Soulkeeper

 
  • Deutscher Titel: Soulkeeper
  • Original-Titel: Soulkeeper
  •  
  • Regie: Darin Ferriola
  • Land: USA
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Rodney Rowland (Corey), Kevin Patrick Walls (Terence), Robert Davi (Mallion), Tiny Lister (Chad), Brad Dourif (Pascal), Karen Black (Magnificent Martha), Deborah Gibson (als sie selbst), Ali Landry (rothaarige Frau), Jack Donner (Smokey), Ed Trotta (Simon Magus)


Vorwort

Terence und Corey, zwei gutmütige, aber nicht übermäßig intelligente Typen (anders ausgedrückt: zwei dummschwätzende sprücheklopfende Vollidioten) verdingen sich trotz überschaubarer zelebraler Fähigkeiten als „Beschaffungsspezialisten“, sprich, Diebe für besondere Aufträge für einen gewissen Mr. M, der ihnen ihre Jobs in bester Charlie-Manier per Sprechanlage übermittelt. Nach einem Beinahe-Fiasko, an dem Lincoln-Kostüme, Südstaaten-Soldaten und vollbusige Touristinnen beteiligt sind (don’t ask) lässt Mr. M seine Spezialisten allerdings fallen. Die finanzielle Notlage (und ein attraktives Lockvogelangebot in Form zweier leicht geschürzter Grazien) zwingt Terence und Corey dazu, einen seltsamen Auftrag eines noch seltsameren Vogels namens Pascal anzunehmen – sie sollen den „Stein des Lazarus“ finden, ein magisches Amulett, das die Seelen der Toten in die Welt (und Körper) der Lebenden transferieren kann. Nach Exkursionen in die Grabräuberei und dem Besuch eines dämonischen Sexclubs wird unseren Helden klar, wer ihr Gegner ist – der jahrtausendealte Schwarzmagier Simon Magus, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Glauben der Menschheit (in religiöser Sicht, versteht sich) zu zerstören und dafür ein mit Hilfe des Steins ein Heer aus „Sündigern“ aufbaut. Der Kampf gegen diesen okkulten Tunichtgut ist eigentlich mindestens drei Klassen zu hoch für unsere leicht vertrottelten Helden, aber sie erhalten, zu ihrem Glück, „himmlischen“ Beistand…


Inhalt

Es gibt Filme, während und nach deren (zweifelhaften?) Genuss man sich fragt, was der Filmemacher (und in diesem Fall ist Genosse Ferriola Regisseur, Autor und Co-Produzent in Personalunion, schlechterdings also Gesamtverantwortlicher für das Werk) dem Zuschauer damit sagen wollte. Nicht falsch verstehen, ich erwarte von einem Streifen wie „Soulkeeper“ und seinem recht eindeutigen Coverartwork keine tiefgründigen Charakterstudien oder politisch relevante Denkanstöße, aber – es wäre mir schon sehr recht, wenn sich die Macher von Filmen entscheiden würden, welche Art Film sie drehen: Horrorfilm, Horrorkomödie, Horrorparodie, Buddy-Abenteuer-Film, was denn nu? Von allem steckt was in „Soulkeeper“ drin, aber wie so oft, wenn ein Film versucht, mit unterschiedlichen Genreelementen zu arbeiten, ergibt das Resultat weniger als die Summe der einzelnen Teile.

