Replicant

 
  • Deutscher Titel: Replicant
  • Original-Titel: Replicant
  •  
  • Regie: Ringo Lam
  • Land: USA
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Die Fackel/Replikant (Jean-Claude van Damme)
    Jake Riley (Michael Rooker)
    Angie (Catherine Dent)
    Danny (Brandon James Olson)
    Mrs. Riley (Pam Hyatt)
    Stan Reisman (Ian Robinson)
    Roarke (Allan Gray)
    Concierge (James Hutson)
    Wendy Wyckham (Jayme Knox)
    Captain (Paul McGillion)
    Chris (Chris Kelly)
    Paul (Peter Flemming)
    Gwendolyn Savard (Margaret Ryan)
    Hooker (Marnie Alton)


Vorwort

In meinem Review zu „The Order“ hatte ich ja schon einiges zur bewegten Karriere des hand- und fusskantenschwingenden Belgiers erwähnt, also erspare ich mir jetzt weitere Wiederholungen (wäre ich wie mein Ex-Brötchengeber Anwalt, würden auf diesen Satz nun mindestens vier Absätze Zusammenfassung folgen). Nur soviel, REPLICANT scheint nach vielen Reaktionen der Film zu sein, der van Damme auf der Karriereleiter wieder etwas nach vorn bringen könnte. Schützt natürlich vor einem badmovies.de-Review nicht, auch nicht, wenn ein renommierter Hongkong-Regisseur wie Ringo Lam auf dem Regiestuhl hockt…


Inhalt

Wir beginnen unsere Geschichte schon mal ganz vielversprechend. Eine junge Frau ruft verzweifelt aus ihrer Wohnung den Notruf, ein fremder Mann ist im Haus, und so, wie die Gute aussieht, gab es auch schon näheren Kontakt. Ach ja, ein Baby ist auch anwesend. Der fremde Mann ist niemand anderes als Jean-Claude van Damme, in Lederjacke und mit wilder Mähne, daher von Haus aus natürlich EVIL. Der Bösmann beendet das Telefonat und meuchelt das Mädel in purer Handarbeit, fotografiert sein Werk zufrieden, setzt das Baby in den Laufstall, überschüttet die Leiche mit dem zur Verfügung stehenden Allohol und zündet das ganze an. Die Cops, die den Notruf immerhin zurückverfolgen konnten, eilen herbei, angeführt von Jake Riley und seiner Partnerin Angie. Riley stürzt sich todesmutig in die Flammen, um das Kind zu retten, während der Killer vorübergehend entkommt. Nach erfolgter Rettung nimmt Riley die Verfolgung auf. Der Killer hat sich in einen Bus verflüchtigt, mit Riley im Schlepptau. Das dezente Vorgehen des Cops veranlasst den Killer, die Buspassagiere kurzfristig zu bedrohen und Reissaus zu nehmen, dabei im Vorbeigehen noch einen harmlosen Autofahrer umzunieten und das Auto zu klauen. Mit selbigem fährt er Riley über´n Haufen und verschwindet in der Nacht. Und das alles passiert Riley an seinem letzten Arbeitstag, wieder einmal ist ihm „Die Fackel“, der gefürchtete Serienmörder, durch die Lappen gegangen. Riley gibt seine letzten Interviews und lehnt kurzerhand ein Jobangebot des FBI ab. Pension ist Pension.

Die Fackel, von Riley angeschossen, näht sich derweil ihre Wunden und sieht fern, genauer ein Interview mit Riley, in welchem letzterer unseren killenden Freund als verweichlichtes Muttersöhnchen tituliert. Nix gutes Idee.

Riley feiert seinen Ruhestand mit der Eröffnung von „Jake´s Boat Repair“ und einer grossen Party. Die wird empfindlich durch den Anruf der Fackel gestört, der bekundet, dass man ihn so leicht nicht loswerden wird, drei Jahre hat die Verfolgung bislang gedauert, und der Killer will seinen vertrauten Ermittler nicht so einfach aufgeben. Riley ist zufriedenstellend aufgebracht und überlegt sich die Sache mit dem FBI-Job nochmal.

