Creep

 
  • Deutscher Titel: Creep
  • Original-Titel: Creep
  •  
  • Regie: Christopher Smith
  • Land: Großbritannien/Deutschland
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    Franka Potente (Kate), Vas Blackwood (George), Jeremy Sheffield (Guy), Ken Campbell (Arthur), Paul Rattray (Jimmy), Kelly Scott (Mandy), Sean Harris (Craig)


Vorwort

Die Moral von der Geschicht heute mal vorab: versuchen, George Clooney zu treffen, wenn der gerade „in town“ ist, kann eine ziemliche Scheiß-Idee sein. Das muß die in London residierende Deutsche Kate (Kate=typisch deutscher Vorname) erfahren – erst dampft ihre Freundin mit den VIP-Tickets für den Clooney-beherbergenden Club solo ab, dann kann sie kein Taxi abgreifen, muss auf die U-Bahn zurückgreifen, pennt dort im Bahnhof ein und verpaßt nicht nur den letzten Zug, sondern auch das allgemeine Abschließen des Bahnhofs. D’oh, wie Homer Simpson sagen würde. Unser Engelchen Kate ist doof genug, sich in eine auf Betriebsfahrt ins Depot befindliche U-Bahn zu schmeißen, in der ihr Arbeitskollege Guy, der irrtümlicherweise meint, bei ihr landen zu können und ihr gefolgt ist, sie zu vergewaltigen beabsichtigt. Es bleibt beim Versuch, denn Guy fällt einer dritten, relativ humorlosen, dafür aber ausgesprochen gewalttätigen Partei zum Opfer. Kate gerät in Panik und irrt ziellos durch die Gänge und Tunnel, bis sie bei einem Obdachlosenpärchen landet, das sich in der U-Bahn einquartiert hat. Gegen eine geringfügige Geldspende ist Jimmy auch bereit, Kate zum Wachmann zu führen. Allerdings ist kaum davon auszugehen, dass diese Unternehmung gelingt, sonst hätten wir einen Kurzfilm. Der monströse „Creep“, der die Londoner Unterwelt heimsucht, hat nämlich noch lange nicht ausgekillt…


Inhalt

Sneak-Previews können was wunderbares sein, aber auch was ganz schreckliches (z.B., wenn einem dort Daniel, der Zauberer vorgesetzt wird). Beim FFF Berlin wurde vollmundig eine „Weltpremiere“ angekündigt (auch dies: eine Mogelpackung, da der Film wohl schon in Hamburg lief), was sich hauptsächlich in Taschenkontrollen beim Einlass und wohlgekleideten Security-Kleiderschränken mit Nachtsichtgeräten im Saal bemerkbar machte (und einem Q&A mit Regiedebütant Smith, das die badmovies.de-Delegation sich allerdings aufgrund vorgerückter Stunde und nicht wirklich dringendem Informationsbedarf schenkte).

Creep, wie gesagt der erste abendfüllende Spielfilm des britischen Jungfilmers Smith, entpuppt sich als relativ mediokrer Horrorthriller eher gewöhnlichen Zuschnitts, der ersichtlich auf die Star-Power seiner teutonischen Hauptdarstellerin setzt und hofft (und deswegen auch von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen koproduziert wurde, was dem Streifen schon im Vorspann erste Lacher bescherte). Die Story ist schlicht – simpler Überlebenskampf ohne Tiefgang und gesteigerte Ambitionen, aber das muss ja kein Fehler sein, wie uns erst vor 24 Stunden Haute Tension eindrucksvoll belehrte; die simple Geschichte wird geradlinig und ohne große Abschweifungen vorangetrieben und ist (da erlaube ich mir mal eine Gegenmeinung zu razor ;-)) nicht langweilig – gelegentlich hätte ein wenig mehr Tempo nicht geschadet, aber der Film schläft auch nie wirklich ein (gut, man könnte darüber streiten, ob zwischen dem Prolog-Scare und dem Einsetzen der eigentlichen Story ein wenig zu viel Zeit mit der Vorstellung von Kate verplempert wird, aber ich fand’s eigentlich ganz angemessen). Schwerer wiegt schon, dass wir über den „Creep“ selbst herzlich wenig erfahren – in einer kurzen Sequenz wird sein Background kurz angerissen, aber das war’s dann auch schon, da hätte mir etwas Hintergrundinfo schon gefallen.

