UHF – Sender mit beschränkter Hoffnung

 
  • Deutscher Titel: UHF - Sender mit beschränkter Hoffnung
  • Original-Titel: UHF
  • Alternative Titel: The Vidiot from UHF |
  • Regie: Jay Levey
  • Land: USA
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    George Newman („Weird Al“ Yankovic)
    Teri (Victoria Jackson)
    R.J. Fletcher (Kevin McCarthy)
    Stanley Spadowski (Michael Richards)
    Bob (David Bowe)
    Uncle Harvey (Stanley Brock)
    Philo (Anthony Geary)
    Raul Hernandez (Trinidad Silva)
    Kuni (Gedde Watanabe)
    Noodles McIntosh (Billy Barty)
    Richard Fletcher (John Paragon)
    Pamela Finklestein (Fran Drescher)
    Aunt Esther (Sue Ann Langdon)
    Head Thug (David Proval)
    Killer Thug (Grant James)
    Joe Earley (Emo Philips)
    Gandhi (Jay Levey)


Vorwort

Aaaahh… „Weird Al“ Yankovic. Da bin ich mal einfach vollkommen voreingenommen. Ich LIEBE diesen Kerl und wenn ich eine Frau wäre, würde ich versuchen, ihn zu heiraten :-). Ernsthaft – wenn ich ungefähr 1/1000 so lustig wäre wie Weird Al, hätte ich mindestens drei Shows im deutschen Privatfernsehen und wäre Megastar der deutschen Comedyszene.

Meine persönliche Affektion zu Weird Al datiert zurück ins Jahr 1984, als ich zum ersten Mal in FORMEL EINS das grandiose Video zu „Eat it“ („Beat it“) bewundern durfte. Während Al in den USA spätestens seit diesem Geniestreich ein geregeltes Auskommen hat und jedes seiner Alben mehrfach vergoldet, nahm man ihn hierzulande eigentlich nur eher beiläufig mit seinen Cameo-Auftritten in den NAKED-GUN-Filmen und das nicht minder grandiose Video zu „Fat“ („Bad“) zur Kenntnis. Shame on Europe!

Anyway, Weird Als Pop-Parodien vom Schlage „Smells like Nirvanä oder „Pretty fly for a Rabbi“ sind grandiose (eh, ich neige heute wieder zu Wiederholungen) humoristische Höhepunkte – und die lasche Ausrede, dass es hier erheblich leichter ist, sich in der Dusche der Tennishalle Fusspilz zu holen, als ein Weird-Al-Album in einem Fachgeschäft zu finden (Fachberater: „Weird Was???“ – Kunde: „Aaargh!“), ist angesichts der heutigen Möglichkeiten, sich seine Songs über den Internet-Shop des Vertrauens (bzw. über Gnutella, öh, aber das habt Ihr nicht von mir) gestorben. (Abschweifung: Letztes Jahr erschien in den USA eine grandiose [äääh] Live-DVD, die man einfach haben MUSS).

Zu den weniger bekannten Werken des Meisters gehört „sein“ Film. Tja, 1989 dürstete es Weird Al nach Filmstarruhm und das damals schon in den letzten Zügen liegende Studio ORION drückte Al und seinem Manager Jay Levey tatsächlich 5 Mio. Dollar in die Hand. Al und seine Crew düsten nach Tulsa, Oklahoma und drehten UHF. Nach dem vorprogrammierten Megaflop (hierzu weiter unten mehr) entwickelte sich UHF zum Kultfilm und Video bzw. Laserdisc zu vielgesuchten Collector´s Items. Überraschenderweise lief der Streifen sogar in Deutschland im Kino (to much expected ZERO reaction – obwohl Weird Al sogar persönlich zwecks Promo rüberkam) und taucht hin und wieder in der Glotze auf. MGM, zur Zeit sehr geschäftig beim Herausgeben alter ORION-Kultfilme (ich sage nur KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE), hat sich nun, schlappe dreizehn Jahre nach UHF erbarmt und eine wunderschöne DVD herausgegeben…

UHF ist einer der schönen Filme, bei denen ich die Inhaltsangabe relativ knapp halten kann – Plot ist sicherlich ein eher sekundärer Baustein des Ganzen und, tja, die Gags, die werd ich hier nicht ausplaudern (zumindest nicht alle…


