Nemesis

 
  • Deutscher Titel: Nemesis
  • Original-Titel: Nemesis
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  • Regie: Albert Pyun
  • Land: Dänemark/USA
  • Jahr: 1993
  • Darsteller:

    Alex Rain (Olivier Gruner)
    Farnsworth (Tim Thomerson)
    Angie-Liv (Cary-Hiroyuki Tagawa)
    Max Impact (Merle Kennedy)
    Yoshiro Han (Yuji Okumoto)
    Jared (Marjorie Monaghan)
    Germaine (Nicholas Guest)
    Maritz (Brion James)
    Julian (Deborah Shelton)
    Billy (Thomas Jane)


Vorwort

Abt. Albert Pyun (da braucht´s gar keine ausschweifende Beschreibung, der Mann füllt sein Department ganz locker alleine).

Ich weiß ja, dass es einige Leser gibt, die ganz speziell auf Pyun-Reviews lauern und, seien wir ehrlich, seine Filme qualifizieren sich im allgemeinen durch bloße Existenz für ein hiesiges Treatment, wir hatten ihn auch schon ´ne Weile nicht mehr und abgesehen davon muss man auch mal wieder was anderes als Horror machen, gibt schließlich in anderen Genres auch ausreichend Trash zu verarbeiten.

Also Nemesis, der Film, den viele, wenn nicht alle, die glauben, etwas von der Materie zu verstehen, als Pyuns besten Film klassifizieren. Das ist möglicherweise kein besonders großes Kompliment, wenn man den Großteil seines Oeuvres ins Kalkül zieht, aber, die Älteren unter Euch erinnern sich vielleicht, es gab mal eine Zeit, in der bei der Erwähnung des Namens Albert Pyun Filmkritiker weltweit noch nicht automatisch in epileptische Zuckungen ausbrachen, sondern der Mann durchaus noch als zumindest gelegentlich halbwegs brauchbarer B-Movie-Hersteller, naja, geschätzt ist übertrieben, betrachtet wurde. Wie wir alle wissen, hat der gute Albert ein ganz spezielles Faible für Maschinenmenschen bzw. Cyborgs. Die Welle von preisbewusst produzierten Cyborg-Filmen trat der Hawaiianer mit Cyborg quasi im Alleingang los (und das van-Damme-Vehikel kommt irgendwann auch hier, feste versprochen (sicher… und was kommt stattessen? Tentakel-Spektakel! – der Lektor)(als ob das was schlechtes wäre – der Autor)) und mit Nemesis, so dünkt einem, gedachte Pyun sich sein selbstpersönliches Denkmal zu setzen, zumindest aber sein eigenes Franchise – immerhin mühte sich die Reihe über vier Folgen, deren Qualität und Beliebtheit bei den Fans im umgekehrt proportionalen Verhältnis zur steigenden Nummerierung steht.

Euer Doc hatte Nemesis schon lang nicht mehr gesehen und als sich bei der letzten Börse die im wahrsten Sinne des Wortes günstige Gelegenheit bot, die (zwar von Laser Paradise kommende und daher auf Nettigkeiten wie Originalton gnädig verzichtende) 4er-Nemesis-Box für ´n Appel und ´n Ei zu erstehen, musste ich nicht so lange zögern. Im schlimmsten Falle betrachtet man das einfach als Investition in den ersten Teil mit der Gratiszugabe Teil 2 bis 4 (und auf alle Fälle gibt´s vier lauschige Reviews ab).

Mit dem ersten Teil der Reihe haben wir es allerdings mit einem legitimen Film zu tun, d.h. der ist tatsächlich mit richtigen Schauspielern besetzt, hat kein üppiges, aber ein messbares Budget zur Verfügung und kann sich sogar einiges an Special FX leisten. Wird daher vielleicht nicht wirklich ein Schenkelklopfer vor dem Herrn von Review, aber wenn wir die Serie schon abhandeln wollen, dann eben komplett.


Inhalt

Begrüßt werden wir von einem uns in der Folgezeit immer wieder penetrant zutextenden weiblichen Voice-over-Kommentars (schwurbelt das Promobegleitmaterial am Ende deswegen seine Blade Runner-Vergleiche daher?), der uns über ein paar wesentliche Voraussetzungen des nachfolgenden Dramas in Kenntnis setzt. Wir befinden uns in Los Angeles (nicht New Angeles? Ich bin enttäuscht…) im Jahr 2027, und biooptimierte Gangster, Datendealer und Cyborg-Terroristen machen die Straßen unsicher (Klingt wie das Ruhrgebiet 2005. – der Lektor). Zum Glück gibt´s den Cop Alex Rain, der ebenfalls kybernetisch optimiert wurde und sich uns vorstellt, wie er einer blonden Schlampe an die Wäsche geht. Schlampi ist aber entweder auch nicht ganz organisch (oder hat ´ne wirklich gute Muckibude am Start) und dengelt Alex per Klammergriff am Hals an die nächste Wand, aber nur, um ihn auf versteckte Waffen zu untersuchen.

Offenbar ist Blondi aber bei der Durchsuchung etwas geistesabwesend, jedenfalls fällt ihr nicht auf, dass Alex ihr hinterrücks am Mieder rumfummelt, ihre eigene Knarre von ihrem Körper subtrahiert und ihr damit die halbe Rübe wegschießt. Damit wir nicht gleich ´nen schweren Anfall von Moralkoller bekommen, weil unser Held sich damit einführt, eine schwache Frau (höhö) umzunieten, belabert uns der voiceover, dass es sich bei der irreparabel Beschädigten um eine Chipdealerin der gehobenen Preisklasse („Ihr RAM kann ein paar Bits mehr speichern“… hihi, was man arglosen Menschen vor einem Dutzend Jahren noch als cleveren Technobabble vorsetzen konnte…) und damit per se um eine Schuftin gehandelt habe, die mit der terroristischen „Rote Armee Hammerhead“ (das landet jetzt auch nicht ganz weit oben in meinen Charts der coolen Kampfnamen) im Geschäft war. Diese Rote Armee Hammerhead besteht, so versichert uns zumindest die weibliche Off-Sprecherin, aus „einem entzückenden Haufen Idioten, die für eine überholte Sache kämpfen“ (ohne mich zu sehr aus dem Fenster lehnen zu wollen… aber könnte es sein, dass das die GUTEN sind?). Alex schenkt der vor sich hin Kokelnden noch ein paar Wisecracks ein (da üben wir aber noch, ja, Mr. Rain?) und macht sich vom Acker, wird aber von ein paar übelgelaunten Schlimmfingern, vermutlich Rotarmisten-Terroristen und Blondschlampen-Kundinnen, verfolgt, da er sich einen Datenchip angeeignet hat, den die RAHler eigentlich käuflich zu erwerben gedachten. Die Terroristenbande (bestehend aus Männlein und Weiblein, wobei die beiden Weiblein nicht nur lecker aussehen, sondern auch kompetenztechnisch die XY-Chromosomen-Träger in ihrem Gefolge klar ausstechen) nimmt Alex unter schweres Feuer, was Albert Pyun endlich (d.h. nach ca. sechs Minuten) Gelegenheit bietet, seine Lieblingsactionszene, nämlich heftiges Geballere auf einem halbverfallenen Fabrikgelände (ich sag´s immer wieder, schickt den Mann nach Leuna und der ist glücklich), zu zelebrieren. Wollen wir mal nicht despektierlich sein – abgesehen vom aufdringlichen Farbfiltereinsatz (in dieser ersten Phase des Films rult rot-braun okay) ist das knackig und dynamisch inszeniert, da hat Genosse Pyun gut aufgepasst, wie das die Kollegas in Hongkong so vorturnen (d.h. man beballert sich beidhändig, rückwärts irgendwelche Schrägen runterrutschend etc. pp). Die Anführerin der Terroristen packt die schwere Artillerie Marke Panzerknacker aus, während sich das Kampfgeschehen auf ein Dach verlagert. Aber nur kurzfristig, denn nachdem Alex die männlichen Terroristen erfolgreich totgeschossen hat, schwingt er sich an die Regenrinne und begibt sich talwärts. Die beiden Terrorgirls lassen sich nicht lumpen und jagen ihm eine Bleipackung ins Kreuz, die ihn in einen leerstehenden Fabrikschuppen schleudern, wo Gutmensch Alex, dem nicht nur der Rücken schmerzt, sondern der sich auch einen Stock durchs Knie hat bohren lassen („das Knie war brandneu“, beschwert sich Alex zähneknirschend), Zeit findet, einen arglos herumstromernden Hundewelpen vor drohendem Ungemach zunächst unter seinem Mantel, dann in einem günstig parat stehenden Panzerschrank zu verbergen. „Was für ein sensibler Mensch“, lotet die Terroranführerin ihr überschaubares Sarkasmusverständnis aus, während die Ballermiezen ihrerseits Alex so auf den Fisch gehen, dass er die eine von ihnen erst mal erschießt.

