Provoked

 
  • Deutscher Titel: Provoked
  • Original-Titel: Provoked
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  • Regie: Rick Pamplin
  • Land: USA
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Casey Kennedy (Cindy Maranne)
    Captain Rader (McKeiver Jones III)
    Mad Dog (Harold Wayne Jones)
    Eve Carpenter (Sharon Blair)
    Rachel Singer (Tara Untiedt)
    Michael Kennedy (Bob Fall)
    Big Mama (Phyllis Durant)
    Loverboy (Jody Brown)
    Slick (Daniel Kwong)
    Mayor Bender (Nick Roberts)
    Carla McKenzie (Ona Simms)
    Aitkens (Memphis Perkins)
    Nick the Knife (Joel von Ornsteiner)
    Machine-Gun Joe (Joe Sprosty)
    Betty Allen (Betty Burns)
    Security Guard (H. Donald McGhee)
    Wylie Stubble (Joe Diamond)
    Snake (Lee Buck)


Vorwort

Also, eigentlich wär das ja heute mehr was für den Kollegen Greywizard von Unknown_Movies – denn ehrlich gesagt hatte ich weder von dem Film noch von irgendeinem daran Beteiligten auch nur annähernderweise was gehört. Stellt sich die Frage, warum ich sauer vom Staat erbettelte 3,95 Euro in das Gebrauchttape investierte, als ich es im Videotheken-Verkaufsregal vor sich hinstauben sah. Naja, irgendwie muss man seine Kohle ja loswerden und der Covertext verspricht ein zünftiges „Eine Frau sieht rot“-Spektakel… rotes FSK-18-Papperl und Videolabel „Scala Sensation“ versprechen da schon genau die Sorte „Qualität“, auf die Schreiber dieser Zeilen nun mal von Haus aus fixiert ist. Bei Provoked handelt es sich um das Debütwerk des Ex-Obdachlosen, -Filmkritikers, -Journalisten und -Drehbuchschreiblehrers Rick Pamplin, der später für einen Konzertfilm mit Police Acadamy-Soundmaschine Michael Winslow etliche Preise abstaubte. Okay, zwischen einem Comedy-Liveauftritt-Mitschnitt und einem spannungsgeladenen Actionthriller bestehen sichelich kleine feine Unterschiede… ob Meister Pamplin auch in letztgenanntem Genre bestehen kann?


Inhalt

Zunächst mal stellen wir unsere hauptamtlichen Bad Guys vor. Zumindest teilweise sind diese, wie man so schön sagt, noch „anderweitig“ gebunden, denn sie dürfen im Auftrag des Staates diverse Steine kloppen. Wie sang schon Sam Cooke: „Working on a chain gang…“. Diese immer wieder gern gesehene Freizeitgestaltung findet, natürlich unter gestrenger Aufsicht des wachsamen Auges des Gesetzes, irgendwo an einer dirt road in the middle of nowhere statt. Das Pärchen White Trash-Typ/fette schwarze Mama, das unvermittelt vor der Chain Gang in die Eisen steigt und sich zunächst einen zünftigen „Ehestreit“ liefert, wird von Wachmannschaft und Gefangenen zuerst mal für prima Abwechslung gehalten, bis die vermeintlichen Streithähne mit Kanonen und den diesen gemeinhin innewohnenden Kugeln um sich schmeissen, um zwei der Knackis zu befreien. Die Wärter werden schnell niedergemetzelt und, weil man ja bekanntlich keine Zeugen brauchen kann, nieten die fürchterlichen Vier auch noch den Restbestand an Gefangenen um, obwohl sich einer derselben als Komplize aufdrängt. Nachdem noch ein Auto fliegen geht (hey, das ist ein B-Actionthriller, da wird ja wohl ein fliegendes Auto drin sein), ist die Gefangenenbefreiung finito und die Böslinge driven gen nächste Stadt.

Nun kommt der praktische Lehrfilm-Teil „Wie rekrutiere ich einen Komplizen“. Unsere „Freunde“ quatschen den nächstbesten halbseiden aussehenden Typ, der am Strassenrand rumsappt (und sich dabei des unnatürlichsten „casual walks“ bedient, seit John Cleese das Ministerium für „silly walks“ endgültig geschlossen hat) und fragt ihn direktemang „Hast du Lust, Krimineller zu werden?“ Der Typ hat und als er auf die Zusatzfrage „Schon jemanden umgelegt?“ angemessen dramatisch mit aufgeklappter Messerklinge „heute noch nicht“ antwortet, ist Randy, so heisst er, auch schon unbürokratisch, zu gleichem Beuteanteil, in die Gang aufgenommen. Die allgemeine Begrüssungsroutine bringt uns auch die anderen Ganoven näher. Cheffe der Clique ist der White-Trash-Typ mit dem hübschen Namen „Mad Dog“, die dicke schwarze Mama hört – wahnsinnig überraschenderweise – auf „Big Mamä, ihr Filius Loverboy und der Asiate Slick (letzterer übrigens nicht wirklich begeistert über die Aussicht, potentielle Beute nunmehr durch fünf teilen zu müssen) sind diejenigen, die man gerade erfolgreich befreit hat. Im übrigen befindet Big Mama, dass „Randy“ nicht wirklich ein furchteinflössender Name für einen blutrünstigen Gangster ist (hat sie irgendwo recht) und tauft ihn daher auf „Nick, die Klinge“ (argh, das erinnert mich wieder an die grandiose Sledge Hammer-Episode, in der Sledge als „Nick the Knife“ undercover ging).