Gut, „Soulkeeper“ ist sichtlich NICHT als ernsthaft-seriöser Horrorreißer gedacht, auch wenn Coverartwork und Inhaltsangabe auf der Rückseite der Box selbiges andeuten wollen – der Streifen wird von einem komödiantisch-parodistischen Grundton durchzogen, der in von seiner Konzeption an die guten alten Abbott & Costello-Gruselkomödien von Anfang der 50er Jahre erinnert und diesen Stil wohl zeitgemäß (u.a. mit Effektgewitter) auf modern trimmen will. Leider lassen sich die charmant-naiven Späßchen wie „Abbott & Costello gegen die Mumie/Dracula/Frankenstein etc.“ nicht problemlos auf moderne Sehgewohnheiten übertragen – größtenteils wirkt „Soulkeeper“ so, als hätte man zwei dummlabernde Volldeppen künstlich als Protagonisten in einen „ernsthaften“ Horrorfilm injiziert; da ist kein natürlicher Flow drin, da fügt sich Horror und Comedy nicht zusammen. Das liegt zum einen in der Qualität der darstellerischen Leistungen (dazu mehr an gewohnter Stelle) begründet, zum anderen aber auch in der Qualität des Scripts. Das ist nämlich konfus, unlogisch und verworren (was weder bei Horrorfilmen noch bei Komödien eine besonderes erwähnenswerte Tatsache ist, klar, wenngleich „Soulkeeper“ sich besonders häufig in den Irrungen und Wirrungen seiner Story verheddert und manchmal eine Vignette ohne Sinn und Verstand einstreut – wie z.B. unsere Helden auf den mysteriös-dämonischen Sexclub stoßen, ist dem Film nicht mal eine weggeworfene Dialogzeile wert) und, und das ist bei einer Komödie notorisch tödlich, ausgesprochen unlustig. Auf einen gelungenen Gag (z.B. die durchaus quotable Dialogzeile „Es gibt viele Dinge, die sich nicht auf natürliche Weise erklären lassen: UFOs, Geister, die Backstreet Boys…“) folgt unweigerlich ein ganzer Rattenschwanz nicht mal milde amüsanter, sondern tot geborener one-liner und Pseudogags, die nicht mal der Klientel, die über deutsche Sitcoms lachen kann, einen Grinser aufs Gesicht zaubern dürfte, gelegentliche Ausflüge in extrem unwitzigen Fäkalhumor und unpassende in-jokes (wenn z.B. einer der Protagonisten eine Grabraub-Friedhofsszene zu einer Referenz zu „The Crying Game“ nutzt, frage ich mich schon, ob ich als Zuschauer jetzt lachen oder weinen soll). Die Story selbst wäre als ernsthafter Okkultschocker (mit einem völig anderen Grundtenor also) vielleicht sogar goutierbar, im Rahmen einer Komödie funktioniert sie nie, weil der Film sich auch nicht darüber im klaren ist, ob er nun INNERHALB DES GENRES komödiantisch sein will oder das Genre parodieren will, was zwei völlig unterschiedliche Paar Schuh‘ sind.

Gelegentlich deuten Film und Regisseur Ferriola ihr Potential an – wenn einmal zur Überblendung eine klassische 50er-Jahre-Iris-Schwarzblende verwendet wird oder ein Monster frontal die Kamera attackiert, kommt ein wenig Stimmung auf und die ein oder andere Kameraspielerei ist nicht zu verachten, aber insgesamt überwiegen die Schwächen. Ein großes Problem ist dabei sicherlich die Tatsache, dass Ferriola als Regisseur, Autor und Produzent zu viele Hüte trägt – so fiel ihm nämlich nicht auf, dass sein Film mindestens 15 Minuten zu lang ist (101 Minuten ist schon eine recht epische Laufzeit für einen Independent-Film, vor allem, wenn man nicht genügend Ideen hat, diese Zeit auch zu füllen). Der Film schleppt sich über eine äußerst ermüdende Auftaktphase, braucht gut 20 Minuten, bis er überhaupt mal den Faden seiner Story gefunden hat und verliert sich auch dann in Nebensächlichkeiten, nichtssagenden pseudowitzigen Dialogen (die wohl ein bisschen Tarantino-Flair in die maue Plotte bringen sollen) und ist, wie gesagt, eben nur selten lustig. Ebenfalls störend: das Finale des Films, in dem der (zwar nicht geglückte, aber immerhin bemerkbare) humoristische Ton des Films ausgeblendet wird und eher klassische Horrorkost geboten wird – ein möglicherweise bewußter, aber ebenfalls mißglückter Stilbruch.

