Corrupt – Der Rächer der Bronx

 
  • Deutscher Titel: Corrupt - Der Rächer der Bronx
  • Original-Titel: Corrupt
  •  
  • Regie: Albert Pyun
  • Land: USA
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    M.J.: Silkk the Shocker (=Vyshonne Miller)
    Corrupt: Ice-T
    Margo: Miss Jones (=Tarsha Nicole Jones)
    Miles: Ernie Hudson jr.
    Jodi: Karen Dyer
    Cinque: T.J. Storm
    Lisa: Tahitia (=Tahitia Hicks)
    Pammi: Taylor Scott
    Yazu: Jahi J.J. Zuri
    Snackbar Dude: Romany Malco
    The Sayer: Vincent Klyn


Vorwort

Vorhang auf für den zweiten Bestandteil Albert Pyuns glorreicher urban-action-Trilogie. Ich kann mir heute ja mal grossartige Vorreden ersparen (nein, Ihr müsst jetzt nicht applaudieren), denn zur Vorgeschichte und den diversen Schwierigkeiten der Produktion(en) kann der geneigte Leser von Welt alles vermeintlich Wissenswerte (und jede Menge Nicht-Wissenswertes) im Review zu The Wrecking Crew nachlesen. Einzig auf den Umstand, dass Corrupt ganz ohne Snoop Dogg auskommen muss, dafür aber einen gewissen Rapper namens Silkk the Shocker als Star hat (ein Typ, von dem ich nun wirklich noch nie im Leben was gehört habe, aber ich bin in der Rap-Szene – dankenswerterweise – nicht wirklich drin, also falls der Kerl wirklich mal sowas ähnliches wie ´nen Hit hatte, my apologies, der ist dann nur nicht bis zu mir durchgedrungen). Ansonsten ist der Cast grösstenteils identisch und ich hab so meine gewissen Befürchtungen, dass ich nicht nur den ein oder anderen „Schauspieler“ wiedererkennen werde…


Inhalt

Immerhin hält sich Corrupt nicht mit einer fast zehnminütigen zusammenhangloser-Prolog-und-Titel-Sequenz auf, sondern steigt mehr oder weniger direkt ins Geschehen ein. Als „Teaser“ ist die kurze Pre-Title-Szene (ganz ohne kommen wir halt doch nicht auf) aber ziemlich eindruckslos – Ice-T, der hier auf den schicken Namen Corrupt hört (selbst wenn ich ein Gangster wäre, würde ich mich nicht unbedingt so nennen… wer sollte so´nem Typen vertrauen?), möckelt auf einer primitiven Zweiradmöhre (angeblich ne Harley, aber ob das wirklich eine war?) rum und trifft eine gewisse Jody, die gerade mit ihrem Macker Miles poussiert. Da Corrupt auf Jody ein Auge geworfen hat, teilt er ihr recht bodenständig mit, dass er Miles nicht für die geeignete Partie für sie hält und versichert ihr, dass sie eines Tages sowieso seine „bitch“ sein werde. Romantiker, alter! Schätze, bei Corrupt stehen die hos und bitches Schlange ob seines einnehmenden Charmes.

Nach den Titles treffen wir unseren angeblichen Hauptdarsteller, den jungen M.J. (Silkk), der sich als Graffiti-Künstler betätigt und nebenbei mit einem Kumpel Corrupt um ein paar Kilo Stoff (pure Vermutung, angesprochen wird das nie, selbst Ice-T ergeht sich im commentary track in Spekulationen) zu erleichtern und dieses anschliessend dessen Rivalen Yuzo in die Schuhe zu schieben. Man bricht also maskiert in (ein mir ziemlich vertraut vorkommendes) altes Lagerhaus ein, findet dort die achtlos in der Gegend stehen gelassenen Drogen (oder whatever) und bedient sich, d.h. Kumpel bedient sich und M.J. sprüht ein Tag an die Wand, für das sich selbst ein achtklassiger Berliner Sprühdosenaktivist schämen würde (CP3, what ever that means… vielleicht wollte er ja C3PO sprühen und hat sich verschrieben). Corrupt und dessen Chef-Henchman Cinque (mit schicker Augenklappe, demzufolge mächtig evil) stören den Klau und zwingen unsere Jungspunde zur Flucht. Corrupt ist sauer.