Cut zu einem schicken roten Sportwagen mit „just married“-Schild am Heck. I guess we introduce our good guys now. Casey und Michael Kennedy heissen die newlyweds und sie sind im Begriff, ihre Flitterwochen („dort, wo alle Amerikaner ihre Flitterwochen verbringen, auf Hawaii“) anzutreten. Blöderweise hat Casey die Flugtickets in ihrer Büro-Schreibtischschublade vergessen und wir können uns denken, was folgt…

Aus Gründen, die man im Interesse des Ansehens der verbrechensbegehenden Zunft vermutlich nicht weiter vertiefen sollte, hat Mad Dog nämlich entschieden, eine Weingrosshandlung zu überfallen, und zwar nicht, um sich dort eine Extrakiste Beaujolais zu sichern, sondern das „Schwarzgeld“, das die Firma für ihre Schwarzarbeiter angeblich dort hortet (gebt´s zu, ein Film über einen Überfall auf eine Weinhandlung ist … nicht gerade gewöhnlich). Die Gangster wissen leider nur nicht, dass die Firma (für die selbstredend auch Casey arbeitet, falls Ihr Euch das nicht schon längst zusammengereimt hat) gerade dabei ist, in neue Räumlichkeiten umzuziehen und in den alten Geschäftsräumen ist nur noch eine Notbelegschaft dabei, die letzten Dinge abzuwickeln. In Personen ausgedrückt heisst das, dass wir dort die brünette Rachel, die blonde Eva und die alte Schachtel Betty haben. Als der verbrecherische Fünferpack das Gebäude stürmt und die drei Grazien in die Mündungen von diversen Schnellfeuerwaffen inklusive der guten alten Tommy Gun blicken lässt, schenkt Oberfiesling Mad Dog Rachels verzweifelten Beteuerungen, dass sich absolut kein Cent an Kohle mehr in der Firma befindet, in der notorischen Sturheit eines oberstübchenmässig nicht voll ausgestatteten Klapsmühlenfall (schliesslich brüstet sich Mad Dog als „Copkiller“, und etwas mehr als die bislang sieben zur Strecke gebrachten möchte er sich ganz gern noch gutschreiben), relativ wenig Glauben.

In diese unangenehme Situation platzen die Kennedys, d.h. 50 % von denen. Da Casey sich mal kurz auf dem Klo das Näschen pudern muss, bleibt es Michael überlassen, die Flugtickets zu holen und überraschend in eine mittelschwere Life-or-Death-Situation zu geraten. Dem Eindringling wird erst mal mit ´nem Gewehrkolben der Scheitel gezogen und auf Mad Dogs vorsichtige Frage, mit wem zum Teufel er es denn nu schon wieder zu tun habe, entgegnet Rachel mysteriöserweise „mein Verlobter, Michael Kennedy“. (Entweder haben wir es hier mit einem Kerl zu tun, der es sich zur Aufgabe gestellt hat, ganze weibliche Firmenbelegschaften nacheinander durchzunageln, oder Rachel ist a little bit durch´n Wind – selbstredend bleibt auch die Möglichkeit, dass die Synchroverbrecher nicht mehr so ganz durchblickten). Irgendwann kommt tatsächlich auch Casey von ihrem Klogang zurück und kann, von Rachel durch ein paar gezielte (und waaahnsinnig dezente) Blicke motiviert, unbeobachtet den strategischen Rückzug antreten.

Mad Dog will seine Gefangenen fesseln lassen. Die alte Schachtel Betty versucht clevererweise die Flucht nach vorn (sofern man ihr beherztes Davonwatscheln mit rudernden Armen, das in der Benny-Hill-Show sicher besser aufgehoben wäre, als „Flucht“ bezeichnen kann) und wird verdientermassen im Stiegenhaus von Slick mit einer MPi-Salve niedergestreckt. „Nächstes Mal nimmst du den Fahrstuhl,“ bestätigt er mühelos die Regel, dass es zwischen cleveren One-linern, wie sie Arnie oder Bruce Willis in ihren besten Tagen zum besten gaben, nachdem sie einen ihrer Kontrahenten entleibt hatten, und dem, was B-Film-Drehbuchschreiber für solche halten, leichte Unterschiede gibt.

Casey rennt bei ihrer Flucht aus dem Gebäude einen Wachmann über´n Haufen, während drin die blonde Eve Mad Dog schöne Augen macht. Randy, eh, „Nick die Klinge“ inspiziert in einer schier endlosen „stylish“ slow-mo-Sequenz die leeren Firmenräumlichkeiten. Irgendwie ist es Casey gelungen, den Wachmann zu überzeugen, dass im Gebäude schändliche Dinge vor sich gehen. In der Tradition sämtlicher mit dem ersten Auftreten zum Tode verurteilten Security Guards in B-Filmen ordert unser Wachmann (selbstverständlich Afro-Amerikaner) nicht etwa Verstärkung oder die Polizei, nachdem er von mehreren bis an die Zähne bewaffneten Gangstern mit Geiseln gehört hat, sondern geht der Sache persönlich auf den Grund. Tja, und als auf seine Anfrage Rachel durch die geschlossene Tür das durch Tommy-Gun-Lauf an der Schläfe forcierte „Alles in Ordnung“ durchgibt, ist sich Mr. Wachmann sogar sicher, das etwas faul ist. Aber nein, natürlich holt er immer noch nicht Verstärkung, sondern schickt nur Casey los, die Bullen zu holen, während er heldenmässig Einlass in die besetzten Räume verlangt. Bekommt ihm nicht gut, denn Loverboy schiesst ihn tot: „Er wollte doch, dass ich die Tür öffne,“ grinst der Killer.

