Zachariah

 
  • Original-Titel: Zachariah
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  • Regie: George Englund
  • Land: USA
  • Jahr: 1971
  • Darsteller:

    Zachariah (John Rubinstein)
    Matthew (Don Johnson)
    Belle Starr (Patricia Quinn)
    Job Cain (Elvin Jones)
    Alter Mann (William Challee)
    The Dude (Dick van Patten)
    The Fiddler (Doug Kershaw)
    The Crackers (Country Joe and the Fish)
    Job Cain´s Band (The James Gang)
    Belle Starr´s Band (The New York Rock Ensemble)


Vorwort

Abt. And now for something completely different…

Nein, ich vergreife mich nicht an Monty Python (obwohl ich, und ich bitte bei der anstehenden Steinigung nur flache Steine zu verwenden, und strengstens verbitte ich mir Weibsvolk, The Meaning of Life nach wie vor für keinen guten und noch nicht mal einen sonderlich lustigen Film halte. Aber der Rest des Python-Ouevres tröstet mich darüber hinweg). Ich begebe mich nur mal wieder in ein Genre, dass ich normalerweise eher meide, weil mir dafür dann doch die Expertise fehlt – den Western.

Dass ich von Western nicht umwerfend viel verstehe, mag man schon daran festmachen, dass ich High Noon für den besten jemals gedrehten Genrebeitrag halte (ungeachtet sämtlicher Italowestern) – wenn´s nach mir gegangen wäre, hätte man nach diesem Edelwestern die Produktion weiterer „Cowboyfilme“ (wie Michael Mittermeiers Frau sagen würde) einstellen können. Naja, auf mich hört ja eh keiner.

Wenn ich also einen Western bespreche, und das dann noch nicht mal einer der italienischen oder spanischen Spaghetti- bzw. Paella-Western ist, die ich zumindest toleriere und den ein oder anderen für recht sehenswert halte, muss der schon ein spezielles Gimmick aufweisen, um mich neugierig zu machen. Womit wir bei Zachariah wären, einem kuriosen Relikt aus späten Flowerpower- und frühen Psychedelic-Tagen wären, der mir von unserem alpenländischen Freund bertors dringend ans Herz gelegt wurde.

Was das spezielle Gimmick an Zachariah ist, kann der geneigte Film- und besonders Musikfreund schon an obiger Besetzungsliste erkennen – neben dem ersten erwähnenswerten Leinwandauftritt eines gewissen Don Johnson (im zarten Alter von 18 Jahren) fallen dort die Namen einiger musikalischer Gruppierungen von gewisser Relevanz auf (first and foremost natürlich „Country Joe and the Fish“, die sich schon auf einem nicht ganz unbekannten Festival auf einer Wiese bei Woodstock von sich reden machten). Garniert mit der Tagline „The First Electric Western“ macht das schon dezent neugierig, wenn man sich auf abseitige bis obskure Filmware spezialisiert hat.

Wollen wir also mal kucken, was wir unter einem „elektrischen Western“ zu verstehen haben – im Zweifelsfall gibt´s dem Begriff „Pferdeoper“ eine neue Bedeutung. Der Doc ist gespannt und drückt auf PLAY.


Inhalt

Also ab in die Prärie, eine recht wüste Angelegenheit, so rein landschaftstechnisch, durch die ein Reiter seinen Zossen lenkt. Parallel hierzu bemerken wir eine E-Gitarre (!), mysteriöserweise an einer Holzwand hängend (mysteriös deshalb, weil von einem Haus weit und breit nichts zu sehen ist), einen das Sonnenlicht reflektierenden E-Bass, der irgendwo an einen Kaktus gelehnt ist, und nebenan steht ein fertig aufgebautes (aber nicht sonderlich beeindruckendes) Drumkit. Aus dem Nichts materialisiert sich eine zu diesen Instrumenten kompatible Band im perfekten early-70´s-outfit und verwandelt den bis dahin eher unmemorabel vor sich hin tönenden handelsüblichen Score in eine Rocknummer.

Zurück zu unserem Reiter, der sich als unser Held Zachariah entpuppt, ein Jüngling und ziemliches Schmalhemd ist sowie seinen Gaul im Schatten eines Baumes parkt, um ein ihm von der US-Mail zugestelltes Paket zu öffnen (wie ist das adressiert? „Zachariah, Wüste, 3. Baum links“?). Zum Entzücken Zachs beinhaltet das Packerl eine brandneue und offenbar schweinemäßig supertolle Kanone, die er sich wohl im Versandhaus bestellt hat (oder bei ACME). Sofort macht sich unser Nachwuchsrevolvermann an erste Zieh- und Schußübungen. Da Zach am notwendigen Zubehör, wie z.B. einem Halfter, gespart hat, muss er sich den Schießprügel recht stillos in die Hose stecken (bei richtiger taktischer Anwendung kann er dann aber wenigstens bei den Mädels angeben, höhö). Nach anfänglichen Schwierigkeiten steigert sich Zach im Umgang mit der Wumme und lässt einen begeisterten Cowboy-Kampfschrei erklingen: „Woo-hoo-hoo!“ Manche Leute sind leicht zu erheitern.

Was kann man nun im wilden Westen (denn ungeachtet der Tatsache, dass elektrifizierte Musikinstrumente Allgemeingut sind, spielt die Plotte im späten 19. Jahrhundert) mit einem 1-A-Schießeisen anfangen? Zachs trübes Auge richtet sich auf den Steckbrief der wegen allerlei Schandtaten gesuchten Outlaw-Bande „The Crackers“ und, möchte man glauben, vor allem auf die ausgelobte Belohnung. Zunächst mal reitet Zach aber zu seinem alten (ähm, naja) Kumpel Matthew, der sich als Hufschmied verdingt (´nen Meisterbrief hat der mit seinen achtzehn Lenzen sicher auch noch nicht). Auch Matthew fallen angesichts der neuen Wumme fast die Kulleraugen aus den Glotzbuchten. Zachariah hätte auch einen Spezialauftrag für Matt: eine Silberkugel wünscht unser Hero angefertigt zu haben. „Gegen Vampire?“, gibt sich Matthew als eher unbeleckt, was Horrorarchetypen angeht (für die Langsamdenker: Silberkugel = Werwolf), aber Zach hat eh nicht vor, unter die Van Helsings zu gehen, sondern ist schlicht der Ansicht, dass eine schicke Knarre auch schicke Munition verdient. „Far out“, fällt Hellbirne Matthew nur noch ein. Wir sehen schon – wir haben´s mit hervorragenden Specimen männlicher Intellektualität zu tun.

Was sich auch darin äußert, dass die beiden Nasenbären erst mal fröhlich zum Spaß in der Gegend herumballern und unschuldige Blechdosen erschießen, wobei sich auch Matthew als kompetenter Schütze und RTL-II-Pannenshow-tauglicher practical joker entpuppt (der Torfkopp schneidet sich an der von ihm entleibten Dose und schmoddert mit seinem kostbaren Lebenssaft blöde grinsend Zachariahs Visage voll. Scheint echt lustig zu sein…). Nun sind wir aber auch in einem „psychedelischen Film“ aus der Zeit konsequenten Drogenmissbrauchs, da brauchen wir auch ein paar existentialistisch-unverständliche Dialoge (zumal sich das Ding, zumindest so einige Quellen, als freie Adaption der Hesse´schen Buddha-Abhandlung „Siddharta“ versteht). Und so schlagen Zach und Matt ein paar Zeilen mit hanebüchenem Mumpitz a la „was würdest du erschießen? Die Sonne oder den Mond?“ tot (auf Anhieb meinte ich, wir kämen auf diesen Dialog später noch mal in gewinnbringender Form zurück, aber… nicht wirklich).

Zum Glück reiten ein paar singende Gesellen vorbei, die in ihren Satteltaschen nicht Munition und Proviant, sondern Gitarren und Schlagzeug verstaut haben – die „Crackers“. Zach, der bekanntlich aus diesem oder jenen Grund auf die Outlaws scharf ist, überredet seinen Kumpel blitzartig dazu, den Banditen in die Stadt, genau genommen, in den Saloon zu folgen, wo die Crackers ohne weiteres ihre Instrumente aufbauen und dem überraschten Townsfolk ihren Themesong „We´re the Crackers“ („We don´t care about law and order“) darbieten. Alles freut sich, alles lacht, alles tanzt, alles schwoft mit, zumindest soweit es sich um Zach und Matthew handelt, die ihre Idole mit leuchtenden Augen anhimmeln, auch wenn der Leadsänger der Band demonstrativ mit seiner Knarre rumwedelt, was andeutet, dass es sich möglicherweise um einen singenden Überfall handeln könnte.

