Hero

 
  • Deutscher Titel: Hero
  • Original-Titel: Ying xiong
  •  
  • Regie: Zhang Yimou
  • Land: HK/China
  • Jahr: 2002
  • Darsteller:

    Jet Li, Tony Leung, Maggie Cheung, Zhang Ziyi, Donnie Yen


Vorwort

China, 3. Jahrhundert vor Christus. Der König des Reiches Qin ist dabei, die anderen sechs chinesischen Königreiche zu unterwerfen, was naturgemäß auf wenig Gegenliebe der übrigen Monarchen stößt. Besonders das Reich Jao reagiert pikiert und hetzt dem Qin-König Attentäter auf den Hals. Eines Tages tritt ein namenloser Held vor den König, der die drei gefürchtetsten Attentäter, „Weiter Himmel“, „Zerbrochenes Schwert“ und „Fallender Schnee“ unschädlich gemacht haben will. Der König läßt sich berichten, wie der Held die Assassinen geplättet haben will, hegt aber gewisse Zweifel an den Schilderungen des tapferen Recken. Treibt der am Ende tatsächlich ein doppeltes Spiel?


Inhalt

Nachdem Ang Lee mit Crouching Tiger, Hidden Dragon zuletzt den traditionellen chinesischen Martial-Arts-Film einem breiteren westlichen Publikum erschlossen hatte, was sogar mit Oscar-Nominierungen belohnt wurde, so tritt nun ein weiterer legendärer chinesischer Regisseur an, ein Genre zu erkunden, mit dem er eigentlich bislang nicht viel am Hut hatte. Denn Zhang Yimou ist zwar ein critics darling im Westen, doch machte er sich mit seinen sozialkritischen Dramen in der Volksrepublik China kaum Freunde. Zahlreiche seiner Werke wie Die rote Laterne unterliegen in seinem Heimatland Aufführungsverboten. Hero blüht dieses Schicksal nicht, im Gegenteil, das rotchinesische KP-Regime war äußerst angetan von Yimous neuestem Werk, dem bislang aufwendigsten chinesischen Spielfilm überhaupt, der mit einiger Unterstützung aus Hongkong, was die Darsteller angeht, und Australien, was die zahlreichen digitalen Effekte angeht, realisiert wurde.
Man könnte Hero mit ein wenig böswilliger Unterstellung als Lola Rennt der Chinesen bezeichnen, denn wie auch in Tom Tykwers Film bekommen wir die Story gleich dreimal in Varianten zu sehen, allesamt in Flashbacks, wobei die Erzählstruktur allerdings wesentlich eleganter gelöst ist als im in dieser HInsicht etwas holprigen Werk von Ang Lee, oder, um es traditionell asiatischer zu sehen, in Kurusawa-Tradition von Rashomon, wo auch ein Ereignis in verschiedenen, sich munter widersprechenden Perspektiven zu betrachten war. Yimou konstruiert seine Story clever und durchaus nachvollziehbar (wenngleich Vorkenntnis einiger traditioneller Martial-Arts-Epen empfehlenswert ist, sonst geht’s einem wie dem Blödmann hinter mir, der seine Begleiterin mehrfach lautstark fragen mußte, worum’s in dem Film nu überhaupt geht). Im Grunde handelt es sich wieder um klassische chinesische Themen wie Loyalität, Freundschaft, Ehre und Verrat, im Grunde nichts wetlbewegend neues, doch selten wurde ein klassisches Kung-fu-Epos visuell aufregender gestaltet als din Hero. Yimou erweist sich auch in diesem Genre als Meister des Regiefaches – man beachte die strikte Farbgebung, die jeder Szene eine gewisse Farbe als emotionalen Grundton zuordnet – nicht mal Peter Greenaway brachte Emotion durch Farbgebung in seinem gewiß genialen The Cook, The Thief, His Wife and Her Lover so grandios auf den Punkt. Die Kampfszenen sind furios und beinhalten einiges an attraktivem wire-fu, ohne daß die Martial-Arts-Kloppereien zum puren Selbstzweck werden, Yimou erlaubt sich durchaus, von einer aufregenden Kampfszene auf ein vermeintlich bedeutungsloses Nebeneregnis umzuschneiden und nimmt sich trotz des Schwergewichts auf schwerelosen Kampfakrobatik- und Massenszenen auch immer wieder kurze Atempausen für großes Gefühlskino, das in seiner Mentalität dem gemeinen Europäer vielleicht ein wenig spanisch vorkommen mag, aber für Kenner der Materie wie die Faust aufs Auge paßt. Exzellent auch die digitale Effektarbeit, die nie aufgesetzt wirkt. Überdies liefern die beteiligten Darsteller exzellente Performances auf. Jet Li zieht zwar hauptsächlich eine – durchaus überzeugende – stoneface-Nummer an (die durchaus gelegentlich an Spaghetti-Western erinnert, was auch kein Wunder nimmt, basieren doch viele Spaghetti-Western auf asiatischen Motiven), wird aber getoppt von den fantastischen Darbietungen von Maggie Cheung und – vor allem – dem grandiosen Tony Leung, der hier die vermutlich beste darstellerische Leistung seiner Karriere abliefert. Dazu gelingt Ton Dan noch das Kunststück, seinen orächtigen Soundtrack zu Crouching Tiger, Hidden Dragon, auch ohne Mithilfe des Ausnahmecellisten Yo Yo Ma, noch zu toppen – grandiose symphonische Themes und leise Töne, wo sie jeweils angebracht sind.
Hero ist farbenprächtige, furiose Kampfkunst-Unterhaltung, insgesamt sicher noch viel mitreißender als der wirkliich nicht schlechte, aber verbesserungsfähige Crouching Tiger, Hidden Dragon, an dem westliche Gemüter höchstens das gen Ende recht dick aufgetragene nationalchinesische Pathos stören mag. Aber wenn man sich bei Action-Produkten neuerdings hauptsächlich aus US-Patriotismus-blökender Hollywood-Ware „laben“ muß, die stellenweise zum Himmel stinkt, ist ein wenig rotchinesische Propaganda vielleicht nicht entschuldbar, aber zumindest mal eine nette Abwechslung. Hero ist, Matrix hin, X-Men 2 her, für mich bislang DAS Ereignis des Kinosommers und ein absoluter Pfichtkinotermin für jeden anspruchsvollen Martial-Arts-Fan und den, der es werden will. Unbedingt ansehen!

5/5
(c) 2002 Dr. Acula


mm
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