Dort ist man zum Glück nicht nachtragend und führt Riley umgehend in eine High-Tech-Facility und verkündet, dass man bei einem früheren Mord ein Haarfollikel sichergestellt habe, aus dem man, ta-daa, einen Klon gezüchtet hat. Der hängt in einer Art Fruchtblase, wartet auf seine Fertigstellung und sieht im grossen und ganzen aus wie Jean-Claude van Damme. Riley ist weniger schockiert, als man es sich vorstellen würde, und nimmt auch die Enthüllung, dass seine neuen Arbeitgeber nicht vom FBI, sondern vielmehr von der geheimnisumwitterten NSA sind, recht gelassen hin. Der Plan ist folgender: der Klon, Replikant genannt, der telepathisch mit dem Original verbunden ist, soll die Ermittler direktemang zur Fackel führen, und Riley soll den Babysitter spielen.
In seiner „Fruchtblase“ hat der Replikant bereits erste Kontakte zur Fackel, was dazu führt, dass sein Körper Wachstumshormone abstösst, so dass die „Geburt“ sofort eingeleitet werden muss. Das wiederum hat zur Folge, dass unser Replikant allerdings in Sachen Geistesleistung benachteiligt ist, sondern erst mühselig laufen, sitzen, stehen und sprechen lernen muss, was ihm per Video-Lernprogramm beigebracht wird, ebenso wie zur Verbesserung der körperlichen Gewandheit Kunstturnvideos, die Fackel Junior aufsaugt wie ein Schwamm (eine günstige Gelegenheit für van Damme, seinen Trademark-Spagat einmal mehr vorzuführen, er kriegt ihn immer noch problemlos hin… nicht übel, gar so jung ist Muscles from Brussels ja auch nicht mehr). Riley spielt noch den Bedenkenträger, aber die NSA-Vertreter versichern ihm, dass Replikanten im Zweifelsfall ganz leicht zu vernichten seien. Riley als ausgesuchte Kontaktperson darf auch den ersten „zwischenmenschlichen“ Kontakt herstellen, indem er dem Klon das Essen bringt.

Dabei soll Klein-Kloni auch an Handschellen gewöhnt werden, doch die ungewohnte Beeinträchtigung der Bewegungsfreiheit durch Anketten an den Tisch quittiert dieser mit Herausreissen des ganzen Möbelstückes aus der Wand. Riley muss seinen Elektroschocker einsetzen.

Nixdestoweniger wird das Projekt als erfolgversprechend eingestuft und Kloni mit Riley in die grosse weite Welt befördert, die ersterer aber erst mal augenrollend vom Rücksitz des Wagens beobachten darf, und natürlich auch in Handschellen. Die NSA-Aufpasser im Wagen dahinter hat Riley schnell abgehängt und in irgendeiner leerstehenden Fabrikhalle, die es ja bekanntlich in jeder grösseren Metropole zur Genüge gibt, geht Riley seinem eigenen Plan nach. Der sieht so aus, dass Riley den Klon provoziert, um den Killerinstinkt zu wecken, das geht so weit, dass er ihm seine Knarre in die Hand drückt. Der Klon ist aber friedfertig, bis die NSA auftaucht, faselt, dass Riley ein Multi-Millionen-Dollarprojekt gefährdet (you must know, die Klon-Technik wurde entwickelt, um Terroristen-Klons in deren Hideouts einzuschleusen), Riley ist unimpressed und fordert die NSAler auf, den nutzlosen Klon wieder einzupacken und mitzunehmen. Das lässt sich der Klon aber nicht so einfach gefallen, denn der hat eine Affection auf Riley entwickelt. Es kommt zur ersten Kampfszene, in der der Klon die erlernten Turn-Techniken einsetzt und sodann dazu übergeht, an ihm durchgeführte Kampftechnike und Griffe nachzuahmen und den Fight damit für sich zu entscheiden. Riley entscheidet, dass der Klon vielleicht doch nicht nutzlos ist…