Einige der anwesenden Kuhtreiber halten allerdings den Gassenhauer der Crackers weniger für Musik denn vielmehr blöden, stupiden und lausigen Bockmist, der nur „Weirdos“ und Schwuchteln gefallen kann. Zachariah legt einen wagemutigen Protest ein und wird, angesichts seines blonden Gefährten, möglicherweise nicht völlig zu Unrecht für einen Angehörigen der zweiten Kategorie gehalten („Suchen du und deine Freundin etwa Ärger?“, fragt der Wortführer der Kritiker). Zachariah grummelt, würde die Sache aber auf sich beruhen lassen, aber der Konzertkritiker ist jetzt in bester Duell-Laune und fordert Zach zum launigen Shoot-out. Die Crackers, immer dabei, wenn´s kostenloses street theatre gibt, stellen sofort ihren Set ein, ein paar Tische und Stühle werden flink aus dem Weg geräumt – Zach kann sich nicht herausreden, muss sich stellen und – ballert seinem Kontrahenten eine Ladung Blei vor den Latz. Matthew steht der Mund vor Staunen soweit offen, dass man eine Mercedes-S-Klasse drin parken könnte und die Band offeriert dem Duellsieger großzügig einen Musikwunsch seiner Wahl. Zachariah selbst hat allerdings gar nicht wirklich mitgekriegt, was eigentlich passiert ist und plädiert für Rückzug nach Hause, was Matthew allerdings für eine dumme Idee hält: „Das war fantastisch! Wir können jetzt ÜBERALL hingehen!“

Zachariah glaubt, wegen Mordes gesucht zu werden und kampiert mit seinem Nr.-1-Fan Matthew irgendwo in der Prärie. Matthew klärt Zach auf, dass keine alte Sau nach ihm sucht, weil die Crackers den Express überfallen und damit die Schlagzeilen für sich gepachtet hätten (und was ist im wilden Westen ein Duell unter Freunden?). Das bringt Zach nun wieder auf die Idee, die Crackers suchen zu wollen, was Matthews Beifall findet. Der Schmied überreicht Zach auch eine exklusiv angefertigte Silberkugel (mehr Silber konnte er nicht auftreiben).

Die Crackers werden schnell gefunden – Zachariah stellt sich der Outlawbande in den Weg und verlangt… einen Job! Ergo also Mitgliedschaft in deren krimineller Vereinigung. Comedy ensues, weil die Crackers, die so aussehen, als könnten sie zusammengenommen maximal bis drei zählen, einen High-School-Abschluss, den Zach natürlich nicht vorweisen kann, als Aufnahmebedingung postulieren. Ersatzweise lassen die Outlaws aber auch gelten, dass Matthew mit Gewehr im Anschlag hinter ihnen steht und für den Fall eines abschlägigen Bescheids Gegenmaßnahmen androht (also, wenn die fünf Crackers nicht mit zwei Amateur-Revolverhelden fertig werden, kommen sie ungefähr gleich nach den Daltons aus Lucky Luke, was ihre Gefährlichkeit angeht). Damit wären Zach und Matthew also problemlos aufgenommen und geißeln mit ihren neuen Freunden den Westen (akustisch beschallt von einer 70er-Rock-Adaption des Offenbach´schen „French Can Can“). Einziges Problem bei diesem Arrangement – THEY SUCK!

Und zwar sucken die Jungs wirklich auf dem Level eines Industriestaubsaugers – ich revidiere meine obige Einschätzung, gegen die Crackers sind die Daltons eine Angst und Schrecken verbreitende Bedrohung globalen Ausmaßes. Obwohl die Raubversuche der Crackers in den Zeitungen Schlagzeilen machen, ist die einzige erfolgreiche Operation der Bande der grandiose Einfall, einen Reiter WÄHREND seines Vorbeiritts (im Galopp) an einem Gebüsch um seine komplette Garderobe zu erleichtern (hach, Komedy). Der Versuch, einen Goldtransport (liebevoll mit „GOLD“ beschriftet) zu erleichtern, scheitert aber schmählich, mit der Konsequenz, dass die ausgesetzte Belohnung von 150 Dollar pro Cracker-Kopf auf 25 Dollar reduziert wird. Dafür kann ein Kopfgeldjäger ja nicht mal mehr das Heu für seinen Jolly Jumper bezahlen…

Trotz dieser demütigenden Preisauszeichnung ist die Stimmung im Freiluftlager der Gang blendend – sind halt anspruchslose Gesellen, die vom Leben nicht mehr verlangen als „a woman and a bottle of wine“, wie man sich singenderweise auszudrücken beliebt (und eins muss man feststellen – die Jungs singen besser als sie rauben und plündern). Zwar ist momentan weder das eine noch das andere am Start, aber das kann sich ja ändern. Zachariah, mangels zu zerebralen Anstrengungen befähigter Konkurrenz und im puren Ausschlussverfahren offizielle Intelligenzbestie der Bande, hat eine grandiose Idee. Da die Crackers als Räuber erwiesenermaßen nix taugen, könnte man sie doch als Ablenkungsmanöver einsetzen – während die Band an einem Ende der Stadt spielt, und das vor allem LAUT und programmgemäß die Bevölkerung zum Abgrooven auftaucht, könnten er und Matthew in aller Seelenruhe die Bank ausrauben. Der Obercracker hält das zwar für eine ziemlich doofe Idee (und ich möchte ihm nicht wirklich widersprechen), aber angesichts der Erfolgsquote der bisherigen herkömmlichen Raubmethodik gibt man dem neuen Ansatz eine faire Chance.

Und so rocken die Crackers wenig später auf einem Bollerwagen die Ballade ihres neuen Images („wir sind die Crackers, wir sind lieb und nett und rauben nie“), was vor allem die züchtige Dorfweiblichkeit zu rhythmischen Bewegungen veranlasst und allgemein ein großes Hallo auf der Main Street verursacht – dieweil erleichtern Zach und Matt wie geplant die Bank um die dort von der Kundschaft in unangebrachtem Sicherheitsdenken deponierten Bargeldvorräte (man sprengt den Safe auf, lustigerweise just in dem Moment, in dem die Crackers auch was von „blast“ dahersingen), und obwohl´s mächtig rumpelt und staubt, ist die Bevölkerung von den heißen Rhythmen der Crackers ausreichend eingenommen, um den Räubern die Flucht zu ermöglichen.

Keine Frage, jetzt haben die Crackers endlich mal Grund für Partystimmung im Camp. Der Cracker-Chef geht vor lauter Begeisterung und mit einer Aufzählung eventuell lohnender Wiederholungs-Ziele sogar ins Wasser (??). Der Fete mangelt es nur an Bölkstoff und den soll Zachariah holen und ausnahmsweise wohl auch mal bezahlen (ist zwar etwas undankbar, dass derjenige, der den erfolgreichen Plan ausgetüftelt hat, nun auch noch die Botengänge erledigen muss, aber so ist das knallharte Banditenleben). Die nächste Cantina besteht allerdings nur aus einer etwas angekokelt wirkenden Fassade (wobei, wie mich Future Doc unterrichtet, man bei diesem Film nicht sicher sein kann, ob das nun nur ein „symbolisches“ Set ist oder der Schuppen wirklich abgebrannt sein soll), vor der ein abgerissener Typ mit einer Geige rumsteht und sich mächtig einen abfiedelt (auf der FIEDEL, klar?). Zach entdeckt einen Steckbrief – Job Cain ist drauf abgebildet und für dessen Rübe hat die Staatsmacht die stolze Summe von 50.000 Dollar ausgelobt. Keine Frage, der spielt in einer ganz anderen Liga als die harmlos-doofen Crackers. In Zachs Brägen beginnt´s zu arbeiten und der Fiddler ahnt, worauf der Jungspund aus ist – klare Sache, das muss liedtechnisch abgehandelt werden. In blumigen Reimen gibt der Fiedler zu bedenken, dass Cain für Zach ein bis zwölf Nummern zu groß ist. Der Knabe hat schon mal an einem Tag vier Leute abgeknallt und sei allgemein wenig umgänglich, so jemand an seinem Thron als schnellster Schütze des Westens zu sägen beabsichtigt: „19 tried and 19 died!“

Natürlich hört Zachariah nicht auf wohlgemeinte Ratschläge, zumal er eh nicht vor hat, Cain zum Duell zu fordern. Vielmehr ist er an beruflichem und sozialem Aufstieg interessiert und vermittelt Matthew seinen neuesten Plan, Cains Bande beitreten zu wollen, die schließlich entschieden mehr auf dem Kasten habe als die blöden Crackers. Matthew lehnt ab – er sieht sich in Gesellschaft der lustig singenden Ganoven am Ziel seiner Träume: „Wir sind Revolvermänner!“ Zachariah erklärt geduldig, dass die Crackers seiner Ansicht nach ein Haufen Deppen ist, die auch in Zukunft jeden Raubzug exquisit vergeigen würden und weist außerdem darauf hin, dass er nur mit Matthew zusammen gehen will. Das überzeugt scheinbar.