Casey stürmt erneut aus dem Gebäude und rennt wieder jemanden über den Haufen – scheint ein running Gag zu sein… diesmal eine Polizistin, die Casey unter chronischem Verdacht verhaftet und von sich von ihrem Krakeelen nicht weiter beeindrucken lässt. Immerhin gehen zwei (in Worten: zwei) Uniformträger auf die Pirsch und liefern sich mit Randy alias „Nick die Klinge“ einen äusserst unbeeindruckenden Shootout, bei dem einer der Cops und Randy ins Gras beissen. Den überlebenden Cop plättet Mad Dog mit der Tommy Gun. Ob der anstürmenden zwei weiteren Cops zieht sich Mad Dog mit den Seinen und den Geiseln ins Büro der Weinfirma zurück und verrammelt erst mal Türen & Fenster (und hochgradig „ironischerweise“ kassiert das falsch geparkte Räubermobil ein Knöllchen).

Captain Rader, der aufrechte Chef der Polizei, trifft ein und schüttelt ob der geballten Inkompetenz seiner Unterlinge, namentlich der Casey-verhaftenden Polizistin Aitkins, sein weises Haupt. Dem Captain ist natürlich klar, dass Casey mitnichten eine Komplizin der „Terroristen“ ist, sondern lediglich eine Augenzeugin. Und der Captain kennt sogar Caseys Vornamen, obschon ihm den bislang keiner gesagt hat! Bei derlei Vertraulichkeiten nimmt es nicht Wunder, dass Casey dem Obercop nicht nur die Lage schildert, sondern auch verrät, dass ihr Geiselgatte früher auch mal dem Bullenverein angehörte.

Rader schaltet Bürgermeister Bender ein, der sich gerade mit seiner Geliebten in einem Motel vergnügt (boob shot). Bender verbittet sich den von Rader gewünschten Sturmeinsatz und will ansonsten, evil politician, der er ist, die Presse raushalten. Schön blöd für ihn, dass er sich als Matratze die Star-Reporterin Carla McKenzie ausgesucht hat, die bei solchen Worten selbstredend hellhörig wird und den Bürgermeister mit der Möglichkeit der Bekanntgabe pikanter Details der Liebschaft erpresst, ihr Informationen über den Fall zu liefern.

Mad Dog stellt dieweil seine höchst moderaten Forderungen: schlappe hunderttausend Dollar, einen Lieferwagen als Fluchtauto und freies Geleit nach Mexiko, mehr will der böse Räuber gar nicht haben. Casey beschwert sich beim Captain und verlangt nach Action (hm, sind Angehörige von Geiseln normalerweise nicht eher darauf erpicht, dass die Polizei NICHT all guns blazing stürmt?), aber die Aktivitäten der Polizei beschränken sich darauf, den Geiselnehmern zwecks Kommunikation ein Walkie-talkie zu schicken, eins von der Sorte, das nicht abzuschalten ist und so als Wanze dienen kann. Bürgermeister Bender befielt Rader, auf die Forderungen der Gangster einzugehen, Eve tauscht noch mehr verräterische Blicke mit Mad Dog aus und Carla McKenzie und ihre „Action News“ tauchen am Tatort auf. Hm, wenn Carla wirklich eine Starreporterin ist, dann bin ich der Emir von Kuweit mitsamt seinem fetten Bankkonto. Hint: solltet Ihr jemals in einem Film einen Reporter spielen, dann UM HIMMELS WILLEN HALTET WENIGSTENS DAS MIKROFON RICHTIG und nicht wie ein Dreijähriger sein Fisher-Price-Karaoke-Plüsch-Mikro! Mama mia! Nun gut, unsere „Reporterin“ greift sich Casey zwecks Interview, was unsere Heroine zu kräftigem Police-Bashing nutzt, aber auf die vermutlich undiplomatischte Interviewfrage aller Zeiten, „Wann, glauben Sie, töten die ihren Mann?“, bleibt selbst Casey die Spucke weg (mit dieser Holzhammer-Interviewmethode kann man vermutlich höchstens noch in Japan vorgehen).

Bei Geiseln und Gangstern kristallisiert sich für die Langsamdenker im Publikum nun immer deutlicher heraus, dass Eve und Mad Dog sich nicht zum ersten Mal begegnen und Casey überrascht uns nicht nur durch unauthorisierte Aktivität, sondern auch durch Einfallsreichtum und Meisterin der Ressourcen, denn sie hat sich nicht nur drei Mörderpizzen beschafft, sondern auch noch die Uniform des entsprechenden Lieferdiensts und verköstigt damit die Gangster, natürlich um nach ihrem Liebsten zu sehen (dass die wacheschiebenden Cops sie tatsächlich reinlassen, obwohl Rader gerade eine „keine Lebensmittel“-Policy verkündet hat, ist bei weitem nicht das dümmste, was die Gesetzeshüter in diesem Film treiben). Mad Dog scheucht die Pizzalieferantin aber umgehend wieder hinfort, and a good thing too, denn Loverboy dürstet es nach Möglichkeiten, seinem Namen alle Ehre zu machen. Und ich frag mich trotzdem, wo sie den Lieferservice-Kittel her hat… Kaum ist sie wieder draussen, wird sie mal wieder verhaftet (wird zur Gewohnheit).