Getarnt als Hausbesichtiger sehen sich Riley und der Klon einen früheren Tatort an. Tatsächlich kommen dem Klon die Erinnerungen hoch und er folgt dem Weg, den die Fackel beim damaligen Mord eingeschlagen hat (ich seh schon, ich muss auf die Tube drücken, das Review wird sonst noch insanely länger als normal). Okay, auf zur Reader´s Digest-Fassung…

Während Riley und Klon nicht entscheidend weiter kommen, stolpert die Fackel über sein nächstes Opfer, eine Mutter, die ihren kleinen Sohn auf offener Strasse anblafft. Jake bringt den Klon derweil zu Angie und kettet ihn dort irgendwo an. Als Danny, Angie´s kleiner Sohn, bemerkt, dass der Klon Hund Scout das Hundefutter klaut, bietet der Kleene von seinem Schokoriegel an. Kurz danach Kinderschreie und ein blutender Danny stürmt herbei… Jake vermutet das Naheliegende und verdrischt den schokoriegelmampfenden Klon, bevor Danny erklären kann, dass nicht der Klon, sondern der Hund verantwortlich für die Verletzung war.

Ein Treff mit der NSA macht Riley klar, dass er überwacht ist und kommt zu dem Schluss, dass der Klon verwanzt ist. Bei sich zuhause macht er sich an entsprechende Untersuchungen, bei der Mama Riley zu unpassendem Zeitpunkt das Bad betritt (ha! KOMEDY!). Mama hält Riley eine Gardinenpredigt, nach der er gefälligst seinen Verdächtigen menschlich behandeln soll. Immerhin spendiert Riley dem Klon daraufhin eine Decke und ein Kissen.

Im Traum hat der Klon weitere Erinnerungen an die Untaten seines Originals.

Die Fackel indes spielt schon mit dem nächsten Opfer, jagt die Frau durch die Strassen, verprügelt nebenher ein paar Passanten und liefert sich schliesslich einen Kampf mit Köchen in der Küche eines Restaurants.

Riley hat eine neue grandiose Idee. Er besucht das Polizeirevier und kann mit Angie´s Hilfe den Polizeicomputer benutzen, um einen Identitätsabgleich des Klons mit der Verbrecherkartei durchzuführen. Tatsächlich kommt er so auf die Spur eines gewissen Mr. Garotte und macht sich prompt auf zu der Adresse. Die regulären Cops allerdings können folgen, weil Mr. Riley zu blöde ist, die Bildschirmseite mit Namen und Adresse wieder zu löschen. Gemeinsam bustet man also die traute Heimstatt von Garotte, findet einen Opfer-Schrein mit diversen Fotos der Gekillten sowie einen Computer mit einer Slideshow der besten Killer-Pictures. Kloni sitzt derweil im Auto und fühlt sich ausgesprochen unwohl. Gerade noch rechtzeitig kann sich der Klon losreissen, in die Wohnung stürmen und eine Wahnung blaffen, bevor der Computer eine Bombe auslöst. Die Explosion wird von der Fackel beobachtet, Klon sieht sein Ebenbild und verfolgt es. Die Verfolgung führt in eine Bar, wo ein Fight der van Damme´s entbrennt. Ein Barmann, der dem Klon zur Seite stehen und die Polizei rufen will, wird von der Fackel gekillt. Immerhin führt der Notruf Riley und die Cops zur Bar, doch Fackel und Klon sind schon wieder ein Häusel weiter. Der Klon verliert den Anschluss, als die Fackel sich in ein Taxi schwingt, und wandert ziellos weiter.

Die Fackel ruft Riley an und will wissen, wer sein Lookalike ist. Die NSA ruft Riley an und macht ihm Vorwürfe, aber es gelingt Riley listig, den Aufenthaltsort des Klons zu ermitteln. Der ist schon wieder dabei, sich in Schwierigkeiten zu bringen, da er von einer Nutte aufgegabelt wird. Der Klon hat zunächst keine rechte Vorstellung, was nun zu tun ist, aber er findet rasch Gefallen an der Sache, aber als die Dame Kohle sehen will, versteht Klonchen Bahnhof, was die generic Thugs herbeiführt. Nutti entwickelt Sympathie für Kloni (mann, ich muss mit diesen Verniedlichungen aufhören), kann aber den Fight nicht verhindern, den der Klon aber souverän für sich entscheidet. Riley taucht zusammen mit einem Cop auf und kann den Klon wieder einsammeln. Die Nutte aber findet den Klon echt süss und möchte, dass er sich nach seiner Haftentlassung wieder bei ihr meldet (ha, KOMEDY.)