Cain hat sein Hauptquartier in einem Saloon in Apache Wells aufgeschlagen und wir sehen schon, hier weht ein ganz anderer Wind. Wo die Crackers zwar rockige, aber lustige Lieder mit singalong-Refrains singen und ganz offensichtlich zwar Banditen, aber good-natured sind, geht´s bei Cain ganz anders zur Sache. Die Mädels tanzen in Straps und Reizwäsche, die Hausband spielt keine fröhlichen Flowerpower-Rhythmen, sondern harten Rock der Prä-Heavy-Metal-Schule. Matthew springt der Draht aus dem Stetson: „SO leben Revolvermänner!“ (Der hat sich´s schnell anders überlegt…). Unsere Junior-Gunfighter bewundern die erlesene Sammlung von Schießeisen, mit denen die Wände dekoriert sind und während wir uns und sie sich noch fragen, was es damit wieder auf sich hat, wird´s auch schon erklärt, weil ein wagemutiger Outlaw Cain zum Duell herausfordert. Cain, ein Schwarzer, der sich zwecks besseren Kontrast eine silberne Weste umgeschnallt hat, akzeptiert und ballert den Challenger unbürokratisch über den Haufen, um die Wumme des Gefallenen lässig seiner Kollektion hinzuzufügen. Der Sieg des Hausherren veranlasst die Anwesenden zu ausgelassener Party, Cain selbst entert zur Feier des Tages die Bühne, verscheucht den Drummer und legt ein Drumsolo hin, das sich – nach zähem Auftakt – durchaus gewaschen hat. Jubel! Trubel! Heiterkeit! Freibier!

Matthew und Zachariah wagen es, sich mit den Gratis-Bierkrügen an Cains Tisch zu pflanzen. Dessen Security möchte die Störenfriede gern freundlich, aber bestimmt hinauskomplimentieren, doch Zach unterbreitet ihren Banden-Beitrittswunsch. „Schnelle Leute können wir immer gebrauchen“, grinst Cain, aber selbstredend verlässt sich der größte Outlaw des Westens nicht auf plumpes Eigenlob, sondern verlangt praktische Demonstration im Rahmen eines kleinen Spiels. Zachariah und Matthew müssen sich zum Duell aufstellen – Ziel der Übung ist es, sich auf Kommando (ploppender Sektkorken) nicht gegenseitig totzuschießen, sondern das Auge des jeweils neben ihnen drapierten Bullenschädels zu treffen. Nach reiflicher Überlegung bekundet Zachariah, an diesem Teil der Abendgestaltung nicht partizipieren zu wollen. Matthew interpretiert dies zutreffend an dezenter Anzweiflung seiner Schusskünste, schießt trotzdem und dem Bullenschädel erfolgreich das Auge aus, dies auch in einer Geschwindigkeit, die Cain Respekt abnötigt. „Bist du schneller?“, erkundigt er sich bei Zachariah. „Das haben wir nie ausprobiert“, antwortet Zachariah gelassen. Cain hält den optimalen Zeitpunkt für eine diesbezügliche Entscheidung für gekommen, aber Zach weigert sich weiterhin: „Wir sind Freunde!“, und Freunde ballern nun mal nicht aufeinander (Matthew hat dieser Umstand nicht gestört). „Wir sind alle Freunde hier und jeder hat seine Nummer“, entgegnet Cain grinsend (und zumindest was den zweiten Halbsatz angeht etwas kryptisch) und selbstverständlich ist er selbst Numero Uno. Wenn das so ist, meint Zach, möchte er gern mit Cain spielen. Der Outlaw ist verblüfft, willigt aber ein. Das Duellspiel wird eröffnet – beide ziehen, aber Cain doch eine Idee schneller. In Cains Bande ist man zwar über Zachs Geschwindigkeit beeindruckt, Zach selbst allerdings packt seine Sachen und latscht vor die Türe, Matthew extrem irritiert hinterher, der kapiert nun wirklich gar nix mehr.

„Du bist kein Revolvermann, du bist ein ´jackass´!“, beleidigt Matt seinen Kumpel und möchte nun schon gern wissen, was genau Zachariah nun jetzt wieder reitet. Der allerdngs hatte einen Anfall unerwarterter Hellsichtigkeit und sich an seinen sechs Patronenkammern ausgerechnet, dass, sollten sie beide Cains Bande beitreten, es zwangsläufig auf einen Kampf Zach vs. Matt hinausläuft (warum eigentlich?) und der eine Freund den anderen umbringen muss, worauf er nun, was man irgendwie verstehen kann, keinen Bock hat. Matthew zeigt sich persönlich-menschlich enttäuscht von seinem Buddy, der ihn erneut warnt, dass Cains Leute nicht die sympathischen merry men wie die Crackers sind, aber das Tischtuch ist zerschnitten. Matthew will bei Cain bleiben und mit Weichei Zachariah nichts mehr zu tun haben. Man scheidet nicht im Unfrieden, aber ersichtlich im festen Willen, in Zukunft weit getrennte Wege zu bereiten.

Die Zeit vergeht, Zachariah reitet ziellos durch die Lande und kommt eines schönen Tages an einer einsamen, am Fuße eines Berges gelegenen Hütte vorbei. Stolzer Besitzer dieses Heims ist ein alter Mann mit Weihnachtsmannbart, der Zachariah freundlich aufnimmt und zum Abendessen einlädt, vorausgesetzt, er hängt im Wortsinne seine Knarre an einen an der Außenwand der Hütte angebrachten Nagel. „Du brauchst sie hier nicht und der Berg passt darauf auf!“ Leerer Magen schlägt Waffenliebe mühelos k.o. Der Alte will wissen, wohin Zachs Weg ihn führt, so richtig weiß Zach das aber auch nicht und gibt nur eine vage Himmelsrichtung an. „Die Grenze,“ spekuliert der Greis, „you´re horny?“ (In Mexiko scheint´s also die leichten Mädchen zu geben, die´s im prüden Amiland nicht gibt). Zachariah freut sich über die Möglichkeit zum unverbindlichen Smalltalk, denn er war schon sooo lang allein (im Film doch immerhin schon gut zwanzig Sekunden). Der Alte schwadroniert, dass er absichtlich alleine weitab von allem hause usw. usf., das alles bringt uns nicht wirklich weiter. Zach steht kurz davor, aus seinem Herzen keine Mördergrube zu machen und dem alten Knacker seine Seelennöte an den Bart zu nageln (was insofern gut wäre, als es uns als Zuschauer langsam mal darstellen würde, was Zach nun überhaupt für´n Problem hat), überlegt es sich allerdings anders, bedankt sich nur für´s Happa-Happa, sattelt den Gaul und reitet vom Hof.

