen VR-Gespielinnen der Protagonisten) einmal und nicht viermal gezeigt hätte. Von diesem Fussgängertempo, das der Film in der Auftaktstunde einschlägt, erholt sich der Streifen nie wieder und so gerät auch der Showdown zu einer zähflüssigen Angelegenheit (ganz abgesehen davon, dass die „Schlusspointe“ ungefähr so überraschend ist wie das gute alte Amen in der Kirche). Konfus und dämlich ist das Script aufgrund seiner internen, uff, kann man das überhaupt guten Gewissens schreiben, „Logik“ – die Handlungen Ariels sind ohne Sinn und Verstand (zumindest da uns keinerlei Motivation ihrerseits vermittelt wird – ist das ganze nun eine gezielte Plotte zur Vorbereitung einer Invasion oder tötet Ariel, wie es die Tagline des Films andeutet, aus purer Lust an der Sache, was sie in die mythologische Verwandschaft zu den Sirenen der griechischen Sage rücken würde? Mal abgesehen davon, dass Ariel selbst überhaupt nicht tötet, sondern eher genüsslich dabei zusieht, wie sich die Menschen ihretwegen gegenseitig umpusten – wenn man das übliche Balzverhalten terranischer Tiefenraumfahrer männlichen Geschlechts ins Kalkül zieht, bräuchte es dafür gar keine Ausserirdische…), dito Skyler. Wenn Skyler von Anfang an Ariels Komplize ist, wieso sucht er sich dann eine Crew von Strafgefangenen aus? Wie kommt Skylers Verbindung mit der „Holly“ zustande? Hat er auch diese Crew Ariel zugeführt? Wenn ja, wie kam er von der „Holly“ zurück zur Erde? Wenn nein, wieso konnte er sich sicher sein, dass Ariel sich nicht aus der „Holly“-Crew einen neuen Favoriten sucht? Nein, ich will gar nicht darüber nachdenken, da verknoten sich meine Ganglien und erwürgen sich gegenseitig. Das Script ist doof und es wird auch treudoof umgesetzt. Ich bin mir sicher, dass man aus der Grundidee des sirenenhaften Aliens einen ganz interessanten Reisser stricken könnte (und den auch mit etwas expliziteren Softsex-Szenen spicken könnte, denn trotz der nicht unerotischen subject matter bleibt Alien Intruder ziemlich prüde).

Regisseur Gale schafft´s dann erwartungsgemäss auch nicht, dem ganzen wenigstens vom Regiestuhl aus Leben einzuhauchen. Gelegentliche Anflüge zumindest handwerklichen Könnens (die schwarz-weiss-Szenen, die Casablanca imitieren sollen, geraten noch zu den überzeugendsten Stellen des Films) werden angedeutet, aber grösstenteils lässt Gale den Film einfach höhepunktfrei vor sich hin plätschern. Überraschenderweise versteht es Gale nicht einmal, die Actionszenen einigermassen rasant zu inszenieren – und ich dachte, das wäre das mindeste, was man bei PM lernt. Selbst die Shoot-outs geraten uninteressant-langweilig.

Hart ist es dann in letzter Konsequenz, der FSK-18-Freigabe zum Trotz auch nicht (und für die „augenloser Android“-Szene vom deutschen Videocover muss man schon ganz schön ins Bild kriechen), der Gore-Gehalt ist mit „gleich null“ absolut zutreffend angegeben und was man für den DVD-Re-Release mit FSK 16 aus dem Streifen rausgeschnippelt hat, würde mich schon mal interessieren (denn das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass ich während des Filmkuckens irgendwas verpasst habe…), vielleicht hab man den Streifen aber auch nur noch mal auf FSK 16 prüfen lassen. Wäre m.E. kein Kunststück, das Ding uncut als FSK 16 zu verscherbeln. Aber ob 16 oder 18, ein langweiliger Schrottfilm bleibt halt ein langweiliger Schrottfilm.