Offenbar oder möglicherweise ist CP3 das Erkennungszeichen von Yuzos Gang, denn jedenfalls steht Corrupt wenig später recht wutschnaubend in dessen Geschäftsräumen (vor allem das Treppenhaus haben wir auch schon ausführlich in The Wrecking Crew bewundern können… naja, wer so eine tolle Location hat, muss die natürlich bei jeder unpassenden Gelegenheit ins Bild setzen) und echauffiert sich über den schändlichen Klau. Yuzo (der sich schickerweise seinen Pferdeschwanz seitlich angepichelt hat… sieht irgendwie eher, naja, abartig aus) weiss zwar von nichts, was den (übrigens mit irgendeiner Substanz, die einem anatolischen Nacktfreistilringer zur Ehre gereichen würde, eingeschmierten) guten Corrupt natürlich nicht dran hindert, sich per Zippo selbst und Yuzu anzuzünden (zunächst mal: !!!! WTF?!!! und zweitens mit den bekannt grottigen „Flammen“-Effekten von Filmwerks Digital, auf die die Jungs dort mächtig stolz zu sein scheinen… could anybody tell them they SUCK?). Während sich Yuzo schreiend aus dem Fenster – und auf einen gerade vorbeituckernden Sattelschlepper, den dies herzlich wenig stört, da qualmt nicht mal was – stürzt (was den vermutlich gleichzeitig idiotischten und miserabelsten CGI-Effekt seit Erfindung des Taschenrechners bewirkt – gebt mir zwei Stunden mit einem 3D-Animations-Programm und ich zaubere Euch vermutlich was Überzeugenderes hin… und ich hab sowas noch NIE gemacht), löscht sich Corrupt selbst (Ice-Ts Kommentar: „I never knew that I´m one of the Fantastic Four. I can torch myself whenever I want… and I can stretch, too!“), trägt keinerlei Blessuren davon (obwohl er mindestens genauso lang in hellen, hust-hust, „Flammen“ stand wie am Ende von The Wrecking Crew, und da verbrutzelte er) und kann witty bemerken: „This guy is toast!“ Har-har-har, wie ich immer sage. Yuzo (und auch noch einen gewissen anderen nie gesehenen Ganglord namens Spinelli) abserviert, ist Corrupt jetzt der uneingeschränkte Chef im Ring und will nun noch M.J. in die Finger kriegen (warum? Weil Corrupt a) ahnt, dass M.J. was mit dem kleinen Einbruch zu tun hat und b) M.J. angeblich einen Cop umgelegt hat).

M.J. selbst debattiert mit Girlfriend Lisa seine Zukunftspläne in Form einer lame sex scene (zumindest meint das Ice-T im commentary and who am I to debate with that motherfucker). Lisa legt M.J. nahe, dass Corrupt sicherlich rausfinden werde, wer hinter dem kleinen Raubzug steckt, aber M.J. seinerseits ist sich sicher, dass ebenjenes nie passieren wird (ganz schön naiv für einen boy from tha hood).

Dabei hat Corrupot das schon längst, er steht nämlich schon mit einem fröhlichen, naja, eher bösen „I´m da man“ vor der Tür des Hideouts der von Lisa angeführten Gang (wow, Emanzipation) und beginnt gar lustig deren Mitglieder zu killen. M.J., Kavalier alter Schule, schubst Lisa in des Eismanns grobe Richtung und verdonnert sie, den wegzulocken, damit er in Ruhe stiften gehen kann – ein echtes hochsympathisches Herzchen. Lisa wird von Corrupt per Clothesline flachgelegt und der Gesichtsausdruck, den der Bösmann aufsetzt, lässt nicht darauf schliessen, dass er seine zweifellos kommenden Fragen bezüglich M.J.s Verbleib auf die höflich-distinguierte Tour stellen wird. Naja, lassen wir Lisa halt mal wieder das lebende Beispiel dafür sein, dass Liebe offensichtlich nicht nur blind, sondern auch blöd macht.