Inhalt

Nach einer seen-to-be-believed-Indiana-Jones-Parodie steuern wir direkt in unseren, naja, Plot. George Newman ist ein typischer Loser – aber ein sympathischer, denn er hat „Imagination“… Diese Einbildungskraft hat ihn und seinen Kumpel Bob allerdings allein im letzten Monat vier Jobs gekostet, zuletzt den bei „Big Edna´s Burger World“. In ihrem Appartement neben Kunis Karateschule pondern George und Bob ihre vermutlich wenig strahlende Zukunft – zwar hat George mit Teri eine hübsche Freundin, aber ansonsten sieht´s schlecht aus. Zum Glück gibt´s Onkel Harvey bzw. Tante Esther. Harvey hat nämlich gerade beim Pokern eine ziemlich abgewrackte lokale Fernsehstation gewonnen und Esther ist überzeugt, dass George der PERFEKTE neue Manager des Senders wäre. Channel 62 ist nun wirklich der hintervorletzte Fernsehsender dieses Universums – ich meine, wie verzweifelt muss man als Programmdirektor sein, um MR. ED zu senden? Trotz tatkräftiger Unterstützung der Senderbelegschaft – Chefingenieur Philo, der seltsame Experimente betreibt; Sekretärin und Nachrichtensprecherin in Personalunion Pamela Finklestein und Noodles McIntosh, dem Kamerazwerg – ist Channel 62 auch unter Georges Ägide weiter auf dem direkten Weg in den Abgrund – zumal sich George in der Kindersendung „Uncle Nutzy´s Clubhouse“ auch nicht gerade als Entertainer für Kindergeburtstage empfiehlt und die Heimwerkersendung mit Joe Earley auch nur interessant für die Unfallstatistik ist. Bei der grossen Konkurrenz von

Channel 8 regiert indes Evil Capitalist R.J. Fletcher mit eiserner Hand – jüngstes Opfer ist der intellektuell etwas minderausgestattete Hausmeister Stanley Spadowski. George, der zufällig Zeuge dieser Szene wird, heuert Stanley an, was sich noch als Glücksgriff erweisen soll.

Zunächst aber häufen sich die Probleme – da sich George übermüdet in die Musikvideoparodie „Money for Nothing/The Beverly Hillbillies“ hineinträumt, verpasst er Teris Geburtstagsessen und wird von ihr ordnungsgemäss in die Wüste geschickt. Frustriert überlässt der deprimierte George in einer wunderschönen ist-ja-eh-schon-alles-egal-Stimmung „Uncle Nutzy´s Clubhouse“ dem verblüfften Stanley. Und das Wunder geschieht – mit einer herzergreifenden Rede über seinen Mop und die allgemeinen Ungerechtigkeiten des Lebens katapultiert Stanley sich an die Spitze der Beliebtheitsskala. Mit dem Erfolg von „Stanley Spadowski´s Clubhouse“ im Rücken gestaltet George das Channel-62-Programm radikal um – auf dem Sendeplan stehen nun „Wheel of Fish“ mit Kuni, „Raul´s Wild Kingdom“ (und jetzt zeigen wir dem Pudel, wie man fliegt…), „Celebrity Mud Wrestling“ mit Gaststar Michail Gorbatschow oder „Town Talk with George“, eine Trash-Talkshow, bei der Bärbel Schäfer und Oliver Geissen blass werden.

Channel 62 könnte also einer gesicherten Zukunft entgegensehen, wäre da nicht R.J. Fletcher, der die unliebsame Konkurrenz aus dem Weg räumen will. Zu Fletchers Glück plagen Onkel Harvey plötzliche Spielschulden und R.J. wäre nur zu gern bereit, für lächerliche 75.000 Dollar den Sender zu kaufen und damit sowohl Harveys Geldnöte als auch die lästige Competition beseitigen würde. Dem beherzten Eingreifen Tante Esthers verdankt George eine Chance, die Knete selbst aufzutreiben und George verfällt auf den Gedanken, mit einem „Telethon“ den Zaster einzusammeln. Der Plan läuft prima, bis R.J. das grosse Zugpferd von Channel 62, Stanley Spadowski, kidnappt. Cue in RAMBO-Parodie… wird es George gelingen, Stanley aus den Klauen der fiesen Channel-8-Schergen zu befreien, Channel 62 zu retten und auch noch seine Beziehung zu Teri zu retten? Fragen über Fragen…