Findet die letzte Überlebende, die Anführerin, nicht so lustig, packt die Spezialmunition aus und feuert selbige ab (Pyun beweist, dass er nicht nur Woo, sondern auch Lam kennt und zelebriert Bullet-POV vom gar-nicht-mal-allerschlechtesten). Bei der Patrone scheint es sich um einen hübschen Mini-Nuke o.ä. gehandelt zu haben, jedenfalls gibt´s ne amtliche Explosion und Alex ist nur noch ein Schrotthaufen, und das im Wortsinn, denn in dem Kerl steckt offenbar mehr Metall als in so manchem Erzeugnis der früheren sozialistischen Automobilbaukunst (inklusive reinen Blechquanten unter´m Hautmaterial). Terrorchick schickt sich an, dem Gefällten den Rest zu geben, nicht ohne ihm aber eine Moralpredigt zu halten, wonach Bullen immer die gleichen Schweine seien und Alex speziell zu blöde sei, um zu erkennen, dass sie, also die Terroristen, die Menschheit retten wollten, aber von einem Kerl, der selbst inzwischen mehr Maschine denn Mensch sei, ja auch nichts anderes zu erwarten sei. „Ich bin zu 86,45 Prozent Mensch“, meint Alex sich verteidigen zu müssen, wird aber für einen derart plumpen Versuch der Rechtfertigung berechtigterweise von ihr weiter zu Klump geschossen. Eintreffende Polizeiverstärkung in Form eines futuristischen Fluggeräts irritiert die Holde allerdings so stark, dass es dem halbtoten Alex gelingt, sie mit dem in seinem Knie steckenden Pflock zu pfählen (nicht ganz unimpressiv)…

Selbstredend ist Alex reif für eine gründliche Generalüberholung, in der noch ein paar weitere ehedem organische Teile durch modernste Cyborg-Implantate ersetzt werden, was ihn nicht davon abhält, quasi auf dem OP-Tisch die Gardinenansprache seiner Beinahe-Killerin zu flashbacken und sich offenbar den ein oder anderen Gedanken darüber zu machen.

Ein halbes Jahr später joggt der Wiederhergestellte in Begleitung eines Huskies (ist das der Welpe von vorhin? Na ja, diese Köter wachsen ja recht schnell) durch die Wüste der Baja California, wohin er zur Regeneration von seinen Vorgesetzten geschickt wurde (hm, die scheinen ihn nicht leiden zu können… ein ordentlicher Wellness-Spa wäre mir zumindest lieber). Dort residiert er in einem Wüstenkaff, von dem die Erzählerin uns zu berichten weiß, dass dort allerlei gestrandete, verkrachte oder sonst wie flüchtige Existenzen ihre Zelte aufgeschlagen hätten (mithin also GENAU der Punkt ist, an den eine Polizeiorganisation ihre Recken zum Erholungsurlaub schicken sollte). Alex, der inzwischen übrigens in eine gewisse Abhängigkeit von schmerzstillenden pharmazeutischen Erzeugnissen verfallen ist, hockt sich in eine Cantina und bestellt ein Bier, das ihm von einer rassigen Serviererin namens Rosaria auch prompt geliefert wird. Rosaria bemüht sich, dem im zackigen Bürstenschnitt gestylten Gringo in die Hose zu steigen, aber Alex kennt das Weib – aus L.A., es handelt sich nämlich (wie auch immer DAS funktionieren soll), um seine Fast-Mörderin! (Hm, hat die die Pfählung überlebt UND ist dann noch aus dem Knast ausgebrochen? Schließlich war das Gebäude doch von fliegenden Bullen, eh, umstellt). „Oh scheiße,“ entfährt es Rosaria, und das mit Recht, denn Alex legt sowohl sie als auch den Muchacho, der eine Bleispritze auspackt, um den Tod der Dame zu rächen, unbürokratisch um, um DANACH brummig festzustellen, dass er ja ihr ja eigentlich nur sagen wollte, dass er über ihre Ansprache nachgedacht habe. Hm, unser Freund hat eine sehr seltsame und eher direkte Ausdrucksweise – der Mann ist auf Partys sicher auch gefragter Gesprächsmittelpunkt…

Kaum sind die Chico und Chicana hinüber, tauchen auch schon zwei attraktive weibliche Geräte auf. Geräte passt in dem Fall, da können die Emanzen getrost die Giftpfeile im Köcher lassen, es handelt sich nämlich um Cyborgs (die der Film da und dort aber auch als „Roboter“ bezeichnet. Naja, es sind schon ganz andere Geister mit der Terminologie auf Kriegsfuß gewesen) – einmal um ein wasserstoffblondes Ding namens Pam und eine schwarzhaarige Göre namens Jared, deren Stimme uns verdächtig bekannt vorkommt, ist sie doch die Off-Sprecherin. Jared ist ganz angetan vom dezenten Blutbad, das Alex angerichtet hat, da freut frau sich, dass Alex noch nicht aus der Übung ist. Jared berichtet Alex, dass ein gewisser Farnsworth ihn dringend sehen möchte, aber Alex nimmt Plotklischee Nr. 22-c und verkündet das übliche „Ich kündige“. Jared muss dem Ausstiegswilligen also vorrechnen, dass sie und Farnsworth ihn dereinst aus dem Knast geholt hätten (weswegen er gesiebte Luft atmete, müssen wir ersichtlich nicht wissen) und daher seinen Gönnern etwas, z.B. die Zurverfügungstellung seiner Arbeitskraft, schulde. Alex wird existentialistisch und philosophiert darüber, dass er mittlerweile nicht mehr wisse, ob er Mensch oder Maschine sei und die Fähigkeit der Empfindung verloren habe. Damit stapft er trotzig vom Acker. Sein Köter beißt Pam in den kybernetischen Finger und wird zur Strafe erschossen (I applaud thee, Pam!), was Jared aber für unproduktiv hält, denn jetzt wird sich Alex gar nicht mehr umstimmen lassen.