Nach ein wenig scenic stock footage irgendwelcher amerikanischer Ghettos, die vortäuschen soll, dass wir uns in der Tat in einem eben solchen befinden und nicht irgendwo in der tschechischen Provinz, finden wir uns in einer fünftklassigen Burgerbraterei wieder, wo Jodi ihrer Kollegin Margo über ihren angehimmelten Miles vorschwärmt, der „so different“ sei und sich sogar eine ehrliche Arbeit suche (okay, damit ist er sicher ein absoluter outsider). Margo dampft schichtendenderweis ab und lässt Jodi allein auf Miles warten. Wer kommt, ist aber zunächst mal Corrupt mit einem Auskunftsbegehren über M.J.s gegenwärtigen Aufenthaltsort – da Jodi M.J.s Schwesterherz ist, hofft er nicht unverständlicherweise auf akkurate Informationen. „He got caught up in a situation,“ redet er erst mal um den heissen Brei, M.J. habe zu schnell ein „player“ werden wollen und das könne Corrupt um des lieben Friedens willen nicht dulden. In dieser Phase des Films scheint´s mehr darum zu gehen, dass M.J., zwar wohl mehr versehentlich, aber trotzalledem, den oben angesprochenen Gesetzeshüter umgepustet habe und das gefällt Corrupt nicht – das lässt ihn als King of tha hood nämlich schlecht aussehen und das hat er nicht gerne (implizieren wir mal, dass die Cops Corrupt nach Gutdünken schalten und walten lassen, solange er in seinem Viertel ein gewisses Mindestmass an Zucht & Ordnung hält). Jodi bittet Corrupt, doch mal fünfe grade sein zu lassen (eben, was ist dem Gangsta-Rapper schon´n toter Cop ausser´nem Erfolgserlebnis?), aber kommt nicht in Frage – wenn sich rumsprechen sollte, dass Corrupt über M.J.s Verfehlungen grosszügig hinwegsieht, wäre ja sein guter schlechter Ruf im Eimer. Aber natürlich könne man über alles reden, wenn Jodi Miles in die Wüste schicken und Corrupt ein wenig Liebe, Respekt und Zuneigung schenken würde – und beim „in-die-Wüste-schicken“ könne man ja ggf. mit ein paar gezielten Desinformationen an die Polente nachhelfen, wie Corrupt leutselig anmerkt. Das reicht jetzt dem mithörenden M.J., der eine Knarre zieht, aber blöderweise nicht abdrückt. Das tut dafür der reaktionsschnelle Corrupt, trifft aber nicht, sondern verleitet M.J. nur zur Flucht…

Als wenig später Miles freudestrahlend den Burgerjoint betritt, findet er seine Flamme heulend vor und dass er erst mal einen practical joke spielt und behauptet, den angebotenen Job wegen einer sechswöchigen Schulung in Washington D.C. abgelehnt zu haben, weil er es unmöglich so lange ohne seine Herzensschöne aushalten könne, heitert Jodi, nicht in Stimmung für solche schlechten Scherze, nicht wirklich auf. Nun, auch dies wird geklärt und Miles erläutert, dass er bereits am nächsten Tag aufbrechen müsse. Es wird ein bissl umarmt und dann würde das ganze, wenn wir in einem Film mit nackten Tatsachen wären, in eine spontane Sexszene übergehen.

M.J. verbirgt sich irgendwo in den Gassen des Hoods und wird von Lisa, von Corrupt offenbar heftig vermöbelt, da verbunden und humpelnd (schön blöd, die Tusse, sag ich ja) und ihrer Freundin Pammi aufgestöbert. Die geben M.J. den guten Rat, sich nun doch lieber zu verpissen, wo Corrupt so erwiesenermassen sauer auf ihn ist (leider versäumt Lisa die eigentlich angebrachte Gelegenheit, ein paar von den eingesteckten Schlägen und Tritten an den angemessenen Rezepienten weiterzureichen). M.J. hält das für eine gute Idee, verspricht aber, für Lisa zurückzukommen, wg. Liebe usw. usf.

