Nightstalker

 
  • Deutscher Titel: Nightstalker
  • Original-Titel: Nightstalker
  •  
  • Regie: Chris Simon
  • Land: USA
  • Jahr: 2002
  • Darsteller:

    Roselyn Sanchez (Gabrielle Martinez), Bret Roberts (Nightstalker), Derek Hamilton (Elliot), Danny Trejo (Luis), Evan Dexter Parke (Mayberry), Ana Mercedes (Mrs. Riviera), Lilian Hurst (Thelma Martinez)


Vorwort

Los Angeles, 1985 – ein Serienkiller, der stets nachts zuschlägt, bevorzugt junge hübsche Frauen mordet und deswegen von den Medien den schicken Spitznamen „Nightstalker“ (figures, somehow) verpasst bekommen hat, geht um. Die junge, intelligente, kriminologisch ausgebildete hübsche, aber etwas unsichere Latina-Streifenpolizistin Martinez entdeckt mit ihrem Partner Luis zufällig zwei übel zugerichtete Opfer des Maniacs. Nach längerer Überlegung akzeptiert sie einen angebotenen Job in der Sonderkommission der Polizei und sieht sich dort sowohl rassistischen als auch sexistischen Ressentiments ausgesetzt. Eine extrem dusselige Vertrauensseligkeit ihrerseits gegenüber einer Reporterin führt dazu, dass Martinez, trotz erträglicher Ermittlungsergebnisse, suspendiert wird und zusätzlich noch ihre Familie in akute Lebensgefahr gerät…


Inhalt

Nein, nicht schon wieder ein Film über einen echten Serienmörder… nach „Gacy“, „Dahmer“, „Ed Gain“ etc. hab ich langsam, aber verdammt sicher, die Schnauze voll von diesem Subgenre. Das kann man natürlich als gewisse Einfallslosigkeit seitens der Produzenten und Autoren deuten, andererseits, wenn man mal kurz zwei Minuten im Internet recherchiert und feststellt, was von der wahren Geschichte des „Nightstalker“ Richard Ramirez tatsächlich im Film aufscheint, stellt man sich doch die Frage, warum die Filmemacher nicht gleich eine komplett eigene Geschichte verfilmt haben – was von der historischen Figur Ramirez (der sitzt übrigens derzeit in Kalifornien in der Todeszelle) und seinen Umtrieben im Film geblieben ist, ist in etwa sein Aussehen und die Tatsache, dass er gerne mal mit dem Blut seiner Opfer Pentagramme an die Wände der Tatorte malte. Ansonsten passt im Film nichts zum realen Hergang der Ereignisse – der echte Ramirez hat sich weder besonders an junge hübsche Frauen gehalten (im Gegentum, er ermordete eigentlich bevorzugt ältere Herrschaften beiderlei Geschlechts und verging sich auch schon mal an Kindern), er tötete seine Opfer im Regelfall auch nicht in deren Wohnungen, sondern entführte sie aus ihren Häusern oder aus Autos und, selbstverständlich, aber das wäre natürlich etwas unfilmisch, verdankt die Welt seine Festnahme nicht etwa einer Fahndungspanne und einem heldenhaften Polizeieinsatz, sondern einem völlig normal und auf dem ordentlichen Dienstweg veröffentlichten Phantombild – die Polizei musste den Killer sogar noch vor einem mordgierigen Lynchmob retten.

Bei „Nightstalker“ handelt es im übrigen sich um ein junges Werk der Genre-Filmschmiede „Silver Nitrate“, die uns mit „Frankenfish“ dezent erfreute und zuletzt mit „Dead Birds“ unverzeihlich tödlich langweilte (letztgenannter Film war in der Tat so öde, dass nicht mal Vielschreiberling yours truly sich dazu eine review-ähnliche Zeile aus dem Daumen lutschen wollte).