Ein Jahr später, „New Rio de Janeiro“ (jetzt also neu und bei L.A. hat´s nicht geklappt? Pffzz (Das kommt immer drauf an, wo die Bombe hinfällt. – Der Lektor)), das abgesehen von einem kurzen establishing shot der Jesus-Statue aussieht wie… eine halbverrottete Fabrikanlage (schön, dass es Dinge gibt, die sich nie ändern), über die man einen schicken blauen Farbfilter gelegt hat. Und überdies geht mir der Schauplatz- und Zeitenwechsel im Fünfminutentakt langsam auf den Senkel. Jareds Off-Kommentar (über den ich mich gaaaanz am Ende noch mal böse auslassen werde) instruiert uns, dass Alex mittlerweile mehr oder weniger erfolglos eine kriminelle Laufbahn eingeschlagen hat, um sich mit Stoff zu versorgen. Ein Treffen mit einem potentiellen Klienten namens Marion Face (oder so), der vorgeblich wünscht, dass Alex einen japanischen Techniker „durchs Netz schmuggelt“ (was immer das in diesem Film bedeuten soll… sind wir am Ende auch noch cyberpunkig (Wenn William Gibson tot wäre, würde er im Grab rotieren. – der Lektor)?), verläuft für unseren Helden eher katastrophal, da der Kunde kein solcher, sondern ein Cyborg ist, der die Hälfte seines Gesichts mal eben aus dem Weg schieben kann, um die darunter verstaute großkalibrige Wumme ans Licht zu bringen und mit selbiger Alex umzupusten. Natürlich nicht tödlich, denn Alex ist ja bekanntlich nicht aus Zucker und wird außerdem für einen Einsatz gebraucht (so dringend kann der nicht sein, wenn man sich ein Jahr Zeit lassen konnte, ihn ausfindig zu machen).

Und so findet sich Alex, offenbar wieder mal repariert, so ganz ohne Blechschaden wird das ja nicht abgegangen sein, in einem Knast wieder, den sich das L.A.P.D. offenbar bei einem gut sortierten spanischen Conquistadoren des 16. Jahrhunderts ausgeborgt hat (will sagen – für das Jahr 2027 ist das Ding, eh, etwas low-tech). Commissioner Farnsworth (all hail Tim Thomerson) und seine Kumpels Germaine und Maritz (Brion James! Da macht man als B-Movie-Producer auch nicht viel falsch) suchen Alex in seiner Zelle auf und machen ihm klar, dass seine Meinung, ob er eine letzte Mission noch durchführen will, nicht wirklich gefragt ist, man vielmehr auf die patentierte Klapperschlangen-Lösung verfallen ist und dem armen Alex eine Bombe am Herzen angetackert hat. Das motiviert. Alex allerdings nicht wirklich.

Auch die spannende Hintergrundgeschichte seines Einsatzes versetzt Alex nicht gerade in Ekstase. In Vorbereitung eines Treffens des US-Präsis und seines japanischen Amtskollegen sei leider Gottes die Diskette mit den geplanten Sicherheitsmaßnahmen geklaut worden und die soll Alex nun schleunigst wiederbeschaffen (ich würde ja einfach die Sicherheitsmaßnahmen ändern, aber das wär ja vermutlich wieder zu logisch gedacht), bevor die den Japanern in die Hände fällt (was die damit sollten? No idea, außer, dass Farnsworth und seine Spießgesellen ein paar antiasiatische Ressentiments pflegen). Das Pikante an der Sache – der Dieb ist bekannt und niemand anderes als Jared, Alex´ kybernetische Ex-Vorgesetzte und -Bettgefährtin (das war sie solange, wie Dumpfbacke Alex glaubte, dass maximal die Titten nicht echt sind), die „synthethische Schlampe“, die nun daran sei, den Kram auf der Insel Java der Rote Armee Hammerheads zu verticken (eh, und was ist jetzt mit den Japanern? Ach, widersprecht Euch doch nicht innerhalb von drei Sätzen…), wobei sie sich der Dienste einer „zweitklassigen Cybertussi“ namens Julian als Strohfrau bediene. Hechel, das war jetzt aber Exposition im Block. Alex, mittlerweile langhaariger Bombenleger, ist mäßig interessiert, Farnsworth besteht aber darauf, dass Alex für ihn Jared, den Scheff der Roten Armee und die Diskette beschafft. Alex haut dem naseweisen Germaine eine aufs Maul, Farnsworth erinnert Alex an die Bombe und ergänzt, dass der Sprengkörper in drei Tagen BUMM macht. Damit wäre das Thema dann auch endgültig durch. Farnsworth grinst seine Kollegen an – Alex hat die Story geschluckt, die Wahrheit muss man ihm ja nicht sagen, hähähä. Alex wird nämlich hauptsächlich als Köder benötigt, um Jared aus der Reserve zu locken, damit der wirklich beauftragte L.A.P.D.-Agent (wofür die Cops aus Los Angeles alles zuständig sind… Auslandseinsätze, nationale Sicherheit, staun) Billy in Ruhe operieren kann.

Und damit mal wieder Schauplatzwechsel, nach Java (irgendwie bezweifel ich zwar, dass in Hinterwald-Käffern auf dieser südostasiatischen Insel Kneipen mit „Reggae“-Schildern werben, aber man dreht halt, wo man kann), wo der mittlerweile wieder gefechtsmäßig kurz geschorene Alex die, hüstel, Hauptstraße des Kaffs Shang Loo entlang trabt und die ihn wie Schmeißfliegen umschwirrenden Thugs zusammenschlägt, wobei er von Billy beobachtet wird, der ein Zimmer mit Julian, der bewussten zweitklassigen Cybertussi, teilt und wie sie nackend ist (was mir an ihr aber deutlich besser gefällt als an ihm, auch wenn Debbie Shelton nicht mehr den aller-allertaufrischesten Eindruck macht). Julian ist latent beunruhigt, weil sie befürchtet, die Bullen von L.A. könnten sie umbringen wollen und Alex wäre ein geeigneter Kandidat für diesen Job. Dieweil geht auf der Straße seltsames vor, denn die von Alex vermöbelten Kleiderschränke klopfen sich, kaum ist Alex ´ne Ecke weiter, lässig den Staub von den Kaftanen und erweisen sich als gedungene Schergen von Maritz, der sich mit dem typischen Brion-James-Fieseblick freut, das alles ganz nach Plan läuft. Reichlich verdächtig.

Alex sucht indes, beschattet von einem mystery chick, das einzige Hotel der Gegend auf, wo er von Yoshiro-San, dem Eigentümer, gastfreundlich mit vorgehaltener Kugelspritze begrüßt wird. Alex bucht nichtsdestotrotz ein Zimmer zum Spottpreis von 5000 Yen (wieso zahlt man auf Java mit japanischer Penunze? Na gut, die politische Lage kann sich dementsprechend geändert haben). Yoshiro informiert umgehend einen chronisch suspekten Landsmann über die Ankunft des vermeintlichen Touristen.

Billy versucht indes, Julian zu beruhigen, wonach Alex ein Junkie und demzufolge keine Gefahr sei, aber er willens sei, den Neuankömmling demnächst zu killen (hm, das sieht alles nach einem sehr solide eingefädelten Plan aus… wagga). Julian ist das erheblich zu wenig, weil der Austausch der ominösen Disk an die Rote Armee heute vonstatten gehen sollen und haut Billy daher eins aufs Fressbrett. Der wundert sich, aber Julian hat, wie auch immer (genau genommen durch einen nicht weiter erklärten „Scan“) , seine Tarnung durchschaut und bittet ihr Faktotum Michelle (ist das irgendwie ein Statement des Films, dass alle Frauen Männernamen tragen und umgekehrt?), in Person des in Pyun-Filmen unvermeidlichen Vince Klyn, herein, der Billy auftragsgemäß plättet (öbb, also Farnsworths komischer Plan geht damit wohl grad eben den Bach runter).