Riley setzt den Klon erneut Fotografien der Opfer und Tatorte aus, löst damit Erinnerungen aus. Der Klon stellt sich existentielle Fragen und begreift, dass er in seinem anderen Leben tötet. Riley erklärt ihm die Zusammenhänge und behandelt den Klon von nun an nicht mehr als persönlichen Fussabtreter, sondern lässt ihn vorn im Auto mitfahren und spendiert ihm ein Eis. Die Motivationskur funktioniert, der Klon kann Riley zum designierten nächsten Opfer führen, das bislang nicht zu lokalisieren war, da Touristin und in einem Hotel eingecheckt. Nach KOMEDY mit dem Concierge entern Riley und Klon das fragliche Hotelzimmer, aber da qualmt es schon, man kommt zu spät, kann aber die Verfolgung aufnehmen. Klon sperrt Riley ein, damit er seiner Nemesis alleine gegenübertreten kann. Tatsächlich treffen sich Klon und Fackel, Klon erklärt grob, was er ist, und die Fackel versucht, seinen Doppelgänger auf seine Seite zu ziehen. Tatsächlich gelingt es ihm immerhin, den Klon soweit zu verunsichern, dass er Riley in den Schussarm fällt und die Fackel entkommen kann.

Später zuhause ist Riley reichlich sauer auf den Klon, aber als die Fackel anruft und Jake mitteilt, dass er das nächste Opfer sein soll, gehen die Ermittlungen weiter.

Die Fackel besucht als Luc Savard ein Altenheim, in dem seine alte Mama vor sich hin vegetiert, und ja, natürlich… Fackelmann leidet unter einem Kindheitstrauma, denn Mama hat ihn immer geschlagen und böser Junge genannt. Die Erinnerungen sind so overwhelming, dass der Klon sie miterlebt und Riley den Namen Luc Savard nennen kann. Jetzt geht´s flott voran, man findet heraus, dass Mama Savard dereinst den Ehemann gekillt, den Buben eingesperrt und die Bude angezündet hat (na, da kommt alles zusammen). Als Riley und Klon im Altenheim auflaufen, ist die Alte aber schon über´n Jordan, da Kloni allgemein für Savard gehalten wird, bekommen die beiden auch die Habe der alten Dame, u.a. eine kitschige Spieluhr, überreicht. Bei der Begutachtung der Leiche überrascht die Fackel unsere Helden. Es kommt zu einem Kampf zwischen Riley und der Fackel, aus dem sich der Klon vornehm heraushält. Es geht strictly by the numbers weiter. Fackel macht Riley ziemlich fertig, will, dass der Klon die Endabrechnung übernimmt, Klon weigert sich, Kampf Klon/Fackel, Fackel rammt dem Klon ein Skalpell in die Brust und entkommt. Riley, halbwegs bei Bewusstsein, nimmt die Verfolgung auf. Während die Fackel einen Krankenwagen kapert und sich ein On-Board-Gefecht mit Riley liefert, zieht sich unser Klon das Skalpell raus und greift sich Riley´s verlorengegangene Knarre. [Ich muss doch noch mal abschweifen und feststellen, dass die Kampfszenen zwischen den beiden van Damme´s sehr interessant ist, da gut herausgearbeitet wird, dass es sich um identische Gegner handelt, die die Kampftechnik ihres jeweiligen Gegners absolut vorausahnen können).