Ziel der Reise ist die schöne Stadt Camino, die neben einer typischen Wild-West-Main-Street auch eine riesige Fassadenstraße aufweist (und die sehr touristenfreundlich den eintreffenden Reiter mit einer im Käfig tanzenden Oben-Ohne-Maid am Ortseingang begrüsst. Da bin ich ´für!), wieder mal lediglich „symbolische“ Sets – Bordelle, Varieté-Theater, Massagetempel, all diese Etablissemangs haben zwar ausschweifende Portale, aber nicht wirklich daran anschließende Gebäude. Beabsichtigte Message oder schlichte Geldfrage – who wants to decide? Im Mittelpunkt dieses Gekröses steht Belle Starrs Residenz, zu der eine Showtreppe von Las-Vegas-Ausmaßen hinaufführt und vor selbiger, auf einem bebretterten Bühnenboden, sich ein paar Kerle relativ sinnfrei prügeln. Zachariahs Gesichtsausdruck nach did he just die and go to heaven, wenn Ihr versteht, was ich meine.

In einer erschütternd überflüssigen (und nicht wirklich lustigen) Comedy-Sequenz werden wir Zeuge, wie ein Geselle namens „The Dude“ (Dick van Patten, den wir aus etlichen Mel-Brooks-Filmen kennen) im Stile eines typischen US-Gebrauchtwagenverkäufers versucht, gebrauchte Pferde und Wagen an den Westmann zu bringen und Zach als vermeintlichen Experten für vierbeinige Präriebeförderungsmittel einlädt, eins seiner Verkaufsexemplare auf Herz und Nieren zu prüfen. Aus einer Luxuskutsche heraus beobachtet Belle Starr den Pferdeexperten (und zu nichts anderem als Etablierung eines Blickkontakts zwischen Belle und Zach dient die Szene) – Zachariah glotzt zurück und ist sofort Hals über Kopf in die (nicht wirklich attraktive) Belle verliebt.

Weil er immerhin ansatzweise davon gehört hat, wie man eine Dame den Hof macht, und er ahnt, dass er in seinem arg verschmutzten Ist-Zustand kaum bei der Holden wird landen können, unterzieht er sich einer Generalüberholung im Massagesalon (und lässt sich dort MASSIEREN. Man glaubt kaum, welche Dienstleistungen dort angeboten werden!). Die schnatternden Girls quetschen Zach aus, auf welche der Ihren er sich denn eingeschossen habe. „Belle Starr“, verkündet Zachariah todernst. Er erhält immerhin wertvolle Tipps – Belle treibt´s nur mit waschechten Revolvermännern und auch da nur mit den besten der Besten. Unter diesen Umständen hält Zachariah es für angebracht, sich auch kleidungstechnisch aufzupeppen und in eine wirklich prollige strahlend weiße Cowboytracht zu werfen, für die im echten Wilden Westen jeder Träger einer solchen mit Sicherheit aus purem Prinzip an den nächsten Baum gehängt worden wäre. Aus Gründen der allgemeinen Schrägheit entdeckt Zachariah in der Badekabine nebenan noch einen Kerl, der Trompete spielt. Whatever.

Im neuen Wams, frisch eingeseift und mit einem Käfig voller Kanarienvögel (?) als Geschenk für die Angebetete klopft Zachariah beherzt an Belle Starrs Varieté-Theater-Tür. Der Türsteher bescheidet Zachs bescheidenen Wunsch nach Einlass abschlägig – dies ist ein exklusiver Laden, da darf nur rein, wer auf der Gästeliste steht, und das tut Zachibaby nun mal nicht. Zachariah wedelt mal kurz mit seinem Colt und murmelt: „Ich bin Revolvermann!“ Ooookeeeh… unfallfrei einen Revolver um den Zeigefinger kreisen zu lassen, ohne sich dabei selbst zu erschießen, reicht als Qualifikation absolut aus, um den Türbewacher zu überzeugen. Ich glaube, Belle treibt´s nicht nur mit den Besten, sondern mit so ziemlich JEDEM. Bei der Frau wär ich vorsichtig, da holt man sich ja was weg.

Zunächst aber staunt Zachariah über das doch etwas unkonventionelle „Theater“. Das hat zwar ´ne Bühne (samt obligatorischer Hausband, die hier aber zunächst, bzw. die drei momentan sichtbaren Vertreter, in hochanständige Fräcke gekleidet sind und klassische Musik auf ebensolchen Instrumenten dudeln), ist aber so rein ausdehnungstechnisch eher überschaubar und, vor allem, das Publikum besteht ausschließlich aus Pappkameraden, was ausnahmsweise mal nicht künstlerisch-symbolisch gemeint ist, sondern wirklich so sein soll. Belle Starr macht sich nämlich ´nen Jux daraus, die, die sie mal drin gehabt hat, als lebensgroß bemalte Pappfiguren in die „Logen“ ihres „Theaters“ zu stellen – so z.B. auch Job Cain. Zach überreicht seine Kanarienvögel („Danke, ich stell sie gleich ins Wasser!“ Ich gebe zu, ich habe gelacht…) und stellt sich als „Gunfighter“ vor. Damit ist er bei Belle Starr natürlich wohlgelitten: „Die meisten Revolvermänner ´leihen´ mich aus!“, macht sie klar, dass langfristige Beziehungen eher nicht ihr Ding sind. „Ich nicht“, stellt Zachariah fest und fügt hinzu: „Ich liebe dich!“ (Super. Du hast das Mädel dreißig Sekunden lang gesehen, ungefähr fünf Worte mit ihr gewechselt und bist verliebt. Trottel. Und übrigens – hübsch ist die wirklich nich´ wirklich…). „Du steckst voller Überraschungen“, witzelt Belle, will aber gleich zur Sache kommen, drückt auf ein Knöpfchen und schon rollt ein ausladendes Doppelbett auf die Bühne. Na denn…

Ich weiß übrigens nicht, ob Belles Band für die Charaktere im Film „anwesend“ ist oder nur für „uns“ den Soundtrack spielt. Ich, als in der Hinsicht eher konservativer alter Knochen, hätte nämlich durchaus was dagegen, wenn mir ein halbes Dutzend Peoples beim Rammeln zukuckt, und das ist genau das, was jetzt passiert. Belle und Zachariah schälen sich aus ihren Gewändern und sinken in die Bettstatt, während das „New York Rock Ensemble“ von Klassik zu Psychedelic-Rock wechselt und ordentlich in die Saiten und Tasten haut (und sich dabei übrigens auch nackig macht… *stöhn *). Von der sich abspielenden Sexszene ist, jugendfreier Film das, nicht mehr zu sehen, als dass Belle und Zach Tequilas kippen und Belle das dazugehörige Salz direkt von Zachs Bauch lutscht.

Afterwards – Belle ist beeindruckt: „Du bist besser als alle anderen!“ Wenn sich das mal rumspricht… Währenddessen, in Cains Hauptquartier. Die Bande macht sich auf zu einem neuen Raubzug, der nach Camino führen soll, aber Matthew darf nicht mit. Cain hat ihn für die vertrauensvolle Aufgabe, auf den Saloon aufzupassen, ausersehen. Matthew macht grinsende Miene zum nicht vollbefriedigenden Spiel. „Beim nächsten Mal nehme ich dich vielleicht mit“, stellt Cain in Aussicht. Cain und seine Leute traben ab, Matthew bleibt zurück und entscheidet sich dafür, etwas gegen seine Langeweile zu tun. Kann er ja machen, vielleicht haben wir ja auch was davon, und das wäre nicht ganz so schlecht.

Dieweil verabschiedet sich Zachariah zu Belles gesteigerter Überraschung von der promiskuitiven Dame. Irgendwas, und sei´s der große Zeh, hat Zach nämlich vermittelt, dass er auch in Camino und in Belles Armen nicht glücklich ist. „Du gehörst auch hierher“, versucht Belle ihn zum Bleiben zu überreden (der muss echt einen tiefen Eindruck bei ihr hinterlassen haben, har-har), aber Zachariah lehnt ab: „Noch nicht!“

Verunsichert, was seine weitere Lebensplanung angeht, reitet Zach zurück zum alten Mann und erhofft sich dort wieder Aufnahme, doch der Zausel erkennt Zach in seinem weißen Heldenanzug nicht wieder. Es bedarf einiger Überredung, bis der Alte einsieht, es tatsächlich mit dem leibhaften Zachariah zu tun zu haben. Nachdem die anfänglichen Missverständnisse geklärt sind, herrscht wieder Frieden und Eintracht (aber nicht die aus Frankfurt) im Haushalt und Zach darf wieder frisches Gemüse aus des Alten gepflegten Wüsten-Garten mampfen. „Hast du gefunden, was du gesucht hast?“, erkundigt sich der Opa. Zachariah entgegnet, dass er nicht sicher ist, was er überhaupt sucht. Wie jeder einsiedlerische Wüsteneremit ist aber auch unser Opa nebenberuflicher Philosoph und potentieller Guru, bietet daher seine Hilfe an, bzw. die der Wüste, in der könne man nämlich Frieden finden (zur Not den ewigen, wenn man unvorsichtig ist, newa?). „Ich weiß nicht, ob Frieden das ist, was ich suche“, scherzt Zachariah, aber da er ja eh keinen Plan davon hat, was er will, kann er´s genauso gut ja auch mal ausprobieren.