Alex bekommt dieweil Besuch von Angie-San (ich hab zuerst „Anjin-San“ verstanden und das als Shogun-Reference verbucht (sei nicht albern. – der Lektor) (nichts darf man hier… – der Autor)), dem ominösen Japaner, dem Yoshiro von Alex berichtet hat. Angies mitgebrachte Henchmen vertrimmen Alex prophylaktisch, der versucht offenbar die „ich-bin-ein-verweichlichter-Tourist“-Masche, die ihm nicht mal seine Oma abkaufen würde, zu spielen und wehrt sich nicht, spuckt dafür nach ein paar leichten Schlägen (die ihn als Halb-Cyborg nun wirklich nicht aus den Blechschuhen pusten sollten) damit raus, dass er Jared, die Diebin der Diskette, sucht. Angie outet sich als diesbezüglich bereits bestens informiert (so dass ich mich schon frage, WAS der überhaupt von Alex will, wo er doch eh bereits alles weiß). Ha, alles weiß er doch nicht, so z.B., dass Alex mit implantierter Bombe durch die Gegend trabt (hübsch: bei der Erwähnung dieses Fakts nehmen die japanischen Schläger alle mal vorsichtshalber ein paar Schritte Sicherheitsabstand in Anspruch). Scheinbar hat er deswegen seinen Lebens- und Widerstandswillen verloren, weil er sich die Rechnung aufgemacht hat, dass Farnsworth ihn fernzünden wird, sobald er Jared gefunden hat (äh, will Farnsworth nicht eigentlich den RAF-, äh, RAH-Chef auch haben?). Angie belässt es bei einem fröhlichen „komm mir nicht zu nahe, wenn die Bombe hoch geht“ und verpfeift sich. Hm, eine eher sinnlose Szene, oder wie? Die Drohung „nächstes Mal bring ich euch alle um“ brummt Alex sicherheitshalber auch erst, nachdem die Japaner tutti kompletti abgedackelt sind. Mutig, mutig…

Das mystery chick verfolgt zwischenzeitlich Julian und Michelle, die Alex, der sich gerade von seinen japanischen Gästen unter der Dusche erholt, heimsucht. Michelle stellt Alex unter der Brause, aber der macht mit Fender Tremolo, äh, Vince Klyn, kurzen Prozess und ballert ihn (selbstredend auch ein Maschinenmensch) kaputt. Stört Julian nicht wesentlich (lässige Einstellung), da Jared ihr angedient habe, Alex sei vertrauenswürdig (weshalb dann der Angriff?). Bevor man aber Tacheles reden kann, warnt Julian, dass Farnsworth eine Überwachungseinheit in Alex´ linkes Auge eingebaut habe. Alex murmelt zunächst noch seine Enttäuschung über Jareds Verrat, aber Julian stößt ihn Bescheid, dass Jared ihr Leben für die gute Sache geopfert habe (mithin also nicht mehr in körperlicher Form auf dieser Welt wandeln dürfte). Vor weitere Details hat Julian aber eine Augenoperation gesetzt. Entweder ist sie aber Sadistin oder hat das altbekannte Frauenproblem mit der Unterscheidung von links und rechts, jedenfalls nimmt sie eindeutig Alex´ RECHTES Auge unter die Fuchtel. Mit recht kompeteten FX wird Alex Sehorgan temporär extrahiert (is eh künstlich, also keine Angst…) und die Überwachungseinheit kurzerhand kurzgeschlossen, was Farnsworth und Maritz verständlicherweise ärgert. Julian stopft Alex´ Auge zurück in den Schädel und drückt dem Spontanoperierten einen Mikrochip in die Hand – auf dem befindet sich „Jareds Geist und Seele“ (uff) und den soll Alex bitteschön heute noch zu den auf einem nahen Vulkangipfel wartenden RAH-Delegierten bringen (irgendwie ist Jareds Plan auch nicht viel intelligenter als der von Farnsworth. Alle doof da). Während, beschattet vom mystery chick, die Eingreiftruppe des LAPD Stellung für einen Großangriff bezieht, erklärt Julian Alex, dass er mit Jared durchaus sprechen könne, sobald er den Chip in seinen Handheld-Computer einliest, dafür revanchiert sich Alex mit dem Hinweis auf seine Bombe. Julian weiß Rat und implantiert Alex einen Störsender mit dem praktischen Feature einer Fünf-Lichter-Anzeige – je weniger der Leuchtdioden (die durch die Haut sichtbar sind… äh, was für ein Gerät ist das? Wird wie ´ne Pistolenkugel abgefeuert und breitet sich unter der Haut aus wie ´ne Lichtorgel, auf die ´ne drittklassige Provinzdisse stolz wäre??) leuchten, desto näher sind Farnsworths´ Schergen an der Decodierung des Störsignals. Alex fragt sich und Julian, warum sie hier mitmischt: „Ich möchte, dass es etwas bedeutet, dass ich gelebt habe“, philosophiert Julian. Das mit dem „Leben“ wird sich auch gleich erledigt hat, denn die L.A.-Bullen greifen großkalibrig an (indem sie sich, lustig, Zugang durch das Ballern von mannsgroßen Löchern in der Wand verschaffen). Alex schießt comic-mäßig einen Kreis in den Fußboden und sich so durch mehrere Etagen gen Hintertür, während Julian von den Cyborgs des LAPD in ihre Einzelteile zerschossen wird. Maritz stellt fest, dass Jared und Alex in diesem Raum gewesen sein müssen (wie macht er das? Jared war nur als nicht aktivierter Mikrochip anwesend!), Farnsworth ist sauer, und die obere Körperhälfte von Julian (erneut: kompetente FX) versucht, zu einer Pistole zu krauchen, aber Farnsworth verhindert dies, pult ihr fiesmannsmäßig die Augen raus und beleidigt sie als minderwertiges Zwischenprodukt. Julian kontert: „Wenn sie ganz Mensch wären, würde sie das auch nicht menschlich machen!“ (Übrigens: Obacht, plot point). „Ich bin ECHT“, schimpft Farnsworth und macht aus Julian endgültig einen Fall für den Recyclinghof.

Alex nimmt sich in einem provisorischen Versteck die Zeit für eine kurze Konferenz mit Jareds Mikrochip-Identität, die uns und ihm den Plot erklärt. Farnsworth ist mitnichten Farnsworth, sondern ein von bösen Cyborgs hergestelltes künstliches Double, der wahre Farnsworth betrachtet seit einem Monat die Radieserln von unten. Der teuflische Plan der Maschinenwesen – sämtliche Menschen sollen durch Cyborg-Imitate ausgetauscht werden (warum? Wenn die Blecheimer die Macht übernehmen wollen, würd´s doch reichen, wenn sie die Menschen töten?). Alex fragt sich, warum Jared, being a cyborg herself, gegen dieses Vorhaben opponiert. „Es ist nicht richtig“, stellt Jared lakonisch fest. Bevor wir noch auf die Idee kommen, diesen Plot zu hinterfragen (und das wär nicht gut), wird Alex entdeckt – Actionszene in leerstehender Fabrikruine, die nächste! (Mal zur Abwechslung aber ohne Farbfilter). Alex entledigt sich seiner Kontrahenten und wird noch Zeuge, wie ein Cyborg (niemand geringerers als der unkreditiert auftretene altgediente Recke Sven-Ole Thorsen), der eine alte Oma kontrolliert, von selbiger mit zittriger Hand (wie die aus zwei Meter Entfernung IRGENDWAS treffen will, das kleiner ist als eine Boing 747, erschliesst sich mir nicht) an Ort und Stelle exekutiert wird: „Diese Cyborgs werden immer penetranter!“ „Ich liebe diese Stadt“, grinst Alex (ich erwähnte es: clevere one-liner sind Alex´ Sache nicht. Ist er aber in guter Gesellschaft, denn dass die halbierte Julian vorhin noch „ich komme wieder“ murmelte, ehe Farnsworth sie totalverschrottet hat, hab ich noch gar nicht erwähnt).