Die wilde Fahrt durch die Krankenhaustiefgarage endet mit einem bösen Crash, aber die Fackel kann einmal mehr entkommen und den verfolgenden Riley mit einem Spaten vorübergehend plätten. Als Riley wieder zu sich kommt, wird er gerade von der Fackel in den Krematoriumsofen geschoben. Gerade rechtzeitig eilt der Klon herbei und kann Riley retten sowie den Killer in einen erneuten Kampf verwickeln, den er zwar gewinnt, aber´s nicht übers Herz bringt, sein Ebenbild zu eliminieren. Es kommt, wie es kommen muss. Fiesling Fackel drischt dem Klon den Spaten an die Rübe, Riley erschiesst die Fackel und versucht, den schwer verletzten Klon aus dem mittlerweile natürlich in Flammen stehenden Chaos zu retten (dass ein „Flammable“-Tank günstig rumsteht, begünstigt den Suspense-Faktor natürlich), schliesslich hatte man auch gerade einen emotionalen Moment (Klon: „Meine Familie ist tot.“ – Riley: „Ich bin jetzt deine Familie“.). Der Klon allerdings schubst Riley aus der Gefahrenzone und schliesst sich am Explosionsort ein. BUMM…

Später… Riley sitzt bei Angie und Danny zuhause, als ihm eine geheimnisvolle Gestalt im Regenmantel auffällt, die etwas in den Briefkasten steckt. Bevor Riley allerdings reagieren kann, ist der Unbekannte verschwunden. Im Briefkasten steckt die Spieluhr. Und unser aller Lieblingsklon kehrt zurück zu seiner Bordsteinschwalbe und lebt happily ever after…

Yepp, jetzt bin ich aber wirklich im Galopp durch die zweite Filmhäfte, eh, galoppiert. Wo fangen wir bei der Analyse an? Vielleicht damit, dass Ringo Lam nicht wirklich schlauer wird. Es gab ja eine Zeit lang das scheinbar ungeschriebene Gesezt, dass renommierte Actionfilmer aus Hongkong ihr Hollywood-Debüt mit van-Damme-Filmen beginnen müssen (John Woo mit HARD TARGET, Ringo Lam selbst mit MAXIMUM RISK, Tsui Hark mit KNOCK OFF) und zumindest für Lam und Hark war das nicht die cleverste career choice. Während John Woo jetzt hunderte Millionen Dollar für Action-Quark a la MI:2 verpulvern darf, sitzt Lam immer noch in dem selben Ghetto fest. Allerdings, nicht ganz unverdient, denn ich halte Ringo Lam für einen latent überschätzten Regisseur. Diesen eingeschlossen, habe ich bislang sieben seiner Filme begutachtet und einen bleibenden Eindruck hat bei mir eigentlich nur FULL CONTACT (a ka COVER HARD) hinterlassen. Selbst der höchstgelobte CITY ON FIRE zündet bei mir nicht recht, andere Filme wie UNDECLARED WAR oder WILD SEARCH sind zwar irgendwie ganz nett, aber mehr nicht, HK-Dutzendware. Lam ist weder ein Action-Ästhet wie Woo noch ein Visuals-Guru wie Hark (allerdings wenigstens auch nicht der Holzhammer-Komik des letztgenannten anfällig). REPLICANT fällt phasenweise in die selbe Kategorie, die Grundidee ist ganz clever, aber letztendlich war viel mehr drin (aber das läuft schon auf Drehbuchkritik hinaus, und die kommt ein paar Absätze später). Lams Inszenierung ist solide, Actionszenen kann er als HK-geschulter Director vermutlich eh im Schlaf stagen, so ist deren Qualität nicht verwunderlich, ein paar packende Stunts und gutaussehende Explosionen liefert Lam auch. Aber wie üblich geht Lam in den Dialog- und dramatischen Sequenzen etwas die Puste aus. Summa summarum… dafür, dass der Streifen vermutlich nicht allzuviel Geld gekostet hat, zieht sich Lam im Vergleich zu Kollegen wie Anthony Hickox oder Fred Olen Ray (kaum zu glauben, dass man diese drei Namen mittlerweile ungestraft in einem Atemzug nennen kann und muss) immer noch ordentlich aus der Affäre.