Also rennen die beiden Männerfreunde am nächsten Morgen in die Wüste hinaus – Zachariah scheint an der Sache Gefallen zu finden (oder ihn trifft einfach nur der Hitzschlag…), jedenfalls springt und hüpft er durch den brennend heißen Wüstensand, zieht sich die Schuhe aus, joggt barfuss herum, rollt freiwillig Dünen hinunter (und steckt dabei den Opa an, dabei muss der doch aufpassen, in dem Alter holt man sich schnell ´nen Oberschenkelhalsbruch oder schlimmeres), man tanzt herum und ist allgemein ganz im Einklang mit dem Universum. Oder so. „Du musst langsamer werden“, doziert Dr. phil. Wüstenschrat als Therapie gegen die ungesunde Hektik des Revolvermannlebens. „Das kann für mich fatal enden“, stellt Zachariah fest. „Hurry up and die“, seufzt Opi resigniert, doch mit diesem kleinen Sinnspruch trifft er einen Nerv, Zachariah kapiert offenbar, worauf sein Mentor hinauswill, bleibt beim Alten und hilft dem bei der Bewirtschaftung von Haus und Garten, während Cain in Camino einreitet und sich Belle Starr zuwendet.

Bis eines schönen Tages eine Kutsche eintrifft, deren Fahrer eilig um Versorgung der Pferde bittet, man hat´s nämlich brisant, Reiseziel Camino. Der Passagier ist … Matthew! (Gasp! Shock! Surprise!). Die alten Freunde begrüßen sich mit einer herzlichen Umarmung, no hard feelings, auch wenn man gegenseitig der Ansicht ist, sich kaum mehr wiedererkannt zu haben (kein Wunder – Zach trägt verdreckte Arbeitsklamotten, Matthew die schicke schwarze Uniform der Cain-Gang). Matthew verklickert Zach seine Pläne – er will schlicht und ergreifend nach Camino, dort Cain umnieten und damit die unumstrittene Pole Position unter den Revolvermännern einnehmen (gibt´s da keine Weltrangliste?). Dass Zach sich aus der Szene zurückgezogen hat, findet Matthew suspekt: „Versteckst du dich?“ „Irgendwie schon“, muss Zach zugeben, ohne zu erklären, vor wem oder was oder warum. Achselzuckend schwingt sich Matthew zurück in die Kutsche und dampft ab. Zach wünscht viel Glück, beginnt aber heimlich, still und leise, so dass es der alte Knacker nach Möglichkeit nicht mitbekommt, wieder mit seinem Revolver zu üben.

In Camino angekommen verliert Matthew keine Zeit, Cain herauszufordern. Der ist erstaunt über die Konkurrenz aus dem eigenen Lager, erklärt sich aber zum Duell auf der Showbühne vor Belles Laden bereit. Zu allgemeiner Überraschung (so z.B. zu meiner, ich ging an dieser Stelle eigentlich davon aus, dass Cain Matthew killt und Zach zwecks Rächung des gefallenen Kumpels wieder zum Schießeisen greifen muss) entscheidet Matthew die Auseinandersetzung für sich, Cain fällt tot in Kruzifix-Pose und sein Killer kann, ganz wie´s auch Cains Art war, dessen Kanone an sich nehmen. Als wackerer Duellsieger erklimmt Matt die Stufen zu Belles Theater, um die zu vermutenden sexuellen Huldigungen entgegenzunehmen.
Schwer symbolisch. Nicht speziell für irgendwas, aber symbolisch allemal (und sehr lustig, dass man Cain, der zuerst anders gefallen war, vor dieser Einstellung noch schnell in das Schattenkreuz gezerrt hat).

Zachariah ist mittlerweile von allgemeinen Handlingübungen zum Schießtraining übergegangen und beballert seines Gastgebers Lieblingsberg mit blauen Bohnen. Der alte Sack ist darüber alles andere als begeistert und murmelt ein verzweifeltes „hast du denn GAR NICHTS gelernt“ in seinen Bart (okay, wenn ich ehrlich bin – gelernt hat Zach, barfuß durch die Wüste zu rennen und dort dummes Zeug anzustellen, und das halte ich jetzt bei aller Liebe und Wertschätzung des friedvollen Umgangs miteinander auch nicht für das Allercleverste in Tüten). Miesepetrig drückt der Alte seinem Schützling beim Abendessen ein paar von Kugeln zerkleinerte Kiesel und proklamiert feierlich, nie wieder mit Zachariah sprechen zu wollen (zu weitergehenden Maßnahmen wie z.B., Zach aus seinem Haus zu schmeißen, ringt sich der herzensgute Oldie aber nicht durch). Einige Zeit später sitzt der Alte grummelig in seinem Schaukelstuhl. Zachariah versucht eine halbherzige Versöhnungsgeste (die ich nicht kapiere… er versucht offenbar, mit weiteren Bergkieseln beim Opa landen zu können), aber den Zausel plagen andere Sorgen: „Ich glaube, ich sterbe!“, bricht er sein Schweigegelübde (das hat er nicht lang durchgehalten) und lässt dieser Ankündigung umgehend Taten folgen. Pardauz, hin ist der Kerl.

Zachariah begräbt den alten Mann und stellt (woher hat er die nu wieder?) eine Engelsfigur an der Grabesstelle auf. Matthew indes hat das Cain-Killing auch nicht vollständig zufriedengestellt – er hat sich einen Gaul organisiert und reitet zur Hütte zurück. Zachariah hat quasi die Identität seines verblichenen Gastgebers angenommen, pflegt dessen Gärten und auch seine gutmenschliche Attitüde – Matthew sieht sich zum Abendessen eingeladen, ist aber darüber gar nicht so erbaut. „Wenn ich Familie hätte spielen wollen [der englische Dialog bedient sich dafür der Robot Monster-erprobten Vokabel „play house“], hätte ich bei Belle bleiben können!“ Zach bemerkt tatsächlich, dass sein Gast und Ex-Freund eine gewisse angespannte Rivalität ausstrahlt, aber Matthew muss noch deutlicher werden: „I´m callin´ you out!“ Aus seiner Sicht verständlich – er weiß, dass Zach eigentlich immer besser, d.h. schneller war als er, um sein Ego zu befriedigen und auch für sich selbst zur Nummer 1 zu werden, muss er Zach umbringen (genau, wie Zach es einst prophezeite… es fügt sich doch alles zusammen, gell?). Zachariah reagiert auf die Herausforderung aber eher gelangweilt-desinteressiert. Matthew muss zu drastischen Maßnahmen greifen und – zertrampelt böswillig den Gemüsegarten. Das bringt den ausgeglichensten Zen-Philosophen in Rage, so auch Zach: „Jetzt gibt es keinen anderen Ausweg mehr!“ Sprachs und verschwindet ruhig in der Hütte. Matthew staunt nicht schlecht – vor allem, weil Zach nicht postwendend wiederkommt, um die Sache jetzt ordnungsgemäß auszuschießen.

Matt schleicht ums Haus und findet Zach, wie der gerade seine in alle 137 Einzelteile zerlegte Knarre in aller Gemütsruhe mit´m Pinsel reinigt. Lang nicht mehr in Gebrauch gewesen, da kommt schon mal Sand ins Getriebe, und das muss raus. Matthew drängelt – in einer Stunde geht die Sonne unter, und bis dahin hätte er die Sache ganz gern erledigt. Gut Ding braucht aber Weile, also muss sich Matthew in den Schaukelstuhl setzen und abwarten, bis Feinmechaniker Zach seine Waffenreparatur erledigt hat.