Kommen wir nun zum humoristischen Höhepunkt des Streifens, denn Carla interviewt den obligatorischen Psychologen und Geiselnahme-Experten, Wylie Stubble (mit DEM Namen sollte man sich eigentlich nicht in die Öffentlichkeit wagen, geschweige denn psychologische Ratschläge erteilen). Was Stubble in den nächsten fünf Minuten von sich gibt, dürfte Wasser auf die Gebetsmühlen der Putins und Bushs der Welt sein und sie darin bestärken, dass der Rest der Welt hemmungslos und unheilbar balla-balla ist und daher nicht weiter ernstgenommen werden muss. Sprich: mit dem folgenden Gefasel a la „Die Gesellschaft ist an allem schuld“, „Die Geiselnehmer sind die wahren Opfer, sind menschliche Wesen, man muss ihnen Verständnis entgegenbringen, ein Schrei nach Hilfe“ etc. pp. wird jede Klischeeskala gesprengt, aber für die Feststellung, dass „wir Amerikaner nicht wissen, wie gute Geiseln sich zu verhalten haben“, gibt´s von mir ein anerkennendes Schulterklopfen – da musste ich ehrlich grinsen. Naja, und dass die liebe gute alte Betty selbst schuld ist, dass sie erschossen wurde („das war mit Sicherheit Notwehr,“ wie Professor Stubble weiss), können wir uns ja denken…

Eve und Rachel erschleichen sich die Genehmigung, die Toilette aufsuchen zu dürfen und dort stellt Rachel ihre Kollegin zur Rede. Die ist bekanntlich blond und sich keiner Schuld bewusst, dass sie ihrem Ex-Freund Mad Dog von der angeblich hier gebunkerten Kohle berichtet hat und sieht die ganze Sache eher locker (im übrigen verwette ich meinen brandneuen 5-Euro-CD-Ständer, dass es sich bei den Darstellerinen um die schlechtesten jemals gesehenen Schauspielerinnen diesseits eines Amateur-Pornofilms handelt, synchronisiert von den schlechtesten Synchronsprecherinnen diesseits… eh, Ihr wisst ja, wie der Satz weitergeht). Rachel fordert Eve ultimativ auf, sich zu entscheiden, auf welcher Seite sie steht, bekommt die angemessene „pfz“-Antwort und sieht sich dann auch noch den Aufpassern Slick und Loverboy gegenüber, denen das traute Te´te-a`-te´te der Damen im Waschraum entschieden zu lange dauert. Den beiden Kerlen ist langweilig, also entscheiden sie sich spontan für eine Doppel-Vergewaltigung. Allerdings, komischerweise, nicht so, dass sich jeder der beiden eine Schickse greift, nein, sie ziehen lieber nacheinander Rachel durch (bitte meine Ausdrucksweise zu entschuldigen, aber für ein B-Film-Review packe ich meine Hölderlin-Lyrik nicht aus). Slick macht´s zwar keinen Spass („war nicht gerade ein Vergnügen“, kommentiert er), aber wat mut dat mut und Loverboy bemüht sich anschliessend nach Kräften, versagt aber – hach, wie ironisch… Ihr versteht schon: er nennt sich Loverboy und kriegt ihn nicht hoch, ist doch ´n Geistesblitz! Gut, dass Big Mama im ungeeignetsten Moment reinplatzt, ist möglicherweise schon ein Abtörner, aber Loverboy kommt die Gelegenheit recht, um sich heulend in Mamas Schoss zu flüchten und „es lag an ihr“ zu stammeln. Big Mama droht Rachel ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen an, sollte sie über den Vorfall ein Sterbenswörtchen verlieren. Problem nur, dass Loverboy der Träger des verwanzten Walkie-Talkies ist und Rader das ganze Treiben mitanhört.

Casey, von Rader erstaunlicherweise nicht gefesselt & geknebelt, unterbreitet den Vorschlag, das Lösegeld selbst aufbringen zu wollen, was Rader entschieden ablehnt und im übrigen jegliche Extratouren verbietet.