Der Horrorgehalt des Films ist dann auch eher zweifelhaft – blutig wird’s fast nie (die Opfer des Magus bluten aus den Augen, aber das ist auch der einzige Kunstblutgehalt, den der Streifen aufzuweisen hat), an Effekten gibt’s ein paar maue, altbacken wirkende CGI-Spielereien, und, als einzigen Höhepunkt, einige Monsterkreationen aus der Werkstatt der Genre-Götter von KNB EFX, die aus CGI, Animatronics und Man-in-Suit-Effekten kombiniert sind und gewiss nicht die Sternstunde der Effektschmiede darstellen (das Dämonenmonster im Showdown ist ganz okay, ein vorher auftauchender Dämon eher nicht).

Der Cast des Films, wie auf dem Backcover abgedruckt, klingt auf den ersten Blick (äh, „klingt auf den ersten Blick“? Was für’n Deutsch…) gar nicht übel. Robert Davi, Michael Ironside, Brad Dourif, Karen Black – eigentlich ein Who-is-Who des Genrefilms. Leider sind die „Stars“ mehr oder weniger „Gaststars“. Einzig Robert Davi hat eine etwas ausführlichere Rolle, die er mit ein wenig scenery chewing füllt, Michael Ironside ist nur in der Originalfassung als Stimme von „Mr. M“ zu hören, Brad Dourif hat als Pascal vielleicht fünf MInuten Screentime, die er nicht wirklich zu seinem Vorteil nutzen kann. Ein Halleluja und „sie-lebe-hoch“ darf man aber mal wieder auf Ur-Scream-Queen Karen Black ausrufen, die, wie schon öfters angedeutet, ihren Frieden mit ihrem Horrorimage geschlossen zu haben scheint und in einem prägnanten Kurzauftritt als „Wahrsagerin“ die Sau rauslässt, bis die Schwarte kracht. Mit seriösem Schauspiel hat das selbstredend nichts mehr zu tun, aber es mach Spaß, zuzukucken. Dazu findet sich im Cast für einen 10-Sekunden-Auftritt noch das ehemalige Popsternchen Debbie Gibson, hartgesottene Zuschauer werden am Ende durch einen kurzen, aber recht netten Auftritt der ehemaligen Schönheitskönigin Ali Landry belohnt. Nicht zu unterschlagen ist die Mitwirkung des immer wieder gern gesehenen Tiny Lister.

Zu den Hauptdarstellern hab ich, wie Ihr sicher gemerkt hat, bis jetzt noch nichts ausgeführt. Kommt jetzt – wie oben angekündigt, der Versuch, aus Rodney Rowland („Pensacola“, „The 6th Day“) und Kevin Patrick Walls („Blade“, „Scream“) ein Komikerduo a la Abbott & Costello zu stricken, geht aus verschiedenen Gründen in die Binsen. Zum einen wegen des platten Gagmaterials, das man ihnen vorsetzt, zum anderen, weil sie nicht wirklich komisches Potential haben. Sie sind sich vom Typ her zu ähnlich, um Kontrastpunkte für Situationskomik zu setzen und beweisen nicht wirklich Gefühl für richtiges Gag-Timing oder einfach nur richtiges Setzen einer vermeintlich lustigen Line (das gilt übrigens auch für die Originalfassung). Da ist keine Chemistry, kein Talent für Comedy.

Zu erwähnen wäre noch die deutsche Synchronisation, die so ziemlich das schlechteste ist, was ich in den letzten 20-25 Jahren vorgesetzt bekommen habe. Gut, die „gar lustige“ Arbeit mit englischen, italienischen und französischen Akzenten ist auch in der OV nicht viel besser, aber die deutsche Fassung saugt zudem noch hinsichtlich der Sprecher (besonders die SprecherINNEN sollten unter Strafandrohung von Synchronstudios jenseits einer Pornoproduktion ferngehalten werden) und in Punkto Lippensynchnonität. Die Synchro hat wohl ein Filmhochschulklasse erstes Semester zusammengestoppelt. Nahe an „unhörbar“.