Endlich ist Zach bereit. Man stellt sich in Duellposition, aber Zach verzögert weiter nach Kräften. Ihm ist´s mittlerweile zu spät und zu finster – man könnte sich doch auch drinnen schießen, da wär´s heller und außerdem könnte man vorher noch ´ne Kleinigkeit essen. „JETZT!“, brüllt Matthew ganz leicht genervt. „Oh. Richtig. Gute Idee“, stimmt Zach zu, doch eine Kleinigkeit wär da noch: „Ich hab keine Kugeln!“ Jetzt platzt Matthew aber endgültig der Kragen: „Du brauchst nur eine!“, tobt er, und die trägt Zach doch als good-luck-charm um den Hals – die einst von Matthew geschmiedete Silberkugel. Matthew rupft die Silberpatrone ab, doch diesen tätlichen Angriff nutzt Zachariah zu einer hand-to-hand-Attacke seinerseits, in deren Verlauf er Matthew auch (ich muss drauf rumreiten, faktisch völlig blödsinnig…) daran erinnert, dass die Silberkugel „für Vampire, nicht für Freunde!“ gedacht ist (der soll bloß beten, dass er nie einem Vampir gegenübersteht). „Ich werde dich umbringen“, krakeelt Matthew. „Umbringen? Hast du denn gar nichts gelernt?“, keift Zach zurück (wieso sollte er? Du, also Zach, warst doch derjenige auf dem Selbstfindungstrip). Wütend lässt Zach seinen Ex-Kumpel liegen, schnappt sich ein Pferd und reitet weg. Matthew grölt hysterisch hinterher, dass Zach doch bitteschön zurückkommen und sich erschießen lassen soll. Zach tut ihm diesen Gefallen allerdings nicht, so dass Matthew nach leichter Beruhigung nachdenklich die Silberkugel anstarren, den offiziellen moment of realization TM erleben, geläutert seine Knarre wegwerfen und hinter Zach herreiten kann…

Zach hat hierauf spekuliert und wartet auf Matthew – die Freundschaft ist wiederhergestellt und bestens gelaunt reiten sie gemeinsam in den 1-A-Klischee-Sonnenuntergang…

Uffza. Zachariah ist, da muss man gar nicht weit ausholen, ein perfektes Exempel für einen Film, der (bestenfalls) im Kontext seiner Entstehungszeit funktioniert haben kann (und auch das wage ich zu beweifeln) und dessen künstlerisches Gesamtkonzept man, da muss man auch kein Hellseher ´für sein, auf den ganz sicher verantwortungsbewussten Gebrauch bewusstseinserweiternder Substanzen zurückführen kann. Sieht man Zachariah mit 35 Jahren Zeitabstand und ohne hilfreiche Psychopharmaka, wird man diesen Film schlicht und ergreifend mit einem „What the hell were they THINKING?“ kommentieren… Was natürlich, und da kennt Ihr mich sicher gut genug, nicht gleichbedeutend damit ist, dass man die Mülltonne aufmachen, den Film reinwerfen und die freundlichen Jungs in den orangenen Kitteln zwecks Abtransport der ganzen Bescherung herbeirufen sollte. Interessant ist der Film zweifellos, * gut * allerdings – als Film an sich – nicht sonderlich.

Zachariah ist in vieler Hinsicht ein experimentieller Film – kein Experimantalfilm, kleiner, aber feiner Unterschied, aber eben einer, der probiert, Dinge zusammenzufügen, die nicht unbedingt zusammengehören (und das möglicherweise aus gutem Grund). Okay, ein Western-Musical ist nun nicht unbedingt die alleroriginellste Idee, schließlich gehört der singende Cowboy seit Beginn des Tonfilmzeitalters zu den gebräuchlichsten Klischees Hollywoods, und auch mit großen Tam-Tam-Musicals hat der Western mehr als nur einen Berührungspunkt, aber ein psychedelisches Rockmusical als Western? Da muss man erst mal drauf kommen. Dumm nur, dass alle Beteiligten ihrer „Vision“ offenbar nicht so wirklich über den Weg trauten und der Streifen das, was er eigentlich sein will, mangels Courage nicht sein darf.

Haken wir das mal der Reihe nach ab – George Englund, der Regisseur, legte, wenn man dem (mageren) Begleitmaterial der UK-DVD (zwei müde Texttafeln) glauben darf, besonderen Wert darauf, dass die musikalischen Einlagen die eigentliche Filmhandlung nicht unterbrechen, sondern zu ihrem Fortgang beitragen. Hm. Davon merkt man recht wenig – die Songs SIND leider Gottes genau das, was sie nicht sein sollen, nämlich (diesmal im negativen Sinne) show-stopper. Sie tragen nichts zum Narrative bei, vermitteln uns kaum etwas über die Charaktere, und da liegt der Hund begraben, denn die Hauptfiguren * haben * keine Songs. Gut, wir alle dürften uns spätestens seit „Heartbeat“ darüber einig sein, dass es vermutlich eine ganze Reihe Dinge gibt, die Don Johnson besser kann als singen (auch wenn Donnieboy ein besserer Sänger ist als Eddie Murphy, aber das ist jetzt auch kein Mörderkompliment), John Rubinstein als gelernter Bühnen- und Broadwaydarsteller hätt´s aber gekonnt, bleibt aber ebenfalls sangestechnisch stumm, was auch für Patricia Quinn als Belle Starr und Evian Jones als Job Cain gilt (wobei der wenigstens ein Drumkit verprügeln darf – und da der Herr, wie noch auszuführen sein wird, nun mal hauptamtlicher Schlagzeuger war, kann man das womöglich als „Song“ zählen).

Die Songs sind also weniger, wie´s in einem guten Musical also sein sollte, handlungsförderlich, sondern größtenteils eher „live“ im Film performter Soundtrack. Das ist ein zweifellos ein auf den ersten Blick ganz wichtiges Gimmick (sofern man die gute alte suspension of disbelief dazu überreden kann, elektrifizierte Musikinstrumente und Amplifiers, die einfach irgendwo in der Prärie rumstehen, einfach als gottgegeben zu akzeptieren), ist aber eigentlich genau das Gegenteil von dem, was der Regisseur zum Thema, oben angesprochen, ausführt. Abgesehen davon hält der Film dieses Modell noch nicht mal durch, denn nach dem Auftritt des „New York Rock Ensemble“ in Belle Starrs Theater hat sich das Thema „Songs“ eh erledigt, danach folgt nur noch die instrumentale Country-Beschallung des Zachariah/Alter Mann-Wüstenausflugs. Klarer Fall – den Autoren fiel nichts mehr ein, was die Performance eines Songs rechtfertigen könnte.

Stichwort psychedelic movie/Surrealität – auch da legt kann der Film nicht überzeugen. Er ist, obwohl fraglos recht schräg, noch zu brav – die Surrealität beschränkt sich auf die mehrfach angesprochenen „symbolischen“ Kulissen, die aber auf der anderen Seite so, hm, wie sag ich´s, reizlos eingeführt werden, dass man gar nicht unbedingt eine spezielle Message, eine künstlerische Signifikanz dahinter vermuten muss, sondern durchaus auch zum Schluss kommen kann, dass mit dem Filmbudget halt nicht mehr möglich war als die Fassaden zu bauen. Wo schon das Cover der Briten-DVD den Vergleich anbringt, kann ich mich ja einklinken – die Beatles waren ein paar Jahre früher mit ihren filmischen Werken da deutlich weiter, sowohl was die hysterische Abgefahrenheit von Help! oder die undurchschaubar-ungenießbare Surrealität des Drogenwerbefilms Yellow Submarine angeht (bei letzterem bin ich wirklich der Ansicht, dass der OHNE Drogen nun gar nicht geht). Zachariah ist der Versuch eines „psychedelischen“ Films, aber eben auch nur ein Versuch, der zu sehr herkömmlichen Erzählstrukturen verwachsen ist, als tatsächlich die Grenzen des Bewusstseins sprengen zu können (sofern man das möchte). Ob das gut oder schlecht ist, lasse ich andere Geister entscheiden. Fakt ist – der Film ist in dieser Beziehung, der Doc kramt einen seiner Lieblingssprüche aus dem Archiv, nix halbes und nix ganzes.