Mad Dog hat indes eine grandiose Idee – da er das Fernsehen draussen geortet hat, fordert er, dass die Reporterin die Gangster besucht, damit diese ihren Standpunkt und ihre Forderungen publik machen können. Dafür gibt er flockige 15 Minuten Zeit, ansonsten beisst eine Geisel ins Gras. Der Bürgermeister erteilt flugs die Genehmigung, denn erhofft sich von einer Live-Berichterstattung des Geiseldramas rätselhafterweise gute Publicity für seine Wiederwahl. Rader, der erneut auf einen Sturm drängt, wird diesbezüglich abgebürstet. Und so entert Carla das Ganoven-Quartier, konfrontiert die überraschten Gangster damit, dass sie einige der Jungs beim Namen kennt und lässt Mad Dog seine Forderungen stellen, bevor sie sich ausbedingt, Rachel interviewen zu dürfen, was Mad Dog widerwillig genehmigt. Tja, und auch Carla hat ganz offenkundig alle Informationen, die nach Fug, Recht & Script eigentlich nur Rader haben dürfte und eröffnet ihr Interview mit der herzigen Frage: „Sie wurden gerade zweimal vergewaltigt, wie fühlen sie sich?“ Einfühlungsvermögen, Dein Name sei Kerner, äh, Carla. Dies bringt erhebliche Irritation in der Terror-Truppe, denn Loverboy streitet selbstredend alles ab, Big Mama krakeelt und Mad Dog verliert leicht die Contenance. Rachel brüllt ins Mikro, dass die Polizei gefälligst stürmen und die „Schweine“ abknallen solle, alles gerät ein wenig ausser Kontrolle usw. Als Mad Dog Carla verbietet, die anderen Geiseln zu interviewen, outet sich diese als wahrhafte Meisterin ihrer Zunft und beginnt, die Gangster vor laufender Kamera als „Abschaum“ etc. zu titulieren. Ich weiss ja nicht so ganz, ob ich jemandem, der eine Tommy Gun in der Hand hält und sie gerne mal benutzt, ins Gesicht sagen würde, er sei Abschaum, aber ich bin ja auch kein Starreporter. Die Gangster jedenfalls lassen sich das nicht bieten und so wird Carla live on air erschossen (immerhin einige Jahre vor Natural Born Killers, das sei angemerkt – im übrigen kommt die ganze Carla-bei-den-Gangstern-Sequenz im „Reality-TV-Look“ mit „Live“-Einblendung in der linken oberen Bildschirmecke) und Mr. Kameramann darf sich dem Geisel-Team anschliessen.

Casey pflaumt Rader weiter an, dass der doch gefälligst seinen Hintern mal in Aktion setzen solle. Würde er ja gern, wenn er denn dürfte, so aber muss er sich von Casey Feigling schimpfen lassen. Das hört Rader nicht gern und lässt Casey erneut verhaften (dreimal innerhalb von ungefähr einer Stunde verhaftet werden – auch ´ne sportliche Leistung). Casey gibt Fersengeld und wird von Aitkens durch diverse Hinterhöfe verfolgt. Aus mir nicht gänzlich ersichtlichen Gründen gibt Aitkens an einem ungefähr 1,50 m hohen Maschen-Draht-Zaun, denn Casey ohne Mühe überwindet, die Verfolgung mit einem „Männö-mässigen Fussaufstampfer verloren (Trivia am Rande: als diese Szene gefilmt wurde, muss dies so, cough-cough, „realistisch“ gewirkt haben, dass die echten Cops einen „Officer-in-Not“-Einsatz inkl. Hubschraubereinsatz auslösten – das brachte Rick Pamplin, dem Director, eine Verhaftung und jede Menge Gratis-Publicity ein, denn der Vorfall machte selbst in Hollywood Headline News).

Casey hat einen Plan – sie sucht einen gewissen Kerl namens „Maschinengewehr-Joe“ auf, der Michael aus alten Zeiten einen Gefallen schindet (dass Casey das erstens überhaupt weiss und zweitens mühelos die Telefonnummer des Knaben zwecks Arrangieren eines Meetings herausfindet – I don´t know ´bout the States, aber hierzulande dürfte es im Telefonbuch unter „Maschinengewehr“ nicht wirklich viele Einträge geben – strapaziert meine Suspension of disbelief reichlich). MG-Joe ist, wie könnte es anders sein, gut sortierter illegaler Waffenhändler, der im Kofferaum seiner Karre ein breites Sortiment der hübschesten und modernsten automatischen Schnellfeuerwaffen spazierenfährt. Ja, es ist an der Zeit, dass Casey sich den Patronengurt umhängt und zur Ramboine wird. MG-Joe will nicht mal Kohle für die Knarren, sondern nur mitspielen. Unter Protest willigt Casey ein (ich persönlich wäre nicht undankbar, wenn mich bei meinem privaten Rachefeldzug jemand, der sich mit den Bleispritzen tatsächlich auskennt und diese bedienen kann, freiwillig begleitet – aber Ihr habt ja eh schon gewusst, dass Casey mit der Handhabung der Lochstanzer keine Probleme haben wird).

Mad Dogs neuestes Ultimatum läuft ab, ohne dass er etwas von Kohle oder Fluchtauto sehen würde, deswegen knallt er den armen Kameramann ab (und dessen Sender erweist sich als nicht lernfähig, denn das ganze geschieht erneut live on air und ein zweites Mal blendet unser Nachrichtenkanal das berüchtigte „Technical problems – please stand by“ ein). Mad Dog ist sauer und erhöht das Lösegeld auf 200.000 Dollar (immer noch nicht gerade eine Mördersumme) plus 100.000 für jede weitere Geisel, die er umbringen „muss“. Und darüber hinaus würde er gern mit dem Bürgermeister persönlich verhandeln. Der hält natürlich wieder weniger von diesem Vorschlag, hat er doch Angst, dabei getötet zu werden. „Das wäre keine so schlechte Idee,“ kommentiert Rader bissig.