Sein grossartiger Plan besteht allerdings darin, sich von seinem Schwesterherz verstecken zu lassen (nachdem die gerade einen aufdringlichen Penner namens „Sayer“ aus der Burgerbraterei hinauskomplimentiert hat). Jodi stopft M.J. helfenderweise in einen Müllcontainer (eh? Und das wars? Soll M.J. da drin überwintern, bis Corrupt an Altersschwäche eingeht?? Boy, oh boy, ich hab bessere Pläne auf der Rückseite von Schokoriegelverpackungen gefunden). Corrupt und Cinque sind aber nun nicht so doof, wie M.J. aussieht, sondern kommen ungefähr drei Sekunden später in die Fressstation eingelaufen und Cinque perforiert probehalber den verdächtigen Mülleimer mit einem Messer. Ich schätze mal, das daraufhin aus dem Abfallbehältnis dröhnende „aaargh!“ gibt den Evildoern einen relativ brauchbaren Hinweis, wo M.J. sich aufhält… Nun möchte Corrupt den doofen M.J. unbürokratisch abmurksen (meinen Segen hat er schon mal, der Junge muss aus dem Genpool), aber Jodi fleht um Gnade, Vergebung usw.. „Ich bin sicher, wir können eine persönliche Übereinkunft treffen,“ grinst Corrupt und leckt sich die Lippen…

Wie die aussieht, erfahren wir gleich (als ob wir´s uns nicht eh gedacht hätten) – Pammi, die´s irgendwie mitbekommen hat, instruiert Lisa, dass Jodi M.J. an Corrupt ausgeliefert habe, was Lisa nicht glauben mag und deswegen zu Jodis Wohnung schleicht und dort durchs Fenster spickt. Und was sieht ihr entzündetes Auge? Na, natürlich Corrupt, der seinen Teil der Übereinkunft einfordert – solange Jodi lieb zu ihm ist, wird M.J. zwar unter Verschluss gehalten, aber nicht putt gemacht. „Ich bin ein netter Kerl, wenn man mich richtig kennenlernt,“ sagt Corrupt, ohne rot zu werden. Jodi ist gewillt, alles zu tun, was der fiese Nette (oder nette Fiese) von ihr verlangt, sollte M.J. aber auch nur ein Nasenhärchen gekrümmt werden, gelobt sie, Corrupt persönlich zu entleiben, um sich dann widerstandslos besteigen zu lassen („pure pornö, behauptet Ice-T im commentary frecherweise, dabei gibt´s noch nicht mal Möpse). Lisa jedenfalls zieht daraus die üblichen falschen Schlüsse, dass Jodi freiwillig mitspiele und M.J. absichtlich ans Messer geliefert habe, schmeisst sich ans nächste Münztelefon und erzählt brühwarm dem verblüfften Miles in Washington, dass seine Holde es grade gar heftig mit Corrupt treibe. Miles is not very amused.

Lisa ihrerseits konfrontiert Jodi im Burger-Laden und verlangt ultimativ, dass, wenn Jodi schon mit Corrupt rumfickt, sie doch wenigstens dafür sorgen könne, dass M.J. freigelassen wird – da dieses kleine Streitgespräch dazu führt, dass ein paar hungrige Kunden eine ungeplante Wartezeit in Kauf nehmen müssen, vertreiben die sich die Zeit damit, Tresen und Tische mit Ketchup zu verzieren. Soll wohl ´ne Art comic relief sein.

Obwohl sie das gar lustige Missverständnis mit Lisa nicht aufklären konnte, versucht Jodi trotzdem, Corrupt diesbezüglich zu bequatschen und verspricht dafür sogar, Miles endgültig Miles sein zu lassen und Corrupts treue Sklavin zu werden, so er M.J. aus seinen Fängen lässt. Wie schon gesagt – Corrupt ist nicht ganz blöde und macht sich und ihr die Rechnung auf, wonach er ja keine Garantie dafür habe, dass sie diese Vereinbarung nicht spontan vergessen wird, sofern er M.J. tatsächlich auf freie Reeboks setzt. Jodi glaubt, in dieser Hinsicht vertrauenswürdig zu sein. Sicherheitshalber schiebt Corrupt erst mal eine Rammeleinlage ein, was von Lisa (diesmal sogar mit Pammi als moralischem Beistand) erneut argwöhnisch beobachtet wird (läuft nix in der Glotze? Zu jung, um Pornos aus der Videothek auszuleihen? Kein Internet-Zugang?)