Das Drehbuch selbst – naja, es ist keine literarische Meisterleistung. Die grundsätzliche Story ist sehr schlicht: zwei Freunde sind auf der Suche nach ihrem Lebensweg, der eine wird von der attraktiven „dunklen Seite“ korrumpiert, der andere wird von einer weisen Sensei-Figur zum „Guten“ bekehrt, und am Ende sind wieder alle Freunde. Darüber breche ich noch nicht mal den Stab, denn das war der Zeitgeist der frühen 70er, als sich westliche Kulturkreise erstmalig so richtig mit fernöstlichen Philosophien und Religionen beschäftigte und die speziell vom Buddhismus vertretene Philosophie der Gewaltlosigkeit ideal zu den politischen und gesellschaftlichen Idealen der „summer-of-love“-Generation um Woodstock und Flowerpower passte. Die vermittelte Botschaft ist dementsprechend naiv (und gleichzeitig vage – was GENAU die Philosophie des „alten Manns“, mit der Zachariah vom an der Welt zweifelnden Gunfighter zum gemüsezüchtenden Gutmenschen konvertiert wird, ist, bleibt sehr diffus, um nicht zu sagen – da ist gar nix, außer, dass der alte Mann auf dem Standpunkt „Knarren sind schlecht, Natur ist voll gut“ steht) und entwertet sich zusätzlich durch einen beabsichtigt komödiantischen Umgang mit dem Thema – die Dialoge, für die eine Unzahl von Autoren kreditiert wird, stammen von einem im realen Leben als Comedy-Truppe namens „The Firesign Theatre“ agierenden Autorenkollektiv, das sich nach Kräften bemüht, die ganze Geschichte ins Lächerliche zu ziehen. Die Absicht wird schon deutlich – die Autoren wollen den typischen „knallharten“ Western ganz bewusst parodieren, nur leider fällt ihnen recht wenig wirklich witziges ein (zumindest, was auch über 30 Jahre nach der Entstehung des Films noch als witzig zu werten ist. 1971 und auf LSD hat man sich möglicherweise über die Gags gekugelt) – wirklich laut gelacht hab ich nur im Finale, als Zachariah mit allen möglichen Kniffen versucht, das Duell mit Matthew zu verzögern. Ein bisschen mehr Humor dieser Schule hätte mir gefallen, manchmal ist´s einfach nur debil. Aus heutiger Rückschau rekrutiert sich der Großteil der Komik aus der unfreiwilligen Abteilung (und hier hauptsächlich aus Don Johnsons Visage…).

Tragisch – das Script zeigt an manchen Stellen durchaus Potential auf. Manche Charaktere sind von einer interessanten, untersuchenswerten Ambivalenz (speziell Job Cain und Belle Starr, die auf JEDEN Fall wesentlich interessantere Figuren sind als die nominellen Protagonisten Zachariah und Matthew), aber Drehbuch und Film entwickeln daraus nichts. Cain ist letztendlich nur da, weil Matthew jemanden zum Totschießen braucht und Belle Starrs sexuelle Aktivität, aus der man mit ein wenig gutem bzw. bösen Willen schon den ein oder anderen bissigen Kommentar auf „freie Liebe“ und ähnliches 68er-Gedankengut hätte ziehen können, dient letztlich gar keinem echten Zweck – der Charakter ist völlig überflüssig, die Plotte funktioniert praktisch genauso gut ohne sie.

Etwas lästig ist übrigens, dass der Film auf ein Klischee reinfällt, das eigentlich aus ganz anderer Richtung kommt – es mag Zufall sein, aber *mich* stört, dass die härteren Songs der „James Gang“, also Cains Begleitcombo, die Musik des „Bösen“ sind, während die fröhlichen Flowerpowertralala-Stücke und das Country-Gefiedel von „Country Joe“ und „White Lightnin´“ die „Guten“ beschallen. Da steigere ich mich möglicherweise in was rein, aber ich wollt´s erwähnt haben.

Regisseur George Englund zählt nicht gerade zu den herausragenden Vertretern seiner Zunft. In seiner Vita findet sich z.B. der eher abseitige Versuch, aus dem französischen Skihelden Jean-Claude Killy einen Filmstar zu machen, der Schnee-Krimi Ski Job (für den aber immerhin Willy Bogner die Ski-Stunts besorgte). Dabei begann seine Karriere 1963 recht vielversprechend mit dem Drama The Ugly American mit Marlon Brando in der Hauptrolle… Nach Zachariah wechselte Englund zum Fernsehen, drehte und produzierte einige belanglose TV-Filme und hielt sich zuletzt als „Post-Production-Executive“ für Sitcoms wie Golden Girls und Blossom über Wasser. Schon eine etwas seltsame Karriere.

Filmisch ist Zachariah wenig verwunderlich keine Offenbarung. Englund weiß ungefähr, was er tut, auch wenn der Geschichte trotz der vergleichsweise kurzen Laufzeit von 89 Minuten ein wenig das Tempo fehlt (aber, Gebetsmühle anwerf, da den Film kaum jemand ohne drogentechnische Unterstützung angeschaut hat, dürfte das dem damaligen Publikum ziemlich schnuppe gewesen sein). Gelegentlich amüsieren kleine continuity-Goofs des Trashfreundes Herz (so wird Cains Leiche zwischen zwei Einstellungen vööööllig unauffällig umdrapiert, um den symbolträchtige Kreuzigungseffekt zu erhalten). Dem mexikanischen Kamera-Veteran Jorge Stahl gelingen gelegentlich gefällige (huch, schöner Stabreim) Landschaftsaufnahmen, wobei böse Zungen behaupten könnte, dass auch völlig blinde Kameramänner angesichts großer Naturkulissen selbige nicht komplett verschenken können, stellenweise ist die Bildkomposition etwas seltsam. Was besonders „schade“ ist und im Zusammenhang mit den obigen Ausführungen zur Surrealität (bzw. dem Mangel daran) anzumerken ist – dem Film fehlt einfach die große „Imagery“, die denkwürdigen Einstellungen, die den Zuschauer packen und ihm sagen, dass er einen „anderen“ Film sieht. Es gibt Ansätze (die ziemlich coole Vorspannsequenz mit den einsam in der Wüste stehenden Musikinstrumenten, die abgebrannte Cantina-Fassade, bei der Zachariah auf den Fiddler trifft, die ersten Shots über Camino mit der topless gogo-Tänzerin am Ortseingang), aber es scheint so, als würde der Film vor dem ganz großen Bruch mit dem „Establishment“ zurückschrecken – wäre ich Reporter für den „Anhalter“, wäre mein Prädikat für den Film vermutlich ein „größtenteils harmlos“ – und das ist für einen Streifen, der seine Andersartigkeit, seinen psychedelischen Anspruch, wie eine Standarte vor sich her trägt, fast schon das (künstlerische) Todesurteil.

Action ist nicht zu erwarten – die wenigen Duellsequenzen werden zwar passabel, aber auch ohne größere Aufreger gelöst und bleiben natürlich auch unblutig (sollte jemand tatsächlich auf einen Splatterwestern gehofft haben…) – dito bleibt die „Sexszene“ zwischen Zachariah und Belle „sauber“.

Wichtig sind natürlich die partizipierenden Musiker. An erster Stelle sind natürlich Country Joe and the Fish zu nennen, eine der führenden Bands der Woodstock-Generation, die in beabsichtigter Übertreibung für sich selbst in Anspruch nimmt, durch die von ihnen mitorganisierte gigantische Anti-Kriegs-Demo in Washington eigenhändig den Vietnam-Krieg beendet zu haben. Country Joe kamen direkt aus der Bürgerrechtsbewegung der kalifornischen Unis der Mid-60´s, begannen als Folk-Duo und erweiterten ihr Line-up schießlich zu einer vollständigen Rockband, die stets auch eine politische Botschaft, und dies gerne auf satirische Weise, transportierte. Hier im Film sorgen sie als „Crackers“ demzufolge auch recht konsequent einerseits für die „leichteren“, folkrockig-singer/songwriter-klingenden, humorvolleren Songs.