Vermutlich hättet Ihr es gerne, wenn alle Reviews derartig kurz wären, gelle? Nun, da sich bei UHF der Plot eh auf rudimentäres Rahmenhandlungsgesprengsel beschränkt, bietet sich die Kurzfassung durchaus an…

Und dennoch ist vielleicht das gerade die grosse Schwäche des Films – es ist immer noch zu viel Story… da Al aber beim besten Willen nicht der grosse Actor ist, der einen Film alleine tragen kann, bleibt UHF objektiv betrachtet Stückwerk. Ein richtiger Film mit dramatic narrative ist nicht das richtige Format für Weird Al – besser wär´s gewesen, Al und sein Co-Scripter Jay Levey hätten sich komplett für eine Art Anthologie a la KENTUCKY FRIED MOVIE oder AMAZON WOMEN ON THE MOON entschieden, unzusammenhängende kurze Vignetten anstelle einer eineinhalbstündigen Story. Denn zweifellos funktioniert UHF in seinen parodistischen Elementen am besten – die „Fantasy-Sequenzen“, in denen Al sich als Indiana Jones oder Rambo sieht und die „Programmausschnitte“ aus dem Channel-62-Programm (die ich bei weitem nicht alle aufgezählt habe), das ist Al at his best (obwohl das integrierte Musikvideo „Money for Nothing/Beverly Hillbillies“ nicht zu Als Schaffenshöhepunkten zu sehen ist) – die eigentliche Story kann gegen diese Überdrehtheit nicht bestehen, zumal Jay Levey sich auch nicht unbedingt als Anarcho-Komödien-Regie-Experte a la ZAZ entpuppt, sondern es oftmals schafft, das Filmtempo nahezu gen Stillstand abzubremsen. Trotz einiger zugegeben gelungenen „insane bits“ schafft es Weird Al, wie schon angemerkt, nicht, die Screenpräsenz eines „leading man“ rüberzubringen (wie es z.B. Leslie Nielsen mühelos auch in missratenen Filmen wie DIE RÖMISCHE KANONE durchaus schafft) – einiges davon wird von einem glänzend aufgelegten supporting cast aufgefangen. So stiehlt Michael Richards, der kurz nach UHF als Cosmo Kramer in der uendlich erfolgreichen Sitcom SEINFELD zum Kultstar wurde, mühelos in jeder seiner Szenen die Show. Richards improvisiert einen Grossteil seiner Dialoge (wie Al und Levey im Kommentar-Track anmerken: „Du konntest diesem Kerl einfach sagen, flipp für zwei Minuten völlig aus, und er machte es.“).

Kevin McCarthy (INVASION OF THE BODY SNATCHERS) hat als oberfieser Fiesling R.J. Fletcher zweifellos die Zeit seines Lebens und überagiert, dass es eine wahre Freude ist. Ebenfalls klasse, nur leider mit zu wenig Screentime: THE NANNY Fran Drescher (selbst Al bedauert, dass er ihr nicht mehr Raum für Improvisationen gab), der während der Dreharbeiten leider tödlich verunglückte Trinidad Silva (er wurde von einem besoffenen Autofahrer überfahren) als durchgeknallter Sielmann-Alptraum Raul, Hollywoods Vorzeigeliliputaner Billy Barty als Noodles oder Gedde Watanabe als Karateinstruktor-cum-Gameshow-Host Kuni (Victoria Jackson bleibt dagegen eher blass, was auch daran liegt, dass sie eigentlich den einzigen „normalen“ Charakter spielt). Der sichtliche Spass, mit dem alle Beteiligten am Werke waren (in einem kurzen Cameo-Auftritt kommt sogar Als Entdecker und Förderer Dr. Demento zu Leinwandehren), übertüncht viele Probleme, die der Film mit seinem Baukastenscript und seinem gelegentlich drögen Tempo aufwirft.