Prinzipiell ist auch die Atmosphäre des Streifens nicht schlecht – menschenleere, aber hell erleuchtete U-Bahn-Stationen und ihre Gänge, dagegen der Kontrast von düsteren U-Bahn- und Abwassertunneln, das ist recht reizvoll und stellenweise recht gefällig umgesetzt. Wo der Streifen aber problematischerweise flach fällt, das ist halt bei dem, was einen Horrorfilm, und Creep IST ein Horrorfilm und kein Thriller o.ä., das sind seine Schock- und Scare-Szenen – die werden zu oft von Smith klischeehaft und/oder uneffektiv aufgezogen. Sofern man mehr als einen Horrorfilm in seinem Leben gesehen hat, wird’s da kaum eine Szene geben, die einen wirklich „reißt“, die entsprechenden potentiellen Scares sind furchtbar unaufgeregt bzw. unaufregend. Da helfen dann auch einige blutigere Szenen nicht viel, wobei’s richtig viele amtliche Splatterszenen auch nicht gibt (’ne KJ dürfte der Streifen IMHO trotzdem kassieren, außer, die FSK zieht mal wieder die patriotische Karte und lässt sich aufgrund der deutschen Beteiligung zu einer liberaleren Einstufung breitschlagen), technisch sind die halbwegs gelungen, aber auch keine Aufreger.

Originalität sieht, das darf wohl gesagt werden, anders aus. Bei böswilliger Betrachtung wirkt der Streifen wie eine Mischung aus dem Albert-Pyun-Klopper Adrenalin (Ultimate Chase und, allein vom Design des „Creeps“ her, der Stuart-Gordon-Enttäuschung Castle Freak in besserer Optik. Manchmal übertreibt mir Smith etwas zu sehr mit hektisch-wackliger Handkamera, größtenteils aber ist der Film visuell auf gutem Niveau. Das wird hartgesottene Horrorfans nicht hinter dem berühmten Ofen hervorlocken, nervt aber auch nicht wirklich durch seine Existenz, zumal der Streifen gelegentlich (in Form von Vas Blackwood als mitgefangenem Kanalisationsarbeiter George und Paul Rattray als schottischem Obdachlosen Jimmy) den ein oder anderen pointierten Dialog zu bieten hat, ohne dabei zu sehr in ein krampfhaft auf comic relief getrimmtes Fahrwasser abzutreiben.

Womit wir nahtlos bei der Beurteilung der schauspielerischen Qualitäten angekommen wären. Letztendlich steht und fällt Creep mit der Qualität seiner Hauptdarstellerin – Franka Potente scheint man nur lieben oder hassen zu können, wobei die gute Franka bei mir allein wegen Lola Rennt und Der Krieger und die Kaiserin einen Stein im Brett hat. Erblondet und langhaarig muss man sich an die neue Potente-Optik erst mal gewöhnen… die allerbeste Performance ihrer Karriere legt Franka Nationale sicher nicht gerade hin (und ihr Englisch ist auch nicht gerade das töfteste, im Gegensatz zu manch anderer deutschen Kollegin hört sie allerdings mit Einschalten des englischen Sprachmoduls nicht komplett mit dem Schauspielern auf). Hundertpro glaubwürdig kommt sie mir jedoch nicht vor (was aber auch teilweise dem Charakter geschuldet ist). Vas Blackwood als George hat einige der besten Lines und nutzt seine Möglichkeiten optimal aus, Paul Rattray verbucht den größten Lacher des Films und punktet mit seinem herrlichen schottischen Akzent (sowas hör ich einfach immer wieder gern). Den Creep mimt Sean Harris unter recht wildem Make-up und mit einem auf Dauer ausgesprochen nervigen hohem Kreischen als primärem Kommunikationsmittel.

Zusammenfaselnd ist also festzustellen, dass Creep das Genre nicht gerade neu erfindet – großartige, revolutionäre Ideen hat der Film nicht zu bieten, die potentiellen Scares werden zumeist eher verschenkt, aber die Atmosphäre des Streifens allein und die relativ gute Optik (nicht zu vergleichen allerdings mit Haute Tension) sorgen für eine gewisse Spannung. Unter normalen Umständen würde ich für einen Film dieser Kragenweite allerdings nicht ins Kino gehen – das ganze Ding schreit mehr oder weniger „leih mich auf DVD aus“. Insgesamt also eher anspruchsloses Entertainment für den nicht nach Top-Qualität geifernden Horror-Vielseher. Weltbewegend ist das nicht, aber auch kein totaler Rohrkrepierer. Franka Potente sollte allerdings aufpassen, dass sie in ein paar Jahren nicht TV-Movies für ProSieben dreht, denn so richtig GUTE Rollen sind ihr jetzt wohl auch schon ein Weilchen nicht mehr vor die Flinte gelaufen…

3/5
(c) 2006 Dr. Acula


mm
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