Eine nicht so schlechte Idee wäre allerdings vielleicht auch, das lokale Polizeiaufgebot nicht ausschliesslich aus Angehörigen der Keystone Kops zu besetzen. Denn ratet mal, wie sich Casey und MG-Joe ins umstellte Gebäude einschleichen… gebt´s zu, die Möglichkeit „Casey bindet den zwei Eingangswächtern den Bären auf, auf dem Parkplatz würde es frische Donuts geben“, wäre von Euch als „viel zu blöde“ abgetan worden, nicht aber von diesem Film… und so schaffen Casey und MG-Joe ihr Waffenarsenal ungesehen rein. Rader ahnt zwar Unheil, als die beiden Torfköppe die Schmalzkringel abholen wollen und malt sich in seinen kühnsten Tagträumen aus, wie´s denn wäre, wenn er im Alleingang stürmen würde, tut aber nix.

Casey und MG-Joe, der sich auch eine Tommy Gun umgeschnallt hat, trennen sich – Casey will die Schurken aufmischen und MG-Joe soll am Hinterausgang abräumen, was noch rauskommen sollte (ich würd´s zwar andersrum machen, da Joe ja wenigstens Kampferfahrung hat und etwas weniger wahrscheinlich auch sämtliche Geiseln en passant umlegen würde, aber…). Casey schiesst also wild um sich und kratzt immerhin Loverboy an. Die Schurken schiessen zurück, inklusive Eve, die sich inzwischen, wie von Rachel gefordert, entschieden hat.

Da Joe, nachdem er aus einer unschuldigen Tür Schweizer Käse gemacht hat, umgehend von Loverboy und Slick in Gemeinschaftsarbeit niedergeschossen wird, war das mit der Arbeitsteilung vielleicht doch der richtige Dreh. Michael versucht die Gunst der Stunde zu nutzen (wird langsam Zeit, dass der angebliche Ex-Cop in die Pötte kommt), schafft es aber nur, sich erneut was auf die Mütze geben zu lassen. Big Mama und Rachel gehen mit gespreizten Krallen aufeinanderlos, was Big Mama gern zur Generalabrechnung mit Rachel (von wegen der Vergewaltigungskiste) nutzen möchte, doch, welch Ironie, mit ihrer Shotgun plättet sie mitnichten die weisse Schlampe, sondern den unvermittelt in den Raum stürzenden Sohnemann. Bevor Big Mama sich plärrenderweise endgültig zur Furie verwandeln kann, wird sie von Casey hinterrücks erschossen. Auch Eve bekommt noch einen vor den Latz, was ihre weitere Rolle auf die eines Schutzschilds für den sich feige zurückziehenden Slick beschränkt. Während sich Michael noch wundert, wen zum Geier er da geheiratet hat, hat Casey schon Slick gestellt und verwickelt ihn in einen Kung-fu-Kampf. Eh. Naja. Etwas entfernt damit verwandtes… zumindest der abschliessende Move ist als Judogriff zu identifizieren, ansonsten wirkt das ganze ungefähr so überzeugend wie eine ComRoad-Bilanz. Casey beendet das Kapitel Slick mit ungefähr zweihundertachtundneunzig Kugeln, die ein hübsches Stanzmuster im Bösmann hinterlassen. Aus dem Hinterhalt springt da jedoch Mad Dog, die Tommy Gun im Anschlag, vor Casey und kündigt blutige Rache an. Seine Kompetenz als Cop- und sonstiger Killer muss aber schwer angezweifelt werden, denn obwohl Casey sicherlich geschlagene zehn Sekunden mit ihrer Waffe rumhudelt, schafft es Mad Dog nicht, auch nur einen Schuss abzufeuern, bevor er wiederum ein halbes MPi-Magazin in Kugelform in seinem Körper wiederfindet. Hat´s nicht besser verdient, der Depp, möchte man meinen, doch immerhin ist er sichtlich bei Michael Myers oder Jason Vorhees in die Lehre gegangen, denn die Tatsache, ungefähr dreissigmal erschossen worden zu sein, beeinträchtigt den Ganoven nur unwesentlich: „Ich habe neun Leben!“ tönt er. In einer extrem albernen Szene beschiessen sich Casey und Mad Dog in einer sprichwörtlich ABSOLUT LEEREN HALLE ohne jegliche Deckung mit ungefähr jeweils fünftausend Kugeln, ohne sich auch nur anzukratzen (welch Zufall – die beiden schlechtesten Schützen aller Zeiten finden sich zur gleichen Zeit am gleichen Ort ein), ehe Casey auf Trick 17 verfällt und einen neben Mad Dog stehenden Benzinkanister in Brand schiesst (ungeachtet der Tatsache, dass Mad Dog ungefähr zwanzigmal grösser ist und sie den NICHT trifft). Während Mad Dog vor sich hin abfackelt, rezitiert Casey geistig das Ehegelöbnis (tja, Damen der Schöpfung, nehmt Euch ein Beispiel an dieser taffen Frau, die nimmt das noch wörtlich ;-)) und jagt aus purem Spass anner Freud noch ein paar dutzend Kugeln in den Brennenden.