Egal, irgendwie scheint es Jodi gelungen zu sein, Corrupt eine entsprechende Zusage aus´m Kreuz (oder besser aus´m Schwanz) zu lutschen (höhö, ich bin heute mal wieder ganz stolz auf meine dreckigen Witze), weswegen sie sich mit Lisa zwecks Terminsvereinbarung trifft. Lisa kippt vor Begeisterung nicht ganz aus den Latschen, sondern bedankt sich mit einer soliden Rechten in Jodis Magengrube, dieweil Corrupt schon den sichtraubenderweise kapuzierten M.J. anschleppen lässt und ihm ins Ohr flüstert, dass er, also M.J., demnächst eh den Löffel reichen werde und er, also Corrupt, und Jodi dann gar tierisch über sein Ableben trauern würden (hm, also so´ne richtige Vertrauensbasis scheint mir da nicht zu bestehen…). Miles ist inzwischen wieder zuhause, findet die Wohnung leer und verlassen vor, zieht daraus die richtigen bzw. falschen Schlüsse und ist stinkig. Jodi latscht ziellos an den Bahngleisen entlang und kehrt schliesslich. weil ihr wohl nix besseres einfällt, zum ausersehenen Austausch (in der uns schon vielfältig bekannten abgewrackten Fabrikhalle) zurück.

Miles sucht die Bulettenbude auf und wird von Margo in die grobe richtige Richtung gewiesen – Pammi gibt ihm noch die restlichen notwendigen Informationen, wonach Lisa die Gelegenheit nutzen und bei der geplanten M.J.-Freilassung sowohl Corrupt als auch Jodi zu töten beabsichtige (was´n Mädchen…). In der Tat zückt Lisa schon mal ihren Damenrevolver und hält sich im Hintergrund, während Corrupt M.J. auspackt und Jodi den Bären aufbindet, dies nur zu tun, um den Frieden in der Hood zu sichern. Nun sind friedenserhaltende Massnahmen im Sinne von Corrupt sicher nicht identisch mit solchen, wie sie die UN (üblicherweise versagenderweise) zu zelebrieren beliebt und deswegen versichert Jodi Corrupt ausdrücklich, dass Lisa und ihre Gang nicht auftauchen würden, ahnt sie doch, dass Corrupt und seine Leute nur darauf warten, um sie wegzuputzen. „Geben wir ihnen noch ein paar Minuten,“ grinst Corrupt sardonisch. Und er wird nicht enttäusch, denn Lisa und ihre Gang geben sich zu erkennen und ein Shoot-out in der aus The Wrecking Crew gewohnten Anti-Qualität nimmt seinen Lauf (you know, jeder ballert wild und unkontrolliert durch die Gegend, by random fallen ein paar Statisten um usw.), auch M.J. schiesst fröhlich mit (woher er die Knarre hat, möge mir mal einer erklären). Mittels eines semispektakulären Motorradstunts bricht auch Miles in die gar lustige Ballerei ein und beteiligt sich nach Kräften. Corrupt und Miles werden jeweils angeschossen und angesichts ihres verletzt darniederliegenden Lovers greift sich Jodi eine herumliegende Kugelspritze und plättet den gerade auf gegenteiliges Streben programmierten Corrupt zu dessen sichtlicher Verärgerung.

Wrap-up-time. Lisa arbeitet nun in der Burgerbude (was ich schon als einen gewissen sozialen Abstieg einstufen würde, if I´m any judge) und reicht Margo einen Brief von Jodi, dem wir entnehmen, dass sie und Miles glücklich irgendwo in einem kleinen friedlichen und netten Kaff leben würden und dankbar seien, dass M.J. und Lisa ungeschoren aus der ganzen Angelegenheit herausgekommen wären, weil sie (also Miles und Jodi) die ganze Schuld auf sich genommen hätten (also, wenn ich nur ein bissl darüber nachdenke, sollten Miles und Jodi in diesem Fall nicht die Annehmlichkeiten einer netten Kleinstadt, sondern die von ausgesuchten Justizvollzugsanstalten der weniger erfreulichen Sorte geniessen dürfen…). Womit sich der Film nach geschlagenen 59 Minuten (!!!) erledigt hätte und wir nur noch satte ZEHN Minuten Abspann verkraften müssen (eine solche Credit/Film-Ratio erlauben sich noch nicht mal die schlimmeren Full-Moon-Filme).
Analyse

Soweit also Corrupt und Ihr habt als treue Leser sicherlich schon gemerkt, dass dieser Film fast noch schwachsinniger ist als The Wrecking Crew… naja, von einem Film, der sich grad mal eine Stunde Zeit nimmt, kann man wohl kaum eine echte Dramaturgie, Spannungsaufbau oder auch nur eine halbwegs vernünftige Story erwarten (Story? It´s a Pyunkemon! Was brauchen wir da´ne Story??).