Die unmittelbare Gefahr erst mal ad acta gelegt, kann Jared uns den Plot weiter auseinandersetzen. Die ominöse Diskette beherbergt, das haben wir uns ja schon fast gedacht, nicht wirklich irgendwelchen Sicherheitslarifari, sondern die von Jared ausspionierten Klonlabors der Cyborg-Verschwörer nebst einer Liste der bereits ausgetauschten Personen (jetzt komm ich drauf, die Cyborgs haben Futureworld gesehen), und diese Infos könnte die Rote Armee bzw. deren Chef natürlich gut verwerten. Blöd nur, dass Jared den Anführer der Terroristen nicht persönlich kennt. Alex wundert sich darüber, wieso Jared seine Hilfe rekrutiert (sofern man überhaupt konstatieren will, dass Jared irgendwas mit Alex´ Einschaltung zu tun hat. Und dem ist ja eigentlich nicht so). „Weil du Recht und Unrecht unterscheiden kannst“, meint Jared (Alex selbst behauptete vor ´ner guten Stunde Gegenteiliges). Weitere Cyborgs greifen an, d.h. es schließt sich wieder Geballer an. Alex gelingt zwar kurzfristig die Flucht, aber er wird in den Arm geschossen („wieder 5 Prozent im Arsch“, beschwert er sich). Irgendwie fallen er und ein Cyborg auf eine Industrie-Rutsche, wo dem Cyborg (einem mit dem bereits bekannten Wumme-im-Kopf-Gimmick) der Kopp von einem Querbalken abgerissen wird. Den Rest erschießt Alex, guckt aber am Fuß der Rampe lästigerweise direkt in die Mündung eines von einem anderen Cyborg gehaltenen Bleispritzchens. Mystery chick rettet unseren Helden und tiltet den Cyborg, was Farnsworth und Maritz nicht wirklich spaßig finden und deshalb zur persönlichen Verfolgung schreiten, der sich mystery chick und Alex durch beherzten Sprung einen Wasserfall hinab entziehen und gen vorübergehender Sicherheit kraulen.

Alex wüsste ganz gerne, wer seine mysteriöse Retterin ist. Die hört auf den Namen Max Impact (uff, langsam geht mir die Namensgebung in diesem Film schwer auf die Nüsse) und behauptet, Fremdenführerin in dringender Erwartung eines lukrativen Jobs zu sein. Alex kommt das Serviceangebot der Touristenbegleiterin ein wenig zu umfangreich vor, um koscher zu sein, aber Max erlaubt ihm, sie mit einem elektronischen Gizmo zu scannen (whatever that proves). Der Scanvorgang löst aber eine allergische Reaktion eines ihr um den Hals hängenden Medaillons aus, was Alex ins Land der Träume befördert.

Das entpuppt sich allerdings als eher überkomplizierte Methode, um Alex dahin zu befördern, wohin er eigentlich eh will, nämlich zum Häuptling der Rosa Armee Fraktion. Und das ist, surprise, surprise, Angie-San. Der wiederum ist an der Diskette nur peripher interessiert (Aushilfs-Terrorist), sondern eher an Alex´ erwiesenen Fähigkeiten als professioneller Killer. Das Angebot, der Organisation beizutreten, findet nicht Maxens Beifall, weswegen sie wutig abstapft. Der Grund: Alex hat dereinst ihre Schwester entleibt, nämlich die gute Rosaria (zum Glück ist die Welt ´n Dorf). „Ich dachte damals, es wäre das richtige“, verteidigt sich Alex ebenso überflüssiger- wie halbherziger- und noch dazu völlig danebenliegenderweise (wir erinnern uns ja noch gut an die entsprechende Szene). Erfreulicherweise muss das jetzt nicht ausdiskutiert werden, alldieweil eine Bombe ins Areal fliegt. Der heldenhafte Einsatz eines 150-Kilo-Fettsacks, der sich auf den Sprengsatz wirft, vermindert die Wirkung der verheerenden Explosion nur unwesentlich. Alex wird von Max abgeschleppt, während Farnsworth kaltlächelnd (und unter der eher kryptischen Behauptung, er wäre „der letzte Mensch“ und könne in der Gewissheit sterben, „verloren“ zu haben) den angeschlagenen Angie-San exekutiert. Max und Alex schießen Farnsworth und Maritz um, worauf sich Alex der völlig irrationalen Hoffnung hingibt, die Sache sei damit erledigt, abgefrühstückt und erfolgreich abgeschlossen. Max widerspricht, denn… es gibt NOCH einen fiesen Obercyborg, und von dem weiß leider niemand, wer er ist, und abgesehen davon ist sie immer noch wegen der Todesschüsse auf Rosaria ein wenig ungehalten. Alex bleibt cool: „Wenn du mich töten willst, dann tu´s, aber du brauchst mich!“ Schon allein deswegen, weil Farnsworth (der ist ja schließlich auch ein Cyborg) mitneffen und -nichten tot ist, sondern vielmehr durch Einsatz von Feuerkraft ein schweres Silo auf unsere Protagonisten stürzen lässt. Überall kracht´s und scheppert´s, Max verliert das Bewusstsein und muss von Alex herumgetragen werden. Die wilde Flucht führt durch eine Wellblechhütte, deren Bewohnerin die Verfolgungsjagd mit großen Augen quittiert und in den Dschungel, wo Alex uns den Tarzan gibt, an Lianen schwingt und eine namenlosen Cyborg plättet. Farnsworth schießt wild um sich und schafft es, die wieder geistig anwesende Max und Alex unter einem Haufen umgefallener Palmen zu begraben.

In treuer Tradition sämtlicher Filmschurken nutzt er nun aber nicht die sich bietende Chance, seinen Feind endgültig zu massakrieren, sondern hält ihm einen Vortrag, wonach die Cyborgs sich nicht freiwillig die schwarzen Hüte aufsetzen, sondern vielmehr „nur“ beanspruchen, nicht mehr als „Objekte“ betrachtet zu werden (recht radikale Methoden der Anti-Diskriminierung, wenn man mich fragt) und räumt ihm eine letzte Möglichkeit ein, sich dem vermeintlichen Siegerteam, mithin den Cyborgs, anzuschließen, schließlich sei Alex ja auch mehr Maschine als Mensch.

Alex lehnt entschieden ab und knallt Farnsworth ein wenig Blei vor den Blechlatz. Farnsworth ist aber unkaputtbar und prahlt damit: „Ich bin unsterblich!“ Alex und Max flüchten sich in den Fluss und jumpen eine weitere Klippe hinunter – Alex schlägt, weil er offenbar beim Turmspringen immer schon der Mann für die Kür war, dabei ein paar Saltos, während der er ein Explosivgeschoss auf Farnsworth feuert (whoa, cool move!), dass dem die menschliche Hülle abfällt und nur noch das pure Terminator-, äh, Cyborg-Skelett übrig bleibt.

Trotz allem drängt die Zeit, denn Farnsworths´ Störsenderdecodierkolonne ist inzwischen soweit fortgeschritten, dass an Alex´ Fortschritts- bzw. Doomsday-Anzeige nur noch ein Lichtlein brennt. Zum Glück erreichen unsere Helden endlich den Vulkan, wo sie von Yoshiro und einem Fluggerät erwartet werden. Alex´ Anwesenheit findet bei Yoshiro keinen übertriebenen Beifall, weswegen unser Recke auch mit einem Platz im Frachtabteil vorlieb nehmen muss (beggars can´t be choosers). Die Maschine startet, aber im letzten Moment hechtet das, was vormals mal Farnsworth gewesen ist, in seiner Stop-Motion-Skeleton-Form an den Flieger und versucht, sich während des Fluges Einlass zu verschaffen, was auch gelingt und einen ziemlich sehenswerten Zweikampf Mensch gegen Stop-Motion-Kreatur ermöglicht, der Ray Harryhausen auch gefallen müsste. Gut, beim alten Ray wär´s vermutlich weniger explizit gory, denn Farnsworthminator rupft (mit dem Umweg über die aufgerissene Ladeluke) Alex den Skalp vom Kopf – darunter findet sich eine schicke Blechplatte, was der Cyborg zum Anlass nimmt, nochmal auf der „du bist einer von uns“-Nummer herumzureiten. Alex bleibt standhaft, der Cyborg zieht die „Wir-haben-jede-Menge-Öre-für-deine-Ausrüstung-bezahlt“-Karte (DAS wird Alex jetzt ganz sicher umstimmen). Alex lässt sich nicht lumpen, sondern vielmehr seinen linken Arm, an dem der Cyborg aus dem Flieger hängt, ausreißen (insert möchtegerncoolen Spruch here). Cyborg und künstlicher Alex-Arm taumeln idyllisch in die Lava des Vulkans – pardauz.