Writer/Director Simon kocht aus dem für ein Serienkiller-Thema eher unspektakulären echten Prozedere sein höchst spekulatives (um nicht zu sagen „frei erfundenes“) eigenes Süppchen, wobei ihm ganz offensichtlich aus kommerziellem Kalkül daran gelegen war, den hispano-amerikanischen Markt zu bedienen; mit der Hauptrolle eines weiblichen Latino-Police Officers erfüllt er sozusagen eine Doppelquote diskriminierter „Minderheiten“ und vergisst auch nicht, die entsprechenden zeigefingererhobenen Anti-Rassismus und Pro-Feminismus-Botschaften mit der groben Kelle unters Volk zu bringen. Das hat den empfindlichen Nachteil, dass sich „Nightstalker“ über weite Strecken nicht wie ein Psycho-/Horrorthiller, sondern ein äußerst dröges Anti-Benachteiligungsdrama spielt. Das ist einfach nur langweilig und lässt den Zuschauer, der auf halbwegs solides Spannungskino hofft (also wieder mal yours truly z.B.), spätestens nach ’ner halben Stunde völlig kalt.

Da wären aber doch noch die im Klappentext versprochenen „perversen“ Frauenmorde, die ja zumindest den Splatter- und Gorefreund zufriedenstellen könnten. Letztgenannte könnten aber trotz der KJ-Freigabe (verdient sich der Film aber dennoch durch einige gut sudelige Tatortaufnahmen) getrost zu einem anderen Produkt ihrer Wahl greifen, denn zweierlei nervt in diesem Zusammenhang gewaltig – erstens: zu * sehen * ist in den Szenen kaum wirklich was – Regisseur Simon greift zum immer wieder beliebten Stilmittel „es ist dunkel wie im Bärenarsch“ und lässt die Mordszenen (die zudem meist eh vor der eigentlichen Bluttat ausblenden, wenn wir „Glück“ haben, dürfen wir wenigstens die blutigen Resultate ganz kurz betrachten) zu einem Hör- und Ratespiel verkommen (und, ehrlich gesagt, des Nightstalkers Standardfrage an seine Opfer, „Liebst du Satan?“, geht spätestens beim dritten Mal schwer auf den Senkel), zweitens, das ist noch schlimmer, Fisher möchte aus „Nightstalker“ herzlich gern einen hippen, extrem coolen und stylishen Post-MTV-mässigen Film machen – d.h. in jeder „Action“- oder „Mordszene“ gibt’s ungefähr 37.658 schnelle Schnitte, verwackelte Kamera, sinnlose Sekunden-Zooms, hochgespeedete Zeitrafferaufnahmen mit bewusst gesetzten „Ruckeleffekten“. Ich kann dem Film immerhin einen herzlichen Glückwunsch aussprechen – er ging mir bereits nach fünf Minuten (so lang dauert die erste und ausführlichste Mord-Set-up-und-Ausführungs-Szene) so dermassen auf den Zeiger, weil bis dahin das Bild nicht für eine halbe Sekunde STILL stand, dass ich schon zu diesem Zeitpunkt wusste, den Film hassen zu wollen. Zugegeben, dieser hektisch-übelkeitserregende „Stil“ (geschuldet ersichtlich dem von Silver Nitrate und Fisher produzierten, kritiker- und publikumsseits durchaus wohlgelittenen Drogen-Films „Spun“), wird allenzuständigengottheitenseisgetrommeltundgepfiffen nicht komplett durchgezogen, ist aber quasi das durchgängige Leitmotiv für die Killer-Untaten (es soll zweifellos „gutgemeint“ die Durchgeknalltheit des sich von Dämonen besessenen Mörders symbolisieren) und feiert daher im Filmverlauf immer wieder fröhliche Urständ.

Nicht weniger nervig, da unpassend und (angesichts der im Jahr 1985 spielenden Handlung) anachronistisch ist zudem die Beschallung der Kills durch Grindcore-/Deathmetal-Töne von (mir völlig unbekannten) Kapellen wie „Crematorium“ und „Dreams of Damnation“ – dürfte Freunde dieser eh mit zahlreichen Vorurteilen belegten Musikrichtung sowas von gefallen, in welchen Kontext das mal wieder gesetzt wird.