Ich verweise nochmals auf das ausführliche Review zu The Wrecking Crew und wiederhole an dieser Stelle nur kurz, dass ein Grossteil der, hüstel, inhaltlichen und dramaturgischen Probleme darin begründet ist, dass ein ursprünglich als maximal halbstündiger Part eines Episodenfilms geplanter Plot mühselig zu einem eigenständigen feature film ausgebaut wurde – nun kann man sicherlich trefflich darüber streiten, ob ein Film mit insgesamt 69 Minuten Laufzeit (wovon gut 13 Minuten für Vor- und Abspann draufgehen) als abendfüllender Film gewertet weden kann (in den 50ern wäre das ja noch okay gewesen, aber da gab´s für solche Zwecke ja Doppelvorführungen), aber Corrupt fährt mit diesem Treatment insgesamt ein wenig besser als The Wrecking Crew und das liegt zweifelsohne daran, dass Corrupt kein Actionfilm ist, sondern ein reinrassiges Drama (und damit für Albert Pyun ziemliches Neuland darstellt… Brain Smasher war eine Komödie, aber an ein echtes Drama hat sich der gute Mann meiner Erinnerung nach noch nie gewagt) – d.h. obwohl der Film sicher künstlich gestreckt wirkt (was ja auch der Fall ist), verliert er sich nicht völlig in endlos ausgewalzten Shoot-outs minderwertiger Qualität. Das padding bezieht sich bei Corrupt eher auf unnötige endlose establishing shots und zusammenhanglose Dialogpassagen (z.B. die kurze Sequenz mit „Sayer“, die keinen anderen Zweck erfüllt, als zwei Minuten totzuschlagen). Das bedeutet, dass der character stuff hier weiger aufgesetzt wirkt als in The Wrecking Crew, die Geschichte (und, man glaube es oder nicht, eine solche ist in Ansätzen tatsächlich zu erkennen, auch wenn sich der Film, wie wir noch feststellen werden, nie wirklich festlegen mag) wird durch Dialoge erzählt und vorangebracht.

Das Problem der Story ist das Missverhältnis unter den Protagonisten. Nominell sollen wir wohl davon ausgehen, dass M.J. die Hauptperson bzw. der „Held“ ist – allerdings hat M.J. vielleicht maximal fünf Minuten Screentime und acht bis zehn Zeilen Dialog – man vergisst trotz der kurzen Laufzeit des Films beinahe, dass sich die Story eigentlich um ihn dreht (dazu passt, dass er im Showdown nur mal kurz in Erscheinung tritt und ein paar Schüsse abgibt und im wrap-up gar nicht anwesend ist). Die eigentliche Hauptperson ist Jodi – mit ihr steht und fällt die Geschichte und eigentlich wäre die gar nicht so schlecht, wenn sie sich konsequent um Jodi drehen würde (kurios genug, dass Karen Dyer als eigentliche Hauptdarstellerin gerade mal an vierter Stelle, sogar hinter ihrer „Kollegin“ Margo, die nun grad mal zwei Minuten screentime hat, gebillt wird); denn so vollkommen uninteressant ist der zweifellos nicht neue Aspekt, ob man bzw. frau im Zweifel sich für die Familie (in diesem Fall Bruderherz M.J.) bzw. die eigene Liebe (Miles) entscheidet, nun wirklich nicht. Nur verzettelt sich der Film (was bei nur einer knappen Stunde Spieldauer so einfach auch wieder nicht ist) zu sehr mit seinen angedeuteten Subplots um Lisa und ihre Gang und Corrupts Bestreben, the hood gewalttätig zu befrieden – für die knappe running time ist das nicht gerade zu viel Plot (ich war versucht, diese These gerade aufzustellen), aber es ist ein bissel distracting.