Womit wir fast schon beim Ende angekommen wären. In der geheimen Zentrale der Widerstandsbewegung auf den Marshall-Inseln im Nordpazifik darf Alex im schicken Ganzkörpergipsverband zukucken, wie Jareds Daten in den Zentralcomputer eingespeist werden, was lästigerweise (für Jared) dazu führt, dass ihre Persönlichkeit gelöscht, sie nur noch als Datei existieren wird und damit, for all what it´s worth, als tot zu klassifizieren sein wird. Sie verabschiedet sich mit ein paar warmen Worten an Alex und dem Hinweis, dass Farnsworth, der echte, einen Brief für Alex hinterlassen habe, den selbiger sich an üblicher Stelle abholen könne (warum konnte Farnsworth das nicht einfach Jared erzählen oder auf ´nen Mikrochip packen?). Womit sich dann auch der Voiceover-Kommentar verabschiedet: „Für mich ist es vorbei, aber die Menschheit kämpft weiter. Dank Alex gibt es noch Hoffnung!“ (Ich habe es erwähnt, dass ich noch über die Off-Narration schimpfen wollte. Das tu ich jetzt: WANN spricht Jared diesen Kommentar? Quasi live? In der Rückschau KANN sie es gar nicht tun, weil sie ja bekanntlich nicht mehr existiert. Da ist ja die Narration in Desperate Housewives schlüssiger (Jetzt wirst du richtig widerlich… – der Lektor) (Pah! Kulturbanause! – der Autor).

8 Monate später, in L.A. (nein, nicht NOCH ein Zeit- und Ortswechsel). Ohne weitere filmreife Ereignisse hat Alex Germaine als den zweiten Oberbösewicht identifiziert und stellt diesen auf einem Dach. Germaine versucht sein armseliges Cyborgleben durch den Verweis auf weitere führende Cyborgs, die Alex ja unmöglich alle liquidieren könne, zu retten, aber unser Held hat sich mittlerweile damit arrangiert, das zu tun, was er am besten kann, nämlich töten. Und so killt er Germaine. Dann fischt er Farnsworths Brief aus einer Mülltonne – so richtig erhellendes hat der uns aber auch nicht mitzuteilen (außer, dass es den ganzen Film noch ´ne Ecke konfuser macht, weil danach Farnsworth in Gemeinschaftsarbeit mit Jared die Cyborg-Verschwörung entdeckt, sie aber verschwiegen haben will). Alex tut das beste, was er mit dem Schriftstück machen kann, er wirft es nämlich wieder in den Müll und zieht mit seiner neuen Partnerin Max von dannen. Le End.

First things first. Ja, ich reihe mich in den Kreis derer ein, die Nemesis ohne weiteres als Albert Pyuns besten Film bezeichnen. Das ist mal wirklich ein Streifen, den man Pyun-Unvorbelasteten guten Gewissens vorsetzen kann, ohne Prügel zu riskieren (bekanntlich ist nicht jeder Filmfreund automatisch mit der notwendigen geistigen Reife gesegnet, Albert Pyun als den Gott unter den Autorenfilmern zu erkennen, der er nun mal ist. Ironietags, Gutdünken, verteilen, usw.).

Was, wie üblich, nicht zwingend bedeutet, dass Nemesis sich nicht auch einen ordentlichen kritischen Schuss vor den filmischen Bug verdient. Der Kübel Häme ist aber beinahe ausschließlich über dem Drehbuch auszuschütten. Dieses stammt von einer gewissen Rebecca Charles (da weitere writing credits dieser Dame nur für zwei der Sequels zu Buche stehen, würde ich aber nicht ausschließen wollen, dass es sich da um ein Pseudonym handelt. Nicht unbedingt eins von Albert, der versteckt sich ja eigentlich nie hinter fremden Namen) und ist schlicht und ergreifend konfus.
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Ich hab bekanntlich nicht wirklich was gegen Geschichten einzuwenden, die sich erst im Filmverlauf oder gar erst danach (remember Wild Things, der seine Plottwists erst im Nachspann aufdeckt) aufdröseln lassen. Es wäre halt nur ein feiner Zug, wenn sie ansatzweise, wenn man sie sich mal zusammengereimt hat, Sinn ergeben würden (gegenteiliges Vorgehen verzeihe ich maximal David Lynch, und der macht nun mal auch keine Actionfilme mit geradlinigen Plotten (Erzähl… –der Lektor)). Was Rebecca Charles sich da ausgedacht hat (und von der Synchronisation möglicherweise nicht wirklich verbessert wurde – ob die Konfusion, ob Alex es nun mit Cyborgs oder Robotern zu tun hat, auf dem Mist der Autorin oder der Synchronschreiberlinge gewachsen ist, ist mir mangels O-Ton nicht geläufig (rein technisch gesehen ist es auch eher Nebensache, da streng genommen der Cyborg eine Unterkategorie der Roboter ist. Roboter definiert sich als Maschine, die selbsttätig Aufgaben erledigen kann, ein Cyborg ist ein Roboter gepaart mit menschlichem Fleisch. – der Lektor)) ist größtenteils nur doof; das Script hüpft in der ersten Hälfte durch zahlreiche Schauplatz- und Zeitsprünge wild durch die Gegend, ohne eine Storyline überhaupt nur erahnen zu lassen, weswegen die Exposition, wie ich es, Ihr wisst es, liiiiieeeebe, in zwei-drei Dialog- (bzw. Monolog-)Sequenzen am Stück serviert werden muss (dazu kommt noch, dass in der ersten Hälfte der penetrante voiceover den Zuschauer mit Belanglosigkeiten volltextet, dass es eine wahre Freude ist. Aber man muss halt irgendwie tarnen, dass zwischen dem Auftakt-Shootout und der Verlagerung der Story nach Java nicht wirklich viel… passiert). Und wenn die Story dann mal in Fahrt kommt, greift man sich des Öfteren an den Kopf (oder lässt, wie´s beim Doc so üblich ist, die Stirn auf die Tischplatte kacheln), wie blöd die diversen Protagonisten doch sind (Jareds Plan fußt darauf, dass Farnsworth, um sie zu fangen, Alex rekrutieren wird? Wie dämlich muss man sein? Dagegen sind Wile E. Coyotes Roadrunner-Fangpläne sachlich-fundiert). Ich bin normalerweise ja ein Verfechter der These, dass Albert-Pyun-Filme immer besser werden, je weiter man den Hawaiianer vom Drehbuch entfernt hält, aber ich bin dezent optimistisch, dass selbst Pyun eine koherentere Story zusammenschrauben hätte können (oder wenigstens ganz drauf verzichtet hätte, um noch mehr Action einzubauen). Einzelne gute Ideen, wie aus dem Helden einen drogenabhängigen Speed-Junkie zu machen, werden schlicht vergessen, andere, wie die Geschlechterumkehrung für Charakternamen, nerven, das Klapperschlangen-mäßige Zeitlimit für Alex´ Mission bleibt ebenfalls vernachlässigt, und über die eher verzweifelten Versuche, über pseudolustige one-liner ein bisschen humoristische Auflockerung zu bringen, reden wir lieber nicht. Okay, ich bin schon ruhig, Cyborg-Action-Filme soll man nicht auf ihre inhaltlichen Meriten reduzieren, es muss krachen und scheppern und nicht Sinn ergeben.