Band Nummer Zwo sind The James Gang, eine zwar recht erfolgreiche, dabei aber kritikerseits eher mittelmäßig eingeschätzte Funk-Rock-Band aus Cleveland, deren Frontman Joe Walsh als ausgezeichneter Gitarrist, aber bestenfalls durchschnittlicher Sänger und Songwriter gilt. Die Band veröffentlichte von 1969 bis 1971 drei Alben, dann stieg Walsh aus, um eine mittelprächtige Solo-Karriere zu starten und 1975 bei den Eagles einzusteigen. In späteren Jahren gehörte er zu Ringo Starrs Allstar-Band und war bei der lukrativen Eagles-Reunion mit von der Partie. The James Gang repräsentieren in Zachariah (wie erwähnt, vom Script gesehen eher lästigerweise) die härtere Seite der Rockmusik und stehen somit stellvertretend für die „Bösen“.

Die dritte Band ist Belles Hausband, das „New York Rock Ensemble“, ein, wie der Name schon sagt, eine aus NYC stammende musikalische Vereinigung, die sich zur Aufgabe machte, Rock mit Klassik-Elementen (so gehörten z.B. Oboen zum ständigen Instrumenten-Repertoire der Band) zu mischen. Zu den ständigen Mitgliedern der Gruppe gehörten der später als Soundtrack-Komponist legendär gewordene Michael Kamen (der auch Metallicas eher vernachlässigenswerten „Classic Rock“-Versuch „S/M“ arrangierte) und Mark Snow, der der Welt später das X-Files-Theme bescherte. In späteren Zeiten coverte niemand geringeres als Lenny Kravitz einen ihrer Songs.

Dazu gibt sich noch ein Country-Fiddle-Duo namens „White Lightnin´“ die Ehre.

Musikalisch ist das alles für Freunde des gepflegten early-70´s-Rock hochanständig und gut anhörbar, wobei das „New York Rock Ensemble“ musikalisch gesehen das Highlight darstellen dürfte (die Jungs erinnern mich stellenweise ein wenig an „Iron Butterfly“, und * die * mag ich). Affinität zum psychedelic rock dieser Ära wird allerdings, zumindest was „The James Gang“ und „New York Rock Ensemble“ angeht, vorausgesetzt, die „Crackers“-ergo-Country Joe-Songs sind eingängiger.

Zu den Akteuren: John Rubinstein kennt der geneigte deutsche Fernsehzuschauer der 80er Jahre aus der sympathisch-witzigen Krimiserie Die Fälle des Harry Fox (Crazy Like A Fox), in der er Jack Wardens geplagten Sohn spielte (kaum zu glauben, dass die Show es auf nur 35 Folgen brachte. Kamen mir vor wie hundert…). Rubinstein, seines Zeichens Sohn des renommierten polnischen Pianisten Arthur Rubinstein, ist nicht nur vielbeschäftigter TV-Schauspieler, sondern auch auf den Broadway-Bühnen daheim (er gewann einen „Tony“-Award, den Broadway-Oscar, für seine Darbietung in „Children of a Lesser God“), komponiert und führt Regie. Zu seinen Filmauftritten zählen The Car, The Boys from Brazil, Killjoy (der mit Kim Basinger) und Stakeout 2. In letzter Zeit beschäftigt sich Rubinstein hauptsächlich mit Voice-Acting für Zeichentrickfilme oder Computerspiele und legt kleine Auftritte in größeren Filmen wie 21 Grams oder Red Dragon hin. Rubinstein hat die notwendige sympathisch-naive Ausstrahlung für die Rolle, bringt aber die Zerrissenheit, an der sein Charakter drehbuchgemäß leiden soll, nicht wirklich rüber – einen wirklichen Unterschied zwischen dem „Gunfighter“-Zachariah und dem „Gemüsebauer“-Zachariah findet man nur schwer.

Zu Don Johnson muss man dem Publikum auch nicht viel erzählen. Der spätere TV-Weltstar aus Miami Vice zeigt sich hier im Frühling seiner Karriere als von der Gewalt korrumpierter Jüngling und trägt dabei hauptsächlich einen eher debilen Gesichtsausdruck spazieren. Naja, für einen großen Schauspieler im Wortsinne hat man Johnson (jüngst hier in Revenge of the Stepford Wives gewürdigt) noch nie gehalten.

Patricia Quinn, die eindruckslos die Rolle der Belle Starr absolviert, debütierte 1969 in Arlo Guthries Alice´s Restaurant (de facto in der „Titelrolle“), konnte aber keine bemerkenswerte Karriere starten. 1971 tauchte sie in kleiner Rolle in Henry Hathaways Spätwestern Shoot Out auf, reüssierte 1978 in Paul Mazurskys kritikerseits gelobtem An Unmarried Woman und fand später nur noch Beschäftigung in Escape from El Diablo (dem Vernehmen nach eine „Teenie-Version“ von Midnight Express) und dem Michael-Keaton-Säufer-Drama Clean and Sober. Ich halte sie nicht für eine umwerfende Schönheit, im Gegensatz zu den Figuren im Film, und als begnadete Schauspielerin wird sie mir auch nicht im Gedächtnis bleiben.

William Challee (der „alte Mann“) begann seine Filmkarriere bereits 1939 und blieb vier Jahrzehnte lang als zuverlässiger Klein- und Nebendarsteller im Geschäft, wobei er alle Filmqualitäts-Extreme erfuhr – von Billy the Kid vs. Dracula bis hin zu Five Easy Pieces. Seine Vorstellung ist nett, nichts besonderes, hat man sicher schon tausendmal so oder ähnlich gesehen, aber er ist nicht schlecht.

Elvin Jones, als Job Cain zentraler „Gegenspieler“ der Plotte, ist kein hauptamtlicher Schauspieler, sondern (zumindest war er dies bis zu seinem Tod 2004) ein renommierter Jazz-Drummer, der zu John Coltranes Band gehörte, bis er sich mit einem eigenen Ensemble selbständig machte. Für einen Nicht-Profi zeigt er eine ansprechende Performance, und damit meine ich nicht mal sein Drumsolo.

Zachariah wurde unlängst in amerikanischen Landen von MGM auf DVD aufgelegt, mir lag, wie erwähnt, die britische Scheibe aus dem Hause PT Video vor. Die präsentiert den Film in Widescreen (dürfte 1.85:1 sein), behauptet frecherweise auf dem Cover, in 16:9 zu sein, was aber nicht stimmt, und bedient sich eines mittelprächtigen Prints. Farben und Schärfewerte gehen durchaus in Ordnung, dito die Kompression, der Print weist aber einige deutlich sichtbare Verunreinigungen auf, die nahelegen, dass das „digitale remastering“ doch ´ne Ecke sorgfältiger hätte durchgeführt wreden können. Der Dolby 2.0-Ton ist zweckmäßig, aber auch nicht gerade dazu angetan, den (wie erwähnt, durchaus anhörbaren) Soundtrack mit voller Lautstärke durch´s ganze Haus zu blasen. Die Kategorie „Extras“ kann man beinahe komplett vergessen – außer einer Slideshow, die wenigstens nicht nur wahllose Szenenfotos, sondern auch ein paar Publicity-Promo-Stills verwendet, und zwei Texttafeln mit Filminformationen gibt´s nix. Ich bezweifle allerdings, MGMs Umgang mit abseitigeren Filmen aus ihrem Fundus ins Kalkül gezogen, dass es auf der RC1-Disc wesentlich besser aussieht. Schade, denn ein bisschen Hintergrundmaterial hätte mich schon interessiert.

Kommen wir also langsam, aber sicher, zum Schlusswort: Ich wollte Zachariah wirklich von ganzem Herzen toll finden, ganz ehrlich. Aber anstatt einer psychedelischen Western-Rock-Oper bekam ich ein irgendwie „nettes“, leicht angeschrägtes Wildwest-Musical ohne großen Hintersinn, das außer seiner naiven Blumenkinder-Botschaft „seid lieb zueinander“ nicht wirklich etwas zu sagen hat. Bei aller Freundschaft – das ist ein wenig mager, da hätte ich, speziell aufgrund des von mir vermuteten Gebrauchs gewisser Psychopharmaka vor und während der Herstellung des Films, einfach etwas wilderes, etwas spektakuläreres, etwas bizarreres erwartet. Zachariah dürfte es leider nicht mal schaffen, die Fans „echter Cowboyfilme“ offensiv zu nerven – und das ist schon ein wenig bitter. Summa summarum – da hör ich mir dann doch lieber die alten Platten an und lasse die Filme im Kopf ablaufen, ob jetzt mit Drogen oder ohne…

(c) 2007 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 4


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