Bildqualität: Schade eigentlich – da legt Best Entertainment in Zusammenarbeit mit den auch nicht gerade für Qualität berüchtigten Freunden von MIB eine richtig gute Scheibe hin, und dann ist der Film mal wieder doof. Der Vollbildtransfer kann nämlich überzeugen – das Bild ist gestochen scharf, überzeugt auch bei hohen Zoomfaktoren noch durch gelungene Kompression und weiß auch in den Teildisziplinen Kontrast und Farben zu überzeugen. Lediglich der Layerwechsel ist merklicher als bei manch anderer DVD und einige Störblitze zucken kurz durchs Bild, aber summa summarum ist das eine der besten Best-Veröffentlichungen, was das Bild angeht.

Tonqualität: Die deutsche Tonspur wird in Dolby Digital 5.1 und 2.0 angeboten, die englische Originalfassung nur in 2.0. Die beiden deutschen Fassungen sind durchaus erträglich (wenn man von der grauenhaften Synchronisation absieht), wobei die 5.1-Fassung ein wenig Kick im Bassbereich vermissen lässt und insgesamt ein wenig leise abgemischt ist. Wer nicht 6-Kanal-Ton um jeden Preis braucht, ist mit der 2.0er-Fassung besser bedient. Die englische Tonspur kann von der Sprachqualität nicht ganz überzeugen, besonders, wenn Akzente oder Stimmverzerrer eingesetzt werden.

Extras: Mein Gott, für Best ist das ja schon eine Special Edition. Neben umfangreichen Filmographien für fast alle Darsteller und den Regisseur findet sich ein vierminütiges Making-of (gar nicht mal so uninformativ und vom Regisseur selbst kommentiert – es drängt sich nur der Eindruck auf, dass das nur ein Auszug aus einer umfangreicheren Featurette ist) sowie eine Slideshow (in eher gruseliger Bildqualität). Dazu kommt die obligatorische Best-Trailershow mit einer Auswahl aus den drei bekannten Trailern sowie ein Trailer auf „Tanz der Teufel“, dem man einen eigenen Menüpunkt spendiert hat.

Fazit: „Soulkeeper“ hätte durchaus Potential gehabt – und das sowohl in die eine (Horror) als auch in die andere (Comedy) Richtung. Aber da Regisseur/Autor Ferriola einerseits sich wohl nicht getraut hat, einen echten Horrorfilm zu drehen, andererseits mit dem Schreiben lustiger Gags für eine Komödie überfordert scheint und zudem überflüssiges Füllmaterial im Film nicht als solches erkennt (was dann dazu führt, dass der Film zu lang und zu langsam ist), ist „Soulkeeper“ letztlich eher ein Langweiler. Ein paar gelungene KNB-Effekte, zwei-drei nette visuelle Ideen und eine magere Handvoll leidlich amüsanter Witzchen reicht halt nicht, um über eineinhalb Stunden lang zu unterhalten, vor allem, wenn die Hauptdarsteller, mit deren Funktionieren als Comedy-Duo der Film steht und fällt, sowohl aufgrund eigener beschränkter Fähigkeiten als auch schlechtem Script-Mateiral nicht in der Lage sind, den Film zu stemmen. Zweifellos gibt es schlimmeres (und vieles davon hat Best veröffentlicht), aber meine erste Wahl für einen gemütlichen Horror-Comedy-Abend ist „Soulkeeper“ auf keinen Fall. MIB und Best allerdings beweisen, dass sie durchaus dazu im Stande sind, eine technisch brauchbare DVD auf den Markt zu werfen.

2/5
(c) 2003 Dr. Acula


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