Casey schleppt Michael ab und sogar Joe hat´s überlebt. „Ohne seine Hilfe hätte ich es nie geschafft,“ blubbert Casey bezüglich Joe (ja, tolle Hilfe, der Kerl) und Michael schwadroniert, dass er einst Joe in Vietnam (wo sonst) das Leben gerettet habe (was mich wieder darüber nachdenken lässt, dass Michael für einen Ex-Cop und Nam-Veteranen ein arg schwaches Bild abgegeben hat). Die Kompetenz der Polizei bleibt auf konstant niedrigem Niveau, denn trotz des veranstalteten Feuerzaubers können Michael und Casey sich unbemerkt und/oder unbehelligt verpissen und in die Flitterwochen starten („Humoreinlage“ von Casey: „Aber ich hab die Tickets immer noch nicht!“).

Immerhin, der Film gönnt sich noch ein kleines Wrap-up. Bürgermeister Bender gibt eine Pressekonferenz, erweist sich als das erwartete schleimige Wiesel, deutet das ganze Schlamassel als deutliches Indiz dafür, dass man die Todesstrafe dringend wieder einführen müsse, bedauert den Tod Carlas (der ihm vermutlich nicht ganz so unrecht war), findet, dass die Polizei sich hundertprozentig korrekt verhalten habe und Selbstjustiz natürlich vollkommen inakzeptabel sei. Im übrigen habe er von der Forderung der Gangster, mit ihm persönlich zu verhandeln, nie etwas gehört, da er mit den Einsatzkräften nie in Kontakt gestanden sei. Jaaaa, ich hab´s kapiert, der Typ ist Politiker. Rader macht das angemessen angefressene Gesicht dazu.

Und weil Rick Pamplin sich nicht mal Stock Footage eines Flugzeugstarts leisten kann, dürfen Michael und Casey zur Symbolisierung ihres Flitterwochenstarts gerade mal an einem Flughafen vorbeifahren. ENDE.
Bewertung

Hm, eins würde mich ernsthaft interessieren – wie viel hat Provoked effektiv gekostet?? Kann eigentlich nicht im fünfstelligen Dollarbereich gelegen haben, denn dieser Film ist mit Sicherheit der am preisbewusstesten produzierte Streifen, der mir in jüngerer Vergangenheit unter die Glotzbuchten kam. Von einer leerstehenden Fabrikhalle abgesehen verfügt der Film über genau ein Set, und das ist, hüstel, „dekoriert“ durch zwei Schreibtische und drei Stühle. Sonst gibt´s in dem Film schlicht und ergreifend nichts, was auch nur halbwegs verdächtig wäre, Geld gekostet zu haben. Zwei Polizeiautos und einen Sportwagen bekommt man vermutlich in Hollywood zwecks Filmerei nachgeworfen, Waffen und sonstige Requisiten sind, wie man der langen Dankesliste im Abspann entnehmen kann, von wohlmeinenden Supportern gestellt worden – und ansonsten lässt es halt schon tief blicken, wenn ein Film sich nicht mal mehr Stock Footage-Einsatz leisten kann. Und das, was am Ende rauskommt, sieht trotzdem annähernd so aus wie ein ECHTER FILM, also muss man Meister Rick Pamplin vermutlich ein Kompliment dafür aussprechen, ausgesprochen kosteneffektiv gearbeitet zu haben.

Naja, aber davon hat man als Zuschauer ja noch nicht wirklich was, und abgesehen davon kostet´s in der Videothek genauso viel, ob man nun Provoked oder Titanic ausleiht. So sympathisch Low Budget nun mal ist, so wenig reicht die Tatsache, mit beschränkten Mitteln arbeiten zu müssen, um den geneigten Rezensenten wohlwollender als sonst zu stimmen. Will sagen, zu einem unterhaltsamen Film gehört halt mehr als eine schmale Kasse und ein paar fromme Wünsche. Rick Pamplin müht sich nach Kräften, aus den praktisch nicht existenten Mitteln einen ansehnlichen Film zu zimmern, aber wird schon mal von der (von ihm selbst erdachten) Story k.o. geschlagen. Vermutlich müsste man diesen Film korrekt unter „Science fiction“ oder „Fantasy“ einordnen, denn die Handlung muss sich ganz ersichtlich in einem Paralleluniversum abspielen, in dem die typischen Protagonisten aus Teenieslasherfilmen zu den Intelligenzbolzen zu zählen wären – alle Charaktere verhalten sich absolut idiotisch und werden vom Script in Situationen gestürzt, für die „unglaubwürdig“ ein hohes Kompliment wäre. Und das ist halt immer gefährlich, wenn man einen Film macht, der ein halbwegs reales Szenario hat – zugegeben, Horror- und SF-Filmemachern gesteht man da mehr zu, aber ein Actionfilm mit Thrillerelementen lebt halt davon, dass das Geschilderte in etwa in einem nachvollziehbaren Rahmen bleibt. Die Story und ihre Ausschmückungen in Provoked ist aber schlicht und ergreifend dämlich, die Plotholes sind Legion.