Der von den Namen her gar nicht mal so unpassable Cast bietet bestenfalls durchschnittliches. Bret Roberts hat in der Titelrolle nicht wirklich viel zu tun (abgesehen vom Showdown sieht man ihn dank der zappelig-hysterischen Kameraführung eh nie richtig). Roberts agierte auch in den Silver-Nitrate-Produktionen „The Hillside Strangler“ und „Dead Birds“. Roselyn Sanchez („Boat Trip“, „Rush Hour 2“) ist zwar hübsch anzusehen, kann aber selten mit ihrem Charakter was brauchbares anfangen (es hilft natürlich nicht, dass der Film sich nie wirklich einigt, ob ihn jetzt die Mordtaten des Killers oder Martinez‘ Seelenleben mehr interessieren), der eigentlich zuverlässige Coolman Danny Trejo („From Dusk Till Dawn“, „Con Air“) murmelt eine ziemlich gelangweilte Vorstellung runter (ihn mal als Polizisten und daher good guy zu sehen, ist zumindest eine Abwechslung, die für fünf Sekunden ein leichtes Grinsen auf die Lippen des Rezensenten zaubert; und trotzdem, ein Film mit einem uninteressiert-gelangweilten Trejo in der Hauptrolle wäre vermutlich immer noch spannender als DAS). Derek Hamilton, der eindruckslos Sanchez‘ SoKo-Kollegen Elliot mimt, kennt man aus „Disturbing Behaviour“ und dem extrem langweiligen „Ripper – Briefe aus der Hölle“). Evan Parke (spielt Sanchez‘ direkten Vorgesetzten mit gewissen fleischlichen Gelüsten und rassistischen Ausfällen, und das, obwohl er, tsk-tsk, ein Afro-Amerikaner ist) agierte in „Planet der Affen“ von Burton und wechselte gemeinsam mit Sanchez im Anschluss an diesen Film zur TV-Serie „L.A. Dragnet“. Auch er macht keinen besonders motivierten Eindruck.

Bildqualität: Die deutsche DVD von Jojote Entertainment (im Vertrieb von Sunrise) „besticht“ durch einen ziemlich milchigen ca. 1.78:1-Widescreen-Transfer. Gedreht wurde wohl auf DV, weswegen der Streifen schon mal von Haus aus keine überragenden Schärfe- und Kontrastwerte mitbringt (vor allem in dunklen Szenen ist, wie schon angesprochen, mal wieder Mitraten angesagt). Macht nicht wirklich Spass, sich das anzusehen und kommt auch nicht ohne Nachzieher aus.

Tonqualität: Der Konsument kann zwischem deutschen 5.1- und 2.0-Dolby-Ton sowie der (nicht untertitelbaren) englischen Sprachfassung in Dolby 2.0 wählen. Die englische O-Ton-Spur ist leider arg leise und nicht immer von bester Sprachqualität gekennzeichnet, die deutsche 2.0-Spur ist von den Dialogen her lauter und klarer, dafür aber arg steril. Einige Szenen sind in allen Sprachfassungen auf spanisch mit festen deutschen Untertiteln. Der englische O-Ton ist übrigens auf dem Cover nicht vermerkt.

Extras: Der Originaltrailer wird mitgeliefert, sonst gibt’s nix.

Fazit: Ein weiterer Eintrag in der eh schon zu langen Liste überflüssiger freier Adaptionen des Schaffens realer Serienmörder. Inhaltlich uninterssant-langweilig, filmtechnisch krampfhaft-nervtötend hip und stylish, ohne Herzblut von den Darstellern einfach runtergespielt. War ich nach „Frankenfish“ noch vorsichtig optimistisch, dass Silver Nitrate uns noch den ein oder anderen Spass bescheren könnte, hege ich mittlerweile die Befürchtung, dass die Fischplatte ein positiver Ausreißer war und die Produktionsfirma uns wohl wahrscheinlicher noch so manchen ungenießbaren DV-DTV-Schotter aufs Brot schmieren wird. „Nightstalker“ sollte man, auch wegen der nicht gerade umwerfenden DVD, meiden. Wenn schon ein „Night Stalker“, dann lieber Darren McGavin als Kolchak, der im Trenchcoat Vampire in Las Vegas jagt…

1/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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