Filmisch werden keine Bäume ausgerissen – Pyun zieht in Corrupt besseren Nutzen aus seinen Locations, auch wenn sicher niemand auf die Idee kommen wird, die tschechischen Örtlichkeiten mit einem amerikanischen Ghetto zu verwechseln, egal wie viel Graffitis man an die Wände gesprüht hat – der Film klebt nicht so penetrant an einem einzigen Set wie The Wrecking Crew, es gibt ein wenig mehr Abwechslung für die Augen. Pyun zieht sich in den dramatischen Szenen nicht so übel aus der Affäre, wie man es befürchten konnte und musste – da ist sicherlich kein Funken Inspiration drin, aber es ist nicht hanebüchen schlecht. Für diese Schublade bleiben aber natürlich der Showdown-Shoot-out (der auf bescheidenem Amateur-Niveau bleibt) und die jegliche Lächerlichkeitsskala sprengenden „visual effects“ (I use this term ever so loosely, um einen meiner öfter zitierten Sprüche mal wieder anzubringen) übrig. Wo der (übrigens sowieso herzig daneben liegende, auch was die Inhaltsangabe angeht) UK-Covertext die „explosive action“ und „non-stop stunts“ erblickt haben mag, bleibt ein Mysterium des Universums (vermutlich hat der Schreiberling lieber zum vierten Mal Face/Off gesehen, anstatt sich auftragsgemäss diesen Film anzusehen, bevor er den Text verfasste).

Mit The Wrecking Crew hat Corrupt auch den unfilmischen Videolook gemeinsam – da der Streifen nun mal aber ein Drama und kein Actionfilm ist, erweist sich das hier als nicht sooo störend – bei der Wrecking Crew raubte das den ohnehin schon lahmarschig inszenierten Actionszenen jegliche Restdynamik, hier, wo wir es grösstenteils doch mit einer Art „soap operä zu tun haben, passt der Look einfach besser. Auch Corrupt leidet allerdings unter dem Problem, dass ein Gutteil der eigentlich zur Verwendung angedachten Aufnahmen verloren ging und durch Probeaufnahmen und Outtakes ersetzt werden musste, die qualitativ erheblich schlechter sind als das „richtige“ Material.

Akustisch werden wir wieder von einigen Ice-T- und Konsorten-Tracks „verwöhnt“, wobei es leider einige Überschneidungen zum Soundtrack von The Wrecking Crew (und vermutlich auch Urban Menace gibt. Trotzdem muss ich leidgeprüft zugeben, dass der Theme-Song für Corrupt, „Always wanted to be a hö, wieder mal quite catchy ist. Wie schon bei The Wrecking Crew läuft der Soundtrack über die komplette Spielzeit – wenn nicht gerappt wird, gibt´s einen ganz brauchbaren Riparetti-Score.

Kommen wir zu den Schauspielern und da gebe ich höchst erfreut zu Protokoll, dass Ice-T nun endlich mal wieder eine Rolle hat, die auch seinem Billing entspricht – d.h. Ice hat quite a lot of screentime und füllt diese auch recht motiviert aus – er hat einige gute speeches und insgesamt wohl doch einigen Spass an der Sache. Ice is by far the best actor des ganzen Ensembles (mittlerweile hat er ja auch Routine) und gibt insgesamt eine recht charmante-over-the-top-Performance – und Screenpräsenz hat Ice eh, wenn er denn will.

Silkk The Shocker hat nicht viel zu tun. Der Typ ist für mich nicht mehr als ein austauschbarer Afro-Amerikaner ohne eigene Persönlichkeit, nicht dass die Rolle ein grossartiges Anforderungsprofil hätte, mit dem sich ein brauchbarer Schauspieler auszeichnen könnte. Er ist dabei, hatte vielleicht ein wenig Freude an der Filmerei, aber damit hat sich´s auch.