Schwerwiegender sind da schon meine Probleme mit dem Drehbuch, für das das selbe Kreativ-Team verantwortlich war wie bei THE ORDER. Die Grundidee ist sicher ganz reizvoll, aber eigentlich kommt nicht richtig viel bei rum. Ich meine, da hat mein ein Multi-Mio-Dollar-Projekt und der ganze Plan besteht darin, dass man den Klon rumlaufen lässt, bis er irgendwann mal zufällig eine Erleuchtung hat? Kein Wunder, dass der US-Verteidigungsetat so aufgebläht ist… Die grossartige Idee des Identitätsabgleichs per Computer kommt Riley gerade mal gegen Filmmitte, welch grossartiger Ermittler, kein Wunder, dass die Fackel unbedingt Riley als seinen persönlichen Verfolger haben wollte. Bei einer derartigen Halbwertzeit von Geistesblitzen hätte die Fackel vermutlich bis zu SEINER Pensionierung weitermorden können. (Ich will mal gar nicht davon reden, dass es für diesen grandiosen Geniestreich ja des Klons selbst nicht gebraucht hätte, dafür hätte ein schlichtes Polaroid-Bild auch gereicht). Die telepathische Verbindung zwischen den beiden van-Damme-Inkarnationen ist streckenweise ganz gut gemacht, jedoch ziemlich unmotiviert. Woher kommt diese Verbindung? Das Drehbuch sagt uns nicht mehr, als dass sie einfach existiert (naja, sonst käme der Plot auch nicht in die Gänge, denn dass das menschliche Gedächtnis in einem Haarfollikel residiert, vermuten vermutlich nicht mal die Dünnbrettbohrer, die diese Story fabriziert haben), was aber auch ungefähr das ist, was wir überhaupt über die Klontechnologie erfahren, nicht dass ich jetzt genaueste technische Manuale vorgebetet haben möchte, aber zwei-drei Sätze Backgroundinfo sind immer wieder gern gesehen, und sei es Technobabble. Auch unglaubhaft bzw. vom Timing her schlecht plaziert ist Rileys Wandlung zum Clone´s best friend, aber daran mag auch liegen, was ich gleich über die schauspielerischen Leistungen sagen werde. Recht nett finde ich dagegen das Ende, das eine geschickt eingefädelte dritte Möglichkeit zwischen den zwei aufdringlich offenkundigen Varianten nutzt.

Die Production Values sind für eine Budget-Produktion ordentlich, die Stunts professionell und die Special FX überzeugend (nicht, dass es viele gäbe), die Visions-/Erinnerungssequenzen sind optisch ansprechend gestaltet, der Film ist trotz FSK 18 nicht übermässig hart (die Freigabe geht aber doch in Ordnung), die Morde sind nicht ungeheuer graphisch oder exploitativ.

Zu den Akteueren:

Michael Rooker (HENRY – PORTRAIT OF A SERIAL KILLER, CLIFFHANGER, THE DARK HALF) schlafwandelt sich ziemlich emotionslos durch den Streifen. Ich halte Rooker schon von Haus aus für recht uncharismatisch (siehe THE DARK HALF, wo er Sheriff Pangborn spielte – den selben Charakter verkörperte in NEEDFUL THINGS später Ed Harris, und wer die Filme bzw. die Performances vergleicht, wird verstehen, was ich meine, nämlich dass Harris ganz einfach zwei-drei Ligen weiter oben angesiedelt ist). Da sein Charakter sehr eindimensional gezeichnet ist und sein Verhalten gegenüber dem Klon nicht unbedingt von übertriebener Freundlichkeit gekennzeichnet ist, fällt es schwer, Riley/Rooker als unseren sympathischen Helden zu akzeptieren, der Character Turn gen letztes Filmdrittel reicht dazu dann auch nicht mehr aus, da er einfach aufgesetzt erscheint. Bei Rooker habe ich irgendwie das Gefühl, dass er gefrustet war, in einem B-van-Damme-Movie spielen zu müssen, weil sich sonst nichts anderes ergeben hat… trust me, Michael… it won´t get any better.