Ya see, UHF ist nicht ein Gag-a-minute-Festival a la AIRPLANE oder NAKED GUN – aber es lohnt sich durchaus, bei der Stange zu bleiben. UHF fiedelt einige seiner besten Gags absolut nebenher ein (ich sage nur: Laserschwert), schüttelt immer dann, wenn man meint, es geht nicht mehr, eine noch bizarrere Idee aus dem Ärmel und findet nebenher sogar noch Zeit für den ein oder anderen blutigen bzw. splattrigen Effekt (natürlich cartoonmässig rübergebracht). Kurz gesagt, ein Film, dessen Qualitäten sich nicht unbedingt beim ersten Ansehen erschliessen (es sei denn natürlich, man ist bereits Weird-Al-Fan und damit vorbelastet – ein Weird-Al-Fan KANN diesen Film per definition gar nicht schlecht finden) – das hatte natürlich direkten Einfluss auf das Ergebnis des Films an den Kinokassen…

UHF erbrachte Orion Pictures bei Testvorführungen die höchste je gemessene Punktzahl. Solchermassen geblendet glaubte Orion, seinen Sommer-Blockbuster und potentiellen Studio-Retter gefunden zu haben und startete den Streifen im vermutlich bärenstärksten Kinosommer der jüngeren Filmgeschichte 1989 mit 2000 Kopien gegen schlappe Konkurrenz wie BATMAN, WHEN HARRY MET SALLY oder INDIANA JONES AND THE LAST CRUSADE. Es kam, wie es natürlich kommen musste – UHF floppte total, war nach zwei Wochen aus den Kinos und spielte magere 6,1 Mio. Dollar ein (immerhin, so rechnet sich Al an, hat der Film „nur“ 5 Mio. Dollar gekostet und war damit nicht der letzte Nagel in Orions Sarg) – ironischerweise wirkte sich der Filmflop sogar auf das „Soundtrack-Album“ aus, das nach heutiger Einschätzung der Weird-Al-Fans eines seiner besten Alben überhaupt ist…

Naja, mit dem jetzt vorliegenden DVD-Release kann nun jeder Al-Oholic oder der, der es werden will, Abbitte tun – und MGM hat sich mit der DVD wirklich ins Zeuch gelegt. Auf der beidseitig bespielten Disc gibt´s nicht nur für jeden technischen Geschmack etwas (Seite 1 featured einen erlesenen 1,85:1-Widescreen-Transfer, Seite 2 einen elendiglich gecroppten Vollbildtransfer), sondern auch einen ganzen Eimer voll Extras (die sogar auf beide Seiten verteilt werden mussten…). Neben einem extrem hörenswerten Audiokommentar (zum ersten Mal überhaupt sah ich mir einen DVD-Film zweimal direkt hintereinander an, einmal so zum Geniessen und einmal mit Kommentar) von Weird Al und Jay Levey mit Gastauftritten von Michael Richards und Victoria Jackson (per Telefon), bei dem vor allem Al mit einem unheimlichen Adressengedächtnis sämtlicher Drehorte des Streifens brilliert und ansonsten tonnenweise Drehanekdoten und mehr oder weniger nutzlose Trivias zum besten gegeben werden, gibts knapp 20 Minuten deleted scenes (gnadenlos boshaft kommentiert von Weird Al himself – und er hat recht, die meisten Szenen sind am Schneideraumfussboden gut aufgehoben, bis auf eine, die mich vor Lachen aus dem Sessel riss), das übliche Assortement an Trailern, über 200 Film- und Promotionfotos (und zwar, wie es sich gehört, zum manuellen Weiterschalten), ein kurzes knapp vierminütiges „behind-the-scenes“-Featurettchen, das obligatorische (und hochgradig kultige) Musikvideo zum Titelsong sowie ein paar Easter Eggs zum Selberfinden – schlicht und ergreifend eine grandiose (ja, ich weiss) Disc, die jeder Al-Oholic am besten mehrfach in seinem DVD-Regal unterbringen sollte.

UHF mag, summa summarum, nicht der beste und nicht mal der lustigeste Film sein, der je gedreht wurde, aber im Gegensatz zu manch anderer Kultkomödie der 80er (ich rede mit Dir, BUCKAROO BANZAI) haben UHF die Jahre nicht geschadet, den Film eher ansehnlicher gemacht als ihn „daten“ lassen – give it a try, you probably won´t regret it! Der übliche Partykompatibilitätstest: auf jeden Fall!

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 8


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