Karen Dyer liefert eine durchaus ansprechende Performance ab (sämtliche Komplimente bitte ich natürlich streng im Rahmen eines Albert-Pyun-Films zu verstehen) – sie hat allerdings auch die einzige Rolle von wirklichem Tiefgang und mit ein wenig Background zur Verfügung, aber sie meistert sie recht anständig. Ansonsten finden sich die üblichen Verdächtigen wieder – T.J. Storm, in The Wrecking Crew noch Chef des „Cartel“, muss sich hier mit einer undankbaren Sidekick-Rolle zufrieden geben, Ernie Hudson jr. hat als Miles auch nicht gerade wahnsinnig viel zu tun und Vincent Klyns Gastrolle hat man wohl kurzerhand ins Script geschrieben, weil der eh schon mal der anderen beiden Filme wegen in Bratislava rumhing und nichts besseres zu tun hatte.

Die DVD von EnergyTK kommt wieder in einem knappen Widescreen-Format (die Closing Credits werden aber seltsamerweise in Vollbild präsentiert… komisch), wobei die Bildqualität ziemlich gut ist – sofern es sich um das eigentliche Filmmaterial und nicht die rekonstruierten Szenen handelt, letztere sind wieder viel zu hell und grieselig, erstere aber ziemlich scharf und angemessen düster, was die ingesamt eher triste Stimmung des Streifens unterstreicht. Leider trüben einige horizontale Störblitze das Sehvergnügen. Der Ton (englischer Dolby 5.1-Track) ist dieses Mal etwas ausgewogener zwischen Dialogen und Musik ausgependelt, d.h. es werden keine Dialoge übertönt (allerdings auch, weil der Streifen einer Nachsynchronisation unterzogen wurde, die aber alles andere als lippensynchron ist) – die Musik fährt aber trotzdem wieder besser, wobei sich auf der Dialog- und Sound-Effekt-Spur aber kaum bemerkenswertes tummelt (meine reaktivierte Surround-Anlage wurde jedenfalls nicht vor Herausforderungen gestellt). An Extras gibt´s wieder den isolierten Soundtrack, ein recht blödes kleines Quiz mit fünf Fragen zum Film ohne jeglichen Pay-off (hat man alle Fragen erfolgreich beantwortet, landet man einfach wieder im Hauptmenü. Duh!) und einen Audiokommentar von Ice-T, der allerdings sein Geld wert ist. Ice labert den Film zwar nicht ununterbrochen zu, es entstehen einige Pausen und das meiste, was Ice tut, ist mehr das Geschehen im Film in fast schon MST3K-Film zu kommentieren, aber einige seiner Kommentare sind abgrundtief witzig („I have no idea what this scene means whatsoever!“, über Jodi: „I want this chick as much as a hole in the head“ und, best of it all, „if you have time to watch this movie a second time with this track, you´re a loser! Get a job, go to school, but don´t waste your time!“) Funny stuff, nur leider stürzte dieser Audiotrack meinen Player nach gut der Hälfte in einen heftigen Freeze und ich hatte nicht die allergrösste Lust, rumzuprobieren und mir auch den Rest noch anzuhören. Bei Gelegenheit mal.

Insgesamt ist Corrupt mal wieder ein dämlicher Film, der mir aber letztendlich erheblich mehr Spass gemacht hat als The Wrecking Crew. Kann daran liegen, dass der Streifen sich wenigstens mit dem Anflug einer nachvollziehbaren Story segnet, aber auch daran, dass Ice-T eine seiner motivierteren Performances der letzten Zeit hinlegt, der Billig-Videolook des Films nicht so grauenhaft nervt wie bei The Wrecking Crew, oder, und die Möglichkeit ist nicht zu vernachlässigen, weil er einfach noch kürzer ist. Garniert mit den wieder mal hochnotpeinlichen visuellen Effekten (und der Tatsache, dass Ice-T anschliessend nicht als verschmorte Leiche, sondern als ganz er selbst, ohne die geringste Brandwunde, rumläuft und die ganze Idee, wie er Yuzo killt, so zum Brüllen ist), einigen handlungsmässigen Totalaussetzern (M.J.s grandioser „Fluchtplan“) und dem schlichten Faktor „An Albert Pyun Film“, gestaltet sich Corrupt letztendlich als hochunterhaltsame Trash-Granate, die zu kreativem Riffing nur so einlädt und den ich mir sicherlich erheblich früher wieder mal reinziehen werde als The Wrecking Crew. Whack my head and call me Sonny Bono, aber ich hatte mit Corrupt einen Heidenspass…

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 7


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