Die Überraschung des Films ist zweifellos Jean-Claude van Damme. Ich predige ja seit Jahren, dass der Belgier wirklich das Potential hat, nicht nur auf körperliche Präsenz zu setzen, sondern auch zu spielen und hier liefert van Damme die vermutlich beste schauspielerische Leistung seiner Karriere ab. Als Killer „Fackel“ darf er endlich mal seine boshafte Seite ausleben, nachdem er ja fast ausnahmslos als „good guy“ gecastet wurde (sieht man mal von early roles wie in RED EAGLE oder NO RETREAT, NO SURRENDER [KARATE TIGER 1] ab) und versprüht trotz oder gerade wegen weniger Dialoge ungeheure creepiness. Getoppt wird das allerdings durch seine Klon-Vorstellung. Derart nuanciertes Spiel, durch Körpersprache und Mimik geprägt, wie in der „Kindheitsphase“ des Klons, hätte ich van Damme nu selber nicht zugetraut. Auch die zunehmende „Reife“ des Klons, durch zunehmenden Einsatz von Sprache, verkörpert van Damme voll zufriedenstellend. Überhaupt ist der Charakter des Klons (schreibt sich einfach schneller als Replikant) ziemlich gut geschrieben, sein Lernprozess gut umgesetzt (in den Kampfszenen, in denen der Klon sein Repertoire beständig anhand der Moves seiner diversen Gegner erweitert und in die er auch immer wieder die Kunstturn-Abläufe einbaut). Erfreulich auch, dass das Script nicht versucht, aus der „Zurückgebliebenheit“ (der Klon erinnert natürlich einen geistig Behinderten) comic relief zu erzeugen (so wie es manchmal z.B. im Jackie-Chan-Vehikel HEART OF DRAGON, allerdings in IMHO bewusstem tragikomischen Kontext, geschieht) [Einschub: überhaupt ist der Film relativ humorlos, ausser ein paar kurzen, oben angedeuteten Szenen, wird die Story straight erzählt – Gottseidank kam niemand auf die Idee, gar witzige Verwechslungs-Comedy einzubauen). van Damme hat hier also einen herausfordernden Charakter zu spielen (natürlich relativ zu sehen im Kontext des B-Actionfilms) und meistert die Aufgabe sehr gut, wobei eine wirkliche „dramatic scene“ interessant gewesen wäre.

Die restlichen Beteiligten haben nichts weiter zu tun, was man schon daran merkt, dass Kind-Actor Brandon James Olson (Danny), der ungefähr fünf Dialogzeilen hat (und dabei nicht pausenlos nervt, was in meinem Buch der Kinderdarsteller schon fast das grösste Kompliment ist, das ich vergeben kann), an vierter Stelle gebilled ist. Catherine Dent (Angie), die eine Routinevorstellung bietet, haben wir zuletzt gerade in Fred Olen Rays OUTBREAK-Klon (Hmmm… die hat´s mit Klonen, die Gute) SNAKE ZONE gesehen. Ungefähr so überflüssig wie in jenem Streifen ist auch ihre Rolle hier, wobei, wieder ein kleiner Pluspunkt, zwar so etwas wie eine Beziehung zwischen Angie und Riley angedeutet wird, aber daraus kein Plot-Punkt gemacht wird, also eine Off-Screen-Love-Interest (die mag ich am liebsten).

Von den Nebenrollen kann Marnie Alton als Love Interest für Klon Damme das meiste aus ihrer kleinen Rolle machen.

Okay, was sagen wir also fazitös zu REPLICANT? Die Wiedergeburt van Dammes ist der Film sicher (noch) nicht, dafür gibt es zuviele Probleme im Drehbuch und eine recht ärmliche Vorstellung unseres zweiten Name-Actors Michael Rooker, aber immerhin bietet REPLICANT eine halbwegs originelle Idee, einige gelungene Kampf- und Stuntszenen und einen Hauptdarsteller in Hochform. Das hebt REPLICANT eine ganze Stufe über den etwa zeitgleich (wohl etwas später) entstandenen THE ORDER und macht den Film auf jeden Fall zum besten van-Damme-Vehikel seit THE QUEST. Mehr Budget beim nächsten Anlauf und ein etwas durchdachteres Script und van Damme könnte wieder dicke im Geschäft sein. Auf jeden Fall das Ausleihen für Actionfreunde wert.

(c) 2001 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 6


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