Dabei sind ja durchaus einige nahmhafte Akteure dabei. Zu Billy Dee Williams muss man wohl nicht viel sagen – wir kennen und wir lieben ihn als Lando Calrissian aus Star Wars. Ne richtige Karriere aus der Weltraumsaga hat Williams allerdings nicht stricken können – eine Hauptrolle im gefloppten Stallone-Krimi Nighthawks und eine grössere Nebenrolle als Pre-„Two Face“ Harvey Dent in Batman, viel mehr ist für den guten Billy nicht gewesen. Ich wüsste nicht, dass Williams im Laufe seiner Laufbahn irgendwann mal ein Drogen- oder Alkoholproblem hatte, aber falls ja, muss es ziemlich genau zum Zeitpunkt des Alien Intruder-Drehs gewesen sein. Seine Performance schwankt zwischen geistesabwesend, unmotiviert und peinlich (z.B. seine kurzen emotionellen Szenen, wenn er Ariel in den VR-Träumen seiner Leute beobachtet). Mann, wenn Harrison Ford das sehen könnte, er würd´ weinen.

Maxwell Caulfield (Nick) kann sich über mangelhafte Beschäftigung kaum beklagen. Zum ersten Mal fiel er im ungefragten Grease-Sequel auf, arbeitete sich über die TV-Serie The Colbys zu Horror-Rollen im grauenhaften Supernaturals und dem Hickox-Vampir-Werk Sundown (was ihm auch eine Verpflichtung in Waxworx II einbrachte) hoch und hat seitdem ein geregeltes Auskommen mit B-Film- und Fernsehrollen (eine der besseren B-Rollen ist sein charmanter Kopfgeldjäger Sweeney aus Backlash: Oblivion 2). Seit neuestem darf sich Caulfield sogar legitimerweise James Bond nennen, courtesy dank des Videospiels James Bond 007: Nightfire. Caulfield macht sich gar nicht mal so übel in Alien Intruder, ohne schauspielerische Glanzpunkte zu setzen, aber er absolviert den Auftritt hier zumindest routiniert und ohne gröbere darstellerische Ausfälligkeiten.

Den optischen Glanzpunkt setzt zweifellos Tracy Scoggins, die wir aus dem ein oder anderen Full-Moon-Film (wie Dollman vs. Demonic Toys kennt und jüngst einen Gastauftritt in A_Crack_in_the_Floor absolvierte. Schauspielern muss sie hier nicht wirklich, nur verführerisch aussehen, was ihr ganz gut gelingt, obgleich sie sich für mich gern ein wenig freizügiger geben könnte.

Tja, und da wäre noch die oben ungeklärte „special guest appearance“ von Jeff Conaway. Muss man den kennen? Nicht wirklich, aber man könnte, immerhin spielte er einige Jahre in der kultisch verehrten Sitcom Taxi, in der Leute wie Danny DeVito, Christopher Lloyd oder (schluck) Tony Danza ihre ersten Meriten verdienten. Eine seinen Co-Stars vergleichbare Karriere konnte Conaway nicht aufbauen, eine Stammrolle in Babylon 5 markiert den Höhepunkt seines Schaffens. Sein Prologauftritt als amoklaufender Borman hat zumindest ein wenig kontextbewusstes overacting zu bieten.

Alien Intruder, das sich mir in Form des alten Ascot-Verleihtapes vorstellte (und ein ganzes Sammelsurium an absolut ungeniessbaren Trailern auf andere zeitgenössische Schwachmatigkeiten als „Bonus“ bietet), ist letztendlich ein ziemlich spassfreies Unterfangen. Dem Film fehlen schlichtweg alle Zutaten, die einen Low-Budget-SF-Film unterhaltsam machen können: akzeptable Effekte (die man ja durchaus auch mit weniger Geld auf die Leinwand zaubern kann), eine durchdachte Story (auf die verzichtet man zur Not aber auch), ein flottes Tempo, solide Action und/oder horrible, blutige Härten. Und wenn man sich schon des abgegriffenen Virtual-Reality-Themas als zentrales plot device bedient, sollte man daraus entweder etwas clevereres machen als ein paar laue-halbherzige Filmparodien oder, wenn wir denn schon auf Teufel komm raus im sexuellen Bereich landen wollen, wenigstens in der Hinsicht etwas anregenderes bieten, denn wenn schon in Sachen Action und/oder Gore Fehlanzeige herrscht, hätte ein wenig gratitious nudity die lahme Plotte zumindest optisch ein wenig aufgelockert. So aber bleibt nur das Fazit, dass man sich mit Alien Intruder zwar bequem in den Schlaf wiegen lassen kann, aber um Himmels Willen keinerlei Entertainment erwarten kann (die Bier-Wertung ist heftig Tracy-Scoggins-beeinflusst).

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


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