Nun gut, verlieren wir über die hanebüchene Geschichte nicht zu viel Worte, Ihr habt ja den ausführlichen obigen Bemerkungen sicher entnommen, worauf ich hinaus will. Inszenatorisch bemüht sich Pamplin wie gesagt, Dynamik, Action und gelegentlich Style aufzubauen, scheitert aber an der extrem billigen Machart des Films. Wo´s nix zu kucken gibt, hilft´s auch nicht, Szenen mit Zeitlupenaufnahmen aufzupäppeln, darüber hinaus beginnt der sehr sehr offensichtliche „shot-on-videö-Look spätestens nach ´ner halben Stunde zu nerven (und dass es tatsächlich möglich ist, die „Live“-TV-Szenen noch billiger aussehen zu lassen als das restliche Schauspiel, ist auch schon wieder ´ne Kunst für sich). Im übrigen orientiert sich Pamplin weitestgehend am typischen 80er-Jahre-New-Wave-TV-Serien-Look a la Miami Vice. Was das Tempo des Streifens angeht, versucht Pamplin, Action hauptsächlich zu Beginn und im Showdown einzusetzen und im ausführlichen Mittelteil auf die potentiell spannungsgeladene Situation zu setzen, aber da die Story eben ziemlich blöde ist, kommt von der prinzipiell vorhandenen „tension“ herzlich wenig rüber. Die Action-Einlagen selbst entsprechen dem bekannt-bewährten Strickmuster des typischen 80er-Jahre-Actionfilms – d.h. die Leute beballern sich in ziemlich undynamischen Szenen mit heftigem Automatik-Feuer ohne Sinn und Verstand. Wenn man sich so ein altbackenes „Actionspektakel“ heutzutage zu Gemüte führt, weiss man erst wieder, wie dankbar man John Woo und den sonstigen Hongkong-Regisseuren sein muss, dass sie dem Bleiaustausch völlig neue cineastische Möglichkeiten erschlossen haben (wer die grossen Actionszenen aus Provoked und bleistiftsweise The Killer vergleicht, wird verstehen, was ich meine) – die Actionszenen sind grösstenteils einfach langweilig und uninteressant, da zigtausendmal so gesehen, zwar mit ordentlichem body count, aber nicht wirklich von zwingender (sprich: „blutiger“) Härte.

Die darstellerischen Leistungen sind haarsträubend. Cindy Maranne zieht sich da noch halbwegs passabel aus der Affäre, was erstaunlich genug für jemanden ist, der seine Karriere bei G.L.O.W. – Gorgeous Ladies of Wrestling (Kampfname Americana) begann – wer sich noch an den grossen Wrestling-Boom erinnert, denkt vielleicht mit Schrecken an die auch vom DSF ausgestrahlte G.L.O.W.-Show, die mit „ernsthaftem“ Wrestling so viel zu tun hatte wie Michael Schumacher mit einem Privatinsolvenzverfahren, sondern mehr wie eine äusserst schundige Sitcom im Wrestling-Millieu wirkte (ich hab, damals selbst noch harter Wrestling-Fan, nur eine Episode überlebt), was sich schon darin äusserte, dass die Sendungen muntere zwei Drittel ihrer Laufzeit mit extrem unlustigen comedy skits totschlug. Okay, das war wieder mal ´ne Abschweifung. Miss Maranne, damals Eheweib des Regisseurs (und daher vermutlich billig zu haben, hehe), tut mit dem unausgegorenen und vollkommen unglaubhaften Charakter das bestmögliche, aber angesichts des sie umgebenden Ensembles fällt´s auch nicht weiter schwer, positiv herauszustechen.

Neue Massstäbe auf der absoluten Anti-Schauspieler-Skala setzen mit Sicherheit Tara Untiedt (Rachel) und Sharon Blair (Eve) – wie man besonders bei beider „grossen“ Konfrontationsszene sieht -, Joel von Ornsteiner (Nick die Klinge), Ona Simms (Carla McKenzie) und Betty Burns (Betty) sind close runners-up. Schauspielerische Bemühungen kann man mit gutem Willen vielleicht noch McKeiver Jones, Harold Wayne Jones und mit Abstrichen Jody Brown unterstellen. Der Rest ist mit „Laienspielschar“ wohlwollend beschrieben.

Bleibt vielleicht noch zu sagen, dass zumindest die amerikanische Audience dem Streifen recht wohlwollend gegenüber stand und er ein paar „Drive-in-Awards“ (eine Art B-Movie-„Oscar) abstaubte (allerdings verdankte der Film es ausschliesslich der oben angesprochenen unfreiwilligen Gratis-Publicity, dass er überhaupt von Verleihern angekauft wurde – tja, vielleicht sind die Amis doch less discriminating als unsereiner, denn obwohl ich mich wirklich bemüht habe, dem Film positive Seiten abzugewinnen, kam ich über den einschlägigen „unfreiwilligen Humor“, „unbeabsichtigte Blödheiten“ und „wretched acting“ nicht hinaus.

Extrem anspruchslose Gemüter, die prinzipiell allem, was mit einem um sich ballernden Mädel aufwarten kann, Unterhaltungswert abgewinnen können, könnten unter Umständen auch mit Provoked ein wenig Spass haben (wenngleich ich jederzeit einen Sidaris-Film nach Wahl vorziehen würde) – ansonsten ist der Film wirklich nur für Fans des Ultra-Low-Budget-Trashfilms interessant, aber selbst für die wird´s vermutlich eine ziemlich langatmige Angelegenheit werden. Da gibt´s auch in dem Subgenre viel besseres und unterhaltsameres (steinigt mich, wenn Ihr wollt, aber für mich ist z.B. „The Third Society“ lebendes Beispiel für erheblich mehr Spass bei wenig Geld – obgleich J.A. Steel vermutlich gegen Rick Pamplin wie James Cameron wirkt, rein von der Finanzkraft her gesehen).

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


mm
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