Von der handwerklich-technischen Seite her betrachtet gab´s bei Pyun nie so wenig zu mosern. Wenn man von Pyuns Marotte, Actionszenen bevorzugt in halbverfallenen Industrieanlagen zu inszenieren (das zieht sich wie als roter Faden von Radioactive Dreams bis hin zu seiner Ghetto-Trilogie um Urban Menace und Konsorten), man würde nicht nicht unbedingt auf die Idee kommen, es mit einem Pyun-Film zu tun zu haben – der Film macht einfach einen hunderprozentig professionell-slicken Eindruck (vielleicht wird hin und wieder mit dem Farbfiltereinsatz, um die Locations zu „unterscheiden“, etwas übertrieben). Vor allem die Actionszenen (die man bei Pyun im Normalfall ja schon ziemlich argwöhnisch betrachten muss) sind von einer für den Maestro schon fast sensationellen Dynamik und Durchgestyltheit – Pyun versuchte ja desöfteren (u.a. in Hong Kong ´97 mit T-1000 Robert Patrick persönlich) den von John Woo und Ringo Lam geprägten Hongkong-Shootout-Bloodshed-Stil zu kopieren, in Nemesis ist es ihm größtenteils erfolgreich gelungen (die Schießereien könnten vielleicht etwas blutintensiver sein, um näher am HK-Vorbild zu liegen, für eine Indizierung hat´s wohl trotzdem gereicht) – wenn Alex in beiden Händen schwere Pistolen trägt und auf dem Rücken rutschend um sich schießt, hätte das peinlich werden können, aber es funktioniert und es funktioniert richtig gut, was auch an richtig guter Action-Fotografie von George Mooradian, dem Haus- und Hof-Kameramann unseres lieben Albert liegt, der hier zeigt, dass er es * KANN * (was man angesichts so manchem später von ihm fotografierten Werks fast hätte bezweifeln mögen); einige Szenen (z.B. Alex´ Flucht aus dem Hotel, indem er sich durch die Fußböden schießt) sind regelrecht spektakulär und auch in den dialogintensiveren Passagen (in denen Albert Pyun sich bekanntlich noch erheblich weniger wohl fühlt als in purer Action), wie sie das Script ab und zu einbaut, um den Plot zu erklären (richtige Charakterentwicklung findet, wie oben angedeutet, kaum statt, wenn gelabert wird, dann ist es Exposition blockweise) lockert Mooradian die Szenerie durch einige erstaunliche Steadicam-Kamerafahrten auf, die man bei dem Vorzeichen „An Albert Pyun Film“ nicht erwarten möchte. Abseits der noch zu würdigenden Effekte kann man auch mit der Stuntarbeit recht zufrieden sein – nichts ist herausragend spektakulär, aber es erfüllt den Zweck.

Der Streifen ist insgesamt recht kurzweilig ausgefallen – die Dialogblöcke (anders kann man´s wirklich nicht nennen), werden nie so gefährlich lange, dass sie den Betrieb ernstlich aufhalten könnten; dadurch, dass die Handlung etwas undurchschaubar ist, kommt sogar eine gewisse Spannung auf.

Die Production Values sind nicht überwältigend, das Budget dürfte nicht gerade im mehrstelligen Millionen-Dollar-Bereich gelegen haben. Pyun reichen in diesem Fall aber seine üblichen Fabrikruinen sowie ein bisschen Dschungelsetting, mit den satt eingesetzten Farbfiltern ist das visuell immer noch wesentlich abwechslungsreicher als Dollman o.ä.

Wirklich punkten kann der Streifen allerdings im Special-Effects-Bereich, in den mit Sicherheit der Löwenanteil des Budgets geflossen ist. Und hier ging man wirklich auf Nummer Sicher und versicherte sich der Mitwirkung zweier wirklicher FX-Koryphäen. Für die konventionellen special effects zeichnet Terry D. Frazee verantwortlich, der u.a. bei 1941 und Blade Runner Erfahrungen sammelte, ehe er als Special-Effects-Supervisor bzw. -Coordinator z.B. alle Star Trek-Filme ab Teil 6 betreute, in dieser Funktion aber auch Gassenhauer wie Strange Days, Eraser, Air Force One, The One oder Pirates of the Caribbean veredelte. Neben Nemesis steuerte Frazee auch die Special FX für Pyuns Arcade bei. Die visuellen Effekte stammen aus der nicht minder renommierten Werkstatt von Fantasy II Film Effects und wurden von Gene Warren jr. koordiniert, der diesen Job witzigerweise auch bei Terminator und Terminator 2 innehatte und, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, VFX auch für Johnny Mnemonic, Lord of Illusions, Strange Days, The 6th Day oder The Punisher fabrizierte. Angesichts dieser geballten Kompetenz ist es nicht sooo überraschend, dass trotz eines hektischen production schedule und magerer finanzieller Ausstattung auf der Effektseite nichts anbrennt. Höhepunkt auf der Effektseite ist der, speziell angesichts des vermuteten Budgets, wirklich spektakuläre Zweikampf Mensch gegen Stop-Motion-Kreatur. Da zeigen die FX-Künstler, dass man mit vergleichsweise simpler Technologie durchaus überzeugender arbeiten kann als mit state-of-the-art-CGI. I stand impressed – auch für die Sequenzen, in denen auch der menschliche Part des Duells stop-motion-animiert ist (dass das Design des Farnsworth-Cyborgs dem guten alten Terminator * einiges * schuldet, sollte angesichts der Warren-Mitwirkung niemanden überraschen. Es gibt ja auch schlechtere Vorbilder).

In Sachen Gore/Splatter sitzt man nicht wirklich in der allerersten Reihe – auch wenn Bosheiten wie das Augenausdrücken vorgeführt und diverse Gliedmaßen abgerissen werden, ist das nicht auf einem Level mit italienischen Schmoddereien – Nemesis ist kein Splatterfilm, sondern ein harter Actionreißer, der sich aber dadurch, dass die meisten seiner Protagonisten Cyborgs oder zumindest „biooptimierte“ Menschen sind, um großflächige Blutsuppereien drücken kann. Nackte Tatsachen gibt´s auch, die werden konzentriert in einer Szene von Deborah Shelton und Thomas Jane erledigt.

Für Olivier Gruner stellte Nemesis, nach einem weithin unbekannten und dem Vernehmen nach durchaus rassistisch (anti-mexikanisch) angehauchten Actionfilm namens Angel Town (von einigen der Nemesis-Produzenten finanziert) sein apostrophiertes Breakthrough-Vehikel dar. Da es Gruner bei aller Liebe aber an Charisma und Screenpräsenz von hand- und fußkantenschwingenden Kollegen wie van Damme & Co. mangelt, kam Gruner nie über das Ghetto der DTV-produzierten Billigklopper hinaus (Nemesis dürfte, ohne, dass ich das gesondert verifiziert habe, der einzige seiner Filme sein, der tatsächlich in den USA in Lichtspieltheatern gezeigt wurde). Wer Nemesis gesehen hat, weiß auch warum – wer von einem Mimen vom Kaliber Joe Laras mühelos an die Wand gespielt würde und wer die Darstellung seines emotionalen Status hauptsächlich seiner jeweils an die Situation angepassten Frisur (langhaarig = drogenabhängig, mies drauf, kurzhaarig = clean und heldenmäßig) überlässt, dem wird man wohl kaum Darstellerpreise nachwerfen.

Zu Tim Thomerson muss ich wohl nicht viel sagen. Der Star der Trancers-Reihe ist theoretisch ein echter Sympathiebolzen, was praktisch bedeutet, dass er in einer Schurkenrolle eher verschwendet ist. Thomerson, der nunmal aus der Comedy-Schiene kommt, muss einen sprücheklopfenden positiven Charakter spielen, dann wird das auch was. Für einen Erzschurken hat er einfach nicht die richtige Ausstrahlung. Mein Held bleibt er trotzdem.

Als Terroristen-Chef Angie gibt sich der vielgebuchte japanische character player Cary-Hiroyuki Tagawa die Ehre, der 1986 bei Fred Olen Ray in Armed Response debütierte und bis zum heutigen Tag in Großproduktionen wie Electra oder Pearl Harbour seinen Mann steht, auch vor deutsch produzierten TV-Movies (wie dem von Tony Randel inszenierten Babyhandel Berlin, einer Pro7-Produktion) nicht zurückschreckt und in Mortal Kombat durchaus eindrucksvoll den Anführer der höllischen Heerscharen gab. In Nemesis hat er nicht allzuviel zu tun (die deutsche Synchro ruiniert auch den zweifelhaften Gag, den Japaner in einer Art urban ghetto slang parlieren zu lassen). Seinen Landsmann Yuji Okumoto kennen wir aus dem Full-Moon-Roboter-Spaß Robot Wars, Fortress 2 und einer Latte von Pyun-Movies.

Marjorie Monaghan (Jared) spielte unmittelbar vor Nemesis gemeinsam mit Tagawa in der extrem kurzlebigen SF-Serie Space Rangers und tauchte später in sieben Episoden von Babylon 5 und zwei Andromeda-Folgen auf. Da sie den Großteil ihrer Screentime als Headshot auf einem Computerdisplay verbringt, werden größere mimische Anstrengungen auch von ihr nicht verlangt. Als Germaine sehen wir Nicholas Guest (Bruder von Christopher Guest), Pyun-Stammakteur ohne große gewinnbringende Szenen, sträflich verschwendet wird auch der große B-Film-Schurke Brion James (Blade Runner, Enemy Mine, Horror House), der auch in etlichen Pyun-Werken zu Gast war. Pyuns Lieblingsdarsteller Vince Klyn (am bekanntesten als van-Damme-Gegenspieler aus Cyborg) kuckt auch mal für anderthalb Szenen vorbei.

Im zarten Alter von 41 Jahren zieht Ex-Dallas-Mieze und Thomas-Gottschalk-Love-Interest in Zärtliche Chaoten II Deborah Shelton (nicht zum letzten Mal in ihrer Karriere) blank. Nicht unknackig, aber bei Nahaufnahmen, wie angedeutet, auch nicht mehr ganz taufrisch (wobei man den Produzenten insgesamt einen respektablen Frauengeschmack zubilligen muss… die Babes sehen durch die Bank nicht unknusprig aus). Mit vollem Körpereinsatz (d.h. völlig textilfrei) agiert ein heutiger Hollywood-Topstar als Billy: Thomas Jane (Deep Blue Sea, The Punisher), was nach einer Hauptrolle in einem Bollywood-Film (!!, im zarten Alter von 17 Jahren anno 1986), der Haupt- und Titelrolle im Gay-Drama The Hustler und einer kleinen Rolle im originalen Buffy-Film seine vierte Filmrolle und gewiss kein Versprechen kommender Großtaten darstellt.

Anyway – ein Film wie Nemesis ist kein Schauspielerkino – hier zählen Action, Effekte und Tempo, nicht subtiles Mienenspiel (obschon mir ein etwas charismatischer Lead besser gefallen hätte), und diese Punkte passen größtenteils (wie gesagt, es gibt ein paar Leerlauf-Einlagen, weil man dem geneigten Publikum ja irgendwann auch verklickern muss, worum´s in der Chose überhaupt geht…).

Die DVD aus dem Hause Laser Paradise ist das, was man anglophil eine „mixed bag“ nennt. Die Bildqualität ist recht anständig (d.h. man ist von dem Publisher durchaus übleres gewohnt), wobei die Packungsbeigabe 1.85:1-Aspect Ratio falsch ist, der Streifen liegt in Scope vor (eine anamorphe Abtastung wäre allerdings wohl zu viel des Guten gewesen). Das Bild ist, speziell auf PC-Monitoren, leicht zittrig, nicht übermässig kontrastarm und auch nicht von herausragender Schärfe gekennzeichnet, jedoch ist der Print weitgehend verschmutzungsfrei und, insbesondere auf dem heimischen TV-Gerät, dank respektabler Kompression gut ansehbar. Ein grober Masteringfehler ist allerdings zu verzeichnen (für ´ne halbe Sekunde verpixelt mal kurz der halbe Screen).

Leider liegt der Film ausschließlich in deutscher Tonfassung vor (wahlweise in 5.1 und 2.0, wobei der 5.1-Mix erheblich lauter und powervoller reinknallt als der 2.0-Track). Der O-Ton wäre, nicht zuletzt aufgrund des markanten Organs von Tim Thomerson, eine nette Sache gewesen. Dafür erfreut uns LP mit einem Rudel von Featuretten – neben einem deutsch übersprochenen Promo-Making-of findet sich selbiges, in etwas ausführlicherer Form (sieben statt fünf Minuten) auch auf Englisch (alle englischsprachigen Extras sind nicht untertitelt), dazu gibt´s kurze Featuretten über die Stunts und die Effekte, eine über Olivier Gruner nebst kurzer Biographie sowie den Originaltrailer und eine LP-Trailershow. Okaye Ausstattung für die Preisklasse.

Famous last words: Obschon Nemesis insgesamt nicht mehr als ein aus Genreversatzstücken zusammengestöpseltes Sammelsurium nicht immer schlüssig aneinandergepichelten Ideen ist (neben dem Terminator kann man Anklänge an Futureworld oder den 86er-TV-Film Annihilator – in dem lustigerweise auch Brion James mitwirkte – erahnen oder sich zumindest einreden, selbstredend finden sich Fragmente aus dem seinerzeit schwer angesagten Cyberpunk-Genre, wohingegen ich die behaupteten Blade Runner-Einflüsse eher negieren möchte), das von Rechts wegen (und dann noch unter der Regie von Pyun) gar nicht funktionieren sollte, handelt es sich ohne Zweifel um einen regelrecht rasanten, zupackenden Actionfilm – souverän inszenierte Shoot-outs, passable Stunts, eine nicht uninteressante (wenngleich nicht immer gewinnbringend eingesetzte) Besetzung und teilweise herausragende Effektarbeit machen Nemesis zum besten Film der Karriere Albert Pyuns (Mean Guns ist ähnlich unterhaltsam, hat aber einen wesentlich geringeren Anspruch). Nemesis zeigt, dass Pyun durchaus gute, zumindest aber gut unterhaltende Filme in sich hat, wenn er sich etwas Mühe gibt – schade, dass ihm das nicht öfter gelang, aber so haben mit seinem restlichen Oeuvre wenigstens die Trashfans ihren Spaß. Nemesis allerdings kann man durchaus auch einem Publikum vorsetzen, dass Entertainment nicht aus unfreiwilliger Komik oder geballter Inkompetenz zieht. Besser als der wesentlich bekanntere, aber noch hirnlosere Cyborg ist Nemesis allemal. Das ist der Pyun-Film, den sich auch „normale“ Menschen anschauen können. Die Sequels, however, sind ´ne gaaanz andere Baustelle…

(c) 2007 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 7


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Michael
Michael
27. November 2022 17:35

Albert Pyun verstarb wohl am 26.11.2022.RIP. Ohne ihn, wäre diese Seite wohl auch um einige Reviews ärmer

Daniel
Daniel
27. November 2022 20:29
Reply to  Michael

Auf jeden Fall!
Der Mann hat wirklich einige „Badmovies“ verbrochen.
Der zweite Talon war eine Frechheit!
Aber der Erste und auch Nemesis sind Filme die ich nicht missen möchte!
Möge er in Frieden Ruhen.
Durch seine Filme wird er